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John Wyclif übersetzt im 14. Jahrhundert in England die Bibel in die Muttersprache der Bevölkerung. Der junge Schreiber Thomas Torr ist sehr emsig. Er wird von Felice unterstützt, einer wissbegierigen jungen Frau, der er das Lesen beibringt. Aus dem Lehrer-Schüler Verhältnis wird mehr. Doch die Liebe wird auf eine harte Probe gestellt.
Am Ende des 13. Jahrhunderts gab es noch keine vollständige englischsprachige Übersetzung der Bibel. Übersetzungen der Psalmen aber waren inzwischen schon weit verbreitet. Zudem führten die Gründung von Universitäten und der Konflikt zwischen Staat und Papsttum dazu, dass die Kirche ihre Macht über die lateinische Bibel nach und nach verlor.
Rom mit seiner lateinischen Literatur und Liturgie war bereits nicht mehr der Mittelpunkt der Welt. Die einzelnen Nationen mit ihren Landessprachen gewannen dagegen an Bedeutung. Die Probleme und Konfliktherde in Europa waren mannigfaltig: Das Papsttum war nach Avignon gezogen (die so genannte babylonische Gefangenschaft der Kirche (1309-1377), Epidemien und Hungersnöte brachen aus (1313-1317), die erste Phase des Hundertjährigen Krieges (1337-356) tobte, der Schwarze Tod wütete(1347-1350) und die Kirche bekam zwei Päpste (1328-1384).
Während dieser Umwälzungen und Unruhen löste sich John Wyclif (ca. 1328-1384) aus der damals verbreiteten geistlichen Apathie und Laxheit, indem er die Überzeugung äußerte, dass die Machtansprüche des Papstes mal ihre Ethik mit der zentralen Autorität der inspirierten Bibel nicht in Einklang zu bringen sei. Wyclifs Leben wurde maßgeblich durch seinen Glauben und das Verlangen, ihn zu verkündigen, bestimmt. Mit 38 Jahren ernannte man ihn zum Kaplan des Königs (1366). Ein paar Jahre später wurde er in Oxford Doktor der Theologie. Im Sommer 1374 beteiligte sich Wyclif als englischer Gesandter an den Verhandlungen mit dem päpstlichen Nuntius in Brügge. Nach England zurückgekehrt, widmete er sich zunehmend seinem Anliegen, die Kirche grundlegend zu reformieren. Er publizierte 18 Thesen, die bestimmte kirchliche Dogmen in Frage stellten.
Der Papst reagierte, indem er fünf Bannbullen erließ, in denen er Wyclif der Ketzerei bezichtigte (1377). Doch man konnte Wyclif nicht zum Schweigen bringen. Zum Ärger vieler widersprach er öffentlich der Lehre von der Wandlung von Brot und Wein bei der Eucharistie (1382). Der Preis dafür war hoch. Er wurde seines Lehramts und aller Pflichten in Oxford enthoben und zog sich nach Lutterworth zurück. Zwei Jahre später starb er an den Folgen eines Schlaganfalls, ohne aus der Kirche ausgestoßen worden zu sein.
Um die von Wyclif begonnene erste vollständige Übersetzung der Bibel rankt sich die nun folgende spannende Geschichte von Jack Cavanaugh. Durch die Personen der Handlung - Felicia, Thomas, Bischof William Pole und Howard - gelingt es dem Autor, den Leser in die Dramatik jener Zeit einzuführen und ein einfühlsames Stimmungsbild zu zeichnen.
"Felicia!" Nicht die Tatsache, dass jemand sie rief, schreckte die junge Frau auf. Es war vielmehr der scharfe Ton, der ihr einen Schauer über den Rücken jagte. Sie ließ den Korb mit nasser Wäsche fallen, den sie, gegen ihre Hüfte gepresst, eben noch getragen hatte. "Felicia! Hilf mir!" Was sie sah, schnürte ihr die Kehle zu. Ihr an sich kräftig gebauter Vater trug seinen Bruder auf den Armen und stolperte unter der schweren Last. Der bewusstlose Mann war an Brust und Armen blutverschmiert. Und bei jedem unsicheren Schritt des Vaters baumelte der Kopf ihres Onkels hin und her. "Gott sei uns gnädig! Was ist geschehen?", rief sie. "Hilf mir, ihn ins Haus zu tragen." Felicia wollte zupacken, doch sie wusste nicht recht wie.
Der Vater schüttelte den Kopf. "lch habe ihn fest im Griff. Lauf du lieber vor und sag Ertha Bescheid. Bereite ein Bett vor." Felicias Vater war zwar ein kräftiger Mann, dennoch machte ihm das Gewicht seines groß gewachsenen Bruders zu schaffen. Felicia sah an seinem schweißnassen und verzerrten Gesicht, wie sehr sich der Vater abmühte. Sie wollte etwas Tröstendes sagen. Doch welche Worte waren jetzt angemessen? Deshalb zögerte sie und betete, dass ihr etwas Rechtes einfallen möge. Aber nichts geschah. Deshalb hob sie ihren Rocksaum auf und eilte ins Dorf. Schon im Laufen schrie sie laut um Hilfe. Es war nicht allzu weit bis zum Haus ihres Onkels. Aufgeschreckt durch Felicias Rufe, stand Ertha bereits in der Tür. Die schmächtige Frau erreichte kaum die halbe Höhe des Rahmens. Mehl bedeckte ihre Hände, als trüge sie weiße Handschuhe. "Tante Ertha, etwas Scpreckliches ist geschehen!"
ISBN: 9783861224655
Format: 18 x 11 cm
Seiten: 312
Verlag: Francke
Erschienen: 2007
Einband: Taschenbuch
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