Handreichungen (2)

07/23/2024
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

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Die Hebräer werden auf dem Grunde des Bekenntnisses angeredet (Hebr. 3, 1; 4,14; 10,23), des Bekenntnisses, daß sie Genossen einer himmlischen (nicht einer irdischen) Berufung seien. Auf diesem Grunde des Bekenntnisses gab es damals wie heute wahre und falsche Bekenner. In dieser Stelle handelt es sich nicht um ein Fallen in Sünde, sondern um das Wegfallen vom Bekenntnis des Christentums und ein Zurückgehen zum Judentum, womit sie gleichsam
den Sohn Gottes für sich selbst kreuzigten, und daraus ergab sich die Hoffnungslosigkeit — die Unmöglichkeit der Buße.

 Diese Leute, von denen in Vers 4 u. 5 geredet wird, hatten Licht. „Erleuchtet" sein ist aber nicht Wiedergeboren sein! Denken wir an Judas und Bileam!
(2. Petri 2, 20.) „Geschmeckt": schmecken ist kein essen; was man schmeckt, mag man verweigern (wie der HErr den Essig verweigerte, nachdem Er ihn geschmeckt hatte).
Sie schmeckten einst in Nazareth (Luk. 4) die Worte der Gnade mit Bewunderung, aber verweigerten Ihn. „Teilhaftig geworden" — äußerlich — sie kamen unter die Wirksamkeit und Kraft des Heiligen Geistes. In den Zusammenkünften kamen sie in die Gegenwart des Heiligen Geistes und wurden Seiner Wirksamkeit teilhaftig (vergl. Simon Apgesch. 8, Saul 1. Sam. 16). Sie „schmeckten" etwas
von den Kräften und „Wunderwerken des zukünftigen Zeitalters" in der Befreiung von der Sünde und der Macht Satans, ohne damit Leben aus Gott zu haben (Match. 7,22;
Luk. 10, 19. 20).
Vers 7 u. 8: Ein Bild von einem Lande oder Ackerstück. Es empfängt den „Regen" von oben; der eine Teil des Ackers bringt Frucht hervor und empfängt Segen von Gott, der andere Teil bringt Dornen hervor und das Ende ist Verbrennung. So mögen auch zwei Personen unter gleichen Gnadenerweisen Gottes stehen, der eine bringt Frucht, der andere bringt Dornen. Der Apostel war von ihnen überzeugt, daß sie mit den Dingen der Errettung verbunden waren (V. 9), aber sie standen in Gefahr,
nicht sestzustehen und waren am Ermatten (Hebr. 10,32—39; 12,12. 13). 

Er zeigt ihnen solche, die Christum aufgegeben
hatten und vom Christentums - Glauben abgefallen waren;
wollten sie mit diesen zusammen gefunden werden?
Ängstliche, bekümmerte Seelen werden manchmal durch
diese Hebräerstelle vorn Feinde geängstigt. Würde man
solche fragen: „Willst du Christus verwerfen und den
Glauben an Ihn aufgeben", so würden sie antworten:
„O nein, ich möchte Ihn liebhaben und an Ihm festhalten
im Glauben!" Oder: „Willst du Ihn öffentlich
der Schmach Preisgeben?" Ihr Herz würde erschrecken,
und sie würden sagen: „Nie, nie, ich möchte Ihn gern
verherrlichen!" Oder: „Willst du nicht durch Ihn und
durch Sein Blut selig werden?" sie würden antworten:
„Ich habe keinen anderen Grund, als Ihn allein!" Da
ist Reue, Schmerz um Sünde oder Verfehlungen. Diese
Stelle findet keine Anwendung für solche, im Gegenteil, die
Hebräerstelle ist geschrieben zur Ermutigung, daß wir einen
„starken Trost" und einen „sicheren und festen Anker
der Seele" haben (6, 18. 19).
In 2. Petri spricht der Apostel von den „Befleckungen
der Welt" und dem „Weg der Gerechtigkeit". Die „Erkenntnis"
des HErrn und Heilands ist eine Sache, aber
das lebendige Glaubensband mit Ihm ist eine andere.
Das Waschen macht eine Sau nicht zum Schaf, sie bleibt
eine Sau, die Natur bleibt dieselbe, das Waschen verändert
nicht die Natur! Sie geht wieder in den Kot, eben
weil sie eine Sau ist! Für Kinder-Gottes gebraucht die
Schrift nie die Worte „Sau" oder „Hund"! — Eine Sau
wälzt sich mit Behagen im Kot, ein Schaf kann hinein-
fallen, fühlt sich aber darin nicht wohl und verlangt, herauszukommen.
v. d. K.
wieder sehen zu
diese Frage wirk-
immer
Gottes
der so deutlich redenden
denn manchen Lesern die
Verunehrung des HErrn
Es ist uns ties schmerzlich,
müssen, für wieviele teure Kinder
lich eine „Frage" ist und trotz
Schrift noch sein kann. Möchten
Augen darüber aufgehen, welche
darin liegt, wenn ein Gläubiger die Möglichkeit des Ver-
lorengehenkönnens wirklicher Kinder Gottes annimmt!
Ein lehrend auftretender Bruder antwortete mir vor
Jahren auf meine Frage, ob er denn glaube, daß ein Glied
vom Leibe Christi abgeschnitten werden könne: „Ja, das kann
geschehen!" Wie betrübend ist solche Annahme! Dann
also besteht das Wort Joh. 19, 36, das von der Unverletz-
118
lichkeit des Leibes Christi redet, nicht zu Recht? Aber
ebensowenig wie von unserem Leibe ein Glied abgenommen
werden kann, ohne seine Vollkommenheit zu beeinträchtigen,
ebensowenig vom Leibe Christi!
Es wird oft hingewiejen auf Hymenäus und Alexander
(1. Tim. 1, 18—SO) und auf Demas nach 2. Tim. 4, 10.
Aber wo steht etwas davon, daß diese verloren gegangen
sind? Sagen wir doch nicht mehr über diese,
als das Wort sagt! Auf erstere einzugehen, führt hier zu
weit; bezügl. Demos' steht da, daß er den Apostel (also
einen Menschen!) verlassen und den jetzigen Zeitlauf liebgewonnen
habe. Das letztere, gewiß noch schlimmer als
das erstere, ist aber ja kein Beweis dafür, daß er verloren
gegangen sei, sondern in Verbindung mit dem ersteren ein
Beweis nur dafür, daß ihm der so schmale Weg, den
Paulus ging, zu schwer geworden war. Das Verhalten
des Demas enthält sehr ernste Belehrungen und Warnungen
für alle Kinder Gottes, aber seinen Namen u. a.
mit dem Schicksal derer von Hebr. 6, 4—7 u. 10, 26. 27,
wie auch 2. Petri 2, 20—22 in Verbindung zu bringen,
das geht nicht an. — Wie klar redet doch 2. Petri 2 von falschen
Lehrern und stellt ihnen die „Gottseligen" gegenüber. In
diesem Kapitel werden die Kinder Gottes deutlich unterschieden
von den Ruchlosen (vergl. V. 13 am Schluß „mit euch!").
Ebenso ist in Hebr. 6 der scharfe Gegensatz zwischen V. 4—7
und V. 9.10 unverkennbar, und aus dem ganzen Zusammenhang
in Hebr. 10 geht hervor, daß es sich um bloße „Be-
kenner" handelt, um Juden, die eine gewisse „Erkenntnis
der Wahrheit" hatten, „geheiligt", also abgesondert waren
durch das Blut Christi, nämlich abgesondert von ihren
übrigen Volksgenossen und deren Volksverband waren, solange
sie mit den wahren Gläubigen mitgingen. Aber „der
HErr wird Sein Volk (Israel!) richten"! (V. 30.) Es ist
übrigens sehr bemerkenswert, wie vorsichtig der Verfasser
des Hebräer-Briefes sich ausdrückt in dieser Stelle betr. der
Personen, die gemeint sind: V. 22 „laßt uns", vergl.
V. 23 u. 24, B. 25 „ihr", V. 26 keineswegs „ihr",
sondern ein ganz allgemeines „wir" (V. 26. 27 enthalten
ja eine ganz allgemeine Wahrheit!); B. 28 aber „jemand";
im B. 29 werden sie („ihr") deutlich unterschieden von dem
— 119 —
„der"; B. 30 enthält wieder einen allgemeinen Ausspruch
mit „wir", und B. 32 ff. steht wieder „ihr", das sind die
Gläubigen! Man vergl. hierzu die ebenso deutliche Unterscheidung
in der oft, aber ebenfalls fälschlich für die Annahme
des Verlorengehenkönnens von Kindern Gottes
angeführte Stelle vom ..Weinstock und den Reben" (Joh. 15,
1—8). Obwohl diese Stelle nichts zu tun hat mit dem
ewigen Leben, sondern von dem fruchtbaren Dienst hienieden
handelt — zu dem sich bekanntlich auch äußere Bekenner
hinzudrängen und lange, von Menschen unerkannt, daran
beteiligt sein können! —, wird doch, um jeden Zweifel zu
beseitigen, klar unterschieden zwischen „ihr" und „jemand"!!
Wahrlich, die Schrift redet deutlich genug!
Ja, der äußerliche Bekenner („eine gewaschene Sau", die
ja nur äußerlich rein ist) wird verloren gehen, aber ein Kind
Gottes, ein durch den Heiligen Geist versiegelter Gläubiger
(Eph. 1,13.14) nimmermehr! Nicht deswegen, weil und insoweit
Seine Schafe Seine Stimme hören, werden sie nicht verloren
gehen, wie oft gesagt wird, sondern weil Er Seinen
Schafen ewiges Leben gibt, deswegen gehen sie
nicht verloren! (Joh. 10, 28; vergl. Kol. 3, 3. 4.)
„Wer an den Sohn glaubt, Hai ewiges Leben und kommt
nicht ins Gericht usw." (Joh. 5, 24). Willst du, Bruder,
zu sagen wagen: „unter Umständen doch!"? „Soviele Ihn
annahmen, denen gab Er das Recht, Kinder Gottes zu
werden usw." (Joh. 1, 12). Willst du sagen, daß Gott
Seine Kinder verstößt? Irdische Eltern, die ihre Kinder,
die sie gezeugt haben, verstoßen, tragen das vernichtende
Urteil der ganzen Welt, (außerdem aber bleiben diese Verstoßenen
immer die Kinder ihrer Eltern, deren Blut in
ihnen ist, wenn die Eltern sie auch nicht anerkennen!). Und
Gott sollte Seine, „durch das lebendige und bleibende
Wort Gottes wiedergczeugten" Kinder (1. Petri 1, 23)
verstoßen, verloren gehen lasten können?! Was würde die
Engelwelt sagen, die sich bei der Bekehrung des Sünders
gefreut hatte (Luk. 15, 10), die Engelwelt, der durch die
Versammlung, die Gemeinde (den Leib Christi, Eph. 1, 23)
„die gar mannigfaltige Weisheit Gottes kund gemacht wird"
(Eph. 3, 10) — was würden diese „Gewalten in. den
himmlischen Örtern" dazu sagen, wenn Gott eins Seiner
Kinder verloren gehen ließe, wenn ein Glied vom Leibe
120
Christi, an dem die Engel Belehrung empfangen über Gottes
Weisheit, abgeschnitten würde! Gelobt sei der HErr dafür,
daß dies nimmermehr geschieht! Es wird ja oft davon geredet,
daß Kinder Gottes „aus der Gnade fallen" könnten.
Aber wer die Stelle, wo dieser Ausdruck vorkommt, im
Zusammenhang liest (Gal. 5, 1 ff.), wird finden, daß es
sich in der ganzen Stelle nicht um ewigen Tod oder ewiges
Leben handelt, sondern um das Sichstellen auf Gesetzesboden;
das ist „aus der Gnade fallen"! Ähnlich ist es mit anderen
aus dem Zusammenhang genommenen Stellen, deren keine
als Beweis gebraucht werden kann, daß ein Schaf Christi
verloren gehen könnte. Es müßte dann ja das Leben,
welches Christus Selbst ist und das in Ihm ist (Joh. 14,6;
vergl. 1, 4 und I. Joh. 5, 11!) verloren gehen können!
Vieles büßen wir Kinder Gottes auch droben ein, wenn
wir hier unten nicht in allen Stücken in Treue wandeln
nach dem Wort (vergl. u. a. 1. Kor. 3, 12—15), aber die
Gotteskiudschast nie; dafür bürgt uns Sein Wort! Lasset
uns Ihn ehren durch völligen Glauben an das Wort Seines
Zeugnisses (1. Joh. 5, 9—12) und durch ungeteiltes gehorsames
„Wandeln in der Wahrheit"! (3. Joh. V. 3!)
„Dein Wort ist Wahrheit" (Joh. 17, 17).
Gepriesen sei Sein herrlicher Name!
Persönliche Worte an unsere Freunde!
Wir sind wiederum beschämt worden durch manches treue Gedenken
von Freunden und Mitarbeitern, die wir zum großen Teil
nicht einmal dem Angesicht nach kennen. Allen freundlichen Helfern
möchten wir einmal die Hand drücken, ihnen unsere Dankbarkeit
persönlich ausdrücken. Es kann nicht sein! — Doch unser schriftlicher
Dank ist so schwach, das fühlen wir wohl; aber unser Trost ist der,
daß der HErr allen ein Bergelter ist.
Um der Wichtigkeit der Frage 33 willen konnten wir diesmal
leider nicht so viele Fragen aufnehmen, als wir gehofft hatten. Im
nächsten Hefte denken wir um so mehr bringen zu können.
Und nun seien Sie alle dem HErrn befohlen mit 2. Thess. 2,16 —17
Klotzsche, Anfang Juni 1914.
von dem Kerousgeder
Gruß an 6en Leser:
„Der Sohn Gottes, Jesus Christus, .... wurde nicht
ja und nein, sondern es ist ja in Ihm gewoben. Den»
so viele der Verheißungen Gottes sind, in Ihm ist
das Ja und in Ihm das Amen, Gott zur Herrlichkett
durch uns." 2. Kor. 1,19. 20.
Antworten
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftsteller;
Nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirtlich
um Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen.
krage 34: Ss wird um i^ufscblutz gebeten über die Stelle
Job. 11, 25. 26: „Ick bin die fluterstekung und das lieben ... *
^ntnort
an Mich glaubt, wird leben, ob er gleich stürbe usw."
so sprach Jesus zu Martha an der Gruft des Lazarus.
Jesus, Gott von Ewigkeit, ist das Leben selbst. In
Ihm war Leben (Joh. l, 4; 5, 26), und zwar unvergängliches
Leben (Joh. 10, 17. 18). Der Tod hatte kein
Anrecht an Ihn, wie der Tod an den Menschen Anrecht
hat, infolge der Sünde. Er konnte auch nicht im Tode
bleiben -nach Apgesch. 2, 27; 3, 14. 15. Er ist auferstanden
und der Erstling der Entschlafenen geworden, auf daß Er
in allen Dingen den Vorrang habe (1. Kor. 15,20; Kol. 1,18).
In Ihm ist auch die Auferstehung aller derer, die an Ihn
glauben, sichergestellt; wi e herrlich und kostbar! „Wer
an Ihn glaubt, wird leben"; hier ist das neue Leben gemeint
nach Eph. 2, I—4. Der Tod mag an den Gläubigen
kommen, und er scheidet aus der sichtbaren Welt ab, aber
er wird weiter leben und bei Christo sein, wo Ruhe ist
und Glückseligkeit (Phil. 1, 20—23). „Und wer da lebet
und glaubet an Mich, wird nicht sterben in Ewigkeit":
Wenn der HErr kommt, um die Seinigen heimzuholen
ins Vaterhaus (Entrückung), werden alle, die hienieden durch
Glauben Sein Eigentum geworden, mit Ihm hinaufgehen
in die Herrlichkeit, denn sie^haben ewiges Leben von Ihm
schon hienieden empfangen. F. B.
122
^nNvort 8:
Wir begegnen hier dem Herrn Jesu als dem Fürsten
des Lebens am Grabe des Lazarus und sehen die schreckliche
Wirkung, die der Tod, der durch die Sünde zu allen Menschen
hindurchgedrungen ist, angerichtet hat. Wenn der Herr Jesus
diesen mächligen König der Schrecken auch erst am Kreuze
überwand, als Er den Satan, der die Macht des Todes hat,
in Seinem eigenen Tode bezwäng und dann siegreich auf-
erstand, so war Er doch schon in diesem Moment und allezeit
während Seines Erdenwandels die Auferstehung und
das Leben und durfte diese lebendige Hoffnung der Martha
verkündigen. Er offenbarte hier am Grabe des Freundes,
daß die göttliche Macht, die den Lazarus aus dem Grabe
rief, in Ihm war. Und heute, nach dem Kreuz und nach
Seiner Auferstehung, wird jeder, der an Ihn glaubt, leben,
auch wenn er gestorben ist, er wird auferstehen zum ewigen
Leben. Und ein jeder, der da lebet, d. h. noch auf Erden
ist, wenn der HErr kommt und an Ihn glaubet, wird nicht
sterben in Ewigkeit; er wird aber verwandelt werden und
in einem neuen Leibe entrückt in die Herrlichkeit (l. Kor. 15,
51—53). So kann jeder Gläubige hienieden schon sagen:
Ich bin mit Christo gekreuzigt, gestorben, begraben und auferstanden,
denn durch die Lebensmacht Jesu wird er einen
himmlischen oder einen Auferstehungsleib empfangen, mag
er nun durch Tod und Grab gehen, oder mag er mit der
Herrlichkeit überkleidet werden. Mag nun auch der Tod
noch Macht haben über unseren sterblichen Leib, so tragen
wir schon das Rild des letzten Adam an uns und dürfen
erfahren, daß dieser Leib der Niedrigkeit umgestaltet werden
wird zur Gleichförmigkeit mit Seinem Leibe der Herrlichkeit.
So ist der Tod das Ende des leiblichen Lebens auch
für den sündigen Menschen, dabei lastet er aber das Leben
der Seele nicht an. Sie ist unsterblich, denn Gott blies
dem Menschen bei der Schöpfung Seinen Odem ein. Darum
wird der Gottlose, der in seinen Sünden stirbt, unsterblich
auferweckt (Joh. 5, 28. 29) und geht in die ewige
Verdammnis, das ist der zweite Tod (Ofsenb. 21, 11—15).
