Keine Bewertungen gefunden
Die nachfolgenden Seiten dieses Buches habe ich - mit einer Unterbrechung für die Mittagspause - in einem Zuge gelesen. Wie hat mich diese schwere und doch so große Erfahrung hinter dem Stacheldraht der Kriegsgefangenschaft gepackt!
Als Evangelist stelle ich mir immer wieder die Frage: Womit muß ein Mensch konfrontiert werden, um den Anruf des Evangeliums möglichst eindeutig und zwingend hören zu können?
In den nachfolgenden Seiten wird die Antwort auf diese Frage erneut gegeben: Ich muß den Menschen von heute mit Tatsachen bekannt machen, die er einfach nicht bestreiten kann.
Dieses Büchlein ist voll solcher Tatsachen.
Tatsache ist, daß hier das Kriegsgefangenenerlebnis zu einem
einzigen großen Zeugnis dafür wird, wie der allmächtige Gott in seinem teuerwerten Wort ausgemergelten Männern in schwersten Kreuzsituationen ihres Lebens zu einer steten Quelle der Kraft und des Trostes wird. Diese Tatsache hat solch eine überzeugungskraft, daß alles theoretische Diskutieren über die Bibel darübcr verblaßt, ja geradezu peinlich wirkt. Solch eine Selbstbezeugung hat sich lesus Christus und sein Evangelium gerade in den Situationen des völligen Nullpunkts menschlichen Vermögens gegeben.
Adolf Wunderlich ist mir ein werter Bruder und Freund. Von 1934 bis 1938 waren wir zusammen Klassenbrüder auf dem Predigerseminar St. Chrischona bei Basel. Gern entspreche ich seinem Wunsch, dieses Vorwort seinem mit Herzblut getränkten Erlebnis. bericht voranzustellen. Durfte ich doch auch wie er mit einem Neuen Testament im Gepäck die schweren Jahre des Krieges durch. stehen. Allerdings geriet ich in amerikanische Kriegsgefangenschaft und blicke darum in tiefer Bewegung auf sein ungleich schwereres Erleben in russischen Lagern, das mir erspart blieb... Pfarrer Dr. Gerhard Bergmann
VOM MISSIONSSEMINAR ST. CHRISCHONA
NACH SCHLESIEN
In meiner Geburtsstadt Siegen in Westfalen stand beim Oberen Schloß eine tausendjährige Eibe. Wie oft versammelten wir uns unter diesem Baum! Einer sagte einmal: „Wenn dieser tausendjährige Baum erzählen könnte! Was wird der alles gesehen und erlebt haben!" Nun, dieser Baum, der leider durch Bomben im Kriege vernichtet wurde, konnte nicht erzählen. Aber ein Mensch kann es. Darum darf ich von einem Büchlein erzählen, das mir ein treuer Begleiter war in Friedens= und Kriegszeiten. Es ist das Neue Testament. Doch es ist nicht mehr neu, sondern schmutzig, abgegriffen und zerlesen, weil Tausende dieses Buch benutzt und Trost und Kraft daraus empfangen haben.
Dieses Neue Testament kaufte ich mir im Jahre 1935 auf St. Chrischona in der Schweiz bei einer Missionskonferenz für zwei Schweizer Franken = DM 1,60. Ich ahnte nicht, daß ich mit diesem Büchlein so viel erleben würde. Und warum kaufte ich mir dieses Neue Testament in Dünndruckausgabe? Nun, ich hatte eine große, dicke Bibel, die ich im Unterricht benutzte, die aber in keine Jacken- oder Manteltasche paßte. Als ich dann im zweiten Jahre meines Studiums auf der Missionsschule den Auftrag bekam, jeden Sonntag „auf Tätigkeit" zu gehen (so wurde das auf St. Chri schona genannt), wollte ich die schwere Bibel nicht bis in das Schwarzwalddorf tragen. Es wäre gewiß eine gute Predigt gewesen. Der gesegnete Evangelist Moody sagte einmal: „Wer mit seiner dicken Bibel unterm Arm fünf Kilometer durch die Straßen wandert, hat eine fünf Kilometer lange Predigt gehalten."
Keine Bewertungen gefunden