SCHICKSAL DER FAMILIE BONHOEFFER die Eltern - Schulzeit - Karl-Friedrich - Walter - Klaus - Ursula - Christel - Dietrich - Susanne - Hochzeit - erste Berufsjahre in Greifswald - Berufung nach Göttingen - beginnende Verfolgung - Vorbereitungen zur Emigration - als Vertrieben Hitlers in England - erste Kontakte in London - Kriegsausbruch und Internierung - Emigrationsexistenz während der Kriegsjahre - Invasion und Kriegsende - Nachkriegsjahre und Rückkehr nach Deutschland
Die Eltern
Wenn man seinen siebzigsten Geburtstag gefeiert hat und fünf Geschwister, Eltern und Freunde schon gestorben sind, drängt sich der Wunsch auf, ihre Bilder festzuhalten. So begann ich die Lebenswege meiner sieben Geschwister und ein Bild meiner Eltern aufzuzeichnen. Auch persönliche Erlebnisse aus den Jahren, die wir als von Hitler Vertriebene in England verbrachten, wollte ich niederschreiben.
Freilich stiegen in mir Bedenken auf. Doch da diese Erfahrungen für ein Schicksal stehen, das in ähnlicher, wenn auch in viel schwererer Weise Millionen unschuldiger Menschen traf und ihnen den Tod brachte, seien sie hier nicht verschwiegen, so wenig wie die Schicksale meiner Geschwister, die sich den Verbrechen des nationalsozialistischen Regimes entgegenstellten, weil sie es für wert hielten, ihr Leben für Freiheit, Menschenwürde, Gerechtigkeit und Wahrheit einzusetzen.
Im Römerbrief, Kap. 8, 37 schreibt Paulus: „... In dem allen überwinden wir weit durch den, der uns geliebt hat." „Überwunden" haben nur die Toten, und nur in diesem Sinne möchte der Titel verstanden werden. Vor der Totenklage soll aber ein Licht auf die Epoche fallen, in der die damals für immer festgefügt erachtete, durch das Christentum mitgeprägte Ordnung noch behütete Kinderzeit und Jahre der Geborgenheit bot