Botschafter des Heils in Christo Inhaltsverzeichnis 1853 - 1937

01/03/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Der Botschafter des Heils in Christo war eine Zeitschrift, die von 1853 bis 1937 veröffentlicht wurde. Sie enthält wertvolle Artikel und Betrachtungen aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Hier sind einige Themen, die in verschiedenen Jahrgängen behandelt wurden:

  1. Das Ziel Gottes: Eine Betrachtung über den Glauben als Gnade des Heilandes.
  2. Christus ist des Gesetzes Ende: Eine Untersuchung von Römer 10:4.
  3. Der Weg zum Gericht: Gedanken über das Leiden Christi (Markus 14:14–50).
  4. Euer Leben ist verborgen mit Christo in Gott: Eine Erklärung von Kolosser 3:3.
  5. Die Zukunft der Nationen: Eine Betrachtung über die Endzeit.
  6. Gehorsam und Abhängigkeit: Praktische Anweisungen für das christliche Leben.

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BdH 1869 BdH 1886 BdH 1903 BdH 1920 BdH 1937


Botschafter des Heils in Christo Inhaltsverzeichnis: 1853........................ Seite
Der Botschafter 7 7
Die beiden Wege 9 9
Jesus und Petrus (Matth. 26, 31—75) 11
Die Liebe des Christus drängt uns (2. Kor. 5, 14. 15) 14
Halte im Gedächtnis, daß Jesus Christus aus den Toten auferweckt ist
(2. Tim. 2, 8) 18
18
Die Wiederkunft des Herrn 22 20
Aus dem inneren Lebensgange eines Gläubigen 25 22
Einige Worte über die Gedanken der Brüder in Christi 25 25
Allerlei Erfahrungen 37 37
Der Mensch außer Christo 38 38
Nur Heil in Christo! 42 42
Seid um nichts besorgt (Phil. 4, 6) 47
Der Friede mit Gott (Rom. 5, 1) 51 51
Jerusalem und der Mensch der Sünde 55
Denn es ist kein Unterschied (Rom. 3, 22. 23)  67
Gott, der beweglich Bittende 71
Jonathans Glaube (1 Sam. 14) 72
Wachet, stehet im Glauben, seid männlich und seid stark (1. Kor. 16, 10)  77
Der Vater und die Wiederaufnahme des verlorenen Sohnes (Luk. 15)  84
Brief einer gläubigen Schwester 97 97
Das Ziel Gottes. 98 98
Der Glaube ist eine Gnade des Heilandes 100
Christus ist des Gesetzes Ende (Rom. 10, 4) 101
Der Weg zum Gericht 102
Über die Leiden Christi (Mark. 14, 14—50)  103
Ihr seid gestorben (Kol. 3, 3) 109
Euer Leben ist verborgen mit Christo in Gott (Kol. 3, 3) 111 111
Wenn aber Christus, unser Leben, sich offenbaren wird (Kol. 3, 4) 114 114
Der Gefangene Paulus vor dem König Agrippa (Apg. 26,29) 115 115
Über den Gottesdienst 123
Gedanken über das Heil in Christo! 145
Worauf hoffest Du? 148
Unsere Gemeinschaft ist mit dem Vater und mit Seinem Sohne Jesu Christo
(1. Joh. 1, 3)
150
Vater verherrliche Deinen Namen! (Joh. 12, 28) 152
Was aus Gott geboren ist, sündigt nicht. 154 154
Gedanken über Epheser 1 60
Des Christen himmlischer Beruf 165
Briefe 170 170
Es nahten aber zu Jesu allerlei Zöllner und Sünder (Luk. 15, 1—2) 172
Ist Jemand in Christo, so ist er eine neue Schöpfung (2. Kor. 5, 17) 179
Gedanken über Johannes 17 183
Der Ratschluß des Herrn in Bezug auf die Vereinigung der Heiligen auf der Erde  192
Über die Zucht 202
Der Pharisäer und die Sünderin (Luk. 7, 26—50)   207
Briefe 219 219
Gehe hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf (Joh. 20, 17) 223
Ausharren aber tut euch not (Hebr. 10, 36) 228
Rechtfertigung und Heiligung (1. Petr. 1) 231
Die gegenwärtige Erwartung der Kirche (2. Petr. 1)   .  .242 242
Der Kultus, oder die gemeinschaftliche Gottesverehrung nach dem Worte Gottes  254
Die Berufung Abrahams 282 282
Die Schule Gottes (1. Sam. 17) 286 286
Und gleichwie es dem Menschen gesetzt ist, einmal zu sterben
(Hebr. 9, 27—28)
298
Fortschritt des Bösen auf der Erde (Dan. 2) 313


Botschafter des Heils in Christo 1853,

„Wenn jemand in Christo ist, da ist eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, alles ist neu geworden. Alles aber von dem Gott, der uns mit sich selbst versöhnt hat durch Jesum Christum und hat uns den Dienst der Versöhnung gegeben: nämlich, dass Gott in Christo war, die Welt mit sich selbst versöhnend, ihnen ihre Übertretungen nicht zurechnend; und hat in uns das Wort der Versöhnung niedergelegt. So sind wir nun Gesandte für Christum, als ob Gott durch uns ermahnte; wir bitten an Christi Statt: Lasst euch versöhnen mit Gott! Den, der Sünde nicht kannte, hat er für uns zur Sünde gemacht, auf dass wir Gottes Gerechtigkeit würden in ihm" (2. Kor. 5,17-21).

Lasst euch mit Gott versöhnen! Das ist die gute Botschaft, die seit 1800 Jahren durch alle Lande zieht; das ist das liebliche Evangelium, das seit der Apostel' Zeit von unzähligen Lippen verkündigt wird. Lasset euch mit Gott versöhnen! war die frohe Kunde, die den zitternden Sünder aufrichtete, den Gottlosen ge­recht sprach, das Verlorene wieder brachte und den Gefangenen erlöste. Sie war ein köstlicher Balsam für den, der sich ver­gebens abmühte, dem gerechten Gott durch seine Werke wohl zu gefallen, sobald er sie in Wahrheit annahm. Diese gute Bot­schaft stieß aber auch auf unzählbare teilnamlose und gleich­gültige Herzen, die sich nicht an ihr erfreuten und ihre heilende und tröstende Kraft nicht erfuhren. 

Sie drang unter die Völker, aber der große Haufe stieß sie von sich, ärgerte sich daran oder verachtete und verspottete sie. Die Botschafter wurden verhöhnt, und sie, die Alles verließen, um den fluchbeladenen Sündern dies frohe Evangelium von der Gnade und der Versöhnung zu ver­kündigen, wurden meistens verfolgt und getötet. Der Satan, der seit jener Zeit, als er sich in Gestalt einer Schlange dem ersten Menschenpaare nahte, sie durch Betrug der Sünde verführte und alle Kreatur unter den Fluch brachte und sich untertänig machte, hasst diese Botschaft; sie offenbart sein Reich der Lüge und der Bosheit, überwindet ihn und nimmt ihm den oft so sicher erschienenen Raub. Was Wunder, wenn die Kinder dieser Welt, die Kinder des Unglaubens, in welchen er sein Werk hat, das Wort von der Versöhnung ebenso hassen und von sich stoßen.

Und dennoch hat die Botschaft: Lasset euch mit Gott versöhnen! noch kein Ende, wenn sie auch immer wieder dieselbe Erfahrung machen muss. So lange diese Gnadenzeit dauert, zieht sie noch im­mer durch alle Lande und ruft laut: Lasset euch mit Gott versöh­nen!, versöhnen durch den Tod Seines eingeborenen Sohnes, durch das Lamm Gottes, welches der Welt Sünde trägt. Auch zu Dir ist sie gedrungen lieber Leser; auch Dir ist das Evangelium nicht fremd geblieben. Wäre es das, siehe, so tritt diese Botschaft heute in Deine Hütte mit dem Gruß; Lass Dich mit Gott versöhnen! Wie aber hast Du sie aufgenommen, oder wie nimmst Du sie jetzt auf? 

War sie Dir je eine, Freudenbotschaft, als Du unter der Last . der Sünde und unter dem Fluch des Gesetzes seufztest, oder ist sie es Dir heute? Erkanntest Du bisher Deinen ver­lorenen Zustand und wurde dies. Evangelium Dir Licht und Trost und Deine einzige Hoffnung? Oder bist Du mit den vielen Tausenden der Welt gleichgültig geblieben, oder hast' Dich gar an ihr geärgert und sie geschmäht? Heute, heute, so du seine Stimme hörest, verstocke dein Herz *nicht" (Ps. 95,7, 8). Noch gilt die Botschaft: Lasst Euch mit Gott versöhnen!

Kein anderes Evangelium will auch dieser Botschafter in recht viele Hütten und zu vielen Herzen tragen. So weit seine Wander­schaft reicht, will er mit der dringenden und herzlichen Bitte kommen: O, lasset auch Ihr Euch versöhnen Mit Gott! Es wird seine Lust und Freude sein, Jesum Christum einem Jeden vor die Augen zu malen und hinzuweisen auf Ihn als das Lamm Gottes am Stamme .des 'Kreuzes für unsere Sünden auf Ihn als König und Hohepriester zur Rechten des Vaters,-So weit er selbst aus der Quelle des göttlichen Wortes, das ihm allein Regel und Richtschnur sein und bleiben soll, zu schöpfen und in das Werk der Erlösung durch Jesum Christum einzudringen vermag, 'wird er es seinen Lesern mitteilen und anpreisen. 

Er wird es aber für eine große Ungerechtigkeit halten, die Lauterkeit des Evangeli­ums, die freie Gnade in Christo Jesu, die reiche Segensfülle Seines Kreuzestodes und die Kraft Seiner Auferstehung, wie es leider in der Jetztzeit so vielfach geschieht, durch krankhafte und unchristliche Erfahrungen zu schwächen, durch selbstge­machte Systeme zu verstümmeln oder durch Menschensatzungen zu vermengen und zu verdrehen. 

Er wird ernstlich in die sichere Welt hineinrufen: Kehret um! Lasst auch Ihr euch versöhnen mit Gott! Er wird den, durch die Macht der Sünde und des. Ge­setzes Fluch Niedergebeugten freundlich aufrichten mit den Wor­ten: Glaube nur! Lass Dich mit Gott versöhnen! Die Handschrift so wider uns war, ist ausgetilgt; sie ist aus dem Mittel getan und ans Kreuz geheftet und den Mutlosen und Schwachen, wird er dringend bitten: Sei getrost! ergreife nur Christum festiglich; Lass Dich mit Gott versöhnen! und .Du bist erlöst! Wer aber noch Gott und dem Mammon dienen will, wer sich nicht von allen Missetaten erlösen und von allem eitlen- Dienst der Sünde und der Welt durch Christum Jesum will befreien lassen, dem wird er ernstlich zurufen: Lass Dich versöhnen mit Gott! Wirf alles ab, was Dich .kettet und beschwert. Versäume nicht die Gnade Got­tes; lass Christum Jesum doch nicht so vergeblich für Dich gestor­ben und auferstanden sein und betrübe nicht länger den Heiligen Geist. Was endlich die Kinder Gottes betrifft, so wird er sie liebevoll ermahnen: Wandelt im Geiste als Kinder des Lichts! 

Wie ihr nun Jesum. Christum den Herrn angenommen habt, so wandelt in Ihm, und seid gewurzelt und erbauet in Ihm, und fest im Glauben, wie ihr gelehrt seid und seid in demselbigen reichlich dankbar. Ihr seid eine neue Schöpfung, seid mit Christo gestorben, begraben und auferstanden durch den Glau­ben; darum suchet was droben ist und nicht, was auf Erden ist. Hier ist nicht mehr Euer Leben, sondern es ist verborgen mit Christo in Gott. Euer Beruf ist nun dem allein zu leben, der Euch' mit seinem teuren Blute erkauft hat, dem Evangelium würdiglich zu wandeln und die Brüder zu lieben. Seid nüchtern und wachet, denn der Herr kommt. Beweiset euch in allen Dingen als Kinder Gottes und bleibet in Ihm, auf dass, wenn Er geoffenbart wird, wir Freudigkeit haben und nicht zu Schan­den werden vor Ihm. bei Seiner Ankunft.

Das ist es also, was der Botschafter will. 'Wir wünschen ihm eine freundliche Aufnahme und eine segensreiche Wanderschaft. Gottes Gnade geleite ihn!


Die Liebe des Christus drängt uns (2. Kor. 5, 14. 15)

Die Liebe des Christus drängt uns, indem wir also geurteilt haben, dass einer für alle. gestorben ist, und somit alle gestorben sind. Und er ist darum für alle gestorben, auf dass die, so da leben, nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der 'für sie gestorben ist und ist auferwecket worden" (2. Kor. 5, 14. 15).

