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Schöpfung und Sündenfall

Die Erschaffung von Himmel und Erde -  ein veralteter Bericht? (1. Mose 1)
Eine naturwissenschaftliche Beschreibung?
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Die Beschreibung der Erschaffung von Himmel und Erde in 1. Mose 1 ist nicht einfach eine historische Beschreibung, geschweige denn eine naturwissenschaftliche Beschreibung. Wenn Gottes Wort über geschichtliche Ereignisse spricht, dann geschieht das nicht in der "technischen" Sprache der Wissenschaft. Gott benutzt dann vielmehr die reichere und verständlichere Sprache des täglichen Lebens, um uns die Gesichtspunkte vorzustellen, die für uns wichtig sind. Die Bibel enthält nämlich vor allem eine Botschaft an uns Menschen. Als Mose, inspiriert durch den Geist Gottes, dieses Kapitel niederschrieb, war die ganze Welt dem Götzendienst verfallen. Vielleicht erinnert ihr euch, daß einige Jahrhunderte, bevor Mose lebte – Mose hat vor etwa 3500 Jahren gelebt –, Abraham von Gott berufen wurde, als er in Chaldäa wohnte (1. Mo 11; 12; Apg 7). In Josua 24 lesen wir, daß damals die Erde voller Götzendienst war. Auch die Verwandten Abrahams dienten den Götzen. Die Anbetung des wahren Gottes war weithin unbekannt. Die Menschen brachten statt dessen dem Geschaffenen Ehre dar.

Haben sich nicht auch heutzutage die Menschen wieder ihre eigenen Götzen gemacht, denen sie letztlich Allmacht und Allwissenheit zuschreiben? Das sind Eigenschaften, die nur Gott zukommen. Darum ist dieses erste Kapitel der Bibel ein Todesstoß für jeden Götzendienst und auch für den heute von vielen geglaubten Evolutionismus, dessen Grundlage eine Theorie ist, die nicht bewiesen ist und auch nie bewiesen werden kann.

Gott hat uns Menschen – damals natürlich in erster Linie Seinem irdischen Volk Israel – dieses Kapitel gegeben, um uns Seine eigene Herrlichkeit und Schöpfermacht vor Augen zu stellen.

Wenn wir sagen, daß dieses Kapitel nicht einfach eine historische Beschreibung der Erschaffung ist, dann bedeutet das nicht, daß wir hier keine Tatsachen fänden. Das Gegenteil ist der Fall. Gottes Wort ist vor allem eine Beschreibung von Tatsachen – und von Personen, und zwar hauptsächlich einer Person, nämlich der Person unseres Erlösers, unseres Herrn Jesus Christus. Ich möchte gleich zu Anfang aus dem Neuen Testament zeigen, daß alles das, was ins Dasein gerufen worden ist, durch Ihn erschaffen wurde.

Der Schöpfer
Es gibt drei Stellen im Neuen Testament, die wir dazu aufschlagen wollen: "Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott1. Alles wurde durch dasselbe, und ohne dasselbe wurde auch nicht eines, das geworden ist" (Joh 1,1-3). Wir wollen diese Verse noch einmal lesen und statt "Wort" den Namen "Sohn Gottes" einsetzen – das können wir tun, weil es ja in Vers 14 heißt, daß das Wort Fleisch wurde und unter uns wohnte –: "Im Anfang war der Sohn Gottes, und der Sohn Gottes war bei Gott [das bedeutet also, daß der Herr Jesus immer bei Gott war. Er selbst ist Gott und hat somit keinen Anfang. Bevor Er auf diese Erde kam, war Er bei Gott]. Der Sohn Gottes war im Anfang bei Gott. Alles wurde durch den Sohn Gottes, und ohne den Sohn Gottes wurde auch nicht eines, das geworden ist." Ein Name des Herrn Jesus ist "das Wort" oder auch das Wort Gottes. So wird Er in Offenbarung 19,13 genannt.

Er ist das Wort Gottes, die göttliche Person, durch die Gott sich offenbart hat. Durch Ihn hat Gott sich uns Menschen gleichsam mitgeteilt. Wir würden über Gott nichts wissen, wenn der Herr Jesus Gott nicht offenbart hätte. Das war nicht erst der Fall, als Er auf die Erde kam, sondern das war bereits so in der Zeit des Alten Testaments, ja, seitdem es Geschöpfe gibt, denen Gott sich offenbaren kann. So können wir verstehen, daß Johannes schreibt, daß alles durch Ihn geworden ist. Der Herr Jesus selbst hat alles in der Kraft Seiner eigenen Person ins Dasein gerufen.

Nun eine zweite Stelle, die uns das beschreibt und bestätigt: "Der das Bild des unsichtbaren Gottes ist, der Erstgeborene2 aller Schöpfung [als der Herr Jesus in die Schöpfung eintrat, nahm Er den ersten Platz vor allen Geschöpfen ein]. Denn durch ihn [in der Kraft seiner Person] sind alle Dinge geschaffen worden, die in den Himmeln und die auf der Erde, die sichtbaren und die unsichtbaren, es seien Throne oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Gewalten: alle Dinge sind durch ihn und für ihn geschaffen" (Kol 1,15.16).

Eine dritte Stelle: "Nachdem Gott ... ehemals zu den Vätern geredet hat ..., hat er am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohn, den er gesetzt hat zum Erben aller Dinge, durch den er auch die Welten gemacht hat" (Heb 1,1.2). Gott hat durch Seinen Sohn, den Herrn Jesus, die Welten gemacht. Wenn wir unter diesem Gesichtspunkt 1. Mose 1 lesen, kann es nicht anders sein, als daß die Person des Herrn Jesus uns größer wird. Wie erhaben muß der Sohn sein, wenn Gott alles Erschaffene in der Person des Sohnes ins Dasein gerufen hat!

Die Erschaffung von Himmel und Erde

Wie einfach lautet die Beschreibung in Vers 1: "Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde." Ohne jeden Beweis der Existenz Gottes beginnt der Schreiber seinen inspirierten Bericht. In schlichten Worten – im Hebräischen sind es sieben Worte – wird die Erschaffung von Himmel und Erde mitgeteilt. Die Erschaffung von Himmel und Erde in Vers 1 ist deutlich unterschieden von dem Schöpfungswerk Gottes an den sechs Tagen in den Versen 3-31.

Im Anfang: Es gibt viele Theorien darüber, wann das wohl gewesen sein mag. Viele Wissenschaftler, die an die Erschaffung glauben, sind heute der Meinung, daß das Weltall relativ jung ist. Manche glauben, daß die Erde nicht älter ist als 20000 Jahre oder sogar noch jünger ist. Jemand hat gesagt, daß die Erde durch ihren Magnetismus, der beständig abnimmt, hätte zerspringen müssen, wenn sie viel älter als 10000 Jahre wäre3. Wir gehen davon aus, daß Himmel und Erde noch relativ jung sind. Wir brauchen keine Millionen oder Milliarden von Jahren, wie sie im "Evolutionsglauben" angenommen werden.

Die Erde war wüst und leer
In Vers 2 wird beschrieben, daß die Erde wüst und leer [hebr. tohu wa bohu] war (o. wurde).  Sollte sie so aus der Hand Gottes hervorgekommen sein? Schafft Gott etwas Unvollkommenes, etwas Chaotisches, um dann daraus etwas Vollkommenes und Geordnetes zu machen? Dafür gibt es kein Beispiel in Gottes Wort. Im Gegenteil. In dem Propheten Jesaja lesen wir: "Denn so spricht der HERR, der die Himmel geschaffen (er ist Gott), der die Erde gebildet und sie gemacht hat (er hat sie bereitet; nicht als eine Öde [hebr. tohu] hat er sie geschaffen; um bewohnt zu werden, hat er sie gebildet): Ich bin der HERR, und sonst ist keiner!" (Jes 45,18).

Wie kam denn dann die Erde in diesen Zustand? Es muß ein einschneidendes Ereignis in der Zeit zwischen den Versen 1 und 2 stattgefunden haben. Wurde die Erde durch die Wirksamkeit einer Kraft, die sich gegen Gott stellte, verwüstet? Die Erklärung, der ich mich gerne anschließe, ist die, daß zwischen diesen Versen der Fall Satans stattgefunden hat, dessen Herrschaftsbereich die Erde ist und der die Erde mit in seinen Fall hineingezogen hat.

