DIE FLUT ZERSTÖRTE DIE GANZE WELT
- Konstruktion der Arche
- Zusammenführung der Tiere und ihre Versorgung
- Hebung der ozeanischen Wasser
- Freigabe der Wasser oberhalb der Ausdehnung
- Ausbildung der Ozeanbecken der Gegenwart
- Ausbildung der Gebirgsketten der Gegenwart
GOTT ZERSTÖRTE DIESE WELT AUF ÜBERNATÜRLICHE WEISE
- Tiefe der Flut
- Dauer der Flut
- Notwendigkeit der Arche
- totale Vernichtung einer weitverbreiteten Menschheit
- Zeugnis des Apostels Petrus
- Problem der universalen Ausdrücke
HEUTE SICHTBARE AUSWIRKUNG DER FLUT
- Flut und Naturprozesse
- zerstörende Kraft des bewegt Wassers
- stratigraphische Auswirkungen der Flut
- Bildung von Fosilschichten
- Katastrophische Phänomene in der Geologie
KERNFRAGE: IST DIE BIBEL WIRKLICH GOTTES WORT?
- biblische Katastrophelehre und Uniformitarianismus
- stehen die Geologen über der Bibel
- Henry M. Morries antwortet J.R. van der Fliert
Kapitel 1
Die Flut zerstörte die ganze Welt
Die Historizität der Personen und Ereignisse, die mit der in den ersten Kapiteln der Genesis beschriebenen großen Flut zusammenhängen, wird durch sechs neutestamentliche Stellen bestätigt.' In mindestens fünf von diesen sechs Stellen wird der übernatürliche Ursprung der Flut entweder ausdrücklich festgestellt oder ungenannt vorausgesetzt. In Matth. 24,37-42 und in Luk. 17,26-27 vergleicht Jesus die Flut (in der eine einzige gerechte Familie verschont wurde, um die Erde später wieder zu bevölkern - die übrige, gottlose Menschheit wurde völlig vernichtet) mit seiner Wiederkunft, bei der einige verschont und die anderen gerichtet werden. In Hebr. 11,7 wird uns gesagt, daß Noah «eine göttliche Weisung über das, was noch nicht zu sehen war, empfangen hatte» - hier wird der übernatürliche Ursprung und Charakter der Flut eindeutig vorausgesetzt. In 2. Petr. 2,4-5 lesen wir, daß Gott «die Flut über die Welt der Gottlosen brachte». Ähnlich heißt es in 2. Petr. 3,5-6, daß «durch das Wort Gottes ... die damalige Welt, vom Wasser überschwemmt, unterging». In V. 7 lesen wir dann: «Die jetzigen Himmel und die jetzige Erde aber sind durch dasselbe Wort aufbewahrt und für das Feuer aufgehoben zum Tag des Gerichts und des Verderbens der gottlosen Menschen» .2
Nicht nur, daß sich Christen häufig der Verzerrung des biblischen Schöpfungsberichts schuldig machten, indem sie die Vorstellung von reinen Naturprozessen, die über lange Zeitabschnitte hinweg abgelaufen sein sollen,' mit einbezogen, der Bericht der Bibel wurde auch von zahlreichen modernen uniformitarianistischen Interpreten stark angegriffen.
1 Matth. 24,37-39; Luk. 17,26-27; Hebr. 11,7; 1. Petr. 3,20; 2. Petr. 2,5; 3,5-7. 2 Die Zitate der Bibelstellen sind, wenn nicht anders vermerkt, der Elberfelder
Übersetzung entnommen (AT:57, Auflage 1976, NT:rev. 1. Auflage 1974). 3 Vgl. J.C. Whitcomb jr., uThe Earty Earth» (Grand Rapids: Baker Book Hou se, 1972), S. 24-29.
Die Geologen haben natürlich recht, wenn sie darauf bestehen, daß auf der Basis der heute beobachtbaren geologischen Prozesse sowie dem gegenwärtigen Gleichgewicht der subozeanischen und kontinentalen Landmassen eine weltweite Flut, die selbst die Berge bedeckt, nicht stattfinden kann. Wir stimmen der Aussage zu, daß in der Erdkruste keine bekannte Kraft oder Kombination von Kräften existiert, die so stark wäre, daß sie den Meeresboden heben und die Kontinente senken und nach einem Jahr diesen Prozeß wieder umkehren könnte!
Wenn aber eben diese Geologen (wie auch jene Theologen, die von den gegenwärtig populären geologischen Theorien stark beeinflußt sind) dogmatisch erklären, daß das Buch der Genesis irrt, wenn es uns von einer derartigen, globalen Katastrophe in den Tagen Noahs berichtet, unterschätzen sie dann nicht den Gott der Schöpfung, der Wunder und des Gerichts? Wir können mit den Worten Jesu sagen: «Ihr irrt, weil ihr die Schriften nicht kennt, noch die Kraft Gottes» (Matth. 22,29).
