Berichte über persönliche Erfahrungen und Erlebnisse aus meinem Bekanntenkreis. Das Titelbild stellt die fotografische Wiedergabe eines echten Perserteppichs dar und kann daher nicht mit dem Maßstab moderner Grafik gemessen werden.
1. OHNE KONTAKT
Im Frühjahr 1977 brachte eine Tageszeitung die Meldung von der Heimkehr eines ehemaligen Kriegsgefangenen aus Sibirien. 33 Jahre lang war er von seiner Frau getrennt. Über drei Jahrzehnte ohne Kontakt mit Menschen, die er liebt. Der Ehefrau war es nach dem Krieg gelungen, nach dem Westen zu fliehen. Ihre wartende Treue wurde belohnt. Im Zuge der Familienzusammenführung durfte der Mann in die Bundesrepublik ausreisen.
Unterbrochene oder verhinderte Kontakte können zu schmerzlichen Erlebnissen führen. Abertausende von Menschen haben das nach dem Krieg erlebt. Es gibt aber auch zu normalen Zeiten solche enttäuschenden Ereignisse des Kontaktmangels oder der Kontaktbehinderung. Ich will ein bißchen erzählen. Vor einer Reihe von Jahren hatte ich in Lima, der Hauptstadt Perus, einige Vorträge, sowohl in der deutschen Evangelischen Kirche, als auch in einer peruanischen Gemeinde. Mein Gastgeber war ein Peruaner. Während dieses Aufenthaltes suchte der damalige Bundespräsident Lübke einige südamerikanische Hauptstädte auf und kam auch nach Lima. Ich war wie aus allen Wolken gefallen, als mir ein Bote die Einladung zu einem Festbankett mit Bundespräsident Lübke brachte. Wie ich zu dieser Einladung gekommen war, habe ich nie erfahren. In der politischen Welt bin ich völlig unbekannt. Natürlich hatte ich die Absicht, diese Einladung anzunehmen. Abends 6 Uhr sollte das Bankett mit einer Rede Lübkes steigen. Mein südamerikanischer Gastgeber machte mir klar, daß alle politischen Anlässe in Südamerika zwei Stunden früher angesetzt werden, weil man der südamerikanischen patiencia (Geduld) Rechnung trägt. Ich antwortete