Der Fall Satans
Der Fall Satans wird uns in geheimnisvoller Sprache in Jesaja 14 und Hesekiel 28 beschrieben. In Jesaja 14 spricht der Prophet eine Weissagung über den König von Babel aus; in Hesekiel 28 weissagt Hesekiel über den König von Tyrus. Bei näherem Studium stellt man jedoch fest, daß beide Weissagungen weit über diese Könige hinausgehen und der Geist Gottes eine bildhafte Beschreibung des Falles Satans gibt. In beiden Fällen wird uns gezeigt, wie hoch Satan von Gott erhoben war. Er war möglicherweise der größte Engelfürst, ausgestattet mit hervorragenden Gaben. Aber dieser erhabene Engelfürst (in Jesaja 14,12 "Glanzstern [lat. Luzifer], Sohn der Morgenröte" genannt) wollte sich Gott gleichmachen; er war mit der Stellung, die Gott ihm gegeben hatte, nicht zufrieden. Das war der Grund seines Abfalls von Gott. Er hat bei diesem Fall viele Engel mitgerissen, das sind die gefallenen Engel, die Dämonen. Seit dieser Zeit versucht Satan mit seinen Dämonen, das Werk Gottes auf alle Weise zu zerstören. Das ist für uns die Erklärung dafür, daß die Erde in einen desolaten, ungeordneten Zustand der Wüste und Leere geraten ist.

Der Geist Gottes schwebt über den Wassern
Dann wird uns unvermittelt gezeigt, wie der Geist Gottes sich mit der Erde beschäftigte. Obwohl es uns jetzt nicht so sehr um die prophetische oder die vorbildliche Bedeutung geht, die in diesen Kapiteln verborgen liegt, sondern mehr um die historische Auslegung, nämlich um die Frage: Wie ist das damals wirklich geschehen?, so möchte ich doch gern hier eine Anwendung auf die Bekehrung eines Menschen machen. Jeder Mensch ist von Natur aus durch die Sünde in einem Zustand der Verwüstung. Doch es ist der Geist Gottes, der sich mit dem Menschen beschäftigt. Es heißt hier, daß der Geist Gottes über der Tiefe schwebte. Das weist darauf hin, daß Gott im Begriff stand, ein gewaltiges Werk auszuführen. Was wird Gott aus dieser chaotischen, in tiefe Dunkelheit gehüllten Erde machen?

Es werde Licht – der erste Tag

"Und Gott sprach: Es werde Licht" (V. 3). So muß auch jeder Mensch Licht bekommen! Licht über Gott! Wer ist eigentlich Gott? Eine Frage, die viele brennend interessiert, die aber die meisten der Menschen für sich falsch beantworten. – Wer ist eigentlich Gott? Wer bin ich? Daß doch den Menschen die Augen aufgingen, daß sie doch Licht empfingen und sehen könnten. Ja, daß sie die Wahrheit über Gott und über sich selbst kennenlernten! Das ist der einzige Weg, auf dem ein Mensch zur Erkenntnis seiner Sünde kommt und zu Gott zurückfindet. Gott ist es, der sich mit dem verlorenen Menschen beschäftigt.

So befaßt sich Gott hier mit der verwüsteten Erde. Zuerst muß die völlige Finsternis durchbrochen werden. "Es werde Licht! Und es wurde Licht." Hier steht nicht, daß Gott das Licht am ersten Tag geschaffen hat, obwohl das oft gesagt wird. War das Licht nicht bereits in Vers 1 vorhanden? Gott ließ das Licht in die Finsternis eindringen oder, wie es im Neuen Testament heißt, "aus der Finsternis Licht leuchten" (2. Kor 4,6).

Wir finden das Wort "Licht" mehr als hundertmal in der Bibel. Die wichtigste Aussage über das Licht ist sicher in 1. Johannes 1,5, wo es heißt, daß Gott Licht ist. Licht gehört zu dem Wesen und Charakter Gottes. Das Licht ist auch ein Symbol für das Wesen der Kinder Gottes (Mt 5,14). Gläubige sind Kinder des Lichts (Eph 5,8); sie sind durch die neue Geburt Teilhaber der göttlichen Natur geworden (2. Pet 1,4).

"Und Gott schied das Licht von der Finsternis" (V. 4). Licht und Finsternis sind in der Bibel unüberbrückbare Gegensätze. So finden wir gleich von Anfang an diese klare Trennung von Licht und Finsternis – eine Unterscheidung, die sich durch die ganze Bibel hindurchzieht, bis Offenbarung 21. Oft werden Licht und Finsternis in der Bibel zusammen in einem Vers genannt (53 mal). Gott trennte am zweiten Tag das Licht von der Finsternis.

Darin liegt eine wichtige praktische Belehrung für uns. Der Prophet Jesaja hat einmal ausgerufen: "Wehe denen, die das Böse gutheißen, und das Gute böse; welche Finsternis zu Licht machen, und Licht zu Finsternis" (5,20). Licht und Finsternis sind zwei Bereiche, die klar voneinander getrennt sind. Wir können diese Trennung in unserem Leben nicht deutlich genug vollziehen. Gott ist Licht. Er bewohnt nicht nur ein unzugängliches Licht (1. Tim 6,16), sondern Er ist selbst Licht (1. Joh 1,5). In Psalm 104,2 heißt es von Gott: "Du, der in Licht sich hüllt wie in ein Gewand." Ist es nicht eine gewaltige Botschaft, daß Gott Licht ist und daß Er dort, wo völlige Finsternis herrscht, Licht geben will?

"Und Gott nannte das Licht Tag, und die Finsternis nannte er Nacht." Es vergeht kein Tag und keine Nacht, wo wir nicht daran erinnert werden. Hier ist zum erstenmal von einem Abend die Rede. Der Abend ist der Beginn der Nacht. Die Nacht endet morgens. Darum wird jeweils zuerst der Abend genannt. Mit dem ersten Abend und der darauffolgenden Nacht ist der erste gesamte Tag vollständig. Das Werk Gottes am "ersten Tag" ist vollendet. Mit dem nächsten Morgen beginnt der zweite Tag.

Gottes Schöpfermacht
Weder in bezug auf den ersten noch auf den zweiten Tag lesen wir, daß Gott "geschaffen" hätte. Er hat "nur" gesprochen. Elfmal heißt es in diesem Kapitel: "Und Gott sprach". Empfinden wir das Majestätische dieses Ausdrucks? Gott hat erschaffen, indem Er sprach. So heißt es in Psalm 33: "Durch das Wort des HERRN sind die Himmel gemacht, und all ihr Heer durch den Hauch seines Mundes ... Denn er sprach, und es war, er gebot, und es stand da" (V. 6.9). Welch eine geringe Vorstellung haben wir von der Schöpferkraft und Herrlichkeit Gottes! Gott braucht keine Jahrmillionen, auch keine tausend Jahre, um etwas zu schaffen. Was wir hier in diesem Kapitel beschrieben finden, ist jeweils an einem Tag geschehen. Es ist der Bruchteil einer Sekunde, daß Gott spricht, und in demselben Augenblick waren wunderbare Werke erschaffen. Gott braucht keine "Zeit". Er spricht, und es ist da.

Die einzelnen Tage waren normale Tage, wie wir sie heute kennen. Die Schrift gibt uns keinerlei Hinweise dafür, daß diese Tage symbolisch gemeint sein könnten. Vielleicht mag jemand einwenden: Ja, aber Sonne und Mond waren doch noch gar nicht gemacht! Wie kann es denn bereits an den ersten drei Tagen Tag und Nacht gegeben haben? Das müssen doch symbolische Zeiträume gewesen sein.

Nun, für das Abwechseln von Tag und Nacht ist nicht unbedingt die Sonne erforderlich. Was nötig ist, sind eine Lichtquelle und eine rotierende Erde. Tag und Nacht entstehen nämlich dadurch, daß die Erde sich einmal am Tag um ihre eigene Achse dreht, und genau das war bereits an den ersten drei Tagen der Fall. Nicht nur die rotierende Erde war bereits am ersten Tag vorhanden, sondern auch das Licht. Daß Gott am vierten Tag die Sonne dazu bestimmt hat, den Tag zu bilden, ist eine völlig andere Sache.

Die Tage in diesem Kapitel werden durch die Aufeinanderfolge von Tag und Nacht gebildet, wie wir sie bis heute kennen. Für die Umdeutung der Schöpfungstage in Zeitperioden gibt die Bibel keinerlei Hinweise. Im Gegenteil, wir lesen zu der Erschaffung in sechs normalen Tagen in 2. Mose 20,11 in Verbindung mit der Gesetzgebung ausdrücklich: "Denn in sechs Tagen hat der HERR den Himmel und die Erde gemacht, das Meer und alles, was in ihnen ist."

