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ADVENT - Bereitet dem Herrn den Weg - Gottes Tag bricht an WEIHNACHTEN - Das Wort ward Fleisch - Gottes Reichtum kommt zu unserer Armut JAHRESANFANG - Der Herr aller Dinge
EPIPHANIAS - Wir haben seinen Stern gesehen - Das Wunder der Wandlung KARFREITAG - Feindesliebe und Vatergewißheit - Der Welterlöser OSTERN - Pfeiler im Strom HIMMELSFAHRTSFEST - Christus praesens PFINGSTEN - Der Geist des Friedens und der Freude TRINITATIS-SONNTAG - Das Fest der Fülle KIRCHWEIHFEST - Gottes Haus MICHAELISTAG - Christus größer als die Engelmächte ERNTEDANKFEST - Gottes Schöpfungssegen - Was heißt denn täglich Brot? REFORMATIONSFEST - Rechtfertigung heute BUSSTAG - Lähmungserscheinungen im Leben der Christenheit EWIGKEITSSONNTAG - Das Wort vorn Wiedersehen - Wir dürfen hoffen - Verzeichnis der Schriftstellen
Geleitwort Vom Wesen biblischer Meditation
Die Übung der Meditation ist bei uns lange Zeit verschüttet gewesen. Man wußte wohl, daß es Meditation gibt im Zen-Buddhismus, in der indischen Theosophie, in der Anthroposophie Rudolf Steiners, aber gerade die Beheimatung dort hat in weiten Kreisen der Christenheit eher Mißtrauen und Abneigung bewirkt. Die so verstandene Meditation versenkt sich in ein Samenkorn oder in eine Lotosblüte, sie nimmt ein Goethe-Wort oder ein Gedicht von Christian Morgenstern zur Hand und bemüht sich, den innersten Gehalt eines solchen Bildes oder Dichterwortes zu erfassen.
Biblische Meditation stellt sich ein anderes und höheres Ziel. Man hat mit Recht gesagt, die schönste Beschreibung dessen, was biblische Meditation sei, stehe in der Weihnachtsgeschichte des Lukas, wenn es dort von Maria heißt: »Sie behielt alle Worte und bewegte sie in ihrem Herzen, die zu ihr von diesem Kind gesagt waren.« Also Worte Christi, Worte der Heiligen Schrift tief im Herzen bewegen und behalten, sie andächtig und liebevoll betrachten, sich gelassen und anhaltend darein versenken, das macht das Wesen biblischer Meditation
aus. Martin Luther kann dafür auch sagen: Wir sollen ein Wort Gottes zur Hand nehmen und sollen es »schmecken und kauen«. So, wie unser Leib nur die Nahrung voll in sich aufzunehmen vermag, die nicht hastig in großen Brocken hinuntergeschlungen worden ist, so kann auch unser Geist nur das sich wirklich aneignen, was er in gesammelter, ehrfürchtiger Betrachtung durchdrungen hat.
Biblische Meditation ist etwas völlig anderes als Illustration. Gewiß kann man auch einmal Bilder und Gleichnisse aus dem modernen Weltleben wählen, um daran eine göttliche Wahrheitsaussage anschaulich zu machen. Man hüte sich dabei freilich vor Geschmacklosigkeiten, an denen die christliche Erbauungsliteratur der Gegenwart leider keinen Mangel hat. Wenn Gott als »unser Chef« bezeichnet wird, wenn glauben als »bei Christus tanken« beschrieben wird und der Mensch durch Gottes Wort »zur Strecke gebracht wird«, so tun solche würdelosen Bilder der Seele nicht wohl, ja sie stoßen jedes feinere Empfinden nur ab und erschweren den Zugang zur ewigen Wahrheit. Die biblische Meditation läßt sich ihren Gehalt von dem Wort der Schrift selbst geben. Wenn in einem Text des Alten oder Neuen Testaments Worte wie Fleisch oder Geist vorkommen, wenn die Bibel von einem »Zeichen« oder von der »ersten Liebe« spricht, dann umkreist die Betrachtung den Sinn eines solchen Wortes und ruht nicht eher, bis sein Vollgehalt zum Aufleuchten kommt.
