Kristin hat in einem Preisausschreiben einen zünftigen Ranch-Urlaub gewonnen. Doch die Angestellten der „Circle K" verhalten sich ihr gegenüber seltsam feindselig, allen voran der Chef der Ranch, der gutaussehende Dacian Kendrick. Kristin ist ratlos. Doch dann stellt sich heraus, daß man sie offenbar mit einer anderen Frau verwechselt hat, die Dacian im Jahr zuvor übel mitgespielt hat.
Als Kristin endlich klar wird, daß diese andere Frau ihre skrupellose Schwester Janice gewesen sein muß, der Kristin täuschend ähnlich sieht, ist es schon zu spät. Denn längst hat sich Kristin rettungslos in den charmanten Ranchbesitzer verliebt Und nun darf er auf keinen Fall erfahren, wer sie ist.-
Leseprobe:Kristin Allen legte den Kopf zur Seite. Das Telefon war leider nicht zu überhören. Mit dem Fuß stellte sie ihren Staubsauger ab, legte das glänzende Metallrohr auf den Boden und eilte zum Apparat. Stoffwindeln waren Kristins Meinung nach immer noch die besten Reinigungstücher. Und Kristin mußte es wissen; schließlich war das Putzen ihr Geschäft. Doch da die Wegwerfwindeln den Markt beherrschten, waren Stoffwindeln gar nicht so leicht zu bekommen.
Vor einigen Monaten hatte Kristin in einem Warenhaus diese altmodischen Windeln aufgestöbert und gleich vier Dutzend gekauft. Die Verkäuferin hatte ihr lächelnd gratuliert, und Kristin hatte es nicht übers Herz gebracht, die Frau zu enttäuschen und ihr zu gestehen, daß sie mit diesen Windeln Fenster putzte und staubige Schränke abwischte ...
„Guten Tag, Miss Allen!" unterbrach die Stimme des Anrufers ihre Gedankengänge. „Hier spricht Sam Sherman von der TipTop-Tierhandlung in Camden Corners."
Kristin seufzte und betrachtete stirnrunzelnd ihr Bild im Spiegel. Das hörte sich ganz nach einem Verkaufsgespräch an.
„Ich habe keine Haustiere", erwiderte Kristin ruhig und machte sich innerlich bereit, dem Mann höflich, aber bestimmt eine Absage zu erteilen. Seit wann machten solche Spezialgeschäfte überhaupt Telefonverkaufsaktionen?
Während der freundliche Tierhandlungsbesitzer sehr wortreich den Grund seines Anrufs erläuterte, blitzten Kristins blaue Augen auf einmal ärgerlich auf, denn ihr wurde plötzlich klar, daß er, ein Fremder, ihre noch nicht verzeichnete Telefonnummer hatte?
Seit sie im Vorjahr nach Camden Corners gezogen war, führte sie eine Liste aller Personen, denen sie ihre nicht verzeichnete Privatnummer gegeben hatte. Es war ein wenig seltsam, daß sie als selbständige Raumpflegerin ihre Nummer nicht in den offiziellen Verzeichnissen aufführen ließ, das wußte sie, aber in Kleinstädten wurden persönliche Eigenarten toleriert. In ihrer Anzeige hatte sie nur die Nummer ihres Postfachs angegeben mit der Bitte, Interessenten sollten sich schriftlich mit ihr in Verbindung setzen. In New York, wo sie herkam, hatte sie sich durch einen Telefondienst schützen können, doch leider gab es so etwas in ländlichen Gebieten nicht, Ihren Kunden gab sie gelegentlich ihre Privatnummer, doch nur wenn sie versprachen, sie keinesfalls weiterzugeben.
Kristin ging in Gedanken alle Personen durch, die ihre Telefonnummer kannten, und versuchte herauszufinden, wer der Schuldige war. Sie spürte bereits den Stachel des Verrats, als ihr einfiel, daß sie nicht unbedingt vor unliebsamen Anrufen geschützt war, nur weil sie ihre Nummer nicht hatte registrieren lassen. Telefonverkäufer wählten manchmal wahllos irgendwelche Nummern, um auch die zu erreichen, die in den örtlichen Telefonbüchern nicht verzeichnet waren.