Wir wagen es nicht, die Aussagen der Schrift über die übernatürlichen Kräfte außer acht zu lassen, die Gott einsetzte, um die große Flut in Gang zu bringen. Die Flut war somit keine bloß zufällige Kombination natürlicher und heute beobachtbarer Prozesse. Die Bibel stellt die Flut im Gegenteil als ein einzigartiges, einmaliges, nie wiederholbares Ereignis der Erdgeschichte dar, das im Blick auf sein Ausmaß und seine Bedeutung nur dem Endgericht zu vergleichen ist (Gen. 8,21-9,17; Matth. 24,37-42; 2. Petr. 3,5-7). Viel schwerwiegender ist, daß solche Wissenschaftler und Theologen «absichtlich vergessen» (2. Petr. 3,5), daß Gott nicht nur ein lebendiger und persönlicher Gott, sondern auch tatsächlich fähig ist, gerade die Wunder zu vollbringen, die in seinem Wort bezeugt sind. Die Bibel läßt in der Tat keinen Zweifel darüber, daß man nur dann ein wahrer Christ sein kann, wenn man ein so erstaunliches Wunder wie die leibliche Auferstehung Jesu Christi aus dem Grab am dritten Tag nach seiner Kreuzigung akzeptiert (Röm. 10,9; 1. Kor. 15,1-10).
Die Verfechter der Theorie einer nur lokalen Flut haben es sich natürlich leicht gemacht, indem sie die Berufung auf Wunder in Frage stellten und jeden ernsthaften Versuch ablehnten, mit der Flut nach der Bibel fertig zu werden.
Bernard Ramm ist ein Theologe, der zwar an Wunder in der Bibel glaubt, aber trotzdem folgende Aussage wagt: «Wenn man an einer universalen Flut festhalten will, hat man sich deutlich die Tatsache vor Augen zu halten, daß dazu eine ganze Reihe erstaunlicher Wunder notwendig sind. Man kann sich allerdings nicht mit frommen Erklärungen zu entschuldigen suchen, daß Gott allmächtig sei und alles tun kann... . Es ist keine Frage, was der Allmächtige tun kann, aber die Einfachheit des Flutberichts verbietet die Annahme einer endlosen Kette von Wundern, die eine universale Flut möglich machen soll».'
Im Blick auf diesen Einwand richtet sich unsere Aufmerksamkeit zuerst auf die Aussage, daß «die Einfachheit des Flutberichts» einen Wunderglauben verbietet, der zur Erklärung einer universalen Flut nötig wäre. Dr. Ramm sagt leider über die Art dieser angesprochenen «Einfachheit» nichts weiter aus. Dies ist sehr bedauerlich, denn dieser Einwand dient ihm offenkundig als Interpretationsschlüssel für den gesamten Flutbericht der Genesis. Wir müssen uns indessen tatsächlich fragen, ob nicht jedes Wunder, das in der Bibel beschrieben wird, von einer gewissen «Einfachheit» gekennzeichnet ist. Wie könnte Dr. Ramm etwa zwischen «Wundern der Genesis», «Wunder Daniels» oder «Wunder des Matthäus» unterscheiden?
Zweitens ist sich der Autor durchaus nicht der Notwendigkeit bewußt, sich auf eine «endlose Kette von Wundern, die eine universale Flut möglich machen soll», zu berufen. Wir werden im dritten Kapitel zu zeigen versuchen, daß verschiedene sehr wichtige Aspekte der Flut den Einsatz und Ablauf von natürlichen Gesetzen und Prozessen durch die weise Voraussicht (im Unterschied zu einem übernatürlichen Eingriff) Gottes zur Voraussetzung haben.
Das schwerwiegendste Problem im Zusammenhang mit Ramms Position ist jedoch die Tatsache, daß sie den Bedingungen des biblischen Zeugnisses von dem grundsätzlich übernatürlichen Rahmen der Sintflut nicht gerecht wird.
Es geht nicht darum, daß man sich verzweifelt auf die «bloße Allmacht Gottes» beruft, um eine unbiblische Katastrophentheorie zu stützen, sondern darum, daß man die klaren Aussagen des biblischen Textes, die die Ursachen und Auswirkungen der Flut betreffen, in Rechnung stellt. Eine sorgfältige Analyse der aufschlußreichen exegetischen Daten führt zu mindestens sechs Punkten, in denen der Supranaturalismus eindeutig die Voraussetzung der Sintflut ist: (1) die von Gott geoffenbarte Konstruktion der Arche; (2) die Zusammenführung der Tiere und ihre Versorgung; (3) die Hebung der ozeanischen Wasser von unten; (4) die Freigabe der Wasser von oben; (5) die Ausbildung der Ozeanbecken der Gegenwart und (6) die Ausbildung der heutigen Kontinente und Gebirgsketten. Diese übernatürlichen Aspekte der Flut bedeuten alle einen radikalen Bruch mit den naturalistischen Voraussetzungen der modernen «Wissenschaftlichkeit» und verdienen aus diesem Grund unsere gründliche Beachtung.
