Worte Gottes.
„Lasset <!as Wort Ldrlstt reickllck
in euck woknen, in aller Wekskelt sack
gegenseitig lekrenij uncl ermaknenrl."
Kol. 2, 16.
Eine Monatsfrist
für bidliscke Fragen un<i antworten.
kerausgegeden von
Fritz Kock.
Das sagen am besten einige Sätze aus dem Geleitswort
zum Jahrgang 1913:
„Unser Blatt soll sich von den anderen Blättern dadurch unterscheiden, daß es nur biblische Fragen und Antworten bringt, und zwar in der Weise, daß aus dem Leserkreise selbst sowohl die Fragen wie die Antworten gestellt und gegeben werden, und somit ein reger Austausch
der Gedanken unter den Lesern erstrebt wird und erreicht werden kann,
und zwar, setzen wir hinzu, ohne Gewissenszwang!
ir fragen die an uns Schreibenden, sowie die Einsender von
Fragen und sogar Antworten nicht: woher, aus welcher Denomination,
aus welcher christlichen Gemeinschaft und aus welcher Nation kommst
du? was ist dein Stand oder Beruf? u. dgl. nr. Vielmehr soll da§
allein Entscheidende für uns und alle jeweiligen Mitarbeiter das Wort
Gottes lern, dessen Autorität wir uns durchaus unterordnen, und das
zu erforschen unsere Aufgabe ist."
Wir wollen die Wahrheit verkünden, die Wahrheit in Liebe.
.,Wir vermögen uichts wider die Wahrheit, sondern für die Wahrheit."
2. Kor. 13, 8.
Und so möge der Jahrgang 1914 auch in Buchform
vielen dienen zur Verwirklichung von 2. Petri 3, 18!
Klotzsche bei Dresden. Der Herausgeber
im Dezember 1914. Fritz Koch.
Vie
»Gegenseitige Handreichung
aus dem Worte Gottes"
*... ** < erscheint monatlich. . * . < . *
------------------ äNe keckte vorbekislten. ------- -----------
Iahrespreis: 2,— M.
DA— Das Porto wirS e-ctra berechnet. -HMfU
Gci größeren Gestellungen an eine ftörefse tritt Portoermäßigung ein.
preis öes gedunsenen Jahrgangs 2,SD M. portofrei.
Werbeheste stehen beim Verlag gratis Zur Verfügung.
Inhalt
des 2. Bandes der „Gegenseitigen Handreichung":
eitr
Fragen und Antworten
Verzeichnis der Fragen und Antworten
Schriftstellenverzeichms...........................
1-228
230—234
SS5-251
252 Berichtigungen...................................................................................
Gruß an 6en Leser:
„Gott aber ist mächtig, jede Gnade gegen euch über-
strömen zu lassen, auf daß ihr in allem, allezeit alle
Genüge habend, Lberfttömend seid zu jedem guten
Werk." 2. Kor. 9,8.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schrift *
stellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich
zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Frage 4: 1. Z, 8 u. 9: Was keiht „er kann nicbl
sündigen" und „wer Sünde tut, ist aus dem ^eukel"?
Antwort 7X:
Ein sorgfältiger Vergleich von 1. Joh. 3, 9 mit Kapitel
2, 1 wird zum Verständnis dieser Stelle beitragcn.
In Kap. 2, 1 gebraucht der Apostel die „Aorist"-Zeitform
des Zeitwortes, wodurch eine einzelne, bestimmte
Handlung bezeichnet wird; in Kap. 3, 9 gebraucht er
die „Präsent"-Zeitform, welche eine Fortdauer, ein Fortfahren
in der Sünde ausdrückt.
Nach den feierlichen Worten des ersten Kapitels sagt
er: „Meine Kinder, ich schreibe euch dieses, auf daß ihr
nicht sündiget, und wenn jemand gesündigt hat — wir haben
einen Sachwalter bei dem Vater." Das Ziel seines Schreibens
ist, daß sie nicht sündigen; doch wenn jemand sollte
überwältigt worden sein, so will er diesen auf die Vorsorge,
die Gott in Seiner Güte für einen solchen getroffen hat,
Hinweisen, damit er nicht verzweifle, sondern Vergebung
erlange und zum Sieg über die Sünde geführt werde.
In Kap. 3 zeigt der Apostel zwei Menschenklassen:
die, die Gerechtigkeit tun, und die, die Sünde tun. Bei
der einen Klasse ist die Gerechtigkeit, bei der anderen die
Sünde der herrschende Grundsatz in ihrem Leben. Er
stellt fest, daß, obgleich die Möglichkeit da ist, daß der aus
Gott Geborene in eine Sünde fallen kann, derselbe aber nicht
in der Sünde verharren kann. Ein Schaf mag in den
Schmutz fallen; aber es ringt, herabzukommen, und ist nicht
zufrieden, darin zu sein, während die Sau, selbst wenn
sie gewaschen war, sich darin mit Behagen wälzt.
Manche legen diese Stelle dahin aus, daß der Apostel
meint, daß die Neue Natur nicht sündigt, aber der Apostel
gebraucht die Worte im 10. Vers: „Hieran sind offenbar
die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels." Es
sind Personen, von denen er spricht, und nicht Naturen
(wie in Röm. 7), und der Gegensatz wird gezogen
zwischen denen, die die Gerechtigkeit tun, und denen, die
die Sünde tun. In Kap. 5, 18 finden wir denselben Gegensatz.
Er spricht in Vers 16 von der Möglichkeit, daß ein
„Bruder" sündigt >,eine Sünde nicht zum Tode", und
dann zeigt er: der aus Gott Geborene sündigt nicht
— das Charakteristische des aus Gott-geboren-Seins ist
Gerechtigkeit (2, 29) und nicht Sünde. Der Böse,
in dem die ganze Welt liegt (5, 18. 19), hat keine Rechte
über den aus Gott Geborenen; er ist in der Hand Christi
und Gottes (Joh. 10, 28. 29), und keine andere Hand
kann ihn antasten. Luther drückte sich so aus, daß ein Kind
Gottes in dem Kampfe wohl täglich Wunden empfängt, aber
niemals seine Waffen wegwirft oder Frieden mit dem Todfeinde
macht.
Ein besseres Verständnis dieses Briefes würde manchen
bewahren vor den falschen Gedanken der Sündlosigkeit und
uns anreizen, in größerer Wachsamkeit den Pfad der Gerechtigkeit
zu wandeln und so den Beweis zu geben von
13
unserer Gemeinschaft mit Ihm, der „geoffenbart worden
ist, auf daß Er unsere Sünden wegnehme" und „auf daß
Er die Werke des Teufel vernichte" (I. Joh. 3, 5. 8).
W. H. B., frei übers. von v. d. K.
^ntvort 8: --------------
Diese Schriftstelle ist für manchen eine Schwierigkeit,
und andere sind durch das Nichtverstehen derselben entmutigt
worden. Den einen scheint sie in Widerspruch mit
Kap. 1, 8—10 zu stehen, und den anderen scheint sie auf
einen solchen hohen moralischen und geistlichen Stand hinzuweisen,
den zu erreichen sie mutlos aufgeben. Diese
Stelle zeigt den großen Charakterzug im Leben des aus
Gott Geborenen. Der aus Gott Geborene "ist heilig. Er
haßt die Sünde. Nimm z. B. die zehn Sünden in 1. Kor.
6, 9. 10 und denke dir, eine aus Gott geborene Person
würde ersucht, diese zu begehen; wird sie sich nicht mit
Abscheu von solchen Ansinnen wegwenden? Sie kann nicht
diese Dinge tun. Jede Fiber der neuen Natur sträubt
sich gegen solches Ansinnen. „Nein, nein, niemals!" ist.
die Antwort. So begegnete Joseph der Versuchung, und
so haben Millionen verweigert, sich wieder in dem Schmutz
zu wälzen, von dem sie gewaschen sind. Sie sagten in
Wahrheit: Ich kann Spott tragen, ich kann aus eurer Genossenschaft
gestoßen werden, ich kann gequält werden nach
Leib und Seele, ich kann in Gefängnis und Tod gehen,
aber ich kaun nicht sündige« wider Christus. — Ja, Tausende
haben so gelitten. Diese Stelle zeigt die Wirkung
der neuen Geburt, den Instinkt und das Wesen des aus
Gott Geborenen.
Aber wie, möchte man fragen, kann man diese Stelle
mit 1. Joh. 1, 8. 10 und anderen Stellen vereiniget, in
welchen Gläubige unter der Schuld selbst schwerer Sunden
gesehen werden? Die Antwort ist, daß dieses Ausnahmen
sind, die die Regel beweisen. Zu allen Zeiten und bei
den Besten wurden Fehler und Sünden offenbar, aber dies
ändert nicht die Tatsache des Wesens der neuen Lebensnatur.
G. F. T., frei übers. von v. d. K.
Antwort L:
Die neue Natur 1. Joh. 3, 9 ist die von Gott empfangene,
dem Gläubigen mitgeteilte, die durch den Heiligen
14
Geist in uns wirkt. Dieser neue Lebensgrundsatz kann sich
nicht mit dem alten vereinigen noch vermischen, weil er
diesem gänzlich entgegengesetzt ist. So wie sich Ol mit
Wasser nicht vereinigt, so kann sich das, was aus Gott
geboren ist, nicht vereinigen noch vermischen mit dem, waS
aus dem Fleische geboren ist.
G. K., frei übers. von v. d. K.
Antwort v:
Der Schlüssel zum Verständnis dieser Verse liegt in
dem Worte: „aus Gott geboren". Der Apostel sieht
die Kinder Gottes nur unter diesem ^inen Blick. Er berührt
nicht das Fleisch, welches wir noch an uns tragen.
Er spricht von dem Gläubigen als von Gott gezeugt und
deshalb eine Natur habend, die nicht sündigen kann.
Er sieht den Gläubigen nur von diesem einen Gesichtspunkte
aus. Alles weitere, daß wir, solange wir hienieden
sind, das Fleisch mit der Sünde haben, daß wir der beständigen
Wachsamkeit bedürfen, das Gesetz in unseren Gliedern
unter dem Tode Christi zu halten, damit es nicht
wieder zur Herrschaft kommt, ist in dieser Stelle für den
Augenblick ganz beiseite gelassen. Er zeigt einfach die Natur,
das Lebensprinzip (Grundsatz) derer, die aus Gott
geboren sind: sie können nicht sündigen. Wie in der ganzen
Schöpfung jedes Wesen gemäß seiner Natur sich bewegt und
tut, so auch der aus Gott Geboren?; er „tut nicht
Sünde", es ist gegen seine Natur; er kann nicht sündigen,
weil er aus Gott geboren ist. Es ist unnatürlich,
zu sündigen; es ist eine Verleugnung seiner Natur.
Hieraus folgt nicht, daß wir stets beharrlich nach der Natur
wandeln, leider nicht! Aber der Maßstab, die Wahrheit
bleibt bestehen. Wenn ein Kind Gottes durch Unwachsam-
keit fällt, so verleugnet es sein „aus-Gott-geboren-Sein".
Es erlaubt der alten Natur wieder, zu leben, die in dem
Tode Christi ihr Urteil gefunden hat und kein Recht
mehr hat, zu leben.
Die Gläubigen werden gewarnt (V. 7) vor Verführern,
die in Anmaßung auftreten. Sie sollten auf die Wirkungen
und Äußerungen der Natur achten, ob diese aus dem Teufel
oder aus Gott waren.
Der Liebe des Vaters gemäß sollen wir Gottes Kinder
heißen, und im Kinde muß die Natur des Vaters gesehen
werden. Obgleich noch nicht der Tag der Offenbarung der
Söhne Gottes gekommen ist, so sind die Kinder Gottes doch
jetzt schon offenbar, sie tragen jetzt die Züge ihres Vaters:
Gerechtigkeit und Liebe (V. 10). Sie wandeln in Pfaden
der Gerechtigkeit und lieben die Brüder.
Dagegen tragen die nicht aus Gott Geborenen die
Natur, die sie von dem empfingen, der durch Satan fiel.
Diese Natur offenbart sich in Eigenwillen und in Gott-
nicht-Unterworfensein. Ein Mensch, dessen Weg durch die
Adamsnatur gekennzeichnet ist, zeigt, daß er Gott nicht gesehen
noch erkannt hat. v. d. K.
^nmerkunA äestteraurxekers
Der Hauptzweck dieser Stelle (V. 1—15) ist der, den
großen, unüberbrückbaren Gegensatz fesizustellen, der sich
zwischen dem Leben aus Gott (Gerechtigkeit und Liebe) und
dem Leben aus dem Teufel (Gesetzlosigkeit und Haß) befindet.
Der ganze erste Johannesbrief behandelt das Leben, wie wir
es im Sohne Haben, und wie es praktisch sich äußert in der
Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohne (Kap. 1,1—4).
In der Zeit, als dieser Brief geschrieben wurde, traten
manche Jrrlehrer auf, die auf ihre tiefere Erkenntnis pochten;
denen gegenüber mußte den gefährdeten Kindern Gottes gezeigt
werden, was „von Anfang" war (V. 1). Im 3. Kap.
nun zeigt der Apostel, was es heißt, ein Kind Gottes zu
sein: es schließt in sich, Dem, der von Anfang war (vergl.
Ev. Joh. 1) ähnlich zu werden, und das heißt, schon jetzt
dem Grundsatz nach Ihm ähnlich sein! Dies beweist
sich in dem Leben, das in ihnen wohnt, in der Kraft
des Lebens, das sie unauflöslich mit Ihm verbunden hat.
Ihnen gegenüber steht die andere Macht, auch in gewissem
Sinne „von Anfang" (B. 8): der Teufel, der auch feine
Gefolgschaft, seine Kinder hat — Menschen, in denen nicht
der Same (das „Wort Gottes"^ durch das sie gezeugt sind
von oben, vgl. 1. Petri 1, 23) wohnt. Der Unterschied
dieser beiden Menschenklassen äußert sich ebenso unzweideutig
in dem Gang ihres Lebens wie in seinem Ursprung.
Der Ursprung der einen ist der Teufel, der da sündigt
von Anfang, und darum ist ihr Lebens gang die Sünde
im Sinne von Gesetzlosigkeit (V. 4) oder ein Leben ohne
16
Gott; der Ursprung der anderen ist Gott (in Christo),
und darum ist ihr Lebensgang durch Gerechtigkeit gekennzeichnet,
die Kraft ihres Lebens ist Gott, sie wollen für
Ihn da sein, und sie sind praktisch durch Glauben —
wenn auch in Schwachheit — für Ihn da: Gott erkennt
die Seinen an, auch die Schwächsten der Seinen, wenn sie
Nur — wirklich Sein sind, d. h. wenn sie aus dem Wort
gezeugt, von oben geboren sind. Aus Gott geboren sein,
heißt Gerechtigkeit tun; ein Kind des Teufels sein, heißt
Sünde tun. Dieses, d. h. sich in der Sünde betätigen,
sein Leben darin haben — ganz abgesehen davon,
ob ein Ungläubiger in Einzelfällen oft sündigt oder
nicht —, das kann keiner, der aus Gott geboren ist, er
grundsätzliches Leben ist Gerechtigkeit, denn Christus
ist für uns das Leben (Phil. 1, 21) und „Er ist unS
gemacht zur Gerechtigkeit" (1. Kor. 1, 30), und Er ist auch
das Wort (der Same), das in uns bleibt; darum können
wir grundsätzlich nicht sündigen. Welch ein Unterschied
zwischen uns und denen, die noch als Kinder der Welt
und des Teufels dahingchen! Möchten wir diesen grundsätzlichen
Gegensatz recht verstehen und dazu dann Kraft
und Gnade nehmen und haben, um dieser Stellung gemäß
hienieden zu wandeln, indem wir bleiben in Ihm (V. 6)!
Trage s: Wie ist <Zal. H, 17 zu versteken: »Im übrigen
mache mir niemand weitere Milbe; denn ich trage die
Malzeichen Jesu an meinem Leibe"?
Antwort -V:
Der Apostel verweist in dieser Stelle auf seinen Dienst.
Er war in Tat und Wahrheit ein Knecht Jesu Christi.
Da waren solche, die nicht aufhörten, ihn anzutasten und
seinen Dienst und seine Lehre zu untergraben. Solchen
falschen Lehrern hatten die wankelmütigen Galater nur all-
zulcicht ihr Ohr geliehen. Der Apostel weist hin auf seine
Wunden, die er auf dem Wege seines treuen Dienstes empfangen
hatte. Das waren Brandmale, die er um Jesu
willen empfangen hatte: Beweise seiner Knechtestreue. Es
ist eine Anwendung der Sitte jener Tage: Die Sklaven
empfingen ein Brandmal, welches anzeigte, welchem Herrn
17
sie gehörten. Darum sollte man ihm nicht mehr Mühe
machen; er trug an feinem Leibe die Malzeichen Dessen,
dessen er war und dem er diente (Apgesch. 27, 23).
Aus „Simp. Test.", übersetzt von v. d. K.
^ntvorl 8:
Wieviel Mühe bereiteten die Gläubigen dem Apostel
Paulus durch das Achten auf falsche Lehrer! Auch die
Galater hatten solchen ihr Ohr geöffnet. Diese wollten
sie zwingen, sich beschneiden zu lassen und das Zeichen
Israels zu tragen. Er aber trug die Malzeichen des
Herrn Jesu an seinem Leibe. (Der ganze Brief handelt
von dem Umwenden zum Gesetz und zur Beschneidung.)
Mt der Beschneidung hörte die Verfolgung auf (Gal.
5, 11 und 6, 12), aber auch Christus und Sein Werk
war dann für sie nutzlos (Gal. 5, 2). Für ihn sollte
Christus nicht umsonst gestorben sein (Gal. 2, 21). Er
stand in Treue zu dem Kreuze Christi (6, 14), in welchem
der alte Mensch sein Ende gefunden hatte (Röm. 6, 6).
Die Welt drückte da dem Wahrhaftigen und Gerechten
(Jesus) einst das Malzeichen ihres Hasses auf, und auch
er, Paulus, trug das Malzeichen desselben HassÄ an seinem
Leibe. Nicht auf das Malzeichen der Beschneidung (welches
die Verfolgung beendet), sondern auf das Malzeichen der
Verfolgung durch die „nach dem Fleisch Geborenen" (Gal.
4, 29) lenkt er ihren Blick. Dieses, und nicht die Beschneidung,
war das Malzeichen des Herrn Jesu.
Warum machten sie ihm so viele Mühe? Als er
ihnen einst das Evangelium verkündete, da waren sie
seine Freunde; nun er ihnen aber die Wahrheit
sagte, hielten sie ihn als einen Feind (Gal. 4, 13—16).
Stand er nicht mehr in Treue vor seinem HErrn? Sie
sollten ihm keine Mühe mehr machen, denn er trug den
Sklavenbrand — das Knechteszeichen — das Malzeichen
seines verworfenen, aber jetzt mit Ehre gekrönten HErrn
an seinem Leibe. v. d. K.
Das griechische Wort, das Luther mit „hinfort", die
Elb. Übers. in der Fußnote mit „übrigens", die Miniaturbibel
mit „im übrigen" übersetzt, kann wohl dieses alles
18
heißen, indem man im Griechischen das Wort für „Zeit"
ergänzt oder es ohne nähere Bestimmung äßt. Aber man
kann auch ein anderes Wort (im Griechischen) ergänzen
und übersetzen: „Um das übrige (Israel) mache mir
niemand weiter Mühe." Vorher ist „der Israel Gottes"
genannt, wie wir glauben, im Gegensatz zu dem verworfenen
Israel, das nur die äußere Beschneidung hatte, während
Gott „die Beschneidung der Herzen" forderte. Dem Paulus
war durch die Jrrlehrer genügend Mühe gemacht um das
ungläubige Israel, das nicht mehr Gottes war. Um dieses
wollte er keine weiteren Beschwerden haben, wenn er sich
auch sonst nicht vor Beschwerden fürchtete. Aber gerade
die Brandmale Jesu hatte er zumeist von dem Christo feindlichen
Israel erlitten und damit bewiesen, daß er sich nicht
vor Menschen fürchtete. Er diente nicht Menschen, sondern
Christus war sein HErr. Und auch mit diesem Briefe hatte
er bewiesen, daß er nicht in Menschenknechtschaft diente,
sonst hätte er den die Beschneidung befürwortenden Lehrern
und ihren Anhängern wohl nachgegcben, sondern Christo
allein diente er. Aber nun solle man ihn mit dieser Art
von Beschwerden nm das übrige Israel (das nicht Gottes
ist) verschonen. Gewissermaßen: Ich trage schon genügend
Brandmale Jesu — durch Israel hervorgerufen — an
meinem Leibe, als daß ich um dieses (ungläubig bleibenden)
JÄaels willen noch mehr Beschwerden tragen möchte.
Aber es ist nicht nötig, jenes erste Wort des Satzes
so zu übersetzen und zu deuten; man kann auch sagen:
„im übrigen" oder „hinfort".
Bemerkenswert scheint uns noch dies, daß dies Wort
in dem inspirierten Wort Gottes steht. Das Wort bleibt
stets nüchtern. Paulus war auch nur ein Mensch, ein
Mensch, der unter den Angriffen der „Feinde des Kreuzes"
litt. Und wir sind gewiß nicht so „übergeistlich", so erhaben
über alles, daß wir nicht mehr leiden können unter
diesem und jenem, vorzüglich unter den Angriffen derer,
die dem Evangelium nicht gehorchen.
Möchten wir aber auch ebenso bereit sein wie
Paulus, um Jesu willen zu leiden und den HErrn Sein
Eigentumsrecht, Sein Brandmal, Leidensmal auf uns
prägen lassen im Kampf um die Wahrheit und in der
Liebe zu Ihm! (Vergl. Joh. 16, 19 ff.)
19
Persönliche Worte an unsere Leser
un6 Mitarbeiter!
Friede und Freude zuvor!
Ein Jahr der „Gegenseitigen Handreichung" ist vergangen,
und ein neues Jahr der treuen Arbeit im Worte
Gottes liegt vor uns. Ob wir einen neuen Jahrgang
vollenden werden, ob der Herr Jesus vorher kommt oder
ob Er auf andere Weise diese gesegnete Tätigkeit unterbricht
oder abbricht? Wir wissen's nicht! Aber soviel
Er uns Zeit, Gnade und Kraft gibt, wollen wir, denen
Er das Blatt anvertraut hat, diese Arbeit weiter tun in
Dankbarkeit und in fröhlichem Ausblick auf Ihn.
Doch wir bedürfen treuester Mitarbeit seitens der
Freunde der „Handreichung". Wir sind einmal sehr
auf die Hilfe in der Verbreitung angewiesen, denn noch
mehrere Hundert fester Abonnenten sind nötig, um die
erhöhten Kosten des erweiterten und auch äußerlichverbesserten
Blattes zu decken, und darum brauchen
wir treue Helfer, die dasselbe hin und her empfehlen und
Werbehefte verbreiten oder Adressen angeben, an die solche
gesandt werden sollen. Jedoch gerade diese Propagandaarbeit
erhöht durch die vielen Portoausgaben die Kosten
des Blattes erheblich. Gleichwohl haben wir uns entschlossen,
um der vielen unbemittelten Leser willen,
den Jahrespreis desselben in der bisherigen Höhe zu
i belassen (1,20 Mk., Porto extra!).
Wir sind zu diesem Entschluß ermutigt worden durch
freiwillige Unterstützungen, die uns durch des HErrn Güte
in dem vergangenen Jahre seitens bemittelterer Leser
zuteil wurden; wir haben das Vertrauen zum HErrn,
daß Er auch künftig auf diese oder jene Weise alles Nötige
darreichen wird.
Andererseits sind wir jetzt nach des Blattes Vergrößerung
erst recht auf treue Mitarbeit im Beantworten
der stets reichlich und stets erwünscht eingehenden Fragen
angewiesen, und wir bitten die bisherigen Mitarbeiter
um ihre freundliche Hilfe, bitten dazu um neue Helfer
und wünschen allen des HErrn Segen zu jedem Beitrag,
der unter der Leitung des Geistes in wirklicher Schrift
20
forschung entstanden ist. Hierzu möchten wir folgendes
bemerken: Wenn wir entweder infolge Platzmangels oder
aus anderen Ursachen die Antworten hier und da kürzen
oder gar die eine oder andere Antwort ablehnen müssen,
so geschieht das nur im Interesse der Leser oder wegen
Überflusses an Stoff. Nie braucht ein Mitarbeiter zu
glauben, wir gingen leichtfertig mit seinem Beitrag um
oder verachteten seine Hilfe! Jeder darf überzeugt sein,
daß wir auf das Prüfen und Sichten der Einsendungen
nicht geringe Zeit verwenden, um allen gerecht zu werden
und um zugleich das Wort Gottes in seiner ganzen Klarheit
zur Geltung kommen zu lassen, soweit wir dazu Gnade
und Weisheit von oben haben.
Wir bedürfen dann schließlich noch vieler Fürbitte
aller Leser, damit das Blatt wie bisher — wie
viele Dankschreibcn uns beweisen — auch in Zukunft zu
reichem Segen diene. Beten Sie, teure Geschwister, für
den Herausgeber und für jeden der jeweiligen Mitarbeiter
um Gnade, Weisheit und Kraft, und auch um Bewahrung,
damit im Blatt nie Irrlehren oder Schriftverfälschungen
Platz finden, und damit dasselbe in Wahrheit sei und stets
mehr werde eine „Gegenseitige Handreichung aus dem Worte
Gottes"!
Wir bitten dann noch zum Schluß jeden Abonnenten,
daß er die „Handreichung" betend lesen,- ja, durchforschen
möge.
Es ist unser Wunsch und Gebet, daß der HErr verherrlicht
werde durch diesen Dienst, und daß Seine Erkenntnis
sich mehre in Lehre und Wandel! Eph. 4,11-16.
Des HErrn Segen und Frieden Ihnen allen: Lesern,
Mitarbeitern und Freunden! 2. Thess. 3, 16.
Klotzsche, Anfang Januar 1914.
Der Kerousgeder
Fritz Koch.
Gruß an 6en Leser:
„Sehet, welch eine Liebe uns der Vater gegeben hat,
-atz wir Kinder Gottes heißen sollen!
Deswegen erkennt uns die Wett nicht, well sie Ihn
nicht erkannt hat." 1. Joh. 3,1.
Llntworten.
Wlr bitten dringend, man möge die m den Fragen angeführten Schriftstellen
nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich
zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!
Lrage b: Was beißt ,im Namen Jesu beten"? (Siebe
z. 8. Jak. 15,1H.)
^Ntvort
.Bon allem, was ich bisher erwähnt habe, ist dieses
Wohl das Wichtigste. Denn dies allein ist das Kennzeichen
des Gebetes eines Christen. Männer, die an Gott glaubten,
sind zu allen Zeiten Männer des Gebets gewesen. Aber
bis zu dieser Zeit hatte niemand im Namen Christi gebetet.
Jetzt müssen wir in dem Namen Dessen, der sür uns starb,
aufersiand und in den Himmel Hinaufstieg, beten. In Joh. 14
hören wir zuerst vom Gebet im Namen Christi (V. 13),
aber vor Schluß dieser letzten großen Rede hat unser HErr
nicht weniger als sechs- oder siebenmal davon gesprochen.
Was bedeutet es denn nun, in Christi Namen zu beten?
Es heißt: Beten gemäß Seiner Gesinnung und nach Seinem
Wunsch; es heißt: um die Dinge flehen, von denen Er will,
daß wir sie empfangen. Es bedeutet das Bekenntnis, daß
getrennt von Christus als Mittler ich keine Erwartung habe,
daß meine Bitten gewährt werden. Unsere Anliegen und
unsere Bitten sind gleich ebensovielen Nullen. Christi Name
ist die Ziffer, die vor diese gesetzt werden muß und dann
den Wert der ganzen Zahl angibt. Wir zeigen gewissermaßen
unseren Scheck an der himmlischen Bank vor, und
er wird anerkannt um Christi willen. Nach biblischem
Sprachgebrauchs steht der Nanie für Natur oder Eigenschaften
(Charakter). In Christi Namen bitten heißt für
solche Sachen beten, die übereinstimmen mit Seiner heiligen
Natur und Seinen vollkommenen Eigenschaften. Ein einfaches
Gleichnis mag die Sache verständlicher machen. Angenommen,
in einer Stadt lebte ein Mann, der als ein
22
entschiedener Gegner starker Getränke bekannt ist. Alkoholische
Getränke will er nicht anrühren, kosten, noch sonst irgend
etwas mit ihnen zu tun haben. Einer seiner Dienstboten
ginge nun zu dem Kausmann und verlangte im Namen seines
Herrn vier Liter Schnaps. Aber der Kaufmann würde einen
solchen Auftrag nicht ausführen, ohne erst ganz genaue Erkundigungen
angestellt zu haben. Die verlangte Sache steht
in völligem Widersprüche mit dem Charakter des Mannes,
in besten Namen sie verlangt wurde.
So ist es zweifellos mit vielen unserer Gebete. Die
Anliegen werden nicht gewährt, weil sie nicht von den Eigenschaften
des heiligen Namens sind, den wir ihnen beisügen.
Um eine Sache, die wir nur zu unserem eigenen Vergnügen ,
haben wollen, können wir nicht in Christi Namen beten.
Die revidierte (englische) Übersetzung von Joh. 16, 23
(wie die Fußnote in der Elberf. Bibel) gibt noch einen
anderen Gesichtspunkt. Wir sehen auf Christus als die
einzige Grundlage für unser Bitten; der Vater sieht auf
Ihn als den einzigen Grund zum Geben. In ihrer Wertschätzung
Christi sind Gott und der Gläubige einig, soweit
der Endliche überhaupt mit dem Unendlichen übereinstimmen
kann. Wir jagen unser Amen zu allem, was Er in bezug
auf Christus sagt, und Gott gibt Sein Amen zu allem, was
wir zum Preise unseres Erlösers sagen.
Aus dem Engl. übers. von O. v. Br.
Z.-
„Im Namen Jesu beten" besteht selbstverständlich nicht
darin, daß man dies in Worten ausdrückt, sondern im
Wesen der Sache selbst.
Wenn ich in jemandes Namen erscheine, so ist dieses
gewissermaßen geradeso, als ob es die Person selbst wäre,
in deren Namen ich erscheine. Der Wert des Namens wird
eingeschätzt nach der Person, die ihn trägt. Deshalb kommt
es auf den Wert dieser Person an, aus ihre Stellung, welche
sie einnimmt, auf daß Ansehen und das Vertrauen, welches
ie genießt, und unter Umständen auch auf die Rechte, welche
ie besitzt. So ist es in der Welt, und genau so ist es auch
mit unserem Erscheinen vor Gott im Namen Jesu Der
Wert Seiner Person, Seine Stellung, Seine Vortrefflichkeit
und Herrlichkeit, Seine Wohlgefälligkeit
23
und Seine Rechte, die gegründet sind auf Sein herrliches
Erlösungswerk — alles spricht in voller Kraft für uns
und wir können im Glauben davon Gebrauch machen, wie
es in Eph. 3, 12 heißt: „In welchem (d. h. in Christo Jesu)
wir die Freimütigkeit haben und den Zugang in Zuversicht
durch den Glauben an Ihn." Das erschöpft aber den Begriff
unseres Gegenstandes noch nicht, sondern ist nur die eine
Seite davon. Die andere Seite ist die, daß der im Namen
eines anderen Erscheinende nicht seine eigenen Gedanken
und Wünsche vorbringt, sondern die Gedanken und Wünsche
dessen, in dessen Namen er erscheint. Was er sagt, ist das,
was der sagen würde, in dessen Namen er es sagt; es ist
ebensogut, als ob dieser selbst da wäre und selbst es sagte.
Geradeso ist es, wenn wir im Namen Jesu vor Gott erscheinen.
Wir kommen dann nicht mit unseren Gedanken
und Wünschen, sondern diese sind verschwunden und Seine
Gedanken erfüllen uns und Sein Wille bestimmt uns;
Gedanken und Wünsche sind in Seinem Lichte gesichtet und
gerichtet durch die Wirksamkeit des Heiligen Geistes; wir
sind in bewußter Abhängigkeit von Ihm und durch Sein
Wort unterwiesen über Seine Gedanken und Seinen Willen,
und Er Selbst ist es, welcher Herz und Sinn erfüllt und
in welchem wir vor Gott sind. Darum ist auch Erhörung
gewiß, wenn wir in Seinem Namen beten (s. Ps. 37, 4;
Match. 18, 19. 20; Joh. 14, 13. 14; 15, 7. 16; 16, 23).
Wenn oder insoweit wir keine Erhörung finden, war unser
Gebet eben nicht in Seinem Namen, sondern es war da
irgend ein Mangel auf unserer Seite, denn „Gott ist treu",
was Er zusagt, hält Er gewiß!
„Im Namen Jesu beten" heißt also erstens, daß wir
uns im Glauben ganz und allein auf Seine Person
stützen, und zweitens, daß wir in unserem Gebet uns
ganz und allein durch Seine Gedanken und Seinen
Willen leiten lassen. Th. K.
Antwort L:
Diese Frage zeigt uns den scharfen Gegensatz zwischen
dem Wesen Gottes und Seines Wortes einerseits und der
Welt und ihrer Sprache andererseits. Wie wenig vermag
die Welt in einen Namen hineinzulegen! Es ist nichts als
ein Schall — nur ein Name! Wie aber stellt die Schrift
die Heiligkeit des Namens Gottes und die Herrlichkeit des
Namens Christi in den Mittelpunkt! Hier gibt es nichts
Höheres als Seinen Namen, in dem sich alle Knie beugen
werden (Phil. 2, 10), nichts Größeres für uns, als daß wir
an Seinem Namen halten und Seinen Namen nicht verleugnen
(Offenb. 2, 13; 3, 8).
