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Seelsorge ist die wichtigste Arbeit der Kirche. Ziel der beratenden Seelsorge, wie sie in diesem Buch dargestellt wird, ist geistliche Start- und Lebenshilfe. Beratende Seelsorge heißt deshalb, den anderen mit seinen Schwächen, Fehlhaltungen und irrigen Zielen zu akzeptieren, heißt ihn anzunehmen, wie Christus uns angenommen hat.
Das vorliegende Buch bietet zum gesamten Themenbereich eine Fülle von Information. Es behandelt Aufgaben und Zielsetzung jeder seelsorgerlichen Arbeit, widmet einen ausführlichen Teil dem beratenden Seelsorger selbst. Es bietet Hilfen für die Gesprächsführung, zum Verständnis der Gefühlswelt im Leben des Menschen. Es behandelt die Fragen des Vorurteils und der subjektiven Wahrnehmung ebenso wie übertragung und Gegenübertragung sowie die Abwehrmethoden und ihre Rolle in der Seelsorge. Ein weiterer Abschnitt ist der Schuldfrage gewidmet, das letzte Kapitel befaßt sich mit dem Selbstmord Jugendlicher. Literaturhinweise, Begriffserklärungen und Stichwortverzeichnis sind angefügt. Das Buch wendet sich an Christen, die sich als haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter um vertiefte Kenntnisse in der Seelsorge bemühen, an angehende Theologen, Prediger, Katecheten, Diakone, Jugendleiter und Erzieher.
Vorwort
Das Bedürfnis nach Beratung und Seelsorge ist groß. 800/o der Bevölkerung der Bundesrepublik halten Seelsorge für die wichtigste Arbeit der Kirche.
Und doch bestehen viele Vorurteile und Vorbehalte gegenüber Pfarrern und Laienseelsorgern. Warum?
Fürchtet man, nur moralische Urteile, dogmatische Belehrungen und geistlichen Trost zu bekommen?
Fürchtet man, daß nur die Verkündigung, das Zeugnis, die Botschaft, die Konfrontation mit der Sünde im Vordergrund stehen?
Fürchtet man, daß der Seelsorger menschliche Konflikte, seelische Störungen, Erziehungsschwierigkeiten, Eheprobleme, Kontaktstörungen, Ängste, Zwänge und Zweifel in ihren Hintergründen und Zielen nicht durchschaut?
Fürchtet man, daß Liebes- und Glaubensnöte ohne fachliche Kompetenz und psychologisches Wissen kurzschlüssig und vordergründig behandelt werden?
Was ist das Ziel der beratenden Seelsorge, wie sie in diesem Buch dargestellt wird?
Beratende Seelsorge ist geistliche Geburtshilfe und Lebenshilfe im Namen Jesu. Der beratende Seelsorger steht dem Ratsuchenden auf der menschlichen und geistlichen Ebene gegenüber. Er hat sich mit psychologischen und geistlichen Fragen beschäftigt und will dem anderen in zwischenmenschlichen Beziehungen sowie in seiner Beziehung zu Gott helfen.
Die meisten Konflikte und Probleme des Menschen sind Beziehungsprobleme. Denn ohne wechselseitige, gesellschaftliche Abhängigkeit kann der Mensch nicht leben. Gestörte zwischenmenschliche Beziehungen sind das eigentliche Unglück des Menschen. Selbst eine Reihe psychiatrischer Schulen sieht in mangelhaften Beziehungen die Hauptschuld in der Entstehung sogar von Neurosen und Psychosen.
Beziehungsprobleme entstehen auf der horizontalen und auf der vertikalen Ebene, es sind Probleme im Verhältnis von Mensch zu Mensch und im Verhältnis zu Gott, und das Ziel einer seelsorgerlichen Beratung muß es sein, den Ratsuchenden aus seiner Isolierung zurück in die Gemeinschaft zu
führen - wenn es gelingt, auch in die Gemeinschaft mit Christus und damit in die Gemeinschaft der Gläubigen. In dem Maße, in dem der Mensch kommunikationsfähig wird, ist er in der Lage,
- seine Probleme zu bewältigen,
- sich und andere zu lieben,
- sich des eigenen Wertes bewußt zu sein, - verantwortlich zu handeln
- und sein Verhältnis zu Gott zu revidieren.
Christsein in der Vereinzelung, also ein solistisches Christentum, ist eine Karikatur. Dagegen werden sich Kommunikations- und Gemeinschaftsfähigkeit in Familie, Kirche und Gesellschaft fruchtbar auswirken.
Beratende Seelsorge heißt, den anderen mit seinen Schwächen, Fehlhaltungen und irrigen Zielen zu akzeptieren, heißt ihn anzunehmen, wie Christus uns angenommen hat. Der Seelsorger nimmt teil an den tiefsten Gefühlen des anderen, begleitet ihn ein Stück seines Weges und trägt seine seelischen Konflikte und Lasten mit.
Beratende Seelsorge will nicht Rezepte erteilen und dem Ratsuchenden Entscheidungen abnehmen. Sie ist keine christliche Psychotherapie, sondern helfendes und heilendes Gespräch, das im Bekenntnis des Glaubens geschieht und sich auf die psychische Seite der menschlichen Person bezieht.
