G Schriftsteller

Die Welt der Engel, Arno C Gaebelein

10/27/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Die Himmel und ihre Herrlichkeit

Unermeßliche Entfernungen. — Hunderttausend Billionen Kilo­meter. — Spiralnebel. — Die alten Völker und die Sternkunde. — Davids Beschreibung. — Ist der Mensch das einzige intelligen­te Geschöpf des Weltalls? — Sind die Sterne bewohnt? — Profes­sor Lowell und der Mars. — Die Antwort der Bibel. »Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes, und die Ausdeh­nung verkündet seiner Hände Werk« (Ps. 19,2). Wie wunderbar sind diese Himmel! Der begrenzte Menschen­geist erbebt beim Vernehmen der Wunder, von denen uns die Astronomie erzählt. Sie erfüllen das Herz mit Ehrfurcht und füh­ren dem Menschen seine Winzigkeit vor Augen. 384.000 Kilome­ter (durchschnittlicher Abstand) ist der Mond, unser Trabant, von der Erde entfernt. Das Licht legt 300.000 Kilometer in einer Sekunde zurück, so daß es nur 1,28 Sekunden bedarf, um den Abstand zwischen Erde und Mond zu durchmessen. Mit etwa 228 Millionen Kilometer Abstand (mittlere Entfer­nung) umkreist der Planet Mars unsere Sonne. 

Wenn er bewohnt wäre, würde unsere Erde den Wesen dort nur wie ein leuchtender Stern vorkommen. In einer Entfernung von über 1.400 Millionen Kilometer zieht der Planet Saturn seine Bahn um die Sonne. Der Durchmesser dieses Planeten ist 9,5 mal größer als der unserer Erde. Ungeheure Ringe von ca. 280.000 Kilometer Durchmesser umgeben ihn. Etwa 5.900 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt befindet sich der Planet Pluto. Außer diesem mögen noch andere, bis jetzt unbekannte Planeten existieren, die zu den äußeren Regionen unseres Sonnensystems gehören. Und darüber hinaus ist der unendliche Himmel! Dort, Billionen von Kilome­tern von unserer Erde entfernt, ist jeder Stern eine strahlende Sonne. Welchem Stern wir uns auch nähern, wir finden in ihm eine Sonne, die einer riesigen Feuerglut gleicht. Diese unzählba­ren Welten von Licht, Wärme und Schwerkraft erscheinen uns infolge der unermeßlichen Entfernungen, die uns von ihnen tren­nen, nur wie kleine Lichtpunkte. 

Die im Weltenraum liegende nächste Sonne glüht in einer Entfernung, die 270.000 mal so groß ist wie unsere Entfernung von der Sonne. Das sind etwa 40 Billio­nen Kilometer. Würden wir mit einer Rakete, die mit einer Ge­schwindigkeit von 40.000 Kilometern pro Stunde in das Weltall rast, auf den nächsten Stern zusteuern, so erreichten wir unseren Bestimmungsort nach einer ununterbrochenen Reise von etwa 114.000 Jahren. Selbst wenn wir einen Flugkörper bauen könn­ten, der mit Lichtgeschwindigkeit (300.000 Kilometer pro Sekun­de) von unserer Erde wegsteuern würde, brauchten wir etwa 4 Jahre, um dort anzukommen. Doch selbst dieser unfaßbare Ab­stand schrumpft zusammen angesichts der Tatsache, daß in einer Entfernung von 100.000 Billionen Kilometern noch andere wun­derbare Sonnen vorhanden sind. Und darüber hinaus? — Ein weiteres Weltall! Die Spiralnebel, welche den Menschen durch Spiegelteleskope sichtbar gemacht werden, sind Sternsysteme, ähnlich unserem eigenen Sternsy­stem; man hat über eine Million davon festgestellt, mit Entfer­nungen bis zu 100 Millionen Lichtjahren.

 »Nun verstehe ich, daß alle Sterne, die je am Himmel beobachtet worden sind, alle die Millionen leuchtender Punkte, welche die Milchstraße bilden, die unzähligen Himmelskörper, Sonnen jeder Größe und Leucht­kraft, Sonnensysteme, Trabanten und Planeten, welche millionen- und hundertmillionenweise einander in dem uns umge­benden Räume folgen — daß das, was menschliche Zungen mit dem Ausdruck Universum bezeichnet haben, im Vergleich zu dem unendlichen Weltall nicht mehr bedeutet als eine Gruppe himmlischer Inseln oder als eine Stadt in einem weiten und sehr bevölkerten Lande. In dieser Stadt eines Reiches von unbegrenz­ter Ausdehnung stellt unsere Sonne mit allem, was ihr System bil­det, einen Punkt dar, ein einzelnes Haus unter Millionen anderer Behausungen. Ist unser Sonnensystem ein Palast oder eine Hütte in dieser großen Stadt? Vermutlich nur eine Hütte! Und die Er­de? Sie ist nur ein Zimmer in diesem Sonnenhaus, eine enge, arm­selig beschränkte Wohnung.«1

Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes!

Und welch eine Herrlichkeit! Seit den ältesten Zeiten hat sich der Mensch mit den Himmeln und ihren unergründlichen Geheimnissen beschäftigt. Die Sternkunde und die Sterndeutekunst waren die Lieblingsbe­schäftigung der alten Weisen in Ägypten, Syrien, Babylon und anderen großen Reichen der Vergangenheit. David, Israels gro­ßer König, schildert, durch den Geist Gottes geleitet, welche Ge­danken die Betrachtung dieses wunderbaren Himmels in ihm erweckte: »Wenn ich anschaue deinen Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast: Was ist der Mensch, daß du sein gedenkst, und des Menschen Sohn, das du dich um ihn kümmerst?« (Psalm 8, 4 und 5). 

David gibt seiner Bewunderung Ausdruck, daß der mächtige Schöpfer, der alle diese Sonnen und Sterne aus dem Nichts ins Dasein gerufen hat, sich herabläßt, des staubgeborenen Men­schen zu gedenken. Er erkannte, wie jedes denkende menschliche Wesen nach ihm, daß diese Erde nichts ist als ein Sandkörnlein an den gewaltigen Weltenufern, und daß der Mensch ein winziges Geschöpf auf diesem kleinen Pünktchen ist. Hier tauchen weitere Fragen auf: Ist der Mensch in diesem un­endlichen Raum, unter diesen Millionen und aber Millionen flammenden Welten, das einzige Geschöpf Gottes, das imstande ist, diese Meisterwerke Gottes zu betrachten und zu würdigen? Besitzt Gott keine anderen denkenden Geschöpfe, die Ihn für alle Seine Werke preisen und Ihm dienen? Sind diese Millionen Sterne unbewohnt? Ist unsere Erde der einzige Planet, auf welchem ein Geschlecht lebt, das fähig ist, Gott und Seine Werke zu erken­nen? Ist der Mensch das einzige Geschöpf Gottes, dem Er die Ga­be schenkte, Seine Schöpfung zu erforschen, Seine Werke zu bewundern und Ihn dafür zu preisen? 

O, wie wenig Ehre und Lob wird Ihm dann von Seinen Geschöpfen zuteil! Die große Mehr­zahl unseres Geschlechts hat, obwohl es aufrecht einhergeht, nur Augen für die Dinge des Staubes und gedenkt niemals dessen, der alles geschaffen hat. Ja, was noch viel schlimmer ist: Tausende leugnen das Dasein eines persönlichen Gottes, nennen den Stoff ewig, in sich selbst bestehend; Erde und Himmel in ihrer jetzigen Gestalt sind für sie das Ergebnis eines erdachten Entwicklungs­ganges, dessen Wann und Wie »noch« in ein Geheimnis gehüllt ist. Nur ein sehr kleiner Teil des Menschengeschlechts verehrt und preist Ihn, Gott, als den Schöpfer aller Dinge. Ist es göttlich, außer den menschlichen Bewohnern dieser kleinen Kugel, die wir »Erde« nennen, keine anderen Welten mit Geschöpfen gestaltet zu haben, die Gott und Seine Schöpfung würdigen können? 

Diese Frage ist alt. Schon die Menschen des Altertums dachten darüber nach, und seit Jahrhunderten hat sie manchen großen Geist unter uns beschäftigt. Man hat die Sternkundigen befragt, ob andere Welten (Planet Mars, Planet Venus usw.) bewohnt sei­en, und oft haben sie bejahende Antwort gegeben. Aber wer vermag etwas zu sagen von den anderen Sonnen und ihren Planeten, ob und von wem sie bewohnt sein mögen? Wenden wir uns nun zur Bibel, der Offenbarung Gottes. Be­antwortet das Wort Gottes unsere Frage, ob in diesem unvorstell­baren Raum, den wir Himmel nennen, noch Wesen vorhanden sind, die Gott als Schöpfer kennen, die Seine Werke kennen und die Ihm dienen? Und wenn es solche Wesen gibt, wer sind sie, wo sind sie, und was tun sie? Die Bibel schweigt zu diesen Fragen nicht. Gottes Heiliges Wort gibt uns Antwort. Es gibt Lebewe­sen, die über dem Menschen stehen. Es sind die Engel Gottes, die himmlischen Heerscharen, die Bewohner der Himmel, die unzäh­ligen Scharen der unsichtbaren Diener Gottes.

Altes wie Neues Testament sprechen von Engeln

Sadducäer und Modernisten. — Das Zeugnis Christi über die En­gel. — Die Götterlehren der Nationen. — Die Engel, höhere We­sen als der Mensch. — Die Söhne Gottes jauchzen. — Die unzähligen Scharen der Engel. — Der Erzengel, die Seraphim und die Cherubim. Vom ersten Buch Mose an bis zur Offenbarung werden die Engel Gottes außergewöhnlich oft erwähnt: über 100 mal im Alten und mehr als 150 mal im Neuen Testament. Wir begegnen ihnen in der ganzen heiligen Geschichte. In beiden Testamenten wird uns geschildert, was sie in der Vergangenheit im Himmel und auf Er­den gewirkt haben, und auch ihr zukünftiges Eingreifen ist uns prophetisch geoffenbart. An dem Dasein dieser übernatürlichen Wesen kann daher kein Zweifel bestehen, denn als solche spricht das unfehlbare Wort Gottes von ihnen. Die Sekte der Sadducäer unter den Juden glaubte nicht an Engel (Apostelgesch. 23,8). 

Der heutige Modernismus, das Sadducäertum des zwanzigsten Jahr­hunderts, leugnet ebenfalls das Dasein dieser Wesen. Die zerset­zende "Kritik, die den Modernismus hervorgebracht hat, erklärt, der Glaube an Engel bei den Juden sei darauf zurückzuführen, daß die letzteren während ihrer babylonischen Gefangenschaft mit babylonischen und persischen Sagen in Berührung gekom­men sind. So wird, wie von vielen anderen kostbaren Dingen im Worte Gottes, auch vom Glauben an Engel behauptet, er sei ba­bylonischen Ursprungs. Wir schließen uns diesen Erfindungen angeblicher Bibelkundiger nicht an, die nur darauf abzielen, die Autorität der Bibel, unserer einzigen Quelle, zu untergraben. Al­len diesen Ableugnungen stellen wir einen Zeugen gegenüber: den Sohn Gottes, unseren Herrn Jesus Christus. Was hatte Er über die Engel zu sagen? Er bestätigte die Engellehre in den hebräi­schen Schriften. 

Er sprach von ihnen als von wirklichen Wesen. In Seinen Gleichnissen vom Reich nennt Er sie die Schnitter am Ende des Zeitalters. Er spricht von ihnen als von solchen, die bei Seinem zweiten Kommen mit Ihm sein werden. Als Petrus Ihn im Garten verteidigte, tadelte Er ihn durch einen Hinweis auf die Engel: »Oder meinst du, daß ich nicht jetzt meinen Vater bitten könne und er mir mehr als zwölf Legionen Engel stellen werde?« (Matth. 26, 53). Er beschreibt ihre wirkliche Natur, wie auch ihre Anteilnahme  an den Geschehnissen auf Erden (Luk. 15, 10) und verkündet, daß in den Tagen Seines Reiches die Engel Gottes gesehen wer­den, wie sie auf- und niedersteigen werden auf des Menschen Sohn (Joh. l, 51). 

Was der Modernismus auf diese Zeugnisse unseres Herrn zu sagen weiß, verunehrt den Herrn in einer Weise, daß wir nicht im Zweifel sein können, aus welcher Quelle diese ungläubigen Leh­ren fließen. Die Modernisten sagen, daß unser unfehlbarer Herr, Er, der die Wahrheit ist, Seine Belehrungen mit den irrigen An­schauungen Seiner Hörer verquickt habe. Vielleicht war es Ihm bekannt, vielleicht auch nicht — so meinen sie —, daß es niemals Engel gegeben hat; jedenfalls habe Er sich den damals unter den Juden geläufigen Ansichten angepaßt. Wir möchten einen weiteren Beweis hinzufügen. Wie wir später zeigen werden, wurde unser erhabener Herr nach Seiner Aufer­stehung als der verherrlichte Mensch über die Engel erhoben, in­dem Er einen vorzüglicheren Namen vor Ihnen ererbt hat (Hebr. l, 4). 

Wären nun die Engel nur erdachte Wesen, und existierten sie tatsächlich nicht, dann könnten wir folgern, daß auch Seine Erhöhung und Sein Erbe unwirklich und erdichtet sind. Gleich allem anderen, was der Modernismus vorgebracht hat, rüttelt auch die Leugnung der Engel an der Gottheit und Herrlichkeit unseres Herrn Jesus Christus. Die Mythologien (Götterlehren) fast aller alten Völker reden von solchen Wesen. 

Die babylonische Mythologie stellte sie als Götter dar, die den Menschen Botschaften der Götter überbrach­ten. Die römische und griechische Mythologie hatte ihre Genien, Halbgötter, Faune, Nymphen und Najaden, welche besuchsweise auf die Erde kamen. Hesiod, nach Homer der älteste griechische Dichter, sagte: »Millionen geistiger Geschöpfe wandeln über die Erde.« Ägypten und die Völker des Ostens glaubten an solche übernatürliche, unsichtbare Geschöpfe; dieser Glaube ist beinahe allgemein. Die Mythologien sind nur der schwache und entstellte Widerhall einer Erkenntnis, die dem Menschen einst zu eigen war. 