Der Name bedeutet zunächst eine Kennzeichnung und
eine Unterscheidung (1. Mose 5, 2; 2, 20). Deshalb sind
alle Namen, die Gott gibt oder anerkennt, eine Charakteristik,
die das Wesentlichste des Benannten ins Licht stellen.
Von den vielen, jedem Bibelleser bekannten Beispielen sei
nur aus 1. Mose II, 9; 17, 5 und vor allem auf die Namen
Gottes und Seines Sohnes hingewiesen. Die wunderbaren
Tiefen der Namen Gottes entsprechen dem unendlichen
Reichtum SeinesWesens und bedeuten die Offenbarung
Seiner unveränderten Treue (2. Mose 3,14; Ps. 23,3; 25,11;
124 8' Jer. 14, 7).
Wie Sein Name ewig ist s2. Mose 3,15) und Seine
Offenbarungen unverändert bleiben, so auch der Sohn GotlK,
der „nicht Ja und Nein" war, sondern es war „Ja in Ihm".
Alle Gottesverheißungen sind Ja in Ihm (3. Kor. 1, 19. 20).
Er ist gekommen im Namen, d. h. im Wesen, in Kraft
und Auftrag Seines Vaters (Joh. 5, 43), und was Er
tut, tut Er in diesem Namen (Joh. 10, 25). Ja, Er hat
den Namen, das Wesen Seines Vaters den Menschen geoffenbart
(Joh. 17, 6. 2b). Deshalb erhebt Ihn als den
Sohn Sein Name über alle anderen Namen (Hebr. 1, 4;
Phil. 2,9).
Wenn nun Sein Name Sein vollkommenes Wesen
bedeutet, so kann seine äußerliche Anwendung von keinerlei
Nutzen sein. Hier scheidet sich der Geist aus Gott und der
Geist der Welt (vergl. Matth. 24, 5). Der Name Jesu kann
in Wahrheit nur durch das Halten des Glaubens und des
Wortes bewahrt werden (Offenb. 2, 13; 3, 8). Bon hier
aus fällt Licht auf die füreinander (d. h. wechselweise) ein-
trelenden Verheißungen der Erhörung alles deffen, was wir
im Namen Jesu und was wir im Glauben beten!
(Matth. 21, 22; Mark. 11, 24; Joh. 14, 13; 15,16; 16,23).
Weil Sein Name Sein Wesen, ja Ihn Selbst bedeutet,
kann Er nur im Glauben ergriffen und umfaßt werden
(1. Joh. 3, 23; 5, 13; Joh. 3, 18). Der Name Jesu hat
25
in der Kraft Seines Wesens, Seiner Person selbst Seine
Gewalt. Deshalb beten wir nur dann mit Seiner Vollmacht,
auch das heißt in Seinem Namen (vergl. Esther 2, 22;
3, 12), wenn wir im Leben und im Gebet mit Ihm Selbst,
mit Seinem Wesen und Willen, mit Seiner Person so eins
sind, daß wir in nichts im eigenen Namen kommen (Joh. 5,43).
^nmerkuns äes Herausgebers:
Nur noch ein kleiner Hinweis: Wenn wir im Namen
Jesu beten, so treten wir gewissermaßen an Jesu Stelle,
I und also wird alles, was wirklich im Bolljinne in Seinem
Namen erbeten ist, geschehen. Man vergl. dazu Joh. 11,42-»!
Wie, wenn nun die Erhörung solcher im Sinne obiger
Antworten wirklich im Namen Jesu geschehenen Gebete auf
sich warten läßt, wenn die Erfüllung nicht gleich eintritt?
Sollen wir dann mutlos werden und denken, es sei doch
wohl kein rechtes Gebet in Jesu Namen gewesen? Gewiß
nicht. Das zeigt uns ein Gebet des Herrn Jesus selbst,
dessen Erfüllung wir auch noch nicht sehen: jenes am Kreuz:
„Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!"
(Luk. 23, 34.) Ist dieser Bitte Erfüllung schon in die Erscheinung
getreten? Nein. Aber sie wird es gewiß an
einem späteren Tage, wenn der HErr Sich Seines alten
Bundesvolkes wieder annehmen wird, wie die Schrift uns
zeigt an vielen Stellen, so z. B. Nöm. 11,26. 27 und Jes. II,
11—13. —So dürfen auch wir der Erhörung unserer
Bitten in Seinem Namen gewiß sein! Man lese noch
im Zusammenhang Joh. 16, 23—28!
, 5rage 7: Lind nacb der Lckrikt nur gläubig Setaukte be-
rerdtigt, tsilsunsbmen am bibliscben 6bendmakl (vergl. flpgescd.
2, 42; 20, 7; I. kor. t 1, 23 tk.), oder ist dasselbe tür jedes Kind
Sattes?
Hntvort
Die Frage ist von großer Bedeutung, weil bei Bejahung
des ersten Teils derselben einem großen Teil der
Kinder Gottes das Recht abgcsprochen werden würde, am
Mahl des HErrn tcilzunchmen. Nach meiner Überzeugung
ist es gewiß unsers Gottes Wille, daß auf den Glauben das
26
nächste die Taufe sein sollte, aber nicht alle Kinder Gottes
erkennen dieses, sondern manche bleiben im unklaren über
die Frage der Taufe und manche halten entschieden an der
Kindertaufe fest. Hier soll jedoch nicht die Tauffrage aufgerollt
werden, sondern hier kommt es darauf an, ob Gottes
Wort denjenigen Kindern Gottes, die „gläubig" — besser
„biblisch" — getauft sind, das Recht gibt, den nicht biblisch
getauften Kindern Gottes das Recht abzusprechen, am Mahl
des HErrn teilzunehmen. Nun finde ich zwar für meine
Person im Worte Gottes, daß die göttliche Reihenfolge
ist: Glaube, Taufe und dann der Genuß der Vorrechte
(s. Apgesch. 2, 41.42), und daß ich verantwortlich bin, mich
hiernach zu richten, ich finde aber nicht, daß ich das Recht
hätte, von einem anderen Kinde Gottes dasselbe zu fordern.
Ich darf und soll meinen Bruder und meine Schwester belehren
und zum Gehorsam gegen Gottes Wort ermuntern
und ermähnen, damit hört aber rnein Recht und meine Verantwortlichkeit
in bezug auf diese Sache den anderen gegenüber
auf; dann bleibt nur noch eins übrig: in Liebe zu
tragen. Damit soll aber nicht etwa gesagt sein, daß ich mit
jedem Menschen oder auch mit jedein Kinde Gottes Gemeinschaft
haben und das Mahl des HErrn zusammen feiern
könnte — o nein! Es gibt ganz bestimmte Voraussetzungen,
unter denen allein ich das tun kann. Die erste
ist der Glaube, ohne den ja kein Leben da ist. Darüber
ist doch gewiß kein Zweifel, daß nur Gläubige, also
Kinder Gottes, das Recht haben, das Brot zu essen und
den Kelch zu trinken zu Seinem Gedächtnis! Das liegt ja
ganz im Wesen der Sache. Die andere Voraussetzung ist
die, daß bei dem Kinde Gottes nichts vorliegt, was dasselbe
nach Gottes Wort von den Vorrechten aus-
schließt. Ich denke hierbei an 1. Kor. 5 und andere Schriftstellen,
die uns hierüber klare Weisung geben. — Dies sind
Voraussetzungen, auf die wir genau zu achten haben; wir
haben nicht nur das Recht hierzu auf Grund des Wortes,
sondern sind eben darum auch verantwortlich dafür! Wie
könnte ich das Mahl des HErrn zusammen mit einem
Menschen feiern, der nicht durch den Glauben mit Dem verbunden
ist, zu dessen Gedächtnis das Mahl ist, oder^mit
einem Kinde Gottes, in bezug aus welches Gottes Wort
mir gebietet, keinen Umgang mit ihm zu haben, weil Böses
27
>1«
verstehe, was das Mahl des HErrn bedeutet? Trifft dieses
aber auch auf einen Gläubigen zu, der nicht biblisch
getauft ist? Sagt Gottes Wort, daß ein solcher nicht ein
Kind Gottes sei, oder daß ich mit einem solchen keinen
Umgang haben solle? Nein! So etwas sagt Gottes Wort
nirgends, weder ausdrücklich noch dem Sinne nach; dem
HErrn sei Dank dafür! Wenn ein nicht biblisch getaufter
Gläubiger aber doch ein Kind Gottes ist und ich mit ihm
Umgang haben kann — und ich bin überzeugt, daß so
mancher nicht biblisch Getaufte weit mehr würdig ist für
Umgang als mancher biblisch Getaufte! — so frage ich,
mit welchem biblischen Recht könnte ihm die Berechtigung
zur Teilnahme am Mahl des HErrn
versagt werden? Ich selbst bin biblisch getauft und freue
mich, wenn Kinder Gottes zu einer dem klaren Worte Gottes
entsprechenden Erkenntnis kommen und derselben im Gehorsam
folgen, aber fern sei es von mir, nicht biblisch getaufte
Geschwister etwa geringer achten oder ihnen ein Vorrecht
bestreiten zu wollen, welches ich für mich selbst in Anspruch
nehme.
Jedes Gebot unsers HErrn, Sein Wille in jeder Sache
sei uns heilig und wichtig, aber laßt uns ebenso eifrig darauf
achten, nicht in irgendeiner Sache weiter gehen zu
wollen als Er selbst, da wir sonst das größte aller Gebote
— das der Liebe — außer acht lassen und verletzen!
Also nach meiner aus dem Worte Gottes gewonnenen
Überzeugung sind nicht nur „gläubig Getaufte" berechtigt,
teilzunehmen am biblischen Abendmahl, sondern dasselbe ist
für jedes Kind Gottes, welches nicht wegen Sünde ausdrücklich
durch Gottes Wort vom Genusse der Vorrechte der
Kinder Gottes ausgeschlossen ist. Th. K.
8:
In dieser Frage gehen die Meinungen treuer Kinder
Gottes auseinander. Mit Trauer sehen wir, daß dieselbe
zu einem Schlagbaum zwischen Kindern Gottes geworden
ist. Diese Frage zeigt uns recht, wie dunkel es seit den
Aposteltagen geworden ist. Großer Gnade bedarf es, um
zum Worte Gottes zurückzukehren — zu lernen und zu verlernen.
Lernen ist schwer, aber verlernen schwerer!
28
Durch die Einführung der Kindertaufe seit Jahrhunderten
und der Haushalttaufe in neuerer Zeit finden wir Kinder
Gottes, die aufrichtig überzeugt sind, daß Kinder überhaupt,
oder, daß die Kinder der Gläubigen getauft sein sollen, und
daß die übliche Taufhandlung der Bejprengung die biblische
Taufe ist. Wir finden Gläubige, die den HErrn lieben,
die von Herzen suchen, Ihm wohlzugefallen, so völlig hiervon
überzeugt, daß ihnen auch nicht einmal der Gedanke an die
Möglichkeit eines Irrens auf ihrer Seite oder auf feiten
der von ihnen geliebten Lehrer kommt.
Wenn in den Tagen der Apostel jemand gläubig wurde,
war die Frage der Taufe keine Schwierigkeit, denn eine
Taufhandlung war an solchen noch nicht vorgenommen, die
eine Rückprüfung, ob darin der Wille des HErrn ausgeführt
sei, nötig machte. Wenn heute jemand gläubig wird, muß
er, ehe er biblisch getauft werden kann, erst aus dem Worte
gelernt haben, daß die an ihm schon geschehene Handlung nicht
die Verordnung des HErrn ist. Diese Frage kann niemand
für den anderen beantworten. Der eine kann nicht in dem
Lichte des anderen getauft werden. Es liegt auch nicht in
der Entscheidung der Gemeinde. Die Taufe ist persönlich,
sie ist mit dem Glauben und dem Evangelistendienst verbunden
(Mark. 16, 15. 16).
In den Tagen der Apostel war eben solche Frage nicht
nötig (und dies kennzeichnet das „Damals" gegen das „Heute").
Der HErr hat Glauben und Taufe (nicht Taufe und Abendmahl)
zusammengebunden. „Wer da glaubt und getauft
wird, wird errettet werden" (Mark. 16, 16). Was Gott
zusammengefügt, soll der Mensch nicht scheiden! Die Apostel
handelten demgemäß (Apgesch. 2,41; 8,36; 16,14. 15.33;
18, 8). Das erste, was nach dem Gläubiggewordensein
geschah, war die Taufe. Die Schrift gibt ihr den Platz am
Anfang des Christenlebens. Die Gläubigen wurden, nachdem
sie gläubig geworden, sofort getauft (kein Gemeindebeschluß
oder derql. fand darüber statt!), und „sie verharrten
. . . im Brechen des Brotes". Hieraus haben Brüder gefolgert,
daß diese Reihenfolge ohne Rücksicht auf die Verwirrung
innegehalten werden müsse und es zum Lehrgrundsatz
gemacht, daß nur solche, die getauft worden seien, nachdem
sie gläubig wurden, am Mahl des HErrn teilnehmen dürften.
Während das, was die Schrift feststellt, voll und
29
ganz behauptet werden muß, dürfen wir doch nicht über
die Schrift hinausgehen und die Feier des Mahles des HErrn
vom Gläubiggelaufisein abhängig machen — ein Abhängig-
keitsverhältnis schaffen, ein Dogma aufstellen, das die Schrift
nicht kennt. In den ersten Tagen der Apostel, wo die Frage
einer voraufgegangenen Taufhandlung nicht zu erledigen war,
mögen wir die Reihenfolge feststellen können, daraus aber
einen Lehrgrundsatz zu machen, daß es so sein muß, ist ein e
ganz andere Sache. Nirgends in der Schrift, soweit ich
die Schrift verstehe, finden wir solches als Lehre. Taufe
und Abendmahl, obgleich der Grundion in beiden der Tod
Christi ist, berühren nicht gleiche, sondern verschiedene Linien.
Taufe ist einmalig, sich nie wiederholend, Abendmahl oftmals, sich
immer wiederholend. Taufe ist mit dem Glauben verbunden.
Das Mahl des HErrn wird uns in derSchrift in Verbindung mit
demLeibeChristi gezeigt: EinBrol, ein Leib sind wir (l.Kor.
10,17). Der Leib Christi wird nicht durch die Wasserlaufe gebildet,
sondern in einem Geiste sind wir alle zu einem Leibe getauft
worden (1. Kor. 12, 12). In der Taufe kommt unser
Gestorben- und Begrabensein mit Christo zum Ausdruck,
aber im Mahl des HErrn die Einheit der Glieder. Nicht
Erkenntniseinheit, sondern Lebenseinheit — nicht ein
Eins machen, sondern ein Einssein, und zwar auf demGrunde
der von Gott gemachten Einheit.
Niemand wird leugnen, daß Gläubige, denen es durch
die Verwirrung an Licht fehlt über die Taufe, doch Glieder
am Leibe Christi sind. Der HErr hat sie ausgenommen,
können wir sie nicht aufnchmen? (Nöm. 15, 7.) Können
wir unseren Brüdern Licht geben? Wir können die Wahrheit
sesthalten (und möchte es stets in der Liebe geschehen!),
aber das Licht, das Verständnis können wir nicht geben.
Selbst Paulus konnte Timotheus nur belehren und ermähnen,
zu bedeuten, was er sage, aber er mußte es dem HErrn
überlassen, das Verständnis zu geben (2 Tim. 2, 7).—
Wenn der HErr bei der Feier Seines Mahles Plötzlich sichtbar
in unserer Mitte würde und sähe unsere Brüder zurückgesetzt,
würde Er nicht fragen: Sind sie nicht Glieder Meines
Leibes? Wandeln sie in der Sünde? Wollen wir da sagen:
Sie haben noch kein Verständnis für die Taufe, oder sie gehören
nicht zu uns? Würde der HErr nicht Brot und
Kelch nehmen und sagen: Trinket alle daraus!? Die Er
30
selbst mit Sich durch Seinen Geist verband, wird Er sie
zurücksetzen?
Die Schrift zeigt deutlich, daß Ungläubige, Jrrlehrer
und in Sünde lebende Brüder nicht zum Mahl des HErrn
geladen sind, aber wir haben, soweit ich sehe, kein Wort der
Schrift, welches jenem obigen Lehrdogma zugrunde gelegt
werden kann. Ein Kind Gottes, das die Beweise des Lebens
aus Gott und mit Gott trägt, zurückzuhalten, das zu tun,
von dem der HErr sagt: „Tut dies zu Meinem Gedächtnis",
ist eine sehr ernste Sache. Wir'sind leicht bei der Hand,
Brüder, die nicht gleiche Erkenntnis mit uns haben, als
Ungehorsame und Eigenwillige zu verurteilen, die nicht sehen
wollen. Möchte der HErr die Lippen der Seinigen bewahren
vor dem Beurteilen der Gedanken und Gesinnungen
des Herzens. Es ist nichts anderes als ein sich-Setzen-an-
Gottes-Stelle, ein Fallen in das Netz Satans: „Ihr werdet
sein wie Gott" (I. Mose 3, 5). Gott hat Sich allein Vorbehalten,
Beurteiler der Gedanken zu sein (Hebr. 4, 12,'
1. Kor. 4, 5). Der Antichrist wird diesen Platz einst einnehmen
(2. Thess. 2, 4), aber der Geist des Antichrist«» ist
heute schon wirksam. — Es mag sein, daß es Ungehorsam
und Eigenwille, nicht etwa nur Mangel an Licht ist, der HErr
wird es dann an der Frucht offenbar machen, aber bis dahin geziemt
es uns, mit solchem Urteil und dem Zurückweisen zu warten!
Noch einmal, die Schrift gibt uns, soweit ich verstehe
als selbst noch in der Schule, keinen Anhalt, Gläubiggetauft-
sein und Abendmahl zusammenzubinden und zu einem Lehr-
grundsatz zu machen. Wenn dies die entscheidende Frage
wäre, würden wir nicht etwas von einer solchen Lehre in
der Schrift finden? Als Barnabas Saulus entführt, wird
nicht seine Taufe erwähnt, sondern seine Begegnung mildem
HErrn und sein Bekenntnis (Apgesch. 9, 26—28). Laßt
uns die ganze Wahrheit lehren, aber kein Gewissen zwingen
oder belasten, an diesem Tage der Verwirrung etwas zu tun,
wofür es noch nicht Licht oder Glauben hat (Röm. 14, 23),
um damit die Gemeinschaft ain Mahl des HErrn zu erkaufen.
Anmerkung <tes Herausgebers:
Es ist eine ernste, verantwortungsvolle Sache, die vorliegende
Frage entgegen der Erkenntnis vieler teurer Ge
31
schwister beantworten zu müssen, zumal dann, wenn man mit
solchen Geschwistern darin ganz einig ist, daß die Schrift
die einzige Richtschnur für unser gesamtes Leben in Lehre
und Praxis ist. Aber auch uns scheint aus der Schrift nicht
jener Grundsatz, daß nur Gläubiggetaufte Zutritt zum Mahl
des HErrn haben, Hervorzugehen, obwohl auch wir nach
unserer Erkenntnis die Gläubigentaufe als die biblische Taufe
auch für die Jetztzeit ansehen. Doch ist bei allen Fragen
der Schrift, die uns als Kinder Gottes angehen, zu bedeuten,
daß der einzelne sich nicht zum d ewisscn eines anderen machen
darf, vorzüglich nicht in einer Zeit so grenzenloser Verwirrung
wie heute. Auf unsere Frage bezogen, würden nun
manche sagen, daß wir dann eine Weilherzigkeit zeigten, die
die Schrift nicht anerkenne. Keineswegs! Denn wo in der
Schrift haben wir über diele Frage ein klares Wort? Wir
haben eine Unmasse von Worten, die uns sagen, wer ein
von Gott anerkanntes Kind Gottes ist (vergl. z. B. Joh. 1,
12. 13 und Röm. 8, 9. >4—16), aber wir haben, soweit
ich erkennen kann, kein Wort, das dem- Grundsatz vertritt:
Erst die Gläubigentaufe und dann Teilnahme am Mahl des
HErrn! Jener Grundsatz beruht auf der Geschichte der ersten
Kirche. Damals konnte eine Frage hierüber gar nicht sein!
Aber Grundsätze, die aus der Geschichte der Gemeinde gewonnen
werden, sind noch nicht den klaren Schriftworten
gleichzujetzen. Und so sehr jene zu beachten und zu erstreben
sein mögen — diese (die Schriftworte) sind das Bleibende,
Unvergängliche. Und wir haben doch Wohl kein Recht, nur
die als zum Leibe Christi gehörig zu betrachten, die gläubig
getauft sind. Soviele, die jenen geschichtlich göttlich-beglaubigten
Grundsatz vertreten, erkennen solche, die wirklich gläubig
sind an den Namen des Sohnes Gottes, obwohl aus
mangelnder Erkenntnis noch nicht gläubig getauft, als wiedergeboren,
als Kinder Gottes an, sie geben ihnen den Brudernamen,
sie rufen mit ihnen den Vater an im Namen Jesu,
sie erkennen sie als Glieder am Leibe Christi an nach I.Kor.
12, 12, sie verleugnen z. B. in der Teilnahme am Evangelium
nicht die Gemeinschaft mit ihnen — nur beim Mahle
des HErrn glauben sie, ihnen die Gemeinschaft verweigern
zu fallen, d. h. sie können auf alle mögliche Weise mit ungetansten
Gläubigen Gemeinschaft machen, aber mit ihnen
gemeinsam „den Tod des HErrn verkünden" (I.Kor. 11,26),
das erlaubt ihnen jener geschichtliche Grundsatz nicht! Wir
richten sie nicht, wie könnten wir das tun? Aber wir trauern
darüber, daß jener Grundsatz es Tausenden von wahren
Gläubigen unmöglich macht, der Einheit des ungebrochenen
Leibes Ausdruck zu geben. Wenn der Leib Christi aus
allen denen besteht, die in Wahrheit Sein eigen sind, so ist
unserer Erkenntnis nach nur dann das Brolbrechen nach
der Schrift, wenn die Teilnehmer daran dem Grundsatz
Ausdruck geben, daß „die Vielen des einen Brotes teilhaftig
sind"; wenn nun aber „die Vielen" nur Gläubiggetaufte
sind, wozu gehören dann die, die z. B. die Erkenntnis von
der Richtigkeit der Gläubigentaufe bisher nicht einmal haben
konnten? Wenn aber solche Bekehrten, die ihrem besten
Wissen und Gewissen nach sich noch nicht gläubig taufen
ließen, zu „den Vielen", zu dem „Leibe des Christus" gehören,
wer darf ihnen dann die Teilnahme an der Verkündigung
des Todes des HErrn verweigern? — „Nehmet
einander auf, gleichwie auch der Christus euch ausgenommen
hat zu Gottes Herrlichkeit!" (Röm. lö, 7.) Möchten wir
dieses als Grundsatz der Schrift anerkennen und uns einander
tragen lernen!
krage S: vurcb einen ^keosopken bin icb auk Job. 9,1 - 3
aufmerksam gemarkt; kann man denn vor seiner (Zeburt sündigen?
und warum wiederholt Jesus in V. 3 die Redeweise von V. 2?
Antwort
Soviel ich weiß, gibt es in der Schrift keine Stelle,
die meinen lassen könnte, es sei möglich, vor seiner Geburt
zu sündigen, und die angeführte Stelle scheint mir auch nicht
diesen Sinn zu haben, vielmehr eine verneinende Antwort
zu sein.
Als die Jünger den HErrn fragten, waren sie noch
durch den Gedanken beeinflußt, welchen die Pharisäer in
V. 34 ausdrücken, wonach man annehmen darf, daß dieser
Gedanke ziemlich verbreitet war: daß die Blindheit dieses
Menschen (B. 1) die Folge einer von ihm oder feinen Eltern
begangenen Sünde gewesen sei. Der HErr aber braucht in
Seiner Antwort die Redeweise Seiner Jünger eben, um ihr
mehr Wichtigkeit zu geben. Nein, das Wort Gottes läßt
nie denken, man könne vor seiner Geburt sündigen, und wäre
33
es der Fall, so würden die Theosophen die Gelegenheit nicht
vergehen lasten, ändere Schrifistelten anzuführen.
Es ist klar, daß die, welche denken, der Mensch wäre
in Eden nicht gefallen, einen Ausweg suchen, um die Verantwortlichkeit
der Sünde wegzuschaffen und „Ungerechtigkeit
in Gott" zu finden (Röm. 9, 14). R. W. D.
^ntvort 8: —
Wenn dieser Theosoph die Aufmerksamkeit auf diese
Verse richtete, um dadurch, wie es scheint, ein Sündigen
vor der Geburt zu begründen, dann verstehe ich nicht, wie
er dies ausrecht zu halten wagt im Blick auf die verneinende
Antwort des HErrn! Es scheint, daß er in dem HErrn
nicht „Gott geoffenbart im Fleische" sieht und darum Seinen
Worten so wenig Wert beilegt, sondern vielmehr die neugierige
Frage der Jünger für seine unbiblische Anschauung
ausbeulet. Daß die erste Frage zu verneinen ist, wird kaum
nötig sein zu sagen. Die Sünde war freilich die Ursache,
daß er blind war, insoweit Sünde als solche in Frage
kommt. Blindheit würde es sicher nicht geben, wenn nicht
Sünde in die Welt gekommen wäre. Doch hier antwortet
der HErr, wie es scheint, auf das, was die Jünger darunter
verstanden. Sie dachten vielleicht an Schriststellen wie
2. Mose 15, 26; 34, 7; 5. Mose 28, 28, wo Krankheiten
als Strafe von Gott angesehen wurden, hingegen Wohlergehen
als eine Bevorzugung von Gott. Haben sie aber
die Sünde vor der Geburt gemeint, so hat der HErr sie
für alle Zeiten beantwortet, erledigt und für immer beseitigt.
Dadurch waren die Jünger nicht nur in Gefahr,
den armen Blinden zu verurteilen, etwas zu tun, woran der
HErr weder Teil noch Gemeinschaft gehabt hätte, da Er in
Seiner Gnade sich anjchickie, das Gegenteil zu tun, sondern
auch sich zu erheben, wozu sie weder Recht noch Grund hatten.
Wenn der HErr die Redeiveise von B. 2 wiederholt,
tut Er es nur, um zu zeigen, daß es sich hier nicht einerseits
um die Gerechtigkeit des Walrens Gottes handelt, noch
um die Schuld des Menschen, sondern „auf daß die Werke
Gottes an ihm geoffenbart würden." Gott war i«
Christo gegenwärtig in Gnade. Krankheiten waren mithin
nur willkommene Gelegenheiten für Gott, Sich in Gnade zu
verherrlichen. Welche wunderbaren Gedanken der Gnade
34
hat Gott in bezug auf uns und wie wenig gehen wir auf
Seine Gedanken ein, leider aber zu viel auf die unseligen!
Der HErr gebe uns in diesen dürren Zeilen Gnade,
daß unsere Augen mehr und mehr für die Herrlichkeit und
alles überwältigende Gnade unseres HErrn geöffnet werden!
. ________ K. O. St.
^ntvort L:
Die Frage berührt einen viel tieferen Gegenstand und
ist viel wichtiger, als es zunächst scheint.
Wie wäre es möglich, daß der Mensch vor seiner Geburt
sündigen könnte? Wenn sein Dasein erst mit seiner Zeugung
seinen Anfang nimmt und er bis zu seiner Geburt erst im
Werden begriffen ist, erscheint jene Möglichkeit völlig ausgeschloffen.
Dieselbe setzt folglich unbedingt ein Bor-Dasein
voraus, d. h. also, daß der Mensch bereits vor seiner Zeugung
in einem geistigen Zustande besteht. Das ist es denn
auch, was jene behaupten, welche sagen, daß der Mensch
vor seiner Geburt sündigen könne. Diese Behauptung bildet
also den eigentlichen Kern der Frage. Entscheidend hierüber
kann für uns allein das Wort Gottes sein, die einzige Quelle
der Wahrheit. Dasselbe kennt aber etwas derartiges durchaus
nicht, sondern spricht im Gegenteil vom Menschen in
einer Weise, die ein Bor-Dasein desselben in irgendwelcher
Form gänzlich ausschließt. Nur vom Herrn
Jesus spricht es anders (s. z. B. Joh. I, 1—3 Verb, mit
B. t4; l. Joh. 4, 2. 3 a). Jene irren also, indem sie sich
nicht in den Grenzen und Linien des Wortes Gottes
bewegen, sondern ihren eigenen Gedanken folgen. Darum
ist es auch gar nicht zu verwundern, wenn solche Menschen
andererseits den Herrn Jesus, den Sohn Gottes, welcher
Gott ist über alles gepriesen in Ewigkeit (Röm. 9, 5), nicht
als solchen anerkenncn, sondern Ihn nur als einen Menschen
betrachten, wie ihre Einbildung Ihn sich schafft. — Wie
schrecklich irrt doch der Mensch, wenn er nicht glaubend sich
durch Gottes Wort und Geist unterweisen läßt, sondern das
Wort Gottes nur zu dem Zwecke benützt, seine
eigenen, irrenden Gedanken zu begründen. So ist
es im vorliegenden Falle. Liegt in der Frage der Jünger
in V. 2 überhaupt der Gedanke, daß jener Mensch blind
geboren sein könne infolge von Sünde, die er vor seiner
Geburt getan habe? Nein. Das zeigt die Antwort des
35
Herrn Jesu in V. 3. Wenn die Jünger bei ihrer Frage
jenen irrigen Gedanken gehabt hätten, hätte der HErr in
Seiner Antwort nicht ihre eigene, solchen irrigen Gedanken
ausdrückende Redeweise einfach benutzen können, wie Er es
getan hat, da Er sie damit doch nicht nur in ihrem Irrtum
belassen, sondern sie sogar darin bestärkt hätie. Solches
hätte dem Wesen und der Gewohnheit des HErrn völlig
widersprochen. Die Jünger brauchten aber auch gar nicht
einen solchen verkehrten Gedanken zu haben: Sie hatten den
Blindgeborenen vor sich; er war alt genug, um in mancherlei
Weise gesündigt zu haben und hatte selbstverständlich gesündigt,
und Gott kannte auch das Leben und alle Sünden
dieses Menschen, ehe er war, ebenso genau wie nachher;
daher konnte sein Blindgeboren sein ihm in den weisen
Wegen Gottes sehr wohl wegen Sünde auferlcgt sein, die
er in seinem Lebe« begangen hatte, während es aber auch die
Folge von Sünde der Eltern sein konnte. Das ist es,
was die Jünger mit ihrer Frage V. 2 meinten und
was der HErr in Seiner Antwort gerade durch die Wiederholung
der Redeweise in V. 2 durchaus als eine Möglichkeit
anerkennt, wiewohl er für den vorliegenden Fall eine
Schuld des Blindgeborenen sowohl als auch seiner Eltern
verneint und zeigt, daß Gott einen anderen Zweck im
Auge hatte. —
Das Wort Gottes verneint also die Frage, ob
ein Mensch vor seiner Geburt sündigen könne, ganz
entschieden. Wohl sagt es uns, daß der Mensch „in Ungerechtigkeit
geboren" und „in Sünde empfangen" (Ps. 51,5),
also von allem Anbeginn an fündig ist, aber das ist eine
ganz andere Sache. Dafür trifft keinen Menichen eine
Schuld und dafür wird er infolgedessen auch von Gott nicht
verantwortlich gemacht. Gott ist ein gerechter Richter und
Er legt niemandem etwas zur Last, wofür er gar nicht
Schuld trägt. Deshalb gab Er Seinen Sohn nicht nur
dahin, um unsere Sünden an Seinem Leibe auf dem Holze
Fu tragen (1. Petr. 2, 24), sondern auch, um die Sünde der
Welt wegzunehmen (Joh. 1, 29). Die Sünde — die Quelle
der Sünden — ist daher für jeden Menschen in Christo
am Kreuze gerichtet; kein Mensch, auch der Ungläubige nicht,
wird wegen der „Sünde" gerichtet und gestraft werden,
sondern die, welche nicht errettet sind durch den persönlichen
36
Glauben an Jesus Christus, werden gerichtet werden nach
ihren W erken (Offenb. 2", 11—15); sür diese ist der Mensch
verantwortlich. — Der HErr bewahre uns, auch nicht um
Haaresbreite von Seinem Worte abzuweichen! Th. K.
Anmerkung ctes Herausgebers:
Obwohl auch in und 8 wichtige Fingerzeige liegen,
so scheint uns doch erst Antwort 0, die sich mit unserer
Auffassung völlig deckt, den Kern der Stelle zu treffen. Gott
sieht die Menschheit und die Menschheitsgeschichte gewissermaßen
nicht so, wie wenn wir etwa von einem Berge aus
weit in die Ferne sehen und je weiter, desto undeutlicher.
Er sieht sie also nicht vorgeschichtlich, sondern von oben (über-
geschichtlich) — etwa wie Johannes in der Offenbarung die
Gerichte Gottes. — Gott überschaut der Menschen ganzes Tun,
das der geborenen wie der ungeborenen; Er sieht, ob sie nach
ihrem eigenen Willen sich betätigen oder ob sie gläubig
werden usw., und handelt demgemäß! Und so wäre es
denkbar gewesen, daß Er hier diesem Manne die Blindheit
gegeben haben könnte etwa als Strafe oder Erziehungsmittel
für etwas, was er in Gottes Augen schon getan hatte, obwohl
es von vor seiner Geburt aus gesehen noch in der
Zukunft lag. Die Frage der Jünger war also nicht gar so
töricht. Aber ebensowohl ist zu beachten, daß die Schuld-
frage in diesem Falle gar nicht in Betracht kommt. Vielmehr
sollen die „Werke Gottes" an diesem Manne offenbar
werden (B. 3). Und unter diesem Gesichtspunkt wird manches
Leiden auch in der Jetztzeit aufzufassen sein!
§rage S: was meint der 6Crr in Luk. 10,20: »§reuet eucb,
dotz eure Namen in den töimmetn angescbrieben sind' ? Meint
er »in das t3ucb des Lebens' (Oitenb. 3,5), obvsobl dort von
»auslöscben' geredet ist?