Während also alle Menschen unsterblich sind, haben doch
nur die Gläubigen, kraft des Triumphes Jesu über den Tod,
ewiges Leben, und dürfen erfahren, wie Er die Auferstehung
und das Leben ist. Ph. W.
123
Antwort L:
Die Auferstehung und das Leben find Offenbarungen der Wirksamkeit Gottes im Gegensatz zu dem, was vom Satan
ausging: Sünde und Tod. Durch die Auferstehung werden
die Toten aus der Gewalt Satans befreit und durch das
Leben in das Machtgebiet Gottes gebracht.
So oft wir den HErrn in Berührung mit dem Tode
sehen, wurde demselben sein Opfer genommen. Und als Er
Selbst vom Tode angegriffen und besiegt wurde, zeigte es
sich — o Wunder! daß der Sieger besiegt und der Besiegte
Sieger war. Der Tod konnte Ihn nicht halten. Er war
die Auferstehung und das Leben, Er war Gott. Kann Er
nicht die Namen der Eigenschaften tragen, die Er so belastbar
darstellt? (I.Joh. 1,1. 2,- Joh. 1,1—4. 18; I. Kor. 15,21.)
Die Worte „wer an Mich glaubt, wird leben, auch
wenn Er gestorben ist", zeigen uns zwei Seiten Seiner
Macht: 1. Auferstehung, „wird leben" bezieht sich auf
das seelische und geistliche Wesen des Glaubenden. Durch
Glauben an Jesus nimmt Ihn ein Mensch auf, der „lebendig
machende Geist" wird ausgenommen (1. Kor. 15, 45),
und er wird damit lebendig gemacht Joh. 6, 63 a; 2. Kor. 3,
6 b), er geht aus dem Tode in das Leben hinüber (Joh. 5,
24. 25). Es ist seine Bekehrung, seine neue Geburt'; dies
ist das erste, was ihn mit der Auferstehung verbindet.
2. „ . . . auch wenn er gestorben ist" bezieht sich auf das
leibliche Wesen des Glaubenden. Durch Glauben an Jesus
wird ein Mensch auch für seinen Leib teilhaftig der Auferstehung.
Er stirbt, weil er gesündigt hat (Röm. 5, 12);
sein Leib der Sünde empfängt seinen Lohn (Röm. 6, 6. 23),
er fällt unter die Herrschaft des Todes, aber er bleibt nicht
darunter, denn der Geist des Lebens, den er erhalten, hat
ihn freigemacht und wird ihn lebendig machen (Röm. 8,2. 11;
l.Kor. 15, 21. 22). So wie beim Grabe Lazarus' der
Tod seinen Gefangenen losgeben mußte, so wird Er die
Gläubigen aus den Gräbern herausrufen, wenn Er wieder-
kommt (1. Thess. 4, 16).
„Und jeder, der da lebt und an Mich glaubt, wird
nicht sterben in Ewigkeit." Das „der da lebt" bezieht sich
auf das natürliche, leibliche Leben, auf jeden Menschen;
„pnd an mich glaubt" bezeichnet den Gläubigen. In den
Augen der Menschen sehen Gläubige und Ungläubige gleich
124
aus: sie „leben" beide. In den Augen Gottes ist der Ungläubige
nur einer, „der da lebt", und der Gläubige einer,
„der da lebt und glaubt", und nur für diesen gilt: „wird
nicht sterben in Ewigkeit". Für ihn ist der Tod nur ein
Übergang aus der Zeit der Fremdlingschaft in die Herrlichkeit.
Lieber Bruder, wenn Christus unser Leben ist, wie
könnten wir sterben, da Er lebendig ist in die Zeitalter der
Zeitalter? (Kol. 3,4; Offenb. 1,18.) R. W. D.
O:
In Kap. 8, 58 offenbarte Sich der HErr den Juden als
der Jehova — der „Ich bin"; hier offenbart Er Sich der
Martha als „die Auferstehung und das Leben". Er sagt
gleichsam zu Martha: Ich, die Person, die vor dir steht. Ich
bin die Auferstehung und das Leben. In ihrem Hause
war der Tod eingekehrt, aber mit Seiner Person kam jetzt
die Auferstehung und das Leben hinein. Die Kraft war
in Seiner Person. Wo Er ist, kann der Tod nicht sein
(noch kommen). Er war nicht da, und so konnte der Tod
Lazarus hinwegnehmen. Aber jetzt kam Er, — und Er sagt
nicht zur Martha, was Er tut oder tun will, sondern was
Er in Seiner Person ist: Auferstehung und Leben, und zeigt
ihr: wenn Er erscheint, dann wird der Gläubige leben
(auferstehen), der gestorben ist, und die Gläubigen, die leben,
die werden nicht sterben in Ewigkeit. — So auch heute.
Der HErr ist nicht hier. Er ist droben. Der Tod tut noch
sein Werk an den Kindern Gottes, aber wir erwarten den
Tag, da Er kommt, der Auferstehung und Leben ist. Dann
werden die beiden Klaffen 1. der Gestorbenen (V. 25) anf-
erstehen und leben und 2. die Klaffe derer, „die da leben",
(V. 26) verwandelt — „nicht sterben in Ewigkeit".
v. d. K.
^nrnerkunS ckes Herausgebers:
Diese Frage ist recht gründlich beleuchtet; möchte uns
Christus nur recht gross und kostbar geworden sein durch
diese Antworten. Er, dessen Name nach 2. Mose 3, 14 „Ich
bin" ist und dessen Name Sein Wesen bedeutet, steht hier
vor uns als „die Auferstehung", „das Leben"! Welch
wunderbares Geheimnis! Wie glücklich sollten wir sein.
daß uns dieses geschenkt ist und wir uns in die unergründlichen
Tiefen der Herrlichkeit dieser Seite Seines Wesens
versenken dürfen! Aber glauben wir die Tatsachen dieser
Verse auch wirklich? Kaum irgendwo anders, meinen wir,
ist unser Glaube ein so unvollkommenes Ding wie hier.
Möchten wir hinsichtlich dieser göttlichen Tatsachen unseren
Glauben prüfen an der Hand der göttlichen Bestimmung
dessen, was Glauben ist: Hebr. II, 1! „Ein Übersührlsein!"
Möchten wir unS nur täglich mehr und mehr durch den
Geist Gottes, der Christus verherrlicht lJoh. 16, 14), überführen
lasten von der Herrlichkeit der Person Jesu, indem
wir Ihn anschauen in Seinem Wort (2. Kor. 3, 18)!
§rage 3S: ist die Stelle in pkil. 2,12.13 zu verstehen:
„Vollfükret eure eigene Seligkeit mit §urcbt und Zittern"?
Antwort
Bei der Beantwortung dieser Frage dürfen wir nicht
die zweite Hälfte des Verses vergessen, sondern müssen sie
vielmehr voranstellen. Sie lautet: „Denn Gott ist es, der
in euch wirket beides, das Wollen und Vollbringen nach
Seinem Wohlgefallen."
Weil denn Gott solches in uns wirket, so sollen wir
Ihm einerseits stillehalten, daß Er durch uns wirken kann
als durch gefügige Instrumente, andererseits sollen wir die
Kraft, die Er uns darreicht, nämlich den Heiligen Geist
mitsamt Seinem teuren Wort, annehmen und in und mit
derselben unter Furcht und Zittern unsere Seligkeit schaffen.
Gott macht uns gerecht ohne unsere Werke, Er macht uns
gewissermaßen heilig durch unsere Werke, d. h. unser ganzes
Leben soll ein fortgesetztes gutes Werk, ein angenehmes
Opfer sein, indem wir uns Ihm Selbst auf Seinem Altar
darbringen, wie Er Sich für uns dargebracht hat und unsere
Seligkeit geschafft.
Dies ist nicht anders geschehen, als daß Er mit großer
Angst und Zittern in Gethsemane Sich unter Gottes Willen
beugte und dann als das Lamm Gottes unter Höllenqualen
am Kreuze für uns starb; aber — Gott sei gelobt — so
erniedrigend dieser Tod war, um so herrlicher war Seine
glorreiche Auferstehung, Himmelfahrt und Sitzen zur Rechten
Gottes samt der Ausbreitung Seines Reiches als der Frucht
126
Seines Todes. Auf diese selbstverleugnende Weise hat Er
unsere Seligkeit erworben, auf diese selbstverleugnende Weise
sollen wir Seine Nachfolger sein, indem wir unser eigenes
Leben mit Ihm am Kreuze in den Tod geben, damit wir
mit Ihm auferstehen, um gute Früchte zu bringen. Diese
völlige Selbstvernichtung, die durch Gott in uns gewirkt
wird, ist und bleibt eine Tat der Selbstverleugnung, die
wir immer mehr lernen sollten, damit Gott uns mehr mit
Seiner Kraft erfüllen kann, die wir in Seinem Dienste zu
Seiner Verherrlichung verwenden und so unsere Seligkeit
mit Furcht und Zittern schaffen.
Die Kehrseite ist folgende: Widersteht der Mensch
dieser Kraft, so bleibt er in der Knechtschaft des Teufels
und wirkt seine Verdammnis. Es ist dann seine eigene
Schuld, wenn er verloren geht, wie es nur Gottes Gnade
und Huld ist, wenn der Mensch errettet wird. L. Th.
ZmNvoit 8:
Mir scheint, wenn wir kindlich find, die Sache sehr
einfach zu sein.
1. Gott hat alles für alle getan. Wir haben zu der
Seligkeit nichts mehr, rein nichts mehr zuzufügen. „Es ist
vollbracht." Gott ist es auch, der nach V. 13 alles wirket,
wirklich alles. Aber Gottes Wille kommt in mir soweit
zur Ausführung als
2. mein Wille will. Mein Wille in Seinen Willen
gelegt, mein Wille von Seinem Willen umfangen und alles
ist gut. „Jawohl, Er blickt hernieder auf mich. Sein
schwaches Kind, zu Ihm schau ich auch wieder und Kraft
u:d Frieden find'. Ich lege meine Hände (Willen und
Leben) in Seine starke Hand und weiß. Er führt am Ende
mich heim ins Vaterland." Mit Furcht tue ich das, nicht
als Knecht, sondern als Kind; mit Zittern, nicht als in
sklavischer Pein, sondern in heiligem Mich-ausstrecken und
großem Ernst. K. E.
d.
Phil. 2, 12. 13 mahnt die Gläubigen, daß sie auf ihrer
Errettung nichr ausruhen sollen, als wenn ein treuer und
lebenskräftiger Wandel nicht nötig sei, weil wir ja in
Christus alles haben. Ja, wir haben alles in Christus,
12.
aber nicht, damit es unbeachtet liegen bleibt, sondern damit
wir es in einem Leben der Tat auswirken. Die Errettung,
das Heil wird in diesem Wort deutlich als vorhanden bezeugt.
Und den angeredeten Gläubigen wird ihr treuer
Gehorsam ausdrücklich anerkannt. Und doch werden sie
aufgefordert: „Wirket eure Errettung aus in einem
tadellosen Leben unbescholtener Gotteskinder, als Lichter
in der Welt, die das Wort Gottes durch ihr tatsächliches
Verhalten darstellen!" (14—16.) Die Errettung ist kein
totes Gut, sondern sie ist Leben! Der HErr als das
Leben ist unser Heil. Die Eigenart des Lebens ist die
Betätigung, und zwar im besonderen die Lebenswirkung.
Wo wahre Errettung ist, da betätigt sie
sich in einem gereinigten, geheiligten Leben, das den Todeshauch
und das Todesgift der Sünde überwindet. Ja, sie
beweist ihre Lebensrvirkung, indem sie das Leben, wie ein
Licht die Helligkeit und Wärme, um sich her verbreitet.
Und es gibt kein anderes Licht in dieser Welt als das
Wort, so daß alles wahre Leben sich mehr und mehr dem
Worte entsprechend gestaltet und so zu einem lebendigen
Brief Christi wird.
Das alles ist nur möglich in heiligem Ernst, mit Ehrfurcht
und Zittern. Je tiefer wir die Nähe Gottes und
die Jnnewohnung des HErrn erfahren, um so ehrerbietiger
und ernster wird unser Leben — Sein Wirken — alles
Eigne zurücktreten lassen. Denn wie die Tatsache der Errettung
selbst, wie jeder ernste, gute Wille (der von uns
gefordert wird), so ist auch jede Tat des Lebens, jedes
Wirken im Geiste Christi nie und nimmer aus uns, sondern
einzig und allein aus Gott, der allein die Kraft ist.
Antwort v:
Das Wörtchen „eigene" sagt uns, daß es sich um eine
Seligkeit handelt, welche wir schon in dieser Welt besitzen
und gegießen können. Was für eine Seligkeit oder Glückseligkeit
das ist, sagt uns Joh. 14, 23. Es ist die Gemeinschaft
mit dem Vater und mit Seinem Sohne Jesu Christo.
Das ist es, was Satan uns so gerne raubt, und ich fürchte,
daß viele Gläubige diese Seligkeit nicht genießen. Wer sein
eigenes, schwaches, menschliches Herz und auch die Welt mit
128
ihren Eitelkeiten und die List Satans, ihres Fürsten, kennt,
der wird mit Furcht und Zittern danach trachten, in dieser
persönlichen Gemeinschaft mit seinem HErrn im Himmel zu
bleiben. Drei Dinge sind wichtig zu beachten: I. Habe
acht auf dich selbst und auf die Lehre (I. Tim. 4, 16).
2. Halte fest das Bild gesunder Worte (2. Tim. 1, 13).
3. Halte im Gedächtnis Jesum Christum, auferweckt aus
den Toten (2. Tim. 2, 8). A. F. S.
^nmerkunz ses Herausgebers:
Wir haben mehrere Antworten verschiedener Auslegung
ausgenommen, die, wie wir glauben, einander ergänzen.
Doch in keiner scheint uns das berücksichtigt zu sein, wodurch
Paulus zu diesen Ausdrücken, die vielen Gläubigen ganz
ohne Grund Schwierigkeiten machen, Veranlassung hat.
Er schreibt ihnen diese Worte, soweit wir sehen, keineswegs
nur als ernste Ermahnung, deren Nichtbeachtung böse
Folgen nach sich ziehen würde — obwohl das wahr sein
mag —, sondern als lebendigen Trost. Sie bedurften
dessen sehr, nachdem Paulus, der bisher in ihrer Mitte gewirkt
und zu ihrem Heil gearbeitet hatte, sie hatte verlassen
müssen, wodurch sie sich gewissermaßen „auf eigene Füße
gestellt" sahen. Sie mußten jetzt ihr Heil selbst „auswirken".
Aber wenn Paulus auch nicht da ist — Gott ist
da; Gott wirkt alles in ihnen, während Paulus nur für sie
wirken konnte. Welch ein Vorrecht für uns. Ihn wirken
lassen zu dürfen! Doch schließt dieses Vorrecht die Verantwortung
für uns in sich, unsern Wandel in solcher Weise zu
führen, daß das Wirken Gottes nicht verhindert werde. Nur
durch diese beständige Wechselbeziehung zwischen Gottes Wirken
in uns und unserem dementsprechenden gebührenden Gehorsam,
der verbunden ist mit heiliger Ehrfurcht gegen Gott,
werden wir befähigt, „Darsteller des Wortes des Lebens"
— d. i. des Christus! — zu werden (B. 16). Wie die
Schauspieler Darsteller der Gedanken des Dichters sind, so
sind wir berufen, die Darsteller des Wesens Dessen zu sein,
welcher der geliebte Gegenstand unserer Herzen ist. Welch
erhabene Verantwortung und welch ein Trost, daß Er Selbst
in uns wirkt nach Seinem Wohlgefallen!
129
§rage 36: sind die (Zegenjätze in lTol. 3, 3 „rkr seid
gestorben" und in V. 5 „so lotet nun" zu versieben und wie
werden sie praktisch ausgetebt?
Antwort
Das eine ist wohl klar: Wiedergeborene sind der Welt
und dem Ich gestorben. Der alte Mensch (das Ich, die
eigene Persönlichkeit mit allem, was an und in ihr unter
der Leitung Satans stehend ist) ist gekreuzigt, und ich bin
ein neuer Mensch (dieselbe meine Persönlichkeit niit allen
Gaben, Kräften, Gütern unter dem Regiment Christi
stehend) geworden.
Aber obwohl der Christ ein neuer Mensch ist, so ist
doch der Leib noch da und in ihm allerlei Lüste. Lüste,
die an sich berechtigt sind, die aber, wenn sie nicht im Zügel
gehalten werden, zur Sünde führen und werden können.
Notwendige Eß- und Trinklust kann zur Völlerei und Trunksucht
werden, Fortpflanzungslust zur Unzucht werden, gutes
Streben zum ehrgeizigen Strebertum werden, Sparlust zum
Geiz werden, Feingefühl zur Einpfindelei werden usw. Da
gilt es zu wachen. Lüste sind nach dem Ausspruch eines
alten Mannes Gottes gute Knechte, aber böse Herren. Gott
mache uns wachsam! Sein Sieg ist unser Sieg. Halleluja!
^rttvort 8:
Der Zusammenhang aller Stellen, in denen uns bezeugt
wird, daß wir mit Christus gestorben sind, verwertet
diese Glaubenstatsache zu einem Ansporn des Willens, unser
praktisches Leben dementsprechend gestalten zu lasten. Daß
wir mit Christus gestorben sind, ist die Glaubensstellung,
die wir in Christus haben. Dieser Glaube ist keine Theorie
oder Lehre, sondern er ist Leben, und zwar in erster Linie
und vor allem inneres Leben. Das Geheimnis heißt
„Christus in uns" (Kol. 1, 27), Christus der Gekreuzigte
und der Erstandene und Erhöhte, der ganze Christus! Das
ist die persönliche Grundlage aller Heiligung. Damit sind
wir aber noch nicht „fertig" im „Gestorbensein". Denn das
Fleisch lebt. Wir leben im Fleisch. Hier bedarf es der
praktischen Auswirkung der Errettung. „Ich lebe, doch nun
nicht ich, sondern Christus lebt in mir! Vom Innersten
aus, wo im glaubenden Herzen Christus wohnt, werden
130
mehr und mehr alle Lebensgebiete in die Sterbensgemeinschaft
und Lebensgemeinschaft des HErrn gezogen. Der
lebendige Glaube, der selbst nichts anderes ist als eine
Lebenswirkung deS HErrn, hat sich unausgesetzt zubetätigen
gegen das Fleisch und alle fleischlichen Neigungen, die in
jedem Gläubigen vorhanden sind. In der Kraft des Glaubens
an die Todesgemeinschaft mit dem HErrn, der für uns gekreuzigt
wurde, sinnen wir nicht mehr auf das, was auf
der Erde ist. In dieser Glaubenskraft töten wir und legen
wir ab alle die Neigungen und Regungen, „um derentwillen
der Zorn Gottes kommt über die Söhne des Ungehorsams".
