Waren es zuerst die Kinder seiner Sonntagschule, so zählten bald die Bauern aus den umliegenden Dörfern zu seinen Zuhörern, die mit ihren Frauen diesem feurigen und schlagfertigen "Boypreacher" erstaunt und ergriffen an den Lippen hingen.
Wenige Monate später war der junge Spurgeon bereits Prediger der Baptisten-Kapelle in Waterbeach, die sich bald mit über 400 Besuchern füllte. Mit 20 Jahren trat er dann seinen Dienst in der New-Park-Street-Gemeinde in London an, die darauf einen derartigen Zulauf bekam, dass man die größten Hallen Londons mieten musste, bis endlich 1861 das "Metropolitan Tabernakel" eingeweiht wurde, das etwa 8000 Besuchern Platz bot und bis zum Lebensende seine Kanzel blieb.
Auf welcher Seite stehst du?
»Da trat Mose in das Tor des Lagers und rief: Her zu mir, wer für den Herrn ist!« 2. Mose 32,26
Bevor ich auf diese sehr persönliche und praktische Frage eingehe, bitte ich euch daran zu denken, wer der Mann war, der sie stellte. Es war Mose, der diese Frage stellte und er richtete sie an Israel, als die Sünde im Lager üppig wucherte. Es ist gut, daran zu denken, dass er dort als einzelner Mann stand, der einzige Streiter Gottes, und das ganze Volk vor die Entscheidung stellte, sich für oder gegen Gott zu entscheiden. Sein eigener Bruder hatte ihn verlassen und das goldene Kalb gemacht. Von den siebenzig Ältesten, die ihm zur Seite stehen sollten, war keiner bei ihm. Mit Ausnahme von Josua stand er allein inmitten der Menge, gerade als sie von ihren lüsternen Vergnügungen und dem fanatischen Götzendienst berauscht waren. Er war der Aufgabe gewachsen. Ohne irgendwie an seine eigene Sicherheit zu denken, unerschrocken, tapfer und kühn, wirft er ihren Götzen nieder, lässt ihn zu Pulver zermalmen und in das Wasser schütten, welches das Volk trinken soll.
Ihr bewundert seinen Mut, ihr staunt über seine außerordentliche Autorität und fragt nach dem Geheimnis solcher Vollmacht. Mose muss eine gebietende, königliche Würde gehabt haben, weit höher als die, welche Geburt oder Amt verleihen. Wisst ihr nicht, woher diese Majestät kam? Er war vierzig Tage lang allein mit Gott gewesen. Himmlische Gemeinschaft
macht einen Menschen stark. Er war in dem Verborgenen des Allerhöchsten gewesen: er hatte mit Gott von Angesicht zu Angesicht geredet, wie ein Mann mit seinem Freund redet, und es war nicht wahrscheinlich, dass er das Antlitz der Menschen fürchtete, nachdem er das Antlitz Gottes gesehen hatte. Er war mit dem Erhabenen vertraut, und als er hinabstieg zu der unendlichen Kleinheit der Menschen, die es gewagt hatten, die Herrlichkeit Gottes mit dem Bild eines
Ochsen zu vergleichen, der Gras frisst, da hatte er eine göttliche Würde, vor der alle zitterten und sich furchtsam wegschlichen.
Mose war auch ein Mann des Gebets. Er hatte die Hand des Allmächtigen droben auf der Spitze des Berges aufgehalten, bis Gott selber sagte: »Lass ab von mir.« So wunderbar es scheinen mag, der Mann Mose hatte durch seinen heiligen Glauben Gott zurückgehalten. Seid gewiss, dass der, welcher Macht bei Gott hat, auch bei Menschen Macht haben wird. Wenn wir Macht bei Gott für die Menschen haben, so werden wir Macht bei den Menschen für Gott haben. Was gibt es, das der nicht zu besiegen vermag, der den Himmel durch Gebet überwinden kann? Da stand Mose, wie ein einsamer Felsen inmitten der stürmischen See. Der Tumult des Volkes raste um ihn her, aber er stand fest und unbeweglich. Alle die geheimen und verborgenen Anhänger der Gottseligkeit, welche noch im Lager waren, sammelten sich auf seinen Ruf, und der eine Mann rettete die Sache. So ist es in der Geschichte nicht ein- oder zweimal, sondern oftmals gewesen.
Ein einziger entschiedener Mann, voll von dem Geist Gottes, hat der ganzen Masse des Volkes die Stirn geboten, sich dem reißenden Strom volkstümlichen Vorurteils entgegen gestemmt und nicht nur die Strömung aufgehalten, sondern sie in die entgegengesetzte Richtung gebracht, wie Mose es tat. Nachdem er mit der Kraft Gottes umgürtet war und gelernt hatte, in der Höhe zu weilen, wurde er der heldenmütige Führer einer Schar ernster Seelen.