^ntvort
Jene Siebenzig waren erfreut zurückgekehrt von ihrer
Sendung und hatten ihrem Meister von ihren Erfolgen berichtet.
Sie waren in die Nachfolge Jesu getreten und
ruhten somit in der Hand ihres Meisters und warm dadurch
auch Gegenstände der Baterliebe Gottes. „Ich und der
Vater sind eins" sagt der Herr Jesus (Joh. 10, 30), und
was Ihm von Seinem Vater gegeben war, gehörte auch mit
zu dem Besitzstand des Himmels und war somit dort angeschrieben.
Daß dieses Angeschriebenwerden nur in Büchern
geschah, geht aus verschiedenen Schriftstellen hervor. Schon
2. Mose 32, 32 redet Mose von einem Buch; er sagt dort:
„Lösche mich doch aus Deinem Buche, das Du geschrieben
hast." Auch der Apostel Paulus gebraucht eine ähnliche
Redewendung im Blick auf seine Mitarbeiter, er sagt Phil.
4, 3: „Ja, ich bitte auch dich, mein treuer Milknecht, stehe
ihnen bei, . . . deren Namen im Buche des Lebens sind."
Wenn nun in Offenb. 3, 5 dem Überwinder die Zusage gegeben
wird, daß sein Name nicht ausgelöjcht werden soll
aus dem Buche des Lebens und daß sein Name bekannt
werden soll, so liegt dieses Bekennen auf der gleichen Linie
mit der Verheißung, welche der Herr Jesus Matth. 10, 32
gibt: „Ein jeder nun, der Mich vor den Menschen bekennen
wird, den werde Ich bekennen vor Meinem Vater, der in
den Himmeln ist." Sicher liegt dem Herrn Jesus daran,
daß die Seinen an solchen Zusagen festhalten. Bei den
Siebenzig soll es die Freude darüber sein, daß sie ihren
Platz erkennen, und den Geber über die Gaben stellen, und
daß sie sich bewußt werden, daß all ihr Wirken hienieden
nur ein vorübergehendes, zeitliches ist, aber daß dies An-
geschricbensein ihrer Namen in den Himmeln etwas Unauslöschliches
sei. Wenn wir nun noch einen Blick auf das
Wort des HErrn Matth. 24, 35 werfen, so ergibt sich hieraus,
daß dieses Angeschriebensein doch jo sein muß, daß es
unvergänglich ist, also irgendwie urkundlich festgelegt ist.
Ich möchte bei dieser Gelegenheit noch auf die Stellen
Offenb. 13, 8; 17, 8; 20, 12 usw. verweisen. Alle diese
und andere Stellen bezeugen uns, daß im Himmel Bücher
geführt werden, welche die Namen der einzelnen festhalten;
strmit dürfen wir annehmen, daß das Wort Jesu in Luk.
10, 20 auch darauf hinweist. Ph. W.
Antwort 8.-
Wir können auf Grund der Schrift wohl annehmen,
daß ein Unterschied besteht zwischen »Namen in dem Himmel
ungeschrieben" und dem „Buch des Lebens"
38
Beim ersteren scheint es sich um die himmlische Bestimmung,
die damit verbundene Stellung mit ihren Segnungen
und ihrer Herrlichkeit, zu handeln, im Gegensatz zur irdischen
Berufung, Hoffnung und Segnung, z. B. wie bei Israel.
Dies ist auch ersichtlich aus Hebr. >2, 23, wo von „der Versammlung
der Erstgeborenen, die in den Himmeln angeschrieben
sind", gesprochen wird. Sie unterscheiden sich
von den alttestamentlichen Heiligen, von denen als „Geistern
der vollendeten Gerechten" Erwähnung getan wird. Wenn
wir Luk. 10 sowohl wie Hebr. 12 betrachten, so finden wir,
daß deren Namen „in den Himmeln angejchrieben" sind, die
an den HErrn glauben, obwohl die Welt und das Volk
Israel Ihn verwarf. Sie haben durch ihren Glauben an
den Herrn Jesum die Welt überwunden und tragen Seine
Schmach, indem sie wissen, daß ihre Namen dort geschrieben
sind, wo Christus, ihr HErr, ist. Ihr Teil, ihre Hoffnung
ist himmlisch (vergl. I. Joh. k>, 4. 5; Hebr. 13, 13. 14; Röm.
8, 17; Ev. Joh. 17, 24 usw.). Anders verhüll sich's mit
„dem Buch des Lebens". Nicht alle Heiligen können in
den Himmeln ungeschrieben sein, da nicht alle zur himmlischen
Familie gehören. Von allen Gläubigen dieses Zeitalters
kann gesagt »»erden, daß ihre Namen in den Himmeln
angejchrieben sind. Aber alle Gläubigen zu allen Zeiten
werden im Buche des Lebens gefunden werden, da mit diesem
„Leben aus Goit" verbunden ist, etwas was wir alle
gemein haben mit allen Heiligen, ohne Unterschied von Zeitaltern
oder Segenskreisen.
Weil man mit Recht aus den Worten des HErrn in
Offend. 3, 5 entnehmen kann, daß ein Auslöschen aus dem
Buche des Lebens möglich ist, möcble ich mir erlauben, den
lieben Lesern einige Punkte zur gefälligen Prüfung an der
Hand des Wortes Gottes vorzulegen.
Wie jeder achtsame Leser der Schrift sehen kann, begegnet
der HErr der Gemeinde in Sardes auf dem Boden
ihres Bekenntnisses und der damit verbundenen Verantwortlichkeit.
Sie hatte den Namen, daß sie lebe, der HErr aber
sagt ihr, daß sie tot sei. Ein Bekenntnis der Welt gegenüber
ohne Wirklichkeit vor Gott! In B. 4 sagt ihr der
HErr: ..Aber du hast einige wenige Namen, die ihre Kleider
nicht besudelt haben." Wir finden hier einen Überrest von
Getreuen. Dann die Ermahnung in B. 5 zum Überwinden
39
und, daß der Name des Überwinders nicht ausgelöscht werde
aus dem Buche des Lebens. Letzteres hat zu tun mit dem
Bekenntnis der Gemeinde, da sie sagt, sie lebe. Es ist das
Buch des Bekenntnisses in der Hand der Menschen. Vergleicht
man V. 1d mit dieser Stelle, so deckt sich dies und
die Schwierigkeiten werden beseitigt. Niemand wird behaupten,
daß alle, die da vorgeben, Leben zu haben, solches
wirklich besitzen (vergl. Mallh. 85, 1—13). Spricht aber
die Schrift vom Buche des Lebens, welches Gott hat,
dann hören wir nie etwas vom Auslöschen, sondern das
Gegenteil: es ist die Ursache ihrer Bewahrung und Vorrechte.
Siehe sorgfältig Phil. 4, 3; Offenb. 13, 8; 17, 8 mit dem
bemerkenswerten Zusatz: „von Grundlegung der Welt an"
(was wir natürlich in Offenb. 3, 5 nicht finden) — Gott kennt
das Ende von Anfang — ferner Offenb. 20, 12. 15; 21, 27.
Leben aus Gott kann nie genommen werden, jeder aber sehe
zu, daß er es wirklich in Christo habe! K. O. St.
Anmerkung cles Herausgebers:
Wir haben diesen letzteren ernsten Worten nur noch die
Frage an die teuren Leser hinzuzufügen, ob ihr Name unauslöschlich
im Buche des Lebens ist; d. h. wenn wir im
Rahmen des Sendschreibens an Sardes bleiben — worunter
manche treue Schriftforscher wie wir glauben, mit vielem
Recht, den Protestantismus verstehen — ist der Leser dieser
Worte nur ein äußerer Bekenner des Lebens oder ein Besitzer
des Lebens? Man kann in Namensverzeichnissen als
bekennender Christ aufgeführt sein und von vielen Menschen
anerkannt sein und ist in Gottes Augen weiter nichts als
ein toter Namenchrist. — Es ist leicht zu verstehen, daß
nur deren Namen nicht ausgelöscht werden aus dem Buche
des Lebens, deren Inhaber dann, wenn Gott richtet, nicht
allein bekennen, das Leben zu haben, sondern wirklich das
Leben haben! „Und dieses Leben ist in Seinem Sohne;"
darum, ..wer den Sohn hat, hat das Leben; wer den Sohn
Goties nicht hat, hat das Leben nicht." (1. Joh. 5, 11—12;
vergl. Joh. 3, 36 >. Möge jeder Leser in Wahrheit sagen
können: „das Leben ist für mich Christus! (Phil. 1,21.)
Persönliche Worte an unsere Leser
unö Mitarbeiter I
Wir können nicht anders als auch diesmal wieder mit innigem
Dank beginnen. Wir fühlen uns überschüttet mit Güte von dem
treuen HErrn, der unsere Arbeit fortgesetzt anerkennt und andere durch
dieselbe reichlichst segnet, wie eine Fülle von Zuschriften uns beweist.
Auch ist die Abonnentenzahl stetig gestiegen; wir haben schon um
Anfang Januar herum mehr Neubestellungen für 1914 bekommen
als Abbestellungen eingetroffen sind. Diese erreichten noch nicht die
Zahl 65. Wir danken unseren so überaus treuen Mitarbeitern, den
alten und den neuen, von ganzem Herzen für ihre Hilfe und Beitröge
und wünschen ihnen, daß sie selbst den reichsten Segen von
ihrer Liebesarbeit haben möchten.
Die „Persönlichen Worte" von Nr. 1 behalten im wesentlichen
fortdauernde Gültigkeit!
Gelegentliche Angriffe verschiedenerer Abstufungen in Ton und
Inhalt, die gegen unser Blatt unternommen werden, möchten wir
nickt hier öffentlich behandeln und zurückweisen (wie wir gebeten
wurden), sondern den Urhebern derselben, soviel uns die Möglichkeit
gegeben ist, mit Liebe und geistlicher Tragkraft begegnen. Da, wo
es uns angebracht erscheint, antworten wir privatim in möglichst
herzlicher Weise. Wir möchten ja auch unseren Gegnern dienen!
Auf die Bücheranzeigen Seite 4 des Umschlags weisen wir noch
besonders hin.
Dem HErrn und Seiner Gnade befohlen! In Liebe mit
Gal. 6, 2. 9 herzlich grüßend
Der Herausgeber
Klotzsche, Anfang Februar 1914.
Gruß an 6en Leser:
„Gott hat uns «icht zum Zorn gesetzt» solcher« zur Erlangung
der Errettung durch unseren Herr« Jesum
Christum, der für uns gestorben ist, auf daß wir, sei es,
daß wir wachen oder schlafen, zusammen mit Ihm leben!"
I. Thess. 5, 9. 10.
Antworten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schrift-
stellen Nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen oiese letzteren wirklich
zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Lchriftdurchforschenl
Trage 10: Welcker Unterschied ist zvviscden Sühnung und
Versöhnung? (Vergl. z. lZ. 1. loh. 2, 2 und 2. l^or. 5, 18.)
^ntvort
Die Sühnung muß notwendigerweise einer Versöhnung
vorausgehen. Christus mußte in den Tod, Sein Blut mußte
fließen für die Sünde zur Sühnung unserer Schuld (I.Joh.
8, 2), damit die Schuld getilgt und ausgelöscht würde, denn
ohne eine völlige Tilgung oder Sühnung einer Schuld kann
nie eine vollständige Versöhnung stattfindcn; so sind wir denn
durch Christum Jesum versöhnt mit Gott (2. Kor. 5, 1^).
Schon im Alten Bunde (3. Mose 16) lesen wir von der
Sühnung der Schuld (V. ll, B. 16—18). Nachdem der
Priester die Sühnung vollendet und das Blut geflossen war
zur Reinigung für die Sünde, wurde nach V. 20 alle Übertretung
und Ungerechtigkeit auf den Kopf eines Bockes gelegt
und derselbe in die Wüste geschickt, damit alles hinweg-
getan sein möchte, was hindernd der Versöhnung mit Gott
im Wege stand. Hebr. 10, I—5 lesen wir, daß unmöglich
der Tiere Blut die Sünde für immer hinwcgtun konnte
(B. k>): „Darum, als Er in die Welt kommt, spricht Er:
,Schlachtopfer und Speisopfer hast Du nicht gewollt, einen
Leid aber hast Du Mir bereite?" usw., und so ist durch
das Blut unteres HErrn und Heilandes die Sühnung und
Tilgung der Schuld geschehen, und dadurch ist das große
Erlösungswerk vollzogen, und wir, die wir an Ihn glauben,
haben eine vollständige Versöhnung mit Gott erlangt.
42
Hnbvvrt 8:
Ein Mensch hat einen anderen beleidigt; der Beleidigte
fordert eine Genugtuung — die Sühnung; ist diese geleistet,
so findet die Versöhnung — die Wiederherstellung der Beziehungen
zwischen Beleidigtem und Beleidiger — statt. So
erkläre ich mir den Zusammenhang und den Unterschied
zwischen Sühnung und Versöhnung. Die Sühnung für uns,
für mich, wegen meiner Sünden ist das Werk Christi, der
als Mittler (1. Tim. 2, 5. 6), als Priester (3. Mose 4, 20 b.
26b. 31 d. 35b; 5, 6d. 10b. 13». 18b. 26») Sühnung
für mich tat. Don Gottes Seite geschah dann die Versöhnung
auf Grund der durch Christum gemachten Sühnung,
durch die Annahme derselben (stehe auch Röm. 5, 9—11).
In den obigen Stellen in 3. Mose ist zu bemerken: „Der
Priester soll Sühnung tun und es wird ihm vergeben werden"
(Versöhnung). Also waren wir drei in Belracht: 1. Gott,
dessen Gerechtigkeit und Heiligkeit Genugtuung forderte; 2.
Christus, der diese Forderungen befriedigte; 3. Ich, der gar
nichts tat und verdiente. Man darf also sagen: 'Die Versöhnung
ist das Ergebnis der Sühnung. Ich möchte noch
hinzufügen, daß, wie die Sühnung die Forderung der Gerechtigkeit
Gottes ist („der Priester soll Sühnung für ihn
tun"), so ist auch die Versöhnung die Forderung der Liebe
des Christus (2. Kor. 5, 14: „Die Liebe des Christus drängt
uns . . .;" V. 20: „Wir bitten an Christi Statt: Laßt euch
versöhnen mit Gott"). Ja, die Versöhnung mit Gott ist
ebenso sicher und dauerhaft, wie die durch und in Christo
dargebrachte Sühnung vollkommen war. R. W. D.
Antwort L:
Sühnung und Versöhnung sind, obwohl in dem Werke
Christi innig miteinander verbunden, doch zwei verschiedene
Dinge. Sühnung ist die Seite des Opfers Christi, welche
Gott zugekehrt ist und Bezug hat auf die ganze Welt.
Versöhnung oder Stellvertretung ist die entgegengesetzte Seite
und hat nur Bezug auf die Gläubigen. Nach dem Worte
in 1. Joh. 2, 2: „Er ist die Sühnung für unsere Sünden,
nicht allein aber für die unseren, sondern auch sür die ganze
Welt" ist Sühnung für die ganze Welt vollbracht worden,
also nicht für eine beschränkte Zahl von Menschen, sondem
für die ganze Welt. Gott ist durch den Opfertod Christi
befriedigt Mb Hercherrlicht. Der ewige Wert des Blutes
Christi ist vor den Augen Gottes, weshalb der heilige und
gerechte Gott Seine Langmut und Güte Her ganzen Welt
bewegen kann. Aus Grund dieser Tatsache können Wir nun
ausgehen und den uns Mgebenen Dienst der Versöhnung
Mjsrichten, indem wir als Gesandte für CörUMn bitten an
Mrksti Statt: .Laßt euch versöhiM mit Gott!" (2. Kor. 5»
20,21.) Damit kMmen wir aus eine persönliche Linie,
sWf die Linie der Erremmg Her. Bersöhnung des ei^etM«
Gläubige». Werm kiM^seits es Tatsache ip^ daß die SÜn^
in der Welk war und gesühnt werden mußte, so ist es
andererseits Tatsache, daß wir uns selbst m dem Zustande
der Sünde bejanden als unreine, gefallene Geichöpfe und
Sünder, als Schuldige. Um diesen Zustand zu beseitigen,
war ein heiliges, steMllojes Opfer nötig, das an unsere
Stelle trat, unsere Strafe trugundfür uns zur Sünde
gemacht Wurde, o. h. uns v e rsöh n te. Das ist an demselben
Fliichholze Md jv derselben Stunde geschehen, in welcher die
Sühnrmg für die Sünde gemacht und Gott im Blick achs
die Sünde völlig verherrlicht wurde. W. W.
I
v?
Ehe nur näher ar^, diesen so MMgen Wd bedentungs-
»ÄM Mmrrschied zwischen Sühnung und Versöhnung ein«
gehen, ist es vielleicht dienlich, zum besseren Verständnis vor«
liegender Frage alle diejenigen Stellen des B. T anzugeben,
wo die beiden Worte gesunden werden. Sühnung und verwandte
Worte kommen sechsmal vor wie folgt: Luk 18,13;
Mm. 3, SS,- HÄr. S, »7; S, 8; 1. Joh. S, 2; ch 10?) Ber-
föhttiMg: Mm. 5, 10. 11; l l, 15; 2. Kor. 5, 18.19. 20;
Eph. 2, 16; Kol. I, M. 21.
Sühnung ist für Gott, obwohl sie uns aaMt; die«
selbe hat mit der Heiligkeit, Herrlichkeit und den gerechten
Ansprüchen, sowie Korderungen Seines ZHronE M via.
Wir finden darum in der Epistel au die Römer 3, 25 von
„Gnadenftuhl" oder „Snhnungsdeckel'' gesprochen, ehe wir
die leiseste Andeutung von .Versöhnung" haben. Auf Grund
.s
*) DaS ^gnädig sein" in Luk. 18,13 und das ^sühnen" in Hebe.
2, 17 ist im Griechischen das gleiche Wort; in den übrigen vier Ztellen
find griechische Worte gleichen Worrstammes wir in jenen zwei Stellen
gebraucht. Der Herausgeber.
44
der Sühnung kann Gott in vollkommener Harmonie, wenn
ich mich so ausdrücken darf, mit Seiner Heiligkeit und Herrlichkeit
Sünden vergeben. Darum finden wir ja auch in
Rom. 3, 25, daß Gott Nachsicht haben konnte mit den
Sünden der alttestamentlichen Heiligen im Blick auf die
durch den Herrn Jesum zu vollbringende Sühnung. Wie
herrlich! Und was ergibt sich aus diesem? Nichts anderes,
als daß der tiefste und heiligste Beweggrund des Kommens
des Herrn Jesu doch der war, nicht etwa nur Sünder zu
erretten, obwohl dies mit eingeschlossen ist, doch ohne Sühnung
gar nicht möglich sein konnte, sondern Gott in bezug auf
Sünde ewig zu verherrlichen (vergl. Ev. Joh. 4, 34; 5, 38;
8,29; 10,17-18; 12,27- 28; 13,31. 32; 17,4 usw.).
Dies mag manchem Leser etwas fremd erscheinen, da sich in
der heutigen sogenannten christlichen Literatur meist alles um
„uns" dreht, als ob „wir" alles waren und „Gott" Nebensache.
Aber im Worte Gottes handelt es sich immer und
ausnahmslos zuerst um Gott und den Herrn Jesum, da an
die Errettung eines Menschen nie gedacht werden kann auf
Kosten von Gottes Herrlichkeit und Thron; selbst, wenn nicht
ein einziger Mensch gerettet wurde, hatte doch Christus, der
Sohn des lebendigen Gottes, Sich freiwillig Gott geopfert,
ja, es wäre auch dann notwendig gewesen — wir sagen dies
mit großer Ehrfurcht—, da Gott durch die Sünde verunehrt
war. Der Gott des Lichts und der Liebe nimmt es nie
leicht mit der Sünde, also dürfen auch wir es nicht tun!
In dem Brief an die Römer, wo das Evangelium
Gottes uns dargelegt wird, und wo wir die göttliche
Ordnung, sowie die Grundsätze Gottes im Blick auf Seine
Herrlichkeit und Ehre, sowie die Rechtfertigung des Glaubenden
in einer so wunderbaren und vollkommenen Weise vorgestellt
finden, hören wir erst dann von „Versöhnung", nachdem
die Frage der Sünde im Lichte eines heiligen Gottes
und zu Seiner Verherrlichung für immer geordnet ist. Die
Schrift spricht nie (was man so oft hören und lesen kann)
von einer „Versöhnung Gottes mit den Menschen", da Gott
doch nicht der Feind des Menschen ist (vergl. Joh. 3, 16),
obwohl der Mensch der Feind Gottes ist (vergl. Röm. 5, 10).
Bei der Versöhnung handelt es sich um den Menschen oder
Dinge (Kol. 1, 20). Wir bedürfen der Verhöhnung mit Gott.
Auch dies hat Gott in Christo getan. Luk. 15, 11—32 zeigt.
4b
was unter „Versöhnung" zu verstehen ist. Gott hat in
Gnaden mit uns gehandelt, hat uns den Kuß der Vergebung
und des Vergessens gegeben, uns mit dem besten Kleid
(Christus) gekleidet, mit dem Ring der ewigen Liebe
versehen, Sandalen an unsere Füße getan, die wir bisher
im Staub der Sünde uns befanden, wir sind versetzt
in die Gegenwart unseres Gottes, nähren uns von dem
geschlachteten Kalbe (Vorbild auf Christus), anstatt wie vordem
von den Trebern, und erfreuen uns Seiner heiligen
Gegenwart in Gnade. In anderen Worten: Wir sind
zu Gott gebracht, bei Ihm erfreuen wir uns, in Ihm und
Christo Jesu, unserem HErrn, in Seiner Liebe und Gnade,
so daß es heißt, „sie fingen an, fröhlich zu sein." Gepriesen
sei Gott für den Reichtum Seiner Gnade, welche
Er gegen uns hat überströmen lassen! K. O. St.
^ntvoet kr:
Gerechtigkeit verlangt Sühnung für Sünde; Liebe
verlangt Versöhnung, innerste Übereinstimmung und
schattenloses Wohlgefallen. Als die Strafe zu unserem
Frieden auf Ihm lag, wurde unsere Sünde gesühnt, aber
die Liebe Gottes will mehr, ste will Menschen so in Übereinstimmung
mit sich haben, so heilig und tadellos vor sich
sehen, daß Er Sein Wohlgesallen daran haben kann.
(Versöhnung erstreckt sich auch auf die Schöpfung: Kol. 1.)
Die Sühnung bringt keine Veränderung oder Verbesserung
an oder in uns hervor — ste ist der Tod des Sünders, das
gerichtliche Ab- und Hinwegtun des Menschen im Fleische
aus dem Auge Gottes, in dem Kreuze Christi! Das Alte
ist vergangen. — Der Mensch im Fleische ist in seiner Gesinnung
tatsächlich Gottes Feind, er kann nicht verbessert,
nicht heilig und tadellos gemacht werden. Die Versöhnung
kann nicht mit dem Menschen im Fleische stattfinden. Derselbe
muß im Tode Christi sein Ende finden. In 2. Kor.
5, 17 heißt es nicht, das „Schlechte" und „Böse", sondern
das „Alte" ist vergangen. Nichts vom Alten kann Gott
mit Sich Selbst versöhnen, mit Sich in Übereinstimmung
bringen, zu Seiner Freude haben. Das Alte muß gehen.
Alles muß neu werden „in Christo". Versöhnung (das
Wohlgefallen Gottes an uns und unsere Freude in Gott und
Seiner Liebe) erreichen wir nur durch den Tod (Röm. 5,10).
46
Der Tod muß auf alles „Alte" geschrieben und daS „neue"
Leben in Christo ersaßt sein.-
Versöhnung wird verkündigt: „Laßt euch versöhnen;"
Es bedarf eines Eingehens, eines Erfassens unsererseits im
Glauben. Die Grundlage ist der Tod Christi; das
Resultat für solche, die den Tod Christi ersassen, ist die
Versöhnung, die ungetrübte Freude in Gott und der Liebe
Gottes» und eine gegenwärtige Errettung von allein, was
„alt" ist. Unsere Stelle (2. Kor. 5, 18) zeigt, wie Versöhnung
und neue Schöpfung eng verbunden ist.
Sühnung und Versöhnung berühren den ersten und den
zweiten Menschen, das Ausgeben des ersten und das Kommen
zum zweiten, an dem Gott Wohlgefallen findet. Wir stehen
so leicht still, betrachten und beklagen den elenden Zustand
und die Kraftlosigkeit des Alten und verwirklichen nicht, was
das Kreuz Christi für den Gläubigen ist. Nur durch den
Tod erreichen wir die Versöhnung. Wir müssen im Glauben
den Schritt vom ersten zum zweiten Menschen machen, nur
dann gehen wir in die Versöhnung ein und verwirklichen
durch Sein Leben das Errettetsein von dem Gebiet des
Todes. v. d. K.
^nmerkunZ Ues HerausMder8:
Zunächst möchten wir die teuren Leser, die nur eine
lutherische Bibelübersetzung zur Hand haben, daraus Hinweisen,
daß diese Übersetzung leider den Begriff „Sühnung" nicht
hat, sondern auch an Stellen, wo nach dem Urtext „Sühnung"
übersetzt werden muß, „Versöhnung" setzt. Das ist recht
schade, da dadurch Tausenden von Kindern Gottes der Unterschied
zwischen diesen wichtigen Begriffen nie klar wird.
Zu obigen umfassenden Ausführungen nur noch wenige
Bemerkungen. In 2. Kor. 5, 19 handelt es sich nicht darum,
inwieweit die Welt versöhnt ist, noch wie weit die
Menschen in die Versöhnung eingegangen sind, sondern es
ist die grundsätzliche Tatsache gezeigt, daß Gott in Christo
der ganzen Welt gegenüber eine solche Stellung der Gnade
einnimmt und das Zeugnis davon aufrecht erhält. Jeder
kann teilhaben an der Versöhnung, nachdem Christus die
Sühnung für die ganze Welt geworden ist (l. Joh. 2, 2).
Es steht aber keineswegs da, daß Er die Sühnung für die
Sünden der ganzen Welt ist! Weder aus diesen Stellen,
47
noch aus Kol. I, 20 kann man folgern, daß einst alle
Menschen, auch die, die sich nicht versöhnen ließen, gerettet
werden. In der ersten Hälfte von Kol. I, 20 ist (wie in
den Versen vorher) die Rede von versöhnten Dinge» auf
der Erde und in den Himmeln, nicht von Menschen! In
der zweiten Hälfte aber heißt es: „Und euch." Wer sind
diese? Die, welche in die Versöhnung eingegangen sind. Darum:
„Lasset euch versöhnen mit Gott." — Übrigens ist die Stelle
2. Kor. 5, 20 auch für Kinder Gottes da! Mancher Gläubige
ist noch nicht in den vollen Genuß der Versöhnung einge-
trelen; auch darin lehrt uns der „gefundene" Sohn (Luk.
15, 32) vieles. Am Herzen und im Hause des Vaters ist
mehr für uns zu finden, als nur Vergebung der Sünden,
so kostbar diese auch ist (vergl. dazu den Schluß von Antwort
D)!
kroge II: Was ist unter dem „^ausendjübrigen Neict>" ZU
verstsken? (Okkenb. 20, 4—7.)
Antwort :
Ein Reich von lausend Jahren, in welchem Christus als
König Israels nach Psalm 2 und als Sohn des Menschen
nach Psalm 8 über alle Reiche der Welt herrschen wird.
Es ist die Verwaltung der Fülle der Zeiten: alles unter
ein Haupt zusammenzubringen in dem Christus, das, was
in den Himmeln und das, was aus der Erde ist, in Ihm
(Eph. 1, 10). Auf Seinem gesegneten Haupte, das einst
die Dornenkrone trug, werden sich alle Diademe der Weltreiche
vereinigen (Offenb. 19, 12). Der HErr, welcher jetzt
von der Welt verworfen ist, wird dann von allen anerkannt
werben. „Er wird herrschen von Meer zu Meer und vom
Strome bis an die Enden der Erde. Alle Könige werden
vor Ihm niederfallen, alle Nationen Ihm dienen. Er wird
Sich erbarmen des Geringen und des Armen und die Seelen
der Armen wird Er retten. Sein Name wird ewig sein"
(Psalm 72, 8. II. 12. 17). „Die Gerechtigkeit wird auf
dem Fruchtgesilde wohnen" und „das Werk der Gerechtigkeit
wird Friede sein" (Jes. 32, 1. 16. 17). Eine Fruchtbarkeit
über alle Maßen wird sein (Jes. 35, 1. 2; 41,18.19;
55, 12. 13; Psalm 72, 16; 65, 9-13; 67, 5. 6;, Amos
48
9, 13). Die Raubtiere werden mit den Haustieren zusammen
lagern (Jes. 11,7. 8; 65,25). Es ist die Wiederherstellung
aller Dinge (nicht Personen), von welchen Gott durch den
Mund Seiner heiligen Propheten von jeher geredet hat
(Apgesch. 3, 21). Christus wird als Sohn Davids Seinen
Thron inne haben (Matth. 25, 31; Luk. 1, 32. 33; Ofsenb.
3, 21). Jetzt sitzt Er zur Rechten der Majestät in der Höhe,
auf dem Throne Seines Gottes und Vaters (Hebr. 1, 3;
8, 1; 10, 12; 12, 2; Mark. 16, 19; Ofsenb. 3, 21). Dies
beweist uns, daß Er jetzt von der Welt verworfen ist und
über alles Gott ist, gepriesen in Ewigkeit, da nur eine göttliche
Person den Thron Gottes innehaben kann. Himmel
und Erde werden miteinander in Harmonie stehen (Ofsenb.
21, 9—27). Seine Getreuen sehnen jenen Tag herbei,
damit Er zu Seinem Rechte in dieser Welt kommt, sie
lieben Seine Erscheinung (2. Tim. 4, 8). An jenem Tage
wird Er verherrlicht werden in Seinen Heiligen und bewundert
in allen denen, die geglaubt haben (2. Thess. 1, 10).
Gepriesen sei unser HErr, gepriesen sei Sein Name immer
und ewiglich!
Antwort ü:
Die Worte „und sie lebten und herrschten mit dem
Christus tausend Jahre" in B. 4 und „sie werden . . .
mit Ihm herrschen tausend Jahre" in V. 6 der genannten
Schriftstelle lassen erkennen, daß es sich um ein Reich handelt,
in welchem Christus der Herrscher sein wird, und die
Verse 7—9 zeigen deutlich, daß dieses Reich aus dieser
Erde sein wird, nicht etwa auf der neuen Erde, von der
wir in Kap. 21, 1 lesen. Die neue Erde tritt erst danach
in Erscheinung, wie wir klar sehen können, wenn wir Kap.
20 und Kap. 21, 1—8 lesen. Auf der neuen Erde wird
weder jemals der Satan sein und ausgehen können, zu verführen
(20, 7. 8), denn er wird vorher seinen Platz für
ewig im Feuersee gefunden haben (20, 101, noch wird es
auf derselben „Nationen" geben, die er verführen könnte —
waS er aber nach 20, 8 nach dem Tausendjährigen Reiche
tun wird! — noch wird es auf derselben irgend etwas von
dem geben, was in 20, 7—9 als nach dem Tausendjährigen
Reiche geschehend geschildert wird.
49
Das Tausendjährige Reich ist also ein Reich auf dieser
Erde, in welchem Christus der Herrscher sein wird.
Bon einem solchen Reiche ist im Worte Gottes an
vielen Stellen prophetisch geredet, und zwar insbesondere im
Alten Testament in den Psalmen und in den Propheten,
und von letzteren wiederum in ganz besonderer Weise in
Jesaias. Man lese z. B. Psalm 96—102; 148—150;
Jes. 2, 2—4; 9, 6. 7; 11, 1—10; 35; 60; 65, 17—25;
66, 10—24. Diese Stellen zeigen uns, welcher Art dieses
Reich sein wird. Es wird ein wunderbares, herrliches Reich
sein: Der Fluch wird von der Erde genommen sein und sie
wird in wunderbarer Fruchtbarkeit alles in Überfluß hervorbringen;
es wird „Fülle von Frieden" sein und „sie werden
den Krieg nicht mehr lernen"; selbst auf die Tierwelt wird
sich dieser Friede erstrecken: „der Wolf wird bei dein Lamm
weilen" usw. und „der Säugling wird spielen am Loch der
Notier" usw.; Gott wird anerkannt und gekannt sein, denn
„die Erde wird voll sein der Erkenntnis Jehovas, gleichwie
die Wasser den Meeresgrund bedecken," Krankheit und Gebrechen
wird es nicht mehr geben, sondern „dann werden die
Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben
geöffnet werden; dann wird der Lahme springen wie ein
Hirsch und ausjauchzen wird die Zunge des Stummen"
(Jes. 35, 5. 6); der Tod wird nicht mehr herrschen, sondern
das Leben — er wird die Ausnahme bilden als unmittelbares
Gericht auf Sünde (Jes. 65, 20); es wird Freude,
Frohlocken und Jubel sein — in allem das völlige Gegenteil
von dem, was jetzt die Regel bildet! Es wird ein
völlig neuer Zustand der Dinge sein. Deshalb heißt es
auch in Jes. 65, 17: „Denn siehe. Ich schaffe einen neuen
Himmel und eine neue Erde." Daß damit nicht der neue
Himmel und die neue Erde von Offenb. 21, 1 gemeint ist,
geht aus den weiteren Versen in Jes. 65 deutlich hervor.
Es ist noch diese jetzige Erde ihrem Stoffe nach, aber ein
gänzlich neuer Zustand im übrigen, in derselben Weise, wie
bei einem Menschen, der wiedergeboren ist: sein Leib ist
noch derselbe, wie bisher, aber ein neues Leben ist eingezogen.