Ebenso wie die Elaubensstellung in Christus bei einem
treuen Gläubigen eine beständige ist, ebenso muß naturnot-
wenbig dieses Töten und Ablegen eine beständige Handlung
des neuen Menschen sein. E. A.
Anmerkung äes Herausgebers:
Welch eine köstliche Gewißheit: „Unser (der Gläubigen)
Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott" (B. 3).
Unser Leben ist hienieden zu Ende gebracht, indem wir
mit Christus starben. Wir haben unser Leben nur noch
droben; doch hier unten sind noch „Glieder" von uns,
Glieder des alten Menschen, der in Christo sein Ende gefunden
hat. Es wäre für uns nicht möglich, diese Glieder
zu töten oder im Zustande des Todes zu erhalten, wenn
unser Leben nicht in Gott wäre. Lebten wir noch unser
altes Leben, in dem nichts ist, was von Gott anerkannt
werden kann, so hätten wir auch keine Kraft, unsere Glieder
zu töten; unsere besten Willensäußerungen und Bemühungen
würden nichts sein als Fleischeswerk. Aber unser Leben,
unsere Lebensquelle wie Lebenskraft ist mit Christo in Gott;
«ur darum können mir „töten" (V. 5), oder vielmehr.
wie dieser Ausdruck und die folgenden wörtlich besagen:
(zuständlich) getötet haben...." (V. 5), „abgelegt
haben..........." (V. 8) und „angezogen
haben. . . ." (V. 12) und fortgesetzt in diesem Zustande
eines „neuen Menschen" (B. 10) wandeln.
Des neuen Menschen Leben ist Christus. Für das, was
er hier auf der Erde zu töten und abzulegen hat, zieht er
zugleich das an, was seinem Wesen nach Christus Selbst ist,
und also wird er von Gott „erneuert" (B. 10). Wir ver
131
wirklichen das Getötethaben usw. praktisch in dem Maße, in
dem wir droben unseren Verkehr haben, wo der Christus
ist (B. 1 «. 2!); dann wird das „Wort des Christus" für
uns lebenserneuernden Wert bekommen und „reichlich in
uns wohnen" (B. 16); dadurch wird der „neue Mensch"
ausgebildet werden, die Glieder des alten werden als getötet
ihre Macht mehr und mehr verlieren und das neue Leben
— Christus — wird nach und nach in uns ausgebildet
(2. Kor. 3, 18).
Trage 37: lZiite um eine kurze Auslegung von Nöm. 8,
19—25 L
-Xritveort -X:
Mit V. 19 möchte man Kol. 3, 4 und 1. Joh. 3, 2
vergleichen. Das Harren der Schöpfung wartet auf den
Tag, da der HErr mit Seinen Erkauften erscheinen wird,
rim durch Gericht alles in Ordnung zu bringen (2. Thess.
1, 10; Apgesch. 3, 19. 21). — B. 20—22: Der Mensch
wurde zum Herrschen geschaffen, um Gott auf der Erde zu
vertreten (1. Mose 1, 26. 28), aber da er durch Ungehorsam
und Hochmut in die Knechtschaft Satans, der Sünde, der
Eitelkeit fiel, so ist es klar, daß alles, was von ihm beherrscht
wurde, auch mit ihm in die Knechtschaft fiel; unsere
Sünde hat die Grausamkeit der Raubtiere, das Leiden des
Tierreiches, die Unfruchtbarkeit des Bodens, die Krankheiten
des Pflanzenreiches, alle Unregelmäßigkeiten in den Verrichtungen
der Schöpfung: Mißbildungen bei den lebendigen
Wesen, Störungen, Erdbeben usw., verursacht und verursacht
sie noch. Aber Gott ließ dies zu, um die Schöpfung teilhaftig
an den Ergebnissen des Werkes Christi (Kol. I, 20;
Hebr. 2, 9) zu machen. V. 23 drückt das Sehnen, das Verlangen
der im Leibe noch wohnenden Kinder Gottes aus
(2. Kor. 5, 2. 4; Phil. 1, 23). V. 24. 25: Ihre tatsächliche
Errettung ist noch nicht ausgeführt, obgleich alles für dieselbe
vollbracht ist (Joh. 19, 30). Sie warten noch, aber mit
Gewißheit, auf die Vollendung ihres Heiles, welche die
Wiederkunft des HErrn ist, durch die sie in Herrlichkeit
ausgenommen werden; dann wird die Schöpfung selbst im
Tausendjährigen Reiche von der Herrschaft der Sünde befreit
werden (2. Thess. 2, 3—8). In Verbindung mit V. 24
und 25 lese man noch Hebr. 2, 8; 9, 28; 1. Petri 1, 3—9;
132
2. Thess. 2, 16; 2. Kor. 4, 18; Eph. 1, 18. Gepriesen sei
der Gott und Vater unseres Herrn Jesu Christi für diese
gute Hoffnung; Er ist unsere Hoffnung (1. Tim. 1,1).
^ntvort 8:
Als der HErr hienieden wandelte, seufzte Er im Geiste
(Joh. 11, 33. 38). Er sah und empfand in Seiner Seele
den Tod und das Verderben, welches durch die Sünde in
die Welt gekommen war. So haben auch heute die Kinder
Gottes ein Empfinden für die Knechtschaft des Verderbnisse»,
unter der die Schöpfung seufzt.
Der Mensch ist das Haupt der Schöpfung, und als
durch seine Sünde das Gericht Gottes über ihn kam, kam
auch die Schöpfung unter den Fluch (1. Mose 3). Da ist
der Ursprung und Anfang des Seufzens. Von da an
brächte die Erde statt Früchte Dornen hervor. Die Tiere,
die einst dem Menschen nahten, flohen vor ihm, er wurde
ihr Tyrann, und nur im Schweiße seines Angesichts fand
er selbst sein Brot. Mit Seufzen und Geschrei betritt er
die Welt und so geht er auch wieder aus ihr heraus. —
Mit dem Fortschreilen in der Sünde und Empörung gegen
Gott mehren sich auch die Wehen und das Verderben der
Schöpfung. Die Sintflut brächte neues Verderben. Bis
dahin erreichte der Mensch ein fast tausendjähriges Alter,
jetzt wurde das Leben abgekürzt. Babel, Sodom usw. zeigen
weitere Spuren des mit der Sünde zunehmenden Verderbens.
Obgleich wir die Erstlinge des Geistes haben (B. 23),
so gehören wir durch den Leib noch dieser Schöpfung an,
und seufzen in uns selbst und harren der Erlösung. Zugleich
sind wir aber auch der Mund der seufzenden Schöpfung,
der das Sehnen der Kreatur nach dem Tage der Offenbarung
der Söhne Gottes vor Gott ausdrückt. Jetzt ist
noch der Tag des Weinens, aber bald kommt die Stunde,
von welcher der HErr sagt: Ich werde euch Wiedersehen
(Joh. 16, 22), und dann naht der Tag, an dem wir mit
Ihm offenbar werden in Herrlichkeit (Kol. 3, 4), der die
Befreiung der Schöpfung von der Knechtschaft und
Gebundenheit in sich schließt. Dann, wenn die Kinder
Gottes offenbar werden, wird auch sie in dem Schmucke
ihrer Schönheit gekleidet sein. v. d. K.
.^nmerkunz 6es ttersusgebers:
Hat es uns noch niemals wie ein heiliger Schmerz tief
ergriffen, wenn wir sahen, wie ein armes Lastwagenpferd
auf der Straße erbarmungslos mißhandelt wurde, oder
wenn wir einen jämmerlichen Droschkengaul auf dem glatten
Asphalt stürzen sehen mußten? Sicherlich! Haben wir
nicht schon ähnlichen Schmerz empfunden gelegentlich beim
Anblick eines gefangenen Vögelchens, oder wenn wir irgendwie
gezwungen waren, in der Natur einen Kampf auf Leben
und Tod mitanzusehen? Sollte unser Schmerz nicht gewissermaßen
die stille, traurige und sehnsüchtige Antwort
sein auf den klagenden Schmerzensschrei der um unsertwillen,
um des gefallenen Menschen willen leidenden Tierwelt,
ja der gesamten Schöpfung? Sie, die Schöpfung,
seufzt — unbewußt freilich, aber darum nicht weniger
sehnend — nach der Erlösung, die erst eintrelen kann, wenn
die „Erlösung unseres Leibes" eintritt, die „zukünftige Herrlichkeit,
die an uns geoffenbart werden soll". Laßt uns
mehr unter diesem Gesichtspunkt die leidende Naturwelt
anschauen, dann werden wir das Mitleiden und Erbarmen
mit ihr haben, das uns als Christen geziemt (vgl. z. B.
Spr. 12, 10 u. a.), uns, die wir uns mitverantwortlich
wissen für die „Knechtschaft des Berderbnifses und der
Eitelkeit", unter welche der Mensch durch seine Sünde die
Schöpfung unterworfen hat (V. 20)!
Trage 38 (Voppelkrage): Ist in 6pgescb. 21, 4 der GeUige
Geist gemeint? >Venn ja, v»ie ist dann der Gegensatz zu V. 11
zu versieben? (vgl. nock flgescb. 11, 28!)
un/sr» rn 6 Asnann/s nsris
Tnrt /o t/rs
au/ /Aon srnFSAanASNMr Anlu/onlsn mr'l
AuMMST» As?» Ä?S7»allLAS§S7».
>^?as will Paulus in flpgesck. 20, 22 sagen? Ist es ein Hinweis
auf Kap. 19, 2 l oder 18, 18. 21 ?
Antwort / (1.
Wenn die Schrift von „dem Geiste" (Apgesch. 21, 4)
spricht, ohne andere Bezeichnung in dem Zusammenhang, so
134
können wir nur an den „einen Geist" denken (Eph. 4, 4),
den Heiligen Geist. Wenn sie von „dem HErrn" spricht,
so verstehen gleich unsere Herzen, um welche teure Person
es sich handelt (Joh. 20, 25; 21, 7. 12). Ebenso ist's mit
„dem Geist", denn Er und der HErr sagen die gleichen
Worte (Ofsenb. 2, 17 usw.; 3, 14. 22); beide sind die Wahrheit
(Joh. 14, 6; 1. Joh. 5, 6). Andere Geister sind in
der „von Gott eingegebenen Schrift" stets sorgfältig gekennzeichnet,
damit betreffs „des Geistes" keine Unklarheit bestehe,
von dem unser Verständnis abhängig ist (1. Kor. 2,
10. 11; Joh. 14, 26; 16, 13. 14).
Die Gemeinden wandelten in der Furcht des HErrn
(Apgesch. 9, 31), im Geist (Gal. 5, 16. 25) und dieser,
unberrübt, wirkte in den Gläubigen Seine Frucht, die
Liebe. . . den Frieden . . . (Gal. 5, 22). Wie Paulus
(Apgesch. 20, 23) und Agabus (21, 11) hatten die Jünger
von Tyrus durch denselben Geist Kenntnis von den des
Paulus wartenden Banden und Drangsalen erhalten, und
die Liebe des Geistes (Röm. 15, 30) trieb sie, wie auch die
in Cäsarea, zu ihrer dringenden Bitte; dieselbe Liebe wirkte
in Paulus, dessen Herz brach, aber ihm wurden von dem
HErrn zuerst (Apgesch. 20, 22. 24), von Brüdern auch
(Röm. 15, 25. 26) Dienste anvertraut, welche die Reise nach
Jerusalem erforderten, und inbrünstig im Geist, „dem HErrn
dienend" (Röm. 12, 11) tat er „eines" (Phil. 3, 14). In
diesem 21. Kapitel der Apostelgeschichte finden wir also keine
Widersprüche, vielmehr sind da die verschiedenen Wirkungen
Gottes durch den Geist, nach der Stellung jedes einzelnen
wahrnehmbar (1. Kor. 12, 6. 18). Das Ende bei allem ist
Sein allen Verstand übersteigender Friede (Apgesch. 21, 14;
Röm. 16, 20 mit Phil. 4, 6. 7). R. W. D.
^nvvort 8 (2. Kratze):
In Apgesch. 20, 22 denken manche Ausleger an den
eigenen Geist Pauli im Unterschiede von 21, 4, wo der
Heilige Geist gemeint sei.
Die Schrift unterscheidet ja zwischen Seele und Geist
des Menschen. So ist I. Kor. 2, 11 sicher der Geist des
Menschen gemeint.
Demnach will man den Wunsch des Apostels, nach
Jerusalem zu gehen, auf seine große Sehnsucht, das jüdische
135
Volk für das Evangelium zu gewinnen, zurückführen, eine
Sehnsucht, die so mächtig ist, daß er bereit ist, sein Leben
für sein Volk zu lassen (vgl. 20, 24 mit Röm. 9, 1—5;
15, 30. 31).
Eine Berufung auf Apgesch. 19, 21. 22, wo es heißt:
„Paulus setzte sich vor in seinem Geiste, nach Jerusalem
zu reisen," ist schon deshalb belanglos, weil auch an dieser
Stelle durchaus nicht an den Geist des Apostels im Unterschiede
vom Heiligen Geist gedacht werden muß. Wörtlich
heißt es: „In dem Geiste".
Wir sind aber durchaus nicht genötigt, einen Gegensatz
zwischen dem Vorsatz des Apostels und der Absicht des
Geistes anzunehmen. Die Offenbarungen des Heiligen
Geistes bezüglich der geplanten Reise kannte der Apostel
ja genau. Sein Geist kann sich nie gebunden und gedrungen
fühlen, etwas zu tun, was dem Willen des Heiligen Geistes
widerspricht. Allen Versuchen, die Reise des Apostels nach
Jerusalem als eine vom Heiligen Geiste nicht gewollt?,
sondern als einen dem eigenen Geiste des Apostels entsprungenen
und mit einem gewissen Eigensinn trotz aller
Warnungen durchgesetzten Plan darzutun, stehen Wortlaut
und Sinn der Schilderungen in der Apostelgeschichte durchaus
entgegen.
Der Apostel fühlte sich im Geiste gebunden, stand aber
dabei unter der Leitung des Heiligen Geistes. I. W.
äntvort L f2. ?mge):
Paulus nennt sich oft einen Sklaven Jesu Christi
(Röm. 1,1; Phil. 1, 1; Tit. 1,1). Paulus war nicht eiy
äußerlich Gebundener, sondern ein im Geist Gebundener,
d. h. er hatte sich jemand zu eigen gegeben, verpflichtet, dem
Herrn Jesu. So meint er hier, daß er als ein dem HErrn
Verpflichteter im Gehorsam gegen Ihn trotz der durch den
Heiligen Geist vorausgesagten Bande und Drangsale (Apgesch.
20, 23), die dort auf ihn warteten, nach Jerusalem reise.
B. 24 zeigt, daß er nach Jerusalem ging, um seinen Lauf
zu vollenden und den Dienst, den er von dem Herrn Jesu
einpfangen habe, daß er deswegen auch keine Rücksicht auf
sein Leben nehme. Daß dieses keine leeren Worte und
Selbsttäuschung waren, zeigt sein weiterer Weg. Der HErr
hatte einst zu Ananias gesagt: „Dieser ist Mir ein aus
— 136
erwähltes Gefäß, Meinen Namen zu tragen sowohl vor
Nationen als Könige und Söhne Israels" (Apgesch. 9,15).
Bisher war der Dienst des Paulus unter den Nationen
und nur unter den unter diesen zerstreuten Kindern Israels
gewesen. Jetzt finden wir ihn Apgesch. 21. 22 im Tempel
von Jerusalem, dem Mittelpunkt des jüdischen Volkes, vor
der ganzen Stadt das Zeugnis des Evangeliums verkünden,
Apgesch. 23 vor dem Synedrium stehen, Apgesch. 24 vor
dem Landpfieger Felix, Apgesch. 25 und 26 vor Festus,
dem König Ägrippa und Bernice. Phil. 1, 14 kann er
schreiben, daß seine Bande in Christo offenbar geworden
seien in dem ganzen Prätorium, und daß seine Umstände
zur Förderung des Evangeliums geraten seien. Phil. 4, 22
spricht er von den Heiligen in des Kaisers Hause. Ob er
bei seiner ersten und seiner zweiten Gefangenschaft vor dem
Kaiser persönlich gestanden hat und ob die 2. Tim. 4,16.17 erwähnte
Verantwortung vor diesem persönlich war, erzählt die
Schrift nicht ausdrücklich, es erscheint aber wahrscheinlich, da er
sich ja auf die Person und das Urteil des Kaisers berufen hatte.
So führte der HErr Seinen Knecht ins Gefängnis,
damit dieser diesen Teil seines Dienstes erfüllen konnte,
damit auch das jüdische Volk und seine Führer, sowie die
weltlichen Fürsten und Herren die Botschaft des Evangeliums
aus dem Munde des Paulus hörten. O. v. Br.
^nmerkune <le * HerausZeders:
Wir sind sehr dankbar für diese drei sich so gut ergänzenden
Antworten, aus denen auch deutlich hervorgeht,
daß es schriftgemäß ist, die Reise Panli nach Jerusalem für
gottgewollt zu kalten. Hierzu nur noch einmal der Hinweis
auf Apgesch. 9, 15. 16: Nationen — Israel.
Apgesch. 21, 4 enthält gar kein Verbot, ebensowenig
wie V. 11; in V. 4 ist das, was in V. 12 infolge der V. 11
vorausgegangenen Weissagung steht, als ein Reden durch
den Geist dargestellt, was nur zeigt, wie geisterfüllt die
Jünger waren. Aber keineswegs sind hierin Gegensätze
gegen Kapitel 20, 22 oder 19, 21 zu sehen. Paulus handelte
nach dem Willen des HErrn (vgl. Apgesch. 20, 22—24 mit
18, 21 b und 21, 14!). Nur wenn in 21, 4 ein bestimmter
Befehl des Geistes läge, wäre diese Stelle schwierig in
!37
ihrem Verhältnis zu Stellen, wie 19, 21 und 20, 22 („in
dem Geiste"); aber der liegt nicht vor, sondern der Geist
wirkte in ihnen eine warnende Bitte gemäß ihrer
Stellung zu Paulus und in Paulus einen dem göttlichen
Willen entsprechenden Entschluß gemäß
seiner hervorragenderen Stellung (als Apostel) zum HErrn!
