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»Widersteht!« (»Recister!«) Heute wird diese Inschrift im Turm der Constance in AiguesMortes/Südfrankreich von Touristen im Vorbeigehen zur Kenntnis genommen. Dabei fällt auch der Name von Marie Durand, der Hugenottin, die im 18. Jahrhundert ihres Glaubens wegen dort 38 Jahre eingekerkert war.
»Widersteht!« Immer wieder hatte sie dies ihren Mitgefangenen eingeschärft und auf die Kräfte verwiesen, die ihr eigenes Leben prägten: Glaube und Gebet. Trotz unmenschlicher Haftbedingungen gab sie nie auf. Sterbenden stand sie bei, Kranke pflegte sie, allen vermittelte sie geistlichen Zuspruch.
»Widersteht« Marie Durands Lebeh spricht uns heute unmittelbar an, weil auch unsere Zeit Intoleranz und Gewalt kennt.
Leseprobe: In, Jahre des Herrn 1711
Hoch und silbern stand der Mond über dem Vivarais, dem westlich von Valence gelegenen, noch den Cevennen zugehörigen Bergland. In einem der Häuser des Marktfleckens Villeneuve-de-Berg erhob sich eine Frau von ihrem Lager, strich die Kleider zurecht, in denen sie sich niedergelegt hatte, und langte nach dem auf dem Tisch bereitliegenden Kopftuch. Vorsichtig öffnete sie die Tür, trat in den Gang hinaus und beugte sich lauschend gegen die Schlafkamniern der Kinder vor. Es war alles still, also schliefen sie wohl.
Marie Gbelin, die nach dem Tode ihres Gatten Jean Court energisch und mit viel Eifer dessen kleinen Wollhandel weiterbetrieb und damit sich und ihre drei Kinder durchs Leben brachte, legte das Tuch auf den Scheitel, schlug die Zipfel um die Schultern und verließ das Haus.
Jetzt in der Nacht lagen die Gäßchen still und verlassen, und durch keines der Fenster schimmerte mehr Licht. Dennoch hielt sich die Frau, vorwärts hastend, im Schauen der Häuser, als suche sie zu vermeiden, von jemandem gesehen oder gar erkannt zu werden. Sie befand sich noch immer im Ort, als das Geräusch eiliger Schritte hinter ihr sie erschreckte und sie ängstlich zurückschauen ließ. Ein Kind folgte ihr, ein Knabe.
«Antoine, was ist mit dir? Hat es etwas gegeben? » «Nimm mich mit, Mutter, ich weiß, daß du zur Versammlung gehst.»
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