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Diese »Jesus-Biographie« besteht aus den Berichten von vier Männern, die seine Freunde und Zeitgenossen waren. Zwei von ihnen haben unmittelbar mit ihm gefeiert und gelitten. Sie waren dabei, als er Menschen half und als er sich mit Gegnern auseinandersetzte. Sie lernten ihn kennen in seinen großen öffentlichen Erfolgen und in seiner zermürbenden Einsamkeit. Alle vier Berichterstatter haben als Zeitgenossen nach genauen Recherchen über diesen Jesus von Nazareth geschrieben. Die Rede ist von den vier Evangelisten des Neuen Testaments.
Was sie in vier Berichten veröffentlichten, wird in diesem Buch zu einer einzigen »Biographie« zusammengefasst. In chronologischer Reihenfolge finden Sie hier in der Zusammenschau das Leben des Nazareners, der wie kein anderer die Welt-und Geistesgeschichte geprägt hat.
VORBEREITUNG ZUM DIENST
Johannes der Tdufer, Jesu Wegbereiter
Dies ist der Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, dem Sohn Gottes. Es war im fünfzehnten Jahr der Regierung des Kaisers Tiberius; Pontius Pilatus war Gouverneur von Judäa, Herodes regierte als Tetrarch in Galiläa, sein Bruder Philippus in Ituräa und Trachonitis, Lysanias in Abilene; Hohepriester waren Hannas und Kajafas.
Da bekam Johannes, der Sohn des Zacharias, in der Wüste von Gott seinen Auftrag. Johannes war von Gott gesandt. Er kam als Zeuge; sein Auftrag war es, als Zeuge auf das Licht hinzuweisen, damit durch ihn alle daran glauben. Er selbst war nicht das Licht; sein Auftrag war es, auf das Licht hinzuweisen. Der, auf den er hinwies, war das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet - das Licht, das in die Welt kommen sollte.
Johannes der Täufer trat in der Wüste von Judäa auf. Er durchzog die ganze Jordangegend und rief die Menschen dazu auf, umzukehren und sich taufen zu lassen, um Vergebung der Sünden zu empfangen. Er verkündete: »Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe.<'
Johannes war der, von dem der Prophet Jesaja sagt Ich sende meinen Boten vor dir her; er wird dein Wegbereiter sein. (Mal 3,1)
Hört, eine Stimme ruft in der Wüste:
»Bereitet dem Herrn den Weg!
Ebnet seine Pfade!«
Jedes Tal soll aufgefüllt und jeder Berg und jeder Hügel abgetragen werden. Krumme Wege müssen begradigt und holprige eben gemacht werden. Und die ganze Welt soll das Heil sehen, das von Gott kommt. (Jes 40,3-5)
Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaar und um seine Hüften einen Ledergürtel; Heuschrecken und wilder Honig waren seine Nahrung. Die Einwohner Jerusalems sowie die Bevölkerung von ganz Judäa und von der gesamten Jordangegend gingen zu ihm in die Wüste; sie bekannten ihre Sünden und ließen sich im Jordan von ihm taufen.
Es kamen auch viele Pharisäer und Sadduzäer zu Johannes, um sich taufen zu lassen. Zu ihnen sagte er: »Ihr Schlangenbrut! Wer hat euch auf den Gedanken ge-bracht, ebracht, ihr könntet dem kommenden Gericht entgehen? Bringt Früchte, die zeigen, daß es euch mit der Umkehr ernst ist, und denkt nicht im stillen: >Wir haben ja Abraham zum Vater!< Ich sage euch: Gott kann Abraham aus diesen Steinen hier Kinder erwecken. Die Axt ist schon an die Wurzel der Bäume gelegt, und jeder Baum, der keine guten Früchte bringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen.«
Da fragten ihn die Leute: »Was sollen wir denn tun?« Johannes gab ihnen zur Antwort: '>Wer zwei Hemden• hat, soll dem eins geben, der keines hat. Und wer etwas zu essen hat, soll es mit dem teilen, der nichts hat.«
Auch Zolleinnehmer kamen, um sich taufen zu lassen; sie fragten ihn: >'Meister, was sollen wir tun?« Johannes erwiderte: »Verlangt nicht mehr von den Leuten, als festgesetzt ist.«
»Und wir«, fragten einige Soldaten, '>was sollen wir denn tun?« Er antwortete: »Beraubt und erpreßt niemand, sondern gebt euch mit eurem Sold zufrieden!«
Das Volk war voll Erwartung, und alle fragten sich, ob Johannes etwa der Messias sei. Doch Johannes erklärte vor allen: »Ich taufe euch mit Wasser als Bestätigung für eure Umkehr. Aber nach mir kommt einer, der stärker ist als ich; ich bin es nicht einmal wert, mich zu bük-ken und ihm die Riemen seiner Sandalen zu lösen. Der, der nach mir kommt, ist größer als ich, denn er war schon vor mir da. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. Er hat die Worfschaufel in der Hand und wird damit die Spreu vom Weizen trennen. Den Weizen wird er in die Scheune bringen, die Spreu aber wird er in nie erlöschendem Feuer verbrennen.« Mit diesen und noch vielen anderen ernsten Worten verkündete Johannes dem Volk die Botschaft Gottes.
