gebraucht
Bestell-Nr.: BV12508
Autor/in: Friedrich Christoph Oetinger
Titel: Murrhardter Evangelien-Predigten
Preis: 8,99 €
ISBN: 9783772201455 (früher: 3772201458)
Format: 21 x 15 cm
Seiten: 564
Gewicht: 712 g
Verlag: Ernst Franz
Erschienen: 1978
Einband: Leinen mit Umschlag
Sprache: Deutsch
Zustand: leichte Gebrauchsspuren
Beschreibung:
gotische Schrift
Es ist aus den Zeitungen bekannt, dass ein Medikus, Johann Friedrich Struensee, bei Dänemark ist erster Minister worden. Nachdem er aber wider den Staat gesündigt, so wurde ihm das Todesurteil im Gefängnis kund gemacht. Das hörte er mit großer Fassung, ohne sein Gesicht zu verändern, an. Die königliche Regierung sorgte für seine Seele und sandte ihm einen gelehrten Theologen zu. Das war ein Exempel für alle Obrikeiten, welche für die Bekehrung ihrer Untertanen sorgen sollen.
In diesem Predigtband tritt dem Leser der gereifte Oetinger entgegen. Die Gedanken dieses großen Mannes stehen da wie ein riesiges Bergmassiv, und man fragt unwillkürlich: Wie konnte ein einzelner zu solcher Erkenntnisfülle gelangen? Wir haben das Glück, daß Oetinger in seiner »Selbstbiographie« in allen Einzelheiten das Werden seiner Theologie dargestellt hat. Aus seinen Ausführungen wird klar, welche Arbeit, welcher Fleiß, welche Ausdauer nötig waren, bis das Lehrgebäude dieses Mannes vollendet dastand.
Von Anfang an machte sich Oetinger den Grundsatz zu eigen, er wolle seinen allererheblichsten Einwendungen, wie immer sie auch seien, niemals trauen, da er sonst durch die Vorliebe für seine Gesinnungen betrogen werden könne. Dieses radikale Mißtrauen gegen die eigene Vernunft hat Oetinger bis zuletzt durchgehalten.
Das Gegengewicht gegen die Vernunft suchte er in den Worten der Heiligen Schrift. Er war eifrig bestrebt, alle Mittel, die ihn ins Wort Gottes hineinführen konnten, zu benützen und auszuschöpfen. Er war überzeugt, daß hinter der Heiligen Schrift unumstößliche letzte Begriffe stehen, die den letzten Begriffen der Philosophen hundertmal überlegen sind. Diese letzten Begriffe zu finden war sein Ziel. Der Weg dazu war nach seinen eigenen Worten eine schwere Arbeit; aber er ließ sich nicht abschrecken. In Murrhardt, am Ziel dieses Weges angelangt, konnte er dann das stolze Wort aussprechen, das in seiner Unerschrockenheit an Luther erinnert: »Meine Theologie enthält alles beweiskräftig. Sie ist unüberwindlich. Ich habe sie in sechsundvierzig Jahren gemacht unter dem Beistand des Heiligen Geistes. So stolz und trotzig bin ich nicht auf mich, sondern auf Gottes Führung.«
Neben dem unentwegten Aufspüren der wahren Lehre der Heiligen Schrift zieht sich durch Oetingers Leben ein dauerndes Abwehren der vielen falschen Lehre, die sich zu seiner Zeit in der Kirche breitmachte. Schonungslos legte er den Finger darauf, wo etwas dem biblischen Wort widersprach, wo sich die aufgeklärte Vernunft unter die heilige Lehre mischte.
Dadurch zog er sich manche Feindschaft zu. Seine Gegner versuchten nun ihrerseits Oetinger als Irrlehrer hinzustellen. Dieser Vorwurf verdeckt auch heute noch vielen diesen großen Mann. Man will nicht wahrhaben, daß das in sich geschlossene, weit umfassende, in ungeheure Dimensionen vorstoßende Lehrgebäude Oetingers tatsächlich nichts anderes ist als die Lehren der heiligen Schriftsteller, zu einer Gesamtschau zusammengefügt.
Doch immer gab es einige, und sie gibt es auch heute noch, die bereit sind, voll Mißtrauen gegen die eigene Vernunft, sich an der Hand dieses Mannes in die göttlichen Geheimnisse hineinführen zu lassen, die vielen Menschen verborgen bleiben.
Ausgewählte Schriften
von Friedrich Christoph Oetinger
in der Reihe »Zeugnisse der Schwabenväter«:
Band I:
SELBSTBIOGRAPHIE
Genealogie der reellen Gedanken
eines Gottesgelehrten
148 Seiten, Leinen DM 7,50
In seiner originellen Selbstdarstellung schildert Oetinger seinen inneren Werdegang und die Einflüsse, die für seine »Theologie des Lebens« bestimmend wurden.
Band II:
DIE WEISHEIT AUF DER GASSE
Aus den theologischen Schriften
164 Seiten, Leinen DM 7,50
Dieser Band bringt Auszüge aus den theologischen Schriften, darunter über den »Sensus Communis« und die »Idee des Lebens«, sowie aus dem »Biblischen und Emblematischen Wörterbuch«. Es schließen sich Ausführungen über das Theologiestudium, die Heilige Schrift und die Sittenlehre an. Deutsches Pfarrerblatt
Band III:
HEILIGE PHILOSOPHIE
Ausgewählte Gedanken
zum Verständnis der Schrift
172 Seiten, Leinen DM 7,50
Das Anliegen des geisterfüllten schwäbischen Prälaten, der weltlichen Philosophie eine »heilige Philosophie«, die aus dem unerschöpflichen Brunnen der »Heiligen Schrift« geschöpft ist, entgegenzustellen, wird in Auszügen aus Oetingers »theologischer Gedankenwelt« beleuchtet, wobei bei aller Weite des Gesichtsfelds doch der christozentrische Grundcharakter im Denken Oetingers eindrucksvoll zutage tritt.