In diesem Sinn wird in den nachfolgenden Me(litationrn der Versuch gemacht, biblische Texte zuin Reden zu bringen. Wenn die Auswahl sich auf dir hohen Feste der Christenheit beschränkt, so geschieht es aus einem zweifachen Grund. Einmal ist das Geschlecht von heute in besonderer Gefahr, die großen Feste der Christenheit zu verweltlichen. Wie arm aber wird der Mensch, wenn die großen Taten Gottes, von denen diese festlichen Zeiten und Tage reden, sein Leben nicht mehr beschenken. Es fehlen dann die Höhepunkte, die unser Dasein mit innerem Reichtum und mit Freude erfüllen. Für alle Menschen aber, die darunter leiden, daß unser Leben immer unruhiger, immer oberflächlicher und zerstreuter zu werden droht, könnten gerade die Feiertage der Christenheit zum Anlaß werden, der göttlichen Wirklichkeit aufs neue zu begegnen und sich von ihrem Glanz durchdringen zu lassen. Wer in diesem Sinn guten Willens ist, wird Weihnachten, Karfreitag, Ostern und Pfingsten, Erntedank- und Ewigkeitssonntag nicht unberührt an sich vorübergehen lassen. Bei solcher meditativen Einkehr Beistand zu leisten ist die Absicht des vorliegenden Bandes.
Adolf Köberle
ADVENT
Bereitet dem Herrn den Weg
Dies ist's, was der Herr seinem gefangenen Volk Israel durch seinen Propheten sagen ließ: Tröstet, tröstet mein Volk spricht euer Gott! Redet mit Jerusalem freundlich und rufet ihr zu, daß ihre Dienstbarkeit ein Ende hat, daß ihre Schuld abgetragen ist; denn sie hat Zwiefältiges empfangen von der Hand des Herrn für alle ihre Sünden.
Es ruft eine Stimme: In der Wüste bereitet dem Herrn den Weg, macht auf dem Gefilde eine ebene Bahn unserm Gott! Alle Täler sollen erhöht werden, und alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden, und was uneben ist, soll gerade, und was hügelig ist, soll eben werden, und die Herrlichkeit des Herrn soll offenbart werden, und alles Fleisch miteinander wird es sehen; denn des Herrn Mund hat's geredet.
Es spricht eine Stimme: Rufe! Und ich sprach: Was soll ich rufen? Alles Fleisch ist Gras, und alle seine Güte ist wie eine Blume auf dem Felde. Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt; denn des Herrn Odem bläst darein. Ja, Gras ist das Volk! Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, aber das Wort unseres Gottes bleibt ewiglich! Jes. 40,1-8
Als Jerusalem im Jahre 586 vor Christi Geburt von dem babylonischen Großkönig Nebukadnezar erobert wurde, da brach ein furchtbares Gericht über das jüdische Volk herein. Die Mauern der Stadt wurden geschleift und Tempel und Königsburg
durch riesige Feuerbrände zerstört. Zedekia, der letzte Herrscher von Juda, war bei einem Fluchtversuch in der Ebene Jericho gefangengenommen worden. Die Kinder Zedekias wurden vor den Augen des Vaters hingerichtet. Dann wurde der König selbst geblendet und als hilfloser Mann gen Babylon geführt. Mit ihm wurde ein großer Teil des Volkes, darunter die Elite, zwangsdeportiert. Wie es den Verbannten im Exil zumute war, mögen wir ersehen aus den Eingangsworten zu dem i37. Psalm, wo es heißt: »An den Wassern zu Babel saßen wir und weinten, wenn wir an Zion gedachten«.
Wie ungeheuer aber muß auf diesem leidvollen Hintergrund die Wirkung gewesen sein, als dort, fern von der Heimat, ein Mann auftrat und seinen Volksgenossen die Botschaft zurief: »Dies ist's, was der Herr dem gefangenen Volk Israel durch seinen Propheten sagen läßt. Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott! Redet mit Jerusalem freundlich und rufet ihr zu, daß ihre Dienstbarkeit ein Ende hat, daß ihre Schuld abgetan ist; denn sie hat Zwiefältiges empfangen von der Hand des Herrn für alle ihre Sünde.«
Man kann an der Hand dieser Worte so recht erkennen, was das Merkmal eines Propheten ist. Ein Prophet ist ein von Gott ergriffener, überwältigter und erleuchteter Mensch. Zum Propheten kann man sich nicht kraft eigener ~Vahl machen. Zum Propheten wird man durch göttliche Machtwirkung
berufen. Ein Prophet sagt nicht, was er sich ausgedacht hat oder was er vermutet, so, wie politisch interessierte und begabte Menschen ihre Sorgen und Hoffnungen im Blick auf die Zukunft aussprechen. Der Prophet gibt eine Botschaft weiter, die ihm auszurichten aufgetragen worden ist und die er unter einem heiligen Zwang bezeugen muß, ganz gleich, ob es ihm lieb oder leid ist und was dabei für das eigene Leben und Schicksal herauskommt.