Paulus ging einen klaren, göttlichen Weg!
Trage 39: >Vas ist die IZedeulung der Ausdrücke „Scbec>l *
(5l. „Hades *, „Abgrund * (Nb?ssos), „Teuersee * (Offenb. 20),
„Hölle * (Oekenna) und „Tartarus" (2. Petr! 2, 4)? Sind es alles
vermiedene Dinge, oder sind z. S. „Scbeol * (5l. ^.) und
„Hades * (D. ^1.) dasselbe?
/^nt^ort
Das Wort Hades kommt im N. T. wie folgt vor:
Matth. 11, 23; 16, 18; Luk. 10, 15; 16, 23; Apgesch. 2,
27, 31; Offenb. I, 18; 3, 7 (versch. Lesart.); 6, 8;
20, 13. 14. Es bedeutet Totenreich, Unterwelt und entspricht
dem hebräischen Wort Scheol. Das Wort Scheol
findet sich häufig schon im Buche Hiob, vergl. 7, 9; 11
14, 13; 17, 13. 16; 21, 13; 24, 19.
Das Totenreich liegt tief unten, 5. Mose 32, 22;
Jes. 14, 9; 57, 9; Hes. 32, 21; Am. 9, 2; Ps. 86, 13;
139, 8; Spr. 15, 24; Hiob II, 8. Es ist der Aufenthaltsort
für alle Toten, Hos. 13, 14; Ps. 16, 10; 49, 15;
89, 48; Spr. 5, 5; 23, 14. Doch find zwei Orte zu
unterscheiden, das Paradies (Schoß Abrahams), d. i. der
Ort für die Frommen (Luk. 16, 22; 23, 43), wo der
sterbende Schacher mit Christus sein sollte. Von diesen sind
die übrigen durch eine große Kluft getrennt (Luk. 16, 26).
Bis zum Gericht vor dem großen weißen Thron
werden die Gottlosen hier bleiben, um dann in den Feuersee
geworfen zu werden (Offenb. 20, 13 ff.). Dagegen erscheint
daZ „Paradies" seit der Auferstehung Christi in der
Gegenwart Gottes, wohin Paulus entrückt wurde (2. Kor.
12, 1—4), nicht mehr im Hades. Christus ist hinaufgestiegen
in die Höhe und hat die Gefangenschaft gefangen
geführt (Eph. 4, 8), aber zuvor stieg Er hinab in die unteren
Teile der Erde, d. i. in den Teil des Hades, der das
138
Paradies genannt wird. Die jetzt sterbenden Gläubigen
find „daheim bei dem HErrn" (2. Kor. 5, 8) und kommen
nicht in den Hades.
Das „höllische Feuer" (Matth. 5, 22) wörtlich „das
Gehenna des Feuers", war ursprünglich die Feuerstelle im
Tale Hinnom, wo Menschenopfer dargebracht wurden
(2. Chron. 33, 6; Jer. 7, 31). Dieses Wort kommt 12
mal im N. T. vor, Matth. 5, 22. 29. 30; 10, 28;
18, 9; 23, 15. 33; Mark. 9, 43. 45. 47; Luk. 12, 5;
Jakob 3, 6, also mit Ausnahme der letzten Stelle, nur in
den Aussprüchen des HErrn Selbst. Natürlich ist hier
nicht die örtliche Stelle im Tale Hinnom gemeint, sondern
der Ort des Gerichts und der Strafe der Gottlosen, wo ihr
Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt, d. i. der
Feuersee (Offenb. 19, 20; 20, 10), oder der zweite Tod
<Joh. 8, 24; Offenb. 21, 8). Schon bei den Propheten
erscheint dieser Platz als Borbild des Gerichlsortes,
Der Ausdruck Tartarus kommt als Hauptwort überhaupt
nicht vor, wohl aber einmal, nämlich 2. Petri 2, 4,
das entsprechende Zeitwort r«yr«rpoöv (tartaroun), d. i. in
den Tartarus werfen. Da es nur hier gebracht wird, und
zwar von den gefallenen Engeln, so muß nicht an den Hades
gedacht werden, noch weniger an die Gehenna (Hölle), „den
schlußgerichtlichen Strafort der Feuerhölle", sondern an den
vorläufigen Haftort, wo sie „aufbewahrt" werden für das
Gericht. — Der Abyffos, d. i. die „Tiefe", das Bodenlose,
der Abgrund. Dieser Ausdruck ist in der griechischen Übersetzung
des Alten Testaments die Wiedergabe des hebräischen
Wortes tbebom, Tiefe, Meerestiefe (z. B. 1. Mose 1, 2;
5. Mose 33, 13; Ps. 107, 26). Im N. T. ist Abyffos
(Nöm. 10, 7) dasselbe wie Hades, d. i. der Aufenthaltsort
der Verstorbenen; nach Luk. 8, 31; Offenb. 9, 1; 11,7;
17, 8; 20, l. 3 der vorläufige Strafort der bösen Geister,
also dasselbe wie der Tartarus. I. W.
^nvvork k:
Die Lutherbibel enthält oft den Ausdruck „Hölle", wo
in neueren Übersetzungen „Totenreich" steht.
Die Juden nannten das Totenreich „Scheol", und das
griechische Neue Testament gibt „Scheol" durch „Hades"
139
Zr
wieder. Der Scheol, auch „Grube" (Lutherbibel 1. Mose
37, 35), war im Alten Bunde zunächst der Ort der abgeschiedenen
Seelen, sowohl der Frommen, als auch der
Gottlosen; er war das Gefängnis (I. Petri 3, 19). Die
Stellen im Alten Testamente schildern den Zustand der
Seelen im Scheol als trostlos. Hiob 7, 9; 3, 11—19;
8, 18; 10, 21; Ps. 6, 5; 30, 9; 115, 17.
Den wichtigsten Ausschluß über den „Hades" erhalten
wir im Neuen Testament in der Geschichte vom reichen
Mann und vom armen Lazarus, Luk. 16, 19—31; dort
erfahren wir von einem Ort der Seligkeit, „Abrahams
Schoß", auch „Paradies" (Luk. 23, 43) und von einem „Ort
der Qual". Dieser Ort der Qual ist wohl zu unterscheiden
von der eigentlichen Feuerhölle oder Gehenna, dem Ort der
endgültig Verdammten. Der griechische Ausdruck „Tartaros"
bedeutet Ort der Verdammnis und die Miniaturbibel gibt
ihn in 2. Petri 2, 4 mit „Hölle" wieder. Der Abgrund
(Abyssos), in Ofsenb. 9, 1; 11, 7; 17, 8, da der Rauch
aufsteigt, (Offenb. 9,2), ist ohne Zweifel die Behausung des
Teufels und feiner Engel (Matth. 25, 41). Man merke
wohl, nicht eigentlich die der Menschen, denn Gott will, daß
allen Menschen geholfen werde (1. Tim. 2, 4).
Das Wort „Hölle" ist abgeleitet von dem altdeutschen
„Hela", dem Namen der Göttin der Unterwelt bei den
alten Germanen.
Als Vorbild dieses OrteS der Qual galt den Juden
das Tal Hinnom, südlich von Jerusalem, wo immer Feuer
unterhalten wurde, um Aase und Dünger zu verbrennen;
auch die Leichen von Verbrechern wurden dort hingebracht;
der Ort hieß Gä-Hinnom (vergl. Jer. 19, 6ff.) und daraus
entstand Gehenna; auf diese beziehen sich folgende Stellen:
Jes. 66, 24; Offenb. 21, 8; Mark. 9, 43; Jud. 7, 23;
Offenb. 14,10; 21,8. Das Schicksal derer in Offenb. 21,8
ist noch zukünftig und findet nach dem Tausendjährigen
Reiche statt.
Für uns ist es sehr wichtig zu wissen, daß uns nach
unserem Tode ein seliger Ort „bei Christo" bereitet ist
(Phil. 1, 23). Eine solche Verheißung bestand für Israel
unter dem Gesetz nicht. Im A. T. kann der Zustand der
Verstorbenen kein seliger genannt werden, da Christus dem
Tode noch nicht die Macht genommen hatte. Der Zustand
140
der Entschlafenen wird ein seliger für den, der in Christo ist,
obgleich auch diese Seligkeit erst mit der ersten Auferstehung
zur Vollendung kommt nach Offenb. 20, 6. C. L.
^nmerkunS äes Heraus^eders:
Die Frage ist durch diese beiden umfassenden Antworten
genügend beleuchtet. Wir Weisen nur noch hin auf
das auch für „Totenreich" und „Abgrund" gebrauchte
hebräische Wort „Abaddon", in Ps. 88, 11. 12; Hiob 26, 6
u. a. gebraucht, wozu wir zu vergleichen bitten Offenb. 9,11.
Wir möchten die teuren Leser, denen dieser ganze Gegenstand
zu „trocken" erscheinen will, um sich gründlich mit demselben
zu beschäftigen, noch bitten, die angegebenen Schriftstellen
treulich zu durchforschen, sie werden gewiß Gewinn
davon haben. Denn wenn Gott diese Dinge nicht für
wichtig genug erachtet hätte, so hätten sie gewiß nicht in
Semem Worte Aufnahme gefunden! Auch hier gilt
2. Tim. 3, 16. 17.
Persönliche Worte an unsere Freunde!
Viele neuerliche Ermunterungen in freundlichen Zuschriften und
reichliche Mitarbeit an dem Inhalt sowie an der Verbreitung der
„G. H." stimmen uns zu stets erneutem Dank gegen den HErrn
und alle unsere teuren Helfer.
Die Einsender von Manuskripten bitten wir herzlichst, die unten
auf der 3. Umschlagseite jedes Heftes auf Manuskripte bezüglichen
Mitteilungen zu beachten. Insbesondere bitten wir, die Manuskriptblätter
stets nur einseitig zu beschreiben!
Da wir eine solche Fülle von Stoff zur Verfügung haben, daß wir
erst einmal aufarbeiten müssen, so können wir bis Oktober
(oder vielleicht November) d. I. keine neuen Fragen annehmen.
Erst von dann an denken wir wieder neue Fragen aufnehmen zu
können.
Jedoch, wenn dringende Fragen vorliegen, möge man sie uns
senden, wir werden bemüht sein, nach Möglichkeit solche Fragen persönlich
(brieflich) unserer Erkenntnis gemäß zu beantworten.
Möchte die „G. H." auch fernerhin vielen zu reichem Segen sein
und die Erkenntnis des HErrn wie die Liebe zu Ihm
mehren helfen!
Mit Tit. 2, 11—14 grüßt alle Freunde und Mitarbeiter
Klotzsche, Anfang Juli 1914.
6er krerausgeder
Gruß an 6en Leser:
,,Mr habe« einen solchen Hohenpriester, -er Sich gesetzt hat
znr Rechten -es Thrones der Maiestat in den Himmeln als
Diener -es Heiligtums und -er wahrhaftigen Hütte, welche
-er HErr errichtet hat, nicht -er Mensch." Hebr 8,1. 2.
'U
Antworten.
ir Litten dringend, man möge die in dm Fragen angeführten Schrift-
stellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich
zum Segen dienen, so mutz man sie an der Hand der Schrift durchforschen.
§rage 40: >Vie ist Die Steile zu verstehen: t)ebr. 7, 9. 10
und wie verhalten sicb Diese beiden Verse zu V. 14?
^nNvort
Der Bries an die Hebräer offenbart die Vollkommenheiten
Christi von jüdischem Standpunkt aus gesehen. Um unsere
Stelle zu verstehen, müssen wir die Bedeutung des Zehnten
begreifen. Wir lesen in I. Mose 14, daß Melchisedek
Abram segnete (V. 19) und dieser jenem dann den Zehnten
von allem gab (V. 20). Der Zehnte war also ein freiwilliges
Zeugnis der empfangenen Segnung, ebenso wie die
Gaben in 1. Chron. 29, 5. 9. 12. 14; wenn er dem
Volke Israel gesetzlich vorgeschrieben wurde, so geschah es,
um die Tatsache zum Ausdruck zu bringen, daß es ein
gesegnetes und segnendes Volk war; hätte Israel jene
Vorschriften durch Glauben beobachtet, so wäre es auch der
Fall gewesen. Die Segnungen Israels und durch Israel
sollten darin bestehen, daß Gott Seine Wohnung bei dem
Volke hatte, dessen Priester Levi (und seine Nachkommen)
war. Da derselbe also Vermittler der Segnung war,
erhielt er den Zehnten von seinen Brüdern (Hebr. 7, 5. 9).
Aber als Same, als er noch in der Lende Abrahams war,
wurde er teilhaftig der Segnungen und deshalb auch ge-
zehnt, d. h. mußte den Zehnten zahlen. Daher ist nicht
Levi der Urheber der Segnungen, sondern ein Besserer
(V. 7), Melchisedek, d. h. im Vorbild Christus Selbst
(V. 3. 6). Es ist ein schlagender Beweis, daß alle Segnungen,
welche die Juden durch das levitische Priestertum
zu erlangen meinten, ihre Quelle von Anfang an in
Christo hatten. Wenn man nun die Quelle erreicht hat.
146
wozu dann noch einen Kanal zum Schöpfend des Wassers?
Nein, dieser fällt weg, denn er ist nutzlos und sogar schädlich
für die Kühle und die Reinheit des Wassers.
Da nun das Gesetz und das levitische Priestertum
nur Schatten waren, so ist es klar, daß der Körper,
Christus, nicht in demselben zu finden ist, also nicht in der
Nachkommenschaft Levis. In 1. Mose, 14, 18 sehen wir.
daß der Segnende, Melchisedek, gleichzeitig König und
Priester war, bezw. sein soll. Um diese Bedingung zu erfüllen,
mußte also dieser aus dem Stamme kommen, der die
bestimmte Verheißung des Königs hatte, aus Juda (1. Mose
49, 10). Hebr. l, 14 ist demnach ein anderer schlagender
Beweis dafür, daß „unser HErr" „Priester in Ewigkeit
nach der Ordnung Melchisedeks" ist. Wenn Israel Jesum,
den Nazarener, als König und Priester anerkannt haben
wird, wird auch der Zehnte nicht mehr eine tote Form oder
eine Nahrung für die Selbstgerechtigkeit (Luk. 18, 12) sein,
sondern das dankbare Zeugnis von der ewigen Güte
Gottes (Ps. 110, 3).
Lieber Bruder, Christus ist die Quelle! Sein Tod
und Sein Leben sind für uns die Ursachen aller Segn
ungen (vgl. 1. Mose 14, 18; Malth. 26, 26—29; 1. Kor.
10, 16). Er hat uns auch unserem Gott zu Königen und
Priestern gemacht (Offenb. 5, 6). Ja, Ihm sei die Herrlichkeit
in die Zeitalter der Zeitalter! Amen. (Hebr. 13, 21.)
R. W. D.
Anmerkung <tes Herausgebers:
Der Gegenstand ist ziemlich schwierig, leider ist auch
nur vorstehende Antwort eingegangen, doch denken wir, daß
sie genügen wird, um dem aufmerksamen Schristforscher
Licht zu geben. In vorliegender Frage liegt verborgen die,
wie wir uns zum Geben des Zehnten zu stellen haben.
Dazu einige Worte!
Den Zehnten zu geben oder für das Werk des HErrn
zurückzulegen, weil im Gesetz (also dem Volk Israel) dies
geboten war, ist unter allen Umständen schristwidrig, selbst
wenn man sagt: Was das alttestamentliche Volk Gottes
tat, muß das neutestamentliche, das größerer Segnungen
teilhaftig geworden ist als jenes, erst recht tun! Nein, und
abermals nein! Wir sind nicht unter Gesetz! (Gal. 5, 18;
147
II
3, 2; 4, 6.) Aber nun berufen sich manche teure Kinder
Gottes darauf, daß das Berzehnten schon vor dem sinaitischen
Gesetz dagewesen sei, und sie weisen hm auf die Tatsache,
daß Abraham dem Melchisedek, der doch ein Vorbild auf
Christus sei, den Zehnten gegeben habe. Wenn solche
Geschwister 1. Mose 14 für sich so auffafsen, wollen wir
sie nicht schelten; aber nie sollte man sagen, aus diesem
Kapitel gehe hervor, daß die Gläubigen heute den Zehnten
zu geben verpflichtet seien. Wenn Verpflichtung da ist,
dann ist Gesetz da! Wenn das, was einige tun, darum
andere auch tun sollten, dann wird eine menschliche
Satzung aufgerichtet, und das ist vom Übel (Kol. 2, 20 ff).
Aus dieser wunderschönen Geschichte in 1. Mose 14
geht hervor, daß Melchisedek von Abraham den Zehnten
nicht gefordert hat! Freiwillig gab Abraham den Zehnten.
Gewiß sind wir Gläubigen von heute Abrahams Same.
(Gal. 3, 6. 7. 29.) Aber wenn wir nun deswegen auch
den Zehnten geben wollten, so würden wir gerade den
Charakter des Gebens Abrahams, den Charakter der
Freiwilligkeit zerstören und ein Gesetz für uns aus
dem machen, was Abraham für sich tat. Er setzte sich
gleichsam im Herzen vor, als Gesegneter zu geben, wie es
ihm gut schien; er gab den zehnten Teil, womit er — was
die Zahl 10 bedeutet — das Bewußtsein seiner menschlichen
Verantwortlichkeit Gott gegenüber andeutete. (Vergl.
