Wenn uns ein Licht aufgeht, Helmut Breit

 

 

Erwartungen

1 Anders . . .

2 Grenzen . . .

3 Frohes Fest . .

4 Leben entdecken

5 Neugierig . . . .

6 Vorbereitungen .

7 Gottesbegegnung

 

Loslassen

8 Schenken

9 Beweglich

10 Aufgeben

11 Bei Licht

12 Teilen . . . .

13 Weit öffnen . . .

14 Was brauche ich?

 

Kind sein

15 Klein anfangen

16 Aufgeweckt . .

17 Sanftmütigkeit

18 Vertraut . . .

19 Neu geboren . .

20 Gott wird Mensch

21 In der Mitte . .

 

Sich aufmachen

22 Tröstlich 

23 Dank

24 Das Magnificat

25 Bruder Einsamkeit

26 Erinnerung

27 Überleben

28 Auf dem Weg

 

Zeit haben

29 Zeitgemäß

30 Still werden 

31 Du . . .

 

Warum ich Ihnen dies geschrieben habe Vielleicht finden Sie ein bißchen Zeit, gerade vor Weihnachten, mit mir über das Wunder nachzudenken, daß Gott sich mit uns Menschen abgibt. Man kann sich nur wundern.

Ich habe es mir nicht aussuchen können, Mensch zu sein. Sie auch nicht. Gott schon. Kalenderblätter liest man nicht auf einmal, sondern nach und nach, an einem Tag nicht, am anderen wieder gern.

Manchmal tut es gut, ein Bild zu betrachten. Die Aufnahmen von Hanns von Miller haben mir die Augen geöffnet, im ganz kleinen Detail das Wunder zu endecken. Kalenderblätter haften an der Zeit.

Manche der kurzen Beiträge habe ich im Bayerischen Rundfunk als Worte zur Adventszeit gesprochen. Ich wünschte, daß Gott mich brauchen kann, das Wunder von Weihnachten weiterzusagen.

 

Er hatte sich vorgenommen, diese Adventszeit einmal ganz anders zu erleben. Er wollte bewußter leben, sich nicht treiben lassen von den Notwendigkeiten in diesen Wochen. Vieles würde er nicht ändern können, das wußte er. Die Kinder machen nicht mit. Sie wollen Weihnachten wie immer erleben. Sie hoffen auf Geschenke am Heiligen Abend. Aber er selbst - er würde gerne einmal verzichten.

Er merkte, daß es schwer fällt, Gewohntes zu verändern. Kerzen mochte er in dieser Zeit nicht missen, auch freute er sich schon auf Plätzchen und Stollen. Fühlte er seine Sehnsucht nach Geborgenheit und Wärme? Er wollte es kaum wahrhaben, aber seine Stimmung ging ganz andere Wege als seine Gedanken. Die Herbheit des Advents, der kalte Wind einer vergehenden Schöpfung, die Posaunen der Ewigkeit, alles das paßte so gar nicht zu seinen Erwartungen. Was war geschehen? Wollte er denn wirklich, daß Christus wiederkomme? Freute er sich auf diesen Augenblick?

Es war ihm, als ob er solche Gedanken ganz schnell wegschob. Er wollte sich lieber f ür die Not in dieser Welt öffnen. Er wollte helfen, solange er es noch vermochte. Gott erwarten - sollte er sein Leben verändern?

 

Anders

Manchmal erwarte ich mir von einem Menschen etwas und bin dann sehr enttäuscht, wenn es nicht eintrifft. Woher kommt das? Ich glaube, daß ich gar nicht mehr offen dafür bin, wie er wirklich ist; ich sehe ihn nur noch durch die Brille meiner Erwartungen. Ähnlich geht es vielen Menschen mit dem bevorstehenden Weihnachtsfest. Da erwartet man sich einen harmonischen Abend und weiß doch aus der Erinnerung, daß es selten und dann nur sehr mühsam klappt. Da erwartet sich einer vom anderen ein bestimmtes Geschenk, in der Hoffnung, jener kenne ihn so genau, daß er sogar seine geheimsten Wünsche weiß. Ein anderer erhofft sich irgend etwas Unbestimmtes, aber es muß schön sein, und ist dann enttäuscht, wenn der Heilige Abend sich durch nichts von anderen Abenden unterscheidet. Erwartungen machen neugierig, das sicher; aber Erwartungen können auch die Zukunft gründlich verbauen. Eine solche Erfahrung kennen wir aus der Geschichte. Israel erwartete damals den Messias als den Befreier von römischer Fremdherrschaft. Aus dem Geschlechte Davids und vor allem ein politischer Führer sollte er sein. Die Geburt Jesu paßte nicht in diese Erwartung, sein Auftreten später schon gar nicht. Deshalb haben sie ihn auch nicht erkannt.