Würden derartige übermenschliche Wesen nicht existieren, so fänden wir sie nicht in den überlieferten Lehren der alten Völker. Die Bibel lehrt, daß die Engel eine über den Menschen stehende Klasse erschaffener Wesen sind. Gott hat des Menschen Sohn ei­ne kleine Zeit unter die Engel erniedrigt (Ps. 8, 5; Hebr. 2, 7). Dies stellt eine weitere falsche Auffassung richtig. Es wird öfters gelehrt, daß Gläubige, die abscheiden, ebenso wie auch die Kin­der, Engel werden. Der Mensch kann nie ein Engel werden, denn die Engel sind für immer von den menschlichen Wesen verschie­den. Der erlöste Mensch wird durch die Erlösung nicht zu der Würde eines Engels erhoben, aber in Christus wird er auf eine hö­here Stufe gestellt, als die Engel je einnehmen können. Hierüber später mehr.

Wann wurden die Engel erschaffen?

Die Bibel erteilt auf diese Frage keine bestimmte Antwort, aber es ist zum mindesten eine Schriftstelle vorhanden, der wir entneh­men können, daß sie im Anfang geschaffen wurden, als Gott Himmel und Erde schuf. Wann dieser Anfang war, wird keines Wissenschaftlers Forschen jemals aufdecken können. Vielleicht existierte die Erde in einer von ihrer jetzigen verschiedenen Ge­stalt Millionen von Jahren, ehe der Mensch auf dieselbe gestellt wurde'. Zur Zeit, als diese ursprüngliche Schöpfung bestand, muß Gott jene Art Wesen geschaffen haben, die wir Engel nennen. Al­les, was geschaffen ist, wurde von Gott geschaffen, und zwar in der Person Seines Sohnes und für Ihn, und dazu gehören auch die unsichtbaren Dinge, es seien Throne oder Herrschaften oder Für­stentümer oder Gewalten (Kol. 1, 16). In den schönen Worten, mit welchen Jehova dem Hiob aus dem Sturme antwortete, finden wir den folgenden Hinweis auf die Zeit, da die Engel ins Dasein gerufen wurden:

 »Wo wärest du, als ich die Erde gründete? Tue es kund, wenn du Einsicht besitzest! Wer hat ihre Maße bestimmt, wenn du es weißt? Oder wer hat über sie die Meßschnur gezogen? In was wurden ihre Grundfesten eingesenkt? Oder wer hat ihren Eckstein gelegt, Als die Morgensterne miteinander jubelten und alle Söhne Gottes jauchzten?« (Hiob 38, 4-7.) Daß sich Jehova hier auf die Schöpfung bezieht, ist vollkommen klar. Die Engel existierten also schon, als Gott der Erde Grund legte, als Er zum ersten Male schuf. Und als sie Seine Schöp­fungswunder erblickten, jauchzten sie vor Freude. Wir müssen dem ihnen hier gegebenen Namen »Söhne Gottes« unsere beson­dere Aufmerksamkeit zuwenden. Verschiedene Male lesen wir im Alten Testament von den »Söhnen Gottes« und jedesmal sind da­mit diese übernatürlichen Wesen gemeint (1. Mose 6, 2; Hiob l, 6; 2, 1; 38, 7; vergleiche auch PS. 29, 1; 78, 25; 89, 6).

 Aber es muß darauf hingewiesen werden, daß, wenn die Engel auch »Söhne Gottes« genannt werden, so doch niemals »Söhne des Herrn«. Es heißt im Hebräischen immer Bnai2 Elohim (Elohim ist der Name Gottes als der Schöpfer), und niemals Bnai Jehova. Die Bnai Jehova sind erlöste Sünder, die durch die Erlösung in die Sohnschaft versetzt sind. Die Bnai Elohim sind ungefallene, als Söhne Gottes erschaffene Wesen. Die Engel sind die Söhne Gottes der ersten Schöpfung; die durch Gnade geretteten Sünder sind Söhne Gottes der neuen Schöpfung. 

Da sie nach dem Zeugnis unseres Herrn geschlechtslos sind (»in der Auferstehung heiraten sie nicht, noch werden sie verhei­ratet«, Matth. 22, 30) und sich daher nicht nach der Art der Menschen vermehren, so müssen sie alle zur gleichen Zeit, im Anfang, erschaffen worden sein. Die Heilige Schrift berichtet uns, daß ih­re Zahl sehr groß ist. Daniel sah sie in seinen Gesichten der Nacht vor dem Throne: »Tausend mal Tausende dienten Ihm, und zehntausend mal Zehntausende standen vor Ihm« (Dan. 7, 10). Johannes erzählt uns von einem demjenigen Daniels ähnlichen Gesicht: »Und ich sah: und ich hörte eine Stimme vieler Engel um den Thron her und um die lebendigen Wesen und die Ältesten; und ihre Zahl war Zehntausende mal Zehntausende und Tausende mal Tausende« (Offbg. 5, 11). Auch in Hebräer 12, 22 wird von »Myriaden von Engeln« gesprochen. Eine Menge himmli­scher Heerscharen erschien bei der Geburt Christi und jauchzte wiederum vor Freude über den Beginn der neuen Schöpfung (Luk. 2, 13). 

Wie groß ihre Zahl ist, weiß einzig Er, dessen Name »Jehova-Zebaoth«, der Herr der Heerscharen ist. Die Heilige Schrift verkündet, daß es in der Engelwelt, diesem weiten Reich voll Licht und Herrlichkeit, verschiedene Stufen und Ordnungen gibt. Im Epheser- und Kolosserbrief lesen wir von Fürstentümern, Gewalten, Herrschaften und Thronen, die in jener unsichtbaren Welt, den himmlischen Örtern, vorhanden sind (Eph. 1,21; Kol 1,16). Wir wissen auch, daß es einen Erzengel gibt. Die Christenheit spricht von Erzengeln und folgt darin gewissen Überlieferungen von Erscheinungen verschiedener Erzengel; aber in der Heiligen Schrift kommt nur ein Erzengel vor. Sein Name ist Michael, auf Deutsch: »Wer ist wie Gott?« Er wird dreimal genannt: in Dan. 12, l, wo sein Eingreifen zugunsten des Überrestes Israels er­wähnt wird — hier wird er »der große Fürst« genannt. Weiter in Judas 9, wo wir hören, daß er mit dem Teufel um den Leib Mo­ses' stritt, und in Offb. 12, wo er als der siegreiche Führer der himmlischen Heerscharen erscheint, der gegen Satan und seine Engel Krieg führt.

 Ferner finden wir den Namen Gabriel in der Heiligen Schrift. ; Gabriel, das heißt: »ein Mächtiger Gottes«, ist von Juden und Christen ein Erzengel genannt worden, doch ohne schriftgemäße Begründung, denn er wird in der Schrift niemals als solcher be­zeichnet. Er ist eine sehr erhabene Persönlichkeit. Er selbst zeugt von seinem Platz in der Herrlichkeit, denn er sagt zu Zacharias, dem amtierenden Priester: » Ich bin Gabriel, der vor Gott steht« (Luk. 1,19). Er war es, der die Geburt Johannes des Täufers an­zukündigen hatte. Darüber hinaus aber wurde er vom Thron Gottes abgesandt, um der Welt die zwei größten Botschaften zu überbringen, die jemals von den Stätten des Himmels ausgegan­gen sind. Als Daniel in ernster Demütigung betete, wurde Gabriel beauf­tragt, dem betenden Propheten die Antwort Gottes auszurichten. So schnell durcheilte er die unermeßlichen Räume, daß er nur we­nige Augenblicke brauchte, um Daniel zu erreichen und ihn in seinem Gebet zu unterbrechen (Dan. 9, 21-23).

 Aber die größte aller Botschaften, die ein Engel je zur Erde trug, war die durch Gabriel der Maria, der Jungfrau von Nazareth, gesandte Verkündigung der bevorstehenden Menschwerdung des Sohnes Gottes (Luk. 1, 26-38). Die Cherubim und Seraphim sind Engelwesen von sehr hohem Range und werden immer in Verbindung mit dem Throne Gottes gesehen. Die Seraphim erscheinen nur in Jesajas Tempelgesicht (Jes. 6). Hesekiel und Johannes in der Offenbarung erblicken die Cherubim als »lebendige Wesen« 3 Und nun, bevor wir die Heilige Schrift über die Natur der En­gel befragen, über ihre körperliche Beschaffenheit, ihre Wohn­stätten, ihre Ämter und Aufgaben in Vergangenheit und Gegenwart, ihre wunderbaren Beziehungen zu kommenden Er­eignissen und ihre herrliche Entfaltung im zukünftigen Zeitalter, müssen wir unsere Aufmerksamkeit richten auf jene im Alten Te­stament so oft erwähnte Persönlichkeit, die genannt wird: »Der Engel Jehovas«.

Der Engel des Herrn

Kein geschaffener Engel, sondern der Herr selbst. — Der Metatron der jüdischen Überlieferung. — Hagar und die Samariterin— Abraham in Mamre — Der Herr als sein Gast — Gebet für Sodom — Die Opferung Isaaks — Jakob und der Engel — Der Engel bei Pniel. — Im brennenden Busch. — Der Engel des An­gesichts. — Josua sieht den »Anführer unserer Errettung«. — Gideon und Manoah. —Die Vernichtung des assyrischen Heeres. — Der Engel Jehovas im Buche der Offenbarung. Das Wort »Engel« kommt m der Heiligen Schrift zum ersten Mal im 16. Kapitel des ersten Buches Mose vor. Hagar, die Leibeige­ne, war gezwungen worden, das Zelt Abrahams zu verlassen — sie floh vor Sarah. »Und der Engel Jehovas fand sie an einer Wasserquelle m der Wüste, an der Quelle auf dem Wege nach Sur« (1. Mose 16, 7). 

Dieser Engel Jehovas (hebräisch: Malach-Jehova) ist kein erschaffenes Wesen, sondern ein unerschaffener Engel— es ist Jehova, der Herr, der sich zu verschiedenen Zeiten im Gewände eines Engels und meistens m menschlicher Gestalt offenbarte. Dieser Engel Jehovas ist kein von Gott gesandter Bo­te, sondern eine Theophame, eine Sichtbarwerdung der Gottheit. Jehova, der »Ich bin«, ist der Sohn Gottes. Wir haben daher in der mehrmaligen Erscheinung des Engels Jehovas höchst beach­tenswerte Offenbarungen des Sohnes Gottes, unseres Herrn, vor Seiner Menschwerdung. Wir werden sehen, daß m jedem Falle der Offenbarwerdung dieses Engels Jehovas die Kennzeichen der Gottheit gegenwärtig sind. Es ist auffallend und sehr interessant, daß die alten Juden m ihren Überlieferungen den Engel Jehovas bei Seinem jeweiligen Erscheinen nicht als einen gewöhnlichen Engel, sondern als den einzigen Mittler zwischen Gott und der Welt, als den Urheber al­ler Offenbarungen, ansahen, dem sie den Namen Metatron ga­ben. Sie nannten Ihn »den Engel seines Angesichts« (vergl Jes63, 9), weil Er immer Gottes Angesicht erblickt, und sie sprechen von Ihm als von der höchsten Offenbarung des unsichtbaren Gottes, der an Seiner Natur und Majestät teil hat. Auch nennen sie Ihn die Schechina. Eine Talmudstelle sagt:

 »Der Metatron, der Engel Jehovas, ist durch Wesenseinheit mit dem höchsten Gott verbunden«, wahrend eine andere Quelle Ihn »Herrscher über alles Geschaffene« nennt. Der sehr alte Midrasch, bekannt als: »Otiot de Rabbi Akiba« bringt folgende Erklärung über den Engel Jehovas: »Der Metatron ist der Engel, der Fürst des Ange­sichts, der Fürst des Gesetzes, der Fürst der Weisheit, der Fürst der Kraft, der Fürst der Herrlichkeit, der Fürst des Tempels, der Fürst der Könige, der Fürst der Herrscher und der Hohen und Er­habenen«. Nach diesen alten judischen Quellen ist also der von ihnen »Metatron« genannte Engel Jehovas eins mit dem Messias und zugleich mit Gott. Die war auch die Ansicht der Juden späterer Zeit. Maleachi 3, l bestätigt eine derartige Auslegung; der »Engel des Bundes« ist Jehova, und der Messias ist der »Engel Jehovas«. Wir wollen nun einige dieser Erscheinungen des En­gels Jehovas kurz prüfen. Wie zu Anfang dieses Kapitels er­wähnt, erschien Er zuerst der Hagar, zeigt ihr Seine Gute; es ist die Zartheit dessen, der da kam, das Verlorene zu suchen und zu erretten. Er fand sie an einer Wasserquelle in der Wüste. Alle ihre Umstände und ihre Trübsal waren Ihm bekannt. Er fragte sie: »Woher kommst du, und wohin gehst du?« Er offenbarte sich als der allwissende Herr, der die Geheimnisse des Lebens kennt, und Er gab ihr Verheißungen, wie sie ein erschaffener Engel niemals hatte geben können. 

Und Hagar nannte den Namen des Herrn, der ihr in Engelsgestalt gegenübergestanden: »Du bist ein Gott, der sich schauen laßt!« Er hatte ihr Geheimnis enthüllt und die Zukunft geoffenbart. Er ist derselbe, der viele Jahrhunderte später, da Er als Mensch auf diese Erde gekommen war, einer ande­ren Frau am Wasserbrunnen von Samaria begegnete und dessen Geheimnisse offenbar machte, — und auch sie bekannte Ihn als den Allwissenden. »Kommt, sehet einen Menschen, der mir alles gesagt hat, was irgend ich getan habe« (Joh. 4,29). Viele Jahre danach saß Abraham bei der Hitze des Tages am Eingang seines Zeltes. Plötzlich sah er drei Fremde in der Nahe stehen; er verließ seinen Platz und lief ihnen entgegen. Vor dem einen, vielleicht vor dem m der Mitte, warf er sich zur Erde und nannte ihn »Herr«. Gewiß wohnte diesem Besucher eine beson­dere Wurde inne, so daß der Glaubensmann Ihn sogleich erkann­te. Seine Gefährten waren zwei Engel (1. Mose 19,1). 