über die Zahlen S. 36—38 in Band I.) Wollen wir es
machen gerade wie er? Keiner hätte das Recht, es uns zu
verbieten, wenn die Bewegrüude ganz von selbst die
Abrahams und keine gesetzlichen wären. Aber es kommt
nicht auf die Zahl 10 an, sondern darauf, den Charakter
des Gebens Abrahams zu wahren! Dazu geben uns
1. Kor. 16, 2 und 2. Kor. 9, 6. 7 (8!) wichtige Fingerzeige.
Handeln wir nach ihnen als solche, die gesegnet
sind, um zu segnen, dann wird der Zehnte oft genug weit
überschritten werden, (vergl. z. B. die Geschichte vom Scherf-
lein der Witwe! Mark. 12, 41—44). Und dann — gibt es
eine Grenze für den, der da weiß: „Was wir leben, daS
leben wir Dem, der für uns gestorben ist und ist auserweckt
worden" (2. Kor. 5, 15)? Und das ist nach Hebr. 7,
unserem vorliegenden Kapitel, Christus, der da ein unveränderliches
Priestertum hat, weil Er in Ewigkeit bleibt (23,24).
148
Lrage 41: Wie stimmen zusammen IZedr. 10, 4: »Unmög-
licd kann IZIul von Stieren und Säcken Sünden kinvvegnebmen"
und das in 3. Mose, 5, 10. 13. 1k. 18. 26 in Verbindung mit
dem Scbuldopker immer wiederholte »und es wird ikm vergeben
werden"?
Antwort H:
In Hebr. 10 handelt eS sich um einige Vergebung
(B. 10. 14. 17. 18), und da ist es selbstverständlich, daß
„unmöglich Blut von Stieren und Böcken Sünden hinwegnehmen
kann". In 3. Mose 5 aber ist es anders, denn
das Gesetz hat nur „einen Schatten der zukünftigen Güter,
nicht der Dinge Ebenbild selbst"; alle Dinge waren nur
Vorbilder, welche auf den Herrn Jesus und die mit Ihm
verbundene Gnade und die Segnungen Hinwiesen. Alles war
nur irdisch: das Volk, seine Berufung, die ihm verheißenen
Segnungen, sein Dienst, seine Opfer — und auch die
Vergebung auf Grund der letzteren. Brächte ein Jsraelit
für ein Vergehen das im Gesetz vorgeschriebene Opfer dar,
so war seine Schuld getilgt, er war gereinigt, seine Sünde
war vergeben; alles aber zunächst nur in den Augen der
Menschen und — soviel ich verstehe — in bezug auf die
Wege Gottes mit dem Menschen auf dieser Erde, also in
bezug auf die zeitlichen Folgen der Sünde. Dazu bedurfte
es nicht einmal des Glaubens, da es sich nur um ein
Schattenbild handelte: wenn er das vorgeschriebene Opfer
darbrachte, wurde ihm vergeben. Ewige Vergebung konnte
er jedoch auch nur durch Glauben erlangen, wie es von
Abraham heißt in 1. Mose 15, 6: „Und er glaubte Jehova;
und Er rechnete es ihm zur Gerechtigkeit." Der glaubende
Jsraelit erkannte, daß die Opser usw. Hinweisen auf einen,
der noch kommen und seine Schuld tragen und tilgen sollte,
und daß auf Grund dessen allein Gott ihm in Gnade begegnete.
Seine Vorstellung hierüber mochte nur dunkel
sein — mehr oder weniger —, aber Gott hatte Nachsicht
mit ihm, denn Er fordert nicht mehr, als was dem jeweils
gegebenen Lichte entspricht (1. Röm. 3, 25. 26).
Wir sehen also einerseits den Unterschied in der Vergebung,
von der in den einander gegenübergestellten Schriftstellen
die Rede ist, andererseits aber auch die vollkommene
Übereinstimmung in dem teuren Worte Gottes. Th. K.
149
Antwort k:
Röm. 3, 25 scheint mir ein Schlüssel zur Lösung der
Frage zu sein. In allen Opfern des Alten Testamentes
hatte Gott Seinen geliebten Sohn vor Augen. Von Ewigkeit
schaute Er auf Ihn mit Wohlgefallen, wissend, daß der
Wille des Sohnes die Verherrlichung des Vaters und die
Erfüllung Seines Willens war (Hebr. 10, 7). Das Kreuz
leuchtete schon von ferne und in Seiner Barmherzigkeit bereitete
Er in den Vorbildern den Weg für die Errettung
der vor Christus lebenden Gläubigen, ihnen Nachsicht und
Geduld zu erweisen.
In dem Opfer und in dem es darbringenden Priester
sah Gott nichts anderes als das für die bestimmte Zeit
(Röm. 5, 6) aufbewahrte Lamm Gottes, das die Sünde
der Welt wegnimmt (Joh. 1, 29. 36) und den wahren
Hohenpriester nach der Ordnung Melchijedeks (Hebr. 5,5—10).
Der glaubende Jsraelit sah es vielleicht nicht, aber er verstand,
daß nicht er selbst, sondern ein anderer seine
Strafe erleiden und das Opfer darbringen sollte, damit er
vor den Augen des dreimalheiligen Gottes Gnade finde. Dieser
kleine Glaube genügt, um Gott zu befriedigen, wenn Sein
Blick die Aufrichtigkeit des Herzens geprüft hat; und Er
ertrug und ließ die Sünde hingehen, nicht um der Stiere
und Böcke willen (kann etwa Gott an Tieren Wohlgefallen
haben? Nein! Hebr. 10, 6), sondern um Seines Sohnes
willen, von dem sie Vorbilder waren. Wie wunderbar ist
die Liebe Gottes zu dem Sünder, für dessen Errettung in
Christo Jesu Er vom Falle in Eden an besorgt war.
Einem fast unbewußten Gläubigen wurden die ewigen Erfolge
des nur später vollbrachten vollkommenen Werkes
Christi zuteil: „es wird ihm vergeben werden!"
Diesen kleinen Glauben nach Hebr. 11,1, ohne welchen
es unmöglich ist, Gott wohlzugefallen (V. 6), hatte die
große Masse des Volkes nicht. Durch seine Unbußfertigkeit
verblendet, sah es in dem Opfer nicht mehr als ein von
ihren Gütern genommenes Tier und in dem Priester einen
Menschen, dessen Würde (Priester des wahrhaftigen Gottes)
das Volk gegenüber anderen Nationen erhob. Die Gerechtigkeit
Gottes, welche mehr als Blut von Tieren verlangt,
erkannte es nicht (Röm. 10, 3). Deshalb auch wurden die
150
Opfer ein Erinnern an die Sünden. Das Blut Jesu
Christi allem macht von aller Sünde rein (1. Joh. 1, 7)
und nur auf Grund dessen hätte Israel Nachsicht, Vergebung
erlangen können, was später für den Überrest geschehen
wird. Wie Hebr. 11 zeigt, war die Gnade Gottes nicht
ganz umsonst, etliche sahen Seine Absichten und die Ber-
heißungsgüter von ferne und trachteten nach einem neuen
Vaterland.
Geliebte, uns, die wir fern waren (Eph. 2,12.13.17),
ist durch ihren Fall (Röm. 11, II. 25) das Heil geworden.
Laßt uns schon jetzt zur Ehre seines Urhebers das neue
Lied niederkniend anstimmen: „Du bist würdig", damit die
Stimme der Engel und aller Kreatur laute: „Würdig ist
das Lamm . . . Amen" (Offb. 5, 9. 12. 14). R. W. D.
Zmmerkrmg des HerausZeders:
Der Ton in Hebr. 10, 4 liegt auf dem Wort „hinwegnehmen";
in V. 11 ist noch einmal davon gesprochen, nur
daß das griechische Wort dort noch stärker ist und bedeutet
„ganz und gar hinwegnehmen". Hinwegnahme, völlige Vertilgung
der Sünden, konnte durch die Vorbilder nicht zustande
gebracht werden, wohl aber Vergebung, d. h. wie
auch wir glauben in erster Linie, zeitliche Vergebung, und
zwar im Blick auf das einst geschehene, große Opfer von
Golgatha. Jedoch gab es — freilich nur um dieses
Opfers willen — auch wirkliche Reinigung im Alten Bund,
aber nur wenigen konnte sie zuteil werden, weil nur wenige
sich selbst verabscheuten und wahrhaft glaubten an die Güte
und Erbarmungen Gottes. In dieser Hinsicht ist der 51.
Psalm so kostbar, auch Psalm 32.
Doch wie unendlich breiter, länger, höher und tiefer
ist die Kostbarkeit des „Einen SchlachtoPsers zur Abschaffung
der Sünde" (Hebr. 9, 26; 10, 12). Jene unzähligen
vorbildlichen Opfer haben zur Folge ein beständiges
Erinnern, dieses Eine ein völliges Ausgetilgtsein und Ver-
gefsensein der Sünden (vergl. Hebr. 10, V. 3. 4 mit
V. 17. 18!). Welch einer Erlösung sind wir teilhaftig
geworden! Gepriesen sei unser herrlicher Heiland-Gott!
151
Trage 42: Was ist das ewige Evangelium in Offenb.
14, 6. 7?
Antwort A:
Es ist nicht das Evangelium der Gnade Gottes (Apgesch.
2V, 24), das seit der Ausgießung des Heiligen Geistes allen
Menschen verkündigt wird.
Es ist auch nicht das Evangelium des Reiches Gottes
nach Match. 4, 23, das den Juden verkündigt worden ist
zur Zeit des Herrn Jesu und wieder gepredigt werden wird
nach Match. 24, 14 in der Endzeit; sondern es ist das
Evangelium, das die Rechte Gottes als Schöpfer und
Richter vorstellt.
Weder Israel, das ins Tausendjährige Reich eingeht,
noch wir, die wir unsere ewige Heimat im Vaterhause droben
haben, könnten unsere Errettung und unser Heil auf diese
Forderung gründen, die Gott im ewigen Evangelium stellt,
wir haben alle nur in der Gnade in Christo Jesu Heil
gefunden. Im ewigen Evangelium der Endzeit fordert
Gott bei jedem Volk und Land der Erde nur Anbetung und
Unterwerfung unter Ihn, den Schöpfer und Richter.
Psalm 96, 97, 98 bezeugen schon von alters her dieses
ewige Evangelium. F. B.
Antwort 8:
Die Schrift redet in bezug auf das Evangelium in verschiedener
Weise. So lesen wir einmal in Match. 4, 23 von
einem Evangelium des Reiches, welches der Herr Jesus
den Juden verkündigte. Ferner lesen wir einmal von einem
Evangelium der Gnade Gottes, das erstere wendet sich an
die Juden, das zweite an alle Menschen der Jetztzeit. Dieses
ewige Evangelium wendet sich in der Endzeit an die in
stumpfer Sicherheit sitzenden Menschen, es heißt „jeder Nation
und jedem Stamm und Sprache und Volk" wird es verkündigt
werden. Und die Verkündigung lautet: „Fürchtet
Gott und gebt Ihm die Ehre, denn die Stunde Seines Gerichts
ist gekommen, und betet Den an, der den Himmel gemacht
hat uud die Erde und das Meer und die Wasser-
quellen." Inmitten ihres Verderbens läßt Gott die Menschheit
noch einmal zur Buße rufen. Gott fordert hier Unterwerfung
unter Ihn als den Schöpfer Himmels und der
Erde und Anbetung Seiner, als des allein wahrhaftigen
152
Gottes. Wer sich diesen Forderungen Gottes in jener dunklen
Endzeit unterwirft, dem wird diejes Evangelium mit seinem
Heil zugerechnet werden. Es ist dies die geringste Forderung,
welche Gott an die Menschheit stellt, aber auch die
bestimmteste. Es ist gleichsam der letzte Appell vor dem im
Hereinbrechen begriffenen Gericht, eine nochmalige Ankündigung
und Anbietung ewigen Heils, ähnlich wie Paulus in Apgesch.
17, 30. 31 den Heiden Gott als Schöpfer und Richter vor-
hält. Es handelt sich hier um die ewigen und unwandelbaren
Reichsgesetze und Rechtsbegriffe unseres Gottes, der
Sein Recht nicht beugen läßt und an diesen Rechten als
Schöpfer und Richter festhalten muß, aber auch den Menschen
ein Evangelium mit ewigen Folgen anbietet. Jedenfalls
wird Gott kein Mittel unversucht lassen, um einen jeden
einzelnen mit Sich in Beziehung zu bringen, nur wird es
in der Jetztzeit, wo das Evangelium der Gnade angeboten
wird, leichter sein, sich für Gott zu entscheiden als in der
Zeit, wo Gott dieses ewige Evangelium verkündigen läßt.
Antwort L:
Evangelium heißt „gute Botschaft". Die Heilige Schrift
redet von verschiedenen Arten von Evangelien.
1. Das Evangelium des Reiches Gottes war die
Verkündigung der Ausrichtung des David und seinem Samen
verheißenen irdischen Reiches des Segens (2. Sam. 7, 8)
durch den Messias. Dem Volke Israel wurde dadurch verkündigt,
daß der Messias (Jesus Christus) tausend Jahre
lang aus dieser Erde in Gerechtigkeit und Friede inmitten
Seines Volkes und zum Heil aller Nationen regieren werde.
Diese Predigt begann durch den HErrn und Seine Jünger
(Mark. 1,15) und wurde unterbrochen durch die Verwerfung
des HErrn von selten der Juden.
Unmittelbar vor dem Konimen des Königs in Herrlichkeit
wird es während der großen Trübsal wieder verkündigt
werden (Matth. 24,14).
2. In der gegenwärtigen Zeit zwischen der Verwerfung
Christi und Seiner Erscheinung (Epiphanie) wird das
Evangelium der Gnade Gottes (Apgesch. 20, 24) allen
Menschen, ob Juden oder Heidm (Tit. 2, 11), verkündigt,
damit sie Vergebung der Sünden und ewiges Leben in
153
li Seinem Sohne empfangen (Apgesch. 26,18). . ,
nennt es auch das Evangelium Gottes (Röm. 1, 1), das
Evangelium Christi (2. Kor. 10, 14), das Evangelium der
Herrlichkeit (1. Tim. 1,11), das Evangelium eures Heils
(Eph. 1, 13), das Evangelium des Friedens (Eph. 6,15).
Über dieses Evangelium wurden dem Apostel Paulus
besondere Offenbarungen zuteil, die die völlige Tragweite
des Werkes Christi für die Seinen betreffen, und wodurch
der Leib Christi und das himmlische Teil der Gemeinde
(LoelskiA) kundgemacht wurde. Da den anderen Aposteln
diese Offenbarungen nicht gemacht wurden, spricht Paulus
von „seinem Evangelium" (Röm. 2,16: 26, 25: 2. Tim. 2,8)
vgl. Band I, Fr. 13!
3. Das ewige Evangelium wird durch einen Engel
allen Bewohnern der Erde verkündigt, und zwar am Ende
der großen Trübsal und vor dem Gericht der Nationen
(Matth. 25, 31). Sein Inhalt ist: „Fürchtet Gott und
gebet Ihm Ehre, denn die Stunde des Gerichts ist gekommen."
Demnach verkündigt der Engel in Offenb. 14, 6
einerseits das Ende der Trübsal für den gläubigen Überrest
der Juden und für die, welche während der Drangsale errettet
werden, andererseits aber für die Menschen dieser
Welt und Satan, den Fürsten derselben, die Stunde deS
Gerichts, der Verdammnis. Es ist ein ewiges Evangelium,
da Sein Auftrag: „Fürchtet Gott und gebet Ihm Ehre" von
Anfang bis zum Ende der Welt seine Geltung hat.
Anmerkung <tes Herausgebers:
Wie wunderbar ist doch diese dreifache Unterscheidung
von Evangelium in der Schrift! — Dieses ewige Evangelium .
wird nur von einem Engel verkündigt. Es ist kostbar, daß
einer aus dem Geschlecht der „dienstbaren Geister, ausgesandt
zum Dienst um derer willen, welche die Seligkeit ererben
sollen" (Hebr. 1,14), diese Botschaft zu verkünden hat. Soll sie
dadurch an Wert und Ernst in den Augen der Menschen
gewinnen? Wir glauben es; denn dann wird eine Zeit
fein, wo das Sichtbare noch mehr über das Unsichtbare
triumphiert als heute, wo „selig sind, die nicht sehen und
doch glauben". Wenn aber der Satan „mit Wundern und
Zeichen der Lüge" die Menschen verführt, dann bedarf auch
154
das Evangelium eines außerordentlichen Boten, um angenommen
zu werden.
Das „ewige Evangelium" war schon vor dem Gesetz da.
Ein Blick in die Konkordanz zeigt uns etliche Stellen, wo
das „Fürchten Gottes" vor dem Gesetz vom Sinai betont
wird, so z. B. in 2. Mose 1, 17—21 bei dem ägyptischen
Volk! — Röm. 1 zeigt uns, daß die Nationen im ganzen
dieses ewige Evangelium verworfen haben und statt dessen in
den rohesten Götzendienst verfallen sind. Wird nach Offenb.
14, 9. 11 nicht dann auch Götzendienst in vollendetster Form
auf Erden im Schwange sein? Da tritt Gott wieder mit
dem ewigen Evangelium an die Menschen heran. Und auch
dieses „ewige Evangelium", obgleich kein „Evangelium der
Herrlichkeit" (1. Tim. I, 11), ist, was das Wort besagte
eine „frohe Botschaft" mit Ewigkeitswert für die, die es
annehmen! Gelobt sei Gott für Sein Liebeswerben um
die Menschen!
Trage 43; Wer ist das erste und das andere ^ier in
Oitenb. 14,2 resp, in Okkend. tZ, I—10 und 13, II—18?
Antvort -4:
„Und ich sah aus dem Meere ein Tier aufsteigen, welches
zehn Hörner und sieben Köpfe hatte" usw. Der Drache,
Satan, der einst bei der Versuchung seine Macht, seinen
Thron dem Herrn Jesu anbot, gibt hier einem Menschen
seinen Thron und seine Macht; und alle Welt verwundert
sich über das Tier um deswillen, weil es einst tödlich verwundet
war und nun wieder geheilt ist und mächtig dasteht.
Wir haben in diesem ersten Tier das wiedererstandene
römische Weltreich, welches schon einmal bestand, aber
dann einen satanischen Charakter haben wird, zu verstehen;
sein Sitz, der Sitz seines Hauptes, ist Rom. Es entsteigt
dem Meere, d. h. es kommt aus einer ungeordneten,
wogenden, jedenfalls revolutionären, unruhigen
Völkermasse. Satan, einst aus dem Himmel auf die
Erde geworfen, wird die abtrünnige Menschheit, die von
Freiheit träumt, in ihrer Feindschaft gegen Gott zum Äußersten
treiben. Satan wird einen Menschen mit aller Gewalt und
Bosheit ausrüsten und zum Haupt dieses Weltreiches machen.
