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Bestell-Nr.: BN3270
Autor/in: Corrie ten Boom
Titel: Hallo Bruder
Preis: 6,00 €
ISBN: 3417200458 (ISBN-13: 9783417200454)
Zustand: leichte Gebrauchsspuren
Verlag: R. Brockhaus Verlag
Format: 18 x 11 cm
Seiten: 127
Gewicht: 123 g
Erschienen: 1984
Einband: Taschenbuch
Sprache: Deutsch
ICH FOLGE DEM RUF GOTTES - DIE ERSTEN SCHRITTE
Die Weltreise nimmt ihren Anfang
HOLLAND 1946 - AMERIKA
»Zonneduin«, das Heim in Bloemendaal, ist gegründet und der »Ten Boom-Stiftung« übergeben worden. »Zonneduin« besteht noch. Es ist jetzt ein Alters- oder Ferienheim, nicht mehr für Opfer des Krieges, sondern für alle, die der Ruhe und der Erholung bedürfen. Es ist international orientiert, und viele Gäste aus dem In- und Ausland verbringen dort ihren Urlaub.
Jetzt schicke ich mich an, den zweiten Teil des Auftrages zu erfüllen.
Zunächst soll es nach Amerika gehen. Ich brauche eine Unmenge Papiere. »Papierkrieg« und kein Ende! Ich bin täglicher Gast auf den verschiedensten Ämtern. Nun habe ich die erste Probe zu bestehen: ob ich gehorsam sein kann. Mein ganzer Arbeitsplan hängt davon ab. Der Trauungstext meiner Eltern: »Ich werde dich lehren und dir den Weg zeigen, den du gehen sollst. Ich will dich mit meinen Augen leiten«"), bekommt jetzt eine ganz besondere Bedeutung für mich. Er wird mein Leitstern auf allen meinen Wegen, wohin ich meine Schritte auch lenke.
Auf sämtlichen Dienststellen, die ich besuche, wiederholt sich immer wieder das gleiche: »Nein, für Amerika kann ich Ihnen keine Papiere geben. Eine Reise dorthin ist völlig ausgeschlossen.« Ich bete.- »Herr, wenn es dein Wille ist, müssen sie mir die Erlaubnis geben.«
Ehe es so weit ist, türmen sich die Schwierigkeiten. Auf einem Amt sagt man mir: »Der Mann hier gibt keinem einen Sichtvermerk. Er ist hart wie Stein.« Ich sehe tatsächlich, daß alle, die diesen »Schicksalstraum« verlassen, niedergeschlagen sind: Es gelingt keinem, das steinerne Herz zu erweichen. Da gehen drei Damen und ein Herr vorüber.
»Hallo, wir kennen uns doch? Bist du nicht meine Kusine?« Jahrelang haben wir uns nicht gesehen. Sie macht mich mit ihrem Mann bekannt.
»Wollt ihr auch nach Amerika?«
»Aber nein, ich habe hier mein Büro.« »Ach, könntest du mir da vielleicht helfen?«
Ich erzähle meinen Fall.
»Das tut mir leid, ich würde meiner neuen Kusine gern einen Gefallen tun, aber dies hier ist nicht meine Abteilung. Solltest du aber auf Schwierigkeiten stoßen, dann rufe mich bitte an.«
Und er schreibt mir die Nummer seiner Abteilung auf. Inzwischen ist es spät geworden. Der »steinharte Mann« geht jetzt erst einmal Kaffee trinken, und ein blutjunger Sekretär vertritt ihn. Als ich an die Reihe komme, sagt er:
»Sie werden wahrscheinlich warten müssen, bis mein Chef zurückkommt.«
»Ich kann aber unmöglich warten. Rufen Sie bitte diese Nummer an.«
Während er den Hörer einhängt, sagt er: »Ja, ich soll Ihnen die Papiere aushändigen.« Das Wunder ist geschehen.
Unsere Verlegenheit gibt Gott Gelegenheit, sich zu offenbaren. Unsere Probleme und Schwierigkeiten sind seine Bausteine, aus denen die göttlichen Wunderwerke emporwachsen.
Alle Papiere sind in Ordnung. Jetzt noch das Schiff. Ich fahre nach Amsterdam, um einen Platz zu reservieren. Mit einem Achselzucken sagt man mir: »Sie werden in die Warteliste eingetragen und bekommen sofort Bescheid, wenn ein Platz frei ist. Es wird aber zehn bis zwölf Monate dauern.«
Das kann doch nicht sein. Ich habe es doch ganz sicher gewußt, daß ich jetzt, unverzüglich, in diesem Augenblick fahren muß. Bitter enttäuscht verlasse ich das Büro und stehe völlig niedergeschmettert auf dem »Dam« (einer der Hauptplätze Amsterdams). Da fällt mein Blick auf ein Büro des »American Express«, eines Frachtschiffunternehmens.
»Gibt es auf Ihren Schiffen auch Platz für Passagiere?«
»Gewiß, Sie können morgen schon mitfahren. Sind Ihre Papiere in Ordnung?«
»Ja, aber bis morgen wäre mir ein bißchen zu knapp. Geht es vielleicht auch nächste Woche?«
Es geht! Freudestrahlend fahre ich heim.
Es sind meine ersten Schritte auf dem Wege bedingungs
losen Gehorsams, der jede Eigenmächtigkeit ausschließt. Ganz allein nur Seiner Führung habe ich mich anzuvertrauen Wieviel muß ich aber noch lernen!
Und so bin ich nach Amerika gekommen.
New York ist überwältigend. Die Wolkenkratzer sind sehr hoch, und Corrie ten Boom ist sehr klein. Fünfzig Dollar durfte ich mitnehmen, mehr ist nicht erlaubt. In der Tasche aber habe ich zwei Schecks.
Einem Amerikaner, der seine Verwandten in Holland besuchte, hatte ich von meinen Plänen erzählt. Kopfschüttelnd .hat er mir zugehört. Es sei keineswegs leicht, in Amerika Fug zu fassen. »Ja, das glaube ich schon, aber ich muß dem Befehl Gottes gehorchen.« Zwei Schecks schrieb er mir aus, einen über einen sehr hohen, den anderen über einen geringeren Betrag. »Falls Sie in Not sind, so lassen Sie sich das Geld auszahlen. Sie können es mir ja später zurückgeben.«
In einem Heim des Christlichen Vereins Junger Frauen (Young Women Christian Association) bekomme ich ein Zimmer für acht Tage. Ich besuche eine Gruppe christlichjüdischer Emigranten. Es sind Deutsche, und deshalb benutze ich noch nicht die englisch geschriebenen Vorträge, die ich auf dem Schiff ausgearbeitet habe.
Als ich am Ende der Woche meine Miete bezahle, fragt mich die Verwaltungsangestellte, wohin mein Gepäck geschickt werden soll.
»Ich habe noch keine Ahnung.«
»Aber wir können Ihnen kein Zimmer mehr geben, es darf keiner länger als eine Woche dableiben.«
»Ich weiß, aber Gott hat ein Zimmer für mich, nur die Adresse kenne ich noch nicht.«
Sie sieht mich etwas besorgt an, aber mir ist ganz leicht ums Herz. Gott hat mir durch das Gefangenenlager Ravensbrück hindurchgeholfen. Er wird mir auch: in Amerika weiterhelfen.
Plötzlich sagt die Sekretärin: »Richtig, beinahe hätte ich es vergessen: Es ist ein Brief für Sie gekommen.«
»Wie ist das nur möglich? Niemand weiß, daß ich hier wohne«
Aber es stimmt tatsächlich. Ich lese den Brief und gebe...
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