Deshalb nennt auch der Herr Jesus in Matth. 19, 28 diese
Veränderung der Dinge auf der Erde — ihren noch zukünftigen
neuen Friedens- und Segenszustand im Tausendjährigen
Reich — die „Wiedergeburt" und Petrus nennt
50
in Apgesch. 3, 21 jene herrliche Zeit die „Zeiten der
Wiederherstellung aller Dinge" und sagt, daß Gott
von dreien durch den Mund Seiner heiligen Propheten von
jeher geredet hat, wie wir es ja auch in den vorerwähnten
Schriftstellen sehen konnten. Die in diesen Weissagungen
enthaltenen Verheißungen waren dem Volk Israel gegeben
(s. Röm. 9, 4). Diejes wird dann wieder gesammelt in
seinem Lande sein, wird zum HErrn umgekehrt und wieder
eingesetzt sein als Sein Volk, erhöht und herrschend über
alle anderen Völker, und wird die Segnungen in erster Linie
und vollkommener Weise genießen und gleichsam den Mittelpunkt
und Ausgangspunkt derselben bilden. Infolgedessen
war dieses Reich und der verheißene Messias, der dieses
Reich aufrichten und in demselben in Macht und Herrlichkeit
herrschen sollte, der Gegenstand der besonderen Hoffnung
Israels! In Übereinstimmung hiermit lautete die Botschaft
des Johannes und im Anfang auch des HErrn Selbst:
„Tut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahe gekommen!"
Das Reich, auf welches sie hofften, war nahe
gekommen, weil der Messias da war, mit dem dieses Reich
verknüpft war und in besten Person alles das da war, was
dieses Reich kennzeichnete. Dieses bewies Er durch Seine
Werke: Blinde wurden sehend, Taube hörend. Lahme wandelnd.
Aussätzige gereinigt. Tote auferweckt — alle zeitlichen Folgen
der Sünde, jede Krankheit und jedes Gebrechen, ja, selbst
der Tod mußte weichen, ganz so, wie es im Tausendjährigen
Reiche sein wird, weshalb auch diese Wunder, die der Herr
Jesus und, in der ersten Zeit, auch die Seinen taten, die
„Wunderwerke des zukünftigen Zeitalters" genannt werden
(Hebr. 6, 5).
Wenn in den Evangelien vom „Reich der Himmel" und
„Reich Gottes'' geredet ist, so steht das, was damit bezeichnet
wird, immer in Verbindung mit dieser Erde, wiewohl die
Ausdehnung des Begriffes sehr verschieden ist. Letzteren
etwa auf das mefsianische — also das Tausendjährige — Reich
beschränken zu wollen, wie es von manchen geschieht, ist aber
ganz entschieden nicht dem Worte Gottes entsprechend, da
das Tausendjährige Reich nur einen gewissen Abschnitt des
Reiches der Himmel bildet: Das Reich ist gegründet auf
die Person Jesu Christi (s. Jes. 9, 6. 7; 2. Kor. 1, 20)
und in Seiner Person gekommen (s. Matth. 12, 28;
5t
Luk. 17, 21); es hat daher erst durch Ihn und in Seiner
Person hienieden seinen Anfang genommen (s. Gleichnisse
Matlh. 13, bes. V. 24 Verb. m. B. 37), ist fortgesetzt
und gegenwärtig bestehend in den Seinen — obwohl
nicht äußerlich wahrnehmbar — und wird einst äußerlich
in Erscheinung treten im Tausendjährigen Reiche.
Letzteres ist die Erfüllung der Verheißungen des Alten
Testaments.
Das Tausendjährige Reich wird aber noch nicht „das
Vollkommene" sein (I. Kor. 13, 10) und daher auch nicht
bleiben. „Gerechtigkeit und Gericht sind Seines Thrones
Grundfeste" — es wird Menschen geben, die sich nur der
unwiderstehlichen Macht beugen; es wird noch Böses geben,
auf welches sofort Gericht folgt; es wird noch Sünde und
Tod geben, wenn auch als Ausnahme; und wenn die tausend
Jahre eines Reiches des Friedens und göttlicher Gerechtigkeit
und der wunderbarsten irdischen Segnungen vorüber sein
werden und dem Satan dann noch einmal erlaubt werden
wird, den Menschen zu versuchen (Ofsenb. 20, 7. 8), so wird
es sich zeigen, daß der Mensch selbst nach tausend Jahren
überströmender Segnungen immer noch derselbe ist — jederzeit
bereit, sich von Gott wegzuwenden und sich gegen Ihn
zu empören. Das ist lief demütigend für uns und beugt
uns in den Staub über die Gnade, die uns geworden ist!
So ist das Tausendjährige Reich die Erfüllung der Verheißungen
und zugleich die letzte Probe für den Menschen.
Dann folgt das Endgericht (Ofsenb. 20, 11—15), und nach
diesem ein neuer Himmel und eine neue Erde, die vollkommen
Seiner Herrlichkeit entsprechen und ewig zum Preise derselben
sein werden (Ofsenb. 21, 1—5). Th. K.
^ntvoit L:
Der gegenwärtige Tag der Gnade, in welchem der Leib,
die Gemeinde, aus der Welt herausgerufen wird, geht dem
Ende entgegen.
Der HErr kommt und nimmt die Seinen aus dieser
Welt heraus (1. Thess. 4, 10. 17). Die zurückbleibenden
Ungehorsamen und Verwerfer der Wahrheit verfallen dem
Gericht der Verhärtung (2. Thess. 2,10. I I). Die Tage der
großen Trübsal beginnen. Israel wird diese im besonderen
Maße kosten! Es ist die ^Jeit der Drangsal für Jakob"
(Jer. 30, 4—7). Viele Juden werden in dieser Zeit Jesus,
ihren Messias, erkennen, und diese werden das Kommen des
HErrn zum Gericht verkünden und die Völker znr Buße
und Unterwerfung auffordern (Ps. 96, 3—13). Obgleich
das volle Licht, die 7 Leuchter (Offb. 1, 20), von der Erde
weggenommen ist, gibt Gott doch noch zwei Leuchter (Offb.
11, 4), Seine Güte läßt die Erde nicht ohne Licht. Das
Evangelium des Reiches wird gepredigt (Matth. 24, 14).
Trotzdem der Satan die Macht der Finsternis in den furchtbarsten
Formen und Gestalten offenbaren wird, weiß Sich
Gott doch eine Bollzahl aus Israel und eine große ungezählte
Schar aus den Nationen zu bewahren und zur Treue
bis zum Tode zu stärken. Ihre Erlösung steht mit der Vernichtung
ihrer Feinde in Verbindung und den Grundton ihrer
Gebete finden wir in Offb. 6,10. In der Stunde der größten
Dunkelheit erscheint das Zeichen des Sohnes des Menschen
und der HErr wird in Seiner Herrlichkeit gesehen (Matth.
24, 29. 30). Dann werden alle Ärgernisse aus Seinem
Reiche zusammengelesen (Matth. 13, 41) und dem Gerichte
übergeben, das Tier (der Fürst des römischen Reiches) und
der Antichrist werden lebendig in den Feuerjee geworfen
(Offb. 19, 20) und Satan für tausend Jahre gebunden (Offb.
20, 2). Dies ist der Anfang des Tausendjährigen Reiches,
von dem die Propheten in so feurigen, begeisterten Worten
reden. Die ganze Schöpfung wartet aus diesen Tag ihrer
Befreiung (Röm. 8, 19—22). Israel nimmt in dieser zukünftigen
Zeit einen Vorrang unter den Völkern ein und
wird zu einem Kanal des Segens (1. Mos. 12, 2. 3; Jes.
27, 6; Jes. 60 und 62; Röm. 11,12 und 15). Das Tausendjährige
Reich endet mit der Lösung des Satans (Offb. 20, 3),
auf die bald das Gericht und ein neuer Himmel und eine
neue Erde folgen. v. d. K.
Anmerkung ties Herausgebern:
Es ist nicht nötig, zu diesen Antworten, die geradezu
einen Bibelkurs im Kleinen darstellen, noch etwas Wesentliches
hinzuzufügcn. Wir fragen nur, vielleicht im Sinne
dessen, der obige Frage einsandte: Wie kommt es, daß in
der Namens-Christenhcit diese kostbare biblische Lehre vom
Tausendjährigen Reich so gut wie ganz unterschlagen wird?
Ja, wie kommt es wohl? Wir denken, daß einer der Haupt
53
gründe dieser Unterschlagung der ist, daß man die Schrift
nicht ganz und gar als Gottes Wort anerkennt und daß ein anderer
Hauptgrund der Widerwille der unbekehrten Christenheit
gegen Israel als Volk ist. Eine Lehre, die Israel wieder
einen hohen, ja den höchsten Platz unter den Nationen zuspricht,
eine Lehre, nach der „dem Israel das Reich wiederherge-
stellt wird" (Apg. 1,6), ist den sogenannten christlichen Völkern
unbequem, ja abstoßend. Und doch, Gott hat gerade
dies verheißen und auch die Israel betr. Verheißungen sind
in Christo Ja nnd Amen (2. Kor. l, 20!). Und weil Gott
solche hohen Gedanken mit Seinem alten Bundesvolke hat,
deswegen sollten wir Christen, soweit wir wirklich Christen
sind, auch Israels Freunde sein, werden wir doch einst
selbst glückliche Zeugen der irdischen Herrlichkeit dieses jetzt
so verachteten Volkes sein!
§rage 12: V^QS ist für ein Unterschied zwischen der Posaune
in 1. Ukess. 4, 16, der »letzten Posaune" in 1. k^or. 13, 32 und
der Posaune des siebenten Engels in Offb. 11, 15?
In 1. Thess. 4, 15—17 ist Wohl der Hauptgedanke die
Entrückung, während in 1. Kor. 15, 51 mehr die Verwandlung
und Auferweckung hervorgehoben ist. 1. Kor. 15
handelt durchweg von der Auferstehung der Gläubigen; am
Schluß dieses Kapitels sagt ihnen der Apostel ein Geheimnis,
daß nicht alle entschlafen werden, wir aber alle verwandelt
werden oder, wie der Apostel uns an einer anderen
Stelle sagt: „Das Sterbliche wird verschlungen von dem
Leben." Wann geschieht dies? Bei der letzten Posaune.
Es heißt nicht, daß zu diesem Zweck die Posaune ertönt,
sondern, wenn ich recht verstehe: zur Zeit der letzten Posaune.
Die Posaune von 1. Kor. 15 sowohl wie die in 1. Thess.
4, 16 scheint ein und dieselbe zu sein — eins ist unbestreitbar,
daß beide Ereignisse zur gleichen Zeit stattfinden.
Daß sie 1. Kor. 15,52 die „letzte Posaune" genannt wird,
hat vielleicht darin seine Bedeutung, weil von da an die
Erlösten Ihn von Angesicht zu Angesicht sehen. Sie sind
in Seiner Gegenwart und ein weiteres Posaunen ist daher
unnötig.
Ganz anders verhält es sich mit der Posaune des sie
54
benten Engels in Offb. 11. Dieselbe darf keineswegs mit
der letzten Posaune von 1. Kor. 15 verwechselt werden. Wie
könnte auch der Apostel auf etwas Bezug nehmen, was noch
ihm, ja selbst dem Apostel Johannes noch verschlossen war.
Bekanntlich empfing Johannes die Offenbarung erst später;
Paulus war längst vom Schauplatz seines Wirkens abgetreten,
demnach ist es ausgeschlossen, die Belehrung in I. Kor.
15 mit den sieben Posaunen in der Offenbarung in Verbindung
zu bringen. Ferner handelt es sich in Offb. 11
um die Aufrichtung des Weltreiches des HErrn, aber nicht
um Auferweckung und Verwandlung der Gläubigen! Sein Reich
setzt letzteres voraus, da die Erlösten mit Ihm herrschen
werden. Die sieben Siegel, die sieben Posaunen und die
sieben Schalen werden ihre Erfüllung nach der Entrückung
der Gemeinde finden, darum hören wir nach Offb. 3 kein
Wort mehr von der Gemeinde auf Erden, sondern es werden
vielmehr die Heiligen von Israel und den Nationen wieder
unterschieden, wie es im Alten Testament der Fall war
(vergl. Offb. 7), aber in diesem Zeitalter der Gnade niemals
geschieht. Wenn der Apostel Paulus 1. Kor. 10, 32
von „Juden, Griechen und der Versammlung Gottes" spricht,
versteht es unter „Versammlung Gottes" die Gläubigen aller
Nationen ohne Unterschied im Gegensatz zu Griechen (d. h.
Heiden) und Juden, die ungläubig waren.
Möge der HErr in Seiner Gnade uns schenken, das
Wort der Wahrheit recht zu teilen! K. O. Sr.
^nttvott 6:
Die sieben Posaunen in der Offb. 8—II haben keine
Verbindung mit der Posaune in I. Kor. 15 und l. Thess 4.
— Die siebente oder letzte Posaune der Offenbarung umfaßt
die letzlen Gerichte über die Welt, während die Posaune
in den Briesen mit der ersten Auferstehung und
der Entrückung zu tun hat.
In dem Ausdruck ..letzte" Posaune scheint der Apostel
auf den Gebrauch im römischen Heere anzuspielen. Jedermann
in Korinlh wußte, daß die letzte Posaune das Signal
zum Aufbruch des ganzen Heeres war. Wir finden gerade
in den Briesen an die Korinther, daß der Apostel oft
an die Gebräuche jener Zeit anknüpfr, z. B. 1. Kor. 4, 9;
9, 24; 2. Kor. 2, 14. — Oder vielleicht denkt er an 4. Mose
55
10, 2, wo die Posaunen zum göttlichen Signal bestimmt
wurden, die Gemeinde zusammenznrufen und das Zeichen
zum Abmarsch zu geben. — Wirklich, jener Augenblick ist der
herrlichste Zusammenruf und der bedeutungsvollste Abmarsch,
der je geschehen. Alle Heiligen zusammengerufen, werden
alle zugleich dem HErrn entgegengeruckt in die Luft.
Aus dem Ausdruck „letzte" Posaune aber zu folgern,
daß andere göttliche Posaunemöne vorangegangen sein müßten,
dazu finde ich in der Schrift weder Grund noch Anhalt.
v. d. K.
^nmerkuim äe8 bler3U8^6der8:
Über die Sache selbst ist nichts mehr zu bemerken.
Nur möchien auch wir ein Paar Worte sagen über die
Frage, warum in 1. Kor. 15, 52 „letzte" Posaune steht.
Und zwar weisen wir darauf hin, daß in diesem Kapitel
viermal Verbindungen mit dem Wort „letzt" vorkommen,
wo im Urtext stets dasselbe Wort steht, nämlich in B. 8,
26, 45. 52. Wir glauben, daß dieses vierfache Vorkommen
des Wortes, zumal in den drei letzten Verbindungen bedeutungsvoll
ist. Ob nicht die Posaune die „letzte" genannt ist,
weil es sich um die Auferstehung und Verwandlung der
Gläubigen handelt, also um das letzte Ereignis, das sich
mit denselben auf Erden vollzieht, womit der Schluß der
gegenwärtigen Haushaltung verbunden ist? (vergl. unsere
Ausführungen in Jahrgang 1913, S. 187/88 zu Joh.
6, 39. 40. 44 54; 11, 24; 12, 48, wo überall dasselbe
Wort steht). Wir bitten, die Austastung zu prüfen im Lichte
des ganzen Kapitels und vorzüglich jener übrigen drei
Stellen!
§rage 13: Haben wir deute nock die m Spk. 4,11 genannten
Dienste der „ Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und iledrer" ?
Bei der Beantwortung dieser Frage ist zunächst zu berücksichtigen,
daß es sich bei den vorgenannten Diensten, wie
bei allen Diensten um eine „Gabe" handelt: — — Er
hat die einen gegeben--------(vergl. 2. Tim. 1, 6. 7!).
Der Dienst ist also eine Gabe, die empfangen wird,
und kann als Gabe des droben verherrlichten Christus oder
56
als die Wirkung des hienieden gegenwärtigen Heiligen
Geistes betrachtet werden. Eph. 4 redet von der Gabe Christi,
1. Kor. 12u. 14 reden von der Einheit des Leibes und von
den Gaben als der Wirkung des Geistes hienieden in den
verschiedenen Gliedern.
Die Gaben wiederum sind zweierlei Art: es gibt
solche zur Aufweckung der Seelen, zur Sammlung und Auferbauung
der Gemeinde und dann solche, welche als Zeichen
für die Welt gegeben sind, als Zeichen der Gegenwart Gottes
(vergl. 1. Kor. 14, 22).
Alle Gaben kommen unmittelbar von Christo, dem Haupt,
herab und haben ihr Bestehen in den Gläubigen durch die
Wirkung des Heiligen Geistes. Eph. 4 und 1. Kor. 12 bezeugen
dies klar. Somit sind diese Gläubigen Gefäße der
Gnade und Kraft und werden durch die ihnen mitgeteilten
Gaben Werkzeuge eines abwesenden Christus.
Nun redet Eph. 2, 20—22 von einem Bau, wohl zusammengefügt,
der wächst zu einem heiligen Tempel im
HErrn. Von diesem Bau ist Jesus Christus Selbst Eckstein.
In sehr bemerkenswerter Weise werden von diesem Bau
auch hinsichtlich der Grundlage belehrende Worte gesagt und
dabei Apostel und Propheten genannt. Mithin wird dem
Dienst der Apostel und Propheten ein besonderer Platz angewiesen
(grundlegend) und dieser Platz an den Anfang der
Gemeinde Gottes gestellt.
Die in Epy. 4, l 1 noch weiter genannten Gaben bezw.
Dienste der Evangelisten, Hirten und Lehrer sind im Gegensatz
zn denen der Apostel und Propheten der Gemeinde Gottes
dauernd gegeben. W. W.
Apostel und Propheten haben die Grundlage des heiligen
Tempels, von welchem Christus Selbst Eckstein ist, gelegt
(Eph. 2, 20—22). Es war nun nicht nötig, nachdem
sie ihr Werk erfüllt hatten, daß sie verblieben oder durch
andere ersetzt wurden. Demnach gibt es in obigem Sinne
keine Apostel und Propheten mehr, da der Grund gelegt
und die Offenbarung Gottes vollendet und abgeschloffen ist.
Auch sind hier nicht etwa die Propheten des Alten Testaments
gemeint; wenn das Wort von ihnen spricht, ist es
meist aus dem Zusammenhang ersichtlich, oder es spricht von
57
ihnen als „heiligen Propheten" (vergl. Luk. I, 70; Apgesch.
3, 21; 2. Pelri 3, 2), noch heißt es hier: „Propheten und
Apostel", sondern umgekehrt, damit uns klar sein soll, daß
es sich hier um Propheten des Neuen Testaments handelt.
Auch hat keiner der Apostel von einem Nachfolger gesprochen;
im Gegenteil verkünden sie alle, daß „nach ihrem Abschied
verderbliche Wölfe" in die Gemeinde eindringen würden usw.
Aber keiner der Apostel verweist die Jünger auf ihre Nachfolger
aus dem einfachen Grund, weil keine vom HErrn
vorgesehen waren, sondern auf „Gott und das Wort Seiner
Gnade" (vergl. Apgesch. 20, 17—35; 2. Petri l, 12—15;
Judas 17—18; Offenb. I, 1—3). Anders verhält es sich
mit „Evangelisten, Hirten und Lehrern". Letztere drei Gaben
wird es geben, solange die Gemeinde auf Erden ist. Die
Dienste dieser Gaben gründen sich und werden nur ausgeübt
auf Grund dessen, was der HErr durch Seine Apostel und
Propheten ihnen hinterlassen hat, sei es im Werk oder in
den Schriften. K. O. St.
Daß wir die besagten Dienste noch haben, ist schon aus
dem 13. Verse deutlich ersichtlich, sobald wir den 11. Vers
mit dem 13. zusammen lesen. „Und Er hat dir einen gegeben
als........... bis wir alle hingelangen zu der Einheit
des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes usw."
Wer würde zu behaupten wagen, daß wir dahin gelangt sind?!
Sicher, wir brauchen noch diese Dienste. Wir sind noch
vor dem „bis wir alle hingelangen", dessen vollkommene
Verwirklichung wir erreichen, wenn „wir allezeit bei dem
HErrn sein werden". Außerdem ist zu beachten, daß in
vielen Stellen (wie Röm. 12, 6. 8; I. Kor. 12, 28—30;
I. Tim. 3, 1 — 8; 5, 17; Jak. 3, 1; 1. Petr! 5, 1—4), die
von Diensten reden, die Zeitform der Gegenwart gebraucht
wird; wenn aber ein Teil dieser Stellen nicht für die Gegenwart
gültig ist, dann auch nicht der übrige Teil derselben.
Wir haben keinen Grund, anzunehmen, daß die Anordnungen in
derBersainmlnng veränderlich sind; sie sindvon Gott, „bei welchem
keineVeränderungist, noch einSchattenvonWechsel"(Jak.1,17).
O Kinder Gottes! wie kommen wir zusammen? Scharen
wir uns zu Parteistellungen, oder um Menschen (1. Kor. 3,
3. 4), oder als ein himmlisches Volk in Seinem Namen zu
58
sammen, um die Einheit des Geistes zu bewahren und ein
Zeugnis des HErrn zu sein? Sammeln wir uns um Ihn,
wo „Menschenweise" kein Recht hat, in der heiligen Furcht
Seiner Gegenwart, so empfangen wir die reichen Gaben
Seines Geistes und genießen sie, solange wir dem HErrn
und Seinem Worte Untertan bleiben.
Von den in Eph. 4, 11 genannten Gaben sind die der
Apostel und Propheten nicht mehr erhalten; das heißt in dem
Sinne, um das Wort Gottes durch neue Offenbarungen zu
vervollständigen. Die Grundlage der Apostel und Propheten:
Jesus Christus, ist feftgclegt. (Eph. 2, 20- 1. Petr! 2, 4—10).
In Hebr. 3, 1.2 wird uns gesagt: Betrachtet den Apostel
. . . . Jesum; Er ist noch lebendig, und neben Ihm brauchen
wir keinen Apostel mehr. Die „Zwölfe" zeigt, daß die Anzahl
auf die zwölf begrenzt ist. Weiteres betreffs der Propheten
lese man im I. Bande (1913) Seite 114 — 119 nach.
Wie aus den zitierten Stellen hervorgeht, sind die
anderen Gaben noch vorhanden. Es muß so sein, damit
„der ganze Leib. . . nach dem Maße jedes einzelnen
Teiles für sich das Wachstum des Leibes bewirkt" usw.
(Eph. 4, 16.) R. W. D.
^nmerkunL äes blergnsEebers:
Haben die Apostel und (die neutestamentlichen) Propheten
ihre Aufgabe verstanden, die in Eph. 4, 12ff. steht? Ja,
davon zeugen die Schriften des Neuen Testaments. Wenn
nun „Er" fortgesetzt Evangelisten, Hirten und Lehrer gibt,
so tut Er das ebenso nur zu deut Zweck, den Eph. 4, I2ff.
enthält. Möchten wir alle, soweit wir „gegeben sind"
als Evangelisten usw., verstehen, wozu wir gegeben sind und
uns von Ihm brauchen lassen zu diesem Dienst und allezeit
Gnade haben, „die Wahrheit festzuhalten in Liebe"! (V. 15.)
Er hat gegeben! Welch eine Gnade liegt darin, von Ihm
gegeben zu sein zur Vollendung der Heiligen!
Trage 14: Ist Sott unbegreiflich in Seinen Lebensführungen
und Sebanken? (vergl. l^Öm. 11,33 und ^es. 55, 8. 9).
^nNvort
Angefrömmelte Weltmenschen stellen Gott als den
Unbegreiflichen dar, der verborgen, um nicht zu sagen un
verstanden, bleiben will. Röm. H, 33 scheint für ihre
Ansicht eine Stütze zu sein und Jes. 55, 8 wird in dem
Sinne gebraucht, als ob unsere Gedanken nicht Seine Gedanken
sein können. Wer aber diese Bibelstelle in ihrem
Zusammenhang erfaßt: „Jeder Gottlose lasse von seinem
Wege und der Übeltäter seine Gedanken", der merkt, wie
Gott mit Trauer feststellt, daß der Mensch andere Wege und
Gedanken geht wie Er, und daß Er ihm gerne Seine höheren
Gedanken mitieilen möchte. Er verheißt. Sein Wort solle
nicht leer zurückkommen, womit ein Eingehen in Seine Gedanken
verbunden ist.
Auch andere Bibelstellen, die den Abstand zwischen
menschlicher Unvollkommenheit und Gottes Größe schildern,
sollen ein Locken Gottes sein. Ihm zu nahen, damit wir
höhere Gedanken bekommen. Wohl sieht der Mensch, was
vor Augen ist, aber wir sollen auch da lernen zu verstehen
und zu werten ohne Rücksicht auf blendendes Äußere
(I. Sam. 16, 7). Gottes Art zu denken und zu werten ist
nicht geoffenbart nur zum Anstaunen, sondern stets auch
zur Nachahmung.
Wenn ein Kind Gottes Führungen erlebt, die es nicht
versteht, so soll es zu Ihm gehen, sich Seine Gedanken offenbaren
zu lasten. Gott will verstanden werden. Er sehnt
Sich danach. Seine Gedanken zu unseren Gedanken zu machen;
und Röm. H, 33 fließt nur aus einem Herzen, das glücklich
ist, etwas von Gottes Gedanken in sich ausgenommen
zu haben, und das anbelend ausruft: Wie gar unergründlich
weise sind Seine Gerichte und Wege; welche Gnade,
daß Er uns Seine Gedanken mitteilt! Sch.
^nvvort 8:
Da danke ich dem HErrn von ganzem Herzen, daß ich
hie und da etwas begreifen darf und vertraue auch, daß ich
je länger, desto mehr begreifen werde. Ich sage aber, es
ist ein Unglück und geradezu verhängnisvoll, zu meinen, wir
könnten Gott in all Seinen Führungen und Gedanken begreifen.
Wie kann ich armer Mensch das zu behaupten
wagen?? Alle Völker sind wie ein Tropfen am Eimer (Jes.
40,15) und nun kommt so ein unendlich kleiner Teil eines
solch armen Tropfens und will mit seinem Verstand den
großen Gott verstehen und mit seinen irdijchen, kurzen Be
60
griffen den unbegreiflichen Gott begreifen und Seine Gedanken
klarmachen bis zum letzten i-Punkt und alles restlos
erklären! Der Abstand von Ihm sollte uns bescheidener
machen! Bei allem Erkennen bleibt es: Wie gar unbegreiflich
sind Seine Gerichte und unersorschlich Seine Wege!
Aber eins dürfen wir begreifen: Er ist treu und steht zu
Seinen Verheißungen! Doch ich fühle eben, auch da komme
ich in die Brüche. HErr, ich will Dir glauben! K. E.
^nmerkunZ äes Herausgebers:
Zu diesem Gegenstand möchten wir nur noch Hinweisen auf
1. Kor. 2, 6—16. Ohne die Offenbarung Gottes in Christo
verstünden wir nichts von Ihm und Seinen Wegen, aber
die, „die Ihn lieben" die, „die Christi Sinn haben", die
erkennen nach und nach auch etwas von Seinen Gedanken,
und wenn nach 1. Kor. 13, 12 unser Erkennen auch nur ein
„stückweises" ist, so ist doch schon dieses stückweise Erkennen
Herrlichkeit. Wie wird es sein, wenn die Zeit kommt, von
der es heißt: „Dann aber von Angesicht zu Angesichts —
Persönlicke Worte an unsere Leser!
Mit herzlichem Dank gegen den HErrn und alle unsere Freunde
— besonders auch unsere treuen Mitarbeiter! — übergeben wir diese
Nummer unserem Leserkreis. Wir sind reichlich erfreut worden
durch mannigfache Zuschriften; es würde sich verlohnen, eine Auswahl
von freundlichen Beurteilungen abzudrucken, aber es fehlt an
Platz dazu.
Die vielfachen Ermunterungen haben uns recht erquickt.
Wir bedürfen derselben so sehr, denn die Herausgabe dieses Blattes
ist in jeder Hinsicht eine schwere Aufgabe, freilich eine gesegnete,
auch für uns. Ihm sei Dank!
Seien alle herzlichst gegrüßt mit 1. Kor. 15, 58. 59
Klotzsche, Anfang März 1914.
von 6em kZerousgeber
Gruß an den Leser:
„Der Gott, Ver aus der Finsternis Licht leuchte« hieß,
ist es, der i« unsere Herzen geleuchtet hat zum Lichtglanz
der Erkenntnis der Herrlichkeit GottesimAngesicht Christi."
2. Kor. 4, 6.
Antworten.
Wir Litten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen
nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich
zum Segen dienen, so muß man ste an der Hand der Schrift durchforschen!
Trage 15: ^VQS bedeutet »Verdirb Nicki..."? Nöm. 14,15b.
In dem genannten Schriftworte handelt es sich um
einen „Schwachen im Glauben" (s. V. l), welcher meint,
man dürfe dieses oder jenes nicht essen. Wenn er mich nun
eine solche Speise essen sieht — sei es, daß wir irgendwo
zusammen essen oder er bei mir als Gast ist —, kann ihm
dieses zum Anstoß oder Ärgernis werden, indem es ihn veranlaßt,
entgegen seinem Glauben diese Speise auch zu essen;
er tut es, durch mein Beispiel dazu verleitet, obwohl sein
Gewissen darüber beunruhigt ist und er mit Anstoß ißt.
In B. 20 sagt aber das Wort: „Alles zwar ist rein, aber
es ist böse für den Menschen, der mit Anstoß isset", und
in B. 22d und 23: „Glückselig, wer sich selbst nicht richtet
in dem, was er gut heißt! Wer aber zweifelt, wenn er
isset, ist verurteilt, weil er es nicht aus Glauben tut. Alles
aber, was nicht aus Glauben ist, ist Sünde." Es ist also
für ihn „böse" und „Sünde", daß er diese Speise ißt; sein
Zustand ist ein weniger guter als vorher, er ist durch Sünde
verdorben, und ich bin schuld daran. Deshalb bedeutet
„verdirb nicht": ich soll darauf acht geben, daß nicht
ein Bruder oder eine Schwester durch mich zum
Sündigen verleitet wird und so durch meine Schuld
in seinem Zustand Schaden leidet. Das „verdirb nicht"
bezieht sich also auf den Zustand hienieden; es beschränkt
sich selbstverständlich nicht auf Speisen, sondern erstreckt sich
auf alles, „worin dein Bruder sich stößt oder sich ärgert
oder schwach ist" (V. 21). Laßt uns hierauf acht geben durch
des HErrn Gnade! Th. K.
62
-Anmerkung öes blerousgebecs:
Die Frage des Essens ist an sich gleichgültig; wir können
uns dadurch, daß wir dies oder jenes essen oder nicht essen, nicht
Gott gegenüber wohlgefällig machen (I. Kor. 8, 8). Aber das
Gewissen des Bruders ist keine gleichgültige Sache. Wir
schädigen unsere Geschwister in diesem Leben, wenn wir durch
unsere als eines „Freien" Handlungsweise sie verleiten,
etwas zu tun, was ihnen Sünde ist (1. Kor. 8, 10)! Das,
was Paulus Röm. 14, 15 „verderben" nennt, bezeichnet er
1. Kor. 8, 12a im Griechischen mit einem Wort, das nicht
eigentlich „sündigen" bedeutet, sondern „(rücksichtslos) losschlagen".
— Laßt uns einander zur Erbauung gefallen!
(Röm. 15, 2.)
Trage 16: Warum die augenscheinlich Karte Antwort des
kZCrrn in Jak. 2, 4, und was ist der Sinn und Segen derselben?
^nkvort
Der HErr tritt aus der Verborgenheit eines dreißigjährigen
Lebens heraus. Maria mußte lernen, daß der von
ihr Geborene der Heilige — der Sohn Gottes war. 18
Jahre zuvor hörte sie schon die Worte: „Wußtet ihr nicht,
daß Ich in dem sein muß, was Meines Vaters ist" (Luk.
2, 49). Nun war die Zeit gekommen, da Er öffentlich auf-
Lrat, den Willen Seines Vaters zu tun, wie Er sagte: Der
Sohn kann nichts von Sich Selbst tun, außer was Er den
Vater tun sieht (Joh. 5, 19. 20). Sie hatte zu lernen, daß
das Band der irdischen Verwandtschaft auf diesem Pfade
zurücktreten mußte (vergl. auch Matth. 12,48). Am Kreuze
zeigt Er ihr zuletzt die gänzliche Lösung dieses Bandes, als
Er in so zärtlicher Liebe spricht: „Weib, siehe dein Sohn,"
und zu Johannes: „Siehe, deine Mutter."
Das Wort „Weib" mag in unserer Sprache etwas
Unehrerbietiges, Liebloses haben, aber nicht in der Sprache
jener Völker und Zeit; und ebenso auch die Worte: „Was
habe Ich mit dir zu schaffen." Diese Redewendung finden
wir öfter in der Schrift in dem Ausdrucke des Zurückweisens.
Er konnte auf diesem Pfade, den Er jetzt ging, nicht Weisungen
der Mutter verbinden mit der Ausführung der Worte
und der Werke des Vaters. Wir können sicher sein, der
63
HErr konnte das, was Er Maria zu sagen hatte, nicht in
bessere Worte kleiden. Er ist der Meister. Welch ein Segen
für uns, wenn auch wir in der Nachfolge Jesu mehr lernen,
Fleisch und Blut zurücktreten zu lassen. v. d. K.
Hnmerkuns <le * Herausgebers:
Es würde gut sein, wenn wir jetzt noch ein wenig auf
die symbolische Bedeutung dieser Geschichte eingehen könnten
(„Die Mutter Jesu": im Bilde Israel! u. a. m.), aber es
fehlt jetzt an Platz dazu. Bei einer anderen Gelegenheit
wird, f. G. w., dieser Seite der Geschichte Rechnung getragen.
