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Der Siedler Arnold Frank führt mit seinen sechs Kindern ein ungebundenes Leben. Mit ihren Herden ziehen sie von Weideplatz zu Weideplatz im weiten Land Australiens.
Doch als der Vater von seinem Ersparten die Finke Creek Station erwirbt, hat das freie Leben ein Ende. Zum ersten Mal lebt die Familie in einem festgebauten Haus. Zudem gibt das merkwürdige Benehmen des Aufsehers sowie die ängstliche Art der eingeborenen Helfer Kindern und Eltern täglich neue Rätsel auf. Ein abenteuerliches Leben beginnt...
Ein weiteres Buch der beliebten Schriftstellerin Charlotte Woerner. Woerner.
Leseprobe: In sausendem Galopp jagen zwei Reiter durch die Buschlandschaft. Sie scheinen es sehr eilig zu haben, denn sie geben ihren Pferden immer wieder die Sporen und treiben sie zu noch größerer Schnelligkeit an.
„Auf, Bessie, auf! Bald sind wir daheim! Dann darfst du ausruhen und fressen, soviel du willst, hast's ehrlich und redlich verdient!" ruft der jüngere der beiden, ein hochgewachsener, stämmiger Bursche, den man eher für achtzehn als für fünfzehn halten würde, so männlich wirkt die ganze Gestalt.
Der besinnliche Ernst, der aus seinen blauen Augen spricht, und der energische Zug, der um Mund und Kinn liegt, machen das wettergebräunte Gesicht recht interessant und lassen ahnen, daß dieser junge Mann weit mehr vom Kampf ums Dasein weiß als viele Tausende seines Alters irgendwo in der Welt.
Liebkosend klopft er der braunen Stute den schlanken Hals. Er liebt dieses prächtige Tier, das er in den weiten Ebenen des Buschlandes aus der Mitte eines wilden Rudels mit dem Lasso eingefangen und selber zugeritten hat. War ein schweres Stück Arbeit - gewiß! -‚ aber es hat sich gelohnt, und heute ist Bessie eines der schönsten und besten Reitpferde weit und breit.
„Ja, ja, wir beide gehören zusammen, nicht wahr, Bessie?" ruft er wieder, legt dabei den Kopf über den Hals des Pferdes und reitet so, ungeachtet des wilden Tempos, eine ganze Weile weiter.
Als ob das treue Tier die Worte seines jungen Herrn
verstanden hätte, wiehert es auf und fliegt mit seiner Last durchs Grasland, das immer wieder von lichten Eukalyptushainen und dichtem Akaziengebüsch, den Scrubs, unterbrochen wird.
Während und kurz nach der Regenzeit steht das Känguruhgras in diesen Gegenden mehr als mannshoch. Jetzt aber ist schon drei Monate kein Tropfen Regen mehr gefallen. Immer spärlicher werden die Weideflächen, und die Flüsse vertrocknen oder versickern in dem von der großen Hitze ausgedörrten Boden; nur die das Bett säumenden Gummibäume,denen Wasserlachen mit Sumpflöchern abwechseln, deuten den irspxInglichen Lauf der verschwundenen Flüsse an.
In dem älteren, bärtigen Reiter erkennen wir unschwer den Vater des jungen, so sehr gleichen sich die beiden in Gestalt und Haltung.
Die Sonne steht tief am westlichen Horizont, und ihr glühender Atem läßt allmählich nach. Die schnell hereinbrechende Nacht ist immer noch reichlich schwül, doch die dahinstürmenden Reiter atmen erleichtert auf, reißen den breitrandigen Tropenhut vom Kopf und befestigen ihn mit nachtwandlerischer Sicherheit, ohne das Tempo zu verlangsamen, am Sattel.
Etwa vierzig Jahre alt mag der Vater sein. Sein Gesicht ist noch weit mehr vom Wetter gebräunt als das des Jungen, aber dieselben bkqen Augen leuchten daraus hervor, nur daß die des Vaters mehr kühn und wagemutig blitzen und zu erkennen geben, daß dieser Mann sich vor keiner Gefahr fürchtet und keiner Schwierigkeit aus dem Wege geht, daß er gewohnt ist zu kämpfen und durchzuhalten.
Es ist keine Frage, wir haben einen Kolonisten mit seinem Sohne vor uns, den Siedler Arnold Frank, der sich in den endlosen Weiten des australischen Buschlandes mit Viehzucht seine Lebensexistenz erkämpft hat und noch täglich erkämpft.
Am nächtlichen Himmel erglänzt Stern um Stern, und das Kreuz des Südens strahlt in wunderbarer Klarheit auf die dunkle, dürstende Erde nieder.
„Vater, sieh nur, wie prächtig die Sterne und vor allem das Kreuz heute nacht funkeln!" ruft der Junge, während er sein Pferd zügelt, um an die Seite des Vaters zu kommen, dem er bisher immer um zwei Pferdelängen voraus war.
Beide halten ihre Tiere an und betrachten still die Wunder des Weltalls.
„Ja, Peter", kommt endlich die Antwort, „schon immer hab ich gern zum nächtlichen Himmel aufgeschaut, denn mein Vater hat mir in meiner Jugend schon die einzelnen Bilder gezeigt und sie mir lieb und vertraut gemacht. Doch die südliche Hälfte ist weit prächtiger als die nördliche, vor allem das Kreuz. Das ist Mutter und mir immer wieder Wegweiser und Trost gewesen in guten und schweren Zeiten."
„Weil es euch an den Herrn Jesus Christus erinnert?" Der Vater nickt.
„Ja, an den, der allein helfen kann und helfen will, wo kein Mensch zu helfen vermag."
„Sieht man das Kreuz am nördlichen Teil des Himmels nicht?"
„Nein, dort gibt es ganz andere Sterne und Sterngruppen. Auch sind die Nächte dort nicht von dieser einzigartigen Klarheit, wie wir sie hier erleben. Und doch ist auch der nördliche Sternhimmel voller Wunder für den, der offene Augen dafür hat."
„0 Vater, erzähl noch mehr von früher, bitte, bitte!"
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