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Autor: Adolf Pohl
VORWORT Wer will, nehme eine kleine Auffälligkeit aus der Wortstatistik der Johannesoffenbarung als Zeichen: Mehr als jedes zehnte Wort ist dort das kleine Bindewörtchen „und", das den Faden nie abreißen läßt, keine Senkung der Stimme gestattet, sondern fortwährend Bisheriges hinüberhebt in das Nächste. So ist die Offenbarung ein einziges glutvolles, mitreißendes Sendschreiben, dem sich die ersten Empfänger in einem geschlossenen Gottesdienst aussetzen sollten.
Keine Schrift im Neuen Testament verlangt so sehr danach, im dahinströmenden Zusammenhang gehört zu werden. Darum ergeben sich für eine Auslegung mehr Vor- und Rückverweise als üblich, mehr Notwen12digkeit zum Überschauen und Verbinden. Ein Leser, der sie allzu abgezweckt auf einen herausgeschnittenen Text verwendet oder nur für ein Sonderinteresse nachschlägt, versieht sich leicht. Der so notwendige Abschnitt über den Gesamtaufbau des Buches konnte allerdings erst für den zweiten Band geplant werden. Die gebotene Übersetzung des Textes mutet dem deutschen Sprachempfinden durch den gar engen Anschluß an das Griechische reichlich viel zu. Aber im Rahmen einer Auslegung ist es nützlich, genau erkennen zu lassen, welche Textauffassung zugrunde liegt. Wenn ich mich frage, ob mich irgendein Leitfaden durch die Arbeit geführt hat, tritt mir der Umstand vor die Augen, daß der Auftrag im Trauerjahr für meinen heimgegangenen Vater erging, der uns in unvergessener johanneischer Sammlung Christus bezeugt hatte und nun, nach seinem äußeren Verstummen, überaus nachdrücklich zu reden begann.
Daß der Herr Jesus Christus uns von Gott zur alles umspannenden Weisheit gemacht ist, das ist das Vor-urteil dieser Auslegung. Ein zunehmend beklommenes Hineinhorchen in das gegenwärtige Weltgetön hat die Niederschrift begleitet. Beim Umgang mit der Offenbarung geht es darum, das eigene Gegenwartsverständnis aufs Spiel zu setzen und vielleicht völlig umbauen zu lassen. Von der ersten Fühlungnahme an war dem Herausgeber der Wuppertaler Studienbibel, Herrn Dr. de Boor, und dem Verleger, Herrn R. Brockhaus, ein wahrer Glaubensmut abzuspüren. Und sie haben mir dann auch mehr geholfen, als ein Autor das erwarten kann. Auch mein Bruder, Helmut Pohl, hat bereitwillig das ganze Manuskript durchgesehen und in vielen Einzelheiten beraten. Ihnen allen sei von Herzen dafür gedankt. Buckow (Märkische Schweiz), im Januar 1969 Adolf Pohl Einführung in die Literatur Öfter, als es diese Auslegung sich anmerken lassen kann, maßte der Verfasser mit sich zu Rate gehen, welchem möglichen Verständnis eines Verses oder Abschnittes er folgen solle. Jedoch an einigen Stellen erschien es ihm gut, den Leser erkennen zu lassen, in welche Richtung er versuchsweise vorstieß und welche Gründe ihn gegebenenfalls zurückholten und auf einen anderen Weg schickten. An diesen Stellen vornehmlich erscheinen die Namen anderer Ausleger, deren Werke in der hier folgenden alphabetisch geordneten Liste zu finden sind. Sie beschränkt sich auf die deutschsprachige Literatur unseres Jahrhunderts und läßt die unübersehbare Fülle kleiner Schriften oder Aufsätze fast ganz außer acht. Aber auch dort, wo auf die Meinung anderer Ausleger ausdrücklich Bezug genommen wird, ist es nicht immer möglich, abweichende Gedanken in all ihren Windungen und Begründungen darzustellen und gebührend zu würdigen. Es kann immer nur um eine kurze Orientierung nach verschiedenen Seiten hin gehen.
Es ist stets an den Raum der Gemeinde gedacht und an das, was dort in der Luft liegen mag. Ferner soll die nachstehende Liste auch Titel anführen, auf die die Auslegung zwar nicht ausdrücklich Bezug nimmt, die aber dem Interessierten unter verschiedenen Gesichtspunkten zur Lektüre empfohlen werden. Diese Gesichtspunkte seien im folgenden erläutert. Für die E i n l e i t u n g s f r a g e n im allgemeinen empfehlen sich von den neueren Werken durch ihre besonnene Art die Bücher von W. Michaelis und A. Wikenhauser (kath.). Eine anregende Ergänzung bietet M. Albertz. Speziell über die spätjüdische Apokalyptik unterrichtet sehr gut D. S. Russell, vgl. dazu die angegebenen Abschnitte bei G. von Rad, Strack-Billerbeck und besonders bei J. Moltmann. Eine handliche deutsche Textausgabe jüdischer Apokalypsen, kurz erläutert, verdanken wir P. Rießler. Ins Deutsche übersetzte Texte christlicher Apokalypsen mit ausführlicher Einleitung bietet z. B. E. Hennecke.
In bezug auf die zeitgeschichtlichen Verhältnisse ist für jedermann lesenswert das Werk von W. Foerster. E. Stauffer stellt die Zusammenhänge der Offenbarung mit dem Kaiserkult reichlich journalistisch, aber überaus fesselnd dar. Einen dringend notwendigen und wertvollen Dienst hat H. Berkhof mit seinem Büchlein über christliche Geschichtsschau getan. Seine Ansätze sollten Gehör finden, geprüft und ergänzt werden. Im Unterschied zur fachwissenschaftlichen Forschung hat die allgemeine A u s l e g u n g der Offenbarung in den letzten Jahrzehnten viele neue Kommentare hervorgebracht. Die stark h i s t o r i s i e r e n d e Deutungsweise „reichsgeschichtlicher" Art fand neue Vertreter in G. Stokmann und K. Hartenstein. Eine ausgeprägt weltgeschicht-
ISBN: 341725020X
Brockhaus
Einband: Taschenbuch
Format: 14 x 20 cm
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