Abraham bewirtet den Herrn, und dieser verheißt ihm einen Sohn. Die bei­den Engel scheiden von ihnen; der Herr verweilt noch bei Abra­ham, Seinem Freunde, und richtet folgende Worte an ihn: »Sollte ich vor Abraham verbergen, was ich tun will?« Dieselbe Stimme sprach in jenem Obersaal zu den um Ihn gescharten Jüngern: »Ich nenne euch nicht mehr Knechte, denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut, aber ich habe euch Freunde genannt, weil ich alles, was ich von meinem Vater gehört, euch kundgetan habe« (Joh. 15,15). Abrahams Fürbitte für Sodom war an den Herrn gerichtet, als dieser in menschlicher Gestalt vor ihm stand. Er kannte Ihn in Seiner Herrlichkeit als Richter, denn er sagte zu Ihm: »Fern sei es von dir, so etwas zu tun, den Gerechten mit dem Gesetzlosen zu toten, so daß der Gerechte sei wie der Gesetzlose; fern sei es von dir! Sollte der Richter der ganzen Erde nicht Recht üben?« (1. Mose 18, 25). 

Danach verließ ihn der Herr und wandte sich nach Sodom, wohin die zwei Engel Ihm schon vorausgegangen waren. Bemerkenswert ist die Stelle 1. Mose 19, 24: »Und Jehova ließ auf Sodom und Gomorra Schwefel und Feuer regnen von Je­hova aus dem Himmel.« Der Jehova auf Erden ruft dem Jehova im Himmel, das Feuergericht über die verderbten Städte auszu­üben. Er ist derselbe, der in den Tagen Seines Fleisches sagte: »Ich und der Vater sind eins«, derselbe, der in künftigen Tagen die Welt in Gerechtigkeit richten wird, denn der Vater richtet nie­manden, sondern das ganze Gericht hat Er dem Sohn gegeben (Joh. 5, 22). Dann erscheint der Engel Jehovas auf dem Opferberg. Abra­ham erhält den Befehl, seinen Sohn, seinen einzigen, den er lieb hatte, zu nehmen und ihn als Brandopfer darzubringen. Und Er, der gegenwärtig war, der aufmerkte, der alle Dinge wußte, der eingriff, als das Schlachtmesser schon erhoben war, Er wußte, daß Er Selbst, Gottes einiger Sohn, das Opfer sein sollte, sobald Seine Stunde gekommen war. Als Abraham zu Isaak sagte: »Gott wird sich ersehen das Schaf zum Brandopfer, mein Sohn«, da wußte der Engel Jehovas, daß Er dieses Opfer sein wurde.

 »Da rief ihm der Engel Jehovas vom Himmel zu und sprach: Abraham, Abraham! Und er sprach: Hier bin ich! Und Er sprach: Strecke deine Hand nicht aus nach dem Knaben, und tue ihm gar nichts! Denn nun weiß ich, daß du Gott fürchtest und deinen Sohn, deinen einzigen, mir nicht vorenthalten hast« (1. Mose 22, 11.12). Dieser Engel bezeichnet sich hier selbst als eins mit Gott. Abraham wußte, daß es der Herr war, denn er nannte die Statte »Jehova-Jireh«.4 Und als der Engel Jehovas zum anderen Male rief, gab Er Abraham Verheißungen, wie dies kein geschaffener Engel jemals gekonnt hatte. Der Sohn Gottes war in Engelsge­stalt bei diesem Geschehnis gegenwärtig — derselbe, der in Sei­nen Erdentagen sprach: »Ehe Abraham ward, bin ich« (Joh. 8, 58). Auch Jakob kannte Ihn wohl, denn es wurden ihm ganz außer­ordentliche Offenbarungen des Herrn im Laufe seines kampfbe­wegten, aber siegreich endenden Lebens zuteil. Als der alte Pa­triarch auf seinem Sterbebett die Sohne Josephs mit den Worten segnete: 

»Der Gott, vor dessen Angesicht meine Vater, Abraham und Isaak, gewandelt haben, der Gott der mich geweidet hat, seitdem ich bin bis auf diesen Tag, der Engel, der mich erlöst hat von allem Übel, segne die Knaben« (1. Mose 48, 15.16), — da tat er es in dem Bewußtsein, daß der Engel Jehovas niemand anderes war, als der Erlöser, der »Heiligen Israels«, wie Ihn der Prophet Jesaja so oft nennt. Er erschien ihm im Traum als Engel und sprach zu ihm: »Ich bin der Gott von Bethel« (1. Mose 31, 11.13). Aber an der Furt des Jabbok offenbarte sich dieser Engel Jeho­vas dem Jakob auf die wunderbarste Weise. Dort war er ganz al­lein, als unversehens ein Mann erschien, der mit ihm zu ringen begann. Als der Tag anbrach, fragte der geheimnisvolle Fremd­ling Jakob: »Was ist dein Name?« 

Er antwortete: »Jakob.« Er sprach: »Nicht Jakob soll hinfort dein Name heißen, sondern Is­rael; denn du hast mit Gott und mit Menschen gerungen und hast obgesiegt« (1. Mose 32, 24-32). Wer war der Geheimnisvolle? Die moderne Kritik mochte uns einreden, daß Jakob infolge seiner tödlichen Angst vor Esau wohl einen bösen Traum gehabt haben mag. Jakob wußte, wem er gegenüber gestanden hatte, denn er nannte die Statte »Pniel«: »Ich habe Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen«. Hosea bezeugt dies in seiner Prophezeiung. »Er kämpfte mit dem Engel und überwand, er weinte und flehte zu Ihm; zu Bethel fand er Ihn, und daselbst redet* Er mit uns. Und Jehova, der Gott der Heerscharen — Jehova ist Sein Gedenkna­me« (Hosea 12, 5.6), Der, der mit Jakob war, der Engel, der Erlöser, ist derselbe, der den Seinen die Verheißung hinterlassen hat: »Siehe, ich bin bei euch alle Tage, bis zur Vollendung des Zeitalters.« Mose erblickte Ihn in dem brennenden Busch. Der Busch steht in Flammen, die Schechina-Herrlichkeit ist da, aber der Busch wird nicht verzehrt. 

Aus der Flamme inmitten des brennenden Busches ertönt die Stimme des Engels Jehovas. Mose erhalt den Befehl, seine Schuhe auszuziehen, denn er stehe auf heiligem Land, in der Gegenwart des Heiligen. Und als Mose diese Stimme horte und vernahm, wer es war, der mit ihm redete, da verbarg er sein Angesicht, denn er fürchtete sich nicht vor dem Anblick eines Engels, sondern Gottes. Der Engel Jehovas sprach aus dem brennenden Busch: »Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs« ... »Ich bin, der ich bin.« Er tat Mose auch kund, daß Er die Leiden Seines Volkes kenne, dessen Elend gesehen und ihr Geschrei gehört ha­be, und daß Er kommen werde, um zu erretten, um heraus- und hineinzufuhren. In all ihrer Bedrängnis war Er bedrängt, und der Engel Seines Angesichts hat sie gerettet. In Seiner Liebe und in Seiner Erbar­mung hat Er sie erlöst; und Er hob sie empor und trug sie alle Ta­ge vor alters!« (Jes. 63, 9). Der Engel des brennenden Busches ist der gleiche, der sich in Gestalt eines erschaffenen Menschen geof­fenbart hat, als der »Ich bin«, der liebende, mitfühlende Chri­stus, welcher jetzt zur Rechten Gottes sitzt, der da sieht, kennt und hört — der alle Gewalt hat zu erlösen und zu erhalten. Derselbe unerschaffene Engel, der gnädige, liebevolle Herr war mit Israel in der Wüste. Er war ihr Führer und Versorger, denn Er hatte sie aus Ägypten herausgeführt (4. Mose 20, 16). 

In der Geschichte Bileams begegnen wir Ihm gleicherweise, und dieweil der blinde Prophet aus den Heiden Ihn nicht gewahrte, sah seine Eselin den, der Herrlichkeit ist. Er war mit Seinem Volke, als es ins Land der Verheißung einzog. Als es in Gilgal, dem Ort des Selbstgerichtes, lagerte, wo die Schande Ägyptens von ihnen abgewälzt wurde, ging Josua hin und blickte auf die mächtigen, schier uneinnehmbaren Mauern Jerichos. Da auf einmal stand ein Mann mit einem gezückten Schwert ihm gegenüber. Furchtlos ging Josua auf Ihn zu und fragte Ihn, wer Er sei. Doch als der Mann sich als »der Oberste über das Heer Jehovas« zu erkennen gab, fiel Josua auf sein An­gesicht zur Erde und huldigte Ihm. Und der Oberste hieß ihn tun, was Er vierzig Jahre vorher Mose geheißen hatte: »Ziehe deinen Schuh aus von deinem Fuße; denn der Ort auf dem du stehst, ist heilig« (Josua 5, 13-15). Er ist der Engel, der Erlöser, der Beschützer Seines Volkes. Sacharja, der große Prophet aus der Zeit nach der babylonischen Gefangenschaft, erblickte Ihn in seinem ersten Nachtgesicht in derselben Gestalt wie Josua. Er erschien dem jungen Propheten auf einem roten Pferd, gefolgt von einer Schar Reiter, die nun be­reit sind, die Erde zu durchziehen. Der Oberste über das Heer Je­hovas ist unser Herr, der Anführer unserer Errettung (Hebr. 2, 10), Der, welcher eines Tages wiederkommen wird, auf weißem Pferd, gefolgt von den Kriegsheeren des Himmels (Offb. 19, 11-16). 

Im zweiten Kapitel des Buches der Richter kommt der Engel Jehovas von Gilgal herauf nach Bochim, der Statte des Weinens. Kein geschaffener Engel kann so sprechen, wie der Engel Jehovas damals sprach. Nur der Herr selbst kann solche Worte gebrau­chen: »Ich habe euch aus Ägypten heraufgeführt und euch in das Land gebracht, daß ich euren Vätern zugeschworen habe; und ich sagte: »ich werde meinen Bund mit euch nicht brechen ewiglich; ihr aber, ihr sollt keinen Bund mit den Bewohnern dieses Landes machen, ihre Altare sollt ihr niederreißen. Aber ihr habt meiner Stimme nicht gehorcht. Was habt ihr da getan!« (Richter 2, 1.2). Später in der Geschichte der Richter erschien Er Gideon. Auch hier wird Er Jehova genannt (Richter 6, 14). Gideon redet Ihn als »Adonai« (Herr) an und bittet Ihn, ein Speisopfer bringen zu dürfen. Der Engel berührte das Opfer mit der Spitze Seines Sta­bes, und das Feuer fuhr aus dem Felsen und verzehrte es. Und der Engel Jehovas verschwand aus seinen Augen. Gideon ist tief erschrocken, aber der Herr spricht zu ihm: »Friede dir! Furchte dich nicht, du wirst nicht sterben«. Ja, Er ist es, der Frieden gemacht hat, »Jehova-Schalom« (Jehova ist Friede), wie Gideon den Altar nannte, den er dem Herrn baute. Noch bedeutungsvoller und lehrreicher war die Begegnung die­ses Engels mit Manoah und seinem Weibe, als Er ihnen die Ge­burt eines Sohnes ankündigte. Manoah fragte Ihn nach Seinem Namen. »Warum fragst du denn nach meinem Namen?« antwor­tete ihm der Engel; »er ist ja wunderbar« (Richter 13, 18).

 Das Wort »Pele«, »wunderbar«, wird auch von Jesaja gebraucht, da er den Messias voraussagt, das Kind, das geboren, den Sohn, der gegeben, und dessen Namen »Wunderbar« sein werde. Auch Ma­noah und sein Weib brachten dem Engel ein Opfer dar (Richter 13. 19-22). Da geschah etwas Erstaunliches. Die Flamme stieg vom Altar gen Himmel empor, und der geheimnisvolle Besucher, der Engel Jehovas, fuhr in der Flamme des Altars zum Himmel hinauf, von wo Er gekommen war, ein besonders eindrucksvoller Hinweis darauf, daß Er nach Seiner Menschwerdung selbst das Opfer sein und nach Vollbringung Seines Werkes in den Himmel zurückkehren sollte. Es war der mächtige Engel Jehovas, der das Heer der Assyrer vernichtete, welche die Theokratie5 mit Zerstörung bedrohte (2. Kön. 19, 35). Er deutete dadurch im voraus die künftige Befrei­ung Jerusalems an, am Ende der Zeit der Nationen, wenn alle Nationen nach Jerusalem zum Kriege versammelt werden und die Stadt wiederum belagert wird. Dann wird, wie Sacharja uns pro­phezeit, Jehova ausziehen und wider jene Nationen streiten, und Seine Fuße werden an jenem Tag auf dem Ölberg stehen (Sach. 14. 1-4).

 Wir führen auch 1. Chron. 21, 16 an: »Und als David seine Augen erhob, sah er den Engel Jehovas zwischen der Erde und dem Himmel stehen, Sein Schwert gezuckt in Seiner Hand, ausgestreckt über Jerusalem«. Im Psalm 34, 7 wird Er als der be­schützende, befreiende Engel gesehen. Rom hat diese Schriftstel­le in seinen falschen Lehren so dargestellt, als ob die Engel gefürchtet, verehrt und angebetet werden sollten. Der »Engel Je­hovas« ist Jehova selbst. Wenn wir das letzte Buch der Bibel, die Offenbarung, lesen, er­fahren wir, daß der Herr Jesus Christus, dessen ganze Herrlich­keit in diesem »Schlußstein der Bibel« geoffenbart ist, wiederum unter dem symbolischen Namen eines Engels erscheint. 

Der Hei­lige Geist scheint uns darauf hinweisen zu wollen, daß Er der En­gel des Bundes des Alten Testamentes ist, der die Israel gegebenen Verheißungen erfüllt und Barmherzigkeit im Zorn übt, wenn das jetzige Zeitalter endigt und das Tausendjährige Reich beginnt. In Offenbarung 8, 1-5 wird Er in Seinem Mittler­amt gesehen, da Er die Gebete der judischen Heiligen darbringt, die in der großen Drangsalszeit leiden, mit welcher Zeit der Na­tionen schließt. Dann schleudert Er das Feuer des Gerichts auf die Erde. Kapitel 10 offenbart Ihn als »starken Engel« mit einem Regenbogen, dem Bundeszeichen, auf Seinem Haupt; Sein Ant­litz ist wie die Sonne, und Seine Fuße sind wie Feuersäulen. 

