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HOCHZEIT - EHE - FAMILIE - BERUF
Schwarze Hochzeit im Schwarz(en) - Wald
Mein Freund Walter Trobisch stand mit seiner Frau über ein Jahrzehnt im Missionsdienst in Cameroun in West-Afrika. Während dieser Arbeit wurde ihm deutlich, daß das ganze Gebiet der Familie und Ehe, der Liebe und Sexualität in der Verkündigung der Missionsbotschaft zu kurz gekommen war. So beschloß er, einen Familiendienst in Afrika aufzubauen.
Gleichzeitig wurde aber auch klar, daß ein solcher Plan nur fruchtbar begonnen und vor allem durchgeführt werden kann, wenn er von einem afrikanischen Ehepaar getragen wird. Er führte Eheunterricht als Pflichtfach am Gymnasium in Libamba ein, wo er als Deutsch- und Religionslehrer und als Schülerpfarrer tätig war. Einer der Schüler fühlte sich berufen, sein Leben dieser Aufgabe zu widmen. 1964 kam Jean Banyolak nach Deutschland, um seine Ausbildung anzutreten. Kurz vor seiner Abreise aus Cameroun hatte er sich mit einem Mädchen namens Ernestine verlobt. Sie waren auch standesamtlich getraut worden.
Weil die Botschaft über die Ehe wirksam nur durch Ehepaare verkündet werden kann, erschien es, um der zukünftigen Arbeit Jean Banyolaks willen, unbedingt nötig, daß auch seine junge Frau nach Deutschland kam. Nach vielem Hin und Her gelang es schließlich, auch für sie ein Stipendium zu erlangen, und im März 1965 traf sie in Deutschland ein. Natürlich wollten die Beiden nun gern kirchlich getraut werden. Das stellte unseren ganzen Freundeskreis vor die Aufgabe, in Europa eine afrikanische Hochzeit zu feiern. Aber wo konnte das sein? - Ein uns befreundeter Pfarrer in Gengenbach war bereit, das Fest in seiner Gemeinde feiern zu lassen. So kam es zu dem, was wir später scherzhaft nannten: die schwarze Hochzeit im Schwarzen Wald (Schwarzwald).
Es war ein richtiges Volksfest, so wie es in Afrika üblich ist und zu dem immer die ganze Gemeinde eingeladen war. Vormittags fand die Trauung nach dem Sonntagsgottesdienst in der überfüllten Kirche statt. Nachmittags feierten wir mit Hunderten von Menschen zusammen im Sonnensaal eine Volkshochzeit. Ein finanzielles Problem entstand dadurch nicht, denn die Gemeinde und die Hochzeitsgäste hatten Kuchen für sich und andere mitgebracht. Wenn ich an dieses Fest zurückdenke, so sind mir vor allem drei Dinge eindrücklich, die nur dadurch zu erklären sind, daß Jesus selbst als Freund und Herr aller Brautpaare gehandelt hat.
1. Es erscheint mir bis heute als ein Wunder, daß es möglich war, ein Kind, das unmittelbar aus dem Urwald angereist kam, innerhalb von zwei bis drei Wochen so in eine Gemeinde einzugliedern, daß es keinem Menschen aufzufallen schien, daß sie von so weit herkam und einem ganz anderen Kulturkreis angehörte. Es gelang dies fast spielend und mit einer so großen Einfachheit und Selbstverständlichkeit, daß ich hier bezeugen muß: Nur Jesus kann so etwas fertigbringen.
2. Es wird mir unvergeßlich bleiben, daß eine ganze Gemeinde und noch viele Menschen weit darüber hinaus an dieser Hochzeit teilnahmen, als fände sie in der eigenen Familie statt. Zu diesen Menschen gehörten zweifellos auch viele, die dem Glauben noch ganz fernstanden. Sie wurden einfach mitgerissen von der Freude, die alle ansteckte. Kein noch so gut geplantes Festprogramm kann so etwas erreichen. Wir spürten die Atmosphäre des Heiligen Geistes. Sie allein kann andere mit hineinnehmen in die weltweite Familie Jesu.
3. Vor allem aber war es die geistliche Höhenlage dieses Festes, die eine Herausforderung an unsere herkömmliche Art, als Christen Feste zu feiern, darstellt. Wie oft geht doch bei einer Hochzeit alles unter in den äußeren Dingen, in Geschenken, Essen und Trinken und in lautem Gerede.
Pfarrer Blumhardt bittet in seinem feinen Gebetbuch wiederholt um einen hohen Sinn in guten und bösen Tagen. Genau das haben wir greifbar erlebt bei der schwarzen Hochzeit im Schwarzen Wald! - Alle unwesentlichen Dinge wurden ganz klein. Die Anwesenden vergaßen mitunter, ihren Kuchen zu essen und ihren Kaffee zu trinken. Im Mittelpunkt stand das Zeugnis von Jesus. Jean und Ernestine begannen damit in ihrer schlichten und einfachen Weise. Sie berichteten bis in die kleinsten Einzelheiten hinein, wie Jesus sie geführt hatte. Dann erhob sich einer nach dem anderen und gab in dieser festlichen Runde Jesus die Ehre. Unsere Feiern sind sicher große Gelegenheiten zur missionarischen Verkündigung.
Diese drei Einsichten und Erfahrungen haben das junge Paar aus Cameroun und eine große Gemeinde mit ihnen reich gemacht in dem Wissen:
ER bringt Unmögliches fertig. -
ER schmiedet Menschen aus fremden Kontinenten
als Verwandte Jesu zusammen und
ER schenkt uns mit allem einen Hinweis auf
die neue Welt, auf die wir alle sehnlich warten.
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