Handelsware Mensch, Elke Kahlert, Titus Seeholzer

Vorwort

Im Buch der menschlichen Geschichte überwiegen die dunklen Kapitel bei weitem. Oft zeichnen sich gerade Zeiten einer kulturellen Hochblüte durch Unmenschlichkeit aus, begangen an Minderheiten oder unterworfenen Völkern.

Wer denkt vor den wunderbaren Zeugnissen griechischen Geistes daran, daß im Schatten der Tempel und Gymnasien Sklaven fronen mußten, um den Bildhauern und Philosophen Muße zu geben, ihre unsterblichen Werke zu schaffen! Die ägyptischen Pyramiden in ihrer finsteren Großartigkeit legen uns solche Nachdenklichkeit schon näher.

Von Anbeginn seiner Geschichte an hat der Mensch den Menschen als Arbeitstier gefangen und nicht selten schändlich mißbraucht. Es gab zu allen Zeiten Stimmen, die die Sklaverei anprangerten und abschaffen wollten. Zu guter Letzt haben sie über die Kaufleute gesiegt, die mit der Handelsware Mensch vortreffliche Geschäfte machten.

Es besteht für uns kein Grund, die Sklavenhändler vergangener Jahrhunderte mit dem Lächeln pharisäerhafter Selbstgerechtigkeit zu verdammen. Die UNO hat vor einigen Jahren eine große Dokumentation vorgelegt, in der nachgewiesen wurde, daß heutzutage noch etwa 15 000 Menschen pro Jahr in den Ländern des Vorderen Orients verschwinden. In den Ländern des Westens ist der Sklavenhandel nicht mehr üblich, aber wie viele Menschen leben unter Verhältnissen, die nichts anderes sind als eine moderne Form der Sklaverei! Wie viele Millionen wurden im letzten Weltkrieg verschleppt und zu Sklavendiensten gezwungen, nicht anders und nicht besser als zu Zeiten der Pharaonen.

Eine Beleuchtung aller dieser Fakten hätte den Rahmen unseres Themas gesprengt. Wir beschränkten uns deshalb auf die Zeiten, in denen der Mensch wirklich Handelsware war, in denen er gekauft und verkauft wurde, nicht anders als Reis, Tabak oder Vieh.