Gäste und Fremdlinge, Lotte Trierweiler #T

der Schwarzenstein liegt wie eine Hand vor den Bergen des Böhmerwaldes. Das Schloss ist ein schwerfälliger, massiver Klotz mit gedrungenen Rundtürmen. Die Herren von Perusa, Nothaft und Schwarzenstein hatten einen Blick weit ins Land. Nach Norden geht der Blick in eines der schönsten Waldgebirge, nach Süden umfängt er die gewellte Hochebene über der Donau. An Föhntagen erglänzt von dorther die Firnwelt der Alpen. Der ganze Westen bis nach Regensburg ist fruchtbares Flachland. Nach der Dorfstraße hin steht das schmalbrüstige Schloßkirchlein, und noch ein überzähliger Turm unterbricht hier die Mauer. Dienende Schwestern des Ordens der „Englischen Fräulein" wohnen drin, und ihre roten Fenstergeranien gluten lebhaft in die düstere Gasse. Sie sind die guten Geister dieser verlassenen Waldgegend; ihr Werk der Erziehung wurde abgelöst vom Dienst an den Ärmsten des Krieges. Im Schloß selbst liegen Verwundete; der weite, quadratische Innenhof zeigt eintönige Fronten. Irgendwo schlafen die Herren von Schwarzenstein ... Wie eine Symphonie von Haydn ist dies Land! Dur und Moll und Heimweh und Sehnsucht und Glück und Trost. Am schönsten ist es hinterm Schloß, wenn's auf den Abend geht. Da baut sich die schweigende Bergwelt auf. In violetten Abendschatten steht die Wand