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ANMERKUNG DES ÜBERSETZERS
»Mein Volk wird vertilgt aus Mangel an Erkenntnis« (Hos. 4, 6). So klagte der Prophet Hosea. Die Herrlichkeit des Evangeliums von Jesus Christus besteht darin, daß »alle Gott erkennen, vom Kleinsten bis zum Grössten unter ihnen« (Hebr. 8, 11). Geistliche Erkenntnis steht heute allen Kindern Gottes offen. Es ist deshalb nicht nur unsere Pflicht, sondern auch unser Vorrecht, nach dieser Erkenntnis zu trachten.
In diesem Buch will Bruder Watchman Nee uns helfen, diese geistliche Erkenntnis zu entwickeln. Er zeigt den Unterschied zwischen verstandesmässiger und geistlicher Erkenntnis auf, weist den Weg zu echter Erkenntnis Gottes und unserer selbst und erklärt die Beziehung zwischen geistlicher Erkenntnis und dem erneuerten Sinn. Obwohl unser Bruder die Botschaften in diesem Buch in den frühen Tagen seines Dienstes gehalten hat, sind die darin enthaltenen Wahrheiten dennoch zeitlos. Sie sind heute ebenso anwendbar, wie sie es damals waren. Diese Botschaften wurden ursprünglich in drei verschiedenen Schriften auf Chinesisch veröffentlicht, aber im Blick auf ihre Verwandtschaft untereinander erscheinen sie nun in einem Band. Möchten doch alle Kinder Gottes »erfüllt sein ... mit der Erkenntnis Seines Willens in aller Weisheit und geistlichem Verständnis, um würdig des Herrn zu wandeln zu allem Wohlgefallen, in jedem guten Werke fruchtbringend, und wachsend durch die Erkenntnis Gottes« (Kol. 1, 9. 10). Die angeführten Schriftstellen sind, sofern nicht anders angegeben, der Elberfelder-Übersetzung entnommen.
Leseprobe:1. Behandlung durch Gott und Umgang mit Gott
»Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Ihr irret, indem ihr die Schriften nicht kennt, noch die Kraft Gottes« (Matth. 22,29). »Und Er zog sich ungefähr einen Steinwurf weit von ihnen zurück und kniete nieder, betete und sprach: Vater, wenn Du diesen Kelch von Mir wegnehmen willst — doch nicht Mein Wille, sondern der Deine geschehe! Es erschien Ihm
aber ein Engel vom Himmel, der Ihn stärkte. Und als Er in ringendem Kampfe war, betete Er heftiger. Es wurde aber Sein Schweiß wie große Blutstropfen, die auf die Erde
Jüngern und fand sie eingeschlafen vor Traurigkeit. Und Er sprach zu ihnen: Was schlafet ihr? Stehet auf und betet, auf dass ihr nicht in Versuchung kommet« (Luk. 22,41-46).
»Wiederum, zum zweiten Male, ging Er hin und betete und sprach: Mein Vater, wenn dieser Kelch nicht (an Mir) vorübergehen kann, ohne dass Ich ihn trinke, so geschehe
Dein Wille . . . Und Er ließ sie, ging wiederum hin, betete zum dritten Male und sprach dasselbe Wort« (Matth. 26,42.44).
»Und auf dass ich mich nicht durch die Überschwänglichkeit der Offenbarungen überhebe, wurde
mir ein Dorn für das Fleisch gegeben, ein Engel Satans, auf dass er mich mit Fäusten schlage, auf dass ich mich nicht
überhebe. Für dieses flehte ich dreimal zum Herrn, auf dass er von mir abstehen möge. Und Er hat zu mir gesagt: Meine Gnade genügt dir, denn Meine Kraft wird in Schwachheit
vollbracht. Daher will ich am allerliebsten mich vielmehr meiner Schwachheiten rühmen, auf dass die Kraft des Christus über mir wohne« (2. Kor. 12,7-9).