Doch als ihr einfiel, daß der Tierhandlungsbesitzer sie mit Namen angesprochen hatte, durchfuhr sie ein Schrecken. Wieder empfand sie dieses bereits bekannte Gefühl der Verletzlichkeit. Sie fühlte sich schwach und verängstigt.
„Im Namen der Happy-Horse-Pferdefutter-Hersteller und im Namen unserer Stadtverwaltung möchte ich ihnen meine herzlichen Glückwünsche übermitteln, Miss Allen", sagte Mr. Sherman gerade gemessenen Tones.
,Was soll das? Ist das ein Witz?" unterbrach Kristin ihn und bemühte sich darum, Haltung zu bewahren. Es gefiel ihr gar nicht, daß sie immer noch bei den einfachsten Dingen in Panik geriet, obwohl es doch schon so lange her war.
„Oh, das ist kein Scherz, Madam", erwiderte der Mann am anderen Ende der Leitung versöhnlich. „Sie, Miss Kristin Allen, haben den ersten Preis des Happy-Horse-Preisausschreibens gewonnen! Mit einer weiteren Person Ihrer Wahl werden Sie zwei herrliche Wochen auf der Circle-K-Ferienranch verbringen, einem
wunderschönen Fleckchen Erde in Süd-Dakota. Außerdem bekommen Sie einen Scheck über fünftausend Dollar - was, wie ich sagen möchte, auch nicht gerade ein Pappenstiel ist?"
„Aber ich habe doch an gar keinem Preisausschreiben teilgenommen", beharrte Kristin. „In Ihrem Geschäft bin ich ganz sicher nicht gewesen, und von Happy-Horse-Pferdefutter habe ich noch nie etwas gehört. Es muß ein Irrtum vorliegen."
,Vielleicht sind Sie noch nicht bei mir gewesen", unterbrach sie Mr. Sherman. „Aber offensichtlich hat jemand einen oder mehrere Teilnahmescheine mit Ihrem Namen in den Kasten auf meiner Theke gesteckt. Das kommt häufiger vor. Es ist eine nette Art, einen Freund mit etwas wirklich Schönem zu überraschen."
„Aber wer?" fragte Kristin stirnrunzelnd.
Mr. Sherman klang sehr herzlich. „Das ist eigentlich ziemlich egal, obwohl ich sicher bin, daß Sie das zu gegebener Zeit herausfinden werden. In der Zwischenzeit freuen Sie sich einfach an der Tatsache, daß Sie den ersten Preis gewonnen haben. Die Unterlagen werden Ihnen demnächst zugehen, und wenn sie unterschrieben, beglaubigt und an die zuständige Stelle zurückgegeben worden sind, können Sie ihren Preis entgegennehmen. Haben Sie noch etwas zu sagen? Etwas, das wir im Radio und in der Zeitung weitergeben können?"
„Ich - ich bin natürlich überwältigt. Und ... und . . ."
„Sehr glücklich?" fragte der Tierhandlungsbesitzer nach.
„Äh, ja, genau", stimmte Kristin zu. Das Lächeln auf ihrem Gesicht wirkte etwas gezwungen. „Sehr, sehr glücklich."
„Sehr schön!" meinte der Mann zufrieden. Vermutlich wird jemand von der örtlichen Zeitung kommen und uns bei der Überreichung des Schecks fotografieren, Miss Allen. In einer Gegend wie dieser ist das eine große Geschichte. Wenn Sie ein schönes Bild von sich haben, können wir es vielleicht sogar auf die Titelseite bringen . . ."
„Ein Bild auf der Titelseite ...", murmelte Kristin. Was für ein Abstieg, dachte sie, in zwei kurzen Jahren vom Titelmädchen großer Zeitschriften zum Lokalteil einer Kleinstadtzeitung. Bei diesem Gedanken erstarrte Kristin. Bilder? Hatte sie Bilder? Ja?