Die Liebe Christi muss zunächst von uns geglaubt Und erkannt werden, sie muss unser Herz erfüllen, ehe wir von ihr gedrungen und getrieben werden können. Der Mensch hat diese Erkenntnis der Liebe Christi, die alle Erkenntnis übersteigt, von Natur nicht. Sie ist ein Gnadengeschenk Gottes, und wird durch den Heiligen Geist mitgeteilt, wenn derselbige Jesum Christum in uns offenbart und verklärt. 'Sind uns unsere Sünden und Über­tretungen durch dieses Licht aufgedeckt, liegt unsere Gottlosig­keit in ihrer ganzen Größe vor uns, so dass wir erzittern im An­denken an die Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes, und es heißt dann: Siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde und also auch deine Sünde getragen hat, da fangen wir an, diese Liebe zu verstehen. 

Und wenn wir weiter erfahren, was uns diese Liebe gebracht, welchen Frieden und Seligkeit sie uns ge­geben, von welcher furchtbaren Knechtschaft der Sünde sie uns befreite, aus welchem Reiche und welcher Macht der Finsternis sie uns erlöste, wie sie uns wiedergeboren hat zu einer leben­digen Hoffnung, und uns zu Kindern Gottes und zu Miterben der ewigen Seligkeit gemacht, uns, die wir vorher Gottlose und Feinde Gottes waren, — ach, da lernen wir frohlockend ausrufen: Die Liebe Christi dringet uns also! Sie wird dann der innere Beweggrund zu unserer ganzen Handlungsweise, zu unserm Reden und Schweigen, zu unserm Tun und Lassen, zu unserm Dulden und Leiden; ja in allen Lagen des Lebens ist sie unsere Führerin. Diese Liebe Christi ist begründet auf dies Urteil: „Wir halten dafür, dass, so Einer für Alle gestorben ist, so sind Alle gestorben." —

Nach dem Sündenfall der ersten Menschen liegen wir Alle unter der Sünde und dem Fluch; die Sünde hat uns alle ver­derbt und geschwächt, so dass wir nicht Gutes tun und Gottes Gebot nicht halten können, weil dies Gebot geistlich ist, wir aber fleischlich und unter die Sünde verkauft sind, wie die heilige Schrift an vielen Stellen bezeuget. Könnten wir nun also von unserer eigenen Gerechtigkeit nichts mehr • hoffen, und kein Mensch vor dem gerechten Gott bestehen und durch sich selbst in Seine Gemeinschaft kommen, so fand Seine Gnade und Barm­herzigkeit dennoch Mittel und Wege zu unserer Erlösung. Schon vor Grundlegung der Welt war Sein Heilsplan zu unserer Er­rettung festgestellt.

 Und als die Zeit erfüllet war, da sandte Gott Seinen eingeborenen Sohn. Dieser sollte unser Erretter und Seligmacher sein. Obgleich Jesus Christus lebendiger Gott war und obgleich durch Ihn und in Ihm alle Dinge erschaffen sind und erhalten werden, kam Er dennoch auf die Erde, die unter dem Fluche lag, und offenbarte Sich uns. Diese Offenbarung ge­schah, in dem Er eigens Knechtsgestalt annahm, indem Er in Gleichheit der Menschen geworden ist, und, in Seiner Gestalt wie ein Mensch erfunden (Phil. 2,7). 

Auf Ihn wurde alle Sünde gelegt, Er trug sie im Fleische an's Fluchholz und lernte Gehorsam an dem, dass Er litt. Der erste Adam bestand nicht im Gehorsam gegen Gott und brachte alle Menschen in Un­gerechtigkeit und Verderben; der zweite Adam, Jesus Christus, ward gehorsam auch in den schrecklichsten Leiden, ja bis zum Tode am Kreuz und brachte uns zur Gerechtigkeit und ewigen Seligkeit. Er erlitt den Tod, als den Sold der Sünde, für alle, weil Gott die Sünde aller auf Ihn gelegt hatte. Er wurde für uns zur Sünde gemacht; Er vergoss Sein Blut für unsere Übertre­tungen, weil ohne Blutvergießen keine Vergebung geschieht (Hebr. 9,22). 

Nun ist keine Schuld mehr zu tilgen, Er ist unser Mittler und Bürge und hat eine ewige Erlösung erfunden. Da Jesus Christus aber für alle gestorben ist, den Tod, den alle hätten erdulden müssen, für alle erduldet hat, so sind sie in Ihm und mit Ihm gestorben; der Tod, als Sold der Sünde, ist durch Ihn im Fleische geleistet. Gott sieht uns nun, die wir glauben, als Gerechte an; er rechnet uns unsere Sünden nicht mehr zu, weil die Bezahlung geschehen. 

Gott betrachtet uns als solche, die den Sold der Sünde, nämlich den Tod durch und in Christo abgetragen haben; an denen Teufel, Welt, Sünde und Tod kein Anrecht und das verdammende Gesetz keine For­derungen mehr hat. Es kommt ja nun allein darauf an, wie uns Gott ansieht. Betrachtet Er uns als solche, die in Christo gestorben und der Sünde Sold getragen haben, so dürfen und sollen wir uns als solche betrachten, wie der Apostel ermahnt: „Also auch ihr, haltet euch dafür, dass ihr der Sünde gestorben seid". „Und wer gestorben ist, der ist freigesprochen von der Sünde" (Röm. 6,11. 7). Und in diesem gläubigen und beharrlichen .Dafür­halten liegt eine unendliche Kraft und Seligkeit.

Das Erbarmen Gottes hat, wie schon erwähnt, vor Grund­legung der Welt ohne unser Zutun eine Errettung und Seligkeit beschlossen. Sie ist nicht gegründet auf unsere Würdigkeit, sondern allein auf die freie Gnade in Christo Jesu. Umsonst wird der Übeltäter begnadigt, der Gottlose gerecht gesprochen und der Gefangene erlöst. Denn mit einem Opfer hat Er auf immerdar vollkommen gemacht, die geheiligt werden (Hebr. 10, 14). Wer dieses Opfer im Glauben für seine Sünden ergreift,. wer die 'durch Christum erworbene Gerechtigkeit annimmt, wer in den ganzen Heilsplan Gottes zu unserer Seligkeit mit Zuversicht eingeht, der wird auch die Kraft dieses Evangeliums reichlich erfahren. So­lange wir aber irgendwie durch Unglauben diese Kraft schwä­chen, so lange wir diese herrliche Wahrheit in ihrer ganzen Fülle nicht ergreifen, solange wird auch ihre Wirkung schwach bleiben. Es ist dies eine törichte Predigt für die menschliche Vernunft, aber für den, der glaubt, ist sie eine Kraft Gottes.

Wir urteilen weiter: „Und er ist darum für Alle gestorben, auf dass die, welche leben, hinfort nicht sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben und auferstanden ist" (2. Kor. 5,15). Von Natur leben wir uns selbst; wir tun den Willen des Fleisches und der Vernunft und stehen in der Gemeinschaft des Satans, der Welt, der Sünde und des verdammenden Gesetzes. Wir wissen aber, sobald das natürliche, (seelische) Leben eines Menschen auf­gehört hat, sobald Jemand gestorben ist, verlässt er die menschliche Gesellschaft; es hören alle seine Verbindungen und Ver­bindlichkeiten in diesem Leben auf; er tritt mit seinem ganzen Dasein aus der Welt. Also auch, wer mit Christo gestorben ist. 

Die Verbindung und Gemeinschaft, die der Mensch bis dahin mit dem Satan, der Sünde, der Welt und mit seinem ganzen Wesen hatte, ist durch den Tod aufgelöst. Die Sündenglieder sind abge­tan; der Wille des Fleisches und der Vernunft ist im Tode und die Werke der eigenen Gerechtigkeit sind gerichtet. „Wir wissen, dass unser alter Mensch mit Christo gekreuzigt ist, auf dass der Leib der Sünde aufhöre, damit wir hinfort der Sünde nicht mehr dienen" (Röm. 6,6). Christus Jesus ist aber nicht im Tode geblie­ben; Er ist um unserer Gerechtigkeit willen auferweckt worden; Er sitzt zur Rechten des Vaters und vertritt uns. Unser Opfer für die Sünde ist also angenommen; Gott selbst hat es anerkannt. Wir sind freigesprochen; die Scheidewand ist gefallen; wir sind mit Gott versöhnt und Er fordert von uns keine Bezahlung mehr: Solches Zeugnis gibt uns die Auferstehung Jesu Christi. Die Versöhnung geschah im Fleische und Er ist auferstanden nicht nur als Gott, sondern als Gott und M e n s c h. 

Sind wir nun mit Ihm ge­kreuzigt, haben wir mit Ihm gelitten im Fleisch und sind mit Ihm gestorben, so sind wir auch mit Ihm auferweckt durch den Glau­ben, den Gott wirket, welcher Ihn auferweckt hat von den Toten. (Kol. 2, 12). Wir sind nun in Christo eine neue Kreatur geworden, das Alte ist vergangen, siehe, es ist Alles neu geworden. Aber das Alles von Gott, der uns mit Sich selber versöhnt hat durch Jesum Christum (2. Kor. 5, 17. 18). So haben wir also Alle, die wir in Wahrheit im Glauben stehen, das frühere Leben ganz verlas­sen, haben jede Gemeinschaft mit ihm aufgehoben; wir stehen demselbigen, selbst dem Willen des Fleisches und der Vernunft, gegenüber wie dem größten Feinde. Es ist uns ein Gräuel, wie es unserm Gott und Vater, der uns wiedergeboren hat in Christo Jesu, und uns aus unvergänglichem Samen gezeuget hat, ein Gräuel ist. Diese Feinde sind trotz ihrer List, Bosheit und Ge­walt, uns gegenüber, die wir in Christo Jesu sind, macht- und kraftlos, so wir im Glauben beharren, aber so bald wir aus un­serm neuen Lebenselemente heraustreten, und uns mit unsern Feinden, mit unserer früheren Gemeinschaft irgendwie einlassen, selbst wenn wir den guten Vorsatz haben, gegen sie anzukämp­fen, werden wir immerdar überwunden. 

Es besteht unser Kampf nun darin, Glauben zu behalten, in Christo Jesu zu bleiben, auf dass der Widersacher uns immerdar in Ihm finde. Wir sollen auch bedenken, dass wir nicht mit vergänglichem Gold oder Silber von unserm eitlen Wandel nach väterlicher Weise erlöst sind, son­dern mit dem teuren Blute Christi. Darum gehört auch Dem, der für uns gestorben und auferstanden ist, unser Leben. Wir sollen uns selbst Ihm zum Opfer darbringen; wir sind Sein Werk, ge­schaffen zu guten Werken. „Das ist aber die Liebe zu Gott, dass wir seine Gebote halten und seine 'Gebote sind nicht schwer" (1. Joh. 5,3). „Wer da sagt, dass er in ihm bleibe, ist schuldig auch so zu wandeln wie er gewandelt hat" (1. Joh. 2,6). Hierin ist die Liebe mit uns vollendet worden, damit wir Freimütigkeit haben am Tage des Gerichts, dass gleichwie er ist, auch wir sind in dieser Welt. Lasset uns ihn 


Aus dem inneren Lebensgang eines Christen

Bibelstelle:

Botschafter des Heils in Christo 1853, S. 24ff

(Von ihm selbst erzählt)

Es ist jetzt schon eine Reihe von Jahren, als ich zuerst auf den Zustand meiner Seele aufmerksam wurde. Bis dahin hatte ich mir nie so viel Zeit genommen, um einmal mit Ruhe dar­über nachzudenken; es genügte mir, dass ich vor den Augen der Welt unsträflich war. Jetzt aber erkannte ich, dass der heilige und gerechte Gott dereinst mein Richter sein würde, und wie wollte ich dann bestehen? Ich nahm mir vor, gewisse Sünden, die mir besonders offenbar geworden waren, zu lassen und recht viel Gutes zu tun. Ich bemühte mich in meinem Vor­nehmen, aber die Gerechtigkeit Gottes trat mir immer greller entgegen.

 Die Sünde wurde durchaus sündig durchs Gebot und selbst das vermeintliche Gute sank vor der Majestät Gottes in den Staub. Ich zerarbeitete mich sehr und betete viel; doch ich lernte nur, dass das Gesetz geistlich ist, ich aber fleischlich, unter die Sünde verkauft. Ich erkannte das Gute an, war ernstlich beflissen, dasselbe zu tun, aber alles wurde durch die Sünde befleckt; ich blieb nach allen Seiten ein Knecht der Sünde und lag unter deren Herrschaft gefangen. Dieser Zustand dauerte eine lange Zeit und ich suchte vergebens alle Mittel zu meiner Erlösung auf, bis ich endlich den rechten Erlöser fand. Ich kannte Ihn bis dahin nicht und dennoch sehnte ich mich nach Ihm unbewusst; Ich hungerte und dürstete nach Seiner Gerechtigkeit. Es war der Zug des Vaters zum Sühne.

