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Das Leben ist voller Wärme - voller Schönheit - nicht ohne Sehnsucht - nicht ohne Traurigkeit - nicht ohne Angst 36 Geschichten - vielleicht kommt es nur darauf an, das Herz zu Gott hin zu öffnen, damit er uns in Glück und Unglück segnen kann.
Manchmal gibt es in den Geschichten nichts zu lachen, da hilft auch die Komik der Dinge selbst, seien es Sicherheitsnadeln, Gebrauchsanweisungen oder ein so liebenswürdiges Geschöpf wie ein kleiner Hund.
LUCILLA, ZÄRTLICHE Liebeserklärung an einen Welpen
Kaum drei Monate alt ist Lucy, unsere Jack-Russell-Hündin, und vereint doch schon in sich alle Liebenswürdigkeit,
Frechheit und Schläue dieser Welt. Steht sie - schwarz-weiß-gefleckt - im grünen Gras, denken wir: ein träumendes Kälbchen!, das sich allerdings (neben unserem Fahrrad herlaufend) sofort in eine fliegende Zwergkuh verwandelt. Am liebsten arbeitet sie mit mir im Garten. Grabe ich ein Loch, gräbt sie noch tiefer: Lucy, die Wühlmaus! Sie rast durchs Gebüsch: „Ronja, Räubertochter".
Ist sie aber fünf Minuten allein im Haus, zerfetzt sie Papier und Zeitungen, daß es aussieht, als hätten wir gerade die Möbelpakker. Wenn ihre Zähne im Übermut des Spiels zu hart auf meine Hand treffen, sage ich laut und drohend: „Wer beißt denn da?"
Worauf Lucy sich verwundert umsieht: „Ja, das weiß ich auch nicht!"
Liegt sie - erschöpft von Tat und Untat - wie ein Stück Fell auf dem Teppich, ist sie ganz weich und schmusig: Lucilla, die zärtliche, die ohne Ende gestreichelt werden will. Einmal, als ich sie zum Einkaufen mit in die Stadt genommen hatte, legte sie einen ganzen Schuhladen lahm. Sieben Verkäuferinnen standen im Halbkreis um sie herum, Schuhe und Kunden waren sich selbst überlassen. Aus einer über den Teppich balancierten Untertasse mit Wasser trank Lucy gnädig einen Schluck, was alle entzückte. Zilla, du Zauberin! Als eine Jack-Russell-Hündin hätte sie natürlich auch „Jakkie" heißen können. So rufen wir manchmal, wenn sie beim Trinken fast in den Gartenteich fällt: „Jackie, 0-nass-is!"
Ihre größte Leidenschaft sind Kalbsknochen und was das Geistig-Kulturelle angeht: Tierfilme. Afrikanische Springböcke rangieren an erster Stelle. Da verläßt Lucy das Sofa und setzt sich ganz dicht vor den Fernseher. Sie hält den Kopf leicht sch?ief_ die Ohren nach vorn übergekippt. Ob sie weiß, daß sie so unwiderstehlich ist? Kommt es aber - in einem Krimi zum Beispiel - zu Kampf und Streit, schlägt sie mit der Pfote dazwischen, um das Schlimmste zu verhüten. Ich frage mich nur, wie lange unsere Mattscheibe das aushält.
So hat Lucy bereits viel erlebt und gelernt, aber sie hat auch uns schon einige Lektionen beigebracht. Zum Beispiel, daß es gut ist, deutlich zu zeigen, was man gerade möchte, und laut zu weinen, wenn etwas fehlt oder schmerzt.
Andererseits Freude hemmungslos mitzuteilen - unbändig und immer wieder. Auf Fremde sollte man offen zugehen, das ist immer interessant. Wichtig ist, stets auf etwas Gutes zu hoffen. Wenn es nicht gleich kommt, zuversichtlich bleiben. Das Gewünschte - Wurst oder Knochen - nicht aus den Augen lassen. Hat doch schon Martin Luther - der viele Hunde hatte und ihre Seele kannte - gesagt: „0 daß ich so beten könnt, wie der Hund kann auf das Fleisch sehen!"
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