Er steht auf dem Meer und auf der Erde. Dies ist eine vollkommene Darstellung unseres Herrn, ehe Er kommt, um Seine Kronansprüche auf Meer und Erde zu erheben. Mit allen diesen Ausführungen mochten wir dartun, daß wir bei unseren Betrachtungen über die Engel Gottes diesem »Engel Jehovas« einen besonderen Platz einräumen müssen, weil Er der Herr selbst ist. Im folgenden wollen wir noch eingehender erfor­schen, was die Heilige Schrift über die Engel und ihren Dienst lehrt.

Vom Wesen der Engel

Engel sind Geister. — Haben sie Körper? — Unwissentliches Be­herbergen von Engeln. — Sie nehmen sichtbare Körper an, um sich zu offenbaren. — Sie haben auch fortdauernde Körper. — Nicht Fleisch und Bein. — 1. Korinther 15. — Himmlische und geistige Leiber. — Christi Antwort an die Sadducäer. — Die Na­tur der Leiber ist uns noch unbekannt. — Zusammenfassung. — Wo wohnen sie? — Die drei Himmel. Was für Wesen sind denn nun diese wunderbaren Gottesgeschöpfe? Das Wort Gottes antwortet uns, daß sie Geister sind. »Sind sie nicht dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer wil­len, welche die Seligkeit ererben sollen?« (Hebr. l, 14.) Diese Tatsache bedarf keiner weiteren Erläuterung. Die Frage, ob Engel Körper haben, wird oft von denkenden Gläubigen aufgeworfen. 

Wenn ja, welcher Art sind diese Körper? Betrachten wir daher die Frage über die Körperlichkeit der Engel Gottes ein wenig naher. Nicht wenige Bibelausleger be­haupten, ein Geist müsse unkörperlich sein, die Geistigkeit schlie­ße die Körperlichkeit aus, und demzufolge seien die Engel als Geister körperlose Wesen. Wir wissen aus der Heiligen Schrift, daß sie in sichtbarer und zwar gewöhnlich in menschlicher Ge­stalt erschienen sind. Nehmen unsichtbare Geister eine sichtbare Gestalt an, so scheint es, daß sie nicht immer von gewöhnlichen Geschöpfen unterschieden werden konnten. In einer Ermahnung zur Gastfreundschaft lesen wir in Hebr. 13, 2: »Der Gastfreund­schaft vergesset nicht, denn durch dieselbe haben etliche ohne ihr Wissen Engel beherbergt«. 

Es ist also in alttestamentlichen Zei­ten vorgekommen, wie wir hieraus ersehen, daß fromme Hebräer Fremde bei sich aufnahmen und sie bewirteten, um nachher zu entdecken, daß es Boten Gottes waren. Wir entnehmen daraus, daß sie nicht mit Flügeln und Heiligenschein erschienen, wie sie oft auf Gemälden dargestellt werden, sondern daß sie gewöhnlichen Sterblichen glichen. Aus anderen Schriftstellen sehen wir, daß ihren Leibern manchmal eine wunderbare Herrlichkeit innewohnte. Ihre Gewänder werden als glänzend geschildert, ihre An­gesichter als dem Blitz gleichend und ihre ganze Erscheinung weiß wie Schnee. Wie kann dies mit der Behauptung in Einklang gebracht werden, sie seien nur Geister? Man sagt von ihnen, sie besäßen die Fähigkeit, willkürlich in körperlicher Gestalt erschei­nen, das Weltall schneller als ein Lichtstrahl durcheilen und, dem Auge der Sterblichen nicht wahrnehmbar, kommen und gehen oder auch sichtbar erscheinen zu können. Wohl glauben auch wir, daß diese heiligen Wesen eine Fähigkeit besitzen, körperliche Gestalt anzunehmen und zu erscheinen oder zu verschwinden, wenn sie wollen. Aber das ist nicht die Frage, die uns jetzt be­schäftigt. Haben sie als Geisteswesen fortdauernde Körper? 

Es handelt sich nicht um ihre Fähigkeit, sich mit einem sichtbar ma­chenden Gewände zu bekleiden, sondern darum, ob sie immer Körper haben oder nicht. Diese Frage können wir nach der Heili­gen Schrift mit »ja« beantworten. Die Bibel lehrt die Körperlich­keit der Engel. Sie sind Persönlichkeiten und, obwohl Geister, besitzen sie ihre eigenen, besonderen Leiber. Daß diese nicht den unsrigen gleichen, können wir den Worten unseres auferstande­nen Herrn entnehmen. Als Er plötzlich inmitten Seiner Jünger er­schien, schrieen diese vor Furcht auf. »Sie aber erschraken und wurden von Furcht erfüllt und meinten, sie sähen einen Geist. Er sprach zu ihnen: Was seid ihr bestürzt, und warum steigen Ge­danken auf in euren Herzen? Sehet meine Hände und meine Fü­ße, daß ich es selbst bin; betastet mich und sehet, denn ein Geist hat nicht Fleisch und Bein, wie ihr sehet, daß ich habe« (Luk. 24, 37-39). Demzufolge lehrte unser Herr ausdrücklich, daß ein Geist keinen Körper von Fleisch und Bein besitzt. In dem großen Auferstehungskapitel, dem 15. Kapitel des er­sten Briefes des Apostels Paulus an die Korinther, werden ver­schiedene Arten von Körpern erwähnt. 

Der Geist Gottes spricht von irdischen und von himmlischen Körpern. Er sagt uns, daß es einen natürlichen Leib und einen geistigen Leib gibt. Der Mensch erhielt seinen irdischen, seinen natürlichen Leib von der Mutter Erde. Aber die Engel waren niemals mit einem solchen Leibe be­kleidet, denn es wird in der Heiligen Schrift berichtet, daß der Mensch ein wenig unter die Engel erniedrigt ist. Diese haben also geistige, d. i. himmlische Körper, die ihrer erhabenen, herrlichen, geistigen Natur entsprechen. Außer dieser allgemeinen Tatsache besitzen wir von den Lippen unseres Herrn noch weitere Aufklä­rungen. Die Sadducäer, diese Ungläubigen der Vergangenheit, die ebenso die Existenz der Engel wie auch die Auferstehung leugne­ten, kamen, um dem Herrn eine Frage vorzulegen: »Lehrer, Mo­ses hat uns geschrieben: Wenn jemandes Bruder stirbt, der ein Weib hat, und dieser kinderlos stirbt, daß sein Bruder das Weib nehme und seinem Bruder Samen erwecke. Es waren nun sieben Brüder. 

Und der erste nahm ein Weib und starb kinderlos; und der zweite nahm das Weib, und dieser starb kinderlos; und der dritte nahm sie; desgleichen aber auch die sieben hinterließen kei­ne Kinder und starben. Zuletzt aber von allen starb auch das Weib. In der Auferstehung nun, wessen Weib von ihnen wird sie? Denn die sieben hatten sie zum Weibe« (Luk. 20, 27-36). Aller Wahrscheinlichkeit nach hatten sie diese Geschichte selbst erfun­den, um dem Herrn Jesus Christus eine Schlinge zu legen. Seine Antwort enthält die Aufklärung über die Körperlichkeit der En­gel: »Und Jesus sprach zu ihnen: Die Söhne dieser Welt heiraten und werden verheiratet; die aber würdig geachtet werden, jener Welt teilhaftig zu sein und der Auferstehung aus den Toten« (der ersten Auferstehung) »heiratet nicht, noch werden sie verheira­tet; denn sie können auch nicht mehr sterben, denn sie sind En­geln gleich, und sind Söhne Gottes, da sie Söhne der Auferstehung sind.« 

Hier lehrt der Herr, daß die Engel wirkliche Körper haben. Die logische Schlußfolgerung daraus ist, daß die Engel wohl Körper besitzen, daß diese aber von den menschli­chen insofern verschieden sind, als die Engel nicht heiraten noch verheiratet werden, und daß sie nicht sterben. Auch hierin liegt ein wertvoller Hinweis auf die Auferstehungsleiber der Erlösten; die Teilhaber an der ersten Auferstehung werden Leiber besitzen, die zumindest in zwiefacher Hinsicht den Leibern der Engel gleich sein werden. Unsere Auferstehungsleiber sind unsterblich, und die irdische eheliche Gemeinschaft wird nicht mehr exi­stieren. Aber die wichtigste Offenbarung über den Auferstehungsleib der Erlösten geschah, nachdem der Herr Jesus Christus von den Toten auferstanden war. Der Geist Gottes lehrt uns, daß unsere Leiber Seinem verklärten Leib gleich sein werden. Wie schon ge­sagt, sprach unser Herr nur von zwei Punkten, in welchen unsere Auferstehungsleiber denen der Engel gleich sein werden. Aus die­sen Seinen Worten können wie erkennen, daß die Engel wirklich Körper besitzen. Aber was für eine Art Körper? Diese Frage kann nicht beantwortet werden. Auf den ersten kirchengeschichtlichen Konzilien wurde die Auffassung vertreten, die Körper der Engel seien ätherisch und feuerähnlich, wahrend die Scholastiker6 und das Laterankonzilium sich dahin festlegten, sie seien materiell. 

Die Synagogenliteratur der Juden enthält reichlich Annahmen al­ler Art in bezug auf die Körper der Engel, sowie seltsame Überlie­ferungen darüber. Viele Rabbiner erklärten, in Daniel 10, 6 sei der Körper eines Engels eingehend beschrieben. Aber das sind rein menschliche Gedanken. Wir müssen zugeben, daß wir hin­sichtlich dieser unsichtbaren Dinge in einen dunklen Spiegel blicken. Nach unserer gegenwärtigen Beschaffenheit können wir diese Dinge weder erklären noch verstehen. Über das, was ge­schrieben steht, dürfen wir nicht hinausgehen. Gewiß wird ein­mal die Zeit kommen, wo wir nicht langer in einen dunklen Spiegel sehen, sondern vom Glauben zum Schauen gelangen wer­den. Dann werden wir über das Unsichtbare, die Engel und ihre herrlichen Leiber eingeschlossen, völlige Kenntnis erhalten. Was wir aus der Heiligen Schrift wissen, sind die folgenden Tat­sachen: 1. Die Engel sind Geister, die durch einen unmittelbaren Schöpfungsakt ins Dasein gerufen wurden. 2. Als sie mit den Menschen in Berührung kamen, entfalteten sie ihre Fähigkeit, willkürlich Menschengestalt anzunehmen, plötzlich zu erscheinen und ebenso plötzlich wieder zu verschwin­den. Auch erschienen sie in weißen Gewändern, umgeben von ei­nem strahlenden Licht. 3. Sie besitzen Körper. Ein Geschöpf ohne Körperlichkeit ist geradezu undenkbar. Körperlichkeit ist das Ziel aller Wege Got­tes. Der Herr Jesus Christus zeigt, daß die Auferstehungsleiber der Seinen den Leibern der Engel gleich sein werden. 4. Die Natur dieser Engelleiber ist unbekannt, denn sie wurde uns nicht kundgetan. Als Nächstes haben wir ihre Aufenthaltsorte 2u ermitteln. 

Wie wir vorhin ausgeführt haben, ist ihre Zahl so groß, daß keine Schätzung darüber möglich ist. Die unsichtbare Engelwelt ist ein mächtiges Reich mit Thronen, Herrschaften, Fürstentümern und Gewalten. Da nun die Engel mit Leibern bekleidete Geister sind, müssen sie auch bestimmte Wohnstätten besitzen. Wo sie sich aufhalten, ist daher eine weitere, interessante Frage, deren wenig­stens teilweise Beantwortung die Heilige Schrift ebenfalls enthält. Ein Kind, das etwas über die Bibel weiß, wird diese Frage sofort beantworten. Es wird sagen: »Die Engel wohnen im Himmel.« Aber das Wort Himmel besitzt eine mannigfaltige Bedeutung. Im Hebräischen steht dieses Wort stets in der Mehrzahl: »die Him­mel«. Die Bibel spricht von drei Himmeln. Der dritte Himmel ist aller Himmel Himmel, Gottes Wohnstätte, wo von jeher Sein Thron gestanden. Die Stiftshütte Seines Bundesvolkes Israel war ein Abbild der Himmel. Mose hatte vom Berg aus in die weiten Himmel geschaut. Er besaß kein Fernrohr. Gott selbst aber zeigte ihm der Himmel Geheimnisse und gebot Seinem Diener, die Stiftshütte zu erbauen, indem Er sprach: »Siehe, daß du alles nach dem Muster machest, das dir auf dem Berge gezeigt worden ist.« (Hebr. 8, 5). Die Stiftshutte bestand aus drei Teilen: dem Vorhof, dem Heiligen und dem Allerheiligsten. Einmal im Jahr ging der Hohepriester durch den Vorhof in das Heilige und zu­letzt mit dem Opferblut in das Allerheiligste, um es in Jehovas heiliger Gegenwart zu sprengen. Aber Aaron war nur ein Vorbild des wahren Hohenpriesters, der größer ist als Aaron. Von Ihm, dem wahren Priester, unserem Herrn und Heiland Jesus Christus steht geschrieben, daß Er durch die Himmel gegangen ist (Hebr. 4, 14). »

Denn der Christus ist nicht eingegangen in das mit Händen gemachte Heiligtum, ein Gegenbild des wahrhaftigen, sondern in den Himmel selbst, um jetzt vor dem Angesicht Gottes für uns zu erscheinen« (Hebr. 9, 24). Er ist durch die Himmel gegangen: Durch den Vorhof, d. h. den Himmel, der die Erde umgibt; durch das Heilige: durch die unendlichen Welten mit ihren unermeßlichen Weiten, und endlich ist Er in den dritten Himmel eingegangen, jenen Himmel, um dessen Vorhandensein die Astronomie weiß, den aber kein Fernrohr je zu erreichen vermag. In den himmlischen Örtern befinden sich nach dem Epheserbrief die Fürstentümer und Gewalten, die unzähligen Engelscha­ren, deren Wohnort in diesen Himmeln ist. Gott, der sie als Geister erschuf und sie mit Leibern bekleidete, die ihrer geistigen Natur entsprechen, muß ihnen auch Wohnstätten zugewiesen ha­ben. 

