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lärmende Welt - geforderter Mensch - vereinsamter Mensch - missverstandene Stille - Stille als Beggnung - von Jesus lernen - Geschenke der Stille - verordnete Stille - Störungen der Stille - Ordnungen der Stille - Kampf um die Stille - Segen der Stille - Stille als erfüllte Zeit
Konkrete Anweisungen, wie Ruhepausen sinnvoll zu füllen sind: etwa mit der Lektion eines Buches, durch die Begegnung mit einem Kunstwerk, das Erleben der Natur oder einfach mit Nachdenken, Beten, Entdecken, Staunen.
Leseprobe: Wer fordert uns eigentlich? Wir sagen heute nicht nur, daß wir gefordert sind, wir haben oft sogar den Eindruck, daß wir überfordert sind. Man kann das nur mit Erschrecken beobachten. Aber wer überfordert uns denn?
Auf diese Frage können verschiedene Antworten gegeben werden.
Da ist die eine Antwort: Das Leben fordert und überfordert uns. Wir sind so vielen Schicksalsschlägen und bösen Überraschungen ausgesetzt, die wir nicht verkraften können.
Die andere Antwort lautet: Die Aufgaben, die uns gestellt sind, fordern und überfordern uns. Wir fühlen uns ihnen oft nicht mehr gewachsen. Es wird zu viel. Und die dritte Antwort: Menschen fordern und überfordern uns. Wir sollen immer für sie da sein.
Eine vierte Antwort könnte lauten: Gott fordert und überfordert uns.
Diese letzte Antwort stimmt allerdings nicht. An erster Stelle steht bei Gott nie seine Forderung, sondern immer seine Gabe. Gott beschenkt uns, ehe er uns fordert. Und niemals überfordert er uns. Nie verlangt er mehr von uns, als er uns zuvor an Gaben geschenkt und anvertraut hat. Gott geht barmherzig mit uns um. Er will nicht, daß wir ständig über unsere Grenzen leben. Wir Menschen sind eben nicht unbegrenzt. So hat uns Gott geschaffen. Er will unser Leben nicht zerstören, indem er ständig Forderungen an uns stellt, die uns schließlich überfordern. Gott will, daß wir fröhlich leben. Darum gibt er uns seine Gaben, so daß wir unsere Aufgaben erfüllen können.
Wenn ich von dem geforderten Menschen spreche, dann denke ich freilich daran, daß es unter uns viele gibt, die Freude am aktiven Leben haben. Menschen wollen gefordert sein. Sie stürzen sich in Aufgaben und überfordern sich leicht selbst, indem sie sich falsch einschätzen. Auf der anderen Seite darf aber auch nicht verschwiegen werden, daß andere Menschen oft große Erwartungen an uns stellen. Dabei geht es zunächst gar nicht um materielle Güter. Menschen erwarten von uns, daß wir ihnen unsere Zeit schenken, daß wir ihnen unsere Kraft, unser Wissen, unsere Erkenntnis, unsere Liebe geben. Menschen erwarten von uns, daß wir ihnenTrost und Ermunterung zusprechen. Menschenn mit Problemen, im Leiden, in der Krankheit, in der Verzagtheit, in der Verzweiflung, in der Gebundenheit fordern uns. Menschen erwarten, daß wir für sie da sind.
Und neben den Menschen warten berufliche, gesellschaftliche und ehrenamtliche Aufgaben in allen möglichen Bereichen auf uns. Wie sollen wir da noch zur Ruhe und zur Stille kommen?
Gerade die aktiven Menschen stehen in der Gefahr, daß sie sich verausgaben, ihBN4775-Blumen-Weil-wir-die-Stille-brauchen-Kurt-Heimbucher-Autorre Kräfte verbrauchen und schließlich wie ausgebrannt im Leben stehen. Dann streiken Seele und Nerven, schließlich auch der Leib, und es kommt zu dem erschütternden Ausruf: »Ich bin völlig am Ende!« Manche Herzstörungen und Herzinfarkte, manche Magengeschwüre und Nervenzusammenbrüche sind Folgeerscheinungen der Überaktivität.
Hatte man sich früher gern für Menschen eingesetzt und Aufgaben angepackt, so scheint j jetzt alle Freude erstorben. Statt dessen treibt ein drückendes Pflichtgefühl einen dazu, mit letzten Kräften auszuhalten. Wie leergepumpt endet man schließlich selber in einer geistigen und geistlichen Verarmung.
Hermann Bezzel hat gesagt: »Nur in der Stille rüstet sich der Mensch, daß er empfange, habe und gebe.«
Damit ist uns ein entscheidender Weg gewiesen. Wer nicht mehr zur schöpferischen Stille findet, der wird eines Tages am Ende sein. Man kann nicht nur ständig Forderungen erfüllen und Erwartungen anderer befriedigen. Wenn wir geben sollen, müssen wir empfangen haben. Sonst gleichen wir einesTages einem Auto, dem der Treibstoff ausgegangen ist. Das Auto läuft noch eine Zeitlang bergab. Aber dann bleibt es stehen und fährt keinen Meter mehr weiter. Die Aktiven unter uns sollten ihre Kräfte nicht überschätzen. Sonst kann es eines Tages in ihrem Leben zu einer schweren Krise, vielleicht sogar zu einer Katastrophe kommen. Wir müssen uns Zeit nehmen zum Empfangen, damit wir im rechten Augenblick geben können. Die Unruhe des Herzens kann nur durch die Stille zu Gott überwältigt werden.
ISBN: 9783765525650
Verlag: Brunnen
Erschienen: 1991
Einband: Paperback
Seitenzahl: 63
Format: 14 x 19 cm
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