»Deshalb hören auch wir nicht auf, von dem Tage an, da wir es gehört haben, für euch zu beten und zu bitten, auf
dass ihr erfüllt sein möget mit der Erkenntnis Seines Willens in aller Weisheit und geistlichem Verständnis, um würdig
des Herrn zu wandeln zu allem Wohlgefallen, in jedem guten Werke fruchtbringend, und wachsend durch die
Erkenntnis Gottes, gekräftigt mit aller Kraft nach der Macht Seiner Herrlichkeit, zu allem Ausharren und aller Langmut mit Freuden: danksagend dem Vater, der uns fähig gemacht
hat zu dem Anteil am Erbe der Heiligen in dem Lichte« (Kol. 1,9-12).
»Er tat Seine Wege kund dem Mose, den Kindern Israel Seine Taten« (Ps. 103,7).
»Und er versammelte alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes und erkundigte sich bei ihnen, wo der Christus geboren werden solle. Sie aber sagten ihm:
Zu Bethlehem in Judäa; denn also steht durch den Propheten geschrieben: »Und du, Bethlehem, Land Juda, bist keineswegs die geringste unter den Fürsten Judas; denn
aus dir wird ein Führer hervorkommen, der mein Volk Israel weiden wird« (Matth. 2,4-6).
»Ein Gewisser aber aus ihnen, Kajaphas, der jenes Jahr Hoherpriester war, sprach zu ihnen: Ihr wisset nichts und überleget auch nicht, dass es euch nützlich ist, dass ein
Mensch für das Volk sterbe, und nicht die ganze Nation
umkomme. Dies aber sagte er nicht aus sich selbst, sondern da er jenes Jahr Hoherpriester war, weissagte er, dass Jesus für die Nation sterben sollte« (Joh. 11,49-51).
»Denn dies ist der Bund, den ich dem Hause Israel errichten werde nach jenen Tagen, spricht der Herr: Indem
Ich meine Gesetze in ihren Sinn gebe, werde Ich sie auch auf ihre Herzen schreiben; und Ich werde ihnen zum Gott,
und sie werden Mir zum Volke sein. Und sie werden nicht ein jeder seinen Mitbürger und ein jeder seinen Bruder
lehren und sagen: Erkenne den Herrn! Denn alle werden Mich erkennen vom Kleinen bis zum Grossen unter ihnen« (Hebr. 8,10-11).
Im ersten Abschnitt, den wir zitiert haben, wird uns berichtet, wie wenige Tage vor dem Tod des Herrn Jesus einige Sadduzäer Ihn über die Auferstehung ausfragten. Sie sagten:
»Es waren aber bei uns sieben Brüder. Und der erste verheiratete sich und starb; und weil er keinen Samen hatte,
hinterließ er sein Weib seinem Bruder. Gleicherweise auch der zweite und der dritte, bis auf den siebenten. Zuletzt aber
von allen starb auch das Weib. In der Auferstehung nun, wessen Weib von den sieben wird sie sein? denn alle, hatten sie.«
Ihnen gab der Herr eine großartige Antwort: »Ihr irret, indem ihr die Schriften nicht kennet, noch die Kraft Gottes.«
Ich habe nicht die Absicht, diese komplizierte Geschichte zu erklären, vielmehr möchte ich aus diesem Vers zwei tiefgründige Prinzipien ableiten, die unser geistliches Leben betreffen. Das erste ist das Verstehen der Schrift, und das zweite ist das Kennen der Kraft Gottes. Diese beiden Prinzipien zeigen an, dass ein Christ zwei
Arten von Kenntnis haben sollte: erstens, die Kenntnis der Schrift, und zweitens, die Kenntnis der Kraft Gottes.
