Zur Entwicklung des Nachrichtennetzes gehört auch die moderne Reisefreudigkeit. Durch die vielen Reisen, die sich auch die Schlichten im Westen leisten können, sind Bekanntschaften unter Menschen verschiedenartigster Bildungsgrade, Sprachen, Rassen und. auch politischer und religiöser überzeugungen gefördert worden.
Meine liebe Frau und ich sind jetzt 25 Jahre verheiratet, und wir haben während dieser Zeit in England, in der Schweiz, in Norwegen, in den USA und in der Türkei gearbeitet und gelebt. Während unserer Wanderungen wurden uns drei Söhne und eine Tochter geschenkt. Dreiundzwanzig Mal sind wir mit der ganzen Familie umgezogen. Unsere Kinder sind in der Schweiz, in England, in den USA und in der Türkei zur Schule gegangen, so daß sie »erfahrene« Menschen sind. Mehrere Kulturen, darunter den Islam, haben sie aus der Nähe erlebt.
Dieses abwechslungsreiche Leben hat uns viel Mühe, aber auch sehr viel Schönes geschenkt. Zum Schönen gehört die Tatsache, daß wir all das gemeinsam erlebten. Das Gemeinsame verbindet uns als Familie sehr. Wie fühlen wir uns mit den Kindern verbunden, wenn von Norwegen, von Spitzbergen, von Kanada und von der Türkei die Rede ist. Denn diese Länder haben wir alle gemeinsam erlebt. Das Band der Gemeinschaft umschließt uns enger, wenn gewisse Erlebnisse erwähnt werden.
Es ist eine traute Gewohnheit unter uns, gewisse Gedanken und Konzepte in bestimmten Sprachen zum Ausdruck zu bringen. Wenn bei uns alles »0. K.« ist, sagen unsere Kindern selten »0. K,«; »Tamam« (türkisch) ist für uns passender und trägt mit sich ein gewisses Aroma, das »0. K. « nicht trägt. Bei diesem Wort öffnet sich bei uns eine ganze Welt vom Islam, von heißer Sonne, olivbrauner Haut und schwarzen Haaren. Sollte irgendeine Situation nicht ganz sicher sein, dann bringt das Wort »Inshalla« eine Flut aus der islamischen Welt mit sich - der Muezzin ruft am frühen Morgen zum Gebet auf!
Wenn meine Frau und ich bestimmte Kommunikationen schnell und strikt privat für uns vornehmen wollen - etwa am Telefon, wo andere mithören, was nicht mitgehört werden soll -, dann genügen ein oder zwei norwegische Worte, um der Situation gerecht zu werden. Und dabei öffnet sich eine ganze nordische Welt, in welcher wir einige glückliche Jahre unserer jungen Ehe verbrachten. Dieses gemeinsam Erlebte schafft eine Gemeinschaft, die man erlebt haben muß, wenn man sie wirklich ergründen will.
Fällt bei uns das Wort »Lummenfels«, dann öffnet sich eine Welt von steilen Felsen, die von Millionen von nistenden Lummen wimmelt. Der freundliche norwegische Kapitän des Frachters wendet sein kleines Schiff und stellt die Schiffsmotoren ab, damit wir das Orgeln dieser kleinen pelagischen Seevögel besser und ungestört genießen können - ein wirklicher Gentleman des alten Stils! Das bloße Wort bringt aus den Tiefen des Familiengedächtnisses in Sekundenschnelle all diese Bilder hoch. Sie alle verschaffen uns ein starkes Gemeinschaftsgefühl - eine Zusammengehörigkeit.