30
Die Taufe Jesu
Unter all den vielen, die sich in jener Zeit von Johannes taufen ließen, war auch Jesus von Nazaret in Galiläa. Auch er kam zu ihm, um sich im Jordan von ihm taufen zu lassen.
Johannes wehrte sich entschieden dagegen: '>Ich hätte es nötig, mich von dir taufen zu lassen, und du kommst zu mir?« Aber Jesus gab ihm zur Antwort: »Laß es für diesmal geschehen! Es ist richtig so, denn wir sollen alles erfüllen, was Gottes Gerechtigkeit fordert.« Da willigte Johannes ein.
Als Jesus nach seiner Taufe aus dem Wasser stieg und betete, sah er, wie der Himmel aufriß und der Geist Gottes in sichtbarer Gestalt wie eine Taube auf ihn herabkam. Und aus dem Himmel sprach eine Stimme: »Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Freude.«
Jesus war ungefähr dreißig Jahre alt, als er anfing, öffentlich zu wirken.
Die Versuchung Jesu
Erfüllt mit dem Heiligen Geist, verließ Jesus die Jor-dangegend. Er wurde vom Geist gedrängt, in die Wüste hinausugehen, weil er dort vom Teufel versucht werden sollte. Vierzig Tage blieb er, vom Geist geführt, in der Wüste und wurde vom Satan versucht. Während jener ganzen Zeit - vierzig Tage und vierzig Nächte - aß er nichts, so daß er am Ende sehr hungrig war.
Da trat der Versucher an ihn heran und sagte: »Wenn du Gottes Sohn bist, dann befiehl, daß diese Steine hier zu Brot werden!« Aber Jesus gab ihm zur Antwort: »Es heißt in der Schrift: Der Mensch lebt nicht nur von Brot, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt.« (5. Mose 8,3)
Daraufhin führte der Teufel ihn nach Jerusalem, in die Heilige Stadt, stellte ihn auf einen Vorsprung des Tempeldaches und sagte: »Wenn du Gottes Sohn bist, dann stürz dich von hier hinab! Denn es heißt in der Schrift:
Er wird seine Engel schicken, damit sie dich behüten.
Sie werden dich auf ihren Händen tragen,
damit du mit deinem Fuß nicht an einen Stein stößt.« (Ps 91, 11-12)
Jesus erwiderte: »In der Schrift heißt es aber auch: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht herausfordern!« (5. Mose 6,16)
Schließlich führte der Teufel ihn auf einen sehr hohen Berg, zeigte ihm in einem einzigen Augenblick alle Reiche der Welt mit ihrer Herrlichkeit und sagte: »Alle diese Macht und Herrlichkeit will ich dir geben. Denn mir ist das alles übergeben, und ich gebe es, wem ich will. Du brauchst dich nur vor mir niederzuwerfen und mich anzubeten, und alles gehört dir.« Darauf sagte Jesus zu ihm: »Weg mit dir, Satan! Denn es heißt in der Schrift: Den Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten; ihm allein sollst du dienen.« (5. Mose 6,13)
Nachdem der Teufel alles versucht hatte, um Jesus zu Fall zu bringen, ließ er ihn für einige Zeit in Ruhe. Jesus war bei den wilden Tieren, und die Engel kamen zu ihm und dienten ihm.
