Nach langer Diskussion mit dem Prediger, der Volltheologe ist, faßte dieser das Gesagte zusammen, indem er behauptete, daß man in Deutschland wohl kaum einen Theologen finden könne, der glaube, daß die ganze Bibel von Gott eingegeben worden sei. Er selbst, obwohl Verkündiger der Botschaft des Herrn Jesus Christus, glaube auch nicht daran. Die Bibel sei eben ein Schatz in irdenem Gefäß; sie .enthalte wohl das Wort Gottes, sei aber an sich nicht das Wort Gottes. Manches, was sich in der Bibel finde, könne nicht als eingegebenes Wort Gottes betrachtet werden.
Die meisten jungen Männer, die durch die theologischen Fakultäten der Universitäten - und leider auch durch manche Bibelschulen - Englands, Deutschlands und der Schweiz hindurchgehen, werden im Laufe ihres Studiums in bezug auf die Frage der Zuverlässigkeit der Bibel zu einer ähnlichen Einstellung geführt.
Das Wort Gottes ist nach seinem eigenen Zeugnis vom Heiligen Geist eingegeben worden. Indem wir an dieser Aussage festhalten, wollen wir nicht behaupten, daß jedes Wort und jeder Punkt einer heutigen Bibelübersetzung oder der uns heute zugänglichen Grundtexte direkt von Gott inspiriert seien. Es ist klar, daß im Laufe der Jahrhunderte durch Kopieren, Bedeutungswandel von Worten und so weiter Fehler eingetreten und schwer verständliche Ausdrücke entstanden sind. Hier ist das ehrfürchtige Forschen einer aufbauenden Textkritik angebracht. Die Urtexte der Bibel sind in jeder Hinsicht und in allen Details das von Gott eingegebene Wort.
Wir können in der Bibel zwei Arten göttlicher Eingebung unterscheiden. So gibt es eine direkte Eingebung, die wir Diktat nennen dürfen, und eine indirekte Eingebung. Wenn wir etwa in 2. Mose 24,4 lesen: „Da schrieb Mose alle Worte des Herrn nieder", so haben wir es hier offenbar mit einer direkten Eingebung zu tun, die wir förmlich als diktiert bezeichnen können (vgl. zum Beispiel auch Offenbarung 14,13: „Und ich hörte eine Stimme aus dem Himmel, die sprach: Schreibe: Selig sind die Toten, die im Herrn sterben."). Genau das gleiche ist dort der Fall, wo Männer Gottes von Gott empfangene Prophezeiungen niederschreiben, ohne sie selbst zu verstehen, wie das zum Beispiel oft bei Daniel vorkommt: „Ich war aber ganz erstaunt über das Gesicht und verstand es nicht" (Daniel 8,27: vgl. auch Daniel 7,16; 8,15).
Die Schöpfungsgeschichte gehört selbstverständlich in die Kategorie der direkten Inspiration, weil kein Mensch Augenzeuge dieses Geschehens gewesen sein konnte.* Nach einem Schriftzeugnis aus
* Das Problem des Schöpfungsberichtes ist in einigen meiner naturwissenschaftlichen Bücher eingehend behandelt worden - vgl.,,Herkunft und Zukunft des Menschen", Hänssler-Verlag, Neuhausen-Stuttgart.
dem Neuen Testament (1. Petrus 1,10) haben Propheten geforscht und über. Dinge, die sie selbst durch den Heiligen Geist geweissagt, aber nicht verstanden haben, Verständnis gesucht.
Von indirekter Inspiration kann man hauptsächlich dort sprechen, wo die inspirierten Schreiber entweder selbst erlebtes oder von Augenzeugen vermitteltes Geschehen berichten.
Aus der Fülle der Lebensgeschichten von Menschen und Völkern, die in der Bibel erwähnt werden, sind uns nach Gottes Willen die Ereignise in den Schriften des Alten und Neuen Testaments überliefert worden, die zu unserer Belehrung und Ermahnung dienen: „Denn alles, was jenen widerfuhr, ist ein Vorbild und wurde zur Warnung geschrieben für uns" (1. Korinther 10,11). Zu dieser Kategorie gehören die historischen Geschichten wie die von Ruth und Esther.
Ob nun direkt oder indirekt inspiriert, so ist die ganze Heilige Schrift von Gott gewollt und von ihm als für uns wesentlich befunden und darum voll gültig. Auch die unästhetischen Geschichten, die man im Alten Testament findet, durch die sich so viele abgestoßen fühlen, sind so zu verstehen. Unverblümt wird der Mensch oft ohne Kommentar geschildert, wie er in seinem Mangel an Ästhetik in Wirklichkeit ist. Auch diese Dinge sind alle zu unserer Ermahnung geschrieben worden.
Unser Theologe vertrat die Ansicht, daß manches, was in der heutigen Bibel steht, in keinem Fall - weder direkt noch indirekt - von Gott eingegeben sei.
Ganze Kapitel des ersten Buches Mose und des Bu-
DAS SELBSTZEUGNIS
- Zuverlässigkeit der Bibel
- Stellungnahme Jesu Christi zur
- Zuverlässigkeit des Alten Testaments
- Autorität des Wortes
- praktisches Beispiel
- unsere Einstellung zum Wort
DAS HISTORISCHE UND PROPHETISCHE ZEUGNIS
- objektives und subjektives Zeugnis der Bibel
- historische Evidenz
- andere Probleme, Adams Rippe
- sechs 24-stündige Schöpfungstage
- theistische Evolution
- historische Sicht
- Überzeugtsein und christliche Vollmacht
- andere Hilfsmittel zum intellekt. Vertrauen
- das Weltbild der Bibel
- Vertrauen zum Gotteswort durch Prophetie
- persönliches Vertrauen