Eine Frau reift am Leben
Ein Vorwort
Das ist kein Roman, keine gemachte Erzählung, das ist wahres Geschehen, gelebtes Leben, die Tatsache einer mutigen Lebensführung!
Dieses Buch darf man nicht anlesen, man muß es durchlesen. Dann erst geht dem Leser auf, wieviel Feinfühligkeit, wieviel Selbstdisziplin, wieviel geistliche Kraft und wieviel innere Freude diesem Leben gegeben waren.
Mit diesem Buch entstand ein echter Beitrag zum Thema »Die ledige Frau«. Oft wurden wir aufgefordert und gebeten: Veröffentlichen Sie etwas Hilfreiches, machen Sie jungen Mädchen Mut, sich lieber ein erfüllendes Leben aufzubauen, als eine unglückliche Ehe einzugehen! Ein lediges Leben kann nicht nur randvoll gefüllt sein, sondern befriedigend und beglückend verlaufen - einschließlich aller Mühen und Tiefen. Die Autorin erlebte keine Geburt, dennoch mehrfache Mutterschaft und die Wahrheit des Wortes: »Mutter wird man nur auf dem Wege bejahter Schmerzen«. Dem verunsicherten Menschen wird mit dieser Schrift in einer Zeit »maßloser Manipulation« eine entscheidende Lebensorientierung gegeben.
Nicht nur dem Mädchen und der Frau wird dieses Buch zur Hilfe werden, nicht nur mancher »echten« Mutter Mut machen, sondern auch dem »Mann« das Auge öffnen und das Herz bewegen. In diesem Leben erfüllt sich ein Stück staunenswerter Hingabe, charmanter Fraulichkeit, bewundernswerter Weite, schriftgebundener Verantwortung und demütigen Glaubens. Es bestätigt sich: »Der Mensch wächst mit der Größe und Wichtigkeit dessen, wofür er lebt!«
Ich begleite dieses Buch mit großer Hochachtung vor der Verfasserin, vor ihrer schlichten Bescheidenheit und ihrer inneren Größe.
Gerhard Naujokat
Ich danke Gott und freue mich Wie's Kind zur Weihnachtsgabe, Daß ich bin, bin! Und daß ich dich, Schön menschlich Antlitz! habe ...
M. CLAUDIUS
Jeder Frühling bringt frische linde Lüfte, wo nach den kargen Monaten der kahlen Bäume das junge sprossende Grün die Wälder und Fluren schmückt. Diese Wochen liebte Vater Axmann ganz besonders. Er ging sonntags oft mit seinen beiden Mädchen in den Wald. Sie lauschten in die Stille der Morgenfrühe hinein, die voll atmenden Lebens war. Hier sang ein Vogel, dort huschte eine Eidechse über den Weg, Pflanzen neigten ihre Blüten der Sonne entgegen. Vater half, immer neue Schönheiten zu entdecken. Dann, allen Sehens müde, fing er an zu erzählen.
Die Kinder hörten und hörten und entdeckten langsam Stück um Stück etwas von dem gewaltigen geheimnisvollen Leben, dem sie entgegenwachsen durften.
Die unbeschwerten Jahre der frühen Kindheit gingen bald zu Ende, es kam der Schulanfang. Margit, die um ein Jahr ältere, mußte zuerst den Weg unter die Füße nehmen. Sie hatte feste zu laufen, bis die zwei Kilometer Anmarschweg bewältigt waren. Die erste Zeit brauchte sie noch eine Begleitperson; da wechselten Mutter und Tante Viola, die nach dem frühen Tod ihres Mannes bei ihnen lebte und kinderlos war, einander ab. Im ersten Schulwinter, der klirrenden Frost brachte, traf es sich gut, daß man oftmals den Weg mit dem Vater machen