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Die Lebensgeschichte des Mannes Josef ist ein plastisches Beispiel für den Segen, den ein Mensch erfahren kann, wenn er sein Leben vertrauensvoll in die Hände des guten Vaters im Himmel legt. Für solche Menschen ist jede Wendung ihres Lebensweges ein Teilstück der planvollen Führung Gottes.
Josef Kausemann erzählt in diesem Buch die oft nur schwerverständliche Geschichte Josefs nach. In zu Herzen gehender Weise verbindet er damit eine Vielzahl nützlicher und hilfreicher geistlicher Anwendungen.
Josef Kausemann
Gottes Führung oder Schicksal?
(Gedanken über das Leben Josefs aus 1. Mose 37-50)
Bevor wir den Spuren Josefs, des gesegneten Werkzeuges Gottes folgen, werfen wir zunächst einen kurzen Blick auf das 36. Kapitel des 1. Buches Mose. Hier wird uns ein
prophetischer Ausblick
geschenkt, verbunden mit einem Überblick über den Stammbaum Esaus und der Fürsten, die seine Nachkommen waren. In gedrängter Kürze reiht sich Name an Name. Ein Kapitel genügt Gott, uns einen kurzen Aufriß des abgelösten, selbstwüchsigen Zweiges vom guten Ölbaum aufzuzeigen, während die Niederschrift der Geschichte Jakob - Israel - zehn Bücher füllt. Gott läßt nämlich keine Weltgeschichte, sondern Heilsgeschichte schreiben. Doch der geübte Leser erkennt, daß auch dieses Kapitel Gottes Wort ist und eine liebliche, prophetische Schau vermittelt. Es wird erkennbar, daß letztlich die Weltgeschichte in die Heilsgeschichte einmündet. In Vers 31 heißt es: »Dies sind die Könige, die im Lande Edom regiert haben, ehe ein König über die Kinder Israel regierte.« Der erste König nach dem Herzen Gottes, der über Israel regierte, war David. Bis zu seiner Regierung herrschten die Edomiterkönige, die David dann besiegte und unterwarf. (2. Sam. 8, 13; 1. Kön. 11,
14-16)
So wird auch einmal unter der Herrschaft des Herrn Jesus, des wahren Sohnes Davids, des kommenden Königs Israels, die Völkergeschichte in die Heilsgeschichte einmünden. Er wird auf dem Thron Davids sitzen, und die Könige der Erde werden sich ihm unterwerfen und Tribute bringen. Alle Völker werden ihn anerkennen, und er wird über sie herrschen von Meer zu Meer. Wunderbar sind die Wege unseres Gottes; die Verherrlichung des Königs aller Könige ist ihr Ziel.
Bald wird es soweit sein, dann erfüllt sich das prophetische Wort aus Jesaja 42, 10-12: »Singet dem Herrn ein neues Lied, seinen Ruhm vom Ende der Erde: die ihr das Meer befahret, und alles was es erfüllt, ihr Inseln und ihre Bewohner! Es mögen ihre Stimme erheben die Steppe und ihre Städte ... Jubeln mögen die Bewohner von Sela, jauchzen vom Gipfel der Berge her! Man möge dem Herrn Ehre geben und seinen Ruhm verkündigen auf den Inseln.«
Auf diese Segenszeit weist auch Jakob in seinem Ausspruch hin, wenn er Juda mit den Worten segnet:
»Nicht weichen wird das Zepter von Juda, noch der Herrscherstab zwischen seinen Füßen hinweg, bis Schilo kommt - der Ruhebringende, der Friedenschaffende -, und ihm werden die Völker gehorchen.« (1. Mose 49, 10)
Wie freut sich der Glaube an diesen Verheißungen! Das Königtum der Welt geht unter in das Königtum Gottes und seines Gesalbten. »Du hast alles seinen Füßen unterworfen. Denn indem er ihm alles unterwarf, ließ er nichts übrig, das ihm nicht unterworfen wäre« (Hebr. 2, 8). Denn von ihm und durch ihn und für ihn sind alle Dinge. Im sei die Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen.
»Sohn eines Fruchtbaumes«
So wurde Josef der Lieblingssohn Jakobs genannt, den ihm seine Lieblingsfrau, Rahel, gebar. Er gehört zu den wenigen Gestalten der Bibel, von denen uns kein Fehltritt berichtet wird. Gewiß hatte auch er seine Schwächen, doch in diesem treuen jungen Mann wollte Gott uns dreierlei vorstellen:
1. wie er einen Menschen zum Segen setzen kann, wenn dieser in Gottesfurcht sein Leben führt;
2. daß dieselbe Gnade -Ja sogar noch größere - für uns bereitliegt, damit auch wir in wahrer Gottseligkeit wandeln und uns zum
Segen setzen lassen für unsere Mitmenschen;
3. sollte in Josef ein Vorbild von dem treuen Knecht Gottes, Jesus, geprägt werden, in dem Gott seine Heilsgedanken verwirklicht.