 Es wurde mir auch bald das Herz aufgetan und ich glaubte an Seinen Namen. Ich erkannte in Wahrheit, dass das Lamm Gottes auf Golgatha alles bezahlt, mich erlöst und innig mit Gott versöhnt hatte. Meine Sünden waren mir vergeben, weil Jesus die Schuld entrichtet; von ihrem Dienste war ich befreit, weil der Sohn Gottes mich frei gemacht hatte. Die Not war verschwunden und stiller Friede wohnte in meinem Herzen. Ich lebte in der innigsten Gemeinschaft mit meinem Jesu und ging unter stetem Gebet einher. Er war nun meine Gerechtigkeit, Weisheit, Heiligung und Erlösung geworden; in Ihm wohnte ja die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig; in Ihm lag meine Kraft, mein Sieg wider Welt, Sünde, Tod und Teufel. Ihn zu lieben, mich selbst zum Opfer Ihm darzubringen, vor Ihm in kindlicher Einfalt zu wandeln, war meine Lust und Freude. Dieser selige Zustand dauerte viele Monate.

Mein Herz war noch unbefestigt; ich kannte nicht die ge­heimen Schlingen des Satans, der sich sogar zu einem Engel des Lichts verstellt, um uns das Ziel zu verrücken. Ein väter­licher Freund und Führer in christlichen Dingen fehlte mir. Mein Umgang mit andern Brüdern war unbedeutend, weil in meiner nächsten Umgebung keine wohnten. Traf ich aber hie und da mit etlichen zusammen, die schon länger auf diesem Wege waren, so freute ich mich; doch konnte ich es anfangs nicht begreifen, wenn jene Brüder klagten, wie sie so sehr unter der Last gewisser Sünden lägen; wenn ich sah, wie sie oft noch so im Feinen mit der Welt buhlten und sich so gern mit den Dingen dieser Welt beschäftigten.

 Meine Kraft wider alle Sünde und Unreinigkeit, mein Freund, meine Lust und Freude war Jesus allein. Alles andere war mir fremd geworden. Wenn ich nun oft der Brüder Missmut, Unruhe und Verzagtheit mit meinem Frieden verglich, so glaubte ich, sie müssten nicht so entschieden zum Durchbruch gekommen sein. Versicherten sie mir aber dann, dass ich in der ersten Liebe stehe, worin auch sie einst gestanden, dass dies jedoch haupt­sächlich ein Gefühlschristentum sei, worin man sich noch nicht recht kenne, und das müsse man nachher erfahren, dass Alles Sünde sei, was man tue und lasse, selbst Beten und Singen, Loben und Danken, Reden und Schweigen, Alles würde durch Sünde befleckt. Die Brüder vergaßen den Unterschied zu machen, zwischen dem natürlichen Menschen, der sein Leben nur in sich sucht und hat, und einem Gläubigen, der in Christo lebt und nur Dessen Gerechtigkeit will. 

Ich fing an, über ihre Reden nachzudenken; ich konnte bald meinem Glauben so recht nicht mehr trauen, und nicht Lange dauerte es, da verließ ich meine sichere und feste Burg in Christo Jesu und kehrte mehr oder weniger in die so entschieden verlassene frühere Art und Weise zurück. Mein gläubiges Aufsehen auf Jesum verwandelte sich in ein ungläubiges Herabsehen auf mich selbst und auf die Welt. Mein Gewissen war dabei sehr unruhig und nur das tröstete mich, dass ich jetzt Erfahrungen machte wie andere Brüder, dass jene sich mit mir freuten, wenn ich von der furchtbaren Last und Kraft der Sünde und von der Ohnmacht des Fleisches sprach. Beides wusste ich aber schon, ehe ich zum Glauben an Christo Jesu kam. Das Ziel war mir also verrückt, und zwar durch die Unwissenheit der Brüder, die selbst nicht anders be­lehrt waren; darum zürne ich ihnen keinen Augenblick.

Eine neue Periode in meinem Lebensgange hatte begonnen. In meinem Innern lag viel Unruhe und Kampf. Mancherlei Sünden, besonders solche, unter denen ich früher gelegen, drängten mit Macht auf mich ein; ich suchte eine Zeitlang zu widerstehen; aber bald unterlag ich. Meine Waffen waren fleischlich und nicht geistlich; ich kämpfte nicht in der Waffen­rüstung Gottes, hatte nicht den Brustharnisch der Gerechtigkeit und den Helm des Heils angelegt; hatte nicht den Schild des Glaubens und das Schwert des Geistes ergriffen, darum unter­lag ich bei allem Bitten und Flehen. Nur in Jesu sind wir stark, außer Ihm ohnmächtig; nur in Ihm werden unsere Gebete erhört, außer Ihm kennt der Vater keine Kinder. 

So wie ich nun wieder unter der Gewalt und Herrschaft der Sünde lag, kam ich auch wieder unter den Fluch und das verdammende Gesetz, Als ich nun sah, dass all mein Arbeiten, Kämpfen und Beten, womit ich es ernstlich meinte, vergeblich war, kam ich der Verzweiflung nahe; eine lange Zeit gab ich alles dran und ging mit dem sichern Bewusstsein einher, dass ich trotz all meiner Erkenntnis für die Verdammnis bestimmt sei. Ach, es war nur das unergründliche Erbarmen Gottes, was mich in jener Zeit und später gehalten hat. Welchen Einfluss Andere in die­sen Jahren auf mich gehabt haben, will ich unerwähnt lassen; es entschuldigt dies mich nicht, denn ich. hatte Gottes Wort, hatte Zeit und Gelegenheit darin zu forschen und wusste auch, dass uns darin der göttliche Ratschluss und Wille geoffenbart war. Allein die Nüchternheit, der Ernst und die Einfalt dieses Wortes sprachen mich nicht sehr an. Was mich zunächst be­ruhigte, war, dass viele alte Christen ähnliche Erfahrungen von der Gewalt und dem Betrug der Sünde machten. Ich hielt dafür, dass eine tiefere Sünden- und Selbsterkenntnis die alleinige Aufgabe und das Ziel eines Christen sei, damit er am Ende zu der gewissen Überzeugung komme, dass er nur aus Gnaden selig werden könne. Mehrere Ausdrücke und Redensarten, die sich schon lange unter den Gläubigen eingebürgert hatten, wur­den auch bei mir in dieser Zeit das geheime Mittel, um das anklagende Gewissen zu beruhigen und den mahnenden und strafenden Geist zu dämpfen.

 Da hieß es unter dem Joche der Sünde: „Der Mensch ist hier in der Warteschule. Man muss alle Tage Buße tun. Ich kann nichts; ich kann mir keinen Glauben geben; wenn mir aber der Herr Glauben schenkt, will ich glauben, dass es eine Art hat. Ich will vom Tun nichts wissen; Christus hat alles getan; an Ihm soll man meine Frucht sehen. Man muss sich kennen lernen, muss immer kleiner werden. Der neue Mensch tut keine Sünde, der alte Mensch sündigt immer. Der Apostel selbst sagt: „Ich bin fleischlich, unter die Sünde ver­kauft. Das Gute, das ich will, tue ich nicht, sondern das Böse, das ich hasse, tue ich. Ich sehe ein anderes Gesetz in meinen Gliedern, das da widerstreitet dem Gesetz meines Gemüts und nimmt mich gefangen in der Sünde Gesetz, welches ist in mei­nen Gliedern (Röm. 7, 14. 19. 23).

 Dem Apostel ward ja auch ein Pfahl ins Fleisch gegeben (2. Kor. 12. 7), und er bekennt: Ich sterbe täglich (1. Kor. 15. 31); und: nicht, dass ich es schon er­griffen hätte, oder schon vollkommen (vollendet) sei usw. (Phil. 3. 12). Denn das Fleisch gelüstet wider den Geist und den Geist wider das Fleisch. Diese aber sind einander entgegen­gesetzt, auf dass ihr nicht das tut, was ihr wollt (Gal. 5. 17). Wer einmal erwählt ist, kann nicht verloren gehen. Alle Heilige sind große Sünder gewesen. Der Gerechte fällt täglich sieben­mal" (Spr. Sal. 24. 16) usw. Mit diesen und noch vielen andern Ausdrücken wusste ich mein selbstgemachtes System zu ver­teidigen; war auch sehr geschickt, die Worte der Heiligen Schrift so Zange zu drehen und zu wenden und so zu vergeistigen, bis sie zu meinen Erfahrungen passten.. O der treue Herr hat große Geduld und Langmut ah mir bewiesen und meine Unwissenheit lange Zeit übersehen.

Ehe ich mit meinen Erlebnissen weiter fortfahre, will ich etwas näher auf die oben erwähnten Ausdrücke eingehen und mit wenigen Worten dartun, wie ich sie später nach anhalten­dem Gebet und Forschen in der Heiligen Schrift erkannt habe.

Es ist wahr, wir sind hier recht in der Warteschule; es geht durch viel Trübsal ins Reich Gottes und ausharrende Geduld tut uns not, auf dass unser bewährter Glaube viel köstlicher erfunden werde, denn das vergängliche Gold, das durch's Feuer bewährt wird, zu Lob, Preis und Ehre, bei der Offenbarung Jesu Christi. Doch dem, der unter der Sünde liegt, heißt es nicht: Warte noch; bleib noch ein wenig liegen; sondern: „Heute, heute, so du Seine Stimme hörst, verstocke dein Herz nicht, und wache auf, der du schläfst und stehe auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten" (Eph. 5. 14). — 

Unter dem Wort Buße versteht die Heilige Schrift nicht das katholische Büßen, eine Schuld selbst abtragen, nicht durch Schmerz und Reue über seine Sünden. Jesus allein hat unsere Schuld gebüßt. „T u e Buße" ist die einfache Aufforderung Gottes an jeden Men­schen und heißt: Ändere deinen Sinn! Bekehre dich? Diese Sinnesänderung und Bekehrung ist aber bei einem jeden wahr­haft wiedergeborenen Menschen geschehen; er hat seine frühere Gemeinschaft in jeder Beziehung verlassen und lebt nun ganz in der Gemeinschaft Jesu Christi; wozu er auch berufen ist. — Der Mensch ist zu allem Guten untüchtig; er kann nichts. Das ist das Bekenntnis eines jeden Gläubigen. Dies muss er wahrhaftig erkannt haben, ehe er seine Hoffnung auf den leben­digen Gott setzt.

Als Kind des Glaubens hat er auf sich verzichtet. Wollte aber Jemand dieses Nichtskönnen auch auf den von Gott in ihm gewirkten Glauben ausdehnen, so würde er damit beweisen, dass er das Wesen des Glaubens nicht verstehe. „Alles ist mög­lich, dem, der da glaubt. „Der Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat" (1. Joh. 5, 4). „In dem Allen überwinden wir weit, durch Den, Der uns geliebt hat" (Röm. 8, 37). W i r können uns diesen Glauben selber nicht geben, darum hat Gott ihn in uns gewirkt (1. Kor. 2, 12) und unter uns den Gehorsam des Glaubens aufrichten lassen zur Verherr­lichung Seines Namens (Röm. 1, 5). Wo aber kein Glaube ist, da ist Unglaube; da stehen wir nicht in der Gemeinschaft mit Christo, sondern mit dem Sichtbaren; wo sich dieser Glaube nicht im Leben und Wandel offenbart, wo er die Gesinnung Jesu Christi nicht beweist, ist er eitel und tot. Wir werden überall. zum Glauben aufgefordert und ermahnt, aber nirgends steht, dass er uns für eine Zeitlang entzogen werden soll. Gott ist es aber, der uns so ernstlich ermahnen lässt.

Weiter: Ich will vom Tun nichts wissen; Chri­stus hat alles getan; an Ihm soll ich meine Frucht sehe n. Wir unterscheiden so wenig, was wir früher waren und was wir in Christo Jesu geworden sind. Früher Knechte der Sünde und jetzt Knechte der Gerechtigkeit; früher Verfluchte, unter die Sünde Verkaufte, Feinde Gottes; jetzt be­freite, versöhnte und erlöste Kinder Gottes; früher tot in Sün­den und Übertretungen, jetzt lebendig gemacht durch die Auf­erstehung Jesu Christi.

 Als Gläubige dürfen wir bekennen, dass wir mit Christo gestorben, begraben und zu einem neuen Leben auferstanden sind; dafür dürfen und sollen wir uns stets halten, auf dass wir Gott leben; wir sollen Gutes tun und nicht müde werden; wir sind geschaffen in Christo Jesu zu guten Werken, und sollen reich daran sein. Dazu werden wir im ganzen Evan­gelium ermahnt; denn das ist die Liebe zu Gott, dass wir Seine Gebote halten und Seine Gebote sind nicht schwer (1. Joh. 5, 3). In Christo Jesu wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig. Er ist uns gemacht zur Weisheit, zur Gerechtigkeit, zur Heili­gung und zur Erlösung; und darum eben, weil wir in Ihm alles haben, weil Er unser Leben ist, weil Er in uns wohnt, leben wir Gott. Er ist in uns und wir in Ihm, darum soll sein Inne­wohnen, die Frucht Seiner Liebe und Gnade sich auch durch uns offenbaren, denn dadurch wird der Vater geehrt, dass wir viel Frucht bringen (Joh. 15. 8).