Brüder und Schwestern, wir brauchen in unseren Tagen Männer und Frauen von festen Grundsätzen. Wir benötigen Menschen mit erleuchtetem Geist und entschlossenem Willen. Männer, die wissen, was Recht ist, und nicht davon abweichen wollen, selbst wenn sie ihr Leben dabei wagen, fehlen heute sehr. Wir haben nicht einen oder zwei, sondern viele feste Männer nötig, die, wenn sie ihren Fuß niedersetzen, da zu bleiben gedenken und nicht von ihrem Standpunkt vertrieben werden können. Wenn einige von euch danach streben, die eigenen Familien zu leiten und die mit euch in Verbindung Stehenden in rechter Weise
zu beeinflussen, so müsst ihr persönliche Seelenstärke besitzen von der rechten Art, und müsst sie da gewinnen, wo Mose seine Kraft erhielt. Solche Menschen
müssen viel allein mit Gott und mächtig auf ihren Knien sein. Tretet der gottlosen Welt mit einem Antlitz gegenüber, das vom Licht Gottes glänzt.
Verbindung mit dem Himmel muss euch göttliche Hilfe geben, damit ihr nicht vom Bösen überwunden werdet,
sondern das Böse mit Gutem überwindet.
So viel über Mose. Gott mache uns ihm ähnlich. Lasst uns nun Moses Frage und Befehl betrachten: »Her zu mir, wer für den Herrn ist!« Ich meine, hier
drei wichtige Punkte zu sehen. Der erste ist Entscheidung – der Mann muss auf der Seite des Herrn sein. Zweitens ist hier Bekenntnis: »Her zu mir!« Wenn er auf des Herrn Seite ist, so soll er sich nicht in sein Zelt wegschleichen, sondern dem Gegner die Stirn bieten. Und drittens ist hier Hingabe, denn die, welche auf
des Herrn Seite waren, sollten zu Mose kommen, um des Herrn Willen zu tun und den Kampf des Herrn auf jede Gefahr hin zu kämpfen.
Die wichtigste Entscheidung
Es handelt sich um eine Entscheidung über die höchste und wichtigste Sache, die je einem Menschen vorgelegt werden kann. Hier sind zwei Lager:
Gott und Satan, Wahrheit und Lüge, Heiligkeit und Sünde. Auf welcher Seite stehen wir? Wenn ich einen Menschen gleichsam pendeln sehe zwischen beiden Heeren und höre ihn zu sich selber sprechen: »Welches von beiden soll mein Herz haben? Welches soll über meine Dienste befehlen?«, so fühle ich, dass er in einer Stellung verweilt, die zur gleichen Zeit gefährlich und erhaben ist, denn welche Wahl er auch trift, es gilt für die Ewigkeit; es ist entweder der Himmel mit all seinen Herrlichkeiten oder die Hölle mit all ihren Schrecken.
Ob ein Mensch sich für Gott oder für Gottes Feinde entscheidet, das ist für ihn entweder die Verwandtschaft mit Engeln oder das Bündnis mit Teufeln. Es ist für ihn entweder das weiße Gewand und die ewigen Gesänge anbetenden Preises oder die schwarze Finsternis und das immer währende Wehgeschrei endlosen Jammers. Deshalb wird ein Mensch in eine sehr ernste Lage versetzt, wenn diese Frage an ihn gerichtet wird: »Bist du auf Gottes Seite oder bist du sein Feind?«
Ihr benötigt in dieser Angelegenheit all euren Verstand und eure Einsicht, um diese Sache mit aller Ruhe und Überlegung zu richten und zu entscheiden.
Es sollte aber auch mit aller Feierlichkeit des Entschlusses und mit aller Unerschütterlichkeit des Vorsatzes
geschehen, sodass ihr, wenn ihr einmal eure Wahl getroffen habt, durch die leitende Gnade Gottes, bei dieser Wahl für alle Zeit bleibt. Sind hier einige, die diesen Punkt noch nicht entschieden haben? Wenn der Ruf erschallt: »Wer ist für den Herrn?«, sind einige von euch gezwungen zu sagen: »Ich habe mich noch nicht entschlossen.« Es wird Zeit, dass ihr es tut, denn es ist etwas Entsetzliches, wenn ein Mann, wie ich sagte, in der Mitte zwischen Gott und dem Teufel steht,
zwischen Christus und Belial, zwischen Himmel und Hölle, denn, ob er es weiß oder nicht, der Mittelplatz, den er einzunehmen glaubt, ist in Wirklichkeit auf der falschen Seite. So beurteilt unser Herr Jesus ihn:
»Wer nicht mit mir ist, der ist wider mich, und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut.«
Diese Entscheidung, liebe Freunde, so wichtig sie auch ist, sollte so früh wie möglich getroVen werden. Es ist keine Sache, die wir in der Waagschale und in der Schwebe hängen lassen dürfen. O, dass junge Leute hieran denken möchten, und nicht den besten Teil ihres Lebens im Hinken zwischen zwei Meinungen
vergeuden! Als Agesilaus an die Grenzen von Macedonien kam, sandte er die lakonische Botschaft: »Als Freunde oder als Feinde?« Die Antwort war: »Wir müssen eine Weile warten und beratschlagen.« Seine Erwiderung lautete: »Während ihr beratschlagt, marschieren wir.« Glücklich ist der junge Mann, der zu
anderen sagen kann: »Während ihr überlegt, habe ich mich entschieden; während ihr zaudert, bin ich vorwärts gegangen und habe Gott mein Herz gegeben.