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Bestell-Nr.: BN7361
Autor/in: John White
Titel: Die goldene Kuh - Materialismus in der Gemeinde Jesu
ISBN: 9783882241723 (früher: 3882241721)
Format: 20,5 x 13,5 cm
Seiten: 160
Gewicht: 253 g
Verlag: Francke-Buchhandlung
Erschienen: 1981
Einband: Paperback
Sprache: Deutsch
Zustand: leichte Gebrauchsspuren
Kurzinfo:
Es geschah im ersten Jahrhundert, da nahm Jesus eine Peitsche und trieb die Geldwechsler aus dem Tempel. Und heute? Wie würde er heute auf die immer größer werdende Inbesitznahme der Kirche durch materielle Dinge reagieren?
Die Propheten des Alten Testaments beschuldigten Israel des Götzendienstes. klagten es der Hurerei an und machten ihm so seine Verwerfung durch Gott bewusst. Das Volk Gottes hatte sich selbst an die Verlockungen politischer Sicherheit, sozialen Wohlergehens und wirtschaftlichen Wachstums verkauft.
Ist es möglich, dass auch die Gemeinde Jesu heute begonnen hat, der goldenen Kuh des Materialismus und Erfolgs zu frönen? John White zeigt, auf welch hohem Niveau heute der irdische Reichtum marncher Kirchen steht.
Er prüft, welche Möglichkeiten christliche Gemeinden haben, um Geld anzusammeln, und untersucht den christlichen Geschäftssinn. Schließlich behandelt er den von Statistiken geplagten Bereich der Evangelisation.
Gewiss ein schockierendes Buch, aber geschrieben aus liebevoller Verantwortung, das Heilige zu hüten. Zum Heil für die Gemeinde Jesu heute und damit für uns!
1. Stricke - die Geißel der Propheten
Jesus machte die Geißel selbst (Joh. 2,15). Deshalb war sein zorniges und gewaltsames Handeln im Tempelvorhof nicht ein impulsiver Gefühlsausbruch, sondern eine vorbedachte Tat. Er plante sie und führte sie dann aus. Er nahm die Tische, auf denen sich die Münzen häuften, und warf sie zur Seite. Lauter Protest erhob sich, erregte Stimmen waren zu hören inmitten des krachenden, splitternden Holzes schwerer Möbelstücke auf Stein, dem Klirren rollender Münzen und dem Zischen und Knallen der Geißel. Blökende Schafe, brüllende Ochsen übertönten die gedämpften Laute aufgescheuchter Tauben.
Ob die Geißel tief in menschliche Rücken einschnitt oder nicht, wissen wir nicht, doch vermute ich, daß sie gleichermaßen auf Menschen und Tiere niederging. Einigen Übersetzungen zufolge warf er die Stühle der Taubenverkäufer um, und es ist anzunehmen, daß dabei auch einige von ihnen zu Fall kamen. Da lagen sie auf dem Boden, während die Tiere in heller Panik über sie hinwegstolperten.
Verwunderlich ist, daß die Proteste ebenso schwach wie vergeblich waren. Er schwitzte und atmete schwer vor Anstrengung, ruhige Entschlossenheit im Blick, dem die Leute nicht standhalten konnten. Schafe, Ochsen, Tauben und Menschen wurden in all diesem Tumult aus den Toren getrieben.
Selbst als das getan war, ließ er es nicht dabei bewenden. Jeder nichtsahnende, neu eintreffende Händler, der mit noch weiteren Tieren hinzukam, erschrak entsetzt, als ihm einer den Weg verstellte mit der Peitsche in der drohend erhobenen Faust und mit entschlossenem Blick (Mark. 11,16).
Man soll nicht meinen, daß da irgend etwas Übernatürliches mit
im Spiele war, als sie von der Furcht, die er hervorrief ergriffen
wurden. Obgleich selbst Gott, rief er keine Legion von Engeln zu Hilfe, noch gibt es irgendein Anzeichen dafür, daß die Händler etwa von einem geheimnisvollen Entsetzen gepackt worden seien. Er beherrschte die Menge allein durch seine moralische Autorität, die noch durch die völlige Eindeutigkeit seines 1-tandems und das schlechte Gewissen der Geldwechsler verstärkt wurde. Er brachte zum Ausdruck, was das einfache Volk schon seit langem empfand.