— Maria muhte hier frühzeitig lernen, welcher Platz dem
„Weibe" gebührt, und daß sie für den Herrn Jesu, was
Seinen Beruf anlangt, nicht Seine Mutter war. „Was
ist dir und Mir gemein?" kann man das Wort auch übersetzen,
und so verliert es nach unserem Sprachgebrauch an
Härte und zeigt doch deutlich die Abweisung einer Gemeinschaft,
die nach Beginn von Jesu Berufslätigkeit nicht mehr
statihaben konnte. Wie köstlich dann, daß Maria sich zurück-
weisen läßt, willig und ohne wankend zu werden in ihrer
Liebe, während ihr Glaube wohl jetzt erst wirklich in ihrem
Herzen Wurzel zu fassen beginnt.
Die Maria der Bibel hat der — einen unbiblischen
Marienkultus pflegenden — katholischen Kirche manches zu
sagen mit ihrem herrlichen Wort: „Was Er euch saget,
das tut.'" (V. 5.)
§rage 17: Warum bescbnitt Paulus den ^imotkeus?i6pgescd.
16, <) Wie stimmt das zu 6aI. 5, 1—4?
^nvvort :
Paulus beschnitt den Timotheus, damit die Juden das
Evangelium durch ihn hören und aufnehmen möchten, da die
Juden mit jemandem, welcher einer anderen Nation angehörte,
zu dieser Zeit nichts gemein haben wollten (Apgesch. 10, 28).
. M. K.
Antwort 8:
Oberflächlich betrachtet ist die Handlung des Apostels
Paulus in Apgesch. 16, 4 mit der Lehre in Gal. 5, 1—4
nicht zu vereinen, und ist ein Widerspruch zwischen Handlung
und Lehre. Doch nur scheinbar für solche, welche Einzelheiten
aus dem Zusammenhang des Schriftganzen heraus-
reißen und durch Bernunftschlüfse irregeleitet werden. Es
ist manchmal schon gesagt worden, daß dunkle Schriftstellen
nur im Lichte der ganzen Heiligen Schrift ausgelegt werden
können. So auch hier.
Timotheus ist ein Kind gemischter Ehe: Der Vater
ein Mrieche, die Mutter eine Jüdin. Paulus findet Timotheus
würdig, ihn auf seinen Reisen im Dienste des Evangeliums
zu verwenden. Er nahm und beschnitt ihn um der
Juden willen, aus Liebe zu dem Volke, deren Vorurteil
begegnend, um auf alle Weise etliche für Christum zu gewinnen.
1. Kor. 9, 20. 21. Wie fern es ihm lag, dadurch
die Gläubigen unter das Gesetz Moses zu bringen, ersehen
wir aus Gal. 2, 1 - 5.
In Gal. 5, 1—4 bemüht sich der Apostel, den Gläubigen
die Nutzlosigkeit der Beschneidung vorzustellen und die
Gefahr zu zeigen, welche mit der Unterwerfung unter das
Gesetz verbunden war. S>e konnten nicht auf dem Werke
Christi zur Gerechtigkeit ruhen und zugleich sich verantwortlich
machen, selbst die Gerechtigkeit nach dem Gesetz zu vollbringen.
Er wendet sich ganz entschieden gegen die, welche
ihnen den Geietzesgehorsam predigten und dadurch der Freiheit
in Christo berauben wollten: „... ich wollte, daß auch
sie sich abjchnitten, die euch aufwiegeln." R. B.
/XnIvvoN L:
Ein Bruder sagte mir einst: „Um die Handlungen eines
Bruders zu beurteilen, ist es nötig, die Beweggründe zu
kennen, welche uns meistens entgehen." — So kommt es
vor, daß ein Bruder durch etwas im Widerspruch zu stehen
scheint mit seiner Lehre. In solchen Fällen, wenn die Tat
nicht bö,e, sondern unbegreiflich ist, ist es gut, bevor man
daraus einen Widerspruch folgert, Geduld zu haben, bis die
Gesinnungen des Herzens geoffenbaret werden, was der HErr,
der alles sieht, früher oder spater tut, wenn es sich um
Böses handelt. — Hier haben wir jedenfalls sofort an-
zunehmen, daß kein Widerspruch besteht.
Den Beweggrund Pauli, als er den Timotheus beschnitt,
finden wir in Vers 3 (Apgejch. t6): „Um der Juden
willen"; also nicht um des Gesetzes willen. Wir wissen
6S
aus der Geschichte des Alten Bundes, wie die Juden die
llnbeschnittenen verachteten und von ihnen nicht zu lernen
hatten. Es ist klar, daß Paulus und Timotheus bei den
Juden nicht Eingang erhalten hätten, wenn sie nicht Juden,
gesetzmäßige Juden gewesen wären. Obgleich Paulus der
Apostel der Nationen war, kann man aus Röm. 10, 1;
11,14; I.Kor. 9, 20—23 ersehen, wie sehr es ihm auf
dem Herzen lag, seinen Brüdern im Fleische die in Christo
geschehene Erfüllung der Verheißung zu verkündigen. — Ja,
mag man sagen, sür Paulus selbst ist es begreiflich, aber
warum Timotheus einer solchen Form zu unterwerfen? Beachten
wir das enge Band zwischen Timotheus und Paulus.
1. Kor. 4, 17; 1. Tim. I, 2; 2. Tim. 3, 10. I I. Wie ein
Kind mit seinem Vater, so war Timotheus in Gemeinschaft
mit Paulus; er war so eins mit dem Apostel, daß er, um
Israel für Christum zu gewinnen und Eingang bei ihm
zu haben, es der Mühe wert hielt, sich der Beschneidung
zu unterwerfen, um dem HErrn mit Paulus in einem breiteren
Gebiete zu dienen. Ist eine solche Gleichgefinnung vorhanden
in den Versammlungen des lebendigen Gottes, zwischen
jungen und alten Brüdern, oder hat der Geist dieses Zeit-
laufs es schon vermocht, Kluften zwischen jungen und alten
Brüdern zu graben?
Bei den Galatern aber war der Kern der Frage ganz
anders Sie waren im Begriff, die Beschneidung zu beobachten
Wegendes Gesetzes, als Gehorsam gegen dasselbe,
als Rechtfertigungsmittel. (5, 4.) Deshalb das scharfe Ent-
gegenlreten des Apostels. Paulus beschnitt Timotheus, um
Juden aus der Herrschaft des Gesetzes herauszuziehen,
während die falschen Lehrer den Galatern die Beschneidung
auserlegten, um sie wieder unter diese Herrschaft zu stellen.
Also standen tatsächlich die Beschneidung des Timotheus und
die des Gesetzes sich ganz und gar entgegen.
Timotheus wie Paulus taten bei jener Gelegenheit, was
jeder Knecht des HErrn tun soll, nämlich sich den Sitten
des Volkes zuneigen wohin der „HErr der Ernte" ihn gestellt
hat, sofern diese Sitten nicht sündhaft sind.
Leider entnehmen manche Christen aus dieser Stelle,
man dürfe in der religiösen Welt bleiben, ja! wie die Welt
bleiben, damit man etliche aus derselben errette» möchte.
Vor falschen, verderblichen Lehren, schriftwidrigen Überliefe
66
rungcn und Gewohnheiten die Augen schließen, um etliche
zu erretten. Sie gleichen Soldaten, die ihre Waffen ab-
legen, um in dem feindlichen Heere Gefangene zu machen;
sie werden bald selbst gefangen fein. Wenn solche Christen
ihr Herz vor dem HErrn im Lichte Seines Wortes prüfen,
werden sie finden, daß ihr Herz solche Dinge liebt.
Geschwister, junge Geschwister, wie steht es um uns?
Sind wir außerhalb des Lagers? (Hebr. 13,13) Erkennen
wir „die Kraft Seiner Auferstehung und die Gemeinschaft
Seiner Leiden" ? (Phil. 3, 10.) Sind wir gute Kriegsleute
Jesu Christi? (1. Tim. 1, 18; 2. Tim. I, 8). Beobachten
wir Phil. 3, 17 und I. Tim. 5, 17 und drängt uns die Liebe
des Christus (2. Kor. 5, 14)? Eine solche Untersuchung ist
nie vergeblich, und wenn sie negative Ergebnisse ergibt, so
laßt uns uns vor dem HErrn beugen und Ihm leben, der
da sagt: „Siehe, Ich komme bald und mein Lohn mit Mir."
^nmerkuns äes lleeausZeders:
Mancher möchte vielleicht die Handlungsweise Pauli
unbesonnen richten mit dem bösen Satz: „Der Zweck heiligt
die (unheiligen) Mittel." Aber wurde der Apostel Wohl,
um jemandem das Evangelium wirksam verkünden zu können,
etwas getan haben, was mit der Schrift im inneren Widerspruch
gestanden hätte? Sicher nicht! Nie hätte der Apostel
sich selbst „offene Türen" machen wollen auf einem bösen
Wege, etwa indem er menschliche Systeme gutgeheißen und
sich ihnen in einigen Punkten angeschlossen hätte. Unter
allen Umständen ging er den Weg, den er den Korinlhern
predigt in 2. Kor. 6, I4ff. Aber die Beschneidung war nicht
durch menschliche Mache und Rücksichten auf Menjchenmeinung
entstanden, sondern sie war göttlich gewollt und eingeführt!
Darum konnte Paulus da, wo es sich um die praktische
Liede zu seinem Volke handelte, den das Wort unter Juden
predigenden Timotheus beschneiden. Und er wurde damit
seiner Stellung in der Freiheit vom Gesetz keineswegs untreu.
Aber in dein Augenblick, wo es sich um die Beschneidung
als Stück des Gesetzes als Lehre handelte, das in
Christo erfüllt war und dessen Annahme und Anerkennung
die Gnade ungültig gemacht hätte tGal. 2, 2l), da mußte
er gegen das Sichbeschneidenlassen mit der Strenge austrelen.
67
die eines Apostels Jesu Christi würdig war. Die Liebe zu
seinem Volk hieß ihn von seiner Freiheil Gebrauch machen
und Rücksicht nehmen in einer Sache, deren Ursprung göttlich
war, aber die Liebe zu Christus befahl ihm, da mit äußerstem
Ernste zu verfahren, wo „das Evangelium des Christus verkehrt"
wurde (Gal. I, 7).
§rage 18: Wetcbes kommen meint Jesus in Mattk. 16,28
und Jok. 21, 22?
Antwort /V:
Ich dachte, Matth. 26, 64 könnte da etwa Aufschluß
geben, welches Kommen Jesus in Matth. 16, 28 meint. Es
ist also nicht das Kommen Jesu gemeint, auf das wir noch
warten, sondern das Kommen Seiner Herrschaft vom
Himmel her.
In Joh. 21, 22 aber meint der HErr das Kommen,
das auch wir noch erwarten. Nicht sagt ja der HErr, daß
Johannes soll bis dahin leben bleiben. Er will offenbar
nur sagen, daß es in Jesu Macht liege, wie lange Er einen
Seiner Jünger auf dieser Erde behalten wolle, und daß,
wenn Er wolle. Er auch die Macht habe, ihn zu bewahren
kis an jenen Tag. K. E.
Antwort 8:
In Matth. 16, 28 zeigen die zwei Ausdrücke „Sohn
des Menschen" und „in Seinem Reiche", daß es sich um
ein Kommen für die Erde handelt; dieses Kommen ist die
besondere Erwartung des Volkes Israel, aber auch der
ganzen Schöpfung (Römer 8, 19—2^; 2. Thcff. 1, 7 10).
E nige Worte über den Zusammenhang, in welchem
wir gleichsam die Vorgeschichte zum 28. Vers finden.
In Kap. 16, 13—20 sehen wir festgestellt, daß Jesus
„der Christus sei", der Gesalbte, der König (Pf. 2,6),
was wir für diese Betrachtung vor Augen behalten wollen.
„Bon der Zeit an" (Vers 21), das deutet den Anfang eines
neuen Zeitabschnittes an, „begann Jesus ... zu zeigen, daß
er . . . vieles leiden, und getötet und ... auferweckt werden
müsse", also die Verwerfung des Königs; (vergl.
Dan. 9, 26u). — Im Verse 22, durch das Verhalten des
68
Petrus, wird der Zustand des jüdischen Volkes geoffenbart,
welches durch die Propheten die Notwendigkeit des
Leidens Christi hätte wissen können, sie aber nicht verstand
und noch nicht versteht (Luk. 24, 7. 25 26. 44—16; Römer
10, 14—21); in den letzten Zeiten wird dieses Volk wie
auch die anderen Nationen vom Satan durch dessen Werkzeuge
den Fürsten und den Antichristen völlig beherrscht
werden (Dan. 9, 26 o; 11. 32 a. 36—39); 2. Thess. 2, 3—4.
9; Ofsenb. 13, 11—18). (Die Verse 24-26 sind ein Hinweis
auf die große Drangsal von Dan. 11,33—35; 12, 1;
Sach. 13, 9; Ofsenb. 13, 15.) Dieselbe wird durch die Erscheinung
des Sohnes des Menschen beendigt, der durch das
Gericht alles in Ordnung bringt und die die Erde betreffenden
Verheißungen erfüllt (Sach. 14, 3, 12 ff; 2. Thess.
2,8; Dan. 12, 1—3; Mal. 4, 1—3; Ofsenb. 19,20—20,6).
Merken wir hier, daß, während in den im Alten Testament
angeführten Stellen die Rede von dem Kommen für Israel
ist, im Neuen Testament dieses Kommen den ganzen Erdkreis
betrifft, welches mit Seinem Namen „Sohn des
Menschen" übereinstimmt.
Das im Verse 28 Gesagte wurde „nach sechs Tagen"
in einer Gesichts-Erscheinung vor den Augen von drei
Jüngern erfüllt (Matth. 17, 1—9). Der HErr wurde um-
geftaltet und es erschienen und unterredcten sich mit ihm
Moses und Elias. Moses, als erster, kündigte den Messias
an (5. Mose 18, 15. 18). Elias erscheint unmittelbar vor
Seinem Kommen als Letzter. (Mal. 4, 5. Vergl. auch
Frage 12, Seite 38 der „ Gegen) Handr." 1913.) Ihre
Erscheinung mit dem HErrn „nach sechs Tagen" zeigt die
Zeit der vollkommenen Vollendung aller Weissagungen,
die in diese Zeitpcriode fallen, vom Anfang (Moses) bis zum
Ende (Elias) an. Dies geichah, oder besser, wird geschehen
am Ende der 70. Woche von Dan. 9, 24.
In Joh. 21, 22 aber darf man wohl annehmcn, daß
die Rede vom Kommen des HErrn zur Entrückung der
Kinder Gottes ist; dies stimmt auch mit dem Charakter
dieses Evangeliums überein. In demselben findet man die
Offenbarung „des Vaters" durch „den Sohn". Der Titel
„Brüder" (Vers 23) enthält das durch den Tod und die
Auferstehung des HErrn gebildete neue Band der Verwandtschaft
mit dem Vater (11, 52; 20,17). Was ist aber die
69
Erwartung der Brüder? Sicher nicht die Wiederherstellung
des Reiches für Israel, denn inmitten dieses Volkes
waren sie nun Fremdlinge. Ihr Weg geht jetzt gen Himmel,
wohin der HErr ging. Sie erwarten nichts anderes als
die Erfüllung von Joh. 14, 3: „Ich komme wieder und werde
euch zu Mir nehmen". Obwohl der Tod in Joh. 21, 22. 23
nicht ausgeschlossen ist, wird doch gezeigt, daß, wenn der
HErr will, wir nicht durch den Tod zu gehen brauchen
(I. Kor. 15, 51); dagegen zeigen die Worte in Matth. 16, 28
„den Tod nicht schmecken, bis", — daß der Tod bleibt für
die „etlichen", die diese Verheißung erhielten.
Bruder! Wir, die wir solche Hoffnung haben, lassen
wir, ich und Du, die baldige Wiederkunft unseres HErrn
unser Handeln und Tun beeinflussen! Laßt uns in Ihm
bleiben, auf daß wir nicht beschämt werden bei Seiner Ankunft
(1. Joh. 2, 28). Diese Erwartung ist nicht nur ein
Zustand, sondern eine Tätigkeit (I. Thess. 1, 10; Phil. 2,
12—16; Offenb. 22, 115). Möchten wir in Aufrichtigkeit
des Herzens sagen dürfen: „HErr, Du weißt alles, Du erkennst,
daß ich Dich liebe habe" und „Ja, komm, Herr Jesus!"
R. W. D.
^nmerkunL äes Herausgebers:
Wir sind hocherfreut über diese klaren Darlegungen,
möchten sie vielen dienen; besonders auch denen, die noch
leicht geneigt sind, alles, was von dem Kommen des HErrn
gesagt ist, auf denselben Zeitpunkt zu beziehen. Herrliche
Dinge liegen vor denen, die zu Seiner Gemeinde gehören,
aber auch Israel hat Großes zu erwarten, wenn erst die
Gemeinde entrückt ist zu Christo! Um so mehr sollten wir
Gläubigen der Jetztzeit uns sehnen nach dem HErrn, damit
Er Seine Pläne bald durchführen kann, die Er mit uns
und mit Israel und der Welt hat!
Trage 1-: Wie ist Judas V. d zu versieben? (Vergl. 5. Mose
34, 5. 6!)
Antwort /4:
Der angegebene Vers heißt wörtlich: „Michael aber,
der Erzengel, als er, mit dem Teufel streitend, Wortwechsel
70
hatte um den Leib Moses, wagte nicht, ein lästerndes Urteil
über ihn zu fällen, sondern sprach: Der HErr schelte
dich!" Um diesen Vers einigermaßen zu verstehen, ist es
nötig, zuerst den Gedankengang des Judas dem Zusammenhang
nach hervorzuheben. Judas hat ausgesührt, wie in
die Gemeinden Menschen eingeschlichen sind, die in ihrer
Frechheit es auch fertig bringen, Majestäten zu lästern.
Da nun selbst Michael, der Erzengel, es nicht gewagt hat,
den Teufel zu lästern, wieviel weniger dürfen sündige Menschen
dies tun. Wir haben also auch als solche, die ..errettet
sind von der Obrigkeit der Finsternis", (Kol >, 13) kein
Recht dazu, den Teufel, auch wenn er eine gefallene Majestät
vorstellt, zu lästern. Nun fragt es sich: Wann Halle
Michael, der Erzengel, den Wortwechsel mit dem Teufel?
und: Weshalb diente der Leichnam des Moses als Unterlage
für diese Auseinandersetzung? Erst ein paar Bemerkungen
über Michael und den Teufel und dann die Beantwortung
der Fragen! Michael ist einer von den Engelfürsten
nach Dan. 10, 13, und zwar ist er der Schirmherr
des Volkes Israel, der für sie streitet nach Dan 12,1.
Aus Dan. >0, 13, 20 und 21 scheint Hervorzugehen, daß die
Engelsürften auch über die Völker auf Erden gesetzt sind.
Der Teufel dagegen ist ein gefallener Engelfürst. Der
Herr Jesus nennt ihn dreimal „Fürst dieser Welt" Joh. 12,31;
Joh. 14, 30; Joh. 16, II, und Paulus redet Eph. 2, 2 von
dem Fürsten, der in der Luft herrscht. Das kann nur der Teufel
oder Satan (Off. 12, 9) sein, der auch „Gott dieser Welt"
genannt wird (2. Kor. 4, 4). Der Teufel gebietet nun nicht
nur über Engel (Off. 12, 7—9), sondern nach Eph. 6,12
auch über einen wohlorganisierten Staat und zwar über
„das Reich der Finsternis". Durch die Sünde geriet der
Mensch unter die Macht des Satans (Apgesch. 26, 18), unter
die Obrigkeit der Finsternis (Kol. 1,13.) Da der Teufel
auch die Gewalt des Todes besaß nach Hebr. 2, 14, so gehören
Sünde und Todesmacht, Sterben und Verwesung eigentlich
in das Machtgebiet der Finsternis In gewisser Weise
hatte darum der Satan ein Recht auch auf den Leib des
gestorbenen Sünders, ihn durch Kräfte des Verderbens auf-
zulöjen in Erde und Asche, ihn verwesen zu lassen, da sich
der Mensch hatte verführen lassen durch ihn zum Abfall,
zum Ungehorsam gegen Gott.
I»
71
Michael und der Teufel sind demnach zwei Gegner,
die einander ebenbürtig sind. Dies geht auch aus Off. 12,
7—9 hervor. Beide führen Engelheere an, der eine die
Engel Gottes und der andere die gefallenen Engel (2. Petri
2, 4 und Judä 6.)
Die in Judä 9 angeführte Unterredung zwischen diesen
beiden sich entgegenstehenden Engelsürsten muß nach dem
Tode des Moses stattgefunden haben, da Michael und der
Teufel streiten um den Leichnam des Moses, um den entseelten
Körper. Also Moses war schon verstorben, wie wir's
lesen 5. Mose 34, i>. 6. Moses ist nach dieser Stelle wirklich
gestorben und nicht wie Henoch oder Elias entrückt worden
in den Himmel. Der Teufel scheint nun bei dieser Gelegenheit
den Leib des Moses für sich verlangt zu haben, als
Fürst der Finsternis ihn mit Beschlag zu belegen; deshalb
der Wortwechsel zwischen Michael und dem Teufel. A. C.
Antwort 8:
Sehen sollte Moses das Land, aber nicht hineingehen,
weil er Jehova nicht geglaubt hatte, als er, durch die Widerspenstigkeit
des Volkes gereizt, unbedacht mit feinen Lippen
redete (4. Mose 20, 10; Ps. 106, 32. 33).
Er steigt hinauf aus den Berg Nebo, auf den Gipfel
Pisga. Dort zeigt Gott ihm das Land; dann stirbt er in
voller Lebenskraft „nach dem Munde Jehovas" (5. Mose
34, 5) und ward von Jehova begraben, so daß niemand sein
Grab weiß.
Geheimnisvolle Dinge geschahen da. Der Widersacher,
der Teufel, tritt dem Walten Gottes entgegen. Gott in
Seinen Hoheitsrechten nimmt den Leib Moses, ihn zu begraben
(wie es scheint durch die Hand Michaels), Leib und
Grab gleichsam zu verbergen. Er will Leib und Grab nicht
in der Hand der Menschen lasten. Der Widersacher will
dies verhindern. Um den Leib findet ein Streit statt.
Warum Gott so handelt — welche Absichten Satan mit
dem Leibe hatte — die Schrift schweigt, und wenn sie schweigt,
müssen auch wir lernen, zu schweigen, welche Gedanken wir
auch haben mögen. Es genügt, zu wissen, daß Gottes Tun
Güte ist und Satans Absichten Verderben sind.
So wie Jehova hier bereits Seine Souveränität über
die Gebiete der Finsternis offenbarte, so wird es der HErr
73
Sein Sitzen zur Rechten Gottes angedeutet wird. Im
einzelnen wird der Charakter dieses Reiches nach zwei Seiten
hin im 13. Kapitel des Mauhiiusevangeliums vom HErrn
Selbst gezeichnet, und zwar in seiner äußeren und inneren
Gestaltung.
Über den Eingang in dieses Reich gibt der Herr
Jesus in Joh. 3, 3—5 eine überwältigend klare Belehrung,
die Belehrung von der neuen Geburt und in Verbindung
hiermit von der Gabe des Heiligen Geistes. Bei dieser
neuen Geburt oder bei dem Eingehen in dieses Reich, was
nur geschehen kann, wenn das Wort in der Kraft des
Heiligen Geistes unseren Seelen nahe gekommen ist, und
wir so eines Lebens und einer Natur teilhaftig geworden
find, die einem solchen Reiche entsprechen, handelt es sich
im letzten Grunde um die Unterwerfung von Seelen unter
Christum, der Sich jetzt zur Rechten Gottes (in den Himmeln)
befindet. (Vergl. Luk. 18, 17.)
Was nun den Beginn oder die Aufrichtung dieses
Reiches betrifft, gibt Luk. 16, 16 eine außerordentlich klare
Belehrung. „Das Gesetz uns die Propheten waren bis auf
Johannes; von da an wird das Evangelium des Reiches
Gottes verkündigt." Mithin stand Johannes außerhalb
dieses Reiches bezw. dieser Zeitperiode. Er, der größer
war als alle Propheten, indem er das Vorrecht hatte, direkt
auf den unter Israel weilenden König hinzuweisen, war
doch kleiner als der Kleinste in dem „von da an" kommenden
Himmelreich.
Die Stellen in Luk. 21, 29—31 und Apgesch. l, 3 in
Verbindung mit Apgesch. 2, 33 - 36 belehren uns klar, daß
das Reich der Himmel zur bestimmten Zeit am Tage
der Pfingsten durch das Zeugnis des vom Himmel herniedergesandten
Heiligen Geistes eingeweiht wurde.
Die Worte in Malth. 11, 12: „Gewalttuende reißen
es an sich" und in Luk. 16, 16: ..und jeder dringt mir Gewalt
hinein", will wohl die Tatsache feststellen, daß das
Zeugnis von diesem Reiche einen jeden auf die Probe stellt.
Hierzu mag nur das Wort aus dem Munde des HErrn in
Luk. 14, 25—27 in innerer Stille und Sammlung gelesen
werden, oder das vom reichen Jüngling in Malth. 19,
Worte, welche klar bezeugen, daß zum Eingang in das Reich
der Himmel jene heilige Energie des Glaubens nötig ist,
72
tun in der Stunde Seines Kommens, wenn Er gebietend
in den Bereich der Macht des Todes hineinrufen wird und
die Herausgabe der Leiber Seiner Entschlafenen fordert.
Mit lauter Stimme forderte Er einst das Herauskommen
Lazarus'zum irdischen Leben — mit „gebietendem Zuruf«
fordert Er dann die Leiber Seiner entschlafenen Heiligen,
sie umzugestalten zur Gleichförmigkeit niit Seinem Leibe der
Herrlichkeit. 1. Thess. 4, 16; Phil. 3, 21. v. d. K.
^nmerkunx äes Herausgebers:
Die Frage selbst ist eingehend behandelt. Es erübrigt
nur, noch einmal auf den Zusammenhang der Stelle im
Judasbries hinzuweisen: V. 8—10 ist die Rede von einem
der Kennzeichen dieser Zeit, dem Lästergeist, den „diese" offenbaren!
Michael hätte menschlichem Ermessen nach Grund
imd Recht gehabt, den Teufel zu lästern, und tat es nicht!,
„diese" aber lästern ohne Grund und Recht die Herrschaft
— Christus vor allem! — Obrigkeiten, Würden, obrigkeitliche
Gewalten dieser Zeit, die doch von Gott verordnet sind
(Röm. 13, 1) usw. Möchten wir, die wir wirklich Christi
Eigentum sind, „diesen" in keinem Punkte gleichen oder auch
nur ähneln!
krage 2V: Mattk. 11, I I. 12: g. Warum ist der kleinste
im lZimmelreick größer als Rabannes der Häuser? b. Was beißt
»Sevvalttäter berauben es" (Miniaturbibel)?
/wtvort
Bei der Beantwortung dieses Wortes ist zu beobachten,
daß das „Reich der Himmel" einer ganz bestimmten Zeitperiode
angehört und damit auch einen ganz bestimmten
Charakter hat.
Das Matthausevangelium enthält, was die Zeitperiode
anbelangt, ein dreifaches Zeugnis (vergl. Kap. 3, 2; 4, 17
und 10, 7), wonach das Reich der Himmel als eine demnächst
beginnende Zeitperiode gekennzeichnet wird.
Die Bezeichnung Reich „der Himmel" gibt auch den
besonderen Charakter an und besagt, daß die Macht dieses
Reiches, wenn es aufgerichtet ist, ihren Sitz in den Himmeln
hat, wodurch zugleich auch die Verwerfung des Königs und
74
die jedes Hindernis besiegt, um völlig für Den da zu sein,
der ein unbedingtes Anrecht auf alle die Seinigen hat.
W. W.
^nt^vont k:
Johannes war nicht größer seiner persönlichen Hingabe
oder Treue wegen als alle von Weibern Geborenen, sondern
der Stellung und des Dienstes wegen: vor dem Angesicht
des HErrn herzugehen (Bers 10). Wer von Weibern
Geborenen hat einen solchen Anstrag gehabt, auf wen ist
solch hohe Würde gelegt?! Aber größer als er ist der,
welcher im Reiche der Himmel ist. Dazu war neue Geburt,
Leben aus Gott nötig. Deren Berufung und die diesen
verliehene Herrlichkeit war nicht zu vergleichen mit der
Herrlichkeit derer im Alten Bunde.
Der Vergleich der Größe liegt nicht auf der Linie
der persönlichen Hingabe oder Treue, sondern auf der
des verliehenen Dienstes und der Stellung und der damit
verliehenen Würde.
Ein neues Zeitalter, eine neue Verwaltungsperiode der
Wege Gottes begann. Das Zeitalter des Gesetzes und der
Propheten war „bis" auf Johannes (Luk. 16, l6), von da
an begann ein neues Zeitalter, das der Gnade. Die
Güte Gottes bedeckt die, welche dieser Berwaltungsperiode
angehören, mit Segnungen und Würden sKönige und Priester
usw.), die so groß sind, daß der Kleinste im Reiche der
Himmel größer ist als der Größte der früheren Zeitalter,
der dies Reich mit seinen Segnungen nur an kündigte.
Das Reich war noch nicht ansgerichiet, es war zunächst
nur erst in der Person des Königs da und in der
Verkündigung. Dadurch aber war der Weg für jeden geöffnet,
in das Reich einzugehen und dem König zu huldigen.
Die Führer des Volkes wollten Ihn aber nicht als
König und nannten Ihn Beelzebub (Matth. 10, 25). Sie
versperrten gleichsam den Weg zum König und damit
zum Eintritt in die Untertanenschast Seines Reiches. Kap.
10, 28 ff. zeigen uns etwas von den Dingen der Wegsperrung;
der HErr ermutigt sie, die Furcht vor dem
Tode und den Verlust von Vater und Mutter zu überwinden.
Wenn ein solcher Widerstand zu überwinden war,
um in das Reich einzugehen, so verstehen wir, daß Gewalt
75
tuende es an sich reißen. Es ist ein Kampf, der der ganzen
Gewalt und Kraft des Glaubensansturms bedurfte und
heute noch bedarf! v. d. K.
Anmerkung 6es Herausgebers:
Der unseres Erachtens durchaus unrichtigen Übersetzung
der Miniaturbibel: „Gewalttäter berauben es" liegt vielleicht
die Vorstellung zugrunde, daß die Gewalttäter die Pharisäer
und Schriftgelehrten sind, die durch ihre wegversperrende
Tätigkeit das Himmelreich schädigen, indem sie es um solche
Menschen berauben, die gerne hineingehen möchten (vergl.
Match. 23, 13). — Wir glauben dagegen, daß der Satz
so zu übersetzen ist: «... bis jetzt dringt das Himmelreich
mit Gewalt herein (d. h. das Alte wird mit Gewalt verdrängt
und das Neue nimmt dessen Platz ein), und die Ge-
walttuenden" (Stürmer!) — und nur diese! — „reißen es
an sich." Dazu würde der weitere Verlauf des Kapitels
auch passen: „Dieses Geschlecht" (Vers 15) ergreift es
nicht, aber ..den Unmündigen ist es geoffenbart" (V. 25) und
„die Mühseligen und Beladenen" kommen zu Ihm! (V. 28.)
Frage 2l: Wie ist t. kor. IS, 29 zu versieben: »§ür die
Violen geläutt «erden?"
Antwort A:
Las neulich, daß in einer „neuapostolischen Gemeinde"
sich jemand hat für Bebel „versiegeln" lassen. Was für
ein Unfug und gotteslästerlicher Brauch! Und nun denken
einige Ausleger, daß in der ersten Christenheit sich Gläubige
hätten für, d. h zugunsten schon Verstorbener, taufen
lassen. Ja, welchen Sinn soll denn das haben? Etwa,
daß nun die schon Verstorbenen durch solche Taufe Wiedergeburt
und ewiges Heil erlangen würden ? Oder was? Hätte
Paulus solchen Brauch als beweiskräftig für die Auferstehung
hingestellt? Ich glaube, er hätte entschieden davor
gewarnt.
Denke mir die Sache so: Es gab je und dann Menschenkinder,
die sich, wie das auch heute noch vorkommt, auf
dem Krankenbett bekehrten. Man sah, daß eine leibliche
Gesundung nicht mehr zu erwarten war. Da ließen sie
76
sich todkrank, wie sie waren, noch laufen und bezeugten
damit, daß sie zu Christo gehörten. Zwar nicht mehr für
dieses Leben; denn sie hatten nur noch den Tod zu erwarten.
So bezeugten sie damit, daß sie, da sie nicht mehr im
Leben zu Ihm stehen konnten, im Tode zu Ihm stehen
wollten. Also, sie wurden getauft nicht zum Leben, oder
für die Lebendigen, sondern zum Tode, oder für die Toten.
Im Hingehen zu den für diese Welt Toien bezeugten sie
allen, die es glauben wollten: Wir leben dem HErrn!
/Wtvort 8:
„Für die Toten getauft werden" ist das äußere Bekenntnis,
daß man sich nicht mehr als lebendig achtet,
sondern als tot, begraben; d. h. man wird, sozusagen, für
die in einem Friedhose schon begrabenen Toten gewonnen,
ihnen beigezählt. Das können nur die tun, welche ihrer
selbst überdrüssig sind, ein neues Leben beginnen wollen,
ein Leben der Auferstehung, wofür das Sterbliche den Toten
überlassen werden soll (Luk. 9, > 0). Derjenige, der sich
lausen läßt, tut es mit der gewissen Hoffnung, an der leidlichen
Auferstehung Teilhaber zu werden, von der Christus
der Erstling ist; im Glauben kommt er der Zeit zuvor,
da er dem Leibe nach sterben und auferstehen wird, um
jetzt schon, in der Kraft der Auferstehung (Phil. Z, 10), als
ein neuer Mensch in Christo zu leben, denn ..Christus ist
die Auferstehung und das Leben". Wenn man die Auferstehung
leugnet, wird die Taufe ein Unsinn, vielmehr eine
verdammliche Tat, denn sie würde die Darstellung nur eines
eigenwilligen Todes, eines Selbstmordes sein. Derjenige,
der, wie etliche Korinther, ein Slück der Wahrheit
cmgreift, macht sein christliches Leben und Handeln zum
Unsinn. Colt bewahre uns davor! Er sei gepriesen! denn
Seine Wahrheit ist an sich selbst unantastbar (2. Kor. 13, 8).
