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Kapitel 1 Der verworfene König
Als Saul in Mizpa als König vorgestellt wurde, nahmen die Leute von Israel ihn mit großen Hoffnungen an. Auch der Prophet Samuel teilte diese Hoffnungen. Nach der Bestätigung der von ihm privat vollzogenen Salbung sagte er zum ganzen Volk: „Da seht ihr, wen der Herr erwählt hat" (1. Sam. 10, 24). Zu diesem Zeitpunkt war Samuel sogar von der gleichen Hochstimmung erfaßt wie das Volk, obwohl er eigentlich genau wußte, daß es niemals Gottes erste Absicht gewesen war, Israel einen König zu geben; denn in Jahwe hatten sie bereits ihren König.
Samuel wußte auch um die Ursache des Wunsches nach einem König: das Volk hatte den Herrn als Herrscher über sich verworfen. Und doch nahm Samuel an, Gott habe ihrem Wunsch nun zugestimmt und Saul und seine Salbung zum König sei seine unmißverständliche Führung.
Durchs Los wurde die Salbung in Gegenwart des ganzen Volkes bestätigt. Zuerst war der Stamm Benjamin betroffen, dann die Familie Matri und schließlich aus dieser Familie Saul, der Sohn des Kis. Gab, so dachte Samuel, das Verhalten Sauls nicht Anlaß zu glauben, daß Saul wirklich der richtige Mann war? Wie bescheiden verbarg er sich, während das Volk ihm Beifall spendete! Sicherlich war das ein gutes Zeichen für die Zukunft. Und als er dann erschien, sah da nicht jeder Zentimeter seiner Person aus wie ein König! Einen Kopf größer als alle anderen, überragte er das ganze Volk. So konnte Samuel freudig sagen: „Da seht ihr, wen der Herr erwählt hat; ihm ist keiner gleich im ganzen Volk."
Dann aber, nur zwei Jahre später, mußte Samuel, Gottes Sprachrohr, zu Saul sagen: „Der Herr hat das Königreich Israel heute von dir gerissen und einem andern gegeben, der besser ist als du" (1. Sam. 15, 28). Das traf Saul im Innersten seiner Person. Jeder König hofft, daß seine Söhne Thronfolger werden - und zwar durch viele Generationen hindurch. Doch hier wollte der Herr es nicht so geschehen lassen. Er hatte sich einen Mann nach seinem eigenen Herzen dafür ausgesucht.
Zwei Kapitel später mußte Samuel die Verwerfung durch den Herrn erklären, nicht nur der Dynastie allgemein, sondern seiner persönlichen Regierung zu jenem Zeitpunkt an jenem Ort. „Weil du das Wort des Herrn verworfen hast, hat er dich auch verworfen, daß du nicht König seist." Das war endgültig - und hatte zur Folge, daß Samuel Saul bis zum Tage seines Todes nicht mehr sah. Und obwohl Saul schon ein verworfener König war, versuchte er doch, seinen Thron zu behalten und als König zu regieren.
Fragt man, warum sein Königreich so kurzerhand verworfen wurde, lautet die Antwort ganz einfach: Fast von Anfang an begann Saul damit, Gottes Anordnungen gering zu achten, seinen heiligen Willen zu entweihen. Wenn Gott auch der Bitte des Volkes um einen König nachgegeben hatte, so hatte er keinen Augenblick seine eigene Herrschaft über sein Volk aufgeben wollen und können. Saul sollte König unter Gott sein - sozusagen sein Vize-Regent.
Er wurde König, um Gottes Willen zu tun. Seine Aufgabe bestand darin, Instrument in Gottes Hand zu sein, um sein Volk von den Feinden zu erretten und Raum für Gottes Herrschaft in ihrer Mitte zu schaffen. Bis in die kleinsten Kleinigkeiten unter der Autorität Gottes zu sein, würde ihn mit Autorität bekleiden. Auch wenn das nicht ausdrücklich gesagt worden ist, zieht sich dieses Anliegen doch wie ein roter Faden durch die ganze Geschichte. Das aber konnte und wollte Saul nicht verstehen. Er sah sich selbst nicht nur als König unter Gott, sondern als ein König unter eigener Regie. Nur, indem er das tat, was ihm selbst gefiel, nicht aber das, was Gott ihm sagte, erschien ihm seine Position annehmbar. Das wird erkennbar, wenn es um den konkreten Gehorsam geht. Saul wählte sich nur das aus, was ihm angenehm erschien. Bereits zu Beginn seiner Regierungszeit wurde das an zwei Beispielen deutlich.