Wie manche der heutigen Theologen und Akademiker, die ihre leeren und hochtönenden Worte von der Kanzel und von ihrem Elfenbeinturm herunter ertönen lassen, versuchten die religiösen Führer, ihn mit Worten einzuschüchtern. Er ließ sie mit einer rätselhaften Aussage stehen. Entsetzt begannen sie sogleich, Pläne für seinen Tod zu schmieden (Mark. 11,17-18).
Immer wieder, bei der Austreibung der Leute und Tiere aus dem Tempel als auch bei seiner Belehrung des Volkes, waren die Worte zu hören: «Machet nicht das Haus meines Vaters zu einem Kaufhaus» (Joh. 2,16). Und dann noch strenger: «Steht nicht geschrieben: 'Mein Haus soll ein Bethaus heißen für alle Völker'? Ihr aber habt es zu einer Räuberhöhle gemacht» (Mark. 11, 17).
Nur selten wird über dieses Ereignis gepredigt. Es ist so, als würden wir selbst stumm und betroffen inmitten der Menge stehen.
Der zornige Christus
Seit undenklichen Zeiten blüht das Geschäft in der unmittelbaren Umgebung der Religion. Der Kugelschreiber mit der Aufschrift «Jesus rettet» in christlichen Buchhandlungen ist ein modernes Beispiel dafür. Doch bevor ich etwas zu solchen Methoden zu sagen habe, möchte ich die Frage stellen: Worüber war der Sohn Gottes eigentlich zornig?
Das ist eine sehr wichtige Frage. In einem Leben, gekennzeichnet von Güte und Erbarmen, zeigt einzig und allein dieses Ereignis Jesus als einen Mann der Gewalt. Freund und Feind wurden gleichermaßen von Furcht und Entsetzen erfüllt. Deswegen müssen wir annehmen, daß einem solch abweichenden Verhalten eine un-
gewöhnliche Bedeutung zukommen muß. Der Grund für seinen Zorn muß in einem noch abscheulicherem Vergehen zu suchen sein, als irgendeinem, dem cr sonst begegnet ist. Seine vorherigen Wehrufe über die Pharisäer waren nicht gerade milde. Doch nur allein bei dieser Gelegenheit wendete er Gewalt an.
Was war es, das ihn am Tausch von Geld und Tieren so tiefgreifend erzürnte? «Ein Bethaus» nannte er den Tempel, nicht eine Stätte der Lehre oder eine Opferstätte. (Er selbst sollte das Opfer werden.) Was waren seine Gedanken?
Das, was die Priester und Pharisäer aufbrachte, war so verschieden von dem, was den Sohn Gottes erzürnte. Sie und er hatten beide Ehrfurcht vor dem Tempel. Aber obwohl die Priester und Pharisäer über lärmende Kinder im Tempel empört waren, fanden sie offenbar nichts an dem kommerziellen Treiben im Tempelvorhof. Es gibt Hinweise darauf, daß einige der Verkaufsstände, die Jesus umgeworfen hat, dem Hohenpriester gehörten. Sicher ist, daß dieses System die Protektion der Tempelhierarchie genoß.
Und warum auch nicht? Die Geldwechsler erwiesen den Tempelbesuchern einen Dienst. Die Menschen kamen von weit her in den Tempel nach Jerusalem. Da die Tempelsteuer in tyrrhenischer Währung zu entrichten war, hatte sich für die Pilger mit ausländischer Währung diese zweckmäßige Möglichkeit zum Einwechseln entwickelt. Und waren die Geldwechsler etwa nicht berechtigt, einen Gewinn zu machen? Wovon hätten sie leben sollen, wenn sie diese Dienstleistung gratis verrichtet hätten? Was hieß es schon, wenn dabei gelegentlich ein wenig betrogen wurde? Ist das nicht menschlich? Und ist das überhaupt jemals ganz zu vermeiden? Teilen wir selbst nicht eher die Ansicht der Priester als die von Jesus? Wie reagieren wir, wenn Kinder lachend und lärmend in unserem Gemeindehaus umherrennen? Sagen wir ihnen: «Seid ruhig, das hier ist ein Gotteshaus!» (Wenn wir das tun, lehren wir sie etwas Falsches. Gott wohnt weder in Häusern aus Stein und Beton noch in gotischen Bauwerken. Sein Volk ist sein Tempel.)
Die Vorstellung der Priester von der rechten Ehrfurcht kam dem Respekt, den sie von anderen für sich selbst erwarten, gefährlich
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