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Günter Hitzemann - Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe
Im Rückblick auf die eineinhalb Jahrhunderte, die seit der Gründung der ersten Baptistengemeinde der neueren Zeit auf dem europäischen Festland vergangen sind, danken wir Gott für das Erleben seiner Barmherzigkeit und Treue von Anfang an. Durch die Wirkung der lebenschaffenden Kraft des Wortes Gottes geschah das Wunder der Wandlung und Erneuerung an vielen Menschen, die der Herr seiner Gemeinde hinzugetan und in ihr erhalten hat. Bis heute erfahren Menschen die heilende Gegenwart Jesu Christi, seine rechtfertigende Gnade und seine überführende Wahrheit. Wenn wir das bedenken, finden wir viel Grund, Gottes Namen groß zu machen und uns zu freuen. »Treu ist der, der uns berufen« und seine Verheißungen - trotz unseres Versagens und mancher Irrwege - an uns erfüllt hat.
Neben dem Lob Gottes über das bisher im Wandel der Zeit Gewirkte veranlaßt uns das Jubiläum, darüber nachzudenken, was nach seinem Willen ist und sein soll und was bleibt. Es geht darum, die Wahrheit des Evangeliums neu ans Licht zu bringen. - In dieser Festschrift wird versucht, das Wirken und die Bedeutung der Väter des Baptismus darzustellen und zu würdigen. Ob sie selbst es gewollt hätten, muß bezweifelt werden, und das nicht allein wegen ihrer Bescheidenheit. Denn sie könnten uns gleichsam fragen, ob jemals eine Generation aus der Geschichte gelernt hat.
Wenn man Kontinuität sucht, von ihnen damals zu uns heute, findet man sie bestimmt nicht im Soziologischen. Auf diesem Feld sind wir Menschen einer modernen Industriegesellschaft kaum mehr zu vergleichen mit ihnen, den Angehörigen des Kleinbürgertums im 19. Jahrhundert. (Man vergegenwärtige sich einmal die soziologische Zusammensetzung der ersten Hamburger Gemeinde damals und heute!) Kontinuität besteht ferner auch nicht in den Ordnungen, in denen die Väter lebten bzw. ihrer Gemeinschaft gaben. Vor allem gemeindliche Ordnungen sind im hohen Maße von äußeren Voraussetzungen mitbedingt. Gerade hier haben geschichtliche Katastrophen, politische Umbrüche sowie der rasche Wandel der Verhältnisse durch den schnellen Fortschritt in Wissenschaft und Technik tiefe Spuren auch in den Gemeinden hinterlassen. An Stelle von Kontinuität treffen wir eher geschichtlich notwendig gewordene Variabilität. Ein Vergleich zwischen den verschiedenen Verfassungen des Bundes ist dafür ein geeignetes Anschauungsmaterial.
Nützlich kann die Beschäftigung mit unserer Geschichte eigentlich nur sein, wenn wir in ihr den Herrn erkennen, »der da ist und der da war und der da kommt« (Offb. 1,4). Denn in Christus haben die Väter ihre persönliche Identität und ihre uns oft überraschende Originalität gefunden. »Einen anderen Grund kann niemand legen ...!« (1.Kor. 3,11) und darf niemand legen. Rechtes Nachdenken über die Vorangegangenen soll nach dem Zeugnis der Bibel dahin führen, daß wir dem Glauben derer, die uns das Wort gesagt haben, nachfolgen (Hebr. 13, 7).
Die Väter empfanden es als ein wunderbares Vorrecht, im Umgang mit der Heiligen Schrift Jesus Christus als den Lebendigen erkannt undd erfahren zu haben. Sie machten diese Entdeckung zur Praxis ihres geistlichen Lebens. Dabei gingen sie davon aus, daß die Bibel jedem Leser ihrer Botschaft den Heiland und Herrn der Welt in genügender Klarheit bezeugt. Erneuerung, wie wir sie dringend benötigen, und Orientierung bietet auch heute das unausschöpfliche Wort Gottes, das uns vor Jesus Christus, den Sohn des lebendigen Gottes, stellt. - Ein glaubwürdiges Zeugnis von Jesus Christus kann derjenige geben, dem er als Gekreuzigter und Auferstandener begegnet ist und der zu ihm betet. Denn nur das, was man bekennend vor ihm sagt, kann man auch von ihm weitersagen. Dafür verwendeten unsere Väter gern die bekannte Akklamation aus dem Epheserbrief (4,5) - ein Herr, ein Glaube, eine Taufe. Dieser Vers ist geradezu zu einem Leitwort, mehr noch zu einer Positionsbeschreibung des Baptismus geworden, weil er in klassischer Weise die wesentlichen Inhalte des Bekenntnisses zum Ausdruck bringt. Dabei war ihnen die Reihenfolge dieser Trias - Herr, Glaube und Taufe - wesentlich (im Gegensatz zur kirchlichen Praxis, in der die Taufe dem Glauben vorangeht). Das verdeutlicht die älteste, uns erhalten gebliebene Auslegung Onckens von Epheser 4,5. Auch auf mehreren Konferenzen (z.B. 1908 und 1934) wurde dieser Vers immer wieder thematisiert.
Sie glaubten an den einen Herrn
Im Hören auf die Schrift erkannten die Väter Jesus Christus als den in Knechtsgestalt gekommenen Erlöser, wie er Israel verheißen war. Weil er der Christus ist, darum ist er der Herr, wie Gott der Herr ist. Er ist nicht neben oder unter Gott, als ein »zweiter« Herr, sondern Gott selbst ist in ihm (2.Kor. 5,19). Als der gekreuzigte und auferstandene
ISBN: 9783789378836
Format: 20,5 x 13,5 cm
Seiten: 368
Verlag: Oncken
Erschienen: 1984
Einband: Paperback
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