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Bestell-Nr.: BN9998
Autor/in: Dietrich Bonhoeffer
Titel: Dietrich Bonhoeffer Werke neunter Band DBW 9 Jugend und Studium 1918-1927
Preis: 8,10 €
ISBN: 9783374004713 (früher: 3374004717)
Format: 20,5 x 13,5 cm
Seiten: 712
Gewicht: 680 g
Verlag: Evangelische Verlagsanstalt Berlin
Erschienen: 1988
Einband: Leinen
Sprache: Deutsch
Zustand: leichte Gebrauchsspuren
Kurzinfo:
Schutzumschlag leicht abgenutzt
Vorwort des Herausgebers
Dieser Band enthält Texte aus der Zeit zwischen Januar 1918 und Januar 1928. Es ist das Jahrzehnt, in dem Dietrich Bonhoeffer zum Theologen wurde. Biographisch fällt der Zeitraum zusammen mit der Spanne zwischen seinem 12. und 22. Geburtstag; er umfaßt die letzten Schuljahre und das Studium bis zur Promotion und dem Ersten Theologisch-kirchlichen Examen. Vor allein aus biographischen Gründen erschien es sinnvoll, mit Texten aus dem letzten Jahr des Ersten Weltkriegs zu beginnen. Biographisch, zeitgeschichtlich und theologisch hat Bonhoeffer in diesen frühen Jahren Erfahrungen gemacht, Erkenntnisse gesammelt und - im Rahmen einer suchenden, fragenden Grundhaltung - erste Positionen eingenommen, ohne die seine Entwicklung in den folgenden Jahren nicht denkbar gewesen wäre. Es sind erste, aber wichtige Schritte auf dem Weg, den man später seine „Reise nach der Wirklichkeit" nennen wird (C. F. v. Weizsäcker).
Natürlich zeigen Bonhoeffers Persönlichkeit und Theologie in diesem frühen Lebensabschnitt erst Ansätze zu einem ausgereiften und endgültigen Charakter. Seine Stärke lag damals besonders in der Fähigkeit zur Aufnahme und selbständigen Verarbeitung neuer und ganz verschiedener Eindrücke. Das zeigt sich sowohl in seinen Berichten von Wanderungen, Reisen, vom Tübinger Studentenleben und der militärischen Kurzausbildung, als auch in seiner Reflexion der politischen Ereignisse im Krieg und den ersten Jahren der Republik. Wissenschaftlich ist er sehr zielstrebig vorgegangen. Einmal als richtig erkannte theologische Inhalte bilden das kritische Raster der weiteren Arbeit, ohne doch die Fähigkeit zur Aufnahme weiterer theologischer und philosophischer Anregungen im geringsten zu beeinträchtigen. Dabei fällt dem heutigen Leser ein recht großzügiger Umgang mit den Quellen auf. Zweifellos hat Bonhoeffer sich nicht lange mit Detailfragen aufhalten mögen, aber seine Arbeitsweise ist nur zum Teil auf jugendlichen Unbedacht zurückzuführen. Zunächst ist zu bedenken, daß ein Teil der studentischen Arbeiten als Referate für den mündlichen Vortrag von ihm ausgearbeitet wurden. Hierfür wurden damals auch von den Dozenten keine ausführlichen Literaturangaben erwartet. Aber darüber hinaus ist deutlich, daß seine Argumentation von seinen Lehrern beeinflußt ist. Wenn ihm inhaltliche Aussagen wichtiger waren als der Aufweis von literarischen Beziehungen, dann kann man gerade darin den theologischen Stil Harnacks und Seebergs wiedererkennen. Eine Neigung zu systematischem Denken hat er dabei sicher mitgebracht. Bemerkenswert ist, wie schnell Bonhoeffer sich ein hohes wissenschaftliches Niveau erworben hat. Einige seiner Arbeiten, z. B. die über den 1. Clemensbrief oder über Luthers Stimmungen gegenüber seinem Werk, sind selbständige Weiterführungen der Forschungen seiner Lehrer. Doch läßt er sich einer bestimmten Schule nicht einfach zurechnen. K. Holl, R. Seeberg und K. Barth haben ihn beeinflußt, von allen dreien hat er Entscheidendes übernommen, allen dreien gegenüber wahrte er Selbständigkeit des theologischen Fragens und Suchens. Das eigentliche Ziel seiner Theologie ging auch damals schon über die reine Wissenschaft hinaus. Was ihm wirklich wichtig war, läßt sich nur erkennen, wenn man die katechetischen und homiletischen Stücke dieses Bandes mit heranzieht (vgl, das Nachwort).
