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Auch während der Zeit des 3. Reiches hat der Jugendpfarrer und Evangelist Wilhelm Busch nicht aufgehört, Menschen zu Jesus zu führen. Dass es dabei ständig zu Konflikten mit der Staatsgewalt kam, war unvermeidlich. In diesen bisher unverhöffentlichten Vorträgen berichtet Wilhelm Busch, wie er - manchmal mit tastenden Schritten und Einfallsreichtum um Jesu willen - immer wieder zur Freiheit des Evangeliums fand. Beide Vorträge sind nicht nur Erzählungen aus alten Tagen, sondern auch heute noch eine höchst aktuelle Hilfe für Christen in den Auseinandersetzungen unserer Zeit. Sie bestätigen, dass die frohe Botschaft über den persönlichen Bereich hinaus immer auch in die politischen und gesellschaftlichen Bezüge unserer Welt hineinwirkt.
Freiheit durch Christus Verkündigung auf Umwegen
Ich beginne mit einem Erlebnis. Als Hitler auf der Höhe seiner Macht war, so um 1937/38, begann Dr. Eberhard Müller, den Sie ja von den evangelischen Akademien kennen, ein Team zusammenzustellen, mit dem er sogenannte evangelische Wochen veranstaltete, geistliche Auseinandersetzungen mit den Themen unserer Zeit. Es war unheimlich, wie das einschlug. Der Eintritt kostete zwei Mark für einen Vortrag. Es war an einem glockenhellen Wochentag in der Mannheimer Christuskirche, die 3000 Plätze hat. Dort sprach ich mittags über das Thema: Liebe und Ehre in der evangelischen Jugendarbeit. Können Sie sich was darunter vorstellen? Glauben Sie, heute würde das jemand verstehen, wenn ich mittags um zwei Uhr darüber sprechen würde? Da käme doch kein Mensch. Damals waren 3000 Menschen da. Sie wußten, daß die Nazis unablässig trommelten: „Diese schäbigen Christen, für sie ist der Höchstwert - so nannten sie es, die Liebe - die Liebe Gottes in Jesus, die Liebe, die sie weitergeben. Doch Liebe ist eine schwächliche Angelegenheit. Der Höchstwert im Leben muß aber die Ehre sein.
Diese Parole wurde nun überall ausgegeben. Sie stammte von Rosenberg, dem weltanschaulichen Schulungsleiter. Jedem denkenden Menschen, jedem jungen Menschen kam die Frage: Was ist denn nun der Höchstwert im Leben? Was ist denn Ihr Höchstwert? Aber ich will Ihnen zeigen, daß das damals eine unendlich lebendige Auseinandersetzung war. Da lag nicht diese Trägheit, wie heute, über allem geistlichen Leben. Und weil die Sache zunahm, richtete Eberhard Müller es so ein, daß in allen Provinzen evangelische Wochenenden gehalten wurden. Ich übernahm das für das Rheinland. Ich veranstaltete also den evangelischen Samstag und Sonntag in Neuwied, in Kreuznach und in Moers.
Nun hatte ich solch eine Veranstaltung in Kreuznach. Der Mann, der mir da zur Hand ging, war ein junger Lehrer. An einem Samstagmorgen fuhr ich also nach Kreuz-nach. Eine Station vor Kreuznach kam auf einmal der junge Lehrer in den Zug gestiegen. Ganz aufgeregt sagte er: „Nehmen Sie Ihren Koffer, schnell, wir gehen in den letzten Wagen." Ich fragte: „Warum? Wieso?" „Ja, also ich erkläre es Ihnen gleich. Hören Sie, am Bahnhof in Kreuznach ist die Staatspolizei aufgestellt und will Sie am Reden hindern. Wir wissen nicht, ob man Sie gleich abschiebt oder verhaftet, aber sie haben nicht den Mut, es zu verbieten, weil so furchtbar viele Leute vom ganzen Hunsrück und aus dem Nahetal gekommen sind.
Man will Sie stillschweigend abschieben." Ich sollte am Nachmittag und Abend des Samstag reden, am Sonntag jemand anders. „Und dann machen wir es so: wir steigen aus dem letzten Wagen aus und gehen dann, in der Dek-kung des Zuges, nicht durch die Sperre, sondern gleich hinten durch den Wald." Das wurde dann auch so gemacht. Ich hatte für 48 Stunden nicht viel Gepäck. Als nun der Zug hielt und alle ausstiegen, gingen wir raus, in Deckung des Zuges, über Gleise und Drähte. Dann waren wir im Wald verschwunden. Wir machten einen großen Bogen um Kreuznach und überlegten, wohin wir gehen konnten. Zu dem Lehrer konnten wir nicht und zum Pfarrer auch nicht. Natürlich würde mich die Staatspolizei in Pfarrhäusern oder bei den Leuten der Gemeinde suchen, wenn ich nicht an der Sperre erschien. Am besten schien uns ein großes Caf, das war am unauffälligsten. Da würden viele Fremde sein, da würde man sicher
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