2. Korinther 5,14-15 Die Liebe des Christus BdH 1853

01/23/2024
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Die Liebe des Christus: 2. Korinther 5,14-15

Botschafter des Heils in Christo 1853

Die Liebe des Christus drängt uns, indem wir also geurteilt haben, dass einer für alle. gestorben ist, und somit alle gestorben sind. Und er ist darum für alle gestorben, auf dass die, so da leben, nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der 'für sie gestorben ist und ist auferwecket worden" (2. Kor. 5, 14. 15).

Die Liebe Christi muss zunächst von uns geglaubt Und erkannt werden, sie muss unser Herz erfüllen, ehe wir von ihr gedrungen und getrieben werden können. Der Mensch hat diese Erkenntnis der Liebe Christi, die alle Erkenntnis übersteigt, von Natur nicht. Sie ist ein Gnadengeschenk Gottes, und wird durch den Heiligen Geist mitgeteilt, wenn derselbige Jesum Christum in uns offenbart und verklärt. 'Sind uns unsere Sünden und Über­tretungen durch dieses Licht aufgedeckt, liegt unsere Gottlosig­keit in ihrer ganzen Größe vor uns, so dass wir erzittern im An­denken an die Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes, und es heißt dann: Siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde und also auch deine Sünde getragen hat, da fangen wir an, diese Liebe zu verstehen. 

Und wenn wir weiter erfahren, was uns diese Liebe gebracht, welchen Frieden und Seligkeit sie uns ge­geben, von welcher furchtbaren Knechtschaft der Sünde sie uns befreite, aus welchem Reiche und welcher Macht der Finsternis sie uns erlöste, wie sie uns wiedergeboren hat zu einer leben­digen Hoffnung, und uns zu Kindern Gottes und zu Miterben der ewigen Seligkeit gemacht, uns, die wir vorher Gottlose und Feinde Gottes waren, — ach, da lernen wir frohlockend ausrufen: Die Liebe Christi dringet uns also! Sie wird dann der innere Beweggrund zu unserer ganzen Handlungsweise, zu unserm Reden und Schweigen, zu unserm Tun und Lassen, zu unserm Dulden und Leiden; ja in allen Lagen des Lebens ist sie unsere Führerin. Diese Liebe Christi ist begründet auf dies Urteil: „Wir halten dafür, dass, so Einer für Alle gestorben ist, so sind Alle gestorben." —

Nach dem Sündenfall der ersten Menschen liegen wir Alle unter der Sünde und dem Fluch; die Sünde hat uns alle ver­derbt und geschwächt, so dass wir nicht Gutes tun und Gottes Gebot nicht halten können, weil dies Gebot geistlich ist, wir aber fleischlich und unter die Sünde verkauft sind, wie die heilige Schrift an vielen Stellen bezeuget. Könnten wir nun also von unserer eigenen Gerechtigkeit nichts mehr • hoffen, und kein Mensch vor dem gerechten Gott bestehen und durch sich selbst in Seine Gemeinschaft kommen, so fand Seine Gnade und Barm­herzigkeit dennoch Mittel und Wege zu unserer Erlösung. Schon vor Grundlegung der Welt war Sein Heilsplan zu unserer Er­rettung festgestellt. Und als die Zeit erfüllet war, da sandte Gott Seinen eingeborenen Sohn. Dieser sollte unser Erretter und Seligmacher sein. 

Obgleich Jesus Christus lebendiger Gott war und obgleich durch Ihn und in Ihm alle Dinge erschaffen sind und erhalten werden, kam Er dennoch auf die Erde, die unter dem Fluche lag, und offenbarte Sich uns. Diese Offenbarung ge­schah, in dem Er eigens Knechtsgestalt annahm, indem Er in Gleichheit der Menschen geworden ist, und, in Seiner Gestalt wie ein Mensch erfunden (Phil. 2,7). Auf Ihn wurde alle Sünde gelegt, Er trug sie im Fleische an's Fluchholz und lernte Gehorsam an dem, dass Er litt. Der erste Adam bestand nicht im Gehorsam gegen Gott und brachte alle Menschen in Un­gerechtigkeit und Verderben; der zweite Adam, Jesus Christus, ward gehorsam auch in den schrecklichsten Leiden, ja bis zum Tode am Kreuz und brachte uns zur Gerechtigkeit und ewigen Seligkeit. 