Der zweite Tag
Wir kommen jetzt zum zweiten Tag. An diesem Tag hat Gott die Ausdehnung oder Atmosphäre gebildet, indem Er die Wasser von den Wassern trennte. Er nannte die Ausdehnung "Himmel". In Vers 2 haben wir gefunden, daß die ganze Erde vollständig mit Wasser umhüllt war. Hier trennt Gott innerhalb der Wasser. Vielleicht müssen wir uns das so vorstellen, daß riesige Wassermengen als eine Art Wasserdampf nach oben geschleudert wurden. Wissenschaftler haben darauf hingewiesen, daß es durchaus möglich ist, daß die Atmosphäre4 diese Wasser zu tragen vermochte. Das waren also nicht einfach Wolken, denn dann würde hier nicht von einer Scheidung der Wasser die Rede sein. Das restliche Wasser bedeckte weiterhin die gesamte Erde.

Als Gott die Erde durch die Sintflut verderbte, müssen diese gewaltigen Wassermassen wohl auf die Erde herabgestürzt sein. Wir lesen nämlich in 1. Mose 7,11: "Im sechshundertsten Jahre des Lebens Noahs, im zweiten Monat, am siebzehnten Tage des Monats, an diesem Tage brachen auf alle Quellen der großen Tiefe, und die Fenster des Himmels taten sich auf." Den Ausdruck "die Fenster des Himmels auftun" finden wir nur noch einmal im Wort Gottes, und zwar in übertragenem Sinn, wo Gott davon sprach, große Segnungen zu geben (Mal 3,10). In Verbindung mit Regen haben sich die "Fenster des Himmels" nur bei der Sintflut aufgetan. Daraus können wir den Schluß ziehen, daß dieser Wasserdunst, diese Wasser oberhalb der Ausdehnung, also gewaltige Wassermassen, auf die Erde herabkamen. Gott hat diese Wassermassen also am zweiten Tag auf die Atmosphäre gelegt. Dadurch ist der atmosphärische Himmel entstanden5.

Die Bildung dieser Dampfhülle über der Ausdehnung ist eine mögliche Erklärung dafür, daß es vor der Sintflut ein völlig anderes Klima auf der Erde gegeben hat mit einer sehr üppigen Vegetation. Die Einstrahlung der Sonne wurde zwar durch die Dampfhülle durchgelassen, aber nicht in der Weise zurückreflektiert, wie das heute der Fall ist. Das führte zu einer Art Treibhauseffekt. Man kann sich gut vorstellen, daß die Wälder, die schließlich bei oder nach der Flut zur Bildung der Kohlevorkommen geführt haben, vor der Flut in sehr üppiger Weise gewachsen sind.

Drei Himmel in Gottes Wort
Vielleicht kann ich an dieser Stelle kurz bemerken, daß wir in der Bibel drei Himmel finden. Der erste Himmel ist der atmosphärische Himmel, wie er uns hier in 1. Mose 1 beschrieben wird. Der zweite Himmel ist der Sternenhimmel (das Universum oder der interstellare Raum), und der dritte Himmel ist das Paradies, von dem der Apostel Paulus in 2. Korinther 12 schreibt und in das er versetzt worden war.

Der dritte Tag
Am dritten Tag beschäftigt Gott sich weiter mit der Erde, und zwar mit den Wassern unterhalb der Ausdehnung, die bis dahin noch die ganze Erde bedeckten (V. 9). Gott sammelt sie an einen Ort. Damit bleibt das Meer ein zusammenhängendes Ganzes. Die Weltmeere, wie wir sie heute kennen, sind wahrscheinlich erst später entstanden. Die Erde, das Festland, kommt zum Vorschein, und zwar ebenfalls als ein zusammenhängendes Ganzes, als ein Kontinent.

Die Kontinentalverschiebung hat nach Ansicht vieler gläubiger Wissenschaftler erst zu einem viel späteren Zeitpunkt stattgefunden. Wer sich die Mühe macht und einen Globus betrachtet, sieht deutlich, daß beispielsweise die Kontinente Südamerika und Afrika zusammengehört haben können. Sie passen ziemlich genau ineinander. Die Kontinentalverschiebung hat möglicherweise erst als eine Folge der Sintflut stattgefunden. Ein Vers in 1. Mose 10 ermutigt uns zu dieser Auslegung: "Der Name des einen war Peleg [= Teilung], denn in seinen Tagen wurde die Erde verteilt [o. geteilt]" (V. 25). Die Übersetzer haben als Verständnishilfe für den Text als Fußnote zugefügt: "o. verteilte sich die Bevölkerung der Erde". Warum sollte die Bedeutung nicht einfach sein: "wurde die Erde geteilt"?

Gott gibt nun dem Trockenen und dem Wasser jeweils Namen: "Und Gott nannte das Trockene Erde, und die Sammlung der Wasser nannte er Meere [oder Weltmeer]. Und Gott sah, daß es gut war." Das trockene Festland ist zum Vorschein gekommen, und zwar mit all seinen Bergen, Tälern, Ebenen, Seen, Sümpfen, Strömen und Flüssen. Eine gewaltige Landschaft ist sichtbar geworden, allerdings gibt es noch keine Pflanzen und Bäume, geschweige denn Tiere und Menschen.

An diesem Tag spricht Gott zweimal. In Vers 11 gebietet Er der Erde, Gras hervorsprossen zu lassen, Kraut, das Samen hervorbringt, Fruchtbäume, die Frucht tragen nach ihrer Art (V. 12). Gras, Kraut und Fruchtbäume werden erwähnt. Damit nimmt das Wort Gottes eine Dreiteilung der gesamten Pflanzenwelt vor, wie sie für die Ernährung des Menschen und der Tiere von Bedeutung ist.

Das Wort "Gras" wird auch übersetzt mit "Grün". "Gras" dient hier als "Gattungsname" für alle Gräser und die blütenlosen Pflanzen. Das zweite sind die Kräuter, wobei hier unter Kraut die verschiedenen Staudengewächse, Gemüsearten und vor allem Getreide zu verstehen sind. Wir werden später sehen, daß Gott am sechsten Tag das "grüne Kraut" als Nahrung für die Tiere bestimmt und das "Kraut" für den Menschen. Den Hauptanteil unserer täglichen Nahrung bilden die Gemüse und die Getreideerzeugnisse, abgesehen von Fleisch, das Gott dem Menschen erst nach der Sintflut zur Nahrung gegeben hat (1. Mo 9). Drittens dienen die Baumfrüchte dem Menschen zur Speise.

Wenn wir den Schöpfungsbericht auf uns einwirken lassen, sehen wir, wie das, was Gott hier getan hat, auf einen bestimmten Punkt hinauslief. Gott bereitete die Erde zu als einen passenden Wohnort für den Menschen. Noch einmal: In Vers 1 wurde die Erde geschaffen. Ab Vers 3 wird die Erde zubereitet als Wohnort für den Menschen. Am dritten Tag wird das sehr deutlich. Nachdem nun die Erde sichtbar geworden ist, gebietet Gott der Erde, Pflanzen hervorzubringen. Die Beschreibung macht deutlich, daß das Ganze für den Menschen bestimmt ist. Das ist der Hauptgesichtspunkt des Schöpfungsberichts. Gott bereitet die Erde als Wohnort für den Menschen vor.

Bis Vers 10 gab es lediglich anorganische Materie. In Vers 11 sehen wir, wie Gott die Pflanzenwelt hervorbringt. Welch einen herrlichen Reichtum gibt es in der Pflanzenwelt! Wer verstehen darf, daß all das aus der Hand des Herrn Jesus hervorgegangen ist, der kann nur über Seine Schöpferherrlichkeit staunen.
Und wieder sieht Gott, daß es gut ist. Von diesem Tag heißt es zweimal, daß Gott sah, daß es gut war.

Der vierte Tag
Am vierten Tag macht Gott die Lichter. Ich möchte besonderen Nachdruck auf Vers 16 legen: "Gott machte die zwei großen Lichter." Vielleicht ist uns beim Lesen dieses Kapitels aufgefallen, daß wir hier abwechselnd das Wort "schaffen" und "machen" finden. Wir wollen diesen Unterschied beachten. "Machen" bedeutet nicht notwendigerweise, daß Gott etwas völlig Neues schafft, sondern auch, daß Er etwas, das vorhanden ist, zu einem bestimmten Zweck verändert oder zubereitet.

