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Das Buch Hiob ist eines der ältesten Bücher der Bibel; aber schon hier erkennt man, was später im Evangelium so herrlich ans Licht tritt, daß Gott an dem Zustand und Heil
des einzelnen Menschen das größte Interesse nimmt. Himmel, 'Hölle und Erde sind im Buch Hiob in Bewegung, wenn eine einzige Seele innerlich dahin gebracht werden soll, wo sie allein von Gott gesegnet werden kann.
Zeitliche Wohlfahrt und irdische Güter sind wie nichts geachtet, wenn es sich um das Wohl der unsterblichen Seele handelt. Satan darf dem reich begüterten Hiob alles nehmen, was er besitzt; und dieser stellt Hiob in wenigen Stunden so bloß und nackt hin, wie er als Kind in die Welt geboren worden ist (1,21). Ja, er beraubt ihn auch seiner Kinder und seiner Gesundheit. Das Feuer vom Himmel, der Sturmwind in den Lüften, die Räuber (Sabäer und Chaldäer) auf der Erde und Tod und Aussatz stehen dem großen Widersacher zu Gebot, wenn Gott es zuläßt; aber Gott steht über allem und hat nur Gedanken des Friedens und des Heils über den Menschen.
0, welch einen unnennbaren Wert hat eine einzelne Menschenseele vor Gott, und wie groß sind die Mächte, die um sie ringen, und welch ein Triumph ist es, wenn Gott einen einzigen verlorenen Menschen in Seine Gemeinschaft gebracht hat! Da ist Freude im Himmel vor den Engeln Gottes über einen solchen Sieg.
Wir teilen das Buch Hiob am besten in drei Teile:
1. Der 1. Teil umfaßt die Kapitel l - 2,10.
2. Der 2. Teil umfaßt die Kapitel 2,11- 31,40.
3. Der 3. Teil umfaßt die Kapitel 32 - 42.
1. Teil
Im ersten Kapitel unseres Buches sehen wir zunächst, wer Hiob ist: untadelig und rechtschaffen, gottesfürchtig und das Böse meidend. Dann, was er hat: viele Schätze und eine große, gesegnete Familie. Hierauf was er tut: er opfert gewissenhaft für seine Kinder, so oft er denkt, daß sie sich versündigt haben könnten. Daß er aber für sich selbst geopfert hätte, hören wir nicht.
Aus diesem Umstand schon, mehr aber noch aus seinen späteren Reden finden wir, daß Hiob, wenn er auch wahrhaft gottesfürchtig war und auch zu Gott bekehrt gewesen sein wird, doch sich selbst nicht kannte und großes Vertrauen auf seine eigene Gerechtigkeit setzte. Dieses Vertrauen auf das eigene Ich und auf seine Gerechtigkeit mußte Gott zerstören; Hiob hatte noch zu lernen, was er in sich selbst vor Gottes Augen war. Und als er dies endlich erkannte, da verabscheute er sich und tat Buße in Staub und Asche (42,5.6).
Gott fragte Satan nach Seinem Knecht Hiob; Er führte also selbst dessen ernste Sichtung herbei. Unter Gottes Zulassung erwies dann Satan seine ganze Macht und Bosheit an ihm. Aber wie tröstlich ist es, in dieser gefallenen Welt, wo tagtäglich so viele seltsame und ernste Dinge geschehen, zu wissen, daß der furchtbare Feind nur soweit gehen darf, wie Gott es ihm erlaubt. Satan muß selbst bekennen, daß Gott die, welche auf Ihn trauen, mit allem was sie sind und haben, ringsum eingezäunt hat (1,10).
Satan hat das Werk seiner Bosheit an Hiob schnell ausgeführt; aber dieser sagte sich nicht, wie Satan erwartet hatte, offen von Gott los, sondern hielt vielmehr an Gott fest.
Hiob rief am Schluß seiner ersten und ernsten Prüfungen die stets denkwürdigen Worte aus: "Jehova hat gegeben, und Jehova hat genommen, der Name Jehovas sei gepriesen!" (1,21). "Wir sollten das Gute von Gott annehmen, und das Böse sollten wir nicht auch annehmen?" (2,10)
Von da an hören wir im ganzen Buch Hiob nichts mehr von Satan. Er hat nicht gesiegt. Aber auch Hiob ist in seinem inneren Zustand noch nicht da, wo er zu seinem Segen hingeführt werden soll: er hat sich und sein Inneres noch nicht vor Gott gesehen und erkannt. Würde Gott darum hier, nach dem Weggehen Satans, mit Hiob abgebrochen haben, so wäre dieser, anstatt über die Verderbtheit seines Herzens belehrt, in seinem Selbstvertrauen nur gestärkt worden; er hätte gewiß gedacht: "Wer ist mir gleich? Mir wurde alles genommen; aber ich habe nicht einmal geklagt oder gemurrt. Ich bin vollkommen und rein."
... Es beginnt nun ein neuer Abschnitt, der zweite Teil in unserem Buch und in der Geschichte Hiobs. Wir sehen Hiob am Schluss des vorigen Abschnitts voll schlimmer Beulen mitten in der Asche sitzen, wo er sich mit einer Scherbe schabt (Hiob 2,8). Er ist hier das treffende Bild von einem Menschen, der sich nur soweit kennt, dass er weiss und sagt: «Ganz so, wie ich sein soll, bin ich nicht; ich will mich aber bessern.» Ein solcher Mensch weiss noch nicht, dass der böse Ausschlag und die Beulen, d.h. diese und jene Sünde, die er in eigener Kraft «abschaben» und wegnehmen will, aus seinem unreinen und verderbten Herzen kommen. Dort liegt das Böse mit seinen Wurzeln; und dorthin kommt man mit keiner Scherbe.
Auch kann keine Scherbe und kein Schaben das Herz erneuern.
Wir haben eine verderbte, sündhafte Natur in uns; diese muss von uns vor Gott erkannt und gerichtet werden. Wir sind nicht nur unrein und unvollkommen im Wandel; wir sind schon verlorene, erlösungsbedürftige Sünder von Natur und müssen innerlich erneuert werden. Das müssen wir alle lernen. Sonst suchen und finden wir keine Rettung. Am Schluss des Buches sehen wir Hiob wieder in der Asche. Aber nun hat er seine Lektion gelernt. Er hält keine Scherbe mehr in der Hand, um sich zu schaben. Er hat sich und sein Inneres vor Gott gesehen und ruft vor Ihm, dem Heiligen, aus: «Ich verabscheue mich!» (Hiob 42,5.6). Also nicht nur sein Tun, nein, mehr: sich selbst verurteilte Hiob nun. Für solche Menschen aber ist ein volles Heil da; denn «der Sohn des Menschen ist gekommen, zu suchen und zu erretten, was verloren ist» (Lukas 19,10) ...
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