Auf Gott warten
Die Worte Gottes an Samuel zeigen die ersten Absichten des Herrn für Sauls Bestimmung: „Morgen um diese Zeit will ich einen Mann zu dir senden aus dem Lande Benjamin, den sollst du zum Fürsten salben über mein Volk Israel, daß er mein Volk errette aus der Philister Hand. Denn ich habe das Elend meines Volkes angesehen, und sein Schreien ist vor mich gekommen" ( I . Sam. 9, 16).
Freiheit war die dringendste Notwendigkeit für das Volk - und um dieser Freiheit und Befreiung willen wurde Saul eingesetzt. Samuels Mitteilung an Saul brachte klar zum Ausdruck, worauf es vor dem Kampf mit den Philistern ankam: „Du sollst aber vor mir hinabgehen nach Gilgal; siehe, da will ich zu dir hinabkommen, um Brandopfer und Dankopfer zu opfern. Sieben Tage sollst du warten, bis ich zu dir komme und dir kundtue, was du tun sollst" (1. Sam. 10, 8). So hatte Gott es beabsichtigt - und Saul mußte auf Gottes Anordnungen warten.
Zur gegebenen Zeit ging Saul tatsächlich nach Gilgal. Und er wartete dort auch sieben Tage auf Samuel- aber allem Anschein nach nicht den ganzen siebten Tag. Als Saul merkte, daß die Philister ihm überlegen waren, seine eigenen Chancen jedoch dahinschmolzen, ohne daß Samuel angekommen war, meinte er, nicht länger warten zu können. Was folgte, bringen seine eigenen Worte zum Ausdruck: „Bringt mir her das Brandopfer und die Dankopfer. Und er brachte das Brandopfer dar" (1. Sam. 13, 9).
Es war in der Tat eine schreckliche Situation, in der Saul sich befand, aber gerade diese Tatsache wäre Grund genug gewesen, noch bewußter auf Gott und seine Anweisungen zu warten. Statt dessen aber nahm er die Dinge selbst in die Hand und handelte völlig eigenmächtig. Obwohl sein unabhängiges Handeln religiöser Natur war - die Darbringung eines Brandopfers -, war es trotzdem Ungehorsam. Das genügte als Beweis dafür, daß Saul Israel nur seinem eigenen Willen entsprechend regieren würde.
Als Samuel erschien, erhielt er bereits den ersten Tadel: „Du hast töricht gehandelt und nicht gehalten das Gebot des Herrn, deines Gottes, das er dir geboten hat... nun wird dein Königtum nicht bestehen ..." (l. Sam. 13, 13-14). Sein Handeln hatte die Grundlage seiner Bestimmung entweiht - und gezeigt, daß er sich als König nicht den Ordnungen Gottes unterstellen konnte, sondern eigenmächtig als König regieren wollte. Und wohin würde das weiterhin führen? Hier lag der Grund, weshalb die Aussage so kurz und drastisch war...
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Anhang 1. David - ein Typos auf Christus?
Anhang 2. Salomo - ein Typos auf Christus?
Eifersucht, Ichbezogenheit, Ungehorsam, Geltungsbedürfnis - sind das nicht Probleme, die den Christen oft betreffen, über die aber wenig gesprochen wird? Hier geht der bekannte englische Autor auf diese Dinge ein, indem er die bekannte Geschichte von Saul und David sinnbildlich heranzieht. Roy Hession behandelt in dieser »Illustration« aus der ganzen überzeugung des Lebens und Glaubens - wichtige Wahrheiten, die auch dazu beitragen, das Alte Testament ganz neu zu entdecken.
»Die Geschichte der Bibel«, so schreibt Roy Hession, »ist eigentlich die Geschichte von zwei Menschen: Adam und Christus. Sie ist dargestellt in den ersten beiden Königen Israels - Saul und David. In der Liebe Davids zu Saul sehen wir ein schwaches Schattenbild der unendlichen Liebe Christi zu uns, seinen Feinden. Auch heute gibt es nur einen Weg zum Sieg und zur Erweckung: indem wir an Einfluss verlieren und Jesus selbst den ersten Platz in unserem Leben einnimmt.«
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