Beim Licht haben wir gesehen, daß Gott es gleichsam "herbeirief". Vom zweiten Tag lesen wir ebenfalls nicht, daß Gott "schuf". Nun macht Gott am vierten Tag die großen Lichter, und zwar Sonne und Mond. Ich denke, daß Sonne und Mond vorher schon da waren. Sie sind bereits in Vers 1 erschaffen worden. Doch jetzt bereitet Gott sie am vierten Tag für einen bestimmten Zweck zu: Die Sonne soll am Tage auf die Erde scheinen, und der Mond soll in der Nacht leuchten.

Machen und schaffen
Wenn Gott also schafft, bringt Er durch Sein Wort etwas völlig Neues zustande. Gott braucht zur Erschaffung keine Grundsubstanz. Darum heißt es in Vers 1: "Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde", und zwar durch Sein Wort. Da gab es überhaupt noch keine Materie. Die Materie ist eben nicht ewig. Das mag für manche Menschen ein unbehaglicher Gedanke sein. Gott hat aus dem Nichts geschaffen.

Wir greifen kurz voraus auf Vers 21, denn dort lesen wir, daß Gott die großen Seeungeheuer erschuf. Da schuf Gott wieder etwas völlig Neues, nämlich die beseelte Tierwelt. Zu der anorganischen Materie und der Pflanzenwelt kam das beseelte Leben hinzu. Daher werden die Tiere auch lebendige Seelen genannt.

In Vers 27 erschuf Gott zum drittenmal etwas völlig Neues. Dort geht es nämlich um die Erschaffung des Menschen. Der Mensch ist die Krone der Schöpfung, denn er hat nicht nur einen materiellen Leib und eine lebendige Seele, sondern Gott hat ihm den Geist eingehaucht. Das war etwas vollkommen Neues.

Sonne, Mond und Sterne
Hier in Vers 16 erfahren wir nun, daß Gott die beiden großen Lichter machte, indem Er sie für einen bestimmten Zweck zubereitete. Das hier in den Versen 14 und 15 mit "Lichter" übersetzte Wort ist im Hebräischen "Lichtträger". Sonne und Mond üben eine Funktion aus, indem sie Licht ausstrahlen, wenn auch auf völlig unterschiedliche Weise.

Wir kehren zurück zu Vers 14. Dort werden drei Funktionen genannt, die Sonne und Mond erfüllen:
1. sie scheiden den Tag von der Nacht bzw. das Licht von der Finsternis (V. 18)
2. sie sind zu Zeichen und zur Bestimmung von Zeiten und Tagen und Jahren
3. sie sollen auf die Erde leuchten.

Die Sonne leuchtet am Tag und der Mond in der Nacht. Außerdem sind die Gestirne zu Zeichen. Trifft das nur für Sonne und Mond zu? Die Sterne scheinen in diesen Versen vernachlässigt zu werden. Sie werden so ganz nebenbei erwähnt: "und die Sterne." Ob sie gar nicht an diesem Tag erschaffen worden sind? Ich nehme an, daß Gott sie in Vers 1 erschaffen hat. Sie werden hier nur so beiläufig genannt, weil die Hauptfunktion für den Tag und die Nacht von Sonne und Mond übernommen wurden. Und doch sind auch die Sterne zu Zeichen, zu Zeichen der Größe und Allmacht Gottes.

Sie seien zu Zeichen
Ich möchte an dieser Stelle einige Informationen weitergeben, die mich selbst sehr beeindruckt haben6. Sie vermitteln uns eine Vorstellung von der Herrlichkeit und Größe des Weltalls. Sonne, Mond und Sterne sind nämlich zuerst einmal Zeichen der Herrlichkeit und der Größe Gottes.

Unsere Milchstraße, das ist also die Galaxie, zu der unser "kleines" Sonnensystem gehört, hat mindestens 100 Milliarden Sterne. Wollte jemand nur diese Sterne zählen, und er würde in einer Sekunde 3 Sterne zählen, dann hätte er nach hundert Jahren erst den zehnten Teil gezählt. Das sind aber nur die Sterne unserer Milchstraße!

Man weiß heute, daß es Billionen von Milchstraßensystemen gibt. Manchmal kommen diese Milchstraßen gehäuft vor. Es gibt ein Milchstraßensystem namens Virgo, das sage und schreibe aus 2500 Milchstraßen besteht. Jetzt stelle man sich vor, daß jedes Milchstraßensystem tatsächlich 100 Milliarden Sterne hätte.

Man schätzt heute die Zahl der Sterne, soweit man sie überhaupt schätzen kann, auf 1025. Die schnellsten Computer können heute in der Sekunde 10 Milliarden Rechenoperationen durchführen. Wenn man die geschätzte Anzahl der bekannten Sterne zählen wollte, also 10 Milliarden Sterne pro Sekunde, würde man 30 Millionen Jahre benötigen! Diese Größenordnungen übersteigen natürlich jede Vorstellung.

All das hat Gott geschaffen: "Durch das Wort des HERRN sind die Himmel gemacht, und all ihr Heer durch den Hauch seines Mundes" (Ps 33,6) – allein durch ein Wort. Und der Schöpfer war unser Herr Jesus Christus, der einmal in großer Armut, Niedrigkeit und Bescheidenheit auf unserer kleinen Erde gelebt hat. Kann man sich das vorstellen? Wie groß muß der Schöpfer sein, der durch ein Wort das Weltall ins Dasein rief, wenn das Weltall schon so ungeheuer groß ist! Würde man die 1025 Sterne auf alle Menschen aufteilen, die augenblicklich auf der Erde leben (ca. 6 Milliarden Menschen), dann würden auf jeden Menschen fast 1,7 Billiarden Sterne fallen. 

Der Stern, der – außer der Sonne – der Erde am nächsten ist, ist der Fixstern Proxima Centauri. Er ist ungefähr 4,22 Lichtjahre entfernt. Wir würden während eines Menschenlebens niemals mit einem Raumschiff dorthin kommen. Das am weitesten entfernte uns bekannte Objekt ist der Quasar PKS 2000/330. Dieser Stern ist 13 Milliarden Lichtjahre entfernt, das sind 9,46 Billionen Kilometer x 13 Milliarden7.  Der absolut hellste Stern ist Eta-Carinae. Er ist viermillionenmal heller als die Sonne. Der größte uns bekannte Stern ist Alpha-Herkules. Er hat einen Durchmesser von 250 Milliarden Kilometern. Unser Sonnensystem würde einundzwanzigmal in diesen Stern hineinpassen.

Da denkt man unwillkürlich zurück an das bekannte Kinderlied: "Weißt du, wieviel Sternlein stehen an dem blauen Himmelszelt? ... Gott, der Herr, hat sie gezählet, daß ihm auch nicht eines fehlet an der ganzen großen Zahl." In Psalm 147 heißt es: "Der da zählt die Zahl der Sterne, sie alle nennt mit Namen. Groß ist unser Herr, und groß an Macht, seiner Einsicht ist kein Maß" (V. 4.5).

In Jesaja 40,25.26 lesen wir: "Wem denn wollt ihr mich vergleichen, dem ich gleich wäre? spricht der Heilige. Hebet zur Höhe eure Augen empor und sehet: Wer hat diese da geschaffen? Er, der ihr Heer herausführt nach der Zahl, ruft sie alle mit Namen: wegen der Größe seiner Macht und der Stärke seiner Kraft bleibt keines aus."

Wenn es in 1. Mose 1 heißt, daß Gott Sonne, Mond und Sterne an die Ausdehnung des Himmels setzte, so befinden sich die Lichter dort, gesehen aus der Sicht des menschlichen Betrachters. Obwohl die Sonne ein recht kleiner Stern ist und der Mond ein noch viel kleinerer Trabant, werden Sonne und Mond doch die großen Lichter genannt. Sie sind groß aus Sicht der Erdenbewohner. 
Gott selbst betrachtet nun das Schöpfungswerk dieses Tages, und wieder ist es sehr gut.

Intelligentes Leben auf anderen Planeten?
Immer wieder wird in den Medien die Frage diskutiert und auch manchmal von Christen gestellt, ob es nicht doch möglich ist, daß auch auf anderen Planeten – vielleicht in anderen Sonnensystemen – Menschen oder intelligente Wesen leben könnten. Abgesehen davon, daß der Schöpfungsbericht keinen Hinweis darauf enthält, haben wir eine Stelle in den Psalmen, die diese Frage eindeutig verneint: "Die Himmel sind die Himmel des HERRN, die Erde aber hat er den Menschenkindern gegeben" (115,16).