Das literarische Material, das aus dieser Zeit erhalten geblieben ist, besteht einerseits aus Briefen von und an Dietrich Bonhoeffer, aus Urkunden, Zeugnissen, Lebensläufen und einem Tagebuch, andererseits und zum größeren Teil aus Schüleraufsätzen, studentischen Referaten, Seminararbeiten, Notizen, Kindergottesdienstansprachen, Seminarkatechesen und frühen Predigten. Dabei wird man beachten, daß - mit Ausnahme der Promotionsthesen - nichts von dem, was jetzt im Druck vorliegt, von Bonhoeffer selbst zur Veröffentlichung bestimmt war. Der Zustand der sprachlichen Ausformulierung und der inhaltlichen Vollendung dieser Manuskripte ist sehr unterschiedlich. Neben ausgearbeiteten Manuskripten, die einem Dozenten oder Prüfer vorgelegen haben, finden sich Vortragsvorlagen, die nur als Rohentwürfe vorhanden sind. So konnte der Grad literarischer Vollendung nicht ausschlaggebend sein für die Auswahl der aufzunehmenden Stücke. Es erschien vielmehr wichtig, Bonhoeffers theologische und bio
graphische Entwicklung zu dokumentieren, wozu sich - nicht zuletzt - Texte eignen, die unfertigen Charakter tragen. Andererseits galt es, Wiederholungen zu vermeiden und die Fülle des Materials auf einen vertretbaren Umfang zu reduzieren.
So hat der Herausgeber sich bemüht, die Texte zum Abdruck zu bringen, die für Bonhoeffers Jugend und Studium biographisch, zeitgeschichtlich und theologisch besonders charakteristisch sind. Da der gesamte Nachlaß auf microfiches aufgenommen und mit Hilfe eines von Dietrich Meyer und Eberhard Bethge erarbeiteten Verzeichnisses zugänglich gemacht worden ist, besteht die Möglichkeit, auch fehlende Stücke einzusehen, über die eine Liste im Anhang Auskunft gibt. Von den Briefen Bonhoeffers aus diesem Zeitraum gelangen etwa zwei Drittel zum Abdruck, während von den an ihn gerichteten Briefen nur einige aufgenommen wurden. (Eine Ausnahme bilden die theologisch wichtigen Briefe Richard Widmanns, die vollständig veröffentlicht werden.) Auch unter den wissenschaftlichen und praktisch-theologischen Arbeiten mußte eine Auswahl getroffen werden. Nicht aufgenommen wurden Vorlesungsnachschriften,. Materialsammlungen, Ausarbeitungen und Nachschriften von anderen, Gelegenheitsgedichte für Familienfeste und Gästebucheintragungen.
Die Texte gelangen - grundsätzlich ungekürzt, mit Ausnahme eines sehr langen Briefes von Wilhelm Dreier - in drei Abteilungen zum Abdruck: I. Briefe, Tagebuch, Lebensläufe und Dokumente; Il. Schülerarbeiten, Seminararbeiten und -referate, Notizen, Promotionsthesen; III. Predigten, Kindergottesdienstansprachen, Seminarkatechesen. Diese Einteilung macht unterschiedliche Arten der literarischen Produktion sichtbar, denen auch ein unterschiedlicher Aussagecharakter zukommt. Innerhalb der drei Abteilungen sind die Texte streng ` chronologisch geordnet. Über einige schwierige Fragen der Chronologie gibt eine Darstellung im Anhang Auskunft.
Für die Erstellung des Textes in DBW 9 wurden die microfiches des Bundesarchivs zu Grunde gelegt. Wo es nötig war, wurden die Originale herangezogen und frühere Drucke, vor allem aus GS, verglichen. Wenn nur Transkriptionen zugänglich waren, wurde der Name der für die Transkription verantwortlichen wortlichen Person genannt.
Die Texte werden in der letzten vorliegenden Fassung Bonhoeffers abgedruckt. Kürzungen und stilistische Glättungen sind unterblieben. Die Orthographie Bonhoeffers konnte unverändert übernommen werden. Die Zeichensetzung wurde hingegen im Interesse der Lesbarkeit vorsichtig ergänzt und geändert, die häufigen Abkürzungen wurden, mit Ausnahme einiger als allgemein bekannt vorauszusetzender Wendungen, vor allem im Interesse der Leser aus dem außerdeutschen Sprachraum, aufgelöst. Streichungen oder Textveränderungen Bonhoeffers sind nur dann in den Anmerkungen wiedergegeben, wenn sie eine gedankliche Entwicklung oder eine inhaltliche Veränderung erkennen lassen. Zitate oder Literaturhinweise im Text sind unverändert übernommen und, wenn nötig, in den Anmerkungen korrigiert oder ergänzt worden. Unterstreichungen sind kursiv wiedergegeben. Bearbeiterzusätze sind durch eckige Klammern kenntlich gemacht und im Text auf ein Mindestmaß reduziert. Nicht von Bonhoeffer stammende Texte sind durch eine kleinere Type kenntlich gemacht. (Aus satztechnischen Gründen wird nur in der von Frau Ludwig und Bonhoeffer gemeinsam angefertigten Arbeit über die „Freude bei Johannes" anders verfahren. Hier sind die Passagen von Frau Ludwig kursiv gesetzt.) Fremdsprachige Zitate sind übersetzt.