Welcher Art und wo sind nun diese Wohnstätten? Daß sie sich in den Himmeln befinden, wird nicht nur im Epheserbrief gesagt. In dem Gebet, das unser Herr Seine Jünger lehrt, findet sich eine Bitte folgenden Wortlautes: »Dein Wille geschehe, wie im Himmel also auch auf Erden«; dies heißt doch soviel, daß sich im Himmel Wesen befinden, und daß diese Seinen Willen tun. Es ist bezeichnend und nicht bedeutungslos, daß der Ausdruck »die himmlischen Heerscharen« sowohl Sternen- als auch Engelscha­ren bedeutet. »Herr der Heerscharen« hat auch diese zweifache Bedeutung. Wir werden viel aus der großen Katastrophe lernen können, die lange vor der Erschaffung des Menschen stattfand, als ein mäch­tiger Engelfürst sich auflehnte und samt einer großen Schar ande­rer Engel fiel.

Satan und die Engel

»Luzifer«, der Sohn der Morgenröte. — Seine Herrlichkeit und sein Fall. — Er besaß einen Thron. — Seine ursprüngliche Wohn­stätte: unsere Erde. — Die Lehre der Bibel. — Engel haben ihre eigenen Behausungen. — Das Vaterhaus. — Was sind die vielen Wohnungen. — Die Sternenblume. — Christus in der Mitte. — In der Kirche. — In der Herrlichkeit. — Im Weltall. — Die große Anbetung. Im vierzehnten Kapitel des Propheten Jesaja wird der Fall dieses großen Engelfürsten, den manche auch für einen Erzengel halten, geschildert. Er wird mit dem Namen »Luzifer, Sohn der Morgen­röte« angeredet. Luther übersetzt diesen Namen: »schöner Mor­genstern«. Das Wort Luzifer ist der Vulgata8 entnommen, die das hebräische Wort Helel mit dem lateinischen Luzifer »Licht­träger« wiedergibt. Das hebräische Wort wird am besten von der Wurzel »Halal« abgeleitet, was so viel wie glänzend, prächtig oder herrlich bedeutet. Jenes »Sohn der Morgenröte« angeredete Wesen (vielleicht das erste erschaffene Geschöpf) war, wie sein Name bezeichnet, ein prächtiger, leuchtender Engel. Dies kann auch der Prophezeiung Hesekiels entnommen werden. In einer Botschaft an den König von Tyrus wendet sich der Geist Gottes plötzlich an eine andere Person und spricht Worte, die niemals einem menschlichen Wesen gelten konnten. Hinter dem König von Tyrus stand eine unsichtbare Macht — der Fürst der Finster­nis. 

Auf diesen einstmals großen Luzifer beziehen sich die folgen­den Worte: »Der du das Bild der Vollendung warst, voll von Weisheit und vollkommen an Schönheit, du warst in Eden, dem Garten Gottes; allerlei Edelgestein war deine Decke: Sardis, To­pas und Diamant, Chrysolith, Onyx und Jaspis, Saphir, Karfun­kel und Smaragd und Gold... An dem Tage, da du geschaffen wurdest, wurden sie bereitet. Du warst ein schirmender gesalbter Cherub, und ich hatte dich dazu gemacht; du warst auf Gottes heiligem Berge, du wandeltest inmitten feuriger Steine. Vollkom­men warst du in deinen Wegen von dem Tage an, da du geschaf­fen worden, bis Unrecht an dir gefunden wurde« (Hes. 28, 12-15). Wir bemerken, daß er »ein schirmender gesalbter Che­rub«, genannt wird, was eine weitere große Auszeichnung bedeu­tet.   Diese   machtvolle   und   herrliche   Persönlichkeit,   dieser »Glanzstern«, dieser »Sohn der Morgenröte«, empörte sich. Jesaja berichtet uns die Geschichte seines Falles: »Und du, du sprachst in deinem Herzen: Zum Himmel will ich hinaufsteigen, hoch über die Sterne Gottes meinen Thron erheben, und mich niedersetzen auf den Versammlungsberg im äußersten Norden. Ich will hinauffahren auf Wolkenhöhen, mich gleichmachen dem Höchsten« (Jes. 14, 13.14). Er fiel durch Hochmut, denn er er­höhte sich selbst. 

Da wir nicht beabsichtigen, uns weiter über Satan, den Ur­sprung des Böses, die gefallenen Engel und das Reich der Finster­nis zu verbreiten, so wollen wir auf dieses Thema nicht näher eingehen, doch möchten wir einige hervorstechende Tatsachen der angeführten Schriftstelle herausgreifen. Es war Luzifers Ehr­geiz, zum Himmel emporzusteigen, womit der dritte Himmel ge­meint sein muß, wo der Thron Gottes in ewiger Majestät steht. Weiterhin sagt er: »Hoch über die Sterne Gottes will ich meinen Thron erheben«; er besaß also einen, ihm von seinem Schöpfer verliehenen Thron, den er über die Sterne erhöhen wollte. 

Hierin wieder finden wir den Beweis, daß es sein Ehrgeiz war, im dritten Himmel zu sein; denn das ist der Himmel, der über den Sternen ist. Ein Thron aber hat das Vorhandensein einer Örtlichkeit zur Voraussetzung. Hat ein König kein Reich, über welches er re­giert: wie kann er einen Thron besitzen? Luzifer besaß einen Thron und hatte demzufolge ursprünglich einen Wohnsitz, einen bestimmten Platz in diesem ihm zugewiesenen Reich.

ISBN:    9783775111287 Format:    20,5 x 13,5 cm Seiten:    96 Verlag:    CV Dillenburg Erschienen:    1986 Einband:    Paperback

Giertz Bo, Das Herz aller Dinge - Und etliches fiel auf den Fels

05/22/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Am Tag des Gerichts Februar 1543
Herr Johann Turesson, der Reichsrat, hatte sich vom Stuhl, hoben und ging im Zimmer einige Schritte hin und her, währe, er las Er fuchtelte entzückt mit der geballten Faust In der L herum und sog die Luft zwischen den Zähnen ein, so daß es zi te. Seine Augen hingen die ganze Zeit an dem Papier.
Martin, der Schreiber, folgte ihm mit einem wachsamen Bi; hinten aus seiner Ecke. Er wußte, daß der große Bogen das: Spannung erwartete Manifest des Königs enthielt, das zu Neuj an die Bauernschaft in Östergötland und Smaland ausgefe T war. Es fiel ihm schwer, seine Neugierde zu zähmen.


Jetzt setzte sich Herr Johann wieder, schleuderte das Papier' den Tisch und fuhr im Lesen mit krumm gebeugtem Rücken f während beide geballten Fäuste auf die Tischplatte trommel und das ganze wettergebräunte Gesicht sich von einem Grini um das andere verzog.
'>0 du herrlichster Jeremias! Das soll ihnen schmecken! Ein IC nigsschmaus für unsere griesgrämigen Vadstenaer Papisten! Je kriegen sie's dafür, daß sie nach allem Überkommenen und hergebrachten schreien. Trefflich, trefflich .'. -
Er hatte die Hände über dem Bauch gefaltet und wiegte sich und her. Endlich war er soweit, etwas von sich zu geben. '>Hier könnt ihr's hören(
Wir haben erfahren, daß eine allgemeine Rede aufgekomiti; ist, daß der Bauernstand fordert, was überkommen und alth; gebracht ist indem er damit die Verminderung der Steue meint . . .
Wenn der Bauernstand die Einnahmen des Reiches den vermindern will, dann wird daraus folgen, daß man we' Kriegsleute im Reich bekommt. Dadurch würden die Feinde. Reiches wieder leichten Zutritt zum Reich bekommen - überkommen und althergebracht ist! Uns ist als nützlich und guter Brauch erschienen, daß das Reich durch zahlreiche gutC taugliche Kriegsleute verstärkt bleiben möchte, desgleich durch treffliche Büchsen und Schwerter, was nicht alter Braud vor Uns gewesen ist! Und zu einem solchen trefflichen Hauf Kriegsleute gehören große Aufwendungen, vieigrößer, alsi nach altem Brauch gewesen sind, was man nicht bedenken will, sondern ruft ständig nach altem Brauch. «
Herr Johann streckte behaglich seine Beine aus, so daß die Sporen :Holzspäne aus dem Boden schnitten, lachte abermals und fuhr fort, noch einige Kostproben vorzulesen.
>'Welchen Nutzen das Reich von solchen alten Bräuchen hatte, das geben Wir euch selber zu bedenken. Die Kaufleute wurden ihrer Schiffe und Güter beraubt, die Schiffsleute wurden über Bord geworfen und wie Hunde ertränkt. Item, wie es derart sowohl in König Hans' wie jetzt zuletzt in König Christians Zeit mit Mord und Brand zugegangen ist, das ist auch alter Brauch! Da lag mancher arme schwedische Mann den Hunden zum Fraß und konnte nicht auf den Kirchhof kommen. Und geben Wir nun jedem verständigen, getreuen Schweden zu erwägen, ob diese alten Bräuche unserem Vaterland derartig nützlich gewesen sind «
YDer Reichsrat machte noch eine Auslassung und gab die Schluß-. pointe zum besten:
»So, ihr lieben Bauersleute alle, Wir hoffen, daß niemand mit Grund oder Recht Uns in Wahrheit etwas anderes nachsagen werde, als daß Wir für Unser armes Vaterland und den gemeinen Mann mit aller Treue gesorgt haben; und wollen Wir Uns
» nicht allein dafür in dieser Welt vor Menschen verantworten, sondern gleichwohl vor dem höchsten Gericht, das Gottes gerechtes Gericht ist, der da rechtlich urteilt und die ganze Wahrheit weiß . . . «
Der Reichsrathattedie Stiefel wieder unterden Stuhl gezogen und sich zu einer anstandsvolleren Haltung aufgerichtet, die zu dem feierlichen Schluß paßte. Er legte den Erlaß auf den Tisch und haute mit der flachen Hand gegen seine Lederhosen.
* »Der Schmier dürfte wohl hinhauen sogar hier bei unseren ] Erzpapisten in Vadstena und Linköping! So vollgepfropft sie auch sind mit St. Brigittas Offenbarungen und Jungfrau Mariens Milch! Seine Gnaden weiß, wie solche Leute genommen werden müssen.«
Martin, der Schreiber, nickte Beifall hinten in seiner Ecke. Das war wirklich die alte Art und die alte gradsinnige Fürsorge für das eigene Volk, die jedermann begreifen und billigen mußte. Das waren andere Töne als all jenes Gepolter von »Unserer königlichen i Machtvollkommenheit«, das mit den deutschen Ratgebern ins Land gekommen war. Dies würde draußen im Lande gut wirken.
Er sah die Fröjerumer Bauern vor sich auf dem Kirchhügl ve, sammelt mit zottigen Bärten, verbeulten Nuten und einem klu gen wachsamen Schimmer in den wasserblauen Augen Eine so che Rede wurde ihnen Eindruck machen wenn nur nicht sein Bn der Anders hinterher den guten Eindruck durch sein Reden aus löschte.
Martin kehrte zu seiner Arbeit an den Stammrollen zurück E hieb ständig die Hacken aneinander unter dem Tisch Es war fuß kalt und zugig in der provisorischen Schreibstube die in dem eine Giebelraum beim Pfarrherrn eingerichtet war. Überall hier I,7 Vadstena bei allen Priestern, bei den Möncheh und sogar im Non nenkloster war .im Winter Burglager. Er konnte sich glücklic preisen daß er wenigstens ordentlich unter Dach in ein bewohnba res Haus gekommen war.
Eine gute Woche war er jetzt hier. Als es offenbar wurde, dat< Dacke den »Hühnerfrieden« nicht zu halten gedachte den er j Oktober nach der Niederlage bei Kisa eingegangen war, sonderrt daß der Krieg wieder aufflammen wurde hatte er verlangt de -Ieerfiihrung ins Feld folgen zu dürfen. Das war bewilligt worden; da er von hier unten her stammte und mit seiner Kenntnis der nordsmaländischen Waldgegenden von Nutzen sein konnte. Nur, saß er hier also als eine Art Sekretarius des Obersten Quartiermei4: stets, Herrn Peter Brahe. Er hatte vor der Abreise von Seiner Gna# den selbst die Instruktionen bekommen Er solle ein Auge auf de jungen Herrn Peter halten, so daß er wirklich Geld spare und be sonders an dem teuren spanischen Wein, der ihm zugesandt war so daß er nicht zur Unzeit für das Hauptquartier ausgeschenld sondern für die Landsknechte aufgespart werde bis es wirldic gelte sich für ein entscheidendes Ringen mit Dacke Mut in di Knochen zu trinken
Von Nykoping her hatte er von Mans Bryntesson Gesellscha gehabt, dem Kammerschreiber, der ihm jetzt am Eichentisch g. rade gegenübersaß und seine blaugefrorenen Finger um die Gänse feder krampfte. Er hatte kaum von seinem Papier aufgesehen;: während der Reichsrat vorlas, Mans hatte heute einen schwarze Tag gehabt. Er sollte die hoffnungslos verworrenen Abrechnungen über die Abgaben von Aska und Dal in Ordnung bringen. Hiet waren nun die Vögte den ganzen Tag herumgelaufen aber keiner konnte aus ihren Angaben klug werden was eigentlich emge-nommen war, was rechtmäßig durch Geld abgelöst war und was sie selber aus zweifelhaften Gründen nachgelassen oder in ihren eige nen Taschen hatten verschwinden lassen. Und nun hatte der König eine ordnungsgemäße Aufstellung vor dem Sonntag Okuli gefordert und gedroht, Vögten wie Schreibern für ihre Nachlässigkeiten anderenfalls Wachs und Teer über den Schädel zu gießen. Es war also menschlich, wenn Mans Bryntesson heute nicht geneigt war, die köstliche Beredsamkeit Seiner Gnaden zu bewundern, während er über seinem sauber linierten Papier und seinen hoffnungslos verworrenen Kladden herumdriickste.
Herr Johann hatte weiter in der großen Tasche herumgewühlt, die von Gripsholm gekommen war. Er holteweitere drei Schreiben hervor. Zwei legte er zur Seite, das dritte brach er auf.
Martin, der Schreiber, schrieb und horchte. Er war nun einmal auf alle Arten von Neuigkeiten unerhört begierig. Diesmal brauchte er auch nicht lange zuwarten. Herr Johann blickte von seinem Papier auf und wandte sich direkt an ihn.
»Martin, glaubst du, daß wir einige große Siegel im Lager haben?«
»Das des Reichshofnteisters ist das größte, das ich gesehen habe. Wofür soll es sein?«
Herr Johann lachte wieder sein breites Lachen.
»Das soll hier neben das Siegel Darlekarliens gesetzt werden und für das Helsinglands oder Lappmarkens oder Moskowiens oder sonst irgendwas gelten, was der Sache bei den Waldräubern ein größeres Ansehen geben kann. Seine Gnaden will ihnen ein gebührendes Schelmenstück bereiten. Er hat einen Brief aus Darle-karlien besorgt, in dem es heißt, daß Bauernstand und Bergleute ein gewaltiges Heer ausgesandt haben, die Verräter zu strafen, da die Darlekarlier ebensogut wie die Smaländer des Reiches Einwohner sind und nicht leiden wollen, daß das Reich ihrer Väter von einem ehrlosen Straßenräuber umgestürzt würde, der sich zwar drei Weiber halten kann, aber niemals ein Mann gewesen ist, der sein Wort hält. 