Der fünfte Tag
Gott gebietet, daß die Wasser vom Gewimmel lebendiger Wesen wimmeln sollen. "Wimmeln" bedeutet soviel wie "sich flink durcheinander bewegen". Nun tritt dynamisches, aktives Leben in Erscheinung. Die ersten lebendigen Wesen (oder Seelen) sind da. Besonders erwähnt werden die Seeungeheuer, hebr. tannin (wörtl. "die Langgestreckten"). Das sind möglicherweise die Meeressaurier und die Wale. Manche zählen auch die Krokodile dazu. Viele Arten von Fischen bevölkern nun das Meer.

Ebenfalls an diesem Tag erschafft Gott die Vögel. Die bunte Vogelwelt ist da. Zu den "Vögeln" gehören hier wohl auch die unterschiedlichsten Insekten mit Flügeln. Ihnen wird als Lebensraum die Ausdehnung des Himmels zugewiesen, das ist der atmosphärische Himmel.

Welch ein gewaltiges Schöpfungswerk Gottes, wenn wir an die große Anzahl der unterschiedlichen Meerestiere und die vielen Vögel und Insekten denken! Hat Gott sie nicht alle zur Freude des Menschen erschaffen? Was würde doch fehlen, wenn es keine Tiere auf dieser Erde gäbe!

Es fällt auf, daß Gott, nachdem Er in Vers 21 wieder festgestellt hat, daß alles gut war, zum ersten Mal segnet (V. 22). Er tut das im Blick auf die Vermehrung der Tiere, die normalerweise durch die Paarung geschieht. Die Fische sollen die Wasser in den Meeren füllen. Die Vögel sollen sich auf der Erde vermehren.

Der sechste Tag
Ein neuer und letzter Tag, an dem Gott erschafft, beginnt. Eng verknüpft mit der Erschaffung der Meerestiere und der Vögel ist nun die Erschaffung der Landtiere. Gott gebietet der Erde, lebendige Wesen hervorzubringen. Wieder finden wir, wie bei der Dreiteilung der Pflanzen am dritten Tag, nun eine Dreiteilung der Landtiere in Vers 24: "Vieh und Gewürm und Getier der Erde."

Zuerst wird das Vieh genannt, die zahmen, vierfüßigen Haustiere. Danach das Gewürm: das sind die Reptilien (von repere = kriechen), also die Kriechtiere, dann gehören die Insektenlarven dazu und die Würmer. Schließlich lesen wir von dem Getier der Erde, das ist das frei umherschweifende Wild. Eine prachtvolle Schöpfung entfaltet sich vor unseren Augen. Doch das Entscheidende fehlt noch, die Krone der gesamten Schöpfung: der Mensch.

Die Erschaffung des Menschen
An diesem sechsten Schöpfungstag spricht Gott zweimal, wie wir das bereits auch am dritten Tag gefunden haben. Es heißt hier, daß Gott sprach: "Lasset uns Menschen machen." In diesen Augenblicken nimmt die Menschheit ihren Anfang. Welch ein einzigartiger Augenblick. Auch jetzt spricht Gott. Doch Er gibt keinen allgemeinen Befehl, Er sagt auch nicht, daß die Erde (oder das Wasser) den Menschen hervorbringen soll. Nein, Gott spricht zuerst einmal zu sich selbst. Wie oft lesen wir im Alten Testament, daß Gott spricht: "Ich werde", oder "ich will". Doch hier sagt Er: "Lasset uns." Geht Gott mit sich selbst zu Rate?

Bei diesem Gespräch innerhalb der Gottheit handelt es sich weder um Überreste eines Vielgötterglaubens, wie uns manche glauben machen wollen, noch um die himmlische Hofhaltung Gottes, nämlich die Engel, wie die Juden meinten. Gibt es einen Zweifel daran, daß hier die Dreieinheit Gottes versteckt zutage tritt? Wußtest du schon, daß es in Prediger 12,1 wörtlich heißt: "Gedenke deiner Schöpfer [Mehrzahl] in den Tagen deiner Jugendzeit"?

Gott spricht zu sich selbst, und das in der Mehrzahl. Sicher haben wir in diesen Kapiteln in dem Namen Elohim bereits einen Hinweis auf die Dreieinheit Gottes. Dieser Name kommt übrigens dreiunddreißigmal in 1. Mose 1,1 bis 2,3 vor. Es ist der Name Gottes als souveräner Schöpfer.

Im Bild Gottes
Es heißt hier: "Lasset uns Menschen machen in unserem Bilde". Was ist das Bild Gottes? Weder der Ausdruck "Bild" noch der Ausdruck "Gleichnis", den wir gleich danach finden, bezieht sich auf die äußere Erscheinung des Menschen. Beide beschreiben die geistige Wesenheit des Menschen. Im allgemeinen Sprachgebrauch stellt ein Bild etwas vor, es vergegenwärtigt etwas. Wenn wir beispielsweise einen Besuch in Leipzig machen würden und bei einem Rundgang in der Innenstadt zur Thomaskirche kämen, so würden wir dort ein Standbild Johann Sebastian Bachs sehen. Nun könnte jemand ausrufen: "Das ist ja Bach!" Jeder weiß sofort, was gemeint ist. Natürlich ist das Standbild nicht Bach, wohl aber eine gute Abbildung. Diese Statue repräsentiert eben den großen Musiker Bach.

So ist das auch bei dem Menschen, den Gott erschaffen hat. Niemand kann Gott als Gott sehen; Er ist unsichtbar. Dennoch ist der Mensch das Bild Gottes, er repräsentiert Gott, und zwar vor der gesamten Schöpfung8. Gott ist der absolute Herrscher über das Weltall einschließlich der unsichtbaren Himmel mit all ihren Lebewesen. So sollte auch der Mensch alleiniger Herrscher über die Erde sein. In diesem Sinn repräsentiert er Gott. Er ist der Statthalter Gottes im Blick auf die irdische Schöpfung. In vollkommenem Sinn wird von dem Herrn Jesus in Kolosser 1,15 gesagt, daß Er "das Bild Gottes" ist. Er hat in einzigartiger Weise Gott vor uns Menschen repräsentiert und vergegenwärtigt. Er konnte das tun, weil Er zu gleicher Zeit Gott war, Gott, gepriesen in Ewigkeit (Röm 9,5), Gott, offenbart im Fleisch (1. Tim 3,16).

Nach dem Gleichnis Gottes
Gott hat den Menschen aber auch nach Seinem Gleichnis erschaffen. "Gleichnis" bezieht sich auf die Übereinstimmung und Ähnlichkeit des Menschen mit Gott. Die geistigen Eigenschaften des Menschen sind nämlich ein Schatten der Eigenschaften Gottes. "Gleichnis" bezieht sich unter anderem auch auf die Reinheit und Sündlosigkeit des Menschen vor dem Sündenfall. Gott hat den Menschen aufrichtig geschaffen (Pred 7,29). Wir würden zu weit gehen, wenn wir sagten, daß der Mensch heilig war wie Gott oder wie der Herr Jesus in Seiner Menschheit (vgl. Lk 1,35). Im Neuen Testament werden allerdings die Gläubigen,  die durch das Blut Christi gewaschen und für Gott abgesondert sind, sehr oft "Heilige" genannt. Sie haben durch das neue Leben und den innewohnenden Heiligen Geist eine innere Kraft, das Böse zu meiden und abzustoßen9.

Welch eine erhabene Schöpfung Gottes ist doch der Mensch! Er ist als das moralische Ebenbild Gottes und als Repräsentant Gottes gegenüber der sichtbaren Schöpfung erschaffen worden. Der Mensch ist wirklich die Krone der irdischen Schöpfung Gottes. Sollten wir Gott als unserem Schöpfer nicht täglich dafür danken, daß Er uns auf eine wunderbare Weise erschaffen hat (vgl. Ps 139,13-16)? Gefallene Menschen sind dazu nicht in der Lage, doch wollen wir es als erlöste Menschen nicht tun?

Die Tatsache, daß der Mensch in vollkommener Weise aus der Hand Gottes hervorgegangen ist, macht die besondere Würde und Erhabenheit des Menschen aus. Sind wir uns dessen immer bewußt? Der Mensch ist eben nicht das Produkt einer jahrtausend- (oder jahrmillionen-) langen Entwicklung.

Schauen wir nicht hin und wieder mit Verachtung auf bestimmte Menschen? Selbst der gefallene Mensch trägt noch das Bild Gottes. Wir sollten jedem Menschen als Geschöpf Gottes mit Ehrerbietung begegnen. Wer einen Menschen verachtet, verachtet damit letztlich den Schöpfer. Der Apostel Petrus schreibt in seinem ersten Brief in Kapitel 2: "Erweist allen [Menschen] Ehre" (V. 17).