Beim Überdenken der Lebensgeschichte Josefs werden wir immer wieder die praktische, geschichtliche und prophetische Seite ins Auge fassen müssen. Gerade letztere ist so wertvoll. Kaum eine andere biblische Gestalt weist so viele Parallelen zu dem Herrn Jesus auf. Sowohl die Verwerfung, wie auch die Erhöhung bilden Höhepunkte dieses Vorbildes. Wer sich durch den Heiligen Geist das Auge des Herzens öffnen läßt, der sieht geistlich vorgeschattet in Josefs Leben, Wegen und Taten ein farbiges Bild dessen entstehen, welcher der Schönste unter den Menschensöhnen ist. Wir wollen ihn, unseren Herrn, neu anschauen, seine Herrlichkeit bewundern, damit auch wir immer mehr umgestaltet werden in sein hehres Bild. Über der wunderbaren Führung dieses treuen jungen Mannes, die dem natürlichen Auge als schicksalhafte Sinnlosigkeit erscheinen muß, sieht der Glaube einen vierfachen Lichtschein Gottes aufleuchten:
1. Seine Führung im Leben Josefs entfaltet sich zunächst als der »Weg des Kreuzes«. Es geht durch Leiden, Verfolgungen,
Anfechtungen, Feindschaft und Verwerfung zu Höhe, zur Herrlichkeit.
2. Weiter sehen wir die Seelsorge unseres Gottes, der durch Läuterung, Bedrängnis und innere Ubungen zur Buße und Begegnung mit sich führt.
3. Sehen wir seine Bewahrung, denn er weiß die Wege, auf denen er sein Volk, wenn das tägliche Brot fehlt, zu versorgen versteht.
4. Als letztes finden wir in der Begebenheit auch die Erlösung vorgeschattet. Diese findet ihre Erklärung in den ergreifenden Worten, die so etwas wie Inhalt und Höhepunkt der seltsamen Lebensgeschichte Josefs bilden: »Gott hat mich vor euch hergesandt, um euch einen Überrest zu setzen auf Erden und euch am Leben zu erhalten für eine große Errettung. Und nun, nicht ihr habt mich hierher gesandt, sondern Gott; und er hat mich zum Vater des Pharao gemacht und zum Herrn seines ganzen Hauses und zum Herrscher über das ganze Land Ägypten. «(1. Mose 45, 7-8)
In diesem hellen Licht der Führung Gottes erstrahlt auf dunklem Hintergrund die Zukunft und das Schicksal der Völker. Ägyptenein Bild der Welt - kommt mit Josef, dem Retter der Welt, in engste Verbindung. Unter dem Kreuz des Herrn Jesus, dem Nachkommen Abrahams, werden gesegnet werden alle Geschlechter der Erde! Aus der Gestalt Josefs blickt uns der Herr Jesus an, in dem Fluch in Segen, Streit in Frieden und Hoffnungslosigkeit in beglükkende Gottesgemeinschaft verwandelt werden. In dieser vierfachen Schau wollen wir an diese Geschichte herantreten, uns segnen lassen und lernen, damit jeder von uns als Glied in der langen Kette der Erwählten sich in den ihm persönlich gestellten Aufgaben bewährt.
Gottes Plan wird deutlicher
»Jakob wohnte im Lande, in welchem sein Vater als Fremdling geweilt hatte, im Lande Kanaan.« (1. Mose 37, 1 ff.)
Dieser Vers verbindet die sich anschließende Josefsgeschichte mit dem Los der Väter, die auf die Erfüllung der Verheißungen Gottes warteten. Jakob, dessen Lebensbeschreibung einen breiten Raum einnahm, tritt immer mehr in den Hintergrund, um über Josef allmählich die Schatten des auserwählten Volkes sichtbar werden zu lassen. Der 2. Vers dieses Kapitels zeigt sogar, daß die Geschichte Jakobs unlöslich mit der seines Sohnes Josefs verbunden ist und in dieselbe einmündet. Wie wollen wir anders die Formulierung verstehen: »Dies ist die Geschichte Jakobs: Josef, siebzehn Jahre alt ...« Die Lebensbeschreibung Jakobs geht in Josef weiter und kommt in ihm sogar zur Erfüllung. Können wir aus diesem Hinweis nicht schon eine schöne Parallele zu uns und allen Menschen ziehen? Jede Lebensgeschichte, die nicht einmündet in die des wahren Josef, des Herrn Jesus, ist sinnlos, für Gott uninteressant und bleibt fruchtleer. Erst die Lebensverbindung mit ihm macht das Leben sinnvoll und lebenswert. Nur in der Schönheit seiner Person kann das Wohlgefallen Gottes auf uns ruhen. In ihm findet die Natur des alten Menschen ihr Ende und der neue Mensch Anfang, Inhalt und Vollendung. Jede Lebensgeschichte, die nicht im Tode Jesu gelöscht wird, gereicht dem Träger zur ewigen Anklage und Verdammnis. Wer ewiges Leben haben will, kann dies nur in der Lebensverbindung mit dem Retter der Welt, dem Gekreuzigten und Auferstandenen bekommen.
»... und das Licht scheint in der Finsternis ...«
Mit den Söhnen der Nebenfrauen Jakobs muß Josef als Siebzehnjähriger die Herde seines Vaters hüten. Da er der Lieblingssohn des Vaters ist, birgt das Zusammenleben mit den Brüdern starke Konfliktstoffe in sich. Licht und Finsternis sind einander entgegengesetzt. Die Gespräche der Halbbrüder verwunden das zartbesaitete
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