Hntvort L:
Die Stelle lautet: „Was werden sonst die tun, die für
die Toten getaust werden, wenn überhaupt nicht Tote auserweckt
werden." Nach einer anderen Lesart heißt es auch,
„an Stelle der Toten getauft werden." Dieser Vers lehnt
sich eng an Vers 19 im gleichen Abschnitt an, wo Paulus
77 —
sagt: „Wenn wir allein in diesem Leben auf Christum
Hoffnung haben, so sind wir elender als alle Menschen."
Er wollte damit ausdrücken: Wenn wir vorgeben, Christo
anzugehören und vielleicht sogar durch die Taufe bekannt
haben, daß wir mit Christus begraben sind, dann müßen
wir auch bereit sein, in die Fußstapfen der Zeugen einzutreten,
welche ihr Zeugnis mit dem Tode besiegelt haben.
So ist dieses Getauflwerden für die Toten, oder an Stelle
der Toten, ein Eintreten in die Nachfolge Dessen, der Sein
Leben für uns dahingab und ein Willigwerden, auch mitgeopfert
zu werden, gleich denen, die um des Zeugnisses
willen ihr Leben gelassen haben. Wenn wir das Leben des
Paulus betrachten, wie es ein Leben voll Kampf und Leid
war (vergl. 2. Kor. 4, 10), so sehen wir, daß er fortwährend
in Gefahr, aber auch allezeit willig war, das Zeugnis für
Jesu mit seinem Tode zu besiegeln (vergl. 2 Kor. 1, 8).
Aber nicht nur Paulus, sondern jeder treue Bekenner des
HErrn, gibt durch sein Zeugnis und seinen Wandel einer gott-
feindlichen Welt den überzeugenden Beweis von der Gewißheit
der Auferstehung aus den Toten. Dieses Zeugnis war in
den Tagen des Paulus mehr als heute mit dem Tode
verknüpft und ein Gläubiger mußte allezeit bereit sein, das
Leben für seinen HErrn, oder um seines HErrn willen
hinzugeben. Die Zeiten können wiederkehren, dann bedarf
der einzelne Gnade vom HErrn, diese Taufe zu verwirklichen.
Wenn wir das Ganze noch einmal kurz ausdrücken,
so heißt „sür die Toten getauft werden", oder „an Stelle
der Toten getauft werden": Ein Christ werden und dieses
durch die Taufe bekennen vor der Welt, um dann auf den
Platz der Zeugen zu treten, die ihr Zeugnis mit dem Tode
besiegelt haben. Ph. W.
Hnmerkuns 6es Herausgebers:
Wenn wir die vorliegenden Antworten lesen, so scheint
es ein Leichtes zu sein, diese in der Schrift ja einzigartige
Stelle richtig zu deuten. Und doch gibt es nach
des gläubigen Schriftforschers I. A. Bengels Wort eine
solche Menge von Erklärungen über diese Stelle, daß derjenige,
der nur eine Aufzählung derselben unfertigen
möchte, schon eine ganze Abhandlung schreiben müßte. Man
vergl. hierüber die Mitteilungen auf Seite 16 des in mancher
78
Hinsicht höchst beachtenswerten Buches von I. Warns über
„Die Taufe". *) Aber ob nun diese Stelle im Sinne obiger
Antworten gedeutet werden muß, oder ob andere Deutungen
mehr Wert haben, ob das griechische Wort (bxper)
mit „für" oder „über" oder „anstatt" oder „hinsichtlich"
übersetzt wird, eins bleibt in jedem Fall sicher, und kommt
ja auch in obigen, uns ziemlich bejriedigenden Antworten
deutlich zum Ausdruck: der Apostel hat in der Heranziehung
dieser als Beispiel den damaligen Lesern seines Briefes genugsam
bekannten Handlungsweise einen geradezu unanfechtbaren
Beweis dafür gefunden, daß Tote auferstehen. Das ist
der bleibende Hauptwert dieser Stelle auch für d ie Leser derselben,
denen der Sinn nicht mehr so leicht verständlich ist!
*) Nur ausnahmsweise wir in der „Handreichung" einmal
eine Bücherempfehlung; aber wir hassen, mit dieser auch eine „Handreichung"
zu tun. Das Buch ist erschienen beim Christs. VerlagSbauS
Wiegand L Co., Homburg v. d. H., zum Preise von 3 Mk. (geb, 4 Mk.).
krage 22: Was ist in Luk. 2,35 unter dem Lcdwert zu
versinken» das Marias Seele DurcbLrmgen wird? finden wir
in Luk. 2, 48 scban eine Llntvvort dafür? Vielleicbt aucb in
lob. 2, 3. 4 ?)
Antwort
Hohe Ehre war Maria als Mutter Jesu zuteil geworden.
Aber sie sollte lernen, daß Er, der Sohn Gottes,
ihr Heiland und Erretter werden sollle. Durch das Schwert,
das mehr als einmal durch ihre Seele ging, wurde sie nicht
allein vor Überhebung bewahrt, es wurde dadurch auch ihre
Stellung zum HErrn und der Gemeinde gekennzeichnet.
Zum erstenmal durchzuckte sie dieser Schmerz, als sie
die Worte vernahm in Luk. 2, 49. Sie dachte, ihr Vorwurf:
„Warum hast Du uns das getan" sei gerechtfertigt und
erfährt nun, daß sie solchen verdient hatte, und daß, wenn
Er auch ihr Sohn, Er zugleich ihr HErr sei.
Tiefer geht das Schwert durch ihre Seele bei der
Hochzeit zu Kana. Mehr und mehr muß sie sich äußerlich
von Ihm lösen. Das scheinbar harte Wort: „Weib, was
habe Ich mit dir zv schaffen" sagte ihr: „Es ist ein höherer,
mein Vater, auf Dessen Wink Ich warte" (Joh. 4, 34).
Noch gewaltiger wurde die Kluft, als sie aus Seinem
79
Munde hörte, daß, wer den Willen Gottes tue, Seine
Mutter, Brüder und Schwestern seien. Aber die schwerste
Zeit war, als man das „Kreuzige" über Ihn rief und Ihn
nach Golgatha führte. Dort löst Er völlig das äußere
Band durch die Worte: „Weib, siehe, das ist dein Sohn."
Dort schaute sie in Ihm das Lamm Gottes, das der Welt
und auch ihre Sünde Wegtrug. L. Th.
^nNvort 8:
Maria sah Jesum so, wie ihr der Engel bei der
Geburtsverkündigung gesagt hatte. Sie sah in Ihm den
König, der das Reich Israel wieder aufrichten sollte, der
der Sohn des Höchsten genannt und dem Gott den Stuhl
Seines Vaters David geben wird; deshalb verstand sie die
Worte, die Gott durch Simeon sprach, nicht.
Als sie Jesum am Kreuze sah, da ging daS Schwert
durch ihre Seele — alle ihre Hoffnungen waren dahin.
Jesus sah ihren Schmerz, und Er wies auf Johannes hin,
der nun ihr Sohn sein sollte. Dies alles sah Simeon im
Geiste zuvor und davon sprach er. A. T.
^nmerkunss <tss Herausgebers:
Wir weisen noch hin auf den ganzen Vers dieser
prophetischen Rede Simeons. Die Überlegungen der Herzen
sollten durch Jesus offenbar gemacht werden, und auch hurch
Marias Seele sollte das Schwert gehen. Wodurch werden
der Menschen Herzen offenbar? Durch das Wort. Das Wort
wird in der Schrift mehrfach mit einem Schwert verglichen,
so z. B. in Eph. 6 und in Hebr. 4, 12. 13! Christus aber
ist das steischgewordene Wort! (Joh. 1, l4.) Und wahrlich:
was Er reoete, und was Er war in dieser Welt — oftmals
wird beides zusammen wie ein Schwert gewesen sein, mit
dem, wenn sie davon Kunde bekam, das arme, menschlich
unverständige Mutterherz der Maria durchbohrt wurde (vergl.
z. B. auch Worte, wie Matth. 10, 34—39), und wodurch
die törichten Überlegungen ihres Herzens offenbar wurden.
— Aber sie lernte glauben an Ihn (vergl. Joh. 2, 5) und
auch sie' war später bei der kleinen Schar auf dem Obersaal
(Apgesch. 1, l3. 14) und durfte glücklichen Herzens warten
aus die Erfüllung Seiner Verheißung!
80
1
PersönNcüe Worte an unsere Freunde!
Mit innigem Dank gegen den HErrn und Sie alle lassen wir
diese Nummer hinausgehen. Wir haben eine größere Reihe von Fragen
behandelt als sonst. Wir mußten es, um mit der Fülle des vorhandenen
Stoffes zu räumen. Es gehen so viele Fragen und so
reichlich Antworten ein, daß es nur auf dem diesmal ein geschlagenen
Wege möglich ist, bei dem gegenwärtigen Umfang des Blattes den
Überfluß an Stoff zu bewältigen. Es wird uns sehr schwer, die
Antworten in dieser Weise kürzen zu müssen, aber wer einmal einen
Blick in die Schwierigkeiten unserer Redaktionsarbeit getan hat, gibt
uns recht, daß keine andere Möglichkeit vorhanden ist. Gelegentlich
werden einzelne freundliche Mitarbeiter nur sozusagen „Blätter und
Blüten" aus ihren Einsendungen Wiedersehen. Sie mögen uns dieS
nicht verargen, sondern die Zwangslage erkennen, in der wir uns befinden!
Möchten unsere geliebten Mitarbeiter aus diesem allem lernen,
sich künftig so kurz wie irgend möglich zu fassen! Wirklich schwere
Fragen werden auch in Zukunft eingehendere Antworten finden.
Aufmerksame Leser des Blattes werden auch bemerken, daß
Fragen beantwortet sind, die gar nicht veröffentlicht waren. Wir
haben auch diesen Weg als nötig ersehen, um leichtere und doch für
die Allgemeinheit nicht unwichtige Fragen, beantwortet durch bekannte
Mitarbeiter, dem Leserkreis vorlegen zu können.
Wenn wir den Umfang des Blattes verdoppeln könnten, so
würde es vielleicht leichter sein, die Artikel so zu veröffentlichen, wie
sie eingesandt werden. Aber dann müßte der Preis der „G. H." auch
wenigstens doppelt so hoch sein wie jetzt, übersteigen doch auch beim
jetzigen Umfang noch die Herstellungskosten des Blattes die Einnahmen
so bedeutend, daß wir nur immer wieder bitten können um Unterstützung
in der Verbreitung desselben.
'N
Aber der HErr segnet uns fortgesetzt. Ihm sei Dank und Lob!
Seien Sie alle Ihm befohlen mit 1. Thess. 5,15—17
Klotzsche, Anfang April 1914.
von riem Kerausgedei»
Gruß an 6en Leser:
„Jehovas Augen durchlaufe« die ganze Erde, um sich
mächtig zu erweise« an denen, deren Herz ungeteilt auf
Ihn gerichtet ist. 2. Chron. 16, 9.
Antworten, ch
Wir bitten drinpenb, man möge die tn den Fragen angeführten Schrift-
stetlen Nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich
zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Lchrift durchforschen!
krage 23: Warum verlangte Sott die Nackter Iepktkas
als Vrandopter? Nickt. II, 31. 34.
-Xntnort
Nirgends ist davon die Rede, daß Gott das verlangt.
Stellen wir uns doch die Situation recht vor. Israel war
in Not. Die Ältesten Israels riefen Jephtha und machten
ihn zum Obersten. Gott erfüllte (11,30) den Jephtha
mit Seinem' Geist; denn Er wollte dem geplagten Volke
helfen. Er, der große Gott, hätte auch sicher geholfen, ohne
daß Jephtha nun (V. 31) das Gelübde ausjprach. Denn
wenn Gott helfen will, macht Er Sich nicht abhängig von
Versprechungen der Menschen
Ob nun Jephtha seine Tochter als blutiges Brandopfer
dargebracht, wie viele glauben, oder ob er sie nicht geschlachtet,
sondern sie zum Dienst des Heiligtums und damit
zur Jungfrauschast bestimmt und dadurch sich und sein
Haus um die Möglichkeit seines Fortbestehens gebracht hat
— wie ich glaube — soviel ist ganz klar: Gott hat kein
blutiges Menschenopfer gefordert, hier nicht und nie! (Aus
jener irrigen Annahme stammt vielleicht auch die irrige Annahme
der Ritualmorde.) K. E.
/^ntvort 8:
Röm. 15,4: „denn alles, was zuvor geschrieben ist, ist
zu unserer Belehrung geschrieben", gilt auch für Richter 11.
Jephtha, von Gott ersehen zum Helfer in der Not
Israels, war ein tapferer Held, aber ohne Erkenntnis
Gottes bezüglich der Gedanken Gottes über Sein Volk.
Jephtha stand nicht auf der Höhe des Glaubens wie
Abraham (1. Moje 22, 2). Jephtha handelte ohne Glauben;
88
I»
er wollte einen Vertrag mit Gott machen, wie einst Jakob
(1. Mose 28, 20).
Jephtha tat ein Gelübde. Gott hat dies Gelübde
nicht gefordert, Er überläßt aber den Jephtha der
Verantwortlichkeit und den Folgen seines Gelübdes.
Jephthas Tochter bezeugt gewissermaßen mehr Glauben,
sie unterwirft sich jedoch freiwillig dem durch Unbesonnenheit
und Unglauben ihres Vaters getanenen Gelübde, und B. 39
vollzieht Jephtha sein Gelübde.
Solche Berichte, wie auch dieser Bericht aus der
Richterzeit, haben für uns insoweit Wert und Bedeutung,
als wir darin einzelne Charakterzüge Gottes und unseres
Herrn Jesu Christi erkennen.
Jephtha stellt sich auf den Boden des Gesetzes und gesetzlicher
Werke. Gott aber handelt aus freier Gnade mit
den Menschen, ohne die Bedingung der Gegenver-
pflichtung von feiten des Menschen. Jephtha handelt
in Unbesonnenheit, Gott aber hat nach Seinem vor Grundlegung
der Welt bestimmten Ratschluß gehandelt und
seinen eingebornen, geliebten Sohn hingegeben zu unserer
Errettung, und Jesus, unser HErr und Heiland, ist gekommen^
wie geschrieben steht Hebr. 10, 7—9. F. B.
^nmerkuns «tes Herausgebers:
Wir freuen uns dieser Antworten. Sie zeigen
klar, was es ist um übereilte Gelübde! Wir Gläubigen,
die wir auf dem Boden der Gnade und der Freiheit stehen,
sollten überhaupt keine Gelübde tun, weil Gelübde stets
etwas von dem Charakter des Gesetzes an sich tragen!
Wenn nun jenes übereilte Gelübde auf wirklichen blutigen
Opfertod Bezug hat, so hätte ein Mann, von dem der
Geist Gottes Besitz ergriffen hatte, um ihn zum Segen
Seines Volkes zu gebrauchen, doch in der Erkenntnis, daß
Gott keine blutigen Menschenopfer wolle (1. Mose 22,12),
sein Gelübde zurücknehmen müssen. Und diese Erwägung.
in Verbindung mit V. 38—40 veranlaßt uns, anzunehmen,
daß es sich nicht um ein blutiges Opfer handelte, sondern
darum, den Sinn des Brandopfers zu erfüllen: Ein Opfer
des Lebens für Jehova zur Annehmung darzubringen.
Daß Jephthas Tochter ihre Jungfrauschaft beweint, wenn
83
sie im Tempeldienst lebenslänglich bleiben soll, also unverheiratet
sein und nie Kinder — die Sehnsucht besonders
jeder jüdischen Jrau— haben soll, ist dann auch verständlicher.
Außerdem steht ja auch nicht da, daß Jephtha sie
wirklich blutig geopfert hat. Dennoch bleibt auch uns die
Stelle etwas dunkel. — Jedoch können wir keinesfalls sagen,
daß Gott die Tochter Jephthas als Brandopfer verlangt
hätte!
§rage 24: Wie Kot sicd ein Lkrist nacd t^öm. 13, l-7 der
Obrigkeit gegenüber zu verkeilten und dort er Kriegsdienst tun?
^nbvort
Paulus will die Gläubigen vor gefährlichen Verirrungen
bewahren. Sie betrachten sich mit Recht als Glieder des
Gottesreiches im Gegensatz gegen die heidnische Welt. Dieser
Gegensatz bezieht sich aber nur aus die Herzensstellung, nicht
auf die in der Welt bestehenden Verhältnisse. In diesen
nur das Reich des Satans zu sehen, ist falsch und irreführend.
Vielmehr bestehen auch in der Welt göttliche
Ordnungen, denen sich alle Menschen, auch die Christen, zu
unterwerfen haben. Das gilt besonders von der staatlichen
Obrigkeit und den damit verbundenen gesetzlichen Ordnungen.
Die hier ausgesprochene Lehre von der Obrigkeit und
dem gottwohlgefälligen Verhalten gegen sie war damals
allen Heiden- und Judenchristen ganz neu und unerhört und
wird leider auch heute von vielen Gläubigen nicht verstanden.
Der Apostel zeichnet hier in gewaltigen Zügen das wahre
Verhältnis der Christen zu ihrer Obrigkeit und beider Verhältnis
zu Gott.
Die Obrigkeit, welche bei anderen Menschen, welche
keine Christen sind, als etwas Menschliches gilt, das in der
Willkür der Menschen seinen Grund habe und durch diese
Willkür auch wieder verändert und aufgehoben werden könne,
ist dem Christen etwas ganz anderes, nämlich eine Anstalt
Gottes zur Beförderung der menschlichen Wohlfahrt und
also etwas Heiliges, Unverletzliches, Unveränderliches. Das
Wort Gottes befiehlt Gehorsam in allen Dingen, die nicht
nachweisbar gegen das Wort Gottes sind, und es erklärt
die Widersetzlichkeit und Untreue gegen die Obrigkeit für
ein Widerstreben gegen Gott, das er nicht ungestraft lassen
— 84
werde. Sogar von der damaligen (Kaiser Nero in Rom)
wie von jeder anderen Obrigkeit gilt das Wort: „Sie ist
Gottes Dienerin", sie hat ihre Macht und Autorität von
Gott, selbst wenn sie auf ungerechte Weise zur Herrschaft
gelangt ist und ungerecht handelt. Sie ist dafür Gott verantwortlich
— eine sehr ernste Verantwortung! — und
Kinder Gottes sollen für sie beten (I.Tim. 2, I), daß sie
sich dieser Verantwortung bewußt werde und Gott wirklich
diene, dürfen ihr aber nicht um ihrer Unvollkommenheit und
Ungerechtigkeit willen, etwa, weil sie die Christen verfolgt,
den Gehorsam verweigern, es sei denn in Dingen, welche
gegen Gottes Wort sind (Apgesch. 4,18.19; 1 Petri 2,13.14).
Zu diesen Dingen wird nun von vielen Gläubigen der
Militärdienst gerechnet. Sie sagen, ein gläubiger Christ
dürfe nicht Soldat sein, weil Gott sage: Du sollst nicht
töten!
Daß aber dieses Gebot sich nicht auf das Töten im
Kriege beziehen kann, geht schon daraus hervor, daß Gott
Selbst Seinem Volke den Ausrottungskampf gegen die Kana-
nuer befiehlt z. B. 4. Mose 33, 52. 55; Jos. 6, 17; 7, 24
bis 26; t. Sam. 15, 1—3). Gott kann Sich ja nicht Selbst
widersprechen. Vielmehr bezieht sich dies Gebot aus das
Verhalten des einzelnen zu seinem Nächsten, wie auch
Match. 5, 39. Die Pflicht und das Recht der Obrigkeit,
die Todesstrafe zu vollziehen, geht aus Röm. 13, 4 hervor:
„sie trägt das Schwert nicht umsonst", vergl. I. Mose 9, 6.
Wie aber ist Match. 26, 51. 52 zu verstehen? Manche
sagen, dies Wort bedeute, daß ein Jünger Jesu überhaupt
keine Waffe in die Hand nehmen, also auch nicht Soldat
werden dürfe. Hat Jesus das sagen wollen? Keineswegs!
Joh. 18, II zeigt, welche Bedeutung das Wort Jesu hat:
„den Kelch, den Mir der Vater gegeben hat, soll Ich den
nicht trinken?' Petrus hatte seinen geliebten HErrn mit dem
Schwert befreien wollen. Das mußte der HErr ihm wehren.
Er mußte und wollte ja leiden und sterben. Hätte er dem Tod
entgehen wollen, so hätten die himmlischen Heerscharen zu
Seiner Verfügung gestanden, aber er bedurfte zu Seiner
Rettung und zur Wahrung Seiner Ehre keines menschlichen
Schweries. Die Seinen aber sind berufen, Seinen Fußstapfen
nachzufolgen: 1. Petri 2, 2l—24.
Der Sinn der Worte des HErrn zu Petrus ist also
85
der, daß Seine Jünger nie mit irdischen Waffen ihren
Glauben verteidigen, nie mit dem irdischen Schwerte für
die Wahrheit Gottes und das Zeugnis des Evangeliums
kämpfen, sondern in den Fußstapfen des HErrn unschuldig
leidend Gott alles anheimstellen sollen, im Vertrauen, daß
Er Seine Sache zum Siege führen werde. Dies war der
Weg aller wahren Glaubenszeugen. Auch Offenb. 13, 10
warnt vor der Verteidigung des Glaubens mit irdischen
Waffen. Das Schwert der Gläubigen ist das Wort Gottes.
Wo die Gläubigen zur Verteidigung ihres Glaubens zum
irdischen Schwert griffen, sind sie durchs Schwert um-
gekommen. Dies lehrt die Kirchengeschichte.
Dies Wort Matth. 26, 52 hat also gar keinen Bezug
darauf, ob ein gläubiger Christ irdischen Kriegsdienst tun
darf. Hier ist nicht die Rede von Schwert und Kamps für
das irdische Vaterland. Wäre letzteres der Fall, so hätte
der HErr sicherlich dem Hauplmann von Kapernaum und
dem Hauptmann Cornelius kundgetan, daß sie ihren militärischen
Platz aufgeben sollten. Jedoch davon weiß die
Bibel nichts.
Die Meinung, daß ein Christ nicht Soldat werden
oder bleiben dürfe, rührt meines Erachtens daher, daß man
sich unter Gesetz stellt und seine Stellung in Christo noch
nicht versteht. Denen, die in Christo sind, gilt das Wort:
„alles ist euer, ihr aber seid Christi", und sie haben das
Vorrecht, alles für Jesum zu tun. Kol. 3, 17. 23-24.
Noch leben wir nicht in dem Zeitalter der Herrschaft
des Messias, in welchem die Völker ihre Schwerter zu Pflugscharen
und ihre Speere zu Winzermeffern schmieden werden,
wo nicht mehr Nation wider Nation das Schwert erheben,
und sie den Krieg nicht mehr lernen werden (Je?. 2, 4);
sondern wir leben noch in dem „Zeitalter des Menschen"
oder der Herrschaft des Fürsten dieser Welt, wo die Christen
als Lichter scheinen sollen inmitten eines verdrehten und verkehrten
Geschlechts, darstellend das Wort des Lebens —
auch als Soldaten in der Armee und im Kriege — bis der
HErr kommt! Chr. K.
Anmerkung <tes Herausgebers:
Wie klar, wie einleuchtend ist dies alles für ein
nur noch die Schrift gelten lastendes Kind Gottes! Aber
86
wie schwierig wird diese Frage, wenn man sie betrachtet
in — leider von vielen Gläubigen aus ihrer Zeit „ohne
Gott in der Welt' mit herübergeretteten — sozialdemokratischen
Gesinnung! Wir hörten kürzlich von einem sonst
treu zum Wort stehenden Bruder, daß er gesagt habe: „wohl
die meisten Kinder Gottes sind mehr oder weniger Sozial-
demokraten". Wie entsetzlich ist solch ein Wort! Welch ein
Widerspruch gegen Röm. 13, 1 ss.; 1. Petri 2, t3 sf.; Luk.
20, 25 und auch gegen Matth. 5, 14 sf. Wie wenig entspricht
dies der Gesinnung von 1. Tim 2, sf.! Denn wie
kann man dies Gebot erfüllen, wenn man seine eigene Verantwortung
für die Aufrechterhaltung der von Gott eingesetzten
staatserhaktenden Einrichtungen (Königtum, Obrigkeit,
usw.) nicht kennt oder gar ableuguet, was ja eines der
Merkmale der Sozialdemokratie ist, ganz abgesehen davon,
daß sie auch gott- und christeutumsseiodlich ist. Und da bis
jetzt noch jeder ganze oder halbe Sozialdemokrat sich für
unendlich viel klüger und — für besser hält als die Männer
sind, „die in Hoheit sind", so sollte schon diese Tatsache es
den Christen unmöglich machen, auch nur innerlich dieser
staatsverderblichen und das Wohl des Landes, in das Gott
uns hineingestellt hat, untergrabenden Geistesrichtung —
aber nicht des Heiligen Geistes! — sich anzuschließen! Und
man vergesse doch nicht, daß es gegenwärtig irgendwo nicht
leicht schlimmer aussehen und zugehen kann, als es unter
der Herrschaft eines Nero zuging, und doch wurden gerade
damals obige Schriftworte den Gläubigen gegeben! Freilich
ist die Sünde heute nicht weniger mächtig, und daher
läßt jede obrigkeitliche Verwaltung zu wünschen übrig, aber
gibt uns dies ein Recht, uns, wenn auch meistens wohl
innerlich, dagegen aufzulehnen? (Mancher spielt gleichsam
mit dem Gedanken, er sei sozusagen Sozialdemokrat?) Der
HErr sieht das Herz an, Bruder! Was sieht Er in Deinem
Herzen in puneto Stellung zur gottgegebeuen Obrigkeit und
ihren Anordnungen? „Seid nicht gleichförmig dieser Well"
(Röm. 12, 2)!
Zu diesen Anordnungen gehört aber unseres Trachtens
die Militärdienstpflicht. Wir unterschreiben durchaus,
in der vorigen Antwort über das Tölen gesagt ist.
man bedenke doch, daß die Verantwortung für alles,
König und Obrigkeit anordnen, sie auch nur selber
aucy
was
Und
was
87 -
tragen. Wenn z. B. die vom Volk gezahlten Steuern
falsch verwendet werden, wir Christen brauchen uns darüber
nicht aufzuregen! Denn wir geben diese Gelder
aus Gehorsam gegen die uns von Gott verordnete Obrigkeit;
andere, z. B. politische Gründe sollen für uns keine
Rolle spielen. Und wenn ein Krieg geführt wird, so erfüllen
wir unsere Dienstpflicht wiederum aus Gehorsam
gegen eine gottgegebene Obrigkeit, die diesen Krieg für
wichtig um des Staates Wohlfahrt willen ansieht. Wir
geben dem Staat und dem uns von Gott gesetzten Oberhaupt
derselben unsere Kräfte moralischer Art — z. B. bei
den für die Wohlfahrt des Staates, in den Gott uns hin-
einstellte und dessen Vorteile wir genießen, nötigen Wahlen!*)
— wie auch körperlicher Art. Und wenn gesagt wird, die
Schrift rede nicht voin Militärdienst, so ist dieser Einwand
hinfällig, wie schon Antwort L zeigt. Und außerdem gab
es in römischer Zeit keine allgemeine Dienstpflicht, die vom
Staat eingesührt war; im Söldnerheere dienen braucht nur,
wer will! Röm. 13,1 ff. und 1. Petri 2,13 reden so deutlich,
daß es für geistlich Gerichtete nicht schwer sein sollte,
zu sehen, was alles zu den obrigkeitlichen Verordnungen gehört,
denen ein Christ sich zu unterziehen hat, und zwar
demütig („unterwerfet!"), also ohne auch nur im Herzen
sich zu widersetzen oder zu murren. Und wenn einer kürzlich
Matth. 26, 52 heranzog als Wort gegen den Militärdienst,
so zeigt er nur, daß man mit der Methode des Herausreißens
von Schristworten aus dem Zusammenhang alles
beweisen kann, was man will. Geistlich ist dies nicht!
*) Politik, auch Sozialpolitik, brauchen wir Christen trotzdem
nicht zu treiben und sollen eS nicht! <2 Tim. 2, 41) Wir geben unsere
Stimme einem Manne staatSrrdaltender Richtung. Unterläßt der einzelne
dies, so haben um seinetwillen die staatSniederreißendcn Mächte
«ine Stimme Borsprung l Der Herausgeber.
Wir danken unserem Gott für jede Möglichkeit, die
heute im Zeitalter der Sünde und des Menschen noch vorhanden
ist, um auch im Soldatenstand den HErrn zu verherrlichen.
Und es tut uns im Interesse des von uns geliebten
Herrscherhauses und Vaterlandes leid, wenn etwa
gläubige Offiziere nicht in allen Stücken ihrer christlichen
Erkenntnis gemäß leben können, „Gott mehr gehorchend als
den Menschen", ohne mit der Wahrscheinlichkeit ihrer Verabschiedung
rechnen zu müssen. Aber dessenungeachtet ver
88
treten wir, entgegen der Meinung mancher teurer Leser,
(von denen aber keiner eine Antwort eingesandt hatüj
furchtlos die Überzeugung, daß der Militärdienst ein Stück
der obrigkeitlichen Einrichtungen ist, denen ein wahrer Christ
sich aus einer göttlicheren Gesinnung heraus als sie bei den
meinen Untertanen besteht, zu fügen hat, nämlich „um deS
HErrn willen" (I. Petri 2, 13)!
Lrage 2S: ftuk wen erstreckt sicb die erste 6ukerstekung
(Offenb. 20, S f.); welcbe veziebung bat sie zur Sntrückung der
Osmeinde?
Antwort
Meiner Erkenntnis nach einfach so: Wenn der HErr
zu den Seinen kommt vor der große» Trübial, dann beginnt
mit einem großartigen, überwältigenden und folgenschweren
Akt die Entrückung und erste Auferstehung. Dann
setzt sich be'des durch die ganze Zeit fort. Offenb. 20, 5 6
ist dann beides abgeschlossen. Also, für mich ist beides nicht
ein einmaliger, sondern ein fortlaufender Akt, der beim ersten
Kommen des HErrn beginnt und vor der allgemeinen Auferstehung
abgeschlossen wird. — Man überdenke da besonders
Offenb. 7, 14! K. E.
Antwort 8:
Die erste Auferstehung erstreckt sich zunächst auf alle
Gläubigen von Adam (Hebr. 1l, 39—40!) an bis zu
I. Thess 4,16 und 1. Kor. 15, 52, sodann auf diejenigen von
Offenb. 5, 9 und Offenb. 20, 4, wobei Offenb. 20, 4 noch
diejenigen genannt sind, welche das Tier nicht angebetet
haben noch sein Bild und das Malzeichen nicht angenommen
hatten usw. Damit ist, wie in der Schrift ersichtlich, der
Schluß der ersten Auferstehung.
Die Entrückung der Gemeinde hat insoweit Beziehung
zur ersten Auferstehung, als sie mit dem ersten Akt der
ersten Auferstehung in Verbindung steht (1. Thess. 4, 16 )
89
Anmerkung 6es bleraussebers:
Es ist schon viel erreicht, wenn die Kinder Gottes erst
einmal alle einjehen oder nach der Schrift glauben lernen,
daß es mehrere Auferstehungen gibt. Wieviel Unklarheit
herrscht in manchen Kreisen über diesen Punkt! Wir bitten
diejenigen, die hierüber noch keine klaren Vorstellungen haben,
Offenb. 20 recht aufmerksam zu studieren!
krage 2b: Was ist der Sinn von 2. petri 3,12: .beschleunigend
die 6nkunkt des ^ages Sattes?"
^ntvort
„Wartet", so heißt es vorher, denn Gott sind alle seine
Werke, Wege, Tage von Anfang an bewußt. Gott hat
Zeit und Geduld, habe du sie auch! Aber beschleunige mit
aller Hingabe in heiligem Wandel und heiligem Bekenntnis
die Ankunft des Tages. Jede entschiedene Hingabe an Gott,
jedes treue Zeugen und Wirken für Gott beschleunigt die
Ankunft des Tages.
Wie weit wir Gottes festgelegten Plan von Ewigkeit
her durch unser Tun, das ja, so wir anders Gnadenkinder
sind, ein vom Heiligen Geist gewirktes Tun ist, beeinflussen
können, das wollen wir hier nicht erörtern. Soviel scheint
mir aber klar, daß Gott auf unseren Ihm hingegebenen
Willen wartet und daß Er mit einem bereitwilligen Christen
und Zeugen Gottes weiter kommt, als wie mit einem schwerfälligen
oder gar oft widerstrebenden.
Also klare Hingabe in jedem Fall, was die eigene
Person und den Dienst des HErrn anbelangt, und — Gottes
Wort sagt es — wir beschleunigen die Ankunft des Tages
Gottes. K. E.
-Xritvvort 8:
Der Zukunft des Tages des HErrn, an welchem die
Himmel vom Feuer zergehen werden, geht die Zeit des
Tausendjährigen Reiches voraus (siehe Frage Nr. 11).
Das zweite Kommen unseres HErrn, welches das sichtbare
Reich Gottes aus Erden bringt, ist die Folge des Offenbar-
werdens der Kinder Gottes. Die ganze Schöpfung sehnt
mit gespannter Erwartung die Offenbarung der Kinder
90
Gottes herbei. Röm. 8, >9. Können diese beitragen an
der Beschleunigung der Ankunft des Tages Gottes?