Wir wollen auch beachten, daß Gott den Menschen, Mann und Frau, als eine feste Einheit erschaffen hat. In 1. Mose 5,2 werden sie zusammen Mensch genannt. Bedeutet das nicht, daß Adam und Eva zusammen einen Menschen bildeten? In 1. Mose 2 werden wir sehen, daß sie ein (oder: zu einem) Fleisch wurden. Es führt jetzt zu weit, ausführlich auf die vorbildliche Bedeutung dieses Kapitels einzugehen, dennoch können wir nicht anders, als darauf hinzuweisen, daß Adam ein Vorbild von Christus ist. In Epheser 5 sagt der Apostel Paulus, daß das Geheimnis der Einheit von Mann und Frau ein Bild ist von Christus und Seiner Gemeinde (Versammlung, Kirche). 

Nun segnet Gott auch den Menschen (V. 28). Danach macht Gott Adam und Eva vertraut mit den Aufgaben, die Er für sie vorgesehen hat. Die nun folgenden fünf Aufforderungen ergehen an Mann und Frau gemeinsam. Sie erfüllen diese Aufgaben in einem Team, wobei der Mann letztlich die Führung hat, denn Eva ist Adam ja als eine Hilfe gegeben. Wir werden das in Kapitel 2 noch sehen.

Welche Aufträge gibt Gott hier Adam und Eva?
1. Erstens sollen sie fruchtbar sein. Das bezieht sich hier zuerst einmal auf die natürliche Vermehrung des Menschen, doch dürfen wir darüber hinaus nicht daran denken, daß wir berufen sind, Frucht für Gott zu bringen? Um diese Frucht bemüht sich Gott bei den Menschen.

2. Sie sollten sich zweitens vermehren. Wo Leben ist, nimmt dieses Leben zu, ob nun durch Vermehrung oder durch Wachstum oder Ausdehnung. Kennen wir die geistliche Vermehrung? Ist es uns zum Beispiel ein Anliegen, daß wir Menschen zum Herrn führen und daß sie geistlich wachsen und wieder andere zum Herrn führen?

3. Der dritte Auftrag lautet: "Füllt die Erde." Diesem Auftrag Gottes ist der Mensch nachgekommen. Heute gibt es etwa 6 Milliarden Menschen auf der Erde. Wir könnten in übertragener Bedeutung hinzufügen: Füllt meinen Himmel! Welch ein Vorrecht ist es für Eltern, wenn sie Kinder für den Herrn erziehen dürfen!

4. Als nächstes lesen wir, daß Adam und Eva sich die Erde untertan machen sollten. Gott setzte damit die beiden als Haupt über die gesamte irdische Schöpfung. Ist das nicht die liebevolle Zuwendung zu allen Lebewesen, die Gott den ersten Menschen unterstellt hat? Adam und Eva bildeten zusammen das Haupt der Schöpfung. Gott hat ihnen alles unterstellt, damit sie für alles sorgen würden.

5. Und die letzte Aufforderung lautet: "Und herrscht über die Fische des Meeres und über das Gevögel des Himmels und über alles Getier, das sich auf der Erde regt." Herrschaft im positiven Sinn ist die Aufrechterhaltung der göttlichen Ordnung. In Kapitel 2 werden wir sehen, wie Adam diese Herrschaft ausübte, als er allen Tieren Namen gab.

In den beiden vorletzten Versen dieses Kapitels erfahren wir, daß Gott dem Menschen das Kraut und die Baumfrüchte zur Speise gab und den Tieren das grüne Kraut. Menschen haben vor der Sintflut kein Fleisch verzehrt. Erst in 1. Mose 9,3 heißt es, daß Gott alles in die Hände des Menschen gegeben hat und daß alles, was sich regt, was da lebt, ihm zur Speise dienen sollte10.

Abschließend betrachtete Gott nun das ganze Werk dieser sechs Tage: "Und siehe, es war sehr gut." Damit ist das Schöpfungswerk Gottes, wie es hier beschrieben wird, beendet. Gott hatte nicht nur einen Plan, all das zu schaffen, was wir in diesem Kapitel gefunden haben, Er hatte auch Freude an allem, was Er geschaffen hatte. Mit Befriedigung stellte Er fest, daß alles sehr gut war.

Gott ruht am siebten Tag
"So wurden vollendet der Himmel und die Erde und all ihr Heer." Die Schöpfung ist in vollkommener Harmonie mit Gott. Es ist dem Schöpfungswerk Gottes nichts hinzuzufügen, wie der Prediger in Kapitel 3,14 sagt. Die Schöpfung Gottes zeichnet sich durch eine große Mannigfaltigkeit an Himmelskörpern, an Pflanzen und an allen möglichen Tieren aus. Und alles ist so geschaffen, daß die Erde einen optimalen Aufenthaltsort für den Menschen bildet.

So ruhte Gott jetzt nach vollbrachtem Werk. Es blieb nur noch übrig, daß Gott den siebten Tag segnete und ihn heiligte. Der siebte Tag, später Sabbat genannt (2. Mo 16), nimmt eine besondere Stellung innerhalb der Tage ein. Hier finden wir das erste Mal den Begriff der Heiligung. Gott sonderte den siebenten Tag für einen speziellen Zweck ab, nämlich als einen Tag der Ruhe und der Freude des Menschen an der vollbrachten Arbeit. Darin liegt wieder eine tiefe Weisheit verborgen. Wir Menschen brauchen nach einer Zeit der Arbeit eine Zeit der Ruhe und der Entspannung, die wieder zu erneuter Freude an der Arbeit führt.

Hat der Mensch vor dem Sündenfall auch den Sabbat gefeiert? Die Schrift berichtet nichts darüber.
Wie lange wird Gott sich an dieser Ruhe und Seiner Schöpfung erfreuen können?

Der Mensch und sein Umfeld - ein zweiter Schöpfungsbericht (1. Mose 2)?
Vor kurzem erzählte ein Mädchen in der Jugendstunde bei uns zu Hause, daß die Klasse gerade im Religionsunterricht 1. Mose 2 durchgenommen hätte und die Lehrerin gesagt habe, daß es in diesem Kapitel um einen völlig anderen Schöpfungsbericht gehe als in 1. Mose 1. Vielleicht sind wir ebenfalls schon einmal mit dieser Aussage konfrontiert worden. Was geben wir dann als Antwort? Wir wollen uns unter anderem jetzt auch mit dieser Frage beschäftigen: Handelt es sich hier um einen völlig anderen Bericht oder um eine Ergänzung zu Kapitel 1? 

Eins ist jedenfalls klar, daß die Kenntnis von Kapitel 1 vorausgesetzt wird, wenn wir Kapitel 2 lesen. Um es gleich vorweg zu sagen, ich glaube, daß von Vers 5 ab die Erschaffung von Adam und Eva gleichsam noch einmal mit Lupenvergrößerung betrachtet wird.

Einteilung des Kapitels
In diesem Kapitel hier wird uns gezeigt, in welche Beziehungen Gott den Menschen gestellt hat. Ich schlage folgende grobe Einteilung dieses Kapitels vor:

1. das Verhältnis des Menschen zu Gott, was aus der genauen Beschreibung der Erschaffung Adams hervorgeht (diese Beschreibung ist ausführlicher als in Kapitel 1) (V. 4-7)
2. das Verhältnis des Menschen zu der Schöpfung, die ihn umgibt – die Bildung des Gartens Eden – Adam wird in den Garten gesetzt (V. 8-20)
3. das Verhältnis Adams zu seiner Frau – die Erschaffung Evas (V. 21-25)

Der Doppelname "Gott der HERR"
Was uns auffällt und was oft als Argument dafür gebraucht wird, daß es sich hier um einen zweiten Schöpfungsbericht handle, ist die Tatsache, daß wir ab Vers 4 den Namen "Gott der HERR" finden. Darin unterscheidet sich dieser Bericht tatsächlich von dem Bericht in Kapitel 1, denn dort haben wir den Namen "Gott" (hebr. Elohim) dreiunddreißigmal gefunden. Elohim ist Gott in Seiner Absolutheit als Schöpfer. In Kapitel 2 finden wir elfmal den Namen "Gott der HERR". Wenn ich an den Namen HERR denke, kommt in meinem Herzen immer eine besondere Saite zum Klingen. Es gibt französische Bibelübersetzungen, die diesen Namen Gottes mit "Eternel" wiedergeben, das heißt "der Ewige". 