Damm haben sie jetzt ein Fähnlein nach Östergötland gesandt, um dem König zu helfen, und gedenken, danach zehn weitere noch zu senden, so daß sie mit so vielen Leuten kommen, wie es Wacholderbüsche zwischen Norra Vedbo und Kinnevald gibt.«
Er hielt das Papier hoch und lachte wie ein Hoiigkuchenpferd.
»Und nun befiehlt Seine Gnaden, daß wir sogleich auf den Sturz zwei der ärgsten Gesellen aus dem Darlekarlierfähnlin deCklei-nen Nils Hansson heraussuchen die beiden die das tollste Mundwerk haben, und ihnen Geld in die Hand geben, so daß sie sich wie


Kompromisslos - Keith Green; Melody Green; David Hazard

04/15/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

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Eines Tages wurde in einer Generation, die in endloser Leere und geistlicher Finsternis umhertappte, ein Junge geboren, dem eine große Gabe anvertraut war. Hochtalentiert, als Musiker ausgebildet, besaß er eine einzigartige (manche sagten später: eine geniale) Fähigkeit, geistliche Wahrheiten zu nehmen und in die Sprache und das Vokabular der ganz normalen Menschen seiner Zeit zu übersetzen. Seine biographischen Schriften (in die wir heute Einblick haben) geben Zeugnis von der Intensität seiner inneren Auseinandersetzungen und seiner früheren Odyssee über verschlungene Pfade, die vieles versprachen, doch leider nirgendwohin führten. 

Diese Aufzeichnungen beschreiben die Suche eines jungen Mannes, der offenbar mit seiner Zeit nicht Schritt hielt - der sich nicht scheute, für das, was er als wahr und richtig erkannt hatte, alles andere aufs Spiel zu setzen. Er war in allen Dingen intensiv - und in dieser Intensität spürte er allem und jedem nach, was ihm einen Schlüssel zum Leben und zur Wirklichkeit zu bieten schien. Und als er diese Antwort einmal gefunden hatte (daß er sie fand, wissen wir), konnte ihn nichts mehr davon ablenken.

Aufgrund dieser Hingabe begann er einen lebenslangen Kreuzzug, um seine Welt ebenso zu verändern. Niemand, der ihn kannte, würde bestreiten, daß er viele verletzte. Besonders schockierte er häufig etablierte religiöse Menschen in seinem jugendlichen Eifer, Barmherzigkeit, Ehrlichkeit und Echtheit in die Gemeinde Jesu zurückzubringen. Der vielleicht zutreffendste Prüfstein für einen Propheten ist die Frage: 'Verursacht er mir Unbehagen?' 

Tut er das, so ist er wahrscheinlich ein Prophet. Tut er es nicht, so ist er wahrscheinlich keiner. Schließlich lesen wir nirgends in der Bibel von einem populären Propheten, außer von den falschen, die dauernd herumliefen und den Leuten das sagten, was sie hören wollten.
Er war unverblümt, er war witzig, er war taktlos und manchmal sogar grob. Er weigerte sich standhaft, den geistlichen Status quo zu akzeptieren. 

Er verspottete die Heuchelei mit leisem Lachen, während er seine eigenen inneren Kämpfe und Ängste unter Tränen offenlegte. Viele seiner Lieder sind einfach vertonte Predigten - mit Harmonien unterlegte prophetische Aussagen, die für eine ganze Generation Maßstäbe setzten. Er war umstritten. Er mußte viel Kritik einstecken. Es war unmöglich, ihn zu ignorieren. Sein Leben und sein Werk beeinflußten buchstäblich Millionen in aller Welt. Obwohl er nun von uns gegangen ist, schlug er in seiner Generation ein wie eine Wasserstoffbombe, und der Widerhall seines Lebens, seines Mutes und seiner Hingabe wird auch in keinmenden Generationen noch zu spüren sein.

Die meisten heutigen Menschen, die nie Gelegenheit hatten, seine Schriften und Tagebücher zu lesen, kennen ihn nur von seiner Musik her. (Schließlich ist nicht jeder in der Lage, ein Lied zu schreiben, das noch fünfhundert Jahre nach seinem Tod gesungen wird!) Wir erinnern uns heute au ihn als den Mann, der die Reformation in Gang setzte; den Musiker, den es danach hungerte, Gott zu erkennen und ihn durch den Glauben bekannt zu machen; den Mann, der Martin Luther hieß.
Und dies ist natürlich nicht seine Geschichte. Aber sie hätte es sein können, in einem anderen Jahrhundert, einer anderen Kultur und mit weniger Zeit, um eine Aufgabe in kleinerem Maßstab zu erfüllen. Keith liebte Jesus. Er tat, was er in den wenigen, intensiven Jahren tun konnte, in denen ich das Vorrecht hatte, ihn zu kennen. Wenn Sie niemals Gelegenheit hauen, Anteil am Leben eines Menschen zu nehmen, der buchstäblich für Jesus LEBTE, dann werden Sie einen Schimmer dieser Liebe in dieser Geschichte erkennen, seiner Geschichte. Er war mein Freund. Ich vermisse ihn. Danke, Mel, für diesen Blick hinter die Kulissen. Winkte Pratney


Inhalt
Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt ("Ofle Day You're Up...") 11
Bis hinten gegen ("Run To The End Of The Highway") 25
Dringend erledigen ('You're On My List Of Things To Do") 55
Die Liebe hier ("Love With Me") 81
Es gibt den Befreier ("There IsA Redeemer") 98
Du gabst mir Liebe ins Herz ("You Put This Love In My Heart") 113
Solang' die Liebe lebt ("When There's Love") 126
Bin aufgewacht ('Youre Love Broke Through") 145
Wer Ohren hat zu hören --- ('For Him Who Has Ears To Hear") 166
Licht an und trotzdem eingenickt ("Asleep In The Light") 183
Stürme ("Rushing Wind") 205
Überwältigt ("1 Want To Rain Upon You...") 217
Allein aus Gnade ("Grace By Which 1 Stand") 231
Wie Jesus werden (1 Want To Be More Like Jesus") 247
Wenn Gott das Haus nicht selbst mitbaut ("tJnless The Lord Builds...) . .267
Öffne deine Augen ("Open Your Eyes") 283
Das Weizenkorn ("Unless A Grain Of Wheat...") 309
Nachwort 333
Erinnerungen an Keith 337
Danksagungen 339
Last Days Ministries 343

1. Kapitel Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt
("One Day You're Up ...")
Auf den Straßen von Hollywood kann alles mögliche passieren. Ich hatte schon einige ziemlich grelle Sachen erlebt - aber noch nie etwas so Bizarres wie in jener Nacht auf dem Ventura Boulevard. Als Keith und ich aus dem "BIn Bla Cafe" kamen, strömte uns ein Schwall heißer Nachtluft entgegen. Es war schon nach zwei Uh morgens, doch die Straße war immer noch belebt und voller Aktivität. Vier Transvestiten rauschten an uns vorbei, gefolgt von einem Pärchen in Diso-fla-motten, die alle drinnen ein nächtliches Frühstück einnehmen wollten. Auf dem Nachbargrundstück liefen die Wachhunde von 'Bruno's Corvette Repairs' hinter ihrem Maschendrahtzaun entlang und heilten alles an, was sich bewegte - uns eingeschlossen. Keith hatte in dieser Nacht drei Sets gespielt, und wir machten uns erschöpft auf den Heimweg. Ich war froh, "Victor", unseren alten VW-Bus mit seinen im Hippiestil indianisch bedruckten Vorhängen, am Straßenrand stehen zu sehen.

Keith trat nun schon seit einem Jahr im "Bla" auf, wie es von seinen Stammgästen liebevoll genannt wurde. Es war ein kleiner Talentschuppen im San Fernando Valley, direkt an der Straße von Hollywood. Das "Bla" brachte hoffnungsvolle Nachwuchsmusiker auf die Bühne und wurde von den Talentsuchem der großen Plattenfirmen frequentiert. Keith war einer dieser hoffnungsvollen Nachwuchsmusiker. Doch heute abend hatte er wieder einmal alles gegeben - und nun gingen wir nach Hause, immer noch unentdeckt.

Während Keith vorne um den Bus herumging, öffnete ich die Beifahrertür. In diesem Moment entdeckte ich eine Gestalt, die aus dem Dunkel auf uns zukam. Es war Harmony.
Harmony sah aus wie ein wilder Mann aus den Bergen mit seinem zottigen braunen Haar und Bart. Wir schrieben 1974, aber dieser Bursche kam uns vor wie einer, der in den Sechzigern in einer Zeitfalte steckengeblieben war. Er war ruhig und gelassen. Er redete von nichts anderem als von Liebe, Frieden und Leben von dem, was das Land hergab. Wir waren nicht sehr eng befreundet, aber Keith und er hatten einmal zusammen einen Trip geworfen.

"Hey, wie läuft's?" rief Keith. Er schloß seine Tür wieder und kam zurück auf den Bürgersteig.
Müde lehnte ich meinen Kopf zurück, da ich wußte, ich würde eine Weile warten müssen. Die meisten unserer Gespräche liefen in jener Zeit unvermeidlich auf das Thema "spirituelle Erfahrungen hinaus. Keith und ich hatten allerhand ausprobiert - wirklich allerhand. Seit neuestem beschäftigten wir uns mit Jesus Christus. Wir waren keine Christen. 

Die Kirche war für uns eine tote Institution. Dennoch schien uns Jesus eine Art spiritueller Meister zu sein, und wir empfanden einen gewissen Respekt vor seinem Leben und seiner Lehre.
Unvermeidlicherweise begannen Keith und Harmony sofort, sich über das Übernatürliche zu unierhalten. Es war ein ganz typisches Gespräch - für Leute, die mit Drogen und mystischen Erfahrungen zu tun hatten. Was auf die meisten Leute zutraf, die wir kannten.
"Ich habe in letzter Zeit einiges über Jesus gelesen", sagte Keith gerade. "Er war ganz schön radikal."
Harmonys Augen schienen heller zu werden, dann kam langsam ein merkwürdiger Ausdruck über sein Gesicht. Sehr ruhig sagte er: "Ich bin Jesus Christus."
Keith reagierte, als sei er von einem Skorpion gestochen worden. Ohne einen Atemzug zu verlieren, schoß er zurück: "Seht euch vor vor den falschen Pro pheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe!" Ich erkannte das Zitat als etwas, das Jesus gesagt hatte. Was daraufhin geschah, war wirklich schwer zu glauben.

Harmonys Augen weiteten sich. Dann verengten sie sich zu Schlitzen, Falten legten sich über seine Stirn, und seine buschigen Augenbrauen zogen sich. zusammen. Ein verächtlicher Ausdruck kam über sein sonst so mildes Gesicht, und seine Oberlippe schob sich hinauf und gab seine gelben, vom Tabak verfärbten Zähne frei. Mit gebleckten Zähnen lehnte er sich auf Keith zu und stieß ein Knurren aus, das in seinem Hals begann wie bei einem Wolf und mit dem fürchterlichen Zischlaut einer Schlange endete.
Das Ganze dauerte nur Sekunden. Harmonys Gesicht entspannte sich wieder. Doch seine Augen sahen verwirrt aus. Verlegen. Das Zischen schien immer noch in der stillen Nachtluft zu hängen.
Meine Haut prickelte noch von dem Schock. Auch Keith war offenbar wie vom Schlag gerührt. Mit schreckgeweiteten Augen wandte er den Blick von Harmony zu mir. Na gut, wir waren in Hollywood- aber solche Dinge passierten sonst nur in Filmen. Ich fragte mich, was Keith wohl dachte.
Es war, als ob jemand oder etwas von einem Moment auf den anderen die Herrschaft über Harmony übernommen und ihn für seine eigenen Zwecke benutzt hatte. Dann hatte es ihn genauso schnell wieder fallen und ihn in verwirrter Verlegenheit die Scherben aufkehren lassen. Geistesabwesend murmelte Harmo-ny etwas. Doch Keith verabschiedete sich eilends, sprang in Victor und schob den Schlüssel ins Zündschloß.
Während wir durch die dunklen Straßen nach Hause fuhren, warfen wir uns immer wieder ungläubige Blicke zu. Keith war erregter als sonst. Immer wieder sagte er: "Hat er das wirklich getan? Ich kann es nicht glauben!"
Wir sprachen von nichts anderem mehr, bis wir irgendwann nach halb vier ins Bett krochen und einschliefen.
Das unheimliche Erlebnis mit Harmony hinterließ Spuren bei uns. Es machte uns eines sehr deutlich bewußt; nämlich daß es tatsächlich einen sehr realen spirituellen Bereich gab - einen Bereich voller Macht und möglicherweise auch voller Gefahren. Wir waren gerade dabei zu erkennen, daß es jenseits unseres Wissens spirituelle Kräfte geben mußte. Hatten wir eine Stimme von dieser anderen Seite gehört, die durch Harmony gesprochen hatte? Oder war es nur die "Stimme" unserer Zeit gewesen? Schließlich gab es eine Menge Musiker, Künstler und Schriftsteller - all die "schöngeistigen" Leute - die Dinge sagten wie: "Du bist dein eigener Gott. Gut und Böse gibt es nicht."
Wir jedoch fragten uns, ob die spirituelle Energie am Ende doch eine dunkle und eine helle Seite hatte.