Bei der Kommentierung ist zwischen Anmerkungen Bonhoeffers und denen der Bearbeiter zu unterscheiden. Sie sind deutlich voneinander abgesetzt: Bonhoeffers Anmerkungsziffern erscheinen, ähnlich seiner eigenen Praxis, mit einer kleinen Klammer; die Anmerkungen der Bearbeiter dagegen erscheinen als Ziffern ohne Zusatz. Anders als in Bonhoeffers Manuskripten sind seine Anmerkungen in jedem Stück fortlaufend numeriert. In die Bearbeiteranmerkungen sind dreierlei Kommentierungen aufgenommen:
1. Editorische und textkritische Erläuterungen. Sie gelten dem Text, seiner Gestalt und Lesbarkeit. Hierfür werden Kürzel verwandt, die im Abkürzungsverzeichnis erläutert sind.
2. Randbemerkungen von Lehrern, Dozenten und Prüfern. Sie werden mit, Korr:` eingeleitet und stehen in Anführungszeichen.
3. Sachinformationen der Bearbeiter. In Teil II und 111 die
nen die Anmerkungen vor allem der Erschließung der von Bonhoeffer benutzten Quellen und der Übersetzung fremdsprachiger Texte. Bonhoeffers Literaturangaben sind im Literaturverzeichnis a) zusammengestellt und verifiziert. Dort finden sich auch Hinweise auf leichter zugängliche Ausgaben. Hin und wieder notwendige Korrekturen der sachlichen Aussagen Bonhoeffers wurden nur in Ausnahmefällen gemacht. Auch Erläuterungen theologischer Zusammenhänge und Begriffe konnten nur gelegentlich aufgenommen werden, um den Rahmen der Bearbeiteranmerkungen nicht zu sprengen.
Besondere Probleme ergaben sich in Teil I. Hier bestand die Aufgabe des Bearbeiters darin, Personennamen, geographische Angaben, historische Ereignisse, literarische Anspielungen u. a. so weit als möglich zu identifizieren. Die Anmerkungen enthalten deshalb kurze biographische Hinweise. Auf die am Ende des Bandes zusammengefaßten Biogramme der Familienangehörigen verweist ein Pfeil > vor dem Namen, Für Autoren, die durch ihre Werke im Literaturverzeichnis erscheinen, sind Biogramme nur dann beigegeben, wenn sie zu den Lehrern Bonhoeffers gehörten. Allgemein bekannte Namen wurden nicht nachgewiesen; so fehlen Biogramme für Luther, Marx, Kant, Mussolini und Raffael, während z. B. Tertullian, Saint-Simon, Scheidemann und Max Klinger mit Biogrammen vertreten sind. Mit Dank sind Eberhard Bethges Anmerkungen aus den „Gesammelten Schriften" verwendet worden. Eine Reihe von Anhängen ergänzen die Hinweise in den Fußnoten.
Außer dem Herausgeber haben H.. Anzinger (Heidelberg), C. J. Green (Hartford, USA), C.-J. Kaltenborn (Berlin, DDR), Th. Mahlmann (Marburg) und j. v. Soosten (Heidelberg) an der Kommentierung mitgewirkt. Die jeweiligen Bearbeiter sind in den Anmerkungen genannt. C. J. Green und C.-J. Kaltenborn haben als Mitherausgeber die Konzeption mit beraten. Die Kollationierung hat H. Anzinger vorgenommen, die Überarbeitung zur druckfertigen Vorlage ist von U. Kabitz (München) geleistet worden. Von seiten der Gesamtherausgeber hat Chr. Gremmels (Kassel) die Erstellung des Bandes begleitet. Die Übersetzung der lateinischen Luther-Zitate wurde von St. Rhein (Heidelberg) angefertigt. Ohne die ständige Beratung und Unterstützung durch Renate und Eberhard Bethge wäre
dieses Unternehmen nicht möglich gewesen. Außer ihnen allen gilt der Dank einer großen Zahl von Personen, die die Arbeit durch Hinweise und Auskünfte gefördert haben, aber aus Platzgründen nicht alle genannt werden können. Stellvertretend für diese Gruppe seien Susanne Dreß, geb. Bonhoeffer, und Hans Christoph v. Hase genannt
Hans Pfeifer Freiburg, den 1. März 1986
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