HERR bedeutet "der Unwandelbare, der Immer-Seiende". Das ist ein Gott, der niemals Seine Absichten und Pläne ändert, der sich immer treu bleibt, und das besonders in Seiner Beziehung zu dem Menschen. Es ist nicht ohne Absicht, daß der Geist Gottes, der Mose inspiriert hat, diesen Namen hier so oft gebraucht. Wie töricht ist die Behauptung, der Bericht in Kapitel 2 stamme aus einer anderen Quelle, bloß weil ein anderer Name Gottes gebraucht wird. Eine solche Erklärung ist bloßes Kinderspiel. Ganz im Gegenteil, dieser andere Name Gottes ist geradezu ein Beweis für die göttliche Inspiration dieses Abschnitts.

Dieser majestätische, erhabene Schöpfer-Gott ist zugleich der HERR, der sich in Liebe zu uns Menschen herabneigt. Es ist auffallend, daß Gott sich selbst zuerst in 1. Mose 15,7 mit dem Namen HERR nennt. Gott sagt dort zu Abraham: "Ich bin der HERR, der dich herausgeführt hat aus Ur in Chaldäa." Hier wird die Bedeutung dieses Namens sehr klar. Abraham hat es mit einem Gott zu tun, der erhaben im Himmel thront und der sich zugleich zu einem einzelnen Menschen herniederbeugt und zu ihm darüber spricht, daß Er ihn herausgeführt hat. Gott ist ein Heiland-Gott. Das wird noch klarer, wenn wir das 2. Buch Mose aufschlagen, das Buch der Erlösung, wo Gott sich einem ganzen Volk zuwendet, um dieses Volk durch mächtige Wunder und Taten aus Ägypten herauszuführen.

Als Gott sich Mose zu erkennen gab, sprach Er ihn mit den Worten an: "'Ich bin' hat mich zu Euch gesandt ... Also sollst du zu den Kindern Israel sagen: Der HERR, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs, hat mich zu euch gesandt. Das ist mein Name in Ewigkeit, und das ist mein Gedächtnis von Geschlecht zu Geschlecht" (2. Mo 3,14.15). Der HERR, ein Gott, der ein ganzes Volk erlöst.

Der Name "Jesus"
Es ist nicht von ungefähr, daß unser Erlöser den Namen Jesus trägt, denn Jesus ist die griechische Übersetzung des Namens Josua, oder, wenn man ihn vollständig ausspricht, Jehoschua. Wir lesen in 2. Mose 17,8.9: "Und es kam Amalek und stritt wider Israel in Rephidim. Und Mose sprach zu Josua [Fußnote: hebr. Jehoschua: der HERR ist Rettung (griech. Jesus)] ... " "Jesus" heißt also "der HERR ist Rettung". Die Bedeutung des hebr. Namens "JHWH" ist also in dem Namen des Herrn Jesus enthalten: Jesus, der Heiland der Welt, der sich in beispielloser Liebe und Erniedrigung dem Menschen zugewandt hat. So finden wir hier in der Namensnennung "Gott der HERR" einen Schlüssel zum besseren Verständnis dieses Berichts. Mose beschreibt Gott als den HERRN, der sich besonders mit dem Menschen beschäftigt.

Die Geschichte des Himmels und der Erde

Doch nun stoßen wir auf zwei Verse, die nicht leicht zu verstehen und auch nicht einfach auszulegen sind. Wir wollen uns den Text genau ansehen: "Dies ist die Geschichte des Himmels und der Erde, als sie geschaffen wurden, an dem Tage, da Gott der HERR Erde und Himmel machte, und ehe alles Gesträuch des Feldes auf der Erde war, und ehe alles Kraut des Feldes sproßte; Gott der HERR hatte nicht regnen lassen auf die Erde, und kein Mensch war da, um den Erdboden zu bebauen" (V. 4.5). Manche verstehen es so, daß der Satzteil "Dies ist die Geschichte des Himmels und der Erde, als sie geschaffen wurden" noch zu dem vorhergehenden Bericht gehört12. Man kann den Ausdruck "Geschichte" auch so verstehen, daß damit die folgende "Geschichte" oder "Geschichtsschreibung" gemeint ist, nämlich das, was mit Himmel und Erde einschließlich des Menschen weiterhin geschehen ist. So lesen wir beispielsweise in 1. Mose 6, daß Mose die Geschichte Noahs berichtet: "Dies ist die Geschichte Noahs: Noah war ein gerechter, vollkommener Mann unter seinen Zeitgenossen; Noah wandelte mit Gott. Und Noah zeugte drei Söhne: Sem, Ham und Japhet" usw. (V. 9.10). Dann folgt eine ausführliche Beschreibung des weiteren Lebens des Noah und seiner Söhne (nicht der Geburt Noahs, denn die wird bereits in Kapitel 5 erwähnt). In diesem Sinn finden wir also ab Kapitel 2,4 eine Beschreibung dessen, was weiterhin mit Himmel und Erde geschehen ist, nämlich in Kapitel 2 die ausführliche Beschreibung der Erschaffung des Menschen, dann in Kapitel 3 den Sündenfall und in Kapitel 4 die Geburt der ersten Kinder Adams und Evas usw. Das alles hat sich weiter entwickelt aus dem, was Gott gemacht hat. Diese Geschichte wird hier beschrieben.

An dem Tage
Dann heißt es in der Mitte von Vers 4: "An dem Tage, da Gott der HERR Erde und Himmel machte." Den Ausdruck "an dem Tage" könnte man als einen Gegensatz zu Kapitel 1 verstehen. Man kann ihn aber genausogut mit "zur Zeit" übersetzen (Menge). Himmel und Erde und alles, was auf ihr ist, sind ja nicht an einem Tag erschaffen worden, sondern an sechs Tagen.

Ehe alles ...
Im nächsten Vers heißt es dann weiter: "Und ehe alles Gesträuch des Feldes auf der Erde war, und ehe alles Kraut des Feldes sproßte." Hier geht es nicht um einen Zeitpunkt vor der Erschaffung von Gesträuch und Kraut. Die Pflanzenwelt kam am dritten Tag zum Vorschein (1. Mose 1,11.12), als Gott zu der Erde sprach. Es geht darum, daß das Gesträuch des Feldes noch nicht "war" oder "geworden war" im Sinn von "gewachsen war". Wir wollen auch beachten, daß es das "Gesträuch des Feldes" ist, und nicht "der Erde", das ist ein bedeutender Unterschied. Ein Feld ist "bebaute, kultivierte Erde." Weiter heißt es: "Und ehe alles Kraut des Feldes sproßte". Hier wird es eigentlich noch deutlicher. Zum Wachsen und Sprossen von Gesträuch und Kraut (diverse Gemüse- und Getreidesorten) ist es erforderlich, daß die Pflanzen kultiviert werden. Es geht also hier darum, daß Gesträuch und Kraut noch nicht kultiviert waren. Zur Kultivierung von Pflanzen sind nämlich zwei entscheidende Dinge nötig: Man braucht erstens Feuchtigkeit und zweitens Menschen, die die Arbeit verrichten. Beides gab es noch nicht. "Denn Gott der HERR hatte nicht regnen lassen auf die Erde, und kein Mensch war da, um den Erdboden zu bebauen." Somit sehen wir deutlich, daß diese wenigen Verse überhaupt keinen Widerspruch zu 1. Mose 1 bilden, sondern eine genaue Ergänzung sind. Sie führen den Gedanken weiter und zeigen uns, was Gott weiterhin getan hat.

Ein Dunst stieg auf
"Ein Dunst aber stieg auf von der Erde und befeuchtete die ganze Oberfläche des Erdbodens." Wenn es auch bisher nicht geregnet hatte, so heißt das nicht, daß die Pflanzen, die am dritten Tag zum Vorschein kamen, ohne Wasser waren. Durch den aufsteigenden Dunst war genügend Feuchtigkeit vorhanden. Aufgrund dieser Stelle allerdings den Schluß zu ziehen, es habe bis zur Flut nicht geregnet – was manche annehmen –, erscheint uns gewagt, auch wenn die Bibel nicht ausdrücklich von Regen vor der Flut berichtet. Es gibt in diesem Zusammenhang einen bemerkenswerten Vers in Hiob 36, wo Elihu von Gott sagt: "Denn er zieht Wassertropfen herauf; von dem Dunst, den er bildet, träufeln sie als Regen, den die Wolken rieseln und tropfen lassen auf viele Menschen" (V. 27.28). Das ist übrigens die einzige Stelle, wo dasselbe hebr. Wort für "Dunst" sonst noch im Alten Testament vorkommt.