Man muss sich immer mehr kennen lernen und immer kleiner werden. Wer sich als verlorener Sünder in Wahrheit erkannt hat, gibt sich ganz auf und ergreift Jesum Christum im lebendigen Glauben. So lange er Ihn fest­hält, bekennt er, dass er außer Ihm kein Heil zu finden weiß und unsere Aufgabe, ja unser steter Kampf ist, in diesem Glau­ben zu beharren. Gewahren wir neue Bosheit und List des Satans, der Welt und unseres natürlichen Lebens, so ermahnt uns dies um so viel mehr zum Wachen und Beten. Wer auf sich selbst verzichtet hat, der hat sich kennen gelernt, der hält sich für gering, ja für nichts. 

Das Leben in Christo befestigt ihn in dieser Erkenntnis. Man glaubt oft, dass man in der Selbster­kenntnis und in dem Kleinerwerden Fortschritte mache, wäh­rend man doch nicht einmal dahin kommt, sich ganz aufzugeben und sich für nichts mehr zu achten, wozu wir doch ermahnt sind, und lernt also das köstliche Werk der Erlösung in Christo Jesu nie recht verstehen. —

Der neue Mensch sündigt nicht; der alte kann nicht anders. Der alte und der neue Mensch werden auch in der Heiligen Schrift streng geschie­den. Sie haben keine Gemeinschaft untereinander. Bei dem wahrhaft Gläubigen lebte der alte Mensch einst, der neue jetzt; jener ist mit Christo gekreuzigt, auf dass der sündliche Leib aufhöre, damit wir hinfort der Sünde nicht dienen. Wo der neue Mensch lebt, muss jener abgelegt sein; wo aber bald dieser, bald jener lebt und regiert, da ist ein krankhafter Zu­stand, da ist der Glaube schwach und die Erkenntnis Jesu Christi und Seines Erlösungswerkes gering. Wer sich aber von dem Satan, der Welt und der Sünde, von seinem früheren Leben und der Gemeinschaft, der er jetzt abgestorben und mit Christo entschieden gegenüber steht, überrumpeln lässt, soll sich dadurch zu größerem Ernst und Anhalten im Wachen und Beten ermahnen lassen. Meine Kindlein, solches schrei­be ich euch, auf dass ihr nicht sündigt.

Und wenn jemand gesündigt hat, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesum Christum, den Gerechten (1. Joh. 2, 1). In Röm. 7. 14 heißt es: „Ich bin fleischlich, unter die Sünde verkauft." Kapitel 8, 8. 9: „Die aber fleischlich sind, mögen Gott nicht ge­fallen. Ihr aber seid nicht fleischlich, sondern geistlich, so anders Gottes Geist in euch wohnt. Wer aber Christi Geist nicht hat, der ist nicht Sein." — Hatte Gott keinen Gefallen an Paulus? Hatte dieser den Geist Gottes nicht? War er nicht Sein? In Kapitel 7, 15. 19 usw. lesen wir: das Gute, das ich will, tue ich nicht, sondern das Böse, das ich hasse, das tue ich usw. Kapitel 6, 2. 12. 14: „Wie sollten wir in der Sünde leben wollen, der wir abgestorben sind. So lasst nun die Sünde nicht herrschen in eurem sterblichen Leibe, ihr Gehorsam zu leisten in seinen Lüsten. Denn die Sünde wird nicht herrschen können über euch, sintemal ihr nicht unter Gesetz seid, sondern unter der Gnad e". Predigte der Apostel Andern und war selbst verwerflich?

 Weiter in Kapitel 7, 23: „Ich sehe aber ein anderes Gesetz in meinen Gliedern, das da widerstreitet dem Gesetz meines Gemüts, und nimmt mich gefangen in der Sünde Gesetz usw." In Kapitel 8, 2 sagt der Apostel: „Das Gesetz des Geistes, der da lebendig macht in Christo Jesu, h a t mich frei gemacht vom Gesetz der Sünde und des Tode s" (Kapitel 6, 17.18): „Gott aber sei Dank, dass ihr Knechte der Sünde gewesen seid usw. Nun ihr aber frei geworden seid von der Sünde; seid ihr Knechte der Gerechtigkeit geworden". (Kapitel 7, 6): „Nun aber sind wir von dem Gesetze los, und ihm abgestor­ben, das uns gefangen hielt usw." Sobald man in Nüchternheit und ohne Vorurteil die drei angeführten Kapitel prüft, so wird man finden, dass der Apostel im siebenten Kapitel durchschnittlich nur von dem Menschen gegenüber dem gött­lichen Gesetze redet und nicht von sich oder überhaupt von einem wahrhaft Gläubigen.

Mit dem Pfahl im Fleische des Apostels habe ich mich oft getröstet, und dachte, es müsse darunter wohl die Sünde verstanden sein, unter welcher ich am meisten seufzte. Es fiel mir aber nicht einmal ein, dass ich zu dieser Erklärung gar keinen Grund in der Schrift hatte, um so weniger, da mir so hohe, außerordentliche Offenbarungen nicht geworden waren, deren ich mich überheben konnte; ich dachte auch nicht daran, dass so viele ihre Hauptsünden mit diesem Pfahl entschuldigten. Doch so viel weiß ich jetzt, dass alle Worte des Apostels keinen Raum geben für die Auffassung dieser Stelle, als habe er unter irgend einer Sünde noch gefangen gelegen.

Das Wörtchen: „Ich sterbe täglich"; was ich oft verkehrt anwandte und vergeistigte, hat beim genauem Durch­lesen keinen andern Sinn, als wie es (Röm. 8, 36) ausgedrückt ist: „Um deinetwillen werden wir getötet den ganzen Tag; wir sind geachtet wie Schlachtschafe." —

Im dritten Kapitel des Briefes an die Philipper, wo der Apostel im 12. und 13. Verse bekennt, dass er es noch nicht er­griffen habe oder schon vollkommen (vollendet) sei, müssen wir vor allen Dingen wissen, was er denn zu ergreifen suchte. Dies drückt der Apostel in Vers 11 und 12 aus: „Ob ich möchte ent­gegen kommen zur Ausauferstehung der Toten". „Und jage nach dem vorgesteckten Ziel, nach dem Kleinod der himmlischen Berufung Gottes in Christo Jesu". An der ersten Auferstehung, an der Auferstehung der Gerechten, wünscht der Apostel Teil zu haben, dazu er auch von Christo ergriffen ist.

 Das ist das Ziel seiner Wünsche und Hoffnungen; dort findet er das Kleinod seiner Berufung, die Krone der Gerechtigkeit; da den Lohn seiner Mühe und Arbeit; an dem Tage verwandelt sich der kämpfende Glaube in ein seliges Schauen. Dies Ziel hat er noch nicht erreicht, den Lauf bis dahin noch nicht vollendet; aber er arbeitet mit allem Ernst, es zu erreichen; er vergisst Alles und wirft Alles von sich, um nur dahin zu gelangen; er gibt sich ganz ihm hin und ermahnt auch die Philipper zu gleichem Ernste mit den Worten Vers 15: „Wie viele unser nun vollkom­men sind, lasst uns also gesinnt sein. —"

Was nun die Stelle betrifft, die der Apostel an die Galater, die zum Teil Christum verloren hatten und von der Gnade ab­gefallen waren, schreibt: „Denn das Fleisch gelüstet wider den Geist und den Geist wider das Fleisch. Dieselbigen sind wider einander, dass ihr nicht tun könnt, was ihr auch wollt" (Gal. 5. 17), so braucht man zur rechten Anwendung und Auffassung nur Vers 16 und 18 zu lesen: „Ich sage aber: Wandelt im Geist, so werdet ihr die Lüste des Fleisches nicht vollbringe n. Regiert euch aber der Geist, so seid ihr nicht unter Gesetz." Wer in Christo lebt, ist frei; wer ohne Ihn kämpft, bleibt gefangen und ein Knecht der Sünde. —

Die Erwählung in Christo Jesu vor Grundlegung der Welt ist eine Wahrheit, die niemand antasten darf. Wenn wir sie recht verstehen, so beugt sie uns in den Staub und drängt uns zu]. Ehre und Anbetung unseres Gottes; aber nie darf sie zu einem Ruhekissen unseres Fleisches werden; und uns taub gegen alle Ermahnungen des Geistes machen.

Alle Heilige sind große Sünder gewesen. Das ist wahr; sie sind nur als Gottlose gerecht geworden. Es ist auch wahr, dass einige Männer Gottes tief gefallen sind. Lesen wir aber solche Mitteilungen in der rechten Weise, so bemerken wir überall die große Barmherzigkeit und den Ernst Gottes. Es ist uns solches zum Trost und zur Warnung geschrieben; aber sehr oft habe ich mich leichtsinniger Weise dadurch beruhigt und. meine Sünden entschuldigt. „Sollten wir aber, die da suchten, durch Christum gerecht zu werden, auch noch selbst als Sünder erfunden zu werden, so wäre Christus ein Sünden­diener. Das sei ferne?" (Gal. 2, 17). Diese Worte sind wohl zu beherzigen. —

Der Spruch Salomos: „Der Gerechte fällt täglich siebenmal", hat mir auch oft einen falschen Trost bereitet, bis ich endlich diese Stelle einmal selbst las; sie heißt: „der Gerechte fällt siebenmal und steht wieder auf; aber die Gottlosen versinken im Unglück." Da fand ich denn, dass da nicht vom Sündigen, sondern vom Unglück die Rede war und dass das Wörtchen täglich gar nicht da stand. —

Jetzt will ich zu der Mitteilung meiner weiteren Erfahrungen zurückkehren.

Es verflossen mehrere Jahre und es fiel mir nicht einmal ein, zu denken,' dass ich in meinem Glauben nicht recht gesund Und fest stände. Ich hatte einen tiefen Blick in mein Verderben getan und täglich gewahrte ich neue Seiten der Bosheit meines Herzens. Ich wusste, dass allein in Jesu Heil und außer Ihm nur Sünde und Ohnmacht war. Und wenn oft, niedergeworfen durch Betrug und Macht der Sünde, meine selbstgemachten und von anderen gehörten Trostgründe nicht mehr haften wollten, so warf ich mich zu den Füßen Jesu, und trotz meines unwürdigen Wandels vor Ihm, hat Er Seine Gnade nicht von mir genommen. 

Ich preise jetzt Seine große Liebe und Geduld, welche die Zeit meiner Unwissenheit übersehen hat; die Zeit, wo ich so wenig mit Ernst in Seinem uns geoffenbarten Worte forschte, wo ich so oft Seinen Geist betrübte und Dessen Er­mahnungen kein Gehör gab. Was mir zunächst die Augen öffnete, waren die Worte: „Du hast noch nicht mit der Sünde in Wahrheit gebrochen; du hast dich noch nicht selbst aufgegeben." Das schrieb der Geist tief in mein Herz, so dass es mich immer verfolgte. Ich fühlte, welch einen Hass ich gegen die Sünde und mich selbst hatte, welch furchtbare Kämpfe ich durchgemacht und nun sollte ich noch nicht gebrochen und mich noch nicht selbst aufgegeben haben? Ich will hier nicht weiter darauf eingehen, in welch ein Meer von Anklagen und Entschuldigungen ich geriet; nur will ich das Resultat meiner Betrachtungen und Gebete in wenigen Worten mitteilen. 

Ich entdeckte bei allem Kampf wider die Sünde doch noch eine verborgene Lust zu derselben und eine geheime Liebe zu ihrer Gemeinschaft; ich sprach von meiner Verderbtheit und Ohnmacht des Fleisches, ich wußte dies bei Andern, besonders wenn diese so etwas gern zu ihrem eigenen Troste hörten, ins grellste Licht zu stellen und dennoch war ich nicht bereit, mich selbst zu verleugnen und von mir abzu­lassen; ich erkannte, dass die Welt verging mit all ihrer Lust, und dennoch wollte ich nicht allem absagen und alles verlassen, woran das Herz von Natur gehangen; ich bekannte, dass in Jesu die Reinigung, die Kraft und der Sieg wider alle Unreinigkeit und alle Feinde liege, und doch hatte ich nicht Lust, durch Glauben und Geduld in Seiner Gemeinschaft zu beharren. Diese und ähnliche Wahrheiten waren mir auch früher oft durch den Geist vorgehalten worden, aber immer wieder hatte ich sie durch allerlei Scheingründe, wie die oben angeführten, zu dämpfen gesucht; wozu ich auch ein volles Recht zu haben glaubte. Doch jetzt konnte ich dies nicht mehr, denn ich er­kannte, dass ich zu teuer erkauft war. Ich fing an, fleißig in der Schrift zu forschen; lange konnte ich über das 6. und 8. Kapitel des Briefes an die Römer nicht wegkommen.