Deshalb sagt die Schrift: „Es kommt aus dem Abgrund".
155
Über dieses erste Tier und seine Gewalt sagt uns die Schrift
noch vieles; also es ist das wiederstandene römische Weltreich
oder sein von Satan inspiriertes Oberhaupt und herrscht
im Westen, es wird zuerst noch vieles geschehen müssen, um
noch deutlichere Anzeichen dieses Ereignisses zeigen zu können,
wir sind aber auf dem nächsten Weg zu all diesen Dingen.
Diesem allen geht aber die Entrückung voraus. Dann
geht auch der Heilige Geist, der seht noch die Braut Christi
sammelt, mit hinweg von dieser Erde und darum werden
sich die in der Schrift geweissagten Dinge sehr rasch
entwickeln, zumal der Satan weiß, daß er wenig Zeit hat.
Das andere Tier Kapitel 13, 11—18: „Und ich
sah ein anderes Tier aus der Erde aufsteigen, es hatte
zwei Hörner wie ein Lamm und redete wie ein Drache."
Also das erste Tier, eine politische Weltmacht, entsprang
dem Meer; ging hervor aus einer in Aufruhr und in Umwälzung
befindlichen Völkermasse. Das geheimnisvolle andere
Tier steigt aus der Erde herauf, also aus dem Festland,
aus dem Boden einer festen, bestehenden Ordnung.
Das andere Tier tritt, wie wir aus anderen Stellen der
Schrift erkennen (z. B. Dan. 11, 37), aus dem Volk Israel
hervor. Dieses Tier erscheint zuerst wie ein Lamm, das
ist bedeutungsvoll, es ist eine Nachahmung des wahren
Lammes, des Sohnes Gottes; aber es redet wie ein Drache,
es führt die Stimme Satans.
Oft hat der HErr durch die Propheten und den Geist
davon geredet, daß in Israel wieder später als gesammeltes
Politisches Volk der falsche Messias auftreten werde und
Aufnahme finden werde (Joh. 5, 43) und dies ist der
Antichrist. Er wird nicht sofort als der Gesetzlose, als
der Mensch der Sünde auftreten, aber zuletzt wird er sich
so offenbaren und wird sich als ein .Gegenstand der Verehrung
in den dann wieder aufgebauten Tempel Gottes
setzen und sich selbst darstellen, daß er Gott sei. Dieses
zweite Tier, der Antichrist, wird in Verbindung mit dem
ersten Tier, dem Haupt des römischen Reiches, einen Bund
machen auf sieben Jahre. Nach Ablaus der letzten 3^
Jahre dieser sieden Jahre wird der Herr Jesus mit allen
Heiligen kommen und sichtbar erscheinen und dem Tier und
dem Antichristen ein Ende machen, beide in den Feuersee
156
werfen und den Satan auf tausend Jahre in den Abgrund
verschließen. F. B.
^nvvwrt 8:
Die zwei Tiere in obigem Kapitel sind zwei Personen,
welche wiederum zwei Systeme nicht nur repräsentieren,
sondern verkörpern, deren Ursprung satanisch ist.
Das erste Tier ist das Haupt einer noch zukünftigen
Weltmacht, darum trägt eS mehr einen politischen Charakter.
Wir finden daher: „zehn Diademe", und Vers 5 u. 7 wird
von Gewalt gesprochen, auch wird es mit wilden Tieren
(nicht Haustieren) verglichen.
Das zweite Tier trägt mehr einen religiösen Charakter,
darum ist es gleich einem Lamme (Nachahmung des Herrn
Jesu, des Lammes GottrS), tut Zeichen, und verführt die
aus der Erde wohnen, zwingt zur Anbetung des ersten Tieres
(das erste Tier zwingt niemand zur Anbetung, wird aber
angebetet ob der Verwunderung über dasselbe Vers 3. 4),
beansprucht schöpferische Macht Vers 15 (vergl. 1. Mose 2, 7)
und ahmt einen der größten Propheten des Alten Testaments
nach (vergl. Vers 13 mit 1. Kön. 18, 24; 2. Chron. 7,1;
3. Mose 9, 24). Daß es sich hier um zwei Personen handelt,
geht klar und unverkennbar aus folgenden Stellen hervor:
Kapitel 16, 13; 19, 20; 20, 10; ferner wird das zweite Tier
stets nur noch „falscher Prophet" genannt. Man vergleiche
dazu 2. Thess. 2, 9. 10; Ev. Joh. 5,43, welches uns gleichsam
zur Annahme zwingt, daß es der Antichrist ist, dessen Geist,
obwohl er noch nicht persönlich jetzt schon wirksam ist (vergl.
1. Joh. 2, 18. 22, dgl. 4, 3; 2. Joh. 7). Anders verhält es
sich mit dem ersten Tier, welches nicht aus der Erde (ein
Bild vom irdischen Volke Gottes: Israel), sondern aus dem
Meere heraufsteigt, es ist heidnischen und nicht jüdischen Ursprungs
(vergl. Jes. 17, 12—14; Offenb. 17, 15). Ich für
meinen Teil verstehe darunter das Haupt des noch aufzu-
stehenden römischen Weltreiches, welches den Westen Europas
mit einschließen wird (vergl. Offenb. 17, 15—18; Dan. 7,
7—12). Wir können dieses so sehr wichtige und ernste
Thema hier nicht eingehend betrachten, doch möchten die
schwachen Ausführungen dazu mahnen, nichts gemein zu haben
mit dem Geist (welcher „jetzt schon in der Welt ist") dieser
antigöttlichen Systeme! K. O. St.
157
Anmerkung «tes klenauZgebers:
Es tut auch uns leid, daß dieser Gegenstand, in bezug
auf den wir im wesentlichen gleicher Meinung sind mit den
vorigen Antworten, hier nur so kurz berührt werden kann.
Es wäre gut, wenn jeder Leser das Erforschen dieser Dinge
für so wichtig ansähe, wie die Schrift es tut! „Hier ist
Weisheit" (Vers 18). Schon jetzt zeigt sich mehr und mehr
von dem Geiste des kommenden Antichristen und der Gewalt
des Satans, des Drachen, und wir sind berufen, „die Geister
zu prüfen, ob sie aus Gott sind" (1. Joh. 4,1). Wir,
als zur Gemeinde des HErrn gehörig, werden zwar nicht
mehr auf der Erde sein, wenn diese furchtbare Dreiheit:
der Drache (Satan), der Pardel und das (falsche) Lamm auf
Erden herrschen werden, aber je mehr wir auch diese Dinge
kennen lernen, desto mehr werden wir uns sehnen nach dem
Zeitpunkt, wann der auf dem weißen Pferde sitzende „Treu
und Wahrhaftig" —- „das Wort Gottes" — „der König
der Könige, der HErr der Herren" Seinen siegreichen Krieg
führen wird gegen alle Macht Satans (Offenb. 19, 11—16).
krage 44: Wie ist Mattk. 19, 12 zu versteken?
Antwort
Wenn es ganz wörtlich genommen wird, so: Es hat
je und je Menschen gegeben, die waren nicht veranlagt,
Verkehr mit anderem Geschlecht zu haben. Dann gab es
welche, wie die Eunuchen, die von anderen verstümmelt
wurden und die darum in keine eheliche Gemeinschaft eintreten
konnten. Drittens gibt es solche, die um des HErrn,
Seiner Sache und ihrer persönlichen Stellung dazu sich
absolut rein und auch dazu ehelos halten. Sie wollen
nur für das Himmelreich, für des HErrn Sache da sein.
Man kann es aber auch erweitert verstehen. Die ersten sind
eben infolge irgendwelcher körperlicher oder geistiger Gebrechen,
die sie mit auf die Welt bringen, ohne weiteres
genötigt, ehelos zu bleiben. Die zweiten sind durch irgend
menschliche (auch familiäre) Verhältnisse einfach gezwungen,
ehelos zu bleiben. Die dritten tun es, um ganz sich Gottes
herrlichen Reichssache widmen zu können. Gott hat es ihnen
klar gemacht. Da sind sie bereit. — Keinesfalls aber darf
158
aus diesem Vers geschlossen werden, daß der ehelose Stand
an sich vor Gott ein wohlgefälligerer Stand wäre und die
Ehe nur für Christen zweiter Klaffe sei. Jedenfalls
sollte jeder vor Gott sich seines Weges klar werden. Gott
aber hat Gnade und Kraft für jeden Weg, wenn er ein
Gehorsamsweg ist. K. E.
^nNvort 8:
Die Pharisäer bringen die Frage der Ehe vor den
HErrn. Der HErr zeigt ihnen, daß Gott Mann und Weib
zu einem Fleische zusaunnengesügt habe, und ein Fleisch
soll nicht geschieden werden. Sofort kommen die Pharisäer
mit dem Einwurf: „Warum hat denn Moses geboten,
........... sie zu entlasten?" Der HErr sagt, daß Moses es
ihrer Herzenshärtigkeit wegen gestattet, aber nicht geboten
hätte. Der HErr kehrt zur Schöpfungs-, zur Anfangsordnung
zurück. Das, was Moses wegen ihrer Herzenshärtigkeit dem
Menschen im Fleische gestatten durfte, konnte jetzt in dem
Lichte, das mit Christo in die Welt gekommen war, nicht
länger erlaubt sein. Er führt sie zu dem Lichte des Anfanges
zurück.
Nur einen Scheidungsgrund gab es, und dieser war
Ehebruch. Damit war das Band des einen Fleisches gelöst.
Es war damit vor Gott dahin. Die formelle Scheidung
war nur noch die Veröffentlichung des bereits vor Gott
gebrochenen Bandes.
Die Jünger meinten, als sie die Ehe in diesem heiligen,
unlösbaren Bande sahen, daß es gut sei, nicht zu heiraten.
Der HErr aber hält voll aufrecht, was Gott im Anfang
sagte: „Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei," und
daß das „nicht heiraten tut besser" (1. Kor. ?, 38) eine
Ausnahme ist, und zwar nur für solche, die es als eine
Gabe empfangen haben. Ein Beispiel haben wir in Paulus.
Er war vom HErrn begnadigt, treu zu sein. In dem
Werke, zu dem er berufen, würden ihm die Pflichten einer
Familie gegenüber Hindernisse gewesen sein. Es war kein
Gebot, auch kann es sich niemand s elb st geben, sondern es muß
ihm als eine Segnung von Gott gegeben sein, unverheiratet
zu sein um des Reiches der Himmel willen, für die Ehre
Gottes. v. d. K.
159 —
^nmerkunA ctes blerauLMbers:
Wie vielfach in der Christenheit diese Stelle dazu mißbraucht
wird, um den oft geradezu gesetzlich-ehelosen Stand
hoch über den Stand der Ehe zu erheben, das wissen wir
alle. Wir sehen die großen Institutionen, in denen Männer
wie Frauen, zur Ehelosigkeit mehr oder weniger gezwungen
oder freiwillig darin, glauben, Gott damit einen Dienst zu
tun, daß sie Seine Schöpserordnung mißachten, um freier für
Ihn zu sein. Wir sind überzeugt, daß auch in unseren
Tagen dieses Wort in seiner dreifachen Beziehung seine
Geltung hat und wir danken dem HErrn für solche Arbeiter,
die von Ihm die Gnadengabe haben, also zu leben ganz für
Ihn. Zweifellos sind solche für den Dienst des HErrn in
mancher Hinsicht freier als verheiratete Arbeiter (1. Kor. 7,
26—38), aber wir bezweifeln, daß die, welche 1. Kor. 7,
7—9 übersehen und doch nach Matth. 19, 12 e handeln,
göttliche Wege gehen! Wir glauben, daß Ungezählte, die
„sich selbst verschnitten haben", in diesem Stande unendliche
Leiden durchzumachen haben, geschlechtlicher wie anderer
Art, und zwar nur, weil sie Gottes Ordnungen nicht beachteten
und sich zwingen wollten, etwas zu tun, wozu Gott ihnen
keine Gnadengabe gegeben hatte. Wenn diese sich dann auch
noch über die Ehe und solche, welche sie eingingen, erheben,
so ist das sehr betrübend und zeigt nur, wie wenig sie die
wunderbare göttliche Institution der Ehe verstehen (Eph. 5,
22—33). Man beachte auch 1. Tim. 4, 3 a! Gesegneter
im Dienst, glücklicher im HErrn werden gewiß die sein, die
in Demut erkannt haben, wozu Gott ihnen eine Gnadengabe
geschenkt hat, statt etwas zu übernehmen, was Gott
nicht von ihnen erwartet. Auch kann in vieler Beziehung
der Dienst von Verheirateten fruchtbringender sein als der
von Unverheirateten! Laßt uns darum in bezug auf
Matth. 19, 12 nie vergessen, wie schon in voriger Antwort
gezeigt: „Ein jeder hat seine eigene Gnadengabe von
Gott, der eine so, der andere so" (1. Kor. 7, 7).
160
§rage 48: War die WakI des Mattkias zum Apostel ein
dem lZCrrn Vorgreifen oder nacb dem Willen Lottes? (flpgesck.
I, 15.'16; vergl. 1. kor. 15,6; 0pgescd. 6,2.) War Mattkias
oder Paulus der zwölfte Apostel?
Antwort
Die Wahl des Apostels Matthias war nach dem
Willen Gottes, denn sie geschah nicht eigenmächtig, sondern
durch Gebet und Bitte zum HErrn, Er möchte doch hier
Selbst entscheiden (Apgesch. 1, 23—26). Paulus kommt
nicht als 12. Apostel in Betracht. Er war damals noch
ein Feind des Herrn Jesu. Aber für Dienste, wozu der
HErr die anderen Apostel gleichsam nicht gebrauchen konnte,
war Paulus, der vorherige Eiferer und Verfolger, mit einem
festen Charakter ausgestattet, zu jedem Leiden bereit. Ihm
ein auserwähltes Rüstzeug (Apgesch. 9,15). Die Begegnung
mit dem HErrn auf dem Wege nach Damaskus wurde zu
seiner Berufung zum Apostel außer den „Zwölfen".
Antwort 8:
Matthias wurde nicht direkt durch den HErrn erwählt wie
die übrigen Elfe, erwürbe an Stelle des Verräters Judas
durch Gebet und das Los zum Apostel erwählt und den
Elfen zugetan. Gewiß war Matthias ein beständiger Nachfolger
des HErrn, vielleicht einer von den 70, die Ihm
auch nachfolgten. Petrus macht dies auch zur Bedingung.
Petrus stellt sich bei seinem Vorschlag auf den Boden
des Wortes Gottes in einer ganz entschiedenen Weise:
„Es muß" (Apgesch. I, 21. 22). Sie brachten ihr Anliegen
vor den HErrn und dursten sicher erwarten, daß der HErr
den Richtigen bestimmen werde durchs Los. Denn schon
längst war in der Schrift der Fall Judas vorhergesagt und
daß ein anderer sein Amt empfangen muffe (Psalm 69, 25;
Psalm 109,8), auf daß die Schrift erfüllt werde.
Ich für mich nehme an, daß es dem HErrn so wohlgefällig
war. Die Ausgießung des Heiligen Geistes am
Pfingsttag auf „alle" dürfte vielleicht noch die Wahl
des Matthias bestätigen.' I. Kor. 15, 6 scheint mir
einfach und klar zu sein. Der HErr ist zunächst dem Petrus
allein erschienen und dann den Zwölfen (mit Matthias),
einschließlich Petrus. Apgesch. 6, 2 berufen die Zwölfe,
161
einschließlich Matthias, die Menge zusammen. Matthias
war der zwölfte Apostel. Paulus ist nicht der
zwölfte Apostel, sondern der Apostel der Nationen
(Röm. 1, 1—7; Gal. 1,1). „Apostel nicht von Menschen
noch durch einen Menschen" (durch Wahl oder Ordination)
„sondern durch Jesum Christum". F. B.
^ntvort L.
Die Wahl eines zwölften Apostels war notwendig
geworden, weil Judas, der mitgezählt zu den Zwölfen und
das Apostelamt mit überkommen hatte, durch Verrat des
HErrn und darauffolgenden Selbstmord von dem Apostelamt
abgewichen war, um hinzugehen an seinen Ort. Der
HErr hatte zwölf Männer unter Seinen Jüngern zu Aposteln
erwählt (Joh. 6, 70) und ihnen die apostolische Vollmacht
anvertraut (Matth. 10). Da nun durch den Tod des Judas
eine Lücke entstand, so daß jetzt nur elf Apostel waren,
mußte also die Wahl eines Mannes vorgenommen werden,
der die vorhandene Lücke als zwölfter Apostel auszufüllen
hatte. Zum Sitzen auf zwölf Thronen und zum Regieren
der zwölf Geschlechter Israels sind durchaus zwölf Apostel
nötig. Aus diesen Gründen schlägt Petrus in Apgesch. 1
eine Apostelwahl vor, die dann ja auch tatsächlich erfolgt.
Von den beiden Brüdern, die als Kandidaten für diese
Wahl in Betracht kommen, wird Matthias gewählt, nachdem
vorher gebetet und das Los gezogen war. Beim Loswerfen
hatte man wahrscheinlich Spr. 16, 33 im Auge, wo es heißt:
„Los wird geworfen in den Schoß; aber es fällt, wie der
HErr will." Daß nun diese Apostelwahl nach dem Willen
des HErrn war, geht daraus hervor, daß in Apgesch. 2, 14
steht: „Da trat Petrus auf mit den Elfen..." Demnach
war des Matthias Erwählung zum Apostelamt kein dem
HErrn Vorgreifen, sondern nach dem Willen Gottes. Auch
die beiden anderen angeführten Stellen Apgesch. 6, 2 und
1. Kor. 15, 5 beweisen das. — Wenn Matthias der zwölfte
Apostel ist, dann kann es Paulus selbstverständlich nicht
sein. Paulus betont deshalb einige Male, daß er „Apostel
für die Nationen sei (Gal. 2, 7—9; Röm. 1,5; 1. Kor. 9,
1. 2; Röm. 11,13), im Gegensatze zu den Aposteln für die
Beschneidung. A. C.