Die Bildung des Menschen
"Und Gott der HERR bildete den Menschen, Staub von dem Erdboden, und hauchte in seine Nase den Odem des Lebens; und der Mensch wurde eine lebendige Seele" (V. 7). Der Mensch, Adam, wurde erschaffen, indem Gott in ihn hauchte. Man braucht sich das nicht so vorzustellen, daß Gott zuerst einmal den Körper Adams aus Staub oder Lehm gebildet und dann in ihn gehaucht hätte. Die Erschaffung Adams hat in einem denkbar kurzen Augenblick stattgefunden.

Unser Leib ist ein materieller Leib, Staub vom Erdboden. Öfter lesen wir in Gottes Wort, daß wir Staub sind (1. Mo 3,19; 18,27; Ps 103,14; Pred 12,7; 1. Kor 15,47-49). Staub erinnert uns an die Vergänglichkeit unseres menschlichen Daseins. Jeder Mensch kehrt früher oder später zum Staub zurück, es sei denn, daß er zu denen gehört, die verwandelt und entrückt werden, wenn der Herr Jesus wiederkommt, um all die Seinen zu sich in den Himmel aufzunehmen. Übrigens gab es zur Zeit des Alten Testaments bereits zwei Menschen, die ebenfalls entrückt worden sind: Henoch (1. Mo 5,24; Heb 11,5) und Elia (2. Kön 2,1).

Adam wurde eine lebendige Seele, indem Gott in ihn hauchte. Das ist das Außergewöhnliche an der Erschaffung des Menschen, völlig unterschieden von der Bildung der Tiere. Das unterstreicht die Erhabenheit des Menschen als Haupt der gesamten Schöpfung. Obwohl die Bibel nicht wortwörtlich von der Unsterblichkeit der Seele spricht, finden wir hier die Grundlage dafür, daß die Seele eines Menschen in Ewigkeit nicht sterben wird. Sterblich ist allein der Leib des Menschen; Seele und Geist des Menschen können nicht sterben. Das entspricht dem gesamten Zeugnis der Bibel.

Der Garten Eden
Nachdem Gott nun den Menschen geschaffen hatte, pflanzte Er einen Garten in Eden. Andere Übersetzungen verwenden für diesen Garten das von einem persischen Wort abstammende Wort "Paradies". Dorthin setzte Er den Menschen, den Er gebildet hatte. Obwohl die Pflanzen bereits einige Tage früher gebildet worden waren, bereitete Gott offensichtlich erst am sechsten Tag, dem Tag der Erschaffung des Menschen, diesen Garten: "Und Gott der HERR ließ aus dem Erdboden allerlei Bäume wachsen, lieblich anzusehen und gut zur Speise" (V. 9).

Der Garten zeichnet sich durch eine Vielfalt an Bäumen aus, behangen mit den wohlschmeckendsten Früchten. Welch ein Anblick ist das! Wenn Gott etwas gibt, gibt Er immer sehr reichlich. Gott gibt niemals kärglich. Wir haben einen Gott, der den Menschen liebhat und ihm nur das Beste gibt. Die Bäume sind mit ihren Früchten schön anzusehen. Gott hat Sinn für Schönheit. Er ist es auch, der das Bedürfnis nach Schönheit in den Menschen hineingelegt hat. Welch eine Pracht ist allein ein reifender gelber Apfel, der sich allmählich in rot verfärbt. Wenn wir es doch wieder lernten, über all die Schönheiten zu staunen. Wir wollen uns die Augen öffnen lassen für die Herrlichkeiten der Natur, und das sind nicht nur die eindrucksvollen erhabenen Dinge, sondern auch die vielen kleinen Dinge, die wir oft übersehen. Gott offenbart etwas von Seiner Erhabenheit in der Schöpfung, in dem riesigen Weltall. Doch Er offenbart Seine Herrlichkeit genauso in den kleinen Dingen. Häufig spricht die Bibel über die kleinen Tiere als Beispiele der Weisheit Gottes.

Keine Schneeflocke gleicht der anderen. Kein Grashalm ist dem anderen gleich. Es gibt keine zwei Blätter auf der Erde, die exakt gleich sind. Es gibt unter den nahezu sechs Milliarden Menschen keine zwei Menschen, die genau gleich sind.

Gott hat alles schön gemacht, es ist herrlich aus Seiner Hand hervorgegangen. Hier hat Er diesen prächtigen Garten gemacht, ein hervorragendes Fleckchen auf der an sich bereits schönen Erde. Die Früchte waren sicherlich ebenso gesund, wie sie schön aussahen.

Zwei bedeutende Bäume
Fast beiläufig heißt es nun: "Und den Baum des Lebens in der Mitte des Gartens, und den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen" (V. 9). Wir wollen schon jetzt beachten, daß der Baum des Lebens in der Mitte des Gartens stand. Dieser Punkt spielt eine wichtige Rolle in dem Gespräch zwischen der Schlange und Eva. Von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen wird nicht gesagt, wo er sich befand.

In der Mitte des Gartens ist der Baum des Lebens. Dieser Baum, der buchstäblich in der Mitte des Gartens stand, ist zugleich ein bedeutungsvolles Symbol reichen Lebens. Gott schenkt nicht nur Leben, sondern Er segnet es auch (vgl. 1. Mo 1,22.28). Der zentrale Punkt des Gartens war dieser Baum des Lebens. In Gottes Wegen mit dem Menschen stehen Seine Segensabsichten zentral. Es besteht wohl kein Zweifel daran, daß es Gottes Absicht war, daß Adam und Eva immer wieder von dem Baum des Lebens hätten essen sollen, und zwar zur beständigen Erfrischung ihres natürlichen Lebens.

Doch da stand auch noch ein anderer Baum im Garten Eden, der Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen. Wir werden bei der Betrachtung der Verse 16 und 17 noch auf diesen Baum zurückkommen.

Ein Strom – vier Flüsse
Vorher wird in den Versen 10-14 ein Strom beschrieben, der im Paradies entsprang und zuerst einmal den Garten bewässerte. Dann teilte sich dieser Strom in vier Flüsse. Gott wollte von hier aus, von dem Garten aus, die ganze Erde segnen. Wasser ist lebensnotwendig für den Erhalt alles Lebens.

Die Zahl "vier" ist in der Bibel ein Symbol für die Vollständigkeit der irdischen Schöpfung. Sehr oft lesen wir in Gottes Wort von der "Vier". Hier finden wir diese Zahl zum ersten Mal. Ich erinnere nur an die vier Himmelsrichtungen, die vier "Ecken der Erde" (Offb 7,1; 20,8). Gerade im Buch der Offenbarung kommt die Zahl sehr häufig vor. Es ist nicht von ungefähr, daß das Leben des Herrn Jesus auf der Erde in vier Evangelien beschrieben wird. Die Zahl "vier" ist irdische Vollständigkeit.

Hier ergießt sich dieser Strom gleichsam in alle vier Himmelsrichtungen. Es war Gottes Absicht, von dem Garten aus die gesamte irdische Schöpfung in den Segen einzubeziehen.  In der Zukunft, im Tausendjährigen Reich, wird es so sein, daß aus der unmittelbaren Gegenwart Gottes, aus dem neuen Tempel, ein Strom des Lebenswassers hervorkommen wird. Wir finden eine ausführliche Beschreibung dieses Stromes in Hesekiel 47. Später wird sich dieser Fluß in zwei Flüsse teilen, wovon der eine in das Tote Meer fließen wird, das dadurch gesund wird, und der andere ins Mittelmeer, wodurch gleichsam die ganze Erde "genesen" wird. In Hesekiel 47,9 wird dieser Strom "Doppelfluß" genannt. Es ist der Mühe wert, sich einmal mit diesem Doppelfluß in Hesekiel 47 zu beschäftigen (siehe dazu auch Sacharja 14,8).

Auch in Verbindung mit dem neuen Jerusalem lesen wir in Offenbarung 22 von einem Lebensstrom: "Und er zeigte mir einen Strom von Wasser des Lebens, glänzend wie Kristall, der hervorging aus dem Thron Gottes und des Lammes. In der Mitte ihrer Straße und des Stromes, diesseits und jenseits, war der Baum des Lebens, der zwölf Früchte trägt und jeden Monat seine Frucht gibt; und die Blätter des Baumes sind zur Heilung der Nationen" (V. 1.2). Wir befinden uns zu diesem Zeitpunkt ebenfalls in der Zeit des Tausendjährigen Friedensreiches, weil in diesen Versen von "Nationen" die Rede ist, die es im ewigen Zustand nicht mehr geben wird. In der Metropole der himmlischen Regierung, die zum Segen der Erde ausgeübt wird, spielt dieser Lebensstrom also ebenfalls eine wicht