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Sorgen des Alters - Gemeindeentwicklungen und ihre Folgen
Alles, was bisher zur gesamtgesellschaftlichen, zur gemeindlichen und zur familiären Situation gesagt wurde, waren nur skizzenhafte Andeutungen. Sie geben nicht auf jede persönliche Problematik eines Aussteigers eine entsprechende Antwort. Trotzdem können sie uns zu den Gründen führen, die unsere eigenen Leute veranlaßt haben, mit ihren frommen Traditionen zu brechen. Wir sollten sie also jeweils auf unsere örtliche und persönliche Gemeinde-und Familiensituation anwenden und uns fragen, an welchen Stellen wunde Punkte bei uns berührt sind.
Nun habe ich in den vergangenen Jahren eine merkwürdige Beobachtung gemacht. Auf der einen Seite haben wir es nicht in der Hand, ob Menschen ein Leben mit Jesus Christus beginnen oder nicht - das gilt auch für unsere eigenen Kinder. Auf der anderen Seite sind aber zweifellos solche Gemeinden von der Aussteiger-Problematik am stärksten betroffen, die die längste Geschichte aufweisen. Das ist kein Werturteil. Aber es läßt Zusammenhänge vermuten.
Viele Freikirchen und Gemeinschaften bestehen inzwischen in der vierten, fünften oder gar sechsten Generation. Bei allem Segen, der sich mit einer so langen Geschichte verbindet, müssen wir auch die Gefahren erkennen, denen wir damit ausgesetzt sind. Sie lassen sich an hand von drei Stufen aufzeigen, die meines Erachtens in der Geschichte christlicher Kirchen und Gemeinden immer wieder aufgetreten sind.
Aufder ersten Stufe kommen Menschen zum Glauben an Jesus Christus und entdecken die geistliche Kraft, die in einem solchen neuen Leben liegt. Ihr Leben hat eine so starke Ausstrahlung, daß andere davon angesteckt werden. Es entsteht eine geistliche Gemeinschaft, in der die Liebe Gottes bestimmend ist. Dieses neue Leben unter der Herrschaft Gottes schafft sich seine eigenen Formen, die, weil sie dem Leben entsprechen, von niemandem als beengend empfunden werden.
Auf der zweiten Stufe kommt es zu einer gewissen Abkühlung und Erstarrung. Das geistliche Leben ist längst nicht mehr so intensiv wie am Anfang. Aber die Lebensformen der ersten Stufe werden beibehalten. Es tritt dabei eine gewisse Verlagerung vom Leben auf die Form ein. Damit bekommt die Form ein Gewicht, das sie vorher nicht besessen hat.
Das hat seinen Grund darin, daß innerhalb der Gemeinde die Abkühlung des geistlichen Lebens deutlich empfunden wird. Dem möchte man entgegenwirken. Es sind vor allem die Älteren, die sich dankbar an die erste Stufe erinnern, in der das geistliche Leben blühte Dahin möchte man zurück. Und nun meint man, indem man die Formen des damaligen Lebens festschreibt, auch den Inhalt retten zu können. In Verfassungen und Ordnungen wird schriftlich festgelegt, wie sich das Leben zu gestalten hat. Wo das nicht geschieht, ist die ungeschriebene Festlegung sogar noch starrer. Jede Veränderung der Form löst endlose Debatten aus. Nur vom eigentlichen Leben ist nicht mehr viel zu spüren. Es wird zwar immer noch davon gesprochen (das gehört sozusagen zur Form), aber der überspringende Funke fehlt.
Damit hat sich die Lebensform zu einer gefährlichen Größe entwickelt, weil sie zum einen die wirkliche Situation verdeckt. Alles läuft weiter. Man tut so, als sei alles in Ordnung. Zum anderen behindert die Form vermutlich neues Leben. Wenn Gott dieses neue Leben der Gemeinde schenkt (und sicher gibt es auch auf der zweiten Stufe viele, die sich das wünschen und darum beten), wird die alte Form dem Leben im Weg stehen. In der Kirchengeschichte hat das oft dazu geführt, daß sich neue Gemeinden gebildet haben, weil die alten nicht in der Lage waren, das neue Leben aufzunehmen.
Aus dieser Situation wird dann die dritte Stufe geboren. Dies ist die Stufe der Aussteiger. Junge Leute, die im Raum der Gemeinde aufgewachsen sind, ziehen sich enttäuscht zurück. Im tiefsten Grund wünschen sie sich ein Leben in der Nachfolge Jesu. Sie sehnen sich nach dem, was Jesus Christus seiner Gemeinde zusagt, nämlich „Leben in Fülle" (Johannes 10, 10) zu haben. Aber da ihnen fast ausschließlich die Form begegnet und vom ursprünglichen Leben nur noch wenig zu spüren ist, wenden sie sich ab. Sie empfinden die Form als Einengung. Sie wollen keine Lehre ohne Leben.
Ich weiß, dies ist nur eine grobe Skizze, und Übertreibungen sind nicht ausgeschlossen. Aber sie hilft uns zu erkennen, wie es um uns steht.
Übrigens meine ich nicht, daß eine solche Entwicklung zwangsläufig festgeschrieben ist. Um so mehr müssen wir die Gefahr erkennen und alles unternehmen, um dieser Entwicklung zu entgehen. Meines Erachtens schenkt uns Gott auch deshalb ein Geschichtsbewußtsein. Wir können aus der Geschichte lernen. Aber wie? Was sollen wir tun, um lebendige Gemeinde zu bleiben (oder wieder zu werden) und dem Erstarrungsprozeß zu entgehen? Davon soll in den nächsten Kapiteln die Rede sein.
Fragen
Nachdem wir nun Schritt für Schritt an den Gründen entlanggegangen sind, die mitspielen können, wenn junge Leute fromme Traditionen aufgeben, wollen wir in den folgenden Kapiteln über notwendige Änderungen nachdenken. Dabei ist uns in den bisherigen Kapiteln schon manches bewußt geworden, was anders werden muß. Einiges davon werden wir noch einmal aufgreifen und vertiefen müssen. Aber bevor wir damit beginnen, müssen wir uns klarmachen, daß solche Einsichten und Korrekturen nur „schwachen" Leuten möglich sind.
Es ist ein geistliches Prinzip, daß Gottes Kraft nur in schwachen Menschen stark ist. Das wissen wir alle, und
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