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Es wird gut sein, an dieser Stelle kurz auf die Geschichte der „Brüderbewegung" einzugehen.
Diese Geschichte begann 1826 in England. Sie wurde eingeleitet durch starke Erweckungen in der anglikanischen Hochkirche, die sich vor allem gegen die liberale Theologie, gegen den „Rationalismus", richteten.
Erstmalig 1826 fanden sich auf dem irischen Schloß der Gräfin Powerscourt allmonatlich gottesfürchtige Männer aus verschiedenen Benennungen zu gemeinsamer Wortbetrachtung zusammen. Zu Ihnen gesellte sich bald auch John Nelson Darby, und es dauerte nicht lang, bis er zur - führenden Persönlichkeit dieses Kreises wurde. Nach ihm wird die „Brüderbewegung" von Außenstehenden vielfach als „Darbysmus' bezeichnet. Auch in Plymouth fanden bereits 1826 Versammlungen statt nach Art der späteren
„Brüderversammlungen". Aus diesem Grund werden die „Brüder" in England auch „Plymouth-Brüder" genannt.
Während diese Versammlungen anfänglich nur der Wortbetrachtung und dem Gebet dienten, wobei die Teilnehmer nach wie vor verschiedenen Benennungen angehörten, fand man diesen Zustand auf die Dauer als unvereinbar mit der Schrift. Man kam daher überein, auch „das Brot zu brechen". Wahrscheinlich entspricht der Bericht den Tatsachen, wonach im Winter 1827/28 in Dublin im Hause Hutchinsons die fünf Freunde J. G. Bellet, Brooke,
Dr. Cronin, Darby und Hutchinson erstmalig zur Abendmahlsfeier zusammenkamen und damit die Lösung der
„Brüderbewegung" von anderen Kreisen und die Bildung ihrer Eigenständigkeit einleiteten.
Entscheidend war dabei die den Brüdern wiedergeschenkte Erkenntnis über die Einheit des Leibes Christi. Um diesen ihnen in einer Zeit des blühenden
Konfessionalismus besonders groß erscheinenden Gedanken zu verwirklichen, vermieden sie es, sich unter einer besonderen Benennung zu vereinigen.
Sie lehnten es ab, als eine neue christliche Religionsgesellschaft unter den vielen bestehenden angesehen zu werden und versammelten sich einfach,
ohne eine Organisation zu gründen, im Namen Jesu entsprechend der Schriftstelle: „Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte" (Matth. 18,20). Obwohl sie davon überzeugt waren, daß ihrem Beispiel
nicht alle folgen würden, sahen sie dies doch als das einzige Mittel an, den Schaden der Zersplitterung des Volkes Gottes zu heilen.
Darbys rege Reisetätigkeit führte zur Entwicklung der „Brüderbewcgung" in der Schweiz, den Niederlanden, Belgien, Frankreich und Nordamerika.
In Deutschland entstand die „Brüderbewegung" zunächst unabhängig von Darbys persönlichem Wirken, und zwar schon 1847 sowohl in Tübingen als auch in Düsseldorf, also an zwei weit voneinander entfernten Orten. Geschichtlich wichtiger ist jedoch die Bewegung, die in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts von Elberfeld ausging. Sie wurde unter dem Namen „Christliche Versammlung", auch
„Elberfelder Versammlung" bekannt und hat, zusammen mit den „Freien evangelischen Gemeinden", ihre Wurzel in
dem am 3. Juli 1850 gegründeten „Evangelischen Brüderverein". Erster Führer der „Christlichen Versammlung" war Carl Brockhaus.
Später bildeten sich in Deutschland auch Versammlungen der „Offenen Brüder", und zwar vor allem durch Reisen und Dienste von Georg Müller und Dr. Friedrich Wilhelm Baedeker.
Im April 1937 wurde die „Christliche Versammlung" durch die Geheime Staatspolizei der damaligen Regierung verboten. Sie erhielt aber einige Monate später unter dem Namen „Bund freikirchlicher Christen" wieder Versammlungsgenehmigung. Eine erfreuliche und zu Dank stimmende Folge dieser Geschehnisse war, daß im August des gleichen Jahres die deutschen „Offenen Brüder" in den „Bund freikirchlicher Christen" eintraten, sich also mit der ehemaligen „Christlichen Versammlung", den „Elberfelder Brüdern", vereinigten. Dieser Zusammenschluß hat der
„Brüderbewegung" in Deutschland einen starken Auftrieb gegeben.
Dokumentation der Geschichte von 1937 195O
Mit der sich nun anschließenden dokumentarähnlichen Ergänzung gegenüber der früheren Ausgabe dieses Büchleins möchten wir auf viele Fragen eingehen, die sich aus der Geschichte der Brüderversammlungen in den letzten 40 Jahren ergeben.
Wer sich damit befassen will, wird immer wieder auf die verschiedensten irgendwie durch die persönliche Einstellung des Verfassers gefärbte Darstellungen stoßen. Das ist einerseits durchaus verständlich. Andererseits ist es wirklich nicht einfach, sich ein echtes Bild zu machen, das sowohl den historischen Fakten Rechnung trägt, wie auch den dahinter stehenden geistlichen Begründungen gerecht wird.
Wir wollen versuchen, soweit es uns möglich ist, ein klares Bild gerade der notvollen Jahre von 1937 bis 1950 zu zeichnen, indem wir mit möglichst wenig eigenen Worten die damaligen Informationen zu Wort kommen lassen. Es ist sicher gut möglich, daß dabei durch unterschiedliche Ansichten und Wertungen bedingt einige Dokumente zuviel oder zuwenig benutzt und wiedergegeben werden. Wir wollten aber möglichst objektiv berichten und zu entsprechenden Schlüssen kommen.
Betont möchten wir auch herausstellen, daß es uns nicht darum geht, bloßzustellend oder gar verurteilend Entschlüsse der damaligen Zeit zu behandeln. Ebenso haben wir keineswegs die Absicht, vielleicht notdürftig verheilte Wunden neu aufzureißen. Aber das berechtigte Informationsbedürfnis gerade unserer jüngeren Geschwister zu berücksichtigen und darauf einzugehen, erscheint eine dringende sowie geistlich erforderliche Aufgabe der Liebe zu sein.
Am 13. April 1937 wurde mit Verfügung des Reichsführers SS die sogenannte „Christliche Versammlung", die auch als Darbysten oder als „Christen ohne Sonderbekenntnis" bezeichnet wurden, verboten und aufgelöst. Diese Verfügung stützte sich auf eine Verordnung des Reichspräsidenten zum „Schutze von Volk und Staat".
Welches auslösende Moment dahinter stand, ist letztlich unbekannt. Vermutlich war die Organisationslosigkeit und eine dadurch bedingte Undurchschaubarkeit die bestimmende Ursache für den totalitären Staat.
Die folgenden Dokumente zeigen den Vorgang deutlich und ebenso die sich an das Verbot anschließenden Bemühungen von Brüdern, eine Aufhebung des Verbots örtlich und zentral in Berlin zu erreichen.
(Auszüge sind nur insoweit berücksichtigt, wie sie von Bedeutung für unsere Themastellung sind.)
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