 Ich las sie immer wieder und unter viel Gebet; meine Vorurteile schwanden nach und nach und dieser Abschnitt war es, der großes Licht auf mein bisheriges geistliches Leben verbreitete. Ich suchte und forschte dann immer weiter und am längsten verweilte ich bei der 1. Epistel Johannes. Es war mir in diesem Briefe alles so neu und fremd, dass ich bei jedem einzelnen Verse stehen bleiben und um Erleuchtung und Aufschluss durch den Heiligen Geist bitten musste. Bald konnte ich diesen, wie auch den Römerbrief auswendig; es war mir, als sei ich zu einem neuen Leben erwacht. Jetzt erst konnte ich mit dem Psalmisten singen: „Herr, dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege; dein Wort ist köstlicher denn Gold und viel feines Gold und süßer denn Honig und Honigseim!" Nun erst verstand ich, dass Jesus Christus nicht allein um unserer Sünden willen dahin gegeben, sondern auch um unserer Gerechtigkeit willen auferweckt ist.

 Er wurde um meinetwillen angesehen als der Übeltäter und musste sterben, und ich werde nun um Seinet­willen als der Gerechte betrachtet und lebe. Denn Gott hat Den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, auf dass wir würden in Ihm die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt (1. Kor. 5. 21). „Der selbst unsere Sünden an seinem Leibe getragen hat an das Holz; auf dass wir, den Sünden abgestorben, der Gerechtigkeit leben sollen; durch dessen Wunden ihr heil geworden seid" (1. Petri 2. 24). 

Es ist mein Trost, meine Kraft und die Freude meines Glaubens, dass Jesus auferweckt ist und sitzet zur Rechten Gottes und vertritt mich. Mein Leben ist mit Ihm in Gott verborgen; durch den Glauben stehe ich mit Ihm in der innigsten Gemeinschaft, verbunden durch das Band des Geistes und der Liebe. Er lebet in mir, und wenn Er wieder­kommt, werde ich Ihn sehen, wie Er ist und Ihm gleich sein. Mit großem Verlangen harre ich auf den Tag Seiner Ankunft, auf das Ziel meiner Hoffnung, auf das Kleinod meiner Be­rufung in Christo Jesu. Preis aber und Ehre und Anbetung sei dem Gott, der Sich meiner so herzlich angenommen, der uns eine so vollkommene Erlösung geschenkt hat in Seinem einge­borenen Sohn, unserm Herrn und Heiland.

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Einige Worte über die Gedanken der Brüder in Christi

Bibelstelle:

Botschafter des Heils in Christo 1853, S. 25ff

(Von Brüdern aus der Schweiz)

Der Name „Bruder" gehört allen Kindern Gottes an (Phil. 4, 1; Kol. 1, 2; 1. Thess. 5, 27) und Jesus selbst hat sie also benannt (Hebr. 2, 11). Wir bekennen demnach eine Gemein­schaft mit a 11 e n Brüdern, Mitbürgern der Heiligen und Gottes Hausgenossen (Eph. 2, 19) und lehnen damit jede Benennung ab, mit der man uns anders, als „Christen", „Brüder" usw. bezeich­nen wollte, indem wir nur eine Einheit in Christo aner­kennen und als Brüder uns vereinigen, die alle Freudigkeit haben zum Eingang in das Heiligtum durch das Blut Christi (Hebr. 10, 19).

Als Priester Gottes (Off. 1, 6) um geistliche Opfer, die Gott durch Jesum Christum angenehm sind, zu opfern (1. Petr. 2.5), glauben wir nicht, dass irgend ein Mensch als Leiter irgend einer gottesdienstlichen Handlung, von Menschen einge­setzt werden darf (Gal.1, 1). Christus ist das Haupt der Gemeinde (Eph. 1,22; Kol. 1, 18) und teilt durch Seinen Geist die Gaben aus (Eph. 4, 7. 8), der Seinerseits wiederum einem Jeglichen zuteilt, je nachdem Er will (1. Kor. 12, 11). Der Geist ist der uns von Christo gegebene Beistand (Joh. 14,16.26; Apgesch. 2, 33), der unsrer Schwachheit aufhilft (Röm. 8, 26), und uns in alle Wahrheit leitet (Joh. 16, 13).

Wir erkennen daher nur solche Gaben an, welche nicht von Menschen, sondern von oben kommen (Jak. 1, 17; Eph. 4, 8; 1. Kor. 12, 4. 7. 8 usw.). Damit soll nicht gesagt sein, dass wir den Dienst - Diakonia - , das „A m t" heutzutage genannt, aufhe­ben; nein, im Gegenteil, wir richten ihn auf und nehmen ihn im allerweitesten Sinne mit Dank an. Seelsorge, Lehre, Ermahnung, Leitung und jeden andern Dienst, und wäre es nur ein Glas kalten Wassers (Röm. 12, 6-8; Eph. 4, 11. 12; 2. Kor. 8, 4; Matth. 10, 42), sind uns von Herzen willkommen und wir begehren, uns dafür dankbar, sowohl gegen Den zu erweisen, Der uns solche Gaben nach Seiner Gnade gibt (Röm. 12, 6), als auch gegen den, durch welchen der Herr uns solche mitteilt; wiederholen es aber nochmal, dass der Mensch weder die Freiheit, noch die Macht dazu hat, solche Gaben auszuteilen und einzusetzen, sondern solches der Wir­kung des Heiligen Geistes überlassen werden muss (Apgesch. 13, 2. 21, 28).

Da nun die Gaben verschieden sind (1. Kor. 12, 4), so glauben wir, dass die völlige Freiheit stattfinden muss, dieselben in unserer Mitte auszuüben. So nehmen wir nun mit Freuden in unseren gottesdienstlichen Versammlungen eine Ermahnung, eine Lehre, ein Gebet usw. von jedwedem Bruder auf, insofern es zur Erbauung geschieht, und sind wir bereit, so weit der Herr uns Kraft und Möglichkeit dazu ver­leiht, uns mit jedem Bruder, der durch den Heiligen Geist beten (Jud. 20) und dem Herrn von Herzen singen und spielen kann (1. Kor. 14. 15. 26. 31; Kol. 3, 16; Eph. 5, 19), zu vereini­g e n. Die Schwachheit und Torheit unseres Fleisches erkennen. wir dabei demütig an und ermahnen deshalb die Brüder, acht zu haben in Allem auf das. geschriebene Wort Gottes, das uns unterweist zur Seligkeit, das nütze ist, zur Lehre, Strafe, Besserung, Züchtigung in der Gerech­tigkeit, auf dass der Mensch Gottes vollkommen sei und zu allem guten Werke völlig geschickt (2. Tim. 3, 15-17).

 Mit diesem Worte glauben wir auch das Mittel in der Hand zu haben, unter dem Beistande des Herrn durch Seinen Geist unterscheiden zu können, ob eine Lehre von Gott sei o der n i c h t. Indes räumen wir weder der Philosophie (Kol. 2, 8), noch der menschlichen Weisheit (1.Kor.1, 19.20. 21; 3, 19. 20) die Möglichkeit ein, dasselbe verstehen zu können, sondern behaupten mit dem Worte Gottes, dass uns nur der Geist Gottes darüber belehren kann und m u ß (1. Kor. 2, 11. 12. 13). Dabei haben wir die feste Zuversicht, dass in einer Ver­sammlung von Gläubigen, und seien es noch so wenige, es der Herr nie an Seinem Segen fehlen lassen wird, weil Er ja Selbst Sich dort einfinden will (Matth. 18. 20).

Wir versammeln uns am ersten Tage der Woche, „das Brot zu brechen" (Apgesch. 20, 7) und bekennen auch darin unsere Gemeinschaft als L e i b Christi (1. Kor. 10, 16. 17) mit den Gliedern sowohl, als mit dem Haupt e, Dessen Tod der unsre und Dessen Herrlichkeit wir als unser Erbe erwarten bei Seiner Wiederkunft. Mit Ihm gestorben, sind wir auch mit Ihm auferstanden (Kot 2, 13; Eph. 2, 5. 6) und be­gehren nun nicht mehr uns oder der Welt zu Gefallen zu leben, sondern Gott (Röm. 6, 11); halten uns daher nicht nur von der Welt (2. Tim. 2, 21), sondern sogar von jeglichem Bruder fern, der unordentlich wandelt (2. Thess. 3, 6; Kor. 5, 11). Wort­zänkerei zu meiden, sind wir im Worte Gottes ermahnt (1. Tim. 6, 4), dabei aber auch aufgefordert, für den, den Heiligen einmal mitgeteilten Glauben den Kampf zu kämpfen (Jud. 3), und als gute Streiter Christi die dabei unausbleiblichen Leiden (2. Tim. 2, 3. 12) gern zu ertragen.

Verschiedenheiten von Gedanken, welche die Erbauung des Leibes Christi nicht stören und überhaupt dem Worte Gottes nicht bestimmt zuwider sind, geben kein Hindernis für die Gemeinschaft und sichtbare Einheit derer ab, die unsern Heiland lieb haben; denn dieser ist ja auch darum ge­storben, dass er die zerstreuten Kinder Gottes zusam­menbrächte (Joh. 11, 52), und will, dass wir eins seien, auf dass die Welt die Sendung Jesu und die Liebe des Vaters erkenne (Joh.13, 35; 17,23). Für „alle Menschen, für die „Obrigkeit" usw. zu beten und aller Welt das Evan­gelium zu predigen, halten wir für unsere Pflicht.

Von der Welt wollen wir uns trennen, nicht aber von den „Christen ", sondern begehren von Herzen solcher Ver­einigung.

Wenn sich nun Christ en weigern uns anzuschließen, so liegt nicht die Schuld an uns, denn die „Christen' gehören als e i n Leib beisammen; und wer unter ihnen Trennung an­richtet oder ihrer Vereinigung sich widersetzt, ist als solcher, der Trennung anrichtet, (Sektierer), zu meiden (Röm. 16, 17. 18; 2. Tim. 4, 5), denn der Herr selbst sagt: „Wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut" (Matth. 12, 30). Die sich indes von den Ungläubigen trennen und von ihnen ausg e h e n , sollen Söhne und Töchter des Allmächtigen heißen (2. Kor. 6, 18), und unser Wunsch und Gebet ist, dass es ihrer recht viele sein mögen.

Alle , die den Namen unseres Herrn anrufen (1. Kor. 1. 2), sollen bei dem Mahle, das uns der Herr zu feiern geboten hat, willkommen s e i n. Wir bitten schließlich noch unsere lieben Brüder inständig, durch unsern Herrn Jesum Christum und durch die Liebe des Geistes (Röm. I5, 30), „in der Apostellehre, in der Gemeinschaft, im Brotbrechen, und in den Gebeten zu verharren" (Apgsch. 2, 42), und auch dadurch, so wie durch ihren ganzen Wandel kund zu tun, dass sie nicht von der Welt sind (Joh. 15, 19; 17, 14), und dass sie nicht ein gleiches Joch mit den Ungläubigen tragen können, denn mit denen sollen und können wir weder Gemeinschaft, noch Übereinstimmung, Teil noch GIeiche haben (Apgsch. 2, 42; (2. Kor. 6, 14-16).

Zwar sind wir schwach, töricht und unedel vor der Welt (1. Kor. 1, 27. 28) und haben wenig Kraft (Off. 3, 8), indes suchen wir das Wort zu behalten und in allen Dingen von Herzen sagen zu können: „durch welchen die Welt uns gekreuzigt ist und wir der Welt" (Gal. 6,14).

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Allerlei Erfahrungen

Bibelstelle:

Botschafter des Heils in Christo 1853, S. 37ff

(Aus den Reden von Zinzendorf)

Es darf ein Gläubiger der Sünde nicht einmal Gehör geben, viel weniger sich in einen Kampf mit ihr einlassen, sondern seitdem die Ehescheidung der Seele von ihrem alten Manne durch den Leib Christi geschehen, dass er sie fahren lassen muss, so wird nun dem 'rechten Manne gedient, und ihm Frucht ge­bracht ins ewige Leben, man will und mag nicht mehr sündigen. Diese Freiheit wird uns als Seligkeit angerechnet.

Der kürzeste Weg zum Glauben ist, Christum aufzunehmen. „So viele Ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben" (Joh. 1, 12).

Das ist die einzige Ursache, warum so viele Seelen verloren gehen, nicht weil sie gesündigt haben, sondern wegen des Un­glaubens; denn ohne Glauben ist's unmöglich, Gott zu gefallen.

Es ist wahr, das Sündigen muss aufhören. Denn wer die Sünde noch herrschen lässt, oder herrschen lassen muss, der hat noch keinen Glauben an Christum: der Glaube lässt uns nicht sündigen (Röm. 6). Es führt des Geistes Freudigkeit der Sünden Macht gebunden.

Gott will allen Sündern um Christi willen Gnade schenken, und wirft bei der Gnade natürliche Sünde und natürliche Fröm­migkeit in eine Masse. Wenn ein Bösewicht bekehrt wird, das ist ein einfaches Wunder; wenn aber ein Frommer selig wird, das ist ein doppeltes Wunder. Christus ist auch für die Gott­losen gestorben und nicht für die Gerechten. Von Natur sind wir alle gleiche Sünder und gleich gottlos vor Gott; aber es wird dieser Zustand durch Vernunft und Erziehung so versteckt und verborgen, dass sich die Leute selbst nicht mehr kennen.