Gegenwärtig sind die Kinder Gottes, die wirklich Ihn suchen, in zwei Gruppen geteilt : eine Gruppe kennt die Bibel, weiß jedoch wenig über die Kraft Gottes ; die andere kennt die Bibel nicht sehr gut, kennt aber die Kraft Gottes. Sehr selten halten Christen in beiden Punkten das Gleichgewicht. Ich will nicht über die relative Bedeutung dieser beiden Prinzipien (an sich) sprechen; ich möchte vielmehr allen sagen, dass es nicht genügt, bloß die Bibel zu kennen, sondern dass wir ebenso die Kraft Gottes kennen sollten. Erlaubt
mir, euch alle als solche anzusehen, die die Schrift verstehen, damit ich eure Aufmerksamkeit darauf lenken kann, was es heißt, Gott zu kennen. Die Kenntnis der Bibel allein genügt nicht; wir müssen Gott Selbst kennen. Aber damit wir Ihn kennenlernen, benötigen wir Umgang mit Gott und Behandlung durch Gott. Wir werden Gott nicht kennenlernen, wenn wir keinen Umgang mit Ihm pflegen und nicht erwarten, dass Er gründlich mit uns verfährt. Denn der Weg zur Erkenntnis Gottes führt nur durch solche Behandlungen. Es gibt
keinen andern Weg. Dies sollte sich jeder zu Herzen nehmen. 1.1 Bibelkenntnis ist nicht gleichbedeutend mit der Erkenntnis Gottes
Wir erinnern uns, dass eines Tages ein paar Leute in Jerusalem eintrafen und sich überall erkundigten: »Wo ist der neugeborene König der Juden?« Sie fragten andere, als sie herumzogen. Herodes hörte davon und wurde bestürzt. Er berief die Hohenpriester und die Schriftgelehrten des Volkes ein, um sich bei ihnen zu erkundigen, wo der Christus geboren werden sollte. Als die Priester und die
Schriftgelehrten die Frage vernahmen, hat da einer geantwortet, er müsse nach Hause gehen und die Schriften durchforschen, oder er habe vergessen, die Bibel mitzubringen? Nein, stattdessen konnten sie aus dem Gedächtnis sofort den Propheten zitieren und gaben zurück: »Zu Bethlehem in Judäa.« Dies zeigt, wie gut ihre
Schriftkenntnis war. Sie konnten augenblicklich antworten, wenn sie gefragt wurden. War ihre Antwort falsch? Keineswegs. Dennoch ist
dies die erstaunliche Tatsache: Nachdem sie geantwortet hatten, machte sich keiner der Schriftgelehrten oder Ältesten auf den Weg
nach Bethlehem. Was sie wussten, war absolut zutreffend, dennoch gaben sie den Magiern aus dem Osten bloß den Rat, nach Bethlehem
zu gehen. Sie handelten wie ein Verkehrspolizist, der die Menschen dorthin weist, wohin sie zu reisen wünschen, er selbst jedoch bleibt
auf seinem Posten. Obwohl ihr Wissen ausgezeichnet war, gingen sie jedoch nicht selbst, um den Messias zu suchen. Diese Magier haben
vielleicht aus den Schriften Daniels erfahren, dass einer zur Welt kommen sollte, welcher König der Juden sein würde; darum
unternahmen sie eine lange Reise, um den Herrn zu finden. Ist es nicht seltsam, dass jene, die nur eine geringe Schriftkenntnis
besaßen, ernsthaft den König der Juden suchten, während jene, die eine große Schriftkenntnis hatten, Ihn nicht suchten? Nachdem sie
weite Strecken gereist waren, um den Herrn zu suchen, fanden Ihn diese Leute aus dem Osten schließlich. Es ist daher möglich, dass
solche, die nur die Schrift kennen, Gott nicht kennen.
Dies gilt nicht nur im Blick auf die Geburt Christi, sondern auch auf den Tod Christi. War es nicht Kajaphas, der vorausgesagt hatte:
»Es ist euch nützlich, dass ein Mensch für das Volk sterbe, und nicht die ganze Nation umkomme«? (Joh. 11,50).