Er erlitt den Tod, als den Sold der Sünde, für alle, weil Gott die Sünde aller auf Ihn gelegt hatte. Er wurde für uns zur Sünde gemacht; Er vergoss Sein Blut für unsere Übertre­tungen, weil ohne Blutvergießen keine Vergebung geschieht (Hebr. 9,22). Nun ist keine Schuld mehr zu tilgen, Er ist unser Mittler und Bürge und hat eine ewige Erlösung erfunden. Da Jesus Christus aber für alle gestorben ist, den Tod, den alle hätten erdulden müssen, für alle erduldet hat, so sind sie in Ihm und mit Ihm gestorben; der Tod, als Sold der Sünde, ist durch Ihn im Fleische geleistet. Gott sieht uns nun, die wir glauben, als Gerechte an; er rechnet uns unsere Sünden nicht mehr zu, weil die Bezahlung geschehen. 

Gott betrachtet uns als solche, die den Sold der Sünde, nämlich den Tod durch und in Christo abgetragen haben; an denen Teufel, Welt, Sünde und Tod kein Anrecht und das verdammende Gesetz keine For­derungen mehr hat. Es kommt ja nun allein darauf an, wie uns Gott ansieht. Betrachtet Er uns als solche, die in Christo gestorben und der Sünde Sold getragen haben, so dürfen und sollen wir uns als solche betrachten, wie der Apostel ermahnt: „Also auch ihr, haltet euch dafür, dass ihr der Sünde gestorben seid". „Und wer gestorben ist, der ist freigesprochen von der Sünde" (Röm. 6,11. 7). Und in diesem gläubigen und beharrlichen .Dafür­halten liegt eine unendliche Kraft und Seligkeit.

Das Erbarmen Gottes hat, wie schon erwähnt, vor Grund­legung der Welt ohne unser Zutun eine Errettung und Seligkeit beschlossen. Sie ist nicht gegründet auf unsere Würdigkeit, sondern allein auf die freie Gnade in Christo Jesu. Umsonst wird der Übeltäter begnadigt, der Gottlose gerecht gesprochen und der Gefangene erlöst. Denn mit einem Opfer hat Er auf immerdar vollkommen gemacht, die geheiligt werden (Hebr. 10, 14). Wer dieses Opfer im Glauben für seine Sünden ergreift,. wer die 'durch Christum erworbene Gerechtigkeit annimmt, wer in den ganzen Heilsplan Gottes zu unserer Seligkeit mit Zuversicht eingeht, der wird auch die Kraft dieses Evangeliums reichlich erfahren. So­lange wir aber irgendwie durch Unglauben diese Kraft schwä­chen, so lange wir diese herrliche Wahrheit in ihrer ganzen Fülle nicht ergreifen, solange wird auch ihre Wirkung schwach bleiben. Es ist dies eine törichte Predigt für die menschliche Vernunft, aber für den, der glaubt, ist sie eine Kraft Gottes.

Wir urteilen weiter: „Und er ist darum für Alle gestorben, auf dass die, welche leben, hinfort nicht sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben und auferstanden ist" (2. Kor. 5,15). Von Natur leben wir uns selbst; wir tun den Willen des Fleisches und der Vernunft und stehen in der Gemeinschaft des Satans, der Welt, der Sünde und des verdammenden Gesetzes. Wir wissen aber, sobald das natürliche, (seelische) Leben eines Menschen auf­gehört hat, sobald Jemand gestorben ist, verlässt er die mensch­Iiche Gesellschaft; es hören alle seine Verbindungen und Ver­bindlichkeiten in diesem Leben auf; er tritt mit seinem ganzen Dasein aus der Welt. Also auch, wer mit Christo gestorben ist. 