Wer hätte damals zurzeit der Knechtschaft des jüdischen Volkes im Euphratland annehmen können, daß der Koloß der babylonischen Weltmacht auf tönernen Füßen stehe, daß seine Tage gezählt seien und er schon bald zusammenbrechen werde! Wer unter den Verbannten hätte zu hoffen gewagt, daß der am weltpolitischen Himmel neu aufsteigende Stern, der Perserkönig Cyrus, dem gefangenen Volk die Heimkehr nach Jerusalem gestatten und ihm noch dazu die beim Zusammenbruch geraubten Tempelschätze zurückgeben werde! Der Prophet aber darf kraft göttlicher Geisterleuchtung einen Blick in die Zukunft tun. Er darf sein Volk trösten mit der Botschaft von der nahe bevorstehenden Befreiung, daß es in Hoffnung wieder fröhlich werden kann.
Zum prophetischen Amt und Auftrag gehört nicht nur der Blick in die Zukunft der Geschichte, es gehört dazu auch eine geistesmächtige Deutung der Gegenwart und der Vergangenheit. Israel muß einsehen und sich darunter beugen, daß es um seiner
sündigen Verirrungen willen von Gott zwiefältig hart gestraft worden ist. Wie hatte die göttliche Stimme durch den Mund des Propheten Jeremia in den Jahren vor dem Untergang Jerusalems um das Volk gerungen, um seine Könige und politischen Führergestalten! Aber man wollte den unbequemen Mahner nicht hören, der in Gottes Auftrag zur Besonnenheit, zum Stillehalten und zum Glaubenhalten aufrief, und so hatte das vielfach verdiente Verhängnis seinen Lauf genommen. Jetzt aber darf das so schwer geprüfte Volk aus prophetischem Munde die wundersame, unbegreifliche Kunde vernehmen: Die Schuld ist bei Gott vergeben und abgetan. Die demütigende Dienstbarkeit und Fronarbeit unter mitleidslcsen Gewalthabern geht zu Ende. Der Weg in die Freiheit, die Rückkehr in die alte Heimat tut sich auf.
Auch uns gilt die gleiche Botschaft, wie sie damals dem jüdischen Volk in der Verbannung zugerufen wurde. Unsere Dienstbarkeit und Knechtschaft sieht zwar anders aus als bei den Gefangenen an den Wassern zu Babel. Aber sie fehlt in unserem Leben gleichwohl nicht. Es kann sein, daß wir in Süchten und Leidenschaften so gefangen sind, daß wir einfach die Kraft nicht aufbringen, uns davon zu lösen. Bei anderen wieder ist das Herz verdüstert und beschwert von Sorgen aller Art, von Schulsorgen, von Krankheitssorgen, v
INHALT 5
Geleitwort
Vom Wesen biblischer Meditation
Advent
Bereitet dem Herrn den Weg 8
Gottes Tag bricht an 18
Weihnachten
Das Wort ward Fleisch 28
Gottes Reichtum kommt zu unserer Armut 39
Jahresanfang
Der Herr aller Dinge 52
Epiphanias
Wir haben seinen Stern gesehen 62
Das Wunder der Wandlung 73
Karfreitag
Feindesliebe und Vatergezvißheit 83
Der Welterlöser 94
Ostern
Pfeiler im Strom ioß
Himmelfahrtsfest
Christus praesens 121
Pfingsten
Der Geist des Friedens und der Freude 130
Trinitatis-Sonntag
Das Fest der Fülle 135
Kirchweihfest
Gottes Haus 145
Midiaelistag
Christus größer als die Fngelmädite 158
Erntedankfest 162
Gottes Schöpfungssegen 172
Was heißt denn täglich Brot? 182
Reformationsfest
Rechtfertigung heute
Bußtag
Lähmungserscheinungen im Leben der Christenheit 193
Ewigkeitssonntag
Das Wort vom Wiedersehen 205
Wir dürfen hoffen 214
Verzeichnis der Schriftstellen 225
gebraucht Nr.: BN5770 Autor/in: Adolf Köberle Titel: Gottes Tage Format: 11 x 18 cm Seiten: 223 Gewicht: 206 g Verlag: Furche Erschienen: 1964 Einband: Taschenbuch Sprache: Deutsch Zustand: leichte Gebrauchsspuren
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