Das vorliegende Buch wendet sich an Christen, die sich als haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter um eine vertiefte Seelsorge-Ausrüstung bemühen, ebenso an junge Menschen in der Ausbildung zum Theologen, Prediger, Katecheten, Diakon, Jugendleiter und Erzieher. Es soll ihnen helfen, die eigenen Fähigkeiten in der Seelsorge zu verbessern und den Ratsuchenden Glaubens- und Lebenshilfe zu geben.
Dieses Buch ist selbstverständlich kein Ersatz für eine Ausbildung zum beratenden Seelsorger. Wer fachlich als beratender Seelsorger ausgebildet werden will, hat die Möglichkeit, sich einem mehrmonatigen Kursus im Clinical Pastoral Training (CPT) zu unterziehen, kann unter der Leitung eines »Supervisors« selbständig Beratungsfälle durchführen oder im Evangelischen Zentralinstitut für Familienberatung in Berlin eine theoretische Beraterausbildung erfahren, die durch ein Praktikum in einer Beratungsstelle ergänzt werden kann.
Die Beispiele, die zur Veranschaulichung dienen, sind aus verständlichen Gründen für den Leser verfremdet worden.
INHALTSVERZEICHNIS
Vorwort 3 I. Worum geht es in der Seelsorge und Beratung? .. 9
1. Was ist die Seele für den Seelsorger? 92.
Die herkömmliche Seelsorge
3. Das Leib-Seele-Geist-Problem
4. Seelsorge und Heilung
5. Seelsorge als Glaubens- und Lebenshilfe .... 17
6. Was will die Psychologie in der Seelsorge? ... 18
7. Seelenheil und seelische Heilung 20
8. Ratlosigkeit in der modernen Gesellschaft . . . 23
9. Rat und Beratung 23
10. Was ist der Sinn der Beratung? 26
11. Erwartungen des Ratsuchenden 26
12. Beratende Seelsorge und Beichte 27
13. Reinigung und Läuterung 28
14. Wenn die Beichte zur Selbsttäuschung wird ... 29
Der beratende Seelsorger
1. Was drängt ihn zur Seelsorge? 33
2. Der Seelsorger, der helfen will 34
3. Sein Geltungsbedürfnis 37
4. Wenn der Seelsorger autoritär reagiert 38
5. Der Seelsorger muß sich seiner Grenzen bewußt sein 42
6. Grenzen der beratenden Seelsorge 44
7. Der Seelsorger sollte nicht von sich ausgehen . . 48
8. Der Seelsorger muß zuhören können 49
9. Der Seelsorger darf sich nicht gegen Dritte verbünden 52
10. Der Seelsorger richtet nicht 54
III. Hilfen für die Gesprächsführung 57
1. Den Ratsuchenden akzeptieren, annehmen ... 58
2. Der Ratsuchende bestimmt das Tempo 61
3. Die selbst erarbeitete Entscheidung 62
4. Das Verbalisieren in der beratenden Seelsorge 64
5. Die Intellektualisierung • . • • •
6. Verführerische Fehler in der Gesprächsführung
a) Das Moralisieren
b) Das Dogmatisieren . . . .
c) Das Diagnostizieren
d) Das Generalisieren
7. Das empathische Spiegeln und Reflektieren
8. Das Deuten in der beratenden Seelsorge .
9. Hinweise für die Deutung
10. Die Befreiung von der Vergangenheit ...
IV. Die Rolle der Gefühlswelt im Leben des Menschen
1. Unsere Gefühle haben ein Ziel
2. Gefühle im Traum
3. Wie beurteilt der Optimist das Leben?
4. Wie beurteilt der Pessimist das Leben?
5. Wenn der Seelsorger ein Pessimist ist?
6. Wenn der Seelsorger ein Optimist ist? ..
7. Was sollten beratende Seelsorger bei Pessimisten und Mutlosen beachten?
V. Das Vorurteil oder die subjektive Wahrnehmung
1. Die subjektive Wahrnehmung
2. Wir lesen und verstehen die Bibel subjektiv .
3. Der Mensch macht Erfahrungen .
4. Das bezauberndste Vorurteil ist die Liebe
5. Hinweise für die beratende Seelsorge
VI. Ubertragung und Gegenübertragung . .
1. Was ist eine Übertragung?
2. Wie können sich Übertragungen äußern?
3. Die Verschiedenartigkeiten der Übertragung ..
4. Gegenübertragungen
5. Die Übertragung als Mittel zum Zweck ....
VII. DieAbwehrmethodenund ihreRolle in der Seelsorge 116
1. Die Projektion
2. Die Projektion und das Vaterproblem 119
3. Projektion und sensitiver Beziehungswahn . . . 121
4. Die Identifikation und Uberidentifikation ... 123
5. Die Uberidentifizierung . . . .
6. Identitätsfindung in der Reifezeit ..
7. Die Rationalisierung
8. Glaubenswechsel als Rationalisierung .
9. Vergessen und Verdrängen
VIII. Schuld und Schuldgefühle in der beratenden Seelsorge . . . .
1. Schuld vor Gott
2. Der Unterschied zwischen Sünde und Schuld ..
3. Schuldgefühl und Gewissen
4. Das christliche Gewissen
5. Das überempfindliche Gewissen - neurotische
Schuldgefühle
6. Lebensangst und Schuldgefühle
7. Depression und Schuldgefühle
8. Schuldgefühle sind die guten Absichten, die wir nicht haben
IX. Selbstmord Jugendlicher
1. Welcher Lebensstil kennzeichnet den Lebensmüden?
2. Selbstmord richtet sich gegen andere
3. Welche Hilfen sind möglich?
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