Johannes der Täufer über sich selbst
In welcher Weise Johannes auf Jesus hinwies, macht folgende Begebenheit deutlich: Die führenden Männer des jüdischen Volkes schickten aus Jerusalem Priester und Leviten zu Johannes und ließen ihn fragen, wer er selbst eigentlich sei. Johannes wies alle falschen Vorstellungen zurück; unmißverständlich erklärte er: »Ich bin nicht der Messias.« »Wer bist du dann?« wollten sie wissen. »Bist du Elia?« »Nein«, antwortete er, »der bin ich nicht.« »Bist du der Prophet, der kommen soll?« »Nein«, erwiderte er. Da sagten sie zu ihm: »Wer bist du denn? Wir müssen doch denen, die uns geschickt haben, eine Antwort geben. Was sagst du selbst, wer du bist?« Johannes antwortete: »Ich bin, wie der Prophet Jesaja gesagt hat,
eine Stimme, die in der Wüste ruft:
>Ebnet den Weg füriden Herrn!<« (Jes4O, 3)
Es waren auch Abgesandte der Pharisäer gekommen. Sie fragten ihn: »Wenn du weder der Messias bist noch Elia, noch der verheißene Prophet, warum taufst du dann?« »Ich taufe mit Wasser«, erwiderte Johannes. »Aber mitten unter euch steht einer, den ihr nicht kennt. Es ist der, der nach mir kommt. Ich bin nicht einmal würdig, ihm die Riemen seiner Sandalen zu öffnen.« Diese Begebenheit spielte sich in Betanien ab, einer Ortschaft auf der Ostseite des Jordans, wo Johannes taufte.
Johannes der Täufer über Jesus Christus
Am nächsten Tag kam Jesus zu Johannes. Als dieser ihn kommen sah, rief er: »Seht, hier ist das Opferlamm Gottes, das die Sünde der ganzen Welt wegnimmt! Er ist es, von dem ich sagte: >Nach mir kommt einer, der größer ist als ich, denn er war schon vor mir da.< Auch ich kannte ihn nicht. Aber weil Israel erkennen soll, wer er ist, bin ich gekommen und taufe mit Wasser.«
Weiter bezeugte Johannes: »Ich sah den Geist Gottes wie eine Taube vom Himmel herabkommen und auf ihm bleiben. Ich kannte ihn bis dahin nicht; aber der, der mich gesandt und mir den Auftrag gegeben hat, mit Wasser zu taufen, hatte zu mir gesagt: >Der, auf den du den Geist herabkommen siehst und auf dem er bleiben wird, der ist es, der mit dem Heiligen Geist tauft.< Das habe ich nun mit eigenen Augen gesehen, und darum bezeuge ich, daß dieser Mann der Sohn Gottes ist.«
Die ersten Jünger Jesu
Am nächsten Tag stand Johannes wieder am gleichen Ort; zwei seiner Jünger waren bei ihm. Da ging Jesus vorüber. Johannes blickte ihn an und sagte:
»Seht, dieser ist das Opferlamm Gottes!« Als die beiden Jünger das hörten, folgten sie Jesus. Jesus wandte sich um und sah, daß sie ihm folgten. »Was sucht ihr?« fragte er. »Rabbi«, erwiderten sie, '>wo wohnst du?« (Rabbi bedeutet »Meister«.) Jesus antwortete: »Kommt mit, dann werdet ihr es sehen.« Da gingen die beiden mit ihm; es war etwa vier Uhr nachmittags. Sie sahen, wo er wohnte, und blieben für den Rest des Tages bei ihm.
Einer der beiden Männer, die Jesus gefolgt waren, weil sie gehört hatten, was Johannes über ihn gesagt hatte, war Andreas, der Bruder von Simon Petrus. Andreas sah kurz darauf seinen Bruder Simon. »Wir haben den Messias gefunden!« berichtete er ihm. (Messias ist das hebräische Wort für Christus.) Dann nahm er ihn mit zu Jesus. Jesus blickte ihn an und sagte: »Du bist Simon, der Sohn des Johannes. Du sollst Kephas heißen.« (Kephas ist das hebräische Wort für Petrus und bedeutet »Fels«.)