162
Antwort O:
Nirgends in der Schrift wird die Apostelschaft des
Matthias angefochten, weshalb sollen wir es tun? Im
Gegenteil! Die Schrift erkennt sie an. Die Apostel handelten
nach der Schrift. In Vers 20 haben wir die Schriftstellen,
nach denen sie handelten. „Sein Apostelamt empfange ein
anderer." In Vers 21 und 22 finden wir die Qualifikation
— die Bedingungen, die für das Apostelamt erforderlich
waren: Ein solcher mußte im Leben des HErrn mitgegangen
sein von der Taufe Johannes an bis zur Himmelfahrt
(Joh. 15, 27). Vers 23—25 zeigt unS, was die Brüder
taten. <L>ie wählten nicht selbst den Apostel. Dazu
hatten sie gar keine Befugnis. Aber sie fanden in ihrer
Mitte zwei, die den Bedingungen zum Apostelamt entsprachen
und diese stellten sie dem HErrn dar. Er konnte sowohl
einen als auch beide ablehnen. Vers 26: das Los. Noch
stand alles auf jüdischem Grunde. Die Gemeinde war
noch nicht da. Gott handelte noch mit Israel, und sie
handelten demgemäß nach den Normen Israels. Gott bekannte
Sich nach Spr. 16, 33 dazu: „Das Los wird in den
Busen geworfen, aber alle seine Entscheidung kommt von
Jehova." So wählte Gott Matthias, und „er wurde den
Aposteln zugezählt". In dem Berichte des Heiligen Geistes
in Apgesch. 2, 14 finden wir auch die Bestätigungen des
Matthias als Apostel: Petrus mit den „Elfen" (nicht mit
den »Zehn") stand auf, ebenso siehe Apgesch. 6, 2: Die
Die Bezeichnung „Zwölfe" zeigt uns, daß der Apostelkreis
auf diese Zahl begrenzt war. Pauli Apostelschaft wird
tins gänzlich unterschieden von den Zwölfen gezeigt. 1. Kor.
15, 5 ff. zeigen dies klar. Dort wurde der Zwölfkreis
genannt, dem der HErr erschien, und ganz abgesehen
von diesem spricht Paulus von feiner Begegnung mit
dem HErrn. Er zählt sich nicht den Zwölfen zu. Er
war weder der „zwölfte" noch der „dreizehnte" Apostel.
Er ist der „Apostel der Nationen". Er steht allein und
einzig da. Er hat seine eigene und besondere Aufgabe betreffs
der Gemeinde Gottes, des Leibes Christi. In der Vollzahl
zwölf mußte Israel das Zeugnis von dem Auferstandenen
usw. am Pfingsttage gebracht und noch einmal das Angebot
des Segens gemacht werden (Apgesch. 3, 19—21). Erst
163
nachdem das Zeugnis der Zwölfe an Israel ausgerkchtet
und es seinen Widerstand gänzlich bewiesen hatte (Apgesch.
7,51), wurde Paulus berufen, und erst nachdem durch
Petrus den Nationen die Tür der Gnade geöffnet worden
(Apgesch. 10), beginnt Paulus seinen Dienst an den Nationen.
Ein Loswerfen haben wir heute nicht mehr. Wir stehen
nicht auf alttestamentlichem Grunde. Wir haben heule das
vollendete Wort Gottes und den Heiligen Geist. Dieser,
und nicht das Los leitet uns. v. d. K.
Hnmeekun.g äer Herausgebers:
Wir haben alle eingesandten Antworten ausgenommen;
keine mit entgegengesetzter Meinung traf ein! — Wie können
über diese Sache überhaupt Fragen entstehen, da die Wahl
des Matthias zum Ersatzapostel so klar bezeugt ist?! Wenn
man in 1. Kor. 1b, 6 nicht annehmen möchte, daß diese
Erscheinung des HErrn nach der Ersatzwahl geschehen sei,
so bleibt doch die durchaus ausreichende Erklärung übrig,
daß der Sprachgebrauch „die Zwölfe" auch beibehalten
wurde während der wenigen Tage, da sie nur „ elfe" waren,
zumal die Ersatzwahl unmittelbar bevorstand; Paulus schließt
stch nur jenem apostolischen Sprachgebrauch an. — Manche
Geschwister werden beunruhigt durch die sogenannten
„Apostolischen", die Apostel gewählt haben bezw. noch
wählen. Aber solche Geschwister sollten diejenigen, die
„Apostel" wählen, fragen, ob die Bedingungen nach Apgesch.
1, 1b—22 für solche Wahl erfüllt seien; — überhaupt
Wahl! Wer wählte? Nicht die Menschen, nur der HErr!
Und dann wen? Es kamen nur solche in Betracht, „die
mit den Aposteln des HErrn gegangen waren, während der
Herr Jesus bei ihnen aus- und einging, anfangend von der
Taufe Johannes usw." — von diesen sollte einer «Zeuge
der Auferstehung" werden! Paulus mit seiner durchaus
göttlichen Berufung zum „Apostel der Nationen" kann von
den „Apostolischen" nicht mißbraucht werden für ihre Irrlehre;
aber ebensowenig Barnabas, der wohl Apostel genannt
wird (Apgesch. 14,4. 14), von dessen Berufung zum
Apostel aber die Schrift nirgends spricht. Ihn trotzdem
für die Lehre der „Apostolischen" heranziehen, heißt weit
über die Schrift hinäusgehen! — Stimmen die obigen
164
Bedingungen heute? Können uns die „Apostolischen" solche
Apostel zeigen? Und da sie es nicht können, braucht sich dann
ein Schriftgläubiger trotzdem von ihrer Irrlehre fangen lassen?
Lasten wir uns „nicht als Beute wegführen durch die
Philosophie und durch eitlen Betrug nach der Überlieferung der
Menschen ..."! (Kol. 2,8.) Der HErr sagt: „Wenn jemand
Mich liebt, so wird er Mein Wort halten, und der Vater
wird ihn lieben . (Joh. 14, 23).
Persönliche Worte an unsere Freunde!
Wir bitten, freundlichst zu beachten, was in den „Persönlichen
Worten" in Nr. 7 gesagt ist über das Einsenden von Fragen.
ir wurden wiederum recht erfreut durch treue Mitarbeit in
jeder Hinsicht und danken herzlich für alle Beweise
Liebe seitens unserer Leser und Mitarbeiter.
eschwisterlicher
Hier einmal eine „Stimme aus dem Leserkreise":
„FÄ aÄn^s aksnr §Ze ZeZZe/e,
cka§ cD/a/Z öZn o/Z s^uZcLZ
r/ncZ r'sZaä/ZQL ^essFneZ won^en. Venn man alas cD/a/k
^Zn/sre/nanaks?' üsllrakZZe§Z w/e anc/e^e «D/ä/kon, ciann Z§Z
nrZn eZwcr§ /rochen, wenn Zaä cZZe eZn^e/nen e/?a^en nncZ
Zwenken nn^Z^ l/nne^/eee nn^/ l/Zs cDZöe/e/e/Zen nae^§e^/a^e,
akann Ze/ e§ nr/> Znrmen eZne ^)neZ/e cZen Fnen^s unc/
r'Ä rnöaä/s §a§en.- eZn cksr mZn weZ/ene «becZan^sn
c^nenl/e meZnee c^ene-ene nnak c-^nöeZun^ cZen c?en§en
un§sne§ an/ee^/Zeeek." cD.
Möchte dies die Segenserfahrung aller teuren Leser der
„Gegens. Handr." sein!
Seien Sie alle gegrüßt mit 2. Kor. 13,11
Klotzsche, Anfang August 1914.
von <Zem Herausgeber
Fritz Koch.
Gruß an <ien Leser:
» Die Liebe des Christus drängt uns, indem wir also genr«
teilt haben, daß einer für alle gestorben ist und somit alle
gestorben sind. Und Er ist für alle gestorben, auf Lab die,
welche leben, nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der
für sie gestorben ist und ist auferweckt worden."
2. Kor. 5,14.15.
Llnlw orten.
Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schrift-
stellen Nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich
zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen.
§rage 46: Wann Kai der 6err ^esus unsere Sünden getragen?
Nur am l^reuIS oder sckon von Seiner ^auie an?
(vgl. 1. petri 2, 24) und kat Lr die Sünden aller (Denscben, auck
der Ungläubigen, getragen? (vgl. 1. 7ok. 2, 2).
Antwort H: *)
*) Wir nahmen diese Antwort, die wir im wesentlichenfür durchaus
schristwidrig halten, nur aus, um mittels derselben unseren Lesern
um so besser zeigen zu können, was für Meinungen über diesen so sehr
wichtigen Gegenstand im Volke Gottes verbreitet sind.
Der Herausgeber.
Der Herr Jesus ist schon vor Grundlegung der Welt
ausersehen und bestimmt worden, als das Lamm Gottes die
Sünde der Welt zu tragen (1. Petri 1,18—20). In der Fülle
der Zeit aber sandte Gott erst Seinen Sohn (Gal. 4,4). Obwohl
durch die Geburt von der Jungfrau Maria der
Sohn Gottes ein wahrer Mensch wurde nach Phil. 2, 7,
unterscheidet sich der Mensch Christus Jesus (1. Tim. 2, 5)
von anderen Menschen doch in ganz geivaltiger Weise. Er
hat die Sünde nicht gekannt (2. Kor. 5, 21), weil Sünde
nicht in Ihm war (1. Joh. 3, 5); Er hat keine Sünde
getan (1. Petri 2, 22), weshalb Jh-n niemand einer Sünde
zeihen konnte (Joh. 8, 46). Irgendwann muß deshalb
der Herr Jesus die Sünde der Welt auf Sich genommen
haben, um sie dann zu tragen. Daß der Herr Jesus
nicht nur am Kreuz die Sünde getragen hat, sondern
schon viel früher, geht aus Joh. 1, 29 hervor, wo Johannes
der Täufer sagt, indem er auf Jesus hinweist:
Siehe, das Lamm Gottes, welches der Welt Sünde hin
166
wegträgt. Jesus trug also damals schon, bald nach Antritt
Seines öffentlichen Lehramtes, der Welt Sünde. Wann
wurde nun aber die Sünde der Welt auf Ihn gelegt?
Das kann nur gelegentlich der Taufe geschehen sein, dir
Jesus ja auch an Sich vollziehen ließ. Die Johannes-
taufe war eine Bußtaufe, d. h. die Taufe selbst bedeutete
ein Bußetun. Da nun Jesus für Sich Selbst keine Buße
nötig hatte, muß Seine Taufe durch Johannes eine ganz
besondere Bedeutung haben. Diese Bedeutung kann nur
sein: Bei der Taufe legte Johannes die Sünde der Welt
auf das Lamm Gottes, so daß Jesus nach der Taufe
als das Gotteslamm der Welt Sünde trägt. — Durch
die Taufe des Johannes Jesus gegenüber wurde das erfüllt,
was in den Opfcrbestimmungen für das Opsertier
gesagt war: Der Priester sollte durch Handauflegung die
Schuld auf das Tier übertragen (3. Mose 1—7) und es
dann erst schlachten. So nahm also Jesus durch die
Taufe die Sünde der Welt auf Sich und trug sie an
Seinem Leibe hinauf auf das Holz nach 1. Petri 2, 24.
Antwort 8:
Der HErr der Herrlichkeit wird oft in verkehrter
Weise zum Sündenträger gestempelt. Gewiß hat der Herr
Jesus alle unsere Sünden getragen, aber nicht als der,
welcher von feiten Gottes um der Sünde willen, sondern
als der, welcher von feiten der Menschen um der Gerechtigkeit
willen litt, als der treue Zeuge und als der
gehorsame Mensch. So hat Er Sich durch den ewigen
Geist ohne Flecken Gott geopfert und die Gemeinschaft
mit Seinem Vater war, ob Er vor Pilatus stand oder
ob Er von Kriegsknechten verhöhnt wurde, ja, bis hinauf
auf das Kreuz eine ungestörte. Das Wohlgefallen des
Vaters, der in Seiner Heiligkeit Sünde nicht sehen kann,
ruhte sowohl nach der Taufe im Jordan, sowie auf Seinem
ganzen Weg hienieden, bis auf das Kreuz, auf Ihm. Die
beste Erklärung gibt uns Jes. 53, 5: „Die Strafe zu
unserem Frieden lag auf Ihm," und zwar zu keinem
anderen Zweck, als daß uns durch Seine Striemen Heilung
würde. Dort auf dem Kreuze wurde Er der Bürge
für meine Sünde. So ward Er das wahre Sündopfer,
167
als Er auf dem Kreuze war und als die Sonne ihren
Schein verlor, und Er ausrief: „Mein Gott, Mein Gott,
warum hast Du Mich verlassen?" Da ward Er für uns
zur Sünde gemacht, auf daß wir Gottes Gerechtigkeit
würden in Ihm (2. Kor. 5, 21). Hier allein war
ündenträger. Alle übrigen Leiden des
Seinem Lebensweg, vom Jordan bis nach
haben keinen sühnenden, sondern nur einen
Charakter. Damit löst sich auch die irrige
die vielfach vertreten wird, daß der Herr
die Sünden der Ungläubigen durch Seine
HErrn auf
Gethsemane,
vorbildlichen
Auffassung,
Jesus auch
Sühnung hinwcggenommen hätte. Jes. 53, 13 lesen wir:
„Er aber hat die Sünden vieler getragen." Gewiß reicht
Sein Opfertod für alle aus, und die Ansprüche der Gerechtigkeit
Gottes hinsichtlich der ganzen Welt sind befriedigt
und anerkannt, aber teil hat nur derjenige daran,
der mit seiner Schuld glaubend Zuflucht zu Dem nimmt,
der Sein Leben für ihn auf dem Kreuze gelassen hat.
Von hier aus verstehen wir den Ausspruch des Johannes
(Joh. 1, 29): „Siehe das Lamm Gottes, welches die Sünde
der Welt wegnimmt." Das Urteil über meine ganze
Schuld ist in göttlicher Gerechtigkeit vollstreckt, die Anklageschrift
vernichtet (Kol. 2, 4), und die Sühnung reicht
aus für jeden, der sich in Buße beugt. Jeder, der an
Ihn als den von Gott Gesandten glaubt, hat durch diese
Sühnung das Recht oder die Macht, ein Gotteskind zu
heißen. Also die Schrift lehrt uns, daß der Herr JesuS
unsere Sünden nur auf dem Kreuz trug und dort auch
dann nur, als sich das Angesicht Gottes auf kurze Zeit,
nicht vor Ihm, sondern vor der Sünde, die Er, der
Sohn Gottes, hier auf Sich nahm, verschließen mußte.
So verhält es sich mit dem Sündetragen für die Menschen
oder für die Ungläubigen: Er stellt nicht alle Bösen,
sondern die Grundlagen der Beziehungen der
Welt zu Gott wieder her und ist somit zur Sühnung
für die ganze Welt gestorben. Auf Grund dieses Opfers
und dieser Sühnung kann jeder Errettung finden.
^oNvort L:
Daß der Herr Jesus amKreuze indenStunden
der Finsternis unsere Sünden trug und dort das
168
Gericht und die Strafe für uns erduldete, das wird wohl
von keinem Kinde Gottes in Frage gezogen. Aber weil
Johannes der Täufer sagte: „Siehe, das Lamm Gottes,
welches die Sündeder Welt wegnimmt" oder „trägt"
(Joh. 1, 29), und weil es in 1. Petri 2, 24 nach manchen
Bibelübersetzungen heißt: . welcher unsere Sünden
Selbst h i n a u f getragen hat an Seinem Leibe auf das
Holz . . . glauben manche, der Herr Jesus habe die
Sünden bereits vor dem Kreuze getragen. Dieses „Tragen"
den Sünden denkt man sich, scheint es mir, ungefähr so,
wie das Tragen einer Last, die jemand aufnimmt, und
unter der er dann seinen Weg dahingeht. Unter diesen
gibt es wieder solche, welche denken, der Herr Jesus habe
die Sünden von Seiner Geburt an getragen, und solche,
welche denken, von Seiner Taufe an. Zu letzterer Annahme
kommt man wohl dadurch, daß es betreffs der
Johannestaufe heißt: „Da ging zu ihm hinaus . . ., und
sie wurden von ihm im Jordan getauft, indem sie ihre
Sünden bekannten" (Matth. 3, 5. 6), und dann der
Herr Jesus auch zu dieser Taufe kam und auf Sein Verlangen
ebenfalls von Johannes getauft wurde; sie meinen,
da müsse eben auch der Herr Jesus „Sünden bekannt"
haben, und da Er Selbst keine hatte, seien es eben diejenigen
anderer gewesen; also habe Er sie dort aus Sich
genommen und von da an getragen.
Wie stimmt dieses alles mit dem Worte Gottes übereilt?
Der Gegenstand ist von größter Wichtigkeit, weil es
sich dabei um die Person des Herrn Jesu, die Herrlichkeit
des Sohnes Gottes Selbst handelt.
In Johannes 1, 29 ist zwar in der Zeitform der
Gegenwart gesprochen, aber nur um die Person des HErrn
vorzustellen und zu kennzeichnen. Das Tragen oder Wegnehmen
der Sünde der Welt war in jenem Augenblick
noch zukünftig, aber die Person, die es vollbringen sollte,
war gegenwärtig, und diese Person war eine vollkommene
Bürgschaft dafür, daß es auch hinausgeführt werden würde.
Deshalb wird auch an anderen Stellen im Johannes-
evangelium von Dingen, die mit Seiner Person verbunden
sind und in dem bezeichneten Augenblicke noch zukünftig
waren, trotzdem in der Zeitform der Gegenwart gesprochen,
als ob sie bereits geschehen wären bezw. gegenwärtig seien.
169
So wird z. B. in Kap. 1,33 gesagt:„ ... der mit heiligem
Geiste tauft." Das tat Er aber weder in jenem Augenblicke
noch überhaupt hienieden, sondern erst nachdem Er
verherrlicht war; aber die Person war da? Kap. 10, 15
sagt der Herr Jesus: . und Ich lasse mein Leben
für die Schafe" (s. auch V. 17. 18 a); Er ließ es aber
nicht in jenem Augenblicke oder fortgesetzt in dem hier
gemeinten Sinne, sondern erst später am Kreuze usw. Joh
1, 29 begründet also n i cht die Annahme des Sündentragens
vor dem Kreuze. Ebensowenig ist dies bei der Petrusstelle
der Fall, weil, (wie mir von zuverlässiger, des Griechischen
kundiger Seite gesagt worden ist), die griechische Präposition
(Verhältniswort), die in 1. Petri 2, 24 gebraucht ist, im
Neuen Testament nicht nur auf die Frage „wohin" mit
dem Akkusativ (4. Fall) verbunden wird, sondern oft auch
auf die Frage „wo", (statt mit dem 3. Fall). Daher
kann in 1. Petri 2, 24 statt „auf das" ebensogut übersetzt
werden „auf dem". Ähnliche Beispiele sind z. B. Matth.