Oft kommt es vor, daß wir uns an eine besondere Gebetserhörung erinnern: unsere einzige Tochter starb doch nicht, als sie aus zwei Meter Höhe flach mit dem Rücken auf die harte Straße fiel. Was haben wir für sie gebetet- und gebangt! Wie waren und sind wir für ihre völlige Genesung dankbar! Ein bloßes Wort über diesen Unfall bringt die ganze Qual - und dann auch die ganze Erleichterung wieder ins Gedächtnis, was uns sehr zusammenbindet. Welch große Gebetserhörung! Andere Gebetserhörungen gab und gibt es auch. Der älteste Sohn ist »Head Boy« (Schulsprecher) im Internat geworden. Die Kinder sind alle zum lebendigen Glauben an den Herrn Jesus Christus gekommen. Der alte Professor, der so ganz ungläubig war, ist als Antwort auf inbrünstiges Gebet zu einem kindlichen Glauben an seinen Erlöser hindurchgedrungen - die ganze Familie hat es miterlebt.
Unsere innige Gemeinsamkeit als Familie hat uns eine Gemeinschaft geschenkt, die man erlebt haben muß, wenn man sie verstehen will. Aber eine andere Art von Gemeinschaft hat bei uns allen auf unseren Reisen in vielen Kulturen eine wichtige Rolle gespielt. Überall in den verschiedenen Kulturen, unter denen wir gewohnt und gearbeitet haben, begegneten uns Menschen, die ihre Lebenserfüllung in ihrem Schöpfer und Heiland Jesus Christus gefunden hatten. Ihre Gemeinschaft war mit dem Vater und dem Sohn. Unsere Gemeinschaft mit solchen Menschen, die die gleiche große Erfahrung gemacht hatten wie wir, blieb und bleibt die große Tatsache all unserer Reisen und Erlebnisse. Menschlich gesehen hatten wir vielleicht wenig Grund, mit solchen Menschen umzugehen. Doch ihr Erlebnis mit Jesus Christus knüpfte die stärksten Bande der Gemeinschaft. Die Bibel lehrt uns, daß alle Menschen erkennen werden, daß der Vater den Sohn sandte, und zwar an einer einzigen Tatsache: Menschen aus den verschiedenen Kulturen, Bildungs- und Intelligenzgraden werden sich in Christus lieb haben und miteinander Gemeinschaft innigster Art erleben.
Diese innere Gemeinschaft der Gläubigen ist die große Wirklichkeit all unserer Reisen. Nur diejenigen, die sie erfahren haben, wissen, um was es hier geht. Die Wärme dieser Gemeinschaft zieht Menschen, verlorene Menschen wie auch Christen, mehr zu Christus als mächtige Predigten. Sie zieht mehr als die schönste Musik. Sie ist Gottes Zeugnis in der Welt heute.
Wenn man aber einen Augenblick überlegt, erkennt man, warum die Welt Christus und seine Erlösung nicht mehr ernst nimmt. Sie sieht zu wenig von diesem Zeugnis unter Christen. Christen wissen zu wenig über das Geheimnis der Gemeinschaft. Aus diesem Grund haben wir im folgenden Text versucht, einige der Grundprinzipien hinter der Erfahrung von »Gemeinschaft« zu erläutern. Zuerst war es nötig, die Basis unserer Gemeinschaft mit Gott, dem Vater, und Christus, seinem Sohn, klarzulegen. Dann haben wir die Grundlage der Gemeinschaft unter Christen behandelt.
Zuletzt zeigen wir, wie der Heilige Geist uns die Gemeinschaft des Geistes schenkt. Mit seiner Gegenwart hängen auch die Gnadengaben des Geistes zusammen, die heute so umstritten sind. Da haben wir es für nötig gehalten zu zeigen, daß Gottes Geist - und auch seine Gaben -, einen Geist der Disziplin und der Zucht mit sich bringen. Je mehr die Welt durch Zuchtlosigkeit und Disziplinlosigkeit dämonisiert wird, um so nötiger wird es sein, den Geist der Unterscheidung bei sich zu haben.
ISBN: 9783775101943 (früher: 3775101942)
Format: 18 x 11 cm
Seiten: 166
Verlag: Hänssler
Erschienen: 1976
Einband: Taschenbuch