Philippus und Natanael
Als Jesus am nächsten Tag nach Galiläa aufbrechen wollte, begegnete ihm Phiippus. »Folge mir nach!« sagte Jesus zu ihm. (Phiippus stammte aus Betsaida, der Stadt, aus der auch Andreas und Petrus kamen.) Philip-pus sah Natanael und sagte zu ihm: »Wir haben den gefunden, über den Mose im Gesetz geschrieben hat und der auch bei den Propheten angekündigt ist! Es ist Jesus, der Sohn Josefs; er kommt aus Nazaret.« »Aus Nazaret?« entgegnete Natanael.
»Was kann aus Nazaret Gutes kommen?« Doch Philippus sagte nur: »Komm mit, und überzeuge dich selbst!«
Als Jesus Natanael kommen sah, sagte er: >'Seht, da kommt ein wahrer Israelit, ein durch und durch aufrichtiger Mann!« Verwundert fragte Natanael: «Woher kennst du mich?« Jesus antwortete: » Schon bevor Phil-ippus dich rief, habe ich dich gesehen; ich sah dich, als du unter dem Feigenbaum warst.« Da rief Natanael: >'Rabbi, du bist der Sohn Gottes, du bist der König von Israel!« Jesus entgegnete: >'Weil ich dir gesagt habe, daß ich dich unter dem Feigenbaum sah, glaubst du. Aber du wirst noch viel Größeres erleben.« Und er fuhr fort: «Ich versichere euch: Ihr werdet erleben, daß der Himmel offensteht und die Engel Gottes von dem Menschensohn hinauf- und zu ihm heruntersteigen.«
Die Hochzeit in Kana
Zwei Tage später fand in Kana, einer Ortschaft in Galiläa, eine Hochzeit statt. Die Mutter Jesu nahm daran teil, und Jesus selbst und seine Jünger waren ebenfalls unter den Gästen.
Während des Festes ging der Wein aus. Da sagte die Mutter Jesu zu ihrem Sohn: "Sie haben keinen Wein mehr!« Jesus erwiderte: »Ist es deine Sache, liebe Frau, mir zu sagen, was ich zu tun habe? Meine Zeit ist noch nicht gekommen.« Da wandte sich seine Mutter zu den Dienern und sagte: »Tut, was immer er euch befiehlt!«
In der Nähe standen sechs steinerne Wasserkrüge, wie sie die Juden für die vorgeschriebenen Waschungen benutzen. Die Krüge faßten jeder zwischen achtzig und hundertzwanzig Liter. Jesus befahl den Dienern: »Füllt die Krüge mit Wasser!« Sie füllten sie bis zum Rand. Dann sagte er zu ihnen: "Tut etwas davon in ein Gefäß, und bringt es dem, der für das Festessen verantwortlich ist.« Sie brachten dem Mann ein wenig von dem Wasser, und er kostete davon; es war zu Wein geworden. Er konnte sich nicht erklären, woher dieser Wein kam; nur die Diener, die das Wasser gebracht hatten, wußten es. Er rief den Bräutigam und sagte zu ihm: «Jeder andere bietet seinen Gästen zuerst den besseren Wein an, und wenn sie dann reichlich getrunken haben, den weniger guten. Du aber hast den besseren Wein bis zum Schluß zurückbehalten!«
Durch das, was Jesus in Kana in Galiläa tat, bewies er zum erstenmal seine Macht. Er offenbarte mit diesem Wunder seine Herrlichkeit, und seine Jünger glaubten an ihn.
Danach ging Jesus mit seiner Mutter, seinen Brüdern und seinen Jüngern nach Kafamaum hinab. Dort blieben sie einige Tage.
Der Tempel - Haus Gottes oder Kaufhaus?
Kurz bevor die Juden ihr Passafest feierten, ging Jesus nach Jerusalem hinauf. Im Vorhof des Tempels stieß er auf die Händler, die ihre Rinder, Schafe und Tauben zum Verkauf anboten, und auf die Geldwechsler, die an
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