Es hilft ohne Christo kein guter Vorsatz weder von Sünden zu lassen, noch fromm zu sein und Gutes zu tun. Darum muss man sich nur um den Glauben an Christum recht bekümmern, Alles aber so geschwind fahren zu lassen, und vergessen, als ein Kind, und Jesus muss unser Glaube werden, unsere Liebe und Hoffnung, der einzige Gegenstand und Zweck unseres Lebens; alle Gedanken, Reden und Begierden müssen Seiner voll werden, so sind sie recht und gelten vor Gott um Seinet­halben. Alsdann dürfen wir bei dem Glauben nicht zittern, wie die Teufel, sondern können herzlich und zuversichtlich sein.

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Der Mensch außer Christo

Bibelstelle:

Botschafter des Heils in Christo 1853, S. 38ff

Mag auch der Ausgang sein wie er will, wir wandern zur Ewigkeit. Vor dem Richterstuhl Jesu Christi müssen wir alle erscheinen und alle offenbar werden, und das Urteil sei noch so verschieden, es wird doch unser Aller Bekenntnis sein: „Gerecht bist du, Jehova, und gerecht sind deine Gerichte" (Ps. 119, 139). Gott lässt sich hienieden nicht unbezeugt an einem Jeglichen unter uns, auf dass wir an jenem Tage keine Entschuldigung haben und Gott allein Recht behalte. Der Mensch ist durch den Sündenfall geistlich tot und „vernimmt nichts von den Dingen, die des Geistes Gottes sind; es ist ihm eine Torheit und er kann es nicht erkennen, denn es muss geistlich beurteilt sein" (1 Kor. 2, 14). Durch den Fall Adams ist alles Fleisch verderbt und die ganze Schöpfung von Gott verflucht worden.

 Ein jeder Mensch ist ein Nach­komme dieses Adams; Bein von seinem Bein und Fleisch von seinem Fleisch und ist aus sündlichem Samen gezeugt. „Darum, gleichwie durch einen Menschen die Sünde ist in die Welt gekommen, und durch die Sünde der Tod, und also der Tod zu allen Men­schen durchgedrungen ist, weil sie alle ge­sündigt haben" (Röm. 5, 12). „Jehova hat vom Himmel herniedergeschaut auf die Menschen­kinder, um zu sehen, ob ein Verständiger da sei, einer, der Gott suche. Alle sind abge­wichen, sie sind allesamt verderbt; da ist keiner, der Gutes tue, auch nicht einer (Ps. 14, 2-3). „Denn alle haben gesündigt und errei­chen nicht die Herrlichkeit Gottes" (Röm.3,23).

So ist der Mensch von Natur; er ist tot in Sünden und Über­tretungen; er wandelt nach dem Lauf dieser Welt, nach den Lüsten und dem Willen des Fleisches und der Vernunft; er wird regiert von dem Fürsten der Finsternis, von dem Geiste, der in den Kindern des Unglaubens sein Werk hat und ist ein Kind des Zorns (Eph. 2, 1-3). So lange der Mensch in diesem Zustande verharret, — mag er ein noch so reiches Maß der Weisheit dieser Welt besitzen —, er selbst bleibt sich verborgen und Gott und Sein Wort erkennt er noch weniger. Es steht geschrieben: „Ich will die Weisheit der Weisen vernichten und den Verstand der Verständigen will ich hinwegtun. Wo ist der Weise? Wo der Schrift­gelehrte? Wo der Schulstreiter dieses Zeit­laufs? Hat nicht Gott die Weisheit der Welt zur Torheit gemacht? Denn weil die Welt durch ihre Weisheit, Gott in seiner Weisheit nicht erkannte, gefiel es Gott wohl, durch die Torheit der Predigt, die Glaubenden zu er­retten" (1. Kor. 18-21).

Der Mensch außer Christo hört's und versteht's nicht. Er macht sich selbst seinen Gott, wie er ihn gerade gebrauchen kann; der so gerecht ist, dass seine eigene Gerechtigkeit davor besteht, und so gnädig, dass er wegen seiner Übertretungen nichts Sonderliches zu fürchten hat. Da geben's denn gar viele Götter, und so verschieden die Menschen sind, so verschieden dass man bequem darauf wandeln kann, und die Pforte so weit, dass am Ende Alles mit hindurch kommt. Da hat man weder Glauben noch Selbstverleugnung nötig; die durch Sünde in gött­lichen Dingen verfinsterte Vernunft ist Licht und Leitstern und an alle Handlungen legt man seinen selbstgemachten Maßstab, so dass man nie eigentlich zu erzittern braucht. Doch alle diese Götter sind nur Schatten und erbleichen am Tage des Gerichts. Ihre Täuschungen haben dann ein Ende; die Gnadenzeit ist dahin und die Tränen der Verzweiflung flehen dann umsonst um Änderung des göttlichen Urteils.

Der Weg des Ehrbaren hat zwar mehr Schein vor den Augen der Welt, als der Weg des Lasterhaften, der durch grobe Übertretungen gezeichnet wird. Da hält man noch etwas auf menschliche Tugenden, auf des Gesetzes Werke, auf Gott und Gottesdienst. wenn auch nur äußerlich; da macht man noch aus Gewohnheit und um sein Gewissen einzuschläfern, das nach, was den Kindern Gottes nur gegeben ist zur Stärkung und Be­lebung ihres Glaubens. Aber die geheime unlautere Sünden­quelle des Herzens wird nicht untersucht noch erkannt.

Doch überall offenbart sich in diesem unaufhaltsamen Trei­ben ein tiefes Verlangen nach Glückseligkeit; man ist mit der Gegenwart nur wenig oder gar nicht zufrieden und setzt von Tag zu Tag seine Hoffnung auf die Zukunft. All das Laufen und Rennen, das Sorgen und Ängsten, das Forschen und Speku­lieren offenbart immer wieder die Sehnsucht nach einem Gut, was vollen Frieden gewährt. 

Da nun aber der Mensch fleischlich und irdisch gesinnt ist, so ist all sein Sehnen und Trachten auf's Irdische gerichtet und so erlangt er nie, was er sucht. Bei seinem unermüdlichen Haschen und Jagen übersieht er, dass die Begierden des Herzens immer unersättlicher werden, je mehr sie Erfüllung finden; er übersieht, dass dieser Welt Lust und Güter ihren Wert und Reiz verlieren, sobald man in ihrem Besitze ist; er erkennt nicht, dass der Mensch dem Fluche und Tode, um der Sünde willen, unterworfen ist, und die Welt mit ihrer Lust vergeht. Gott aber in Seiner großen Langmut und Geduld lässt Sich dennoch nicht unbezeugt.

Schon die ganze Schöpfung ruft einem Jeden zu: Es ist ein Gott, der Himmel und Erde und auch dich, o Mensch, gemacht hat! Aber du weißt es und vernimmt's doch nicht; du achtest es nicht der Mühe wert, deinen Schöpfer kennen zu lernen, bist auch nicht bereit, Dich Ihm kindlich zu unterwerfen und Ihm von ganzem Herzen zu dienen. Durch die Sünde ist der Mensch in dichte Finsternis eingehüllt, und da er das wahre Licht nicht kennt, hält er die Finsternis selbst für das Licht, und liebt jene mehr denn dieses (Joh. 3, 19). Die Schrift sagt davon: „ D e r e n Verstand verfinstert ist und sind entfremdet von dem Leben aus Gott, durch die Unwissen­heit, so in ihnen ist, durch die Blindheit ihres Herzens" (Eph. 4, 18). „Nun sie aber in Blindheit noch sprechen: wir sind sehend, so bleibt ihre Sünde" — (Johannes 9, 14).

Durch Wort und Schrift hören wir von Jugend auf, dass ein Gott sei, heilig und gerecht, und an uns selber erfahren wir's täglich (wenn wir nur wollen), dass wir unheilig und ungerecht sind. Das eigene Gewissen bezeugt es, und die mancherlei Ge­danken, die sich untereinander verklagen und entschuldigen, predigen laut: Gott ist gerecht, aber der Mensch ist verderbt! Allein weder freundliches Locken noch ernstes Ermahnen und Drohen entreißt die unzählige Schar ihrer tiefen Versunkenheit. 

Mag ihnen auch Tod, Gericht und Hölle vorgestellt werden; sie bleiben gleichgültig, als blieben sie ewig hier, oder als könnte ihnen der Himmel nicht fehlen. Will hie und da ein solcher Gedanke sie beunruhigen, so muss er den Zerstreuungen der Welt, den reizenden Vergnügungen oder dem Drange der Ge­schäfte Platz machen. Mancher sucht sich auch zu beruhigen, wenn er mit dem Vater der Lügen fragt: Sollte Gott gesagt haben? Sollte Er dies und das von uns verlangen? 

Sollte Er so unbarmherzig sein? Ist die Bibel nicht von Menschen ge­macht? Darf man es auch alles so genau nehmen, wie es ge­schrieben steht? Wer sollte dann selig machen?? Dürfen wir uns hienieden nicht freuen? Sollten wir unsere Vernunft nicht ge­brauchen? und wie dieser heillosen und ungläubigen Fragen mehr sind, womit man Gottes Wort zu verdächtigen und Seine Wahrhaftigkeit zu untergraben trachtet. Bedächte doch der Mensch, was er mache? denn „es ist furchtbar in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen!" (Hebr. 10, 31).

Die mannigfachen Schicksale des Lebens verkündigen immer wieder, dass ein Gott sei. Das Schreien des Menschen in leib­licher Not zu diesem Gott um Hilfe und Errettung; seine Ge­lübde, dankbar zu sein und sich zu bessern, bezeugen, dass er das Dasein desselben glaubt, und oft in seinem Leben wiederholt sich die freundliche Mahnstimme:. „Weißt du n i c h t, d a 13 dich Gottes Güte zur Buße leitet?" Aber er ver­achtet den Reichtum der Gütigkeit, Geduld und Langmut Gottes und häuft sich selber nur Zorn auf am Tage des Zorns und der Offenbarung des gerechten Gerichts Gottes (Röm. 2, 4. 5). Die Tücke des Herzens, seine Feindschaft wider Gott bleiben ihm verborgen; die Welt mit ihrer Lust, der Geiz, die Sorgen der Nahrung und Kleidung, Neid, Zorn usw. usw. sind sein Element, sein Schatz, wo er sein Herz hat, sein Leben und seine Freude. So geht er hin von Tag zu Tag, und erkennt nicht die Torheit seines Herzens und die Gefahr seiner Seele.

Die Sünde hat unumschränkte Gewalt im Menschen. Er steht ganz in ihrem Dienste und ist ihr Knecht. „Wisset ihr nicht, dass, wem ihr euch darstellt als Sklaven zum Gehorsam, ihr dessen Sklaven seid, dem ihr gehorchet? Entweder der Sünde zum Tode, oder des Gehorsams zur Gerechtigkeit?" (Röm. 6, 16). Man mag die Ketten der Sünde fühlen oder nicht, man ist doch immer ein Sklave. Wenn das geschichtliche und heilige Gesetz Gottes an uns herantritt, wenn es heißt: Laß dich nicht gelüsten! da wird die Lust erst recht rege. „Denn als wir im Fleische waren, da waren die sündlichen Lüste, welche durch das Gesetz sich erregten, kräftig in unsern Gliedern dem Tode Frucht zu bringen" (Röm. 7, 5). 

Ein hartes und schweres Joch ist die Sünde, wenn sie als Sünde erkannt wird. Es seufzen Viele darunter und suchen bald hie bald da Befreiung. Aber da helfen keine guten Vorsätze, da reicht der gute Wille nicht aus; un­erbittlich fordert die Sünde, und der Mensch außer Christo muss gehorchen, ob gern oder ungern. „Denn das Fleisch gelüstet wider den Geist, der Geist aber wider das Fleisch. Dieselbigen widerstreben einan­der, dass ihr nicht tut was ihr wollt" (Gal. 5, 17). Welche Hoffnung bleibt nun dem Sünder? Er mag sein tiefes Verderben fühlen oder nicht, „e i n e jede Übertretung wird ihren gerechten Lohn empfangen"; er mag wissen, dass er fleischlich ist oder mag es nicht wissen, — „ d i e fleischlich sind, die mögen Gott nicht zu ge­fallen" (Röm. 8, 8). „Wer deal. Sohne nicht glaubt, wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm" (Joh. 3, 36). Das ist der Mensch außer Christo, ohne Hoffnung eilt er der Ewigkeit entgegen.

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Nur Heil in Christo

Bibelstelle:

Botschafter des Heils in Christo 1853, S. 42ff

„Also hat Gott die Welt geliebt, dass er sei­nen eingeborenen Sohn gab, auf dass jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe" (Joh. 3, 16). Diese tiefe Liebe und Gnade Gottes kann nie ganz ergründet noch erkannt werden; all unsere Erkenntnis bleibt hier Stückwerk.

