gebraucht
Bestell-Nr.: BN6251-20
Autor/in: Hanne Baar
Quälgeist Eifersucht
ISBN: 3451208172 (ISBN-13: 9783451208171)
Format: 20,5 x 13,5 cm
Seiten: 93
Gewicht: 118 g
Verlag: Verlag Herder
Erschienen: 1986
Einband: Paperback
Sprache: Deutsch
Zustand: leichte Gebrauchsspuren
Ein stechender Schmerz
Ein warmer Sommertag vor sieben Jahren. Gleich morgens, noch barfuß und nüchtern, traf mich spitz ein Schmerz in der Herzgegend. Zusammen mit meinem Mann im Bad, erwartete ich von ihm eine Reaktion. Er nickt mir im Spiegel freundlich zu und sagte: „Ist gut." Er sagte, „ist gut" und nicht „schade". Das war es, was mir diesen Stich versetzte. Solch ein schmerzhafter Stich war inzwischen mit Bagatellen auszulösen. Diesmal ging es darum, daß ich mit unserem kürzlich geborenen Daniel zum Kinderarzt wollte und wir deshalb mittags nicht miteinander essen konnten. Bodos bereitwilliges „ist gut" ohne die Spur eines Bedauerns hieß für mich: „Ich bin sowieso lieber bei meinen Kolleginnen in der Dienststelle."
In den Monaten zuvor, Bodo war vorübergehend arbeitslos gewesen, hatten wir viel Zeit miteinander verbracht, unbeschwerte Stunden voller Wärme und Nähe. Als er dann den Auftrag bekam, zusammen mit einer Psychologin und einer Schreibkraft eine Erziehungsberatungsstelle aufzubauen, hatte ich mich mit ihm gefreut und
eifersüchtige Gedanken, die sich ebenfalls einstellten, verdrängt, oder zumindest verborgen. Inzwischen ließen sich in meinen Bemerkungen und im Klang meiner Stimme Unruhe und Vorwurf immer weniger unterdrücken. Angesichts Bodos Eifer gegenüber seiner Aufgabe und den neuen Kolleginnen war ich stimmungsmäßig in ein Loch gefallen, von dem ich nicht gedacht hätte, daß es in mir existierte. Angstvoll beobachtete ich Bodos Verhalten.
Warum dehnte er seine Arbeitszeit so lange aus? Warum verbrachte er seine Mittagspause so gern in der Dienststelle? Warum machte er sich kaum noch Gedanken darüber, was wir miteinander unternehmen konnten? Warum interres-sierten ihn meine Gedanken zu diesem Thema so wenig? War ich ihm nicht mehr wichtig?
Einerseits schämte ich mich, daß mir Bodos Verhalten so zusetzte, daß ich nicht stärker und eigenständiger reagierte. Andererseits geriet ich immer mehr in Aufregung und Empörung.
Auch an diesem Morgen kam es noch zu einem Streit. Ohne mir dessen ganz bewußt zu sein, testete ich Bodo - nicht ohne Herzklopfen - noch einmal. „Es tut mir leid. Ich konnte den Arzttermin nicht anders legen." Er reagierte wieder: „Ist okay. Ich bin nicht böse." -„Das dachte ich mir!", platzte es jetzt aus mir heraus. Verletzt drehte ich mich um und ließ Bodo verblüfft und nun seinerseits verärgert stehen. Feindseligkeit stand hart und kalt im Raum. Unser Friede war fürs erste dahin.
Mit einem inneren Rumoren nahn iich mittags meinen Arzttermin wahr. Dann rief ich Regine an. Vor meiner Heirat hatte ich für ein Jahr mit Regine zusammen gewohnt, gearbeitet und einen Gebetskreis aufgebaut. Aus dieser Zeit waren wir an Offenheit gewöhnt. Sie wußte von meinen Eifersuchtsnöten, denen ich abwechselnd einmal psychologisch, einmal vom Glauben her zu begegnen versuchte. Wir verabredeten uns zu einer Spazierrunde in einem nahen Buchenwald, wo wir schon des öfteren Probleme erörtert und in bestimmten Anliegen miteinander gebetet hatten.
