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Eine monumentale Erzählung von Kristina Roy, gleichsam die Vorgeschichte ihres erfolgreichen Buches UM HOHEN PREIS. Durch dunkle Schatten in der Vergangenheit ist das Leben zweier Familien in einem slowakischen Dorf miteinander verbunden.
Von Schuld und Versöhnung berichtet die bekannte Schriftstellerin hier, aber auch davon, wie Gottes Licht in die dunklen Seiten des Menschenlebens hineinstrahlen kann.
1. Kapitel
Schrill ertönte das erste Läuten. Schwarze Rauchwolken stiegen zum Himmel empor. Eine geschäftige Menschenmenge füllte den Bahnsteig. Dampf, Lärm, Geschrei, hastiges Rennen und Jagen, diese Kennzeichen des modernen Zeitalters, betäubten fast die Sinne.
Nur einen Reisenden schien das alles nicht zu interessieren; den Kopf in die Hand gestützt, saß er da, und wäre nicht der elegante Reisekoffer zu seinen Füßen und der über die Schulter geworfene Mantel gewesen, so hätte man denken können, daß ihn das Abfahrtssignal nichts angehe und daß er nicht zu denen gehörte, denen es zurief: ‚Weiter, nur weiter, hier ist kein Stillstand für die Menschenkinder; - ob zurück oder vorwärts - nur weiter!"
Fast alle Reisenden waren an dem regungslos Dasitzenden vorbeigeeilt; da kam ein schmutziger Mann vorüber, ungekämmtes Haar, voller Federn, hing unter seiner Mütze hervor, auf dem Rücken trug er einen Ranzen. Neugierig umherblickend blieb er stehen. „Fährt der Herr mit?" fragte er in gebrochenem Polnisch.
Der Angeredete fuhr zusammen, warf einen Blick in das Gesicht des Mannes, das in ihm irgendeine Vorstellung wachzurufen schien, und schauderte voll Widerwillen zurück. Gleich darauf überflog der Schatten einer schmerzlichen Erinnerung das jugendliche Antlitz
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