9, 9: Matthäus saß „an dem Zollhause" (griech. steht
aber der 4. Fall: „an das Zollhaus").
Die obenerwähnte Schlußfolgerung rn bezug auf die
Taufe des Herrn Jesu ist das Ergebnis rein menschlichen
Verstandes — und geht darum völlig fehl. Der
Herr Jesus war gekommen, am Kreuze den Platz des
schuldigen Menschen im Gericht einzunehmen. Es entsprach
daher völlig dieser Seiner Aufgabe, daß Er auch in der
Taufe des Johannes den Platz mit denen teilte, die in
dieser Taufe das gerechte Urteil Gottes über den Menschen
anerkannten (s. Matth. 3, 6; Luk. 7, 29). Sie bekannten
ihre Sünden und nahmen in der Taufe sinnbildlich den
ihnen zukommenden Platz ein. Er aber machte Sich im
Vorausblick auf das Kreuz eins mit ihnen an diesem Platze
und erfüllte so „alle Gerechtigkeit" (Matth. 3, 15). Ein
Aufsichnehmen der Sünden kam hierbei nicht im entferntesten
in Frage; es war weder der Zeitpunkt noch der Ort dafür.
Das ist uns völlig klar, wenn wir auch nur ein wmig
verstehen, was das Aufsichnehmen, das Tragen
der Sünden für den Herrn Jesus bedeutete.
Es handelt sich eben nicht um ein Tragen im Sinne des
Dahintragens, wie man einen Gegenstand nach einem Orte
trägt; sondern um das Aufsichnehmcn der Schuld und
170
Strafe. Sehen wir den Menschen an, der mit seinen
Sünden dahingeht, ohne Bergebung, und mit ihnen einst
vor Gott erscheinen wird. Er ist getrennt von Gott,
geht ohne Ihn und fern von Ihm durch diese Welt, und
der Tod, Gericht und Strafe sind zum Ende sein
Teil. Nichts anderes konnte es für den Herrn Jesus sein,
wenn Er die Sünden auf Sich nahm! Jede andere Vorstellung
ist gänzlich irrig. Der Herr Jesus konnte nicht
die Sünden auf Sich nehmen, ohne auch zugleich alles
das auf Sich zu nehmen, was mit ihnen verbunden ist.
Von dem Augenblicke an, wo Er die Sünden auf Sich
nahm, nahm Er Gott gegenüber den Platz des
schuldigen Sünders ein in seiner ganzen, vollen
Tragweite und Gott handelte dementsprechend
mit Ihm. Das sehen wir am Kreuze in den Stunden
der Finsternis, wo der Herr Jesus von Gott verlassen
war und Gericht und Töd erduldete. Am Kreuze trug
Er den Fluch (Gal. 3, 13) für den Menschen, der unter
dem Fluche war, weil er „nicht geblieben war in allem,
was im Buche des Gesetzes geschrieben ist, um es zu tun"
(Gal. 3, 10). Er trug ihn erst am Kreuze, weil Er
am Kreuze die Sünden trug; Sünden und Fluch waren
miteinander untrennbar verbunden! Hätte der Herr Jesus
schon vor dem Kreuze die Sünden auf Sich genommen,
so hätte Er also auch schon vor dem Kreuze unter
dem Fluche sein müssen, die ganze Zeit, während der
Er die Sünden trug. Er hätte dann auch Seinen Pfad
getrennt von Gott gehen müssen, wie der Mensch,
dessen Sünden nicht vergeben sind, ohne Gott durch diese
Welt geht, denn Gott ist heilig und kann nicht
mit Sünde zusammen sein! Wenn wir das leugnen,
dann lassen wir gänzlich außer acht, was Gott ist in
Seiner Heiligkeit und was Sünde ist in
Seinen Augen! Erst wenn ein Mensch gereinigt ist
von seinen Sünden, empfängt er den Heiligen Geist, macht
Gott Wohnung in ihm, wird sein Leib ein Tempel des
Heiligen Geistes; solange der Mensch mit seinen Sünden
dahingeht, ist dieses völlig ausgeschlossen. Also Reinheit
von Sünde ist die unbedingte Voraussetzung für das Wohnen
des Heiligen Geistes in einem Menschen. Hätte es bei
dem Herrn Jesus anders sein können? Nimmermehr! Gott
ist unveränderlich in Seiner Heiligkeit, und ebenso unveränderlich
ist Sein Urteil über die Sünde — auch als
Sein geliebter Sohn sie trug! Da gab es keine Ausnahme
für Gott, wie ja das Kreuz uns so deutlich zeigt. Wie
hätte also nach der Taufe des Herrn Jesu der Heilige
Geist auf Ihn herabkommen und auf Ihm bleiben können
(Joh. I, 32), wenn Er die Sünden trug? Wie hätte es
„das Wohlgefallen der ganze Fülle" sein können, in Ihm
zu wohnen (Kol. 1, 19)? Wie hätte der Herr Jesus dann
sagen können: „Und der Mich gesandt hat, ist mit Mir;
Er hat Mich nicht allein gelassen . . ." (Joh. 8, 29) ?
Und wie hatte Er auf dem Berge verherrlicht werden
können (Matth. 17, 2—5) ? „Er wurde vor ihnen um-
gestaltet. Und Sein Angesicht leuchtete wie die Sonne"
. . ., konnte das mit Ihm geschehen mitsamt den Sünden?
Oder konnte Er Sich ihrer etwa eine Zeitlang wieder entledigen,
um sie danach wieder aus Sich zu nehmen? Das
eine ist so weit wegzuweisen wie das andere, und schon
diese eine Schriftstclle genügt, um zu zeigen, daß der Herr
Jesus die Sünden nicht von Seiner Taufe an trug.
Ebenso schriftwidrig ist die Annahme, der Herr Jesus
habe die Sünden aller Menschen getragen. Das Wort
spricht immer nur davon, daß Er die Sünden „vieler"
getragen hat (s. Matth. 20, 28; 26, 28; Hebr. 9,28), n i e
aber „aller". Die Sünden, welche Er trug, sind auch
gesühnt und getilgt und Gott wird ihrer nie mehr gedenken
(s. Hebr. 10, 17); wie hätte also dann der Herr Jesus,
wenn Er die Sünden aller Menschen getragen hätte,
den Juden sagen können: „Daher sagte Ich euch, daß ihr
in euren Sünden sterben werdet; denn . . ., so werdet ihr
in euren Sünden sterben" (Joh. 8, 24), oder: „. . . . so
bleibt eure Sünde" (Joh. 10, 41), und wie könnten die
ungläubigen Menschen einst gerichtet werden „nach ihren
Werken" (Offenb. 20, 12. 13) ? Th'. K.
Hnmerkunx äes Herausgebers:
Wir sind der festen, durch nichts zu erschütternden
Überzeugung, daß, wie auch die Antworten L .und O besagen,
nach der Lehre der Schrift der Herr Jesus mir am Kreuz
unsere, d. h. der Gläubiggewordcnen, Sünden stellvertretend
172
und sühnend getragen habe! — Auf die Tatsache, daß
es in I. Joh. 2, 2 wörtlich nicht heißt: „Er ist die Sühnung
für die Sünden der ganzen Welt," sondern: „Er ist die
Sühnung für die ganze Welt", ist bereits bei Frage 10
hingewiesen. Auf Grund dieser ein für allemal geschehenen
Sühnungstat kann jeder gerettet werden, der unter den
göttlichen Bedingungen (Buße, Sündcnbekenntnis, Glauben
an den Sohn Gottes und Sein Werk) das Heil in Christo
ergreift. Die Lehre, daß Christus die Sünden aller Menschen
getragen habe, ist schriftwidrig und eine mächtige
Stütze für die Irrlehre, daß schließlich alle Menschen errettet
würden. — In I. Petri 2, 24 heißt es „unsere
(d. h. der Gläubigen) Sünde«", in Joh. 1, 29 dagegen
„der Welt Sünde"! Wie kann man das verwechseln?!
Das Wort Sünden wird gebraucht in bezug auf die
persönlichen Werke des einzelnen (vgl. Röm. 3, 21—26),
während Sünde den Naturzustand berührt (vgl. Röm. 8,3;
siehe auch 2. Kor. 5, 21!).
Es ist uns völlig unbegreiflich, wie man Jesu Taufe
mit dem jüdischen Opferkult zusammenbringen kann, wobei
man Johannes zum Priester macht! Es genügt, zu sagen,
daß die Schrift dgl. nicht tut. Sie sagt uns ja so klar, welche
Bedeutung Jesu Taufe hatte, nämlich die, „alle Gerechtigkeit
zu erfüllen". Das Wort steht nur im Matth.--Ev.! Jesus
kam als Vertreter Seines Volkes (nicht Stellvertreter!)
und nahm den Platz eines Sünders ein wie ein einzelner
aus dem Volk und ließ symbolisch das Gericht an
Sich vollziehen — die Taufe ist stets ein Symbol, Sinnbild
—, so machte Er die Gerechtigkeit voll, erfüllte sie
(vgl. dazu Luk. 7, 29. 30!). Und was hat der Hinweis
des Johannes auf den Herrn Jesus, als das jetzt schon
unter ihnen weilende Lamm Gottes, zu tun mit der Taufe,
die am Tage zuvor gewesen war?
Nun zu 1. Petri 2, 24! Sowohl kann es nach dem
Griechischen, wie noch viel mehr Stellen als in der vorigen
Antwort angegeben, beweisen (so z. B. Mark. 4,38: „Jesus
schlief auf dem Kopfkissen"; griech.: „auf das") sehr
wohl, als auch muß es nach dem gesamten Schriftzeugnis
heißen: „auf dem Holze". Das Wort, das gewöhnlich
mit „hinauftragcn", übersetzt wird, kann auch heißen „tragen",
wie es tatsächlich so in Hebr. 9,28 heißt. Die Stellen Hebr. 9,
26. 28 u. 10,10—12 sind ausreichend, um zu zeigen, wann
der Herr Jesus die Sünden stellvertretend getragen hat. Wer
da sagt. Er habe dies schon von der Taufe an getan, entleert
das Kreuz und beachtet nicht, was Sünde und Sünden
in Gottes Augen bedeuten. Das Kreuz war zunächst
nur die Tat der Menschen (vgl. Apgesch. 2, 23 u. a.);
dann, nachdem der Herr Jesus die ersten Stunden am
Kreuz in schattenloser Gemeinschaft mit Gott gewesen war.
wurde die Sündenschuld auf Ihn gelegt, wurde Er zur
Sünde und zum Sündopfer gemacht („Sünde" ist in der
Schrist oft für „Sündopfer" gebraucht, z. B. 2. Mose 29,14,
wörtlich: „Sünde"), und Er ward als unter dem Fluche
von Gott (nicht „Vater") verlassen. Dr ward das Werk
„vollbracht"! Bis zu diesen Stunden, wo Er „unter des
Gerichtes Ruten" Sich befand, litt der HErr nicht stellvertretend,
wohl aber litt Er vorher um der Gerechtigkeit
und um der Folgen der Sünde willen (Joh. 11, 35.
38), und darin können wir mit Ihm leiden (1. Petri 4,
13; Röm. 8, 17 ff.), wie auch in gewisser Hinsicht schon
Lot litt (2. Petri 2, 7. 8). Aber stellvertretendes Leiden
und Sündentragen, wie es auch in Jes. 53, 6 gemeint
ist, kennt die Schrift bei dem Herrn Jesus erst am Kreuz
und nur dort! Es ist schon auf die Verklärung Jesu
in Matth. 17 hingewiesen, die unmöglich gewesen wäre,
wenn die Sünden auf dem Herrn Jesus gelegen hätten!
Und wir fügen zum Schluß hinzu: Wie hätte, wenn der
HErr wirklich von Seiner Taufe an die Sünden getragen
hätte, während der ganzen Zeit die Sonne ihren Schein
behalten können — die Sonne, von der wir lesen, daß
sie ihren Schein verloren, als der sohn Gottes am Kreuze
von Gort verlassen war, als Er dort gestraft ward an
unserer Statt?! (Matth. 27, 45 ff.; Mark. 15, 33 fs.;
Luk. 23, 44 ff.) —
§roge 47: lst aus Sattes Wort die 6nnakme begründet,
datz in Oetbsemane der Satan versucht kabe, den Serrn ^esus
zu taten, um Ikn am Lrlösungswerke zu Kindern, und datz Sott
ldn dort vom Tlode errettet kabe? 6ebr. 5,7.
Antwort /X:
Es soll dies der letzte Versuch Satans gewesen sein, um
den Weibessamen (1. Mose 3,15) zu zerstören, nachdem es
174
ihm nicht gelungen war, durch Petrus den HErrn zu verhindern,
den Kreuzesweg zu gehen (Matth. 16,21—23). Der
vermutliche Angrrff Satans in Gethsemane soll der Kelch
sein, um dessen Wegnahme der Herr Jesus gebetet habe,
aber wie können wir dann die Worte verstehen: „Nicht wie
Ich will, sondern wie Du willst"? Daß das Leben des
HErrn in Gefahr stand, ist nirgends in den Evangelien erwähnt,
und so bietet die Stelle im Hebräerbrief, Kap. 5,7,
die einzige Möglichkeit, einen Angriff von feiten der Macht
der Finsternis anzunchmen.
Die Tiefe der Leiden unseres HErrn, als Er für uns
zum Sündopfer gemacht wurde, fassen wir nicht. Wir können
es nicht ausdenken, was es für unseren hochgelobten HErrn be-
bedeutete, die Strafe zu tragen, die wir verdient hatten;
und diese bestand darin, daß Ihm das Licht der Gegenwart
Gottes eine Zeitlang entzogen wurde.
Der amerikanische Advokat Ph. Mauro schreibt hierüber:
„Die Stelle bedeutet nicht, daß unser HErr darum
betete, vom Tode in Gethsemane errettet zu werden. Die
Präposition vor „Tod" ist eigentlich „aus", so daß der Nebensatz
gelesen werden sollte: „Zu Ihm, der fähig war, Ihn
aus dem Tode zu erlösen, und ist auch erhört worden". Er
wurde erhört, nicht dadurch, daß Er vom Tode in Gethsemane
errettet wurde, sondern dadurch, daß Er aus dem Tode (aus
der Gottentfremdung), den Er am Kreuz erlitt, genommen
wurde. Die Antwort auf Sein Gebet war die Auferstehung."
^ntvok-l 8:
Weder in Hebr. 5,7 noch in Matth. 26,36—56; Mark.
14, 32—52; Luk. 22, 39—53; Joh. 18, 1—2 finden wir
Gründe zu solcher Annahme. Als der HErr in Gethsemane
so heftig betete, war Er nicht einem Versuch Satans, Ihn
zu töten, ausgesetzt; Sein „Bitten und Flehen" weisen
deutlich auf die unmittelbar nachher kommende Stunde, da
Er allein, ganz allein mit der furchtbaren Macht Satans
zu tun haben und, zur Sünde für uns gemacht, den Kelch
des Fluches Gottes trinken sollte.
Satan, der in Judas war (Joh. 13, 27), befahl nicht:
„Tötet Ihn sofort", sondern „Ihn greifet"! Durch ein
sofortiges Töten wäre sein Charakter als Mörder (Joh. 8, 44)
zu leicht erkennbar gewesen; der Lügner stellte sich nicht,
wie er war. Sein Verbrechen beging er durch gar gesetzmäßige
Verhandlungen: Verhaftung, Prozeß, Anklage, Zeugenaussage,
Verteidigung, Verurteilung, Hinrichtung. Kein Mensch
bemerkte in diesen Vorgängen seine unsichtbare und gott-
feindliche Leitung. Alle, durch ihn verblendet und begeistert,
verlangten die Kreuzigung des Gerechten. Welch ein Triumph
für die „Macht der Finsternis"! Es war der tiefste Punkt
der „Tiefen Satans".
Hebr. 5,7 sagt, daß der HErr erhört, also aus dem
Tode errettet wurde, aber nicht darin, daß Er etwa nicht
starb. Über diese Stelle gibt die Schrift in Apgesch. 2,
24—27 eine so einfache und doch klare Auslegung, daß
wir auf Grund derselben keine menschlichen Annahmen machen
dürfen. Obgleich unsere Sünden Ihn in den Tod brachten,
waren auch, abgesehen von Seiner Göttlichkeit, das eigene
Leben, der Wandel, die Natur des Herrn Jesu als Mensch
gegenüber Gott so heilig, so wahrhaftig fromm, so völlig
sündlos, daß die Gerechtigkeit Gottes aufgefordert werden
konnte, Ihn aus dem Tode herauszubringen. Das geschah
in Seiner Auferstehung.
^ntvort L:
Gegenwärtige Frage hängt wesentlich mit der Frage
des Sündentragens zusammen, weil der Tod mit Sünde
zusammenhängt. Der Tod ist durch die Sünde in die Welt
gekommen und ist zu allen Menschen hindurchgedrungen,
weil sie alle gcsündrgt haben (Röm. 5, 12). Der Tod ist
der Lohn der Sünde (Röm. 6, 23). Sünde ist also die
Voraussetzung für den Tod. Darum hatte der Teufel die
Macht des Todes über den Menschen (Hebr. 2,14). Aber
eben darum konnte er sie auch nur da haben, wo Sünde
war, auf keinen Fall aber da, wo es solche nicht gab. Deshalb
hatte der Tod kein Anrecht auf den Leib des HErrn in
Gethsemane, und hatte der Teufel keineswegs die Macht
des Todes über Ihn, denn in Gethsemane hatte Er nichts
zu tun mit Sünde. Wie zu der Frage über das Sünden-
tragen dargelegt worden ist, hat der Herr Jesus erst am
Kreuze — nie vorher — die Sünden getragen, und da
allein war es, wo Er „die Sünde der Welt trug" und
„für uns zur Sünde gemacht" wurde (Joh. 1,29 und 2. Kor.
5, 21), nicht in Gethsemane. Die Lehre, wie ich sie kürzlich

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