„Ich weiß, Regine", bemühte ich mich, vernünftig zu sein, „daß ich meinen Mann nicht besitze, daß ich lernen muß, ihn loszulassen. Mir ist klar, daß ich Liebe nicht ertrotzen kann." (Der Grundimpuls der Eifersucht: „Liebe mich, sonst kannst du was erleben", war in seiner Dummheit ja nicht zu überbieten.) - Einem umgeknickten Baum ausweichend vergewisserte ich mich, daß Regine auch zuhörte. Ich kam jetzt in Aufregung. „Theoretisch ist mir das alles klar. Aber ich bekomme meine Gefühle nicht unter Kontrolle. Ich weiß nicht, wohin damit. Äußere ich sie, dann ist der Streit da. Drücke ich sie nicht aus, liegt die Spannung unerträglich in der Luft. Die Sache schafft mich. Vor allem wird das Ganze nicht besser, sondern schlimmer."
Mir fiel eine Geschichte von Eifersuchtswahn ein. Der Ehemann der Betroffenen war zu mir gekommen und wollte psychologischen Rat. Seine Frau ließ ihn täglich bestimmte Treueversprechen aufsagen. Er durfte nicht fernsehen, weil er auf dem Bildschirm keine anderen Frauen ansehen sollte. Auch daß er zu mir zur Beratung kam, durfte die Frau nicht wissen. So konnte ich in der Sache nicht viel tun. Es war für mich eindrucksvoll gewesen, wie offenbar alles Denken und Erleben wider alle Vernunft und alles bessere Wissen überschwemmt und in Besitz genommen werden können von Eifersucht. - Jetzt kämpfte ich selbst damit.
Regine hatte aufmerksam zugehört. Es entstand eine Pause. Ich schaute auf das friedlich schlafende Baby, das ich umgebunden mit mir trug und begann mich zu entspannen. - Regine fiel jetzt eine Lösung ein, die einfach und durchführbar klang. Sie hatte sie in einer Predigt gehört: „Du bist den quälenden Gedanken und Vorstellungen ausgeliefert, wenn du sie an dich heranläßt. Es ist, als ob ein Flugzeug landen möchte und du gibst Landeerlaubnis, läßt alle Passagiere aussteigen und wunderst dich dann, wenn sie dich bedrängen. Es gibt einen kurzen Augenblick, den darfst du nicht versäumen. Wenn du spürst, daß dich etwas eifersüchtig machen will, darfst du die Landeerlaubnis nicht geben."
Das klang gut. Ich überlegte kurz, ob es in meine Theorien paßte. Vom Glauben her war mir klar, daß ich das Angebot des Bösen abweisen konnte im Namen Jesu. Psychologisch wußte ich auch, daß es meine eigene Entscheidung war, ob ich mich von negativen Vorstellungen und Gefühlen in Besitz nehmen ließ oder nicht. Zumindest theoretisch war das klar. -„Gut", dachte ich, „es bleibt mir nichts anderes übrig, ich muß das lernen."
An diesem Abend war ich entspannt. In dem vertrauten Wechsel von Nebeneinander und Miteinander mit meinem Mann und in dem Frieden, den wir dabei hatten, konnte ich mich kaum erinnern, was mich morgens so aufgeregt hatte. Es kam mir in der Tat wie ein Spuk vor, den ich nicht an uns heranlassen durfte.
Inhalt
Einleitung 9
Ein stechender Schmerz 13
Unverdaute Kleinigkeiten 18
Die Sache sitzt tiefer 23
Eifersucht - eine giftige Blüte meines Stol- 27
zes?
Verzicht auf den Ehrenplatz 30
Schmerz ohne Bosheit 34
Das wiedergefundene und wieder verlorene
Kleinkindparadies 39
Die Alternative des Echten 43
Nur einer ist gut 47
Der in uns schafft, was vor ihm wohlgefällig ist
Heilung im Charakter 55
Die heißen Eisen 59
Am eigentlichen Schmerz 64
Frei von Eifersucht 68
Die seelische Balance 73
Beschreibung:
GESCHICHTE EINER HEILUNG
- stechender Schmerz
- unverdaute Kleinigkeiten
- Sache sitzt tiefer
- giftige Blüte meines Stolzes
- Verzicht auf Ehrenplatz
- Schmerz ohne Bosheit
- wiedergefundenes u.wiederverlorenes Kleinkinderparadies
- Alternative des Echten
- nur einer ist gut
- Heilung im Charakter
- die heißen Eisen
- eigentlicher Schmerz
- frei von Eifersucht
- seelische Balance