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Zu den Besuchern, die in den 1930er-Jahre zu Tania Blixens Farm in Afrika kamen, gehörte ein wandernder Schwede namens Emmanuelson, ein tragischer Schauspieler, wie er behauptete. Er verbrachte eine Nacht auf der Farm und machte sich am nächsten Morgen zu Fuß auf den Weg nach Tanganjika. Das geschah trotz der Warnungen seiner Gastgeberin. Sie meinte, dass es keinem Menschen möglich sei, dieses Vorhaben durchzuführen. Es gäbe kein Wasser im Reservat der Massai, und die Löwen seien dort gerade jetzt besonders schlimm. Jedoch hörte sie später von ihrem früheren Gast, dass er es tatsächlich bis Tanganjika geschafft hatte und dass die Massai ihn auf seinem Weg ganz besonders freundlich behandelt hatten.
»Es schien mir eine tolle Sache zu sein, dass Emmanuelson Zuflucht bei den Massai gesucht hatte und dass sie ihn akzeptiert hatten«, schrieb Blixen in ihrem Buch Jenseits von Afrika. »Die wahre Aristokratie und das wahre Proletariat aller Welt haben beide eine Beziehung zum Tragischen, zur Notsituation. Für sie ist es ein fundamentales Prinzip Gottes und ein Schlüssel zur Existenz - nicht der Haüptschlüssel, aber vielleicht die >Moll-Tonart<. Sie unterscheiden sich in der Hinsicht von der satten Bürgerlichkeit allerFärbungen, die die Tragödie leugnet, die sie nicht tolerieren will, und für die die Welt des Leids einfach nur Missvergnügen bedeutet.«
Vielleicht ist gerade dies der Schlüssel zum Leben, den wir verloren haben. Leiden, selbst in seinen mildesten Formen - Unbequemlichkeit, Verzögerungen, Enttäuschung, Verdruss oder irgendetwas, was nicht mit unseren Launen und Vorlieben übereinstimmt - wollen wir nicht mehr hinnehmen. Wir lehnen es einfach ab und leugnen es. Das Ergebnis ist Stress. Und Stress, so glaube ich, befällt vorrangig solche Menschen, die Blixen als Angehörige der »satten Bürgerlichkeit« bezeichnen würde
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