Der erhöhte Jesus ward abgebildet in der ehernen Schlange, welche Moses in der Wüste aufrichtete. Das israelitische Volk murrte wider Gott und Mose sprach: „Warum habt i h r u n s aus Ägypten herausgeführt, dass wir in der Wüste sterben? denn es ist kein Brot noch Wasser hier, und unserer Seele ekelt über dieser losen Speise. Da sandte der Herr „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er sei­nen eingeborenen Sohn gab, auf dass jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe" (Joh. 3, 16). Diese tiefe Liebe und Gnade Gottes kann nie ganz ergründet noch erkannt werden; all unsere Erkenntnis bleibt hier Stückwerk.

Der erhöhte Jesus ward abgebildet in der ehernen Schlange, welche Moses in der Wüste aufrichtete. Das israelitische Volk murrte wider Gott und Mose sprach: „Warum habt i h r u n s aus Ägypten herausgeführt, dass wir in der Wüste sterben? denn es ist kein Brot noch Wasser hier, und unserer Seele ekelt über dieser losen Speise. Da sandte der Herr sein Glaube gerechnet zur Gerechtigkeit" (Röm. 4, 5). „Christus hat uns losgekauft von dem Fluch des Gesetzes, da er ward ein Fluch für uns, denn es steht geschrieben: Verflucht ist Jedermann, der am Kreuze hängt" (Gal. 3, 13).

 „Er hat uns geschenkt alle Sünden, und ausgetilgt die Handschrift, so wider uns war durch Sat­zungen, und uns entgegenstand, und hat sie aus dem Mittel getan und an's Kreuz geheftet" Kol. 2,14.15). „Nun aber ist er einmal am Ende der Zeiten erschienen, durch sein eigenes Opfer die Sünden aufzuheben" (Hebr. 9, 26). (Ebenso: Röm. 10, 9; 3, 24; Titus 2, 14; Hebr. 10, 12-14; 1.Petrus 1, 18; — 2, 24; Röm. 8, 31-34).

Nimmst du dieses Zeugnis in Wahrheit an, so hast du Frie­den mit Gott. Du bist mit Ihm versöhnt; die Sünde ist getilgt; der Fluch aufgehoben und das Gesetz hat an dir nichts mehr zu fordern. So lange du aber über deine Sünde noch besorgt bist, d. h. so lange du fragst, wer wird mich befreien? so lange der Friede Gottes noch nicht bleibend in dir wohnt, so lange glaubst du auch nicht in Wahrheit, was Gott von Seinem Sohne zeugt. Wer aber Gottes Zeugnis nicht annimmt, der beweist, dass er an Dessen Wahrhaftigkeit zweifelt und Seine überschwängliche Gnade in Christo Jesu an uns nicht erkannt hat.

Glaube doch diesem Gott, der du unter dem Fluch der Sünde seufzst, der du nirgends Ruhe und Frieden, nirgends Errettung und Seligkeit finden kannst. Bist du auch noch so arg von der Schlange, der Sünde, zerbissen, hast du erkannt, dass du von ihr durch und durch vergiftet bist; komm nur, wie du bist! Gott verlangt nichts anderes, als dass du Sein Zeugnis von Seinem Sohn annimmst, der für dich zur Sünde gemacht ist, auf dass du in Ihm würdest die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt (2. Kor. 5, 20). 

Glaube, wie ein Kind glaubt, in aller Einfalt, ohne Be­denken und Vernunftschlüsse, so wirst du die Kraft dieses Glau­bens erfahren. Du wirst selbst jubeln: Nun bin ich erlöst; nun bin ich aus dem Tode in das Leben übergegangen; nun bin ich Gottes Kind und Erbe. „Es ist in keinem Andern das Heil, ist auch kein anderer Name unter dem Himmel, den Menschen gegeben, darinnen wir sollen selig werden" (Apgsch. 4, 12). —

In Christo Jesu sind wir aber auch von dem Joch und Dienst der Sünde befreit. Der Unglaube macht dies zwar streitig, weil er kraftlos ist. Es kommt aber darauf an, dass wir recht den reichen Segen erkennen, den wir in Jesu haben. Wir sind er­mahnt: „Darum Brüder, befleißigt euch um so­ mehr, eure Berufung und Erwählung festzu­machen. Denn wo ihr solches tut, werdet ihr nimmermehr straucheln" (2.Petr. 1, 10). „In Christo Jesu wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig"; „in Ihm liegen alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis" (Kol. 2, 3. 9). „Sein Name ist ein festes Schloss, wer darin im Glauben ruht, der ist sicher vor allen seinen Feinden." Er ist der Siegesfürst über Satan, Welt, Sünde und Tod, darum sind wir in Ihm immer des Sieges gewiss, wie geschrieben steht: „Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat" (1. Joh. 5, 4). Durch den Glauben sind wir in Ihn versetzt; sind Ihm einverleibt. Gott sieht uns nun an, wie Er Ihn ansieht; dieselbe Liebe und Herzlichkeit ruht nun auf uns, wie sie auf Seinem Sohne, unserm Heiland, ruht.

Es hängt aber alles davon ab, dass wir festiglich dafür halten, dass wir durch den Glauben in Ihn versetzt sind; von Gott nun angesehen werden als geliebte Kinder, und alles dessen teil­haftig geworden sind, was uns durch Jesum Christum geschenkt ist. Da heißt es denn: „Das dem Gesetz unmöglich war, weil es durch das Fleisch geschwächt ward, das tat Gott und sandte seinen Sohn in Gleichgestalt des sündlichen Fleisches, und für die Sünde, und verdammte die Sünde im Fleisch; auf dass die vom Gesetz geforderte Gerechtigkeit in uns erfüllt werde , die wir nicht nach dem Fleische wandeln, sondern nach dem Geiste" (Röm. 8, 3. 4).

Inmitten einer Welt von unzähligen und gewaltigen Wider­sachern, sichtbar und unsichtbar, sind wir nun in Jesu geborgen, um nicht ihr Raub zu werden, und sind nur in Ihm bewahrt vor aller Befleckung des Fleisches und des Geistes. Der Kampf, der zwar große Selbstverleugnung fordert, besteht allein darin, Glauben zu behalten, d. h. in Ihm zu bleiben, und nur ein solcher Kampf ist recht und wird mit Sieg gekrönt. Das Gebet, die brüderliche Gemeinschaft, das Forschen in der Schrift, die Er­kenntnis unseres hohen Berufs, kurz alles, soll vornehmlich dazu dienen, um uns in diesem Kampfe recht wacker zu erhalten.

Nur wer in Jesu ruht, ist Gott angenehm und bringt viele Frucht. „Bleibet in mir und ich in euch. Gleich­wie die Rebe keine Frucht bringen kann von ihr selber, sie bleibe denn am Weinstock; also auch ihr nicht, ihr bleibet denn in mir. Ich bin der Weinstock, ihr die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts. tun. Darin wird mein Vater geehrt, dass ihr viel Frucht bringt" (Joh.-15, 4. 5. 8), Also lernen wir auch Gott, den Vater und unsern Herrn Jesum Christum immer mehr erkennen. „Denn wo solches reichlich bei euch ist, wird es euch nicht träge noch unfruchtbar sein lassen in der Erkenntnis unseres Herrn Jesu Chri­sti" (2. Petri 1, 8). „Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesum Christum, erkennen" (Joh. 17, 3). Der Apostel Paulus bittet für die gläubigen Kolosser, dass sie wachsen möchten in der Erkenntnis Gottes; (Kol. 1. 11) und Petrus schreibt allen Gläubigen (2. Petri 1, 2. 3): „Gnade und Friede sei euch vermehrt durch die Erkenntnis Gottes und Jesu unseres Herrn!"

Wenn wir nun durch den Glauben in Ihn versetzt sind und in Ihm bleiben, so werden wir wachsen in dieser Erkenntnis, und in der Erkenntnis Gottes und Jesu Christi besteht unsere Seligkeit. Als wir in uns, d. h. in unserm Fleische waren und lebten, mussten wir zunächst u n s selbst kennen lernen in unserm Verderben und in unserer Ohnmacht, auf dass uns unser tiefes Elend recht offenbar würde und wir uns nach Erlösung sehnten. Nachdem wir nun gläubig geworden sind, haben wir uns als Gottlose erkannt; haben alle Hoffnung zu unserer Selbstver­besserung aufgegeben; sehen ganz von uns ab und sind nun durch den Glauben Jesu einverleibt. Durch diese Einverleibung bekennen wir, dass wir in Ihm gekreuzigt, gestorben, begraben und auferstanden sind. „Wir wissen, dass unser alter Mensch mit Ihm gekreuzigt ist, auf dass der sündliche Leib aufhöre, damit wir hinfort der Sünde, nicht dienen" (Röm. 6, 6). (Weiter V. 11. Kap. 7, 4; 2. Kor. 5, 14. 15; Kol. 2, 12; 1. Petrus 4, 1. usw.). 

Wir dürfen jetzt von uns, nach unserm Fleische, wie von unserer früheren Ge­meinschaft gar keine Notiz mehr nehmen, oder mit andern Wor­ten, wir müssen uns selbst verleugnen, und unser Leben verlieren um Jesu willen. Das Wort Gottes ruft den Gläubigen auch nicht zu, dass sie in der Selbsterkenntnis wachsen sollten; es setzt vielmehr voraus, dass sie sich als Gottlose erkannt und aufgegeben haben. 

Da sie aber nun in den Himmel versetzt sind, wo ihr Leben mit Christo in Gott verborgen ist, sollen sie wachsen in der Erkenntnis Gotte s. Liebe Brüder, lasst uns nicht klüger sein wollen, als Gottes Wort; es ist eine große List des Feindes, der uns immer wieder in uns selbst zurück­führen will, damit wir dann leicht seine Beute werden. In uns sehen wir ja nichts als Verderben und Ohnmacht; was Wunder, wenn wir bei solcher Selbstbetrachtung immer wieder in eine knechtische Furcht geraten und unser ganzer Wandel unseres hohen Berufs unwürdig, fleischlich und unrein ist. In Gott aber sehen wir nichts als Gerechtigkeit und Stärke, die uns durch den Glauben geschenkt ist, und unser Herz erfüllt Frieden und unser Gang ist sicher und gewiss.

 Der Betrug Satans ist sehr groß; er hat von jeher alles versucht, um die Gläubigen aus ihrer sicheren Burg zu bringen; er weiß sich selbst in einen Engel des Lichts zu verstellen. Er möchte sie sogar gern zu der Meinung verführen, dass das stete Aufsehen auf Jesum, ohne das Sehen auf sein tiefes Verderben und seine Ohnmacht stolz und hochmütig mache. Lasst euch nicht irre machen, liebe Brüder, die ihr in Christo Jesu seid; der Hochmütige ruht nicht in Gott, sondern in sich selbst. Der ist recht einfältig und demütig, der von sich nichts ­mehr, aber von Gott alles erwartet, und der nicht sich beschaut, um an sich selber Wohlgefallen zu haben, sondern unverrückt auf den Herrn sieht, und an Ihm allein seine Freude und Wonne hat. „Und nun, Kindlein, bleibt in ihm, auf dass, wenn er geoffenbart wird, wir Freudigkeit haben und nicht zu Schanden werden vor ihm bei seiner Ankunft (1. Joh. 2, 28).

 Lasst es uns doch recht ernst nehmen mit Gottes Wort und mit unserm Heil; denn wir sind teuer erkauft. Das Gebet Pauli für die Epheser, Kapitel 1, 17-20, wolle der Herr auch in uns Allen reichlich erfüllen: „Dass der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, euch gebe den Geist der Weisheit und Offenbarung zu seiner Erkenntnis; erleuchtete Augen eures Her­zens, dass ihr erkennen möget, welches da sei die Hoffnung seiner Berufung, und welches der herrliche Reichtum seines Erbes an den Heiligen; und welches da sei die überschwäng­liche Größe seiner Kraft an uns, die wir glau­ben, nach der Wirksamkeit seiner mächtigen Stärke, weiche er gewirkt hat in Christo, da er ihn von den Toten auferweckt und gesetzt hat zu seiner Rechten im Himmel".