Keith und ich waren seit einiger Zeit dabei, unsere "spirituelle Identität" zu suchen. Wir suchten nach Wahrheit - was immer das sein mochte - und unsere Suche nach dem Licht hatte uns beide auf viele seltsame Wege geführt, angefangen vom Buddhismus bis hin zu Astralreisen und natürlich Drogen. Beide waren wir überzeugt, daß "die Wahrheit" irgendwo da draußen verborgen war wie eine Perle im Ozean und daß sie, wenn wir sie endlich finden, einen leeren Raum in unseren Herzen ausfüllen würde. 

Daß sie unser Leben wirklich lebenswert machen würde. Bis dahin barg jeder Tag die Möglichkeit, der Tag der großen Offenbarung zu werden.
Zur Zeit unserer unheimlichen Begegnung mit Hannony hatten wir unsere Suche ein wenig schleifen lassen, die Hoffnung verloren und sogar wieder mit Drogen herumgepfuscht - denen wir schon abgeschworen hatten, wobei wir jedoch immer wieder rückfällig wurden. Unsere spirituellen Ambitionen hielten uns nie sehr lange aus dem Sumpf heraus. Ja, das ständige Lecken dieser anderen "Stimmen" hatte uns nahezu davon überzeugt, daß es tatsächlich eine dunkle und eine helle Seite gab. Nach dem Erlebnis mit Harrnony war Keith in seiner üblichen Alles-oder-nichts-Haltung entschlossen, zu lernen, wie man beide Seiten unterscheiden konnte. Obwohl wir den Vorfall vor dem "Bla" nie vergaßen, gab es jedoch noch dringendere Angelegenheiten, wie zum Beispiel Keiths alles verzehrenden Traum.

Im Besonderen drehte sich unser ganzes Leben tun Keiths Drang, es im Musikgeschäft zu etwas zu bringen. Nun, da er im "Bla" auftrat, Warteten wir mit Begierde auf den Abend, an dem die "richtige" Person hereinkam und Keith G,-e-cii "entdeckte".
Das Bla befand sich nicht weit von der Queen Mary aus den Ventura Boulevard hinunter, und Keiths Publikum war stets aus Homosexuellen und Heterosexuellen gleichmäßig zusammengesetzt. Keines der beiden Lager schien sich am anderen zu stören. Um ehrlich zu sein, es war oft schwer, zu unterscheiden, wer zu welcher Gruppe gehörte. Die Auffälligsten waren die Transvestiten, die mit Satin-kleidern, baumelndem Schmuck und perfekt gestylten Perücken behangen herein-rauschten und nur durch ihre übertrieben weibliche Gestik und ihre frühmorgendlichen Bartschatten, die durch die dicken Make-up-Schichten schimmerten, ihr wahres Geschlecht verrieten.
Keiths Familie und meine Mutter lebten hier in Südkalifomien. Doch das "Bla" war wie ein zweites Zuhause für uns. Die Leute dort waren unsere Familie. Obwohl Keiths letzter Set um ein Uhr endete, blieben wir oft dort, bis Albie, der Besitzer, drei Stunden später die Türen abschloß. Dann trugen Keith und Albie einen Tisch auf die leere Bühne, und wir setzten uns zu viert zusammen und mischten die Karten, um unter großem Gelächter eine heiße Partie Whist zu spielen.
Manchmal traf sich auch sonntagnachrnittags ein Haufen Leute aus dem "Bla", um Softball zu spielen.
Albie, ein Mann in den Vierzigern, war stolz darauf, einen erfolgreichen Club zu leiten und mit der "Beinahe-Elite" von Hollywoods Kehrseite ein Herz und eine Seele zu sein. Er kluckte wie eine Henne über seinen Musikern und erwartete vom Publikum, daß es jedem Auftritt volle Aufmerksamkeit zollte. Auch für Keith war Albie ein Freund und Mentor geworden. Darum warf sein plötzliches Ultimatum Keith so aus der Bahn.
Es kam an einem Mittwochabend nach Keiths drittem Set. Was den Besuch anging, war das Ergebnis enttäuschend. Mittwoch war natürlich nicht der stärkste Abend, aber es war ein Anfang. Albie schaute freundlich und gab sich väterlich wie sonst auch, als er an unseren Tisch kam. Dann ließ er die Katze aus dem Sack.
"Tut mir leid, Keith, aber du hast noch zwei Wochen, um den Saal voll zu kriegen - oder ich muß dich durch einen anderen Künstler ersetzen."
"Du machst Witze", sagte Keith überrascht. Auch ich fühlte einen messerscharfen Stich der Ablehnung.
"Mache ich nicht. Wenn du deinen eigenen Abend willst", sagte Albie, "mußt du mehr Leute ziehen. Ich habe einen Club zu führen. Löhne zu zahlen. Es tut mir leid, Keith, aber ich kann es mir nicht leisten, weiterhin Geld an dir zu
verlieren." -
Wir trauten unseren Ohren nicht. Tief deprimiert fuhr Keith an diesem Abend nach Hause. Selbst das Quaalude, das er einnahm, um seine angeschlagenen Gefühle zu besänftigen, konnte die wahre Wunde nicht berühren - das flüsternde Bewußtsein des Versagens. Mir schien, das Schlimmste am Auftreten war, daß man sich selbst verkaufen mußte. Daß man so verwundbar war. Wenn du nicht ankommst, kann dir nichts das üble Gefühl erleichtern, daß es vielleicht nicht nur dein 'Act" sein könnte, der nicht gut genug ist. Vielleicht bist du selbst nicht gut genug.
Nach Albies Ultimatum brach Keith sofort in fieberhafte Aktivität aus Es hatte ihm noch nie gelegen, sich vor einer Herausforderung zu drücken. Von Donnerstag an verbrachte er die ganze Woche damit, jeden anzurufen, den er kannte. Er bettelte sie beinahe an zu kommen und erzählte ihnen von all seinen neuen Liedern, wie gern er sie sehen würde - und daß er seinen Job verlieren würde, wenn der Saal nicht gerammelt voll war. Mir war das peinlich - und es wurde noch schlimmer, als er darauf bestand, daß auch ich meine Freunde anrief! Aber wir steckten in einer fürchterlichen Klemme.

Keith hatte sich bereits an die Fersen jeder größeren Plattenfirma in der Stadt geheftet. Manchmal fanden wir dadurch ein paar Krümel. Eine Firma hatte uns nach New York fliegen lassen. Nichts kam dabei heraus. Keith hatte sogar versucht, auf einer Platte mit nachgespielten Grand-Funk-Stücken zu singen, aber es hatte nicht ähnlich genug geklungen. Es gab noch andere Krümel - aber keine Bissen. Das Geld war knapp und wurde immer knapper.

Wir hauen bereits meinen roten Triumph-Sportwagen und meine geliebte Martin-D-35-Gitarre verkauft. Mein Sparbuch hatte sein Leben ausgehaucht. Um unser kleines Einkommen aus dem "Bla" - manchmal weniger als fünfzehn Dollar - zu ergänzen, biß Keith deshalb die Zähne zusammen und spielte auf Strandkonzerten, Partys und Banketten. Fürjeden ernsthaften Künstler war das die schlimmste Erniedrigung, aber 1974 hieß für uns die Losung Überleben. Und nun drohte die äußerste Demütigung mit der Möglichkeit, im "Bla" - einem kleinen Fisch unter den Hollywooder Nachtclubs - gefeuert zu werden.
Am folgenden Mittwochabend betraten wir mit einem leisen Gefühl der Spannung gegen halb neun das 'Bla". Ich schaute mich um und war überrascht, wie leer dieser Saal aussehen konnte.
Das "Bla" war innen dunkel und eng; vom Eingang aus rechts war die kleine Bühne. Die Theke, die zu klein war, als daß jemand tatsächlich daran hätte sitzen können, stand an der Hinterseite, direkt vor der winzigen Ein-Mann-Küche. Das Zusammenhängendste an der Dekoration war ihre Zusammenhanglosigkeit. 

Absolut nichts paßte zusammen. Zwischen der Bühne und der Theke stand eine Sammlung von zerfurchten Holztischen. An den Wänden hingen riesige Schmetterlinge in Blau und Orange neben übergroßen Fotos mit Autogrammen von mehr oder weniger bekannten Musikern. Wenn es gerammelt voll war, konnte das "Bla" ungefähr 65 Leute aufnehmen, die auf Stühlen aus Chrom und 'Tmyl saßen - von der Art, wie man sie an den Plastik-Küchentischen der fünfziger Jahre fand. Im Augenblick waren diese Stühle größtenteils unbesetzt.
Nur einige wenige Gäste unterhielten sich leise, während Keith nervös die Bühne beäugte. Albie nahm an einem der Tische eine Bestellung auf. Der Koch und die beiden Kellner Eddie und "Mr. Sally" standen als einzige, die sonst noch im Saal waren, hinten an der Theke. Albies und Keiths Augen trafen sich. Keiner von beiden sagte etwas. Aber es war ein wissender Blick - heute abend ging es ums Ganze.
Keith und ich saßen schweigend im Hintergrund des schäbigen kleinen Clubs und beobachteten uns gegenseitig dabei, wie wir den Eingang beobachteten. Daß wir West-Coast-Musiker waren, konnte man uns schon von weitem ansehen. Wir waren erst seit acht Monaten verheiratet und ein ziemlich auffälliges Pärchen: Ich mit meinem indianisch bedruckten Rock, meiner bestickten Gazebluse und meinen langen, glatten Haaren. Und Keith in Blue Jeans und einem neuen geblümten Cowboy-Hemd. Sein langer, gelockter Pferdeschwanz war vor kurzem auf dem Boden des Friseurladens zurückgeblieben. 

Der Rest war in einem neuen kalifornischen Stil frisiert worden, der "The Shag" genannt wurde - ein Abkürzung für "shaggy" (zottig). Auch frisch geschnitten war sein Haar immer noch reichlich mehr als schulterlang. Im Stillen bewunderte ich sein neues professionelles Image. Nicht mehr so hippiemäßig ... aber immernoch voll im Trend.
Allmählich begannen Leute in Zweier- und Dreiergrüppchen hereinzukommen. Eine Zigarette nach der anderen wurde angesteckt, und Spiralen blauen Dunstes kräuselten sich graziös zur Decke hinauf. Während die Stühle nach und nach besetzt wurden, begann der Lärmpegel zu steigen. Stühle kratzten auf dem Zementfußboden. Lautes Gelächter durchdrang die Gespräche. Eddie, der Chefkellner, steckte seine Bestellungen an das Drehrad, und der Geruch und das Zischen im Fett bratender Hamburger quoll aus der Küche hervor.

Es waren immer noch nicht genug Leute da, und wir wußten es. "Mr. Sal-ly" kam an unseren Tisch, um meine Bestellung aufzunehmen. Er trug seine übliche Arbeitskleidung - ein maßgeschneidertes T-Shirt mit seinem aufgeplustert frisierten Konterfei und "Mr. Saily" in verschnörkelter weißer Schrift nebst einigen wohlplacierten Straßsteinchen auf der Vorderseite. Ich hatte nicht viel Hunger, deshalb bestellte ich "Guac-And-Papas" - Bratkartoffeln mit einer Schale "Gua-camole" (Avocados und Tomaten mit Zwiebeln). Würde irgendjemand von unseren Freunden sich die Mühe machen, hier aufzutauchen? Keiths erster einstündiger Set begann um neun Uhr. Bis dahin waren es nur noch zehn Minuten.
Keith wippte nervös mit dem rechten Bein. Er steckte voller ungezügelter Energie und war bereit anzufangen. Noch mehr gespannte Minuten rannen dahin.
"Sehe ich gut aus?" fragte er und zupfte an seinen Haaren.
"Du siehst großartig aus, Liebling", versicherte ich ihm.

Ich liebte Keiths Aussehen. Seine hellblauen Augen und seine helle Haut verliehen ihm eine reine, beinahe kindliche Ausstrahlung. Und nun, da er seinen Bart abrasiert hatte, war nicht zu übersehen, daß er erst zwanzig Jahre alt war.
"Es ist acht Uhr achtundfünfzig", unterbrach Keith meine Gedanken. "Wo stecken die alle?" Er war bis zum Zerreißen gespannt.
Ich versuchte, ihn ein wenig zu beruhigen.
"Sie werden in ein paar Minuten da sein", antwortet ich und versuchte, meine eigenen Ängste zu verbergen. "Wir haben noch ein bißchen Zeit
"Wir haben keine Zeit mehn Das war's." Keith schob seinen Stuhl zurück. Die Enttäuschung stand ihm deutlich im Gesicht geschrieben. Doch ich spürte seine Entschlossenheit. Er war ein Kämpfer, und ich wußte, er würde alles geben, was er hatte, auch wenn die Chancen schlecht für ihn standen.