4 Bernard Ramm, «The Christian View of Science and Scripture» (Grand Rapids: Wm.B. Eerdmans Pub. Co., 1954), S. 243-47 (Hervorhebung von mir). Wie wir später noch zeigen werden, erfordert das biblische Flutkonzept keine «endlose Kette von Wundern».
Die Konstruktion der Arche
Einhundertzwanzig Jahre vor der Flut offenbarte Gott einem einzigen Menschen seine Absicht, die Erde durch Wasser zu zerstören. Gleichzeitig wies er ihn an, sich durch den Bau einer Arche auf dieses Gericht vorzubereiten, die nicht nur seine eigene Familie, sondern auch den Samen für die gesamte luftatmende Tierwelt retten sollte. Dieses «Bauwerk» war, wie wir noch sehen werden, nicht nur wegen seiner räumlichen Dimensionen und Proportionen von Bedeutung, sondern auch wegen seiner zeitlichen Dimension. Denn die einhundertzwanzig Jahre, die zu seiner Konstruktion notwendig waren, sind eine sichtbare Demonstration von Gottes Abneigung, auch nur einen Menschen zu vernichten - sie waren eine öffentliche Einladung zur Rettung vor dem drohenden Gericht. Der Apostel Petrus erklärt in eben diesem Sinn, daß «die Langmut Gottes in den Tagen Noahs abwartete, während die Arche gebaut wurde» (1. Petr. 3,20).
Die räumlichen Proportionen der Arche sind ein bemerkenswertes Zeugnis für die Folgerichtigkeit und die Objektivität des biblischen Flutberichts. Im Vergleich damit ist der babylonische Flutbericht angefüllt mit Absurditäten - die Arche sei ein Würfel mit einer Seitenlänge von 120 Ellen gewesen und hätte neun eingezogene Decks gehabt.' Aber die von Gott in der Genesis offenbarten Ausmaße sind im Blick auf den Zweck, den die Arche erfüllen sollte, vernünftig und angemessen. Was ihre Ausmaße anbelangt, so baute Peter Jansen aus Holland ein Modell, und dänische Barkassen, die man als Fleuten bezeichnet, wurden ebenfalls der Arche nachgebaut. Diese Modelle zeigten, daß die Arche eine größere Kapazität besaß als gewölbte oder auf andere Weise geformte Schiffe. Sie waren ausgesprochen seetüchtig, und es war nahezu unmöglich, sie zum Kentern zu bringen .6
Henry Morris gelangte in einer neueren Studie über die Stabilität der Arche zu der Schlußfolgerung, daß sie vollständig vertikal hätte gedreht werden müssen, um umstürzen zu können. Dr. Mor
ris fährt fort: «Außerdem hatte die verhältnismäßig große Länge der Arche (die sechsfache Breite) die Tendenz, sie vor Wellenkräften, die über ihre gesamte Länge mit überall gleicher Stärke angreifen könnten, zu schützen. Denn im Normalfall ist es so, daß die Struktur von Wellenfeldern gebrochen ist und variiert, und nicht aus einer Reihe langer und uniformer Wellenkamm-/Wellental-Sequenzen besteht. In dem chaotisch-hydrodynamischen Phänomen der Flut war dies ganz besonders der Fall. Die Arche tendierte in der Tat dazu, durch das weite Spektrum der hydrodynamischen Kräfte und Strömungen so ausgerichtet zu werden, daß ihre Längsachse zu der vorherrschenden Wellen- und Strömungsrichtung parallel verlief. Sie verhielt sich also wie ein halb-stromlinienförmiger Körper, an dem die reinen Zugkräfte gewöhnlich minimal sind. Die Arche war hinsichtlich ihrer Konstruktion äußerst stabil und hervorragend geeignet, die Stürme der ein ganzes Jahr anhaltenden großen Flut heil zu überstehen.»' Da die Arche
5 «Das Gilgamesch-Epos», übersetzt und bearbeitet von A. Schott und W. von Soden (Stuttgart: Reclam, 1972), S. 88. Vgl. «Ancient Near Eastern Texts Relating to the Old Testament», 3. Auflage, hrsg. von James B. Pritchard (Princeton: Princeton University Press, 1969), S. 93.
6 Bernard Ramm, «The Christian View», S. 230.
7 Henry M. Morris, «The Ark of Noah», Creation Research Society Quarterly (Sept., 1971), S. 142-44.