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Seid um nichts besorgt

Bibelstelle: Philipper 4,6

Botschafter des Heils in Christo 1853, S. 47ff

Seid nun nicht besorgt, sondern in allem lasst durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kund werden (Phil. 4, 6)

Es ist ein seliges Bewusstsein, ein Kind Gottes zu heißen. Wir sind es geworden durch Jesum; der Geist der in Ihm wohnt, ist auch uns geschenkt, so dass wir mit aller Zuversicht: Abba, lieber Vater! rufen können. Um Jesu willen ruht nun die ganze Zärtlichkeit und Liebe des Vaters auf uns, wie auf Ihm „ I c h in ihnen und du in mir: auf dass sie vollendet seien in Eines, und die Welt erkenne, dass du mich gesandt hast, und liebst sie, gleichwie du mich liebst" (Joh. 17, 23). Dies Bewusstsein, dass wir durch Jesum Christum in die Nähe des Vaters gebracht sind, als geliebte Kinder, soll immer in uns lebendig sein. Ebenso auch, dass wir nur in Jesu so hochgeachtet sind, auf dass wir nie Gefallen an uns selber haben und wir uns auch stets befleißigen außer uns in Jesu zu leben. „Darin seht die Liebe: nicht, dass wir Gott geliebt haben; sondern dass er uns geliebt hat und gesandt Seinen Sohn zur Ver­söhnung für unsere Sünden" (1. Joh. 4, 10).

Dieser uns so zärtlich liebende Vater lässt uns nun ermah­nen: „Sorget nichts?" Es ist der Vater, „welcher auch seines eigenen Sohnes nicht verschont, son­dern hat ihn für uns alle dahin gegeben; wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?" (Röm. 8, 32). Das Kind Gottes ist hier ein Pilgrim und Fremd­ling; und gar Manches tritt ihm in den Weg, um seinen Gang zu hemmen und zu beschweren. Der Feinde sind viel und voll Arglist und Bosheit. Sie wollen dem Glaubenden das Ziel ver­rücken und ihn von Jesu abziehen. Bald ist es Angst in der Welt, Spott, Hohn und Verfolgung, bald Sorgen der Nahrung, bald sonstige Züchtigungen, was den Glauben zum Wanken bringen will.

 Dem aber, der sein Ziel festhält ohne Wanken, dient dies alles nur dazu, „dass sein bewährter Glaube viel köst­licher erfunden werde, denn das vergängliche Gold, das durch's Feuer bewährt wird, zu Lob, Preis und Ehre bei der Offen­barung Jesu Christi" (1. Petr. 1, 7). In solchen Anfechtungen tritt ihm das Wort Gottes freundlich entgegen, und spricht: „Sorget nichts!" und schneidet damit jede Sorge ab. An einer anderen Stelle heißt es: „Alle eure Sorgen werfet auf ihn, denn er sorgt für euch" (1. Petr. 5, 7) und weist selbst hin auf die Vögel unter dem Himmel und auf die Lilien im Felde. Liebe Brüder, so spricht ein Vater zu Seinen Kindern, für die Er Seinen eingeborenen Sohn gab, da sie noch Feinde waren. Wie groß muss jetzt Seine Liebe sein, da sie nun in Seinem Sohne unsträflich und gerecht vor Ihm stehen.

Es ist etwas überaus Herrliches und Tröstliches für uns, dass dieser Vater uns jeder Sorge überheben will; dass wir mit dem festen Bewusstsein einhergehen können, dass alle unsere Sorgen in den besten Händen ruhen. Das unaussprechliche Ge­schenk, was Er uns, da wir noch Feinde waren, dargereicht hat in Seinem Sohne, ist uns Pfand und Siegel, dass er uns so innig liebt. Darum sorge nichts; lass dich mit nichts der Art ein, Gott will sorgen. Bleibe du nur in Jesu, beim Vater; lass keine Be­kümmernis dein Herz betören. Gehst du aber in die Sorgen ein, so gibt's Not und der Friede wird gestört. Der Leicht­sinnige sorgt auch nichts; aber er ruht nicht in Gott. Er wirft seine Sorgen nicht auf den Herrn; er sucht sich aus Selbstliebe ihrer zu entledigen; er überwindet nicht durch den Glauben; er braucht sich nicht selbst zu verleugnen; sein Nichtsorgen ruht in seinem Fleische.

Statt der Sorge werden wir ermahnt uns nur mit unserm Gott und Vater in Christo Jesu zu beschäftigen. Was auch kommen mag, wir sollten's im Gebet und Flehen vor Ihm kund werden lassen. Das geziemt den Kindern, und der Vater will Sich in jeder Beziehung uns als Vater offenbaren. Das ist gar köstlich, dass wir einen so offenen Weg zum Vaterherzen Gottes haben; das ist ein unaussprechlicher Vorzug und eine unbegreif­liche Gnade. Wer wollte eine solch hohe Bevorzugung und Gnade durch Misstrauen und Unglauben entwürdigen! Da ist es ja ganz recht, wenn die Sorgenlast uns zu Boden drückt. Wer selbst sorgt, um aus den Sorgen zu kommen, kommt immer tiefer hinein.

Das menschliche Herz ist geneigt, sich nur auf das Sichtbare zu verlassen. Wo es nichts sieht, da fragt's: Was sollen wir essen, was sollen wir trinken? Womit sollen wir uns kleiden? Es spricht aber auch wohl von einem Vertrauen zu Gott; doch dies Vertrauen geht nicht weit. Es fordert ein Zeichen; es möchte die Hilfe viel eher sehen, als bis zur Zeit, wo sie not tut. Warum? Damit noch Zeit übrig bleibe, sich an Menschen zu wenden. Darin liegt tiefes Misstrauen. Man wartet in kleinen Dingen oft viel lieber auf den Herrn als in großen; wiederum aus dem einfachen Grunde, weil es leichter ist, falls die Hilfe ausbleiben sollte, auf einem andern Wege sich zu helfen. 

Es wird wohl auch auf den Herrn vertraut, wenn man im Voraus schon allerlei Auswege weiß. Ebenso leicht wird geglaubt, dass man diesem oder jenem Bruder seine Verlegenheiten mitteilen solle, oder, dass es des Herrn Wille sei, einen bestimmten Bruder um Hilfe anzusprechen. Manchem will es auch dünken, er sei nicht in der Lage oder stecke schon zu tief darin, um vom Herrn allein Hilfe zu erwarten, oder hat einen bestimmten Weg, auf welchem der Herr ihm helfen soll, etwa besonderen Segen in seinem äußeren Beruf, vergrößerte Kundschaft, an­haltende Arbeit usw. usw.; und wo er hier keinen Fortgang sieht, lässt er sein Vertrauen sinken.

So ist das menschliche Herz mit seinem Unglauben. Auch hier wird es offenbar, dass der Mensch Fleisch ist und das weiß auch Satan wohl. Das Kind Gottes hat's auch erfahren, und darum ist es durch den Glauben aus sich ausgegangen und ist in Christo Jesu versetzt. Sich in diesem Ruhort zu behaupten, kostet Kampf und Verleugnung, Wachsamkeit und Gebet. Ver­gißt sich das Kind Gottes und sieht zurück, so überfällt es Unruhe und Angst, Unwille und Misstrauen. Wir würdigen aber auf diese Weise das große Vorrecht als Kind Gottes tief herab. Da wir aber von Versuchungen und Anfechtungen aller Art umgeben sind und das Dasein des menschlichen Herzens, oder das Fleisch mit seiner Lust und Begierde nicht zu leugnen ist, so bedürfen wir auch wohl der Ermahnung: „Sorget nichts, sondern in allen Dingen usw. usw." Mag auch kommen, was da will; mag irgend eine Sorge, welche es auch sei, dich beun­ruhigen wollen, lass dich nicht mit ihr ein, sondern eile damit zum Vater.

Lass nichts zu groß und zu klein sein. Himmel und Erde sind Sein; und die Haare auf deinem Haupte sind sogar gezählt. Silber und Gold ist auch sein, und kann nicht durch Menschen­hand verschlossen werden. Bleibe dir immer bewusst, dass du mit der Liebe und Zärtlichkeit geliebt wirst, wie Jesus Christus selbst. Vor allen Dingen beharre in deinem Vertrauen, wie geschrieben steht: „Werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat" (Hebr. 10, 35). „Befiehl dem Herrn deine Wege, und hoffe auf ihn, er wirds wohl machen" (Ps. 37, 5). So wenige erfahren in dieser Beziehung die wunderbare Durchhilfe des Herrn, weil sie zu früh ihr Vertrauen wegwerfen und sich selber zu hellen suchen; so viele sind aber selbst unter denen, welche die Freundlichkeit des Herrn geschmeckt haben und liegen unter viel Druck und Sorgen, weil sie ihr großes Vorrecht nicht erkennen. Wer aber in seinem Vertrauen beharrt, der versiegelt es, dass Gott wahrhaftig sei und alle Verheißungen in ihm Ja und Amen sind.

Wer nun also, wie es einem Kinde Gottes geziemt, im Ver­trauen einhergeht, wer nur im Gebet und riehen seinem Vater im Himmel alle Dinge offenbart und sich nicht mit den Dingen selbst einlässt, der erkennt auch hei jeder neuen Durch­hilfe so sichtbarlich die Hand des Herrn. Das erfüllt sein Herz mit Lob und Preis und es ist ihm etwas Köstliches, auch immer wieder seine Danksagung vor Gott kund werden zu lassen. Dies Wörtchen „Danksagung" klagt aber manchen an; besonders den, der vor allen eigenen Sorgen die Hand des Herrn nicht sieht und auch nicht recht weiß, wenn er zurückblickt, wofür er so eigentlich danken soll. Er versteht es nicht, wenn der Psalmist sagt: „Es ist ein köstlich Ding, dem Herrn dan­ken und lobsingen deinem Namen, du Höchster" (Ps. 92, 2).

Geliebte Brüder! Lasst uns diese Worte recht erwägen. Lasst uns nicht vergessen, dass wir in Jesu Christo D e n zum Vater anrufen, der uns so herzlich liebt. Es sind wohl Wenige, welche diese Zeilen lesen, die nicht das Eine oder das Andere haben, was ihnen Sorge und Bekümmernis machen will. O lasst euch nur keinen Augenblick damit ein; denkt auch nicht auf den mor­gigen Tag, denn es ist genug, dass ein jeglicher Tag seine eigene Plage hat. Geht doch gleich als erlöste und versöhnte Kinder in Christo im Glauben damit zum Vater, der es ja schon weiß was ihr bedürfet und kommt immer wieder, bis Er zu Seiner Zeit, denn das ist allein die rechte, geholfen hat. Unser Wandel ist ja im Himmel; auch in dieser Beziehung soll es sich offen­baren, dass er wirklich schon im Geiste durch den Glauben im Himmel ist.

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Der Friede mit Gott

Bibelstelle: Römer 5,1

Botschafter des Heils in Christo 1853, S. 51ff

„Da wir nun gerechtfertigt worden sind durch Glauben, so haben wir Frieden mit Gott, durch unse­ren Herrn Jesus Christus." Röm. 5, 1.

Eines jeden Gläubigen Teil ist es, von sich selbst zu sagen: „Gerechtfertigt durch den Glauben, habe ich Frieden mit Gott, durch unseren Herrn Jesus Christus". Kann er dies nicht, so bleibt es nichtsdestoweniger wahr, dass Gott ihn gerechtfertigt sieht. Aber der Friede seiner Seele hängt von der Fähigkeit ab, es selbst zu sagen, und das ganze, daraus hervorgehende Glück genießen zu können. Diese Sprache ist keine andere, als die des Glaubens im Gegensatze mit der des Unglaubens; und drückt das aus, was allein der Glaube finden kann. Wer an Jesum glaubt, und dies nicht bezeugen kann, bietet ein trauriges Beispiel von der Verschlagenheit des bösen und un­gläubigen Herzens, das wir noch in uns herumtragen.

Was den Glauben betrifft, so ist zu bemerken: dass d e r rechtfertigende Glaube immer auf einen außer uns sich befindenden Gegenstand hin- b 1 i c k t. Dies soll uns als Prüfstein dienen, um unterscheiden zu können, was der Glaube ist, oder was er nicht ist. Alles, was in uns die Grundlage des Friedens mit Gott sucht, ist nicht der Glaube, denn dieser findet immer in der Person und im Werke des Herrn Jesu Christi die Grundlage des Friedens. Hieraus folgt, dass der Glaube nicht nach Innen auf das, was der Mensch in sich selbst, sondern nach Außen auf das, was Jesus s t, schau t, um die Beweise zu finden, dass der Friede mit Gott geschlossen ist. Der Unglaube sucht den Frieden stets im Entgegengesetzten. Niemals blickt er auf Jesum, immer auf den Menschen.

 Der Unglaube kann nie sagen: Ich vertrau e nicht auf Fleisch, denn er setzt seine ganze Zuversicht auf dasselbe, wohingegen der Glaube dies immer sagt, und hinzufügt: Ich freue mich in Christo Jesu. Auf's „ich" setzt der Glaube keinen Wert, denn er liebt es, sich mit Christo zu beschäftigen. Der Glaube ist also immer demütig und immer heilig. O wie unnennbar ist dies Vorrecht, meine Seele durch den Glauben auf Jesum heften zu können, Ihn zu schauen, und Seine ganze Vortrefflichkeit als die meinige betrachten zu dürfen! Den lebendigen und tätigen Glauben zu haben, welcher sich vom „ i c h " und allem, was daraus ent­springt, wegwendet, und erkennt, dass alle s, was mir nötig ist, um mich vor Gott empfehlen zu kön