BRAUTLIED
SIE
Wo du nun wandelst, da wandle ich auch
da folg ich und bin es zufrieden
vom ersten Kuss bis zum letzten Hauch
nun werden wir nimmer geschieden
vom seligen JA vor dem Traualtar
bis zum bittern Ade an der Totenbahr
wir bleiben zusammen hinieden
ER
Wo du nun weilset, da weile ich mit
da bleib ich und such nicht weiter
vom ersten Schritt bis zum letzten Tritt
dein Schatten, dein Schutz und Begleiter
einst lief ich ums Glück landein und landaus
nun wird mir zur Welt mein friedliches Haus
wo schiene die Sonne so heiter?
SIE
Dein Volk mein Volk, o führe die Braut
den würdigen Eltern entgegen
den Segen der Liebe, der Häuser baut,
aufs Haupt uns gütig zu legen
dein törichtes Kind ist so fremd in der Welt
sei du mein Stab, mein Führer, mein Held
auf des Lebens verschlungenen WEgen.
ER
Dein Gott mein Gott, begleite mich du,
o fromme Seele, gen Himmel,
den stürmischen Geist, o bett ihn zur Ruh
in der Welt verworrnem Getümmel.
Mein Segensengel, mein Friedensstern
zur Hut mir gesetzet von Gott, dem Herrn,
im sündigen Menschengewimmel.
SIE
Dein Glück mein Glück, und was will ich denn mehr
als für dich, du Einziger, leben?
O, dass ich ein Engel, ein heiliger, wär,
wie wollt ich dich schützend umschweben,
dir segnend mit Rosen die Pfade bestreu'n,
die stehchenden Dornen, den hemmenden Stein
so treu aus dem Wege dir heben!
ER
Dein Leid mein Leid, mein bist du im Schmerz
wie mein in fröhlichen Tagen.
Komm, neige das Köpfchen getrost mir ans Herz
mir den kleinsten Kummer zu klagen
geteilte Freud ist ja doppelte Freud
geteiltes Leid ist ja halbes Leid
und die Liebe sie wächset im Tragen.
SIE
Dein Grab mein Grab, wo man dich begräbt,
da legt man auch mich in die Erden.
Gehst du mir von hinnen, so hab ich gelebt,
kann fröhlich nimmermehr werden.
Ein Hügel decke uns beide zu
beim Staube der Staub, o trauliche Ruh
nach des Lebens Lust und Beschwerden.
ER
Dein Himmel mein Himmel, wohl reißen sie einst
mit Schmerzen, die irdischen Bande.
Doch wenn du an meinem Hügel nun weinst,
blick auf in die himmlischen Lande,
die Gott vermählte, die scheidet kein Tod,
sie schweben ins ewige Morgenrot
im himmlischen Hochzeitsgewande.
BEIDE
Nun, Vater, der du die Liebe bist,
erhöre der Liebenden Bitte.
Du König der Herzen, Herr Jesus Christ,
sei selber im Bunde der Dritte.
O Geist des Friedens, so rein und so zart,
komm auf uns nieder nach Taubenart,
Schweb segnend ob unserer Hütte!
Format: 18 x 13,5 cm
Seiten: 412
Verlag: Enslin & Leiblings
Einband: Hardcover