Die Geschichte des Volkes Israel mit der Eroberung
Kanaans ist uns ein Vorbild. Lange vierzig Jahre dauerte
die Wüstenwanderung, und die Eroberung des Landes der
Verheißung wäre beschleunigt worden, wenn Israel Glauben
gehabt hätte. Des HErrn Befehl zum Vormarsch lauteie:
„Siehe, ich habe euch das Land vor eurem Angesicht gegeben;
gehet tiinein und nehmet es ein" (5. Mose I, 8), auf
dies Wort des HErrn vertrauend, wäre den Israeliten leichtes
Spiel gegeben gewesen, denn die Kanaaniter fürchteten sich.
Jos. 2, 9. Hier haben wir ein Borbild.
Der Apostel Petrus ermähnt in 2. Petri 3, 11, auf
die Auflösung der Himmelskörper hinweisend, „geschickt zu
sein durch heiligen Wandel". Zu einem solchen gehört das
Anziehen der ganzen Waffenrüstung Gottes, damit wir bestehen
können wider die listigen Anläufe des Teufels
(Eph. 6, l l. 12).
Die Gemeinde, welche für die himmlischen Örter bestimmt
ist (Phil. 3, 20), befindet sich jetzt auf der gefallenen
Erde und hat zu kämpfen mit den Mächten der Bosheit.
Die Gemeinde ist von Gott berufen, den Teufel zu besiegen.
Das Reich Gottes war in der ersten Christenheit so nahe,
wie es uns heute ist, doch es fehlt oft an dem Glauben,
der ihm Gewalt antut und es mit Gewalt an sich reißt.
Matth. II, 12.
Gott hat uns wiedergeboren zu einer lebendigen Hoffnung,
deren Gegenstand die Wiederkunft unseres HErrn ist.
1. Petri 1, 3. 4. Der neuiestamentliche Befehl lautet: . .
darum umgürtet die Lenden eures Gemüts, seid nüchtern ..
Vers 13. Nach Eph. 2, 6 sind wir in Gottes Augen schon
jetzt mit Christus in den himmlischen Örtern und haben
diese Stellung beständig durch Glauben in Besitz zu nehmen
und zu halten.
Zu dieser Glaubensstellung gehört ein sehnsüchtiges
Verlangen (2. Tim. 4, 8; Offenb. 22, 17 und 20) und ein
eifriges „Sichbeschäftigen" (Miniawr-Bibel 2. Petri 3, 12)
mit der Zukunft des HErrn, „denn von Gott gegebene Verheißungen
erfüllen sich nicht von selbst, ihr Eintreten hängt
von den Menschen ab. Was Gott verspricht, dessen Erfüllung
91
ist immer von den Menschen mehr oder weniger abhängig gemacht,
ob sie das Versprochene wirklich begehren oder nicht"
(Blumhardt). — K. 8?
twtivort L:
Zur Erklärung dieser Stelle müssen wir sorgfältig den
Zusammenhang beachten und außerdem scheinen mir die
Stellen Hebr. ! 1, 7 und 2. Petri 2, 5 wichtig zu sein.
Das Wesen des Tages Gottes ist Gerechtigkeit
(V. 13). Die jetzigen Himmel und Erde, (die Schauplätze
der Sünde der Engel und Menschen), werden deshalb den
Anbruch dieses Tages nicht vertragen können und zerschmelzen.
Da der Apostel beim Sprechen von diesen zukünftigen Ereignissen
auch von der Sintflut spricht (V. 6), so muß das
Verhalten Noahs belehrend fein.
Noah war in jenen Tagen der Mann, der in den
Augen Jehovas Gnade fand und gerecht und vollkommen
war. l. Mose 6, 8. 9. Dies sind in unseren Tagen die
Gläubigen (Röm. 5, 1—II). Bon Furcht bewegt, verurteilte
er durch den Bau der Arche die Welt und ward ein Prediger
der Gerechtigkeit (Hebr. II, 7; 2. Petri 2, 5); so sollen heute
die Gläubigen ihren Glauben durch „heiligen Wandel und
Gottseligkeit" beweisen und die Welt verurteilen. Je Heller
das Licht in Wort und Wandel leuchtet, desto sichtbarer
wird die Gottlosigkeit der Menschen hervortreten, und die
Folge wird sein, die einen werden dem Ruf zur Buße gehorchen
(B. 9), und die anderen werden Gott verachten.
Wenn dies geschehen, wird Gott nicht mehr warten, dem
einen die Belohnung des Glaubens zu geben und dem
anderen nach seinen Werken zu vergelten. Dies, glaube
ist die Beschleunigung der Ankunft des Tages Gottes.
Es ist ein Zurreifebringen und ein Offenbaren des Zustandes
der Welt durch das treue Licht in Wort und Wandel
des Gläubigen.
Man wird mit Recht sagen: Diese Zeit ist aber doch
schon unveränderlich bestimmt (Apgesch. I, 7) und kann darum
nicht beschleunigt werden. Gewiß, aber hat Gott in Seinem
Tun und Seinen Ratschlüssen nicht alles zuvor gesehen?
Der heilige Wandel der Gläubigen in der Beschleunigung
dieses Tages hat seine Wirkung in der Borherbestimmung
dieses Tages gefunden.
»1
92
1
Wie Noah, als er den göttlichen Ausspruch empfing,
von Furcht bewegt, getrieben wurde, so müssen auch wir
durch die Erkenntnis der Absichten Gottes getrieben werden,
ein solches Leben zu leben, daß dadurch die Beschleunigung
des Tages Gottes bewirkt wird.
^nmerkunZ äes Herausgebers:
Wir möchten noch besonders darauf Hinweisen, daß es
sich in unserer Stelle keineswegs, wie viele oberflächlich
lesen, um die Wiederkunft des HErrn zur Entrückung der
Seinen handelt, sondern um den Tag Gottes nach dem
Tausendjährigen Reiche. Wir halten dafür, daß dieser der
ewige Abschluß (vergl. 2. Petri 3, 18 „Tag der Ewigkeit")
des „Tages des HErrn" ist, der nach der Entrückung beginnt.
Was muß alles bis zu diesem „Tage Gottes" geschehen!
Trotzdem sollten wir Christen in dieser Zeit denselben
sehnlichst erwarten, ja, beschleunigen. Wie können
wir dies? Einfach durch Handeln nach Vers 11. Dadurch
tun wir es, ob wir das begreifen oder nicht! Eine andere
Möglichkeit, es zu tun, sagt uns das Wort nicht; aber handeln
wir nach Vers 11, so wertet Gott dieses Tun im Sinne des
Beschleunigens Seines Tages! Wie anbetungswürdig ist Er!
§rage 27: Was bedeutet die Nolle in IZes. 2,8—3, 3 sowie
Las vücblein in Okkenb. 10,8—11 ? und wie erklärt sick die ver-
scdiedene Wirkung aus dem Sssen der Nolle und des vücbleins?
Antwort
Die Rolle und das Büchlein in den genannten Stellen
behandeln eine Tatsache; nämlich Heide Stellen bedeuten
soviel wie das reine, wahre Gotteswort. Der Inhalt wird
einerlei bedeuten; nämlich Wehe und Plage (Hes. 2, 10),
über den Abfall von Gott und den Verfall der Kirche Christi.
Der Prophet stellt gewissermaßen die Gläubigen dieser
Zeit dar. Diese erkennen durch innere göttliche Zusage die
Zeichen der Zeit, sie wandeln im Glauben und verkündigen
des HErrn Wort, ähnlich wie Noah vor der Sintflut.
Das Verschlingen zeigt an, daß der Gläubige das Wort
nicht lange mit Fleisch und Blut besprechen, vielmehr es mit
Gebet und Danksagung begierig aufnehmen und ausleben soll.
93
Die Wirkung, (das Grimmen im Leibe) ist als eine
Bitterkeit zu verstehen; dagegen das Süße im Munde als
etwas Wohltuendes. Göttliche Offenbarung ist dem
Gläubigen immer wie süßer Honig, Schmerz und Traurigkeit
empfindet er, wenn er nachsinnt, in Erkenntnis wächst
(Ps. 73, 15—17) und das Ende der Halsstarrigen und
Ungläubigen im Lichte Gottes sieht. Auch darf (betr. deS
Grimmens) an die Verfolgung gedacht sein, denen die
Gläubigen ausgesetzt sind, sonderlich in dieser Zeit. Das
Herz wird trübe und empfindet einen bitteren Nachgeschmack
(Luk. 19,41; Luk. 10, 13 ff).
Wir sehen, wie Gott solche Erkenntnis gibt. Es sollte
mehr, zu allen Zeiten, um diese Erkenntnis des HErrn gebetet
werden. - A. H.
Anmerkung äes Herausgebers:
Bon verschiedener Wirkung aus dem Essen der Buchrolle
in Hes. 3, 3 und des Büchleins in Offenb. 10,10, kann
wohl nicht geredet werden. In beiden Fällen ist das Gegessene
dem Munde süß, im zweiten Falle dem Bauche
bitter. Gewiß waren die dem Hesekiel angekündigten Gerichte
- auch sehr ernst; aber Johannes war ein neutestament-
licher Christ und konnte und mußte daher den Ernst der
Gerichte bitterer und tiefer fühlen als der alttestament-
liche Heilige. Das Essen der Rolle usw. bedeutet: in die
innere Gemeinschaft eingehen mit dem (dem Hesekiel wie Johannes)
anvertrauten Wort Gottes. (Man vergl. „Wer Mich
iffet" usw. Joh. 6, 57!)
§rage 28: XVarum war die Kraft Simsons gerade im
töauptkaar? Nickt. Ib, 17.
Antwort /X:
Zur Erklärung dieses Wortes ist die in 4. Mose 6
gegebene Verordnung hinsichtlich des Nasiräers (Gottgeweiht-
heit), heranzuziehen. Dasselbe bestand dortselbst darin, daß
man sich für Jehova absonderte. Es hatte drei besondere
Kennzeichen. Erstens enthielt sich der Nasiräer des Weines
und der starken Getränke, zweitens ließ er das Haar seines
Hauptes wachsen, und drittens kam er mit keines Toten
in Berührung.
94
Er enthielt sich des Weines, des Sinnbildes der Freude
für das Herz des natürlichen Menschen in der Gesellschaft
seiner Mitmenschen. Sein langes Haar deutete an, daß er
seine Würde und seine Rechte als Mann aufgab, um ganz
dem Willen Gottes, dessen Rechte er über sich anerkannte,
unterworfen zu sein; und endlich mied er alles, was ihn
mit der Sünde, deren Lohn der Tod ist, in Berührung
brächte. Das war die Ordnung und das Geheimnis des
Nasiräertums, und Simson war ein Nasiräer.
Was im besonderen das Haupthaar betrifft, so gibt es
1. Kor. ll, 14 eine Belehrung, wonach es für einen Mann
eine Unehre ist, wenn er langes Haar trägt. Damit ist uns
abbildlich gezeigt, daß wir, wenn wir wirklich in einem Leben
der Absonderung für Gott zu leben wünschen, bereit sein
müssen, unsere natürliche Ehre oder Würde aufzugeben.
Für einen gewöhnlichen Menschen war es ganz recht, sich
zu scheren und Wein zu trinken. Der Nasiräer aber stand
im Gegensatz zu dem gewöhnlichen Menschen; er war von
allem, was gewöhnlich war, abgesondert, um für seine
Person einen besonderen Pfad zu gehen, den Pfad der
Hingabe und Weihe an Gott. Die Kraft, auf diesem
Pfade zu beharren, lag in der verborgenen Gemeinschaft
mit Gott, so daß, wenn die Gemeinschaft unterbrochen
wurde, die Kraft schwand. Dies ist in der Geschichte
Simsons so traurig ernst dargestellt. In einer bösen Stunde
verriet er sein Geheimnis und verlor seine Krast. Richt. 16,
16. 17. Simson verriet das Geheimnis seiner Kraft. Sein
seitheriger Pfad, der ein Pfad der Kraft und des Sieges
war, weil er ein Gottgeweihter war, wurde durch die Verführungen
Delilas ein Pfad eines gewöhnlichen Menschen.
Er kam so in die Hände der Philister. Sie „griffen ihn
und stachen ihm die Augen aus, führten ihn nach Gasa
hinab und banden ihn mit ehernen Fesseln, und er mußte
mahlen im Gefängnis" (Richt. 16, 18—21).
Sind wir Gottgeweihte, Nasiräer, haben wir unsere
Rechte aufgegeben, um ganz dem Willen Gottes zu leben und
dessen Rechte anzuerkennen, oder sitzen wir, um im Bilde zu
reden, mit ausgestochenen Augen im Gefängnis und mahlen?
Teurer Leser, gib dir in der Gegenwart Gottes über
diese Fragen Rechenschaft! W. W.
9ö
^nmerkunZ des Ue'ausßebers:
Wie ernst ist es für uns, ob wir mit ungeteiltem
Herzen am HErrn hangen oder nicht! Simfon, der Nasiräer,
mußte die Folgen seiner Lust an der Sünde und Welt selbst
tragen, und nicht er allein! Geht das uns an, dich und
mich? O, möchten wir, wenn je die Tinge, denen wir gestorben
sein sollten, wieder Macht über uns gewonnen haben,
uns beizeiten demütigen und Buße tun, wie Simson anscheinend
tat; daraus deutet B. 22 hin. Dann wird Gott
auch uns wieder brauchen können als Gottgeweihte, an
denen und durch die Er Sich verherrlichen kann.
Trage 2S: Ist )udas lscbariot vor oder nacb der Einsetzung
des ftbendmakls kingegangen, um den lZCrrn zu verraten?
(Vergl. cuk. 22, 19-23; Mattk. 26, 20 kk.; Zok. 13, 21-30.)
^ntvort
Nach Luk. 22, 81: „Doch siehe die Hand dessen, der
Mich überliefert, ist mit Mir über Tische usw.," könnte
man zu der Annahme neigen, daß Judas noch mit bei dem
Abendmahl gewesen sei und demzusolge den Verrat erst
nach der Einsetzung desselben ausgeführt hätte. Aber es
ist bekannt, daß Lukas die Ereignisse nicht nach der zeitlichen
Reihenfolge, sondern nach den moralischen (inneren) Gesichtspunkten
aufzäblt. *)
*) Wie denn ja auch „die Zuverlässigkeit der Dinge" (Luk. 1,4!)
nicht aus der äußeren Aneinanderreihung der Ereignisse beruht.
Der Herausgeber.
Nach Matlh. 26, 20—25, Mark. 14, 17—21 und
Joh. 13, 30 ist anzunehmen, daß der Verräter vorher entfernt
wurde und auch vor der Einsetzung des Abendmahls
den HErrn verriet. Wir lesen Matth. 26, 20 ff., daß sich
der HErr mit den Zwölfen zu Tische legte und ihnen mit-
teilte, daß einer von ihnen Ihn überliefern würde. Er
bezeichnet den Verräter damit, daß Er sagt: „Der mit Mir
die Hand in die Schüssel eintaucht, dieser wird Mich überliefern",
und auf die direkte Frage des Judas: „Ich bin es
doch nicht, Rabbi? ' lautet die Antwort des HErrn: „Du
hast es gesagt." Nun ist uns auch bekannt, daß dem Abendmahl
das Passahmahl vorausging, und da der Herr Jesus
96
mit Semen Jüngern gleichsam eine Familie bildete, feierte
Er mit ihnen nach Gottes Wort das Passah, wobei auch
Judas zugegen war. Bei dem Essen des Passahlammes nun
wurde der Bissen- in eine Kräuterbrühe eingetaucht, und hierum
handelt es sich, wenn der HErr sagt: „Der mit Mir die
Hand in die Schüssel eintaucht usw." In derselben Reihenfolge
erzählt uns auch Markus, nur in verkürzter Form. In
Joh. 13,27.28 sehen wir, wie der Herr Jesus dem Judas den
Bissen noch reicht. Wir lesen dann: Und nach dem Bissen fuhr
alsdann der Satan in ihn, und Jesus spricht zu ihm: „Was
du tust, tue schnell." Hier war für Judas sicherlich der
schreckliche Moment gekommen, wo der Satan vollen Besitz von
ihm nahm und er hinausging und die Tat ausführte. Nachdem
Judas hinausgegangen war, sagt der Herr Jesus in B. 31:
„Jetzt ist der Sohn des Menschen verherrlicht und Gott
verherrlicht in Ihm." Licht und Finsternis waren voneinander
geschieden. Judas ging hinaus in die Nacht der
Sünde, um als Werkzeug des Feindes seinen HErrn zu
verraten, und Er, der HErr, der das Licht in Seiner
ganzen Person war, gibt nun Seinen Jüngern als letztes
Vermächtnis die Zeichen Seiner Liebe in dem Abendmahl.
Nach Matth. 26, 23 und Mark. 14, 20 ist der Verräter
ja auch schon vor dem Abendmahl bezeichnet worden,
und die Jünger können nicht, wie man nach Luk. 22, 23
annehmen müßte, noch einmal nach dem Mahle gefragt
haben, wer von ihnen der Verräter sei. Ph. W.
^intvort 3:
Eine Unterlage für die Gegenwart JudaS beim Abendmahl
glauben manche in Luk. 22, l9—23 zu finden. Wenn
wir nur allein das Lukas-Evangelium hätten, so wäre solche
Annahme berechtigt; ein Vergleich dieser Stelle mit den
anderen Evangelien (Matth. 26, 20— 25 und Mark. 14,
17—21) belehrt uns aber sofort, daß das in Luk. 22, 2!—23
Gesagte während des Passahmahles, also vor der Einsetzung
des Abendmahles stattfand. Das „doch" des 21. Verses
bestätigt uns auch, daß Lukas, durch den heiligen Geist
geleitet, in dieser Stelle nicht die Ereignisse geschichtlich,
sondern die geistlichen Gegensätze in denselben aneinander
reihte, dasselbe finden wir auch in Vers 24 u. folgd., ebenso
auch in Luk. 23, 45. 46, nach welcher Stelle man annehmen
97 —
-
könnte, daß der Vorhang des Tempels zerrissen und geöffnet
wäre, bevor der HErr starb. Der Heilige Geist benutzt,
Lukas in dieser Stelle nicht dazu, eine geschichtliche Reihenfolge
zu geben, sondern von anderen, geistlichen Gesichtspunkten
aus die Ereignisse zu ordnen. Wir finden deshalb
auch keinen vollen Bericht über die Vorgänge des Pafsahs,
sondern nur kurze abgerissene Punkte über die Aufdeckung
des Judas. Lukas zeichnet in einem Zuge das Passah
und das Abendmahl und dann den Sohn des Verderbens
(mit einem „doch"), der diesen kleinen Kreis der Liebe durch
Verrat verdarb und über sich selbst das Verderben brächte.
In Übereinstimmung mit den anderen Evangelien bezeugt
auch Lukas, daß die Einsetzung des Abendmahles nach
Beendigung des Passahmahles stattfand. Mit dem Kelche,
der zum Trinken nach beendigtem Passahmahle bestimmt
war, mit diesem Kelche nach dem Pa^
HErr den Kelch des Abendmahles ein.
Aus Joh. 13 aber lernen wir, daß Judas während
des Passahmahles hinausging, ehe der HErr das Mahl ein-
setzte. Die Vorgänge in Joh. 13 beziehen sich alle auf das
Passah. Der Bissen, den Er Judas gab, war nicht das
Brot des Abendmahles, sondern ein Bissen vom Passah-
lamm, das mit bitteren Kräutern und Brühe gegessen wurde.
Sofort nach diesem Bissen ging Judas hinaus. (Joh. 13, 30.)
(Beim Abendmahl haben wir keine Bissen, noch findet ein
Eintauchen in die Brühe statt!). So ist es deutlich erwiesen,
daß Judas vor der Einsetzung des Abendmahles hinausging.
Der HErr hieß ihn hinausgehen. Er kannte ihn. Die
Jünger hätten ihn nicht hinausweisen können, da er noch
nicht offenbar geworden war. v. d. K.
^ntvoit L:
Den Fragenden kommt es doch wohl darauf an, zu
wissen, ob Judas Jschariot an dem Abendmahl mit teilge-
nommen hat, oder ob er vor der Einsetzung desselben
sich bereits entfernt hatte.
Nach Luk. 22 hat es den Anschein, als ob JudaS auch
mit an dem Abendmahl te'lgenommen hätte, aber die anderen
in Betracht kommenden Schriststellen zeigen, daß es doch
nicht so war. Daß es in Lukas jenen Anschein hat, kommt
daher, daß in diesem Evangelium die Dinge nicht so sehr
98
der Zeit nach, als vielmehr ihrer inneren Zusammengehörigkeit
nach geordnet sind. Darüber haben vielleicht andere
Brüder sich eingehender ausgesprochen. Was ich besonders
hervorheben möchte, ist ein anderer Umstand, der sehr wichtig
ist und jedenfalls im Grunde den Anlaß zu der gestellten
Frage gegeben hat, nämlich der, daß es gänzlich im Widerspruch
zum Wesen und Zweck des Mahles des HErrn
stehen würde, wenn Judas an demselben teilgenommen
hätte!
Ich habe die Anschauung aussprechen gehört, die Lukas-
stelle zeige uns, daß — wie es ja vielfach tatsächlich der
Fall ist — an dem Abendmahl auch Ungläubige teilnehmen,
obwohl es gar nicht für sie bestimmt ist. Diese Auffassung
entspricht aber weder jener Schriftftelle noch dem Gegenstände
selbst. Der Herr Jesus hat bei Einsetzung Seines
Mahles gesagt, als Er Seinen Jüngern das Brot gab:
„Dies ist Mein Leib, der für euch gegeben wird, dieses
tut z« Meinem Gedächtnis," und von dem Kelche:
„Dieser Kelch ist der Neue Bund in Meinem Blute, das
für euch vergossen wird" (Luk. 22, 19. 20). Diese
Worte allein — in ihrem wahren Sinne verstanden —
genügen, um zu zeigen, daß nur solche, welche Ihn in
Selbst für sie hingegeben hat, ein göttliches Anrecht
haben, das Mahl des HErrn zu feiern; andere aber haben
„weder Teil noch Los" daran. Wie sollten sie auch?
Wie kann ein ungläubiger Mensch ausdrücken, daß der Herr
Jesus Seinen Leib für ihn gegeben und Sein Blut für ihn
vergaffen habe? — wie kann er dies zu Seinem Gedächtnis
tun, wenn er Ihn nicht kennt? In 1. Kor. 11, 26 heißt
es: „Denn so oft ihr dieses Brot esset und den Kelch trinket,
verkündiget ihr den Tod des HErrn, bis Er kommt."
Wie kann jemand den Tod des HErrn verkündigen, wenn
er nicht im Glauben sagen kann: Er starb für mich!? Die
Seinen aber, und nur sie, können es! — Es ist doch
wohl uns allen klar, daß es ein verderblicher — betrüdender-
weise unter unseren Mitmenschen viel verbreiteter— Irrtum
ist, wenn jemand meint, durch das Teilnehmen am Mahl
des HErrn Vergebung der Sünden zu erlangen, daß
vielmehr das Mahl des HErrn nur für die ist, welche
Vergebung der Sünden habe«! Das Mahl des HErrn
99
oder „Abendmahl" ist kein „GnadenMittel", sondern ein
Zeugnis Seiner wunderbaren Gnade!
Die anderen drei Evangelien geben uns überdies auch
klaren Aufschluß zu der gestellten Frage. Malth. 26, 20—30
und Mark. 14, 17—26, wo die Dinge in geschichtlicher
Reihenfolge behandelt sind, zeigen uns, daß das Abendmahl
sich an das Passahmahl anschloß, das der HErr mit Seinen
Jüngern feierte, und Joh. 13 — wiewohl da nur von
Passah, nicht aber vom Abendmahl die Rede ist — zeigt uns,
daß Judas „alsbald hinausging, nachdem er beim
Passahmahl den Bissen vom HErrn empfangen hatte"
(V. 26—30). Dann war der HErr allein mit den
Seinigen — alles Fremde ausgeschlossen aus Seiner
heiligen Gegenwart, nur Herzen um Ihn, die Ihm gehörten
und Seine wunderbare Liebe kannten und erwiderten!
Teure Geschwister, möchten wir mehr verstehen lernen,
welch ein Vorrecht und welch eine heilige Sache es ist.
Sein Mahl zu feiern — das Kostbarste, was wir
hienieden haben, wenn wir durch Gnade in Seine Gedanken
Seiner Liebe eingehen, und daß da nichts einen Platz hat,
was nicht im Einklang steht mit Seiner herrlichen Person.
*
-Vnmerlcun^ äes Herausgebers:
Ein Bruder suchte einst das heutige Verfahren, Gläubige
und Ungläubige zusammen zürn Abendmahl zuzulassen, mit etwa
folgenden Worten zu rechtfertigen: „Die Schrift selbst verlangt
diese Scheidung von Gläubigen und Ungläubigen gar
nicht, sonst wäre die Unklarheit darüber, ob Judas beim
Abendmahl gewesen sei oder nicht, gar nicht eingetreten;
Lukas hätte dann anders, deutlicher geschrieben."
Mit anderen Worten: Gott hat absichtlich unklar gesprochen,
um die heutige Abendmahlspraxis zu rechtfertigen!!
Ehe man dergleichen zu sagen oder zu denken wagt, gebe
man sich erst einmal Mühe, den nur scheinbaren
Gegensatz zwischen den sehr klar redenden anderen Evangelisten
und Lukas zu Überdrücken. Aber man versteht eben
zu wenig das Abendmahl in seiner köstlichen Bedeutung
als Mahl der Gemeinschaft solcher, die allein den Tod des
HErrn verkündigen können (1. Kor. 11,26), da sie durch
100
diesen Seinen Tod das Leben auS Gott bekommen haben
Das Abendmahl ist der Ausdruck der Einheit des einen
Leibes (1. Kor. 10, 17), und zu diesem gehören nur Kinder
Gottes; alles was über diesen „einen Leib" gesagt ist, ist
zu Gläubigen, Kindern Gottes, gesagt (man vergl. z. B.
1. Kor. 10, 14-17; 1. Kor. 12, 12. 13; Eph. 3,'6; 4, 4
usw.). Diese Dinge verwischen, heißt die klaren Aussagen
der Schrift aufgeben zugunsten ungöttlicher Vermischungen
des Heiligen mit der Welt. — Geschwister im HErrn, laßt
uns ängstlich darüber wachen, daß wir nicht diesem Irrtum
verfallen; laßt uns treu und ehrfurchtsvoll umgehen mit
dem köstlichsten Vermächtnis unseres geliebten HErrn!
Denctitigung:
Heft 4, S. 62, Zeile 10/11 muß es heißen: „mit einem
Wort, das nicht eigentlich „verletzen« bedeutet, sondern..."
Der Kerousgeber.
Persönlickie Worte an unsere Freunde!
Auf unsere Bitte, Seite 80 unten, habm bis jetzt erst wenige
geantwortet. Die erste Antwort in Form einer Reihe von Adressen
kam aus Rußland und erfreute uns sehr. Wenn alle Leser so bereitwillig
Adressen senden würden, so würde die Abonnentenzahl
auch Wohl bald eine genügende Höhe erreichen. Bitte, teure Freunde,
gedenken Sie unser! Und Ihnen allen herzlichen Dank für die
Liebe, dir uns von Ihnen zuteil wird! Es ist uns wieder so manche
Ermutigung geschenkt worden, so daß wir unseren schweren Dienst
tun können mit dem freudigen Bewußtsein, daß der HErr ihn segnet;
und das erleichtet ihn uns sehr.
Herzlichste Segensgruße allen Freunden und unseren teuren
Mitarbeitern, deren Treue uns köstlich ist, mit Hebr. 13, 20. 21!
In Liebe
cker krerousgedei'
Klotzsche, Anfang Mai 1914.
Gruß an den Leser:
„Wir wissen, -atz der Sohn Gottes gekommen ist und
«ns ei« Verständnis gegeben hat, auf daß wir den
Wahrhastige« kennen; und wir find in dem Wahrhaftigen,
in Seinem Sohne Jesu Christo. Dieser ist der
wahrhaftige Gott und ewiges Leben." I. Joh. 5, 20.
Llntivorlen.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schrift-
stellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich
Sum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen.
§rage 30: IVie stekt es kür uns jetzt mit den in I. kor.
12, 28 bezeichneten Saben: ,>Vunderkräkten, Heilungen, Legierungen,
6rten von Sprachen?"
^ntvort :
Was mir so groß ist in 1. Kor. 12 und Eph. 4 und immer
größer wird, ist das: Gott gab und gibt Seiner durch das
Blut Jesu erkauften Gemeinde immer die Gaben, die sie zu °
ihrem jeweiligen inneren und äußeren Ausbau bedarf. Damals
bedurfte die Gemeinde die in obigem Verse angegebenen
Dienste und Gaben. Da gab sie Gott. Uns gibt Gott,
was wir bedürfen, denn Er will Wachstum und Vollendung.
Da will ich nun nicht sagen, daß wir die „Wunderkräfte"
nicht mehr hätten. Die Geschichte Gottes in Seiner Gemeinde
aller Zungen und Geschlechter aller Zeiten gibt uns
wunderbare Belege. Nur die Augen auftun! Auch „Heilungen"
dürfen wir viele erleben, Gott sei Dank dafür!
Und wie viele oft Seiner einfachsten Glieder haben die
Gabe der Regierung oder Leitung (nicht der Herrschsucht!)
nnd wir danken Ihm dafür. Wenn wir nun die Gabe der
mancherlei Sprachen, die die Gabe des Auslegens nötig
machten, nicht haben, dann weiß Gott, warum das so ist.
Er läßt aber ganz gewiß Seiner Gemeinde keine Gabe
fehlen, die sie notwendig Kedars, ohne die sie nicht auskommen
und durchkommen könnte. Ganz sicher nicht!
Laßt uns als Glieder ein Doppeltes tun: Erstens danken
für alle nötigen Gaben, die Er, nicht den einzelnen, sondern
Seiner ganzen Gemeinde gegeben hat! Dann laßt uns
Ihm mit unserer Gabe — und jedes Glied hat seine
Gabe — ganz und voll zur Verfügung stehen! K. E.
— 102 —
Anmerkung 6es Herausgebers:
Ja, jeder hat irgend eine Gabe! Wozu? Zum Herrschen?
Nein, aber zum Dienen! (1. Petri 4, 10.) Auch mit der
Gabe der Leitung soll gedient werden! Wie gut, daß der
HErr die Gaben austeilt, wie Er will, nicht wie wir
wollen; es handelt sich ja um Seine Sache: Auferdauung
Seines Leibes (Eph. 4, 11—16). Darum gibt Er auch
das, und nur das, was nötig ist für Seine Zwecke. In
1. Kor. 12—14 handelt es sich mehr um die verschiedenen
Gaben innerhalb der Gemeinde, und zwar als Wirkungen
des Einen Geistes. In Eph. 4 ist die Rede von dem
Wachstum und von der Auferbauung des Leibes. Es
mag sein, daß gelegentlich Wunderkräfte und Heilungen
nötig find, obgleich wir glauben, daß manches, was gelegentlich
darin geschieht, wenig im Zusammenhang mit den
Grundsätzen des Wortes bezüglich der Gemeinde des
HErrn steht. Aber Gott handelt auch in den Zeiten der
gegenwärtigen Verwirrung in Gnade und antwortet dem
einfältigen Glauben. Doch sollten wir wachsen in der Erkenntnis
und nicht etwas als gut ansehen, was dem Worte
nicht entspricht; und ebensowenig etwas als Wunderkrast
ansprechen, was Gebetserhörung ist! Was die Sprachen
angeht, so wissen wir aus 1. Kor. 13, 8, daß „sie aufhören
werden". So ist vor fast zwei Jahrtausenden verheißen,
und einige Zeit später hörten sie tatsächlich auf! Warum
also, da das Wort so bald erfüllt ward, die Zungensprachen
wieder haben wollen? Wir haben keine Verheißung, daß sie
wiederkommen sollten, nachdem sie aufgehört hatten! Sollen
wir nun glauben, daß die, die jetzt da sind, vom Geist Gottes
gewirkt seien? Wir können das nicht, ganz abgesehen von all
den schristwidrigen Begleitumständen der „Zungenbewegung",
und auch davon, daß uns in der Gegenwart wahrlich etwas
anderes mehr nottut als „Zungen", nämlich einfacher Gehorsam
gegenüber manchen sehr deutlichen Lehrpunkten der Schrift bezüglich
der Gemeinde des HErrn! Weissagungen im Sinne der
Schrift und Erkenntnis, die „stückweise" sind, werden weggetan
werden, wenn das Vollkommene gekommen sein wird (1. Kor.
13, 8—10), bis dahin werden diese Stücke da sein zur Erbauung,
ebenso wie z. B. die Lehre (1. Kor. 14, 4—6).
Größer aber als alles ist die Liebe! (1. Kor. 13.) — Man
vergleiche zu dieser Frage Band 1, Frage 32!
103
Trage 31: Worauk bsziekt sick das VVori: ..... Webe
aber den Sckvoangern und Säugenden in jenen ^agen! Seiet
aber, daß eure Ttuckt nickt im Winter gesckeke, nock am
Sabbat»? (Mattk. 24, 14—20).
^ntvort
Obige Schriftstelle kann, wenn sie aus dem Zusammenhang
herausgenommen wird, leicht zu Mißverständnissen
führen. Es ist deshalb nötig, nicht nur den ganzen Abschnitt,
sondern auch das vorhergehende und nachfolgende
Kapitel im Zusammenhang zu lesen. In Matth. 24 und 25
hält der Herr Jesus Seine Rede auf dem Olberg und zeigt
den' Seinen das Zeugnis, welches Gott auf Erden hat
während der Abwesenheit des HErrn in: Himmel und in
Verbindung mit Israel, sowie das Gericht des HErrn bei
Seiner Ankunft. Das Zeugnis des HErrn von dem Reich
war von den Juden verworfen und das Gericht über Jerusalem
und seine Bewohner ausgesprochen worden (Kap. 23,
35—38). Dann verläßt der HErr den Tempel für immer.
