In Vers 12 wird erzählt, daß Gideon durch den Engel des Herrn berufen wird. Ober den Engel des Herrn ist später noch einiges zu sagen.
Der Herr hat mancherlei Mittel und Wege, Menschen zu berufen. Die Hirten (Luk. 2, 10), Maria (Luk. 1, 28) und die Zeugen der Auferstehung (Luk. 24,4ff) wurden durch Engel Gottes berufen. Die Weisen aus dem Morgenland rief Gott durch den Stern (Matth. 2), Josef, den Mann Marias, durch einen Traum (Matth. 1, 20). Einen Mose (2. Mose 3) und Paulus (Apostelgesch. 9) berief der Herr selbst ohne jede Vermittlung. Der Pophet Elisa wurde durch den Mann Gottes Elia gerufen. Das ist ein Weg, den Gott häufig geht, daß Menschen durch andere Knechte Gottes in den Dienst des Herrn gerufen werden. So wurde Calvin ganz gegen seinen Willen durch Farel in die Arbeit in Genf gerufen.
Wichtig ist bei jeder Berufung, daß sie dem Worte Gottes gemäß ist und am Worte Gottes sich ausweist. Entscheidend ist bei allen Berufungen, daß ein Berufener die Gewißheit bekommt: Der Herr hat mich berufen.
Wen beruft Gott?
Arme und Geringe! In Vers 15 hören wir, daß Gideon ein Mann ohne jeden Einfluß war. Seine Sippe war wenig angesehen in Manasse. Außerdem war er der Jüngste in seines Vaters Haus. In einem Volk, in dem das Erstgeburtsrecht galt, war der Jüngste wirklich „der Kleinste", das heißt: der Geringste. Aber gerade diesen Mann will Gott gebrauchen.
Wir finden hier dasselbe, was der Apostel Paulus in 1. Korinther 1, 26 bis 29, sagt:
„Sehet an, liebe Brüder, eure Berufung: nicht viel Weise nach dem Fleisch, nicht viel Gewaltige, nicht viel Edle sind berufen. Sondern was töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, daß er die Weisen zuschanden mache; und was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, daß er zuschanden mache, was stark ist; und das Unedle vor der Welt und das Ver= achtete hat Gott erwählt, und das da nichts ist, daß er zu= nichte mache, was etwas ist, auf daß sich vor ihm kein Fleisch rühme."
Das war ja stets dein Wesen von alten Tagen her, Daß du dir hast erlesen, was arm, gebeugt und leer, Daß mit zerbrochnen Stäben du deine Wunder tatst Und mit geknickten Reben die Feinde untertrat'st. In der klaren Erkenntnis seiner eigenen Ohnmacht sträubt sich Gideon gegen die Berufung. Das ist so unsere Art, daß wir auf unser eigenes Unvermögen sehen anstatt auf den Herrn, der uns beruft zu Seinem Dienst. So war es bei Mose (2. Mose 4, 10), der zum Herrn sprach:
„Ach, mein Herr, ich bin je und je nicht wohl beredt gewesen; denn ich habe eine schwere Sprache und eine schwere Zunge."
So war es auch bei Jeremia (Jeremia 1, 6), der zum Herrn sprach: „Ach, Herr Herr, ich tauge nicht zu predigen; denn ich bin zu jung." Der Herr aber läßt diesen Einwand nicht gelten. Es ist Seine Art, daß Er mit den schwächsten und denkbar ungeeignetsten Werkzeugen die größten Wirkungen schafft.
Wo beruft Gott?
Der Herr beruft da, wo man sich nach Seinem Heil sehnt. In Vers 13 wird offenbar, wie stark Gideon in der Heilsgeschichte des alttestamentlichen Volkes Gottes zu Hause war. Bei allem Verfall wußte er doch um die Bedeutung des Volkes Gottes. Und er sehnte sich nach Beweisungen der Kraft Gottes.
So war es auch bei Paulus. Trotz aller Feindschaft gegen Jesus lebte in ihm die starke Sehnsucht, das auserwählte Volk Gottes herrlich zu sehen. All sein Toben war letztlich ein Verlangen, Gott den Weg zu bereiten.
Wo man mit Ernst bittet: Rausche unter uns, du Geist des Lebens, Daß wir alle auferstehn; Laß uns nicht geweissagt sein vergebens, Deine Wunder laß uns sehn da hebt Gott an, zu wirken und zu berufen.
Wozu beruft Gott?
Gideon soll dem Volke Gottes aufhelfen (V. 14). Er soll an seinem Teil das Reich Gottes auf Erden bauen. Wie soll das nun zugehen, daß ein armer sündiger Mensch ein Mitarbeiter Gottes wird? Darüber gibt Ins Vers 14 klares Licht.
Es ist, als wenn der Engel des Herrn den Gideon versuchen wollte, als er spricht: „Gehe hin in dieser deiner Kraft, du sollst Israel erlösen." „In deiner Kraft", sagt der Engel des Herrn. Das war doch sehr schmeichelhaft für Gideon. Wir könnten uns wohl denken, daß Gideon sich in die Brust geworfen und gedacht hätte: „Endlich werde ich in meiner Bedeutung erkannt. Das hätten meine Brüder und mein Vater hören sollen!"
Aber so denkt Gideon nicht. Er besteht die Probe. Er weiß, mit schwacher Menschenkraft kann dem Volke Gottes nicht aufgeholfen werden. Darum sagt er: „Mein Herr, womit soll ich Israel erlösen?" Es ist, als kenne Gideon das Wort des Herrn Jesus aus Johannes 15,5: „Ohne mich könnt ihr nichts tun." Darum wird ihm nun in Vers 16 die Verheißung: „Ich will mit dir sein."
Wo der Herr die Fahne hält, wo der Herr die Schlacht schlägt, da darf die Gemeinde Jesu getrost den Krieg gegen den alt-