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Zwischen Obst- und Gemüsegärten liegen die Häuser des idyllischen deutschen Dorfes in der Ukraine, wo Miluscha zusammen mit ihren sechs Geschwistern aufwächst. Der Vater ist der von allen geliebte Lehrer des Dorfes. Mitten in diese friedliche Welt bricht in den dreißiger Jahren die Bedrohung durch das kommunistische Regime herein. Wie Miluscha und ihre Familie trotz Deportation und Zwangsarbeit überlebten, getragen durch ihren Glauben, schildert das Buch auf fesselnde und bewegende Weise
Badefreuden und Kinderleid
»Mama, dürfen wir baden gehen«, rief Olga von draußen durch die offene Hausture in die Stube, in der Elsa mit irgendetwas beschäftigt war. »Es ist so schon warm, und es sind schon viele Kinder am Teich.«
»Fragt Papa, ob er es erlaubt«, kam es zurück.
»Papa ist aber nicht da Den können wir nicht fragen.«
»Nun gut, dann geht. Aber seid bitte vorsichtig, und passt vo allem auf die Kiemen auf.« Elsa war immer ein wenig ängstlich, wenn sie die Kinder nicht in der Nähe wusste.
»Keine Bange, Mama, wir passen schon auf, dass nichts passiert. « »Und wir nehmen auch den Zuber mit. Damit können wir gut
Boot fahren.« Dieser Vorschlag kam von Georg, der den Holzzuber
bereits auf den kleinen Handwagen gewuchtet hatte »Aber Miluscha lasst ihr hier; die kann im Hof spielen.« »Oh, schade, wir wollten sie doch so gerne über den Teich fahren«,
bedauerten Georg und Olga fast einstimmig.
»Nein, Kinder, das ist mir doch zu gefährlich«, bestand die Mutter auf ihrer Entscheidung. »Vielleicht kommt Papa ja mit Miluscha an den Teich, wenn er wieder da ist.«
»Au, das wäre fein. Sag ihm, er soll unbedingt mit Miluscha kommen. Das gibt einen Spaß!« Und weg waren Georg, Olga und Waldemar mit dem Handwagen.
»Ihr habt Hugo vergessen«, rief Elsa den Kindern nach.
»Angeschmiert, angeschmiert!«, riefen die fröhlich zurück, »Der sitzt im Zuber.« Und dann waren sie wirklich weg und bald mit ihrer Fracht am Teich, wo sie sich gleich den anderen Kindern des Dorfes zugesellten.
War das ein Spaß, sich halbnackt oder nackt ins Wasser zu stürzen, dann zu toben, den Zuber zu schieben, dessen Besatzung ständig wechselte, sich dann wieder auf der Wiese zu tummeln mit Spielen aller Art!
Miluscha hatte den Auszug ihrer Geschwister offenbar gar nicht registriert. Sie spielte derweil im Hof mit Eimerchen und Schaufel-
eben, mit Sand und Steinen, mit Hölzchen und Stöckchen. Die Kleine war da sehr genügsam. Wenn ihr eins der Hühner zu nahe kam - das Federvieh auf dem Hof lief immer frei herum und war durch die ständige Nähe zu den Menschen sehr zutraulich -‚ dann lief sie ihm hinterher und hatte ihren Spaß, wenn die Tiere gackernd davonstoben.
Elsa schaute immer wieder einmal aus der Tür, um nach ihrer Jüngsten zu sehen. Und wenn sie sie dann spielen sah, ging sie beruhigt wieder in die Stube.
Dann hatte sie wohl irgendwie die Zeit vergessen und eine längere Weile nicht nach draußen gesehen:Und als sie dann schaute, erschrak sie heftig. Wo war Miluscha? Das Kind war nirgendwo zu sehen.
»Miluscha, Miluscha! Wo bist du?«
- Aufs Höchste erregt lief Elsa ums Haus, lief um die Scheune, schaute die Allee hinunter, lief in den Garten, auf die Obstwiese. Miluscha war nicht zu finden. Und auf ihr Rufen bekam die Mutter keine Antwort.
Elsa geriet schier in Panik. »Diejauchegrube! «,schoss es ihr durch den Kopf.
Welch ein Glück, der Deckel auf der Grube war geschlossen. Elsa atmete tief durch. Aber wo konnte das Kind nur sein?
Da erst bemerkte sie, dass die Schweine in ihrem Pferch Krach machten, wie sie es sonst um diese Tageszeit nicht taten. Es war ja nicht Fressenszeit.
Elsa lief eiligst und in fast panischem Schrecken um den Stall herum und - blieb für Sekunden wie erstarrt stehen. Sie wusste nicht, ob sie lachen sollte oder sich entsetzen. Saß doch das kleine Ding im Pferch mitten unter den Schweinen und war damit beschäftigt, Futterreste aus dem Trog zu angeln und zu verspeisen. Und das schien ihr auch noch zu gefallen.
Elsa stürmte in das Gehege, sodass die Schweine in den hintersten Winkel flohen, und griff sich das Kind; »Miluscha, Kind, was machst du? Du kannst doch nicht bei den Schweinen spielen und dann auch
noch ihr Futter essen.« - -
Miluscha schien das Eindringen der Mutter in ihr augenblickliches Reich nicht zu gefallen Sie schrie und sträubte sich gegen ihren Griff. Sie wäre wohl lieber noch ein wenig im Schlamm sitzen
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