Albie hatte begonnen, hinten auf und ab zu gehen, während Keith sich den Weg zur Bühne bahnte und sich an das abgestoßene Klavier setzte. Er blinzelte in den einzigen Scheinwerfer, lehnte sich zum Mikrofon vor und imitierte einen militärischen Tonfall.
"Meine Damen und Herren ... und alle anderen. Ich möchte Ihre ziellosen Gespräche mit etwas Musik unterbrechen."
Keith fing an, auf dem Klavier herumzuklimpern, aber nur wenige Leute im spärlichen Publikum hörten zu. Keith rutschte auf seinem Hocker hin und her, während sein Finger einige Augenblicke lang über die Tasten wanderten. Ich wußte, daß er sich klar zu werden versuchte, was er spielen sollte. Schließlich begann er mit "Life Goes On" - einem Lied, das er gerade mit seinem neuen Freund Ran-dy Stonehill geschrieben hatte:
Marvin war ein Kenner in Sachen billiger Wein.
Man sah ihn Groschen schnorren unten auf dem Sunset und dem Vine,
Eines Tages schied sein reicher Onkel dahin in Bei Air
Und nun schlürft er einen Spitzenjahrgang.
Marvin schlürft einen Spitzenjahrgang!
Dann kam der Refrain:
Dar Leben geht weiter und die Welt dreht sich.
Einen Tag bist du oben, am nächsten Tag bist du unten.
Verlaß dich nicht auf dein Glück, es gibt nichts zu sagen außer
"Danke, Herr für einen neuen Tag!"
Der witzige Text und der spritzige Rhythmus ließen alle aufhorchen. Keith haute auf eine Weise in die Tasten, die jeden Klavierlehrer, den er je hatte, schaudern ließ. Ich hielt oft die Luft an und hoffte, daß er nicht danebenschlug; doch selbst wenn das einmal passierte, machte es nichts aus. Nicht Perfektion war das Anziehende an Keiths Musik, ebensowenig wie an ihm selbst. Es war das Herz.
Einige weitere Tische wurden besetzt. Und zu meiner Erleichterung klatschte jemand mit, als Keith in die zweite Strophe einstieg:
Es gab mal einen berühmten Senator, den jeder kannte.
Eines Tages fand ein gerissener Reporter ein Mädchen in seinem Zimmer
Laut Meinungsumfrage sollte er das Rennen machen -
Doch jetzt wäscht er Geschirr ab in "Joe's Bar und Grill".
Er hält seine berühmten Reden jetzt in "Joe's Bar and Grill"!
Der Refrain wurde mehrmals wiederholt, und die Leute begannen begeistert mitzusingen und Keiths komische Gesten nachzumachen. Keith sang "One day yöu're up" und zeigte dabei zur Decke. Dann drehte er seinen Daumen nach unten, schüttelte den Kopf und sang: "Next day you're down ...Allmählich wurde es lebendig im Saal.
Eddie tanzte mit seinen Bestellungen durch den engen Gang und balancierte Tabletts voller Shish-Kebabs, Hamburgern und Bier über seinem Kopf. Mt Sally schlug den Rhythmus mit einer Gabel auf den Zapfhähnen und ich mit einem Löffel an meinem Wasserglas. Der Saal füllte sich immer mehr, während Keith sein zweites und drittes Lied spielte. Von unseren Freunden hatte ich noch keinen gesehen - doch dann zog eine Bewegung am Eingang meinen Blick an. Es war unsere jüdische Freundin Michelle Brandes, die ich selbst in dieser» schummrigen Licht erkannte. Durch einen Geburtsfehler humpelte sie stark. Langsam bahnte sie sich ihren Weg durch die Rauchschwaden und setzte sich neben mich.
Ich achtete immer noch weitaus mehr auf den Eingang als auf Keith. Er begann gerade mit Joni Mitchells Song "Free man in Paris", und ich spürte, daß er dabei war, sich ein wenig zu entspannen. Da ich mich wunderte, wo all unsere Freunde blieben, fühlte ich mich auf die Botschaft dieses Liedes besonders eingestimmt.
"Free man in Paris' erzählt die Geschichte eines Repräsentanten einer Plattenfirma, der in Paris Urlaub macht und es leid ist, Hit-Musiker zutage zu för-dem - "die Starmacher-Maschinerie hinter dem populären Song zu schüren". An einer anderen Stelle heißt es: "Ich war ein freier Mann in Paris, ich fühlte mich entfesselt und lebendig. Keiner, der mich um einen Gefallen bat, keiner, über dessen Zukunft ich entscheiden mußte."
Keith war nur zu vertraut mit der "Stannacher-Maschinerie" - mit den Plattenfirmen, Produzenten, Verlegern und Agenten - und mit all den Kämpfen darüber, "wer was bekommt" von den verschiedenen Urheberrechten. Wenn ein Künstler Erfolg hat, dann ist er eine "heiße Ware", und alle "lieben ihn", während sie sich um ihr Stück von dem Kuchen streiten. Bis dahin jedoch sucht man nur nach Beziehungen und wartet auf den "großen Durchbruch". Und das Getriebe dieser Maschinerie ist geölt mit den Tränen zahlloser hoffnungsvoller Künstler, die ihren Durchbrach niemals schaffen. Ich liebte Joni Mitchells Musik, und dieses Lied war mir eines der liebsten. Aber es ließ mich schaudern.
Keiths Angst, keinen Erfolg zu haben, wurde nur noch übertroffen von seiner Angst, sich zu verkaufen - sich aus Verzweiflung mit den falschen Leuten einzulassen.
Während ich mich in dem verräucherten Raum umschaute, dachte ich: "Vielleicht sitzt in diesem Augenblick jemand hier, der Keith eine riesige Unterstützung geben könnte." 

Doch andererseits gab es manche Leute, deren Hilfe wir ganz bestimmt nicht wollten,
Zum Beispiel dieser Kerl vom letzten September. Er hatte Keith in" Bla" gehört und war schlichtweg ausgeflippt. Keith besuchte ihn später in seinem noblen Büro in Hollywood, und der Typ sprudelte nur so über vor "Ich-kann-einen-Star-aus-dir-machen-Sprüchen. Hier war eine Stimme, die den Erfolg und den Starruhm versprach, den Keith wollte. Doch die Sache hatte, wie Keith seinem Tagebuch anvertraute, das er jahrelang führte, wie üblich einen Haken:
Er ist sehr reich und hat einen einflußreichen Namen in der Branche. Er ist aber auch unglaublich schwul, und ich spürte, wie er mich anmachte. Obwohl er eine Menge für mich tun könnte - was Brot und Beziehungen angeht - habe ich "nein" zu der Zusammenarbeit mit ihm gesagt.

Und esagtUnd das war nicht das erste Mal gewesen, daß ein Repräsentant einer Plattenfirma einen "Hit" aus Keith machen wollte. Dann war da der Film-Soundtrack gewesen. Ein populärer Regisseur, aber ein Film, der selbst nach unseren Maßstäben reichlich versaut war. Je weiter sich Keith darauf einließ, desto mehr wollte er wieder heraus. Auch auf der finanziellen Seite stimmte die Sache nicht. Keith hatte die Musik für zwei Spulen fertig, als er das Projekt verließ. In sein Tagebuch schrieb er, es sei gescheitert "an Billigkeit und Mauscheleien auf ihrer Seite und an Mangel an echter Begeisterung auf meiner." Das war ein weiteres Prcblem - Keiths hohe Maßstäbe.
Während Michelle und ich Keith nun zuschauten, kam mir der Gedanke, daß er vielleicht schon "entdeckt" worden wäre, wenn er nur ein bißchen flexibler sein könnte. Doch für Keith waren manche Dinge in Beton gegossen. Sein Vater war jahrelang sein Manager gewesen und hatte ihm sehr hohe Maßstäbe mitgegeben. Wenn irgend etwas Keith nicht richtig schien, dann tat er es nicht, und damit hatte es sich. Seine hohen Grundsätze waren bewundernswert, aber insgeheim hatte ich Angst, er könnte eine Kleinigkeit zu wählerisch für sein eigenes Wohlergehen sein.
Während Keith die nächsten Lieder sang, blinzelte er durch das grelle Bühnenlicht, um zu sehen, wie viele Leute da waren. 

Ab und zu kamen noch ein paar. Einige treue Freunde hatten die zweistündige Fahrt aus der Wüste bei Lancaster nicht gescheut. Keiths Eltern kamen, um ihn aufzumuntern. Eine weitere Freundin, Karen Bender, hatte sogar ihre Tochter Dawn mitgebracht, die die längsten Zöpfe trug, die ich je bei einem Kind gesehen hatte. Ich war enttäuscht, daß Keiths bester Freund Todd nicht kommen konnte, aber unsere Poker-Kumpane aus Mama DeJ Rey erschienen ebenso wie einige Freunde aus der Branche.
Keith spielte noch zwanzig Minuten bis zu seiner ersten Pause. Zum Schluß gab es begeisterten Applaus, und er sprang voller Freude von der Bühne.
Seine Augen glitzerten im Sieg des Augenblicks.
Ein volles Haus!
Als er mit schweißglänzendem Gesicht zum Tisch herüberkam, war sein ohnehin fedemder Gang durch die Erregung noch federnder. Wir waren jedoch nicht nur high von der Begeisterung des Augenblicks, sondern auch von den "Geschenken", die unsere Freundin Harriet mitgebracht hatte.
Harriet schob Keith einen Schuhkarton zu.
"Schuhe?"
"Mach ihn auf."
Keith hob den Deckel ab. Seine Augen fingen an zu leuchten. "Schokola-
denplätzchen!"
"Mein eigenes Spezialrezept", zwinkerte Harriet. "Aus eigener Ernte, wenn du verstehst, was ich meine."
"Du hat Gras hineingetan?'
"Vom Feinsten."
"Eddiel Hey, Eddiet Bring mir ein großes Glas Milch."
Keith nahm sich eine Handvoll der mit Marihuana versetzten Plätzchen
und gab die Schachtel einigen ausgewählten Freunden in einem rituellen "Teilen des Reichtums" weiter - nach dem Muster von Indianern, die eine Friedenspfeife weitergeben. Wir machten die Runde und sagten allen, wie froh wir über ihr Kommen waren.
Als die Schokoladenplätzchen alle waren, sah die Welt noch rosiger aus. Die Spannung wich aus Keiths Augen, und er genoß offensichtlich jeden Augenblick.
Albie kam mit einem breiten Lächeln an den Tisch. Er klopfte Keith auf den Rücken und sagte: "Du hast es geschafft, Junge. Ein großartiger Abend! Ich freue mich für dich."
Keith grinste übers ganze Gesicht. "Ja? Also wann kann ich samstags auftreten?"
Albie kicherte und schüttelte den Kopf. Die Frage erforderte keine Antwort - nicht sofort. Doch Keith hatte den Blick bereits in die Zukunft gerichtet, auf etwas weit jenseits eines eigenen großen Abends im "Bla Bla Cafe".
Als Keith mit seinem zweiten Set begann, verschwammen der Dunst, das Klirren der Gläser und das melodische Klavierspiel in meinem Innern, während meine Gedanken abschweiften. Ich starte die komischen Schmetterlinge an der Wand an und genoß das Gefühl des Erfolges.
Irgendwie wurden meine Gedanken jedoch auf unsere Zukunft und die Frage gelenkt, was vor uns liegen mochte. 

Ich wußte einfach, daß es das Richtige für Keith war, vor vielen Menschen auf der Bühne zu stehen - Menschen, die von seiner Musik und von dem, was er zu sagen hatte, bewegt waren. Das Problem war nur, daß es Keith selbst nicht klar war, was genau er zu sagen hatte.. Er hatte nur den Eindruck, daß er der Welt eine Botschaft zu bringen hatte - etwas aus seiner spirituellen Suche. Eine wichtige Botschaft. Aber was?
Als Keith seinen dritten Set an diesem Abend beendete, hauen wir einen eindeutigen Sieg errungen. Es war einer der besten Abende gewesen, die Keith bisher erlebt hatte. Auf der Heimfahrt war ich immer noch berauscht von der Begeisterung des Abends - und von Harriets Schokoladenplätzchen. Mein Geist verlor sich in einer Million Fragen.
War dies der Beginn eines großen Durchbruchs für Keith? War & endlich auf der Spur des Erfolgs?
Und warum hatte jemand wie Keith, der bis zum Rand voller Talent steckte, es nötig, seine Freunde anzubetteln, damit sie kamen, um ihm zuzuhören? Das schien ein so großer Widerspruch zu sein; aber andererseits gab es in unserem Leben jede Menge Widersprüche.
Was Ehrlichkeit und Integrität anbelangte, schien Keith höhere Maßstäbe als irgendjemand sonst, dem ich je begegnet war. Wir hinterzogen keine Steuern - aber wir nahmen manchmal illegale Drogen. Gab es da einen Unterschied?
Und selbst wenn Keith als Musiker Erfolg hatte, würden wir auch als Paar Erfolg haben? So gern wir auch davon redeten, daß wir in Harmonie mit dem Universum und miteinander leben wollten, hatten wir doch auch allerhand Auseinandersetzungen. 

Schwere Auseinandersetzungen.
Es war schwer, mit so vielen unbeantworteten Fragen zu leben, und nicht nur, was Keiths beruflichen Erfolg anbelangte. Manche unserer anderen Schlachten schlugen wir an einer ganz anderen Front - einer Front, die noch vager und un-greifbarer war. Es war, als zerrte etwas an uns und zöge uns in unbekannte Gewässer. Etwas, das uns für immer verändern würde.
Tatsächlich hatten wir keine Ahnung, daß wir uns an der Schwelle zu einem Durchbruch befanden, der viel gewaltiger war, als wir uns je vorgestellt hätten.
Alles, was ich im Moment wußte, war, daß dieser Mann, den ich geheiratet hatte, in seiner Persönlichkeit wahrhaftig eine Menge komplexer Facetten barg. In den Tagen nach unserem Sieg in" Bla" dachte ich über die vielen Züge nach, die in seinem Innern zusammengewebt waren. Ich dachte an den empfindsamen inneren Menschen, der entschlossen war, spirituelle Antworten zu finden. Doch es gab noch eine andere Seite in ihm - den kleinen Jungen, der schon immer ins Showgeschäft wollte, Diese Seite war in hohem Maße dafür verantwortlich, wer Keith jetzt war. Aber gab uns das irgendwelche Hinweise, wohin wir unterwegs waren?

KOMPROMISSLOS - Keith Green
Autoren: Melody Green und David Hazard
Verlag: Pili Music GmbH, Postf. 143, D7405 Dettenhausen
Originaltitel: No compromise - The life story of Keith Green
Originalverlag: © 1989 Sparrow Corporation
Übersetzung: Christian Rendel, Witzenhausen
Ungekürzte Ausgabe mit Genehmigung des Verlages WORD (UK) Ltd. Printed in Germany
Druck und Verarbeitung: Ebner Ulm
ISBN-Nr. 3-928601-00-8 Best.Nr. 3040012980