„Ihr Haus sollte wüste gelassen werden." Und nun richten
die Jünger an ihren Meister die Frage: „Wann wird dieses
sein, und was ist das Zeichen Deiner Ankunft und die Vollendung
des Zeitalters?" (B. 3.) Es sind dies drei Fragen.
Sicher meinten die Jünger, die Zerstörung Jerusalems und
die Ankunft des HErrn zum Gericht, sowie die Vollendung
des Zeitalters würden zu gleicher Zeit geschehen. Nun wissen
wir aus der Geschichte, daß schon im Jahre 70 nach Christus
Jerusalem zerstört wurde. Seit jener Zeit steht das Zeugnis
Gottes auf Erden nicht mehr in Verbindung mit Israel,
sondern Israel ist bis auf weiteres ausgeschaltet. Aber
andererseits wissen wir auch aus der Schrift, daß der HErr
Seine Beziehungen zu Israel wieder anknüpfen wird, wenn
die Entrückung der Gemeinde stattgefunden hat (1. Thess.
4,17); dann wird der HErr Israel wieder sammeln (Jer.
31,1V und Röm. 11, 26). Schon Daniel weist auf diesen
neuen Zeitabschnitt in Israels Geschichte hin, nach dem
Kreuzestode des Messias (Dan. 9,24—27), und nach der
Ausnahme der Gläubigen in den Himmel (I.Kor. 15,51) beginnt
die 70. Jahrwoche. In jener Zeit werden die zerstreut
wohnenden Juden gesammelt und in das Land ihrer
Väter zurückkehren; ein kleiner Teil derselben wird Licht
empfangen und sich zu Gott bekehren und Zeugnis ablegen
104
von dem kommenden Messias und Seinem Reiche. Um
diese Zeit wird aber auch ein Jude als falscher Prophet
aufstehen, großen Anhang gewinnen und sich selbst göttlich
verehren lassen. Wir sehen hier den Menschen der Sünde
und den Sohn des Verderbens geoffenbart (2. Thess. 2,6. 4).
Von dieser ernsten Zeit redet hier der Herr Jesus zu den
Seinen, Er spricht von „dem Greuel der Verwüstung, der
da stehen wird am heiligen Ort" (Dan. 12, 11 und Match.
24, 15). Er meint jedenfalls das Götzenbild, welches dann
lm Tempel zu Jerusalem aufgestellt sein wird und dem Anbetung
dargebracht werden soll. Wer dieses Bild nicht anbetet, wird
verfolgt und getötet werden. Das ist der Anfang der großen
Drangsal. Bis zu diesem Zeitpunkt kann noch Zeugnis abgelegt
werden von jenem jüdischen, gläubigen Überrest, nun
aber ist der Zeitpunkt gekommen, wo es gilt, zu fliehen.
Die zarte Sorge des HErrn ergreift Sein Herz und mit
innigem Mitgefühl denkt Er an das Weib in seinen Nöten,
wie es dann für dasselbe doppelt schwer sein wird, ebenso
denkt Er an die Beschwerden einer Flucht zur Winterzeit; den
Sabbat erwähnt der HErr deshalb, weil Er voll innnigen Mitgefühls
für Israel ist, denn auch der Überrest steht dann noch
auf jüdischem Boden. Am Sabbat durften keine Arbeiten getan,
keine Lasten getragen werden (2. Mose 31, 14). Auch später
werden im Lande von dem jüdischen Volke die Sabbattage
wieder heilig gehalten werden (Hes. 44, 24; Jes. 66, 23).
Der HErr verweist mit obigen Worten die Seinen auf eine
schwere Zeit. Es ist die Nacht, da niemand wirken kann.
Es handelt sich also um die letzten Tage und die Stellung
Israels in jener Zeit. Ph. W.
Anmerkung ctes Herausgebers:
Wenn weiter gar keine Beweise in dem Zusammenhang
dieser Stelle dafür vorhanden wären, daß es sich in
derselben nur um Israel handelt, so genügte schon der Hinweis
auf den Sabbat, um dies zu zeigen. Die Gemeinde
Jesu Christi, also wir Gläubigen der Jetztzeit vor der Ent-
rückung, wir haben mit dem Sabbat gar nichts zu tun;
wenn es sich für uns um eine Flucht oder eine bestimmte
Arbeit handelte, so könnte sie ebensogut an dem Tage geschehen,
der für Israel der Sabbat war und sein wird, wie
105
an irgend einem anderen Tage. Der Sabbat mit seinen
Verordnungen (die eine Flucht an diesem Tage wesentlich
erschweren mußten), war Israel gegeben (vgl. u. a. 2. Mose
31,12—17), und die Gemeinde des HErrn ist frei vom
Sabbatgebot, wie überhaupt vom Gesetz des Alten Bundes
(vgl. u. a. den Galater-Brief!). —
Wie kostbar, daß der Herr Jesus die gläubigen Juden
jener noch zukünftigen Zeit auf das Hilfsmittel des Gebets
hinweist! Ja, Gott ist auch dann noch „Hörer des GebetS"
nach V. 2 in Ps. 65, der ja dem gläubigen jüdischen Überrest
in erster Linie gilt und gehört.'
Trage 32: Sind die Gläubigen etwa nacd Sedr. 2,13 derecktigt,
von sick als von Mindern des IZerrn lesu zu reden <vvie man
oll in Gebeten kört)?
^nkvort
Er sagt nicht: „Ich und Meine Kinder", sondern „Ich
und die Kinder, die Gott Mir gegeben hat", was schon genügend
wäre, um die Frage mit „nein" zu beantworten.
Aus dem ganzen Kapitel sehen wir, daß der Herr Jesus
als „Sohn des Menschen" betrachtet wird (V. 6); Ihm
gegenüber werden die Erkauften als Brüder (V. 12. 17),
Gott gegenüber als Söhne (V. 10) oder Kinder (B. 14) genannt.
Daß sie nicht Kinder des Herrn Jesu find, geht aus den
V. l4 und 17 hervor, wo Er ihnen zugezählt wird. Die
Kinder sind Gottes (Joh. 1, 12 und 1. Joh. 3, 1). Übrigens
haben wir keine Stelle, wo der Herr Jesus Selbst oder
Seine Apostel die Gläubigen Kinder des HErrn nennen.
Die beste Auslegung von Hebr. 2, 13 ist gewiß in Joh. 17
enthalten (V. 6, 9, 11,12, 24). Durch Sein Werk hat der
Herr Jesus Seinem Gott und Vater Kinder erworben, welche
dann Ihm gegeben worden sind. Sie sind Sein Eigentum,
Sein Schatz; Er liebt sie. Er vertritt sie vor Gott; aber
Seih Gebet zeigt, daß Er nicht ihr Vater ist, sondern Sein
Vater ist ihr Vater! (Vgl. Joh. 20, 17.) R. W. D.
^nmei'kuriZ I^er'2U5§ebei'S:
Zu obigem vgl. noch Joh. 6, 37! —
Man hört oft in Gebeten Redewendungen wie: „HErr,
Deine Kinder. . ." Diefe^ falsche Ausdrucksweise hängt
wohl nm in seltenen Fällen mit dem falschen Gedanken zusammen,
als feien die Gläubige» Kinder des Herrn Jesu;
häufiger wohl liegt ihr die Unkenntnis dessen zugrunde, daß
„Vater" ist! Ungezählte Stellen bieten Beweise hieMr,
man vgl, imr Joh. 13, 13; Apg. 2, 36; Röm. 8, 15.16.
(Siehe hierzu auch Frage 3!)
Noch häufiger vielleicht wirb leider diese Ausdrucksweise
aus Unachtsamkeit gebraucht. Wir Dltea imu
freilich einerseits, wenn Mir mit dem HErrn Men, mehr
rmd mehr lernen, die AusdrüK W gebrauchen, wie sie, der
Schrift entsprechend, sich Ihm gegenüber geziemen- andererseits
aber auch nicht ängstlich auf die Ausdrücke achte«,
sondern unser Hetz mit dem HErrn (oder etwa mit dem
DateH reden lassen! Die, „Welche vermöge der Gewohnheit
geübte Sinne zur Unterscheidung haben" (Hebr. s, 14), sollten
die in diesem Punkte „Unmündigeren" nicht richtük WO
nicht dem Geiste der Kritik Raum geben, wodurch sie znm
wmngsten sich selber des Segens im Mftbeten bemubev;
sie sollten vielmehr dessen eingedenk bleiben, daß wir alle
leicht fehlen in unseren Ausdrücken und nicht vollkommen
Sl
*>!
krageA: Wie ist Bedr. 6,4-7 und 10,26.27, auch 2. petri
2,20—22 zu versieben? Sind da Bekehrte oder ttndekedrto
gemeint? Oder kann «n wirklick Bekehrter wieder verloren
Arven? (VergU Jod. 10,28.24.)
/tntvort A: * )
*) Damit, daß Mr diese Antwort ausgenommen haben <z«m Der«
mit andere«), erWiren wir n»S nicht etwa einverstanden mtt
Wt Der HeronSgeber.
Ich meine, wenn man ohne Voreingenommenheit irgend
welcher Art die Stelle» nimmt, wie sie da sich«, so muß
mau sagen, daß Worte, wie etwa: „teilhaftig geworden sind
HO Heiligen Geistes", „abfallen", „mutwillig sündigen,
nachdem ... empfangen", „entflohen und wiedeM« verwunden",
klar zeige«: 1. ch sind wirklich Bekehrte gemeint,
2. Bekehrte ksnnen wirklich wieder verloren gehen.
it
107
Aber wie stimmt damit Joh. 10, 28. 29, wo von einer
ewigen Sicherheit der Geretteten in Jesu Hand geredet ist?
Sehr einfach: Bin ich in Jesu Hand, «ist Er stark genug,
mich gegen alle festzuhalten. Niemand, aber auch wirklich
niemand kann mich herausreißen, und ich werde nimmermehr
umkommen, wenn — wenn ich zu den Schafen gehöre,
die dauernd Seine Stimme hören und Ihm folgen.
Nicht mechanisch und magisch bewahrt der HErr. Ich kann
mich herauslösen aus der durch alles hindurch bewahrenden
Hand. Meinen Willen respektiert (o wie unbegreiflich ist
es, und doch wahr!) der allmächtige HErr, und wenn ich
nicht mehr in Seiner bewahrenden Hand sein will, dann
kann Er mich nicht mehr bewahren. So war es mit Deinas,
der die Welt lieb gewonnen, und mit Alexander und
Hymenäns, die am Glauben Schiffbruch gelitten.
Für uns ergibt sich daraus die ernste Mahnung, immer
treu Seine Hirtenslimme zu hören. Sind wir aber aufrichtig
und gehört — und seien wir noch so schwa
unser Wille dein HErrn, dann gehört der Trost uns: Niemand
soll sie aus Meiner Hand reißen. K. E.
^nUvort 8:
Die Frage umfaßt ein so großes und bedeutungsvolles
Gebiet, daß es unmöglich ist, sie in der gewünschten Kürze
allseitig befriedigend zu.beantworten.
Die Heilige Schrift betont ebenso sehr die völlige
Sicherheit des Geborgenseins in Christus wie den Ernst
der größten Gefahr, wenn wir Ihn aus dem Auge und
aus dem Herzen lassen. Sie wendet sich ebenso sehr gegen
den Leichtsinn einer falschen Einbildung, die mit der Gefahr
spielen will, weil sie nicht bestehen soll, wie gegen den Unglauben,
der dem HErrn nicht die volle Bewahrung zutraut.
Beides ist Untreue und ein Abweichen von Ihm, der allein
unser Leben ist, das eine in die offenbare Sünde, das
andere in den Zweifel. Wie viele Schriststellen mehr die
eine Seite betonen, so wollen andere ebenso zahlreiche uns
aufs ernsteste auf die andere aufmerksam machen. Paulus
fürchtet, daß durch die Versuchungen des Versuchers seine
Arbeit vergeblich sein könnte, wo die Betreffenden im
Glauben Gott erkannt haben, ja von Ihm erkannt sind!
(1. Thess. 3, 5; .Gal. 4, 8—11.) Er spricht von der Mög
108 —
lichkeit des Umkommens des Schwachen, des Bruders
(1. Kor. 8, H), *) von einem Fallen aus der Gnade, von
einem Abgetrenntwerden von Christus (Gal. b, 1—4),
ja von einem Abfall vom Glauben (l. Tim. 4, l—3). Er
ermähnt die, welche jetzt ein Licht in dem HErrn find,
daß sie sich nicht verführen und um ihr Erbteil bringen
lassen sollen (Eph. 5, 3—II). Er fordert die, welche den
Christus Jesus, den HErrn, empfangen haben, auf, sich
nicht als Beute wegführen (Kol. 2, 6—8) oder um den
Kaufpreis bringen zu lasten (Kol. 2, 18). Diese ernsten
Warnungen des Heiligen Geistes sollten uns abhalten, eine
dogmatische Lehre aufzustellen, wie sie die Schrift nicht aus-
spricht. Wir sollten uns hüten, den Ernst der Gefahr der
Sünde und des Leichtsinns schwächer zu machen als die
Schrift eS tut. Und umgekehrt darf keine Macht des Bösen
uns je erschrecken oder verzagt machen (Röm. 8, 31—39).
Denn der Vater ist größer als alles. Und niemand kann
sie, die Seine Stimme hören und Ihm folgen, aus Seiner
Hand reißen. Sie gehen nicht verloren ewiglich (Joh. 10,
27—29). Der göttliche Charakter derer, die ewig gerettet
bleiben, ist der, daß sie auf Seine Stimme hören und
Ihm folgen (Joh. 10, 27). E. A.
*) Wir glauben, daß hier vom irdischen Leben die Rede ist
(Bergl. Frage 15!) Der Herausgeber.
0ntvort L:
Solche erschütternden Stellen sind Prüfsteine sür den
Glauben, welcher, wenn er echt ist, daran gestärkt hervorgeht.
Die wirklich Bekehrten sind solche, die durch wahre
„Buße zu Gott und Glauben an den HErrn Jesum Christum"
zu „eigenen Schafen" des Guten Hirten geworden sind
(Apgesch. 20,21; Joh. 10, 3). Er kennt sie mit Namen,
Er hat sie mit Namen ins Buch des Lebens eingeschrieben,
sie sind in Seiner Hand und in der Seines Vaters (Joh.
10, 3. 28; Luk. 10, 20; Offenb. 20, 1ä>; 2. Tim. 2, 19).
Sind diese Hände zusammen nicht stark genug, um das,
was darin ist, festzuhalten? Ist Satan nicht vollständig
besiegt worden? Oder hat Gott nicht Gedächtnis genug,
um alle, die Sein sind, zu kennen? Er hat auf einen
jeden Sein Siegel gedrückt (Eph. 4, 30).
109 —
Es gibt aber Leute, die nicht durch die Tür eingegangen
sind (Joh. 10, 7. 8). Eine Zeitlang lausen sie mit der
Herde, genießen alle die Borrechte, den Regen (Hebr. 6, 7. 8),
der über das Land kommt, sie kennen die Wahrheit, wie
man errettet werden kann, sie schmecken die Segnungen,
aber sie folgen nur eine Zeit, weil sie von den Broten
gegessen haben (Joh. 6, 26), oder weil sie die Zeichen gesehen
und Worte gehört haben (Hebr. 6, 5; Joh. 2, 23; 8, 30),
die ihre Aufmerksamkeit gewannen. Der HErr, das Verborgene
ihrer Herzen kennend, fällt über diese alle schwere
Urteile (Joh. 6, 30; Luk. 11, 29; Matth. 12, 39; Joh. 2,
24; 8, 44). Einmal kommt die Stunde, wo sie offenbar
werden (Joh. 6, 66), sie murren und schmähen den HErrn
(Joh. 6, 41; 8, 48. 52) und bringen damit an den Tag,
daß sie unbekehrt, ungläubig geblieben sind (vergl. Luk. 8, 13).
In 2. Petri 2, 20—22 ist die Rede von falschen Lehrern
(V. 1), Sklaven des Verderbens (V. 19), welche die Gestalt
von Aposteln Christi annehmen (2. Kor. 11, 13—15).
Satan scheut sich vor keinem Mittel, um Seelen zu verführen.
Das „wenn wir mit Willen sündigen" in Hebr. 10, 26
ist gerichtet an die bekennenden Gläubigen (B. 23), unter
denen sowohl wahre als falsche sein können. Auf dem Wege
werden sie offenbar. Judas hatte das Vertrauen der Jünger,
den Beutel zu tragen und bedurfte nicht wie andere, zurccht-
gewiesen zu werden (Matth. 16, 23; Luk. 9, 55). Niemand
ahnte, daß er den HErrn überlieferte (Joh. 13, 21. 28;
Luk. 22, 23). Der HErr aber durchschaute ihn von Anfang.
Er war ein Teufel, ein Dieb, der Sohn des Verderbens
(Joh. 6, 70; 12, 6; 17, 12). Judas ist abgefallen.
Petrus aber in der Stunde, als er sich als einen
Sünder erkannte, fand in dem HErrn das ewige Leben
(Luk. 5, 8; Joh. 6, 68). Der HErr durchschaute auch ihn und
gab ihm einen Namen, einem lebendigen Stein entsprechend
(Matth. 16, 17. 18; Joh. 1, 42; 1. Petri 2,5). Petrus ist
gefallen. Sein furchtbarer Fall wurde zugelassen zur
Bewährung seines Glaubens. Über den Ausgang seiner
Versuchung wachte der HErr (1. Kor. 10,13; Luk. 22, 31.32;
1. Petri 1, 6. 7). Er lernte darin: „Du weißt alles". —
Das wahre Kind Gottes wird nicht zur Leichtfertigkeit mit
der Sünde geleitet, sondern dahin, sich allein aus Den zu
— 110
verlosten, der allein fähig und willig ist, uns völlig zu
erretten, was Er auch tun wird (Hebr. 7, 25; 1. Thess. 5,24).
Möge doch siir uns alle eine ernste Prüfung nach
2. Kor. 13, 5 dieses Wort auf unsere Lippen bringen:
„HErr,... Du weißt, daß ich Dich lieb habe!"
^nNvort O:
Das, worauf es in erster Linie ankommt, ist die Frage,
ob ein wirklich Bekehrter — sagen wir ein Kind Gottes
— verloren gehen kann. Deshalb wollen wir diese
Frage zuerst prüfen. Es gibt Kinder Gottes, die diese
Frage bejahen, indem ste die genannten Stellen aus Hebr.
6 und 10 und 2. Petri 2 auf Kinder Gottes anwenden.
Sie lasten dabei aber andere Schriftstellen außer acht, die
uns klar und bestimmt bezeugen, daß ein Kind Gottes nicht
verloren gehen kann. Mein Herz tut mir weh in dem
Gedanken daran, wie die Herrlichkeit unseres teuren HErrn
durch jene Annahme verdunkelt wird, denn ste bedeutet nicht
weniger, als daß Er nicht imstande sei, das gesteckte Ziel
zu erreichen, den Ratschluß Gottes vollkommen hinauszu-
führen, das, was Er so teuer erworben hat, auch zu
bewahren, unabhängig von irgend etwas außer Ihm! Nein,
Dank sei Ihm dafür, daß wir sagen dürfen: „Ich weiß,
wem ich geglaubt habe und bin überzeugt, daß Er mächtig
ist, das Ihm von mir anvertraute Gut auf jenen Tag zu
bewahren" (2. Tim. 1, 12). Dafür gibt uns das Wort
Gottes selbst die unerschütterliche Grundlage. In Joh. 10,27
sagt der HErr, daß Er den Seinen ewiges Leben gibt
und sie nicht verloren gehen ewiglich und niemand
sie aus Seiner Hand rauben kann, ja, daß sie sogar
in der Hand des Vaters geborgen sind, der größer ist als
alles und alle, und niemand sie aus dieser allmächtigen
Hand rauben kann. Dieses herrliche Wort ist mir von jeher
vollkommen genügend und ein kostbarer Trost gewesen: niemand
kann mich Ihm entreißen, auch der Satan nicht!
Aber nicht nur das. In Röm. 8 im letzen Abschnitt lesen
wir, daß niemand und nichts, was irgend uns begegnen
mag in unserem Leben, uns zu scheiden vermag von
der Liebe Christi, und daß weder Tod noch Leben, weder
Engel noch Fürstentümer, weder Gegenwärtiges noch
— 111
Zukünftiges, noch Gewalten, weder Höhe noch Tiefe,
noch irgend ein anderes Geschöpf uns zu scheiden vermögen
wird von der Liebe Gottes, die in Christo
Jesu ist, unserem HErrn! Wie kann da noch von einem
Verlorengehen die Rede sein? Jeder Person und jeder
Macht irgendwelcher Art — ja allem, was außer uns
selbst liegt, ist hierin völlig begegnet! — Aber wie ist es
mit mir selbst, meinem eigenen Herzen und Willen? Kann
ich nicht selbst weggehen, meine Stellung aufgeben, das
Verhältnis lösen? Nein, auch das nicht! In 1. Kor.
12,13 ist uns gesagt, daß wir Glieder Seines Leibes
sind durch Seinen Geist, und es ist für ein Glied unmöglich,
sich selbst von dem Leibe zu trennen, zu entfernen. Nur
eine äußere Gewalt, größer als die Gewalt dessen, dem der
Leib gehört, könnte eine Trennung herbeisühren, und eine
solche Gewalt gibt es nicht. Also ist auch jede Möglichkeit
ausgeschlossen, daß etwa von mir selbst aus das Band gelöst
werden und ich verloren gehen könnte. Welch ciu wunderbarer
und unendlich köstlicher Trost ist dies, da wir
wissen, wie verdorben und trügerisch unser eigenes Herz ist,
und daß keiner von uns in der uns geschenkten herrlichen
Stellung und Verbindung bleiben würde, wenn es von uns
abhängig wäre. Unsere Errettung gründet sich aber nicht
auf irgend etwas unsererseits, sondern auf den ewigen
Ratschluß Gottes und auf die Person Jesu Christi,
wie wir in Eph. 1, 3—12 finden (s. besonders B. 4. 5. 11),
und ist uns gewährleistet durch den Heiligen Geist, mit
welchem wir, nachdem wir geglaubt haben, in Christo versiegelt
worden sind und der uns als das' Unterpfand
unseres Erbes gegeben worden ist. (Eph. 1,13. 14; 4,30;
s. auch 2. Kor. 1, 22 und 5, 5). Also kommt die ganze
Macht und die unverbrüchliche Treue Gottes hinsichtlich
unserer ewigen Errettung in Frage; wenn auch nur ein
" der Seinen verloren gehen sollte, müßte Seine einziges
Macht überwunden werden, und müßte Er Seine Treue
brechen, und das ist unmöglich.
Könnte das Wort Gottes es uns deutlicher sagen, daß
ein Kind Gottes nicht verloren gehen kann? Könnte es
stärkere Beweise geben? Nein! Dank und Preis sei Ihm
für diese wunderbare Gnade!
Seelen, die dieser kostbaren Gewißheit sich nicht erfreuen.
112
meinen, so etwas sei geeignet, das Herz hochmütig zu
machen oder gleichgültig werden zu lassen; alle aber, die
sich ihrer erfreuen, wissen, daß das Gegenteil der Fall ist
— sie bringt das Herz zur Anbetung und Hingabe an
Ihn, dessen Liebe und Herrlichkeit darin in ihrer Unermeß-
lichkeit vor den Augen unseres Herzens enthüllt ist.
Es ist also völlig ausgeschlossen, daß in den betreffenden
Schriftstellen in Hebr. und 2. Petri von Kindern Gottes
die Rede ist. Es ist aber auch nicht schlechtweg von unbekehrten
Menschen die Rede, sondern von einer besonderen
Klaffe unbekehrter Menschen, nämlich solchen, welche „einmal
erleuchtet waren" (Hebr. 6, 4), „die Erkenntnis der Wahrheit
empfangen haben" (Hebr. 10, 26) und „den Weg der
Gerechtigkeit erkannt haben" (2. Petri 2, 21), aber trotzdem
nicht von Herzen geglaubt und daher auch kein Leben aus
Gott empfangen haben. Sie sind eine Zeitlang mitgegangen
und nahmen an allem teil (Hebr. 6, 4. 5), waren
„geheiligt", d. h. abgesondert (Hebr. 10, 29) und waren
„entflohen den Befleckungen der Welt" (2. Petri 2, 20) und
schienen Kinder Gottes zu sein, aber die Bewährung
fehlte: Sie sind „abgefallcn", „sündigen mit Willen" und
sind „umgekehrt von dem ihnen überlieferten heiligen Gebote"
(Hebr. 6, 6; 10, 26 und 2. Petri 2, 21), und ihr wahrer
Herzenszustand kommt ans Licht, wie folgende Worte ihn
kennzeichnen: . indem sie den Sohn Gottes für sich selbst
kreuzigen und Ihn zur Schau stellen" (Hebr. 6, 6), „... der
den Sohn Gottes mit Füßen getreten und das Blut des
Bundes. . . sür gemein geachtet und den Geist der Gnade
geschmäht hat" (Hebr. 10, 29) und: „Es ist ihnen aber nach
dem wahren Sprichwort ergangen: Der Hund kehrte um
zu seinein eigenen Gespei und die gewaschene Sau zum
Wälzen im Kot" (2. Petri 2, 22). — Wie weit ein Mensch
gebracht sein kann auf dem Wege zur Errettung, und wieviel
ein Mensch empfangen haben kann von den Gaben
göttlicher Gnade, ohne errettet zu sein, sehen wir gerade
auch in den drei Schriftstellen. Besonders sind es folgende
Worte, die dieses so weitgehend zeigen, daß manche meinen
annehmen zu müssen, daß es sich hierbei um Kinder Gottes
handele: „ . .. und teilhaftig geworden sind des Heiligen
Geistes" (Hebr. 6, 4); „ ... wenn wir mit Willen sündigen,
nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen
113
haben" (Hebr. 10, 26); .........und das Blut des Bundes,
durch welches er geheiligt worden ist" (Hebr. 10, 29), und
„entflohen den Bedeckungen der Welt durch die Erkenntnis
des HErrn und Heilandes Jesu Christi" (2. Petri
2,20). Die Annahme, daß es sich hierbei um Kinder
Gottes handeln müsse, beruht aber auf einem Mißverstehen
der eben angeführten Worte. In Hebr. 6, 4 ist nicht von
einem Empfangen und Jnnewohneu des Heiligen Geistes
die Rede, sondern von dem „Teilhaben" an demselben in
dem Sinne, wie ich z. B. der Sonne teilhaftig bin, wenn
ich mich in ihrem Scheine befinde. Es handelt sich um die
Wohltaten, die init der Gegenwart und Wirksamkeit des
Heiligen Geistes verknüpft sind. Das zeigen die Verse 7 und
8 deutlich. — Das „wir" in Hebr. 10, 26 ist keineswegs
im Blick auf die Kinder Gottes angewendet, sondern auf
den Menschen, der „die Erkenntnis der Wahrheit empfangen
hat", ohne Rücksicht daraus, was die Wirkung von letzterer
Tatsache ist, und das „geheiligt" in B. 29 spricht nicht von
der Stellung, die den Kindern Gottes in Christo vor Gott
geschenkt ist, sondern von der Stellung, in der ein Mensch
durch sein Bekenntnis zu dem Gekreuzigten anderen Menschen
gegenüber gebracht ist. — Und was die „Erkenntnis des
HErrn und Heilandes Jesu Christi" in 2. Petri 2, 20 an-
betrifft, so gehl aus den darausfolgenden Worten und ganz
besonders aus B. 22 deutlich hervor, daß diese Erkenntnis
jene Seelen nicht mit dem HErrn verbunden, keine Umwandlung
bewirkt und ihnen kein Leben aus Gott gebracht
hat. Sie brächte jene Seelen dahin, sich äußerlich zu reinigen
von den Befleckungen der Welt, weiter aber nicht, und sie
wurden wieder in diese verwickelt und kehrten in sie zurück, weil
sie in ihrem Inneren geblieben waren, was sie vorher waren.
und 10, 26—29 und 2. Petri 2,20—22 vorgestellt
werden, sind keine Kinder Gottes, und wir haben
kein Recht, jemand noch länger Bruder oder
Schwester zu nennen und als Kind Gottes anzuerkennen,
wenn bei ihm ein in jenen Schriftstellen
gekennzeichneter Zustand sich offenbart.
Wir aber, die wir wissen, daß wir Kinder Gottes
find — welchen Eindruck empfangen wir im Blick auf die
Tatsachen, die in den betrachteten verschiedenen Schrifrstellen
114
vor unser Auge treten? Werden nicht einerseits unsere
Herzen überwältigt von der Größe der Gnade, die uns
zuteil geworden ist, und wird nicht andererseits zugleich ein
Gefühl für die große Verantwortlichkeit wachgerufen,
die wir haben, uns als Kinder Gottes in allem zu erweisen,
zur Ehre Seines Namens? Der HErr schenke uns allen
Gnade dazu! Th. K.
^ntvort
*
Viel Verwirrung über solche Fragen kommt dadurch,
daß Schriftsteller: aus ihrem Zusammenhang genommen
werden und, ganz abgesehen von der Verbindung, in der sie
gegeben sind, gebraucht werden, um aus ihrem Wortlaut
Schlüsse zu ziehen. Es gibt schwer verständliche Stellen
und auch sehr deutliche, bestimmte Aussprüche in der Schrift.
Nie dürfen wir dunkle Stellen nehmen, um klare zweifelhaft
zu machen. Der rechte Gebrauch einer Schriftstelle für
eine andere wird das Schriftwort bestätigen und Heller
machen, aber nie kann eine Wahrheit die andere ausheben
oder abschwächen.
So ein deutliches Wort aus dem Munde des HErrn
Selbst ist das Wort in Joh. 10, 88: „Meine Schafe . . .
gehen nicht verloren." Wenn der HErr „nicht" sagt, wer
wagt diesem „Nicht" ein „Wenn" und „Aber" beizufügen?
Manchen Gläubigen scheint es eine gefährliche Sprache zu
sein, und sie fürchten (im Gegensatz zum HErrn), daß
damit der Sorglosigkeit und dem unheiligen Wandel Vorschub
geleistet wird, und um ein Gegengewicht zu finden,
greifen sie nach Stellen wie Joh. 15, 6; Gal. 5, 4;
Hebr. 6, 4—7 rc., um zu betonen, daß ewiges Leben verloren
werden kann, wenn Wachsamkeit und Treue fehlen. —
An seinem Platze find Wachsamkeit und Treue sehr wichtige
Dinge, aber sie mit dem ewigen Leben zu verbinden
(welches die Schrift nicht kennt) und dasselbe davon abhängig
zu machen, macht, ganz abgesehen von anderem, das
ewige Leben sehr fraglich und verbindet mit der Gnade die
eigene Kraft.
Zu wissen, daß man ein Schaf Christi ist, ist zunächst
eine ganz persönliche Sache. Ich muß die Kennzeichen
des Schafes tragen (V. 26. 27) und den Heiligen Geist
und das Zeugnis des Heiligen Geistes haben, ein Kind
115
Gottes zu sein (Röm. 8, 9. 16). Dieses Zeugnis empfangen
wir nur auf dem Wege des Glaubens und der Nachfolge,
nicht aber auf Wegen der Untreue.
In bezug auf andere erkennen wir die Schafe wieder
an den gegebenen Kennzeichen. Wir haben kein Recht,
jemand als ein Schaf Christi zu bezeichnen, der diese nicht
trägt. Der HErr kennt, die Sein sind, ohne äußere
Kennzeichen, aber wir kennen sie an dem „Abstehen von
der Ungerechtigkeit" (2. Tim. 2, 19). Er kennt sie dem
Herzen nach, aber an den Früchten sollen wir sie erkennen.
Jemand mag den Namen des HErrr bekennen, wenn er
aber in der Ungerechtigkeit verharrt, so haben wir kein
Recht, von ihin als von einem Schafe Christi zu reden,
das nicht verloren geht.
Worte über einen solchen in einem einzelnen Falle wie:
„Er ist errettet und wird selig," sind nicht nur traurig,
sondern auch böse. Wir gebärden uns damit, als ob wir
in das Geheimbuch Gottes Einblick getan hätten. Eine
solche Sprache steht uns nicht zu, obgleich der Grundsatz
immer bleibt: Seine Schafe — die Er als Sein kennt —
gehen nicht verloren, auch wenn sie fallen! — Für uns
selbst, wie für jeden, sind und bleiben die Kennzeichen des
Schafes, daß es an Ihn glaubt (V. 26), daß es Ihn hört
und Ihm folgt (B. 27), maßgebend.
Von dem Schafe Christi — dem Gläubigen — sagt
die Schrift: „Er ist aus erwählt vor Grundlegung der
Welt" (Eph, 1, 4), „mit Christo lebendig gemacht"
(Eph. 2, 5). Er ist „aus unverweslichem Samen", „aus
Gott geboren," ja, „aus Gott", und „der Same
Gottes bleibt in ihm" (1. Petri 1, 23; 1. Joh. 5, 18;
I. Kor. 1, 30; 1. Joh. 3, 9). Er ist mit „dem Heiligen
Geiste versiegelt bis auf den Tag der Erlösung"
(Eph. 4, 30) rc. Unter einer solchen Fülle von Schriftstellen,
wie hell ist da das Wort „Meine Schafe. . .
gehen nicht verloren" beleuchtet! Er Selbst ist das Leben
' des Gläubigen, und das ewige Leben ist in dem Sohne
Gottes. So unmöglich kann ein Schaf Christi verloren
gehen, als Christus kann vom Throne des Vaters entfernt
werden.
Über Hebr. 6 nur einige Andeutungen. Es handelt
sich hier um den Gegensatz von Juden- und Christentum. —