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Böse Nachbarn sind ein Kreuz, unter dem alle seufzen. Aber Gott der Herr lenkt alles zum Besten und wird auch ferner alles gut machen. Ganz unterschiedliche Menschen, die in einer Nachbarschaft zusammenwohnen, schildert uns die beliebte Schriftstellerin im vorliegenden Buch. Wieder eine Erzählung, die alles hält, was der Name Helene Hübener verspricht.
Leseprobe. 1. Die Fremde
»Frau Rösel, wie ist es? Sie kommen doch in dieser Woche zu mir?«
Mit diesen Worten ging eine feingekleidete Dame auf ein Häuschen zu, das schmuck und sauber anzusehen war. Es lag ziemlich am Ende der Stadt, an der Straße, die nach dem Bahnhof führte. So blank und sauber wie das Häuschen war auch die Frau anzusehen, die in der offenen Haustüre stand. Über einem Kleid von dunklem Wollstoff war eine helle, frischgewaschene Schürze gebunden, das Haar, das schon Silberfäden zeigte, war glatt gescheitelt, das Gesicht machte einen treuherzigen Eindruck, man konnte auf den ersten Blick Zutrauen zu der Frau gewinnen.
»Zum Waschen kann ich in dieser Woche nicht kommen, Frau Belzer; ich habe ein Erlebnis gehabt.«
»Was ist denn passiert, liebe Frau? Ihrem Mann ist doch kein Unglück zugestoßen? Sie sehen sorgenvoll aus.« -
»Mein Mann ist frisch und gesund. Er ist heute morgen, wie gewöhnlich, auf Arbeit gegangen. Die Zimmerleute haben jetzt bei dem großen Bau des neuen Krankenhauses viel zu tun. Aber kommen Sie herein, Frau Belzer, ich muß Ihnen alles erzählen, wie es gekommen, es ist eine lange Geschichte.«
Voll Bewunderung folgte Frau Belzer der Alten in das kleine, rechts von der Haustüre gelegene Zimmer, das einen durchaus einfachen, aber behaglichen Eindruck machte. Frau Rösel nötigte die Dame auf das mit schwarzem Ledertuch überzogene Sofa und begann
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