Die Verbindung und Gemeinschaft, die der Mensch bis dahin mit dem Satan, der Sünde, der Welt und mit seinem ganzen Wesen hatte, ist durch den Tod aufgelöst. Die Sündenglieder sind abge­tan; der Wille des Fleisches und der Vernunft ist im Tode und die Werke der eigenen Gerechtigkeit sind gerichtet. „Wir wissen, dass unser alter Mensch mit Christo gekreuzigt ist, auf dass der Leib der Sünde aufhöre, damit wir hinfort der Sünde nicht mehr dienen" (Röm. 6,6). Christus Jesus ist aber nicht im Tode geblie­ben; Er ist um unserer Gerechtigkeit willen auferweckt worden; Er sitzt zur Rechten des Vaters und vertritt uns. Unser Opfer für die Sünde ist also angenommen; Gott selbst hat es anerkannt. Wir sind freigesprochen; die Scheidewand ist gefallen; wir sind mit Gott versöhnt und Er fordert von uns keine Bezahlung mehr: Solches Zeugnis gibt uns die Auferstehung Jesu Christi. Die Versöhnung geschah im Fleische und Er ist auferstanden nicht nur als Gott, sondern als Gott und M e n s c h.

 Sind wir nun mit Ihm ge­kreuzigt, haben wir mit Ihm gelitten im Fleisch und sind mit Ihm gestorben, so sind wir auch mit Ihm auferweckt durch den Glau­ben, den Gott wirket, welcher Ihn auferweckt hat von den Toten. (Kol. 2, 12). Wir sind nun in Christo eine neue Kreatur geworden, das Alte ist vergangen, siehe, es ist Alles neu geworden. Aber das Alles von Gott, der uns mit Sich selber versöhnt hat durch Jesum Christum (2. Kor. 5, 17. 18). So haben wir also Alle, die wir in Wahrheit im Glauben stehen, das frühere Leben ganz verlas­sen, haben jede Gemeinschaft mit ihm aufgehoben; wir stehen demselbigen, selbst dem Willen des Fleisches und der Vernunft, gegenüber wie dem größten Feinde. 

Es ist uns ein Gräuel, wie es unserm Gott und Vater, der uns wiedergeboren hat in Christo Jesu, und uns aus unvergänglichem Samen gezeuget hat, ein Gräuel ist. Diese Feinde sind trotz ihrer List, Bosheit und Ge­walt, uns gegenüber, die wir in Christo Jesu sind, macht- und kraftlos, so wir im Glauben beharren, aber so bald wir aus un­serm neuen Lebenselemente heraustreten, und uns mit unsern Feinden, mit unserer früheren Gemeinschaft irgendwie einlassen, selbst wenn wir den guten Vorsatz haben, gegen sie anzukämp­fen, werden wir immerdar überwunden. 

Es besteht unser Kampf nun darin, Glauben zu behalten, in Christo Jesu zu bleiben, auf dass der Widersacher uns immerdar in Ihm finde. Wir sollen auch bedenken, dass wir nicht mit vergänglichem Gold oder Silber von unserm eitlen Wandel nach väterlicher Weise erlöst sind, son­dern mit dem teuren Blute Christi. Darum gehört auch Dem, der für uns gestorben und auferstanden ist, unser Leben. Wir sollen uns selbst Ihm zum Opfer darbringen; wir sind Sein Werk, ge­schaffen zu guten Werken. „Das ist aber die Liebe zu Gott, dass wir seine Gebote halten und seine 'Gebote sind nicht schwer" (1. Joh. 5,3). „Wer da sagt, dass er in ihm bleibe, ist schuldig auch so zu wandeln wie er gewandelt hat" (1. Joh. 2,6). Hierin ist die Liebe mit uns vollendet worden, damit wir Freimütigkeit haben am Tage des Gerichts, dass gleichwie er ist, auch wir sind in dieser Welt. Lasset uns ihn lieben, denn er hat uns ja zuerst geliebt!" (1. Joh. 4,17. 19).