Und doch verurteilte er den Herrn Jesus zum Tode. Wer anders war es gewesen, als Kajaphas und sein Schwiegervater Annas? Wir sehen daher, wie nutzlos es ist, Schriftkenntnis zu besitzen, ohne Gott zu kennen. Durch die Weissagungen von Jeremia sprach Gott wieder und wieder:
»Ich werde mein Gesetz in ihr Inneres legen und werde es auf ihr Herz schreiben . . . Und sie werden nicht mehr ein jeder seinen Nächsten und ein jeder seinen Bruder lehren
und sprechen: Erkennt den Herrn! denn sie alle werden Mich erkennen von ihrem Kleinsten bis zu ihrem Größten, spricht der Herr« (Jer. 31,33-34).
Es genügt nicht, nur die äußere Bibelkenntnis zu besitzen; ein solches Wissen muss auch auf das Herz des Menschen geschrieben
sein. Es im Herzen geschrieben zu haben bedeutet, Gott zu kennen.
Wir möchten, dass alle Brüder und Schwestern erkennen, wie unzulänglich eine bloß verstandesmäßige Kenntnis der Bibel ist. Wir müssen überdies auch Gott zu erkennen suchen.
Heute herrscht ein beklagenswerter Zustand vor, nämlich, dass es wenige gibt, die Gott wirklich kennen. Brüder, wir können häufig in Bibelwissen unterrichtet werden und dennoch Gott nicht kennen.
Wer nur ein theoretisches Bibelwissen besitzt, gleicht einem, der mit einem bloßen Schilfrohr als Waffe kämpft; er wird sich dahin
biegen, wo der Wind bläst; er hat keine Kraft, um zu kämpfen. Lasst mich die Frage stellen: Wer kann heute sagen, er kenne Gottes
Vorsatz, Gottes Sinn, Gottes Willen und Gottes Weg? Ich sage oft, Gott zu kennen sei über alle Massen köstlich; man kann nichts damit
vergleichen. Es gibt Leute, die die Bibel aufschlagen und recht gut über irgendeine Stelle sprechen können, aber möglicherweise Gott überhaupt nicht kennen. Sie mögen gut sprechen, aber für Ihn sind sie Fremdlinge. Die Kenntnis der Bibel sollte uns zur Kenntnis Gottes bringen. Dies ist heutzutage nicht der Fall.
1.2 Wie man Gott kennenlernen kann Im Garten Gethsemane betete der Herr Jesus, um Gottes Willen zu kennen. Gethsemane bedeutet Ölkelter. Der Herr wusste, dass Er
dort das Öl auspressen musste. Er kniete und betete: »Vater, wenn Du willst, nimm diesen Kelch von Mir; doch
nicht Mein Wille, sondern der Deine, geschehe« (Luk. 22,42).
Die Bibel berichtet uns, dass Er ein zweites und ein drittes Mal auf dieselbe Weise betete. Er betete nicht bloß einmal und ließ die ganze Sache dann liegen. Nein, Er betete dreimal. Und als Er sich vom Gebet erhob, d. h. nachdem Er zu Ende gebetet hatte, kam der Herr zu Seinen Jüngern und sprach zu ihnen:
»So schlafet denn fort und ruhet aus; siehe, die Stunde ist nahegekommen, und der Sohn des Menschen wird in
Sünderhände überliefert« (Matth. 26,45). Als Er in Gethsemane betete, sagte Er: »Wenn es möglich ist, lass diesen Kelch an Mir vorübergehen« (Matth. 26,39);
als jedoch Petrus das Schwert zog und das Ohr des hohepriesterlichen Sklaven abhieb, erklärte der Herr:
gebraucht
Bestell-Nr.: BV10305
Autor/in: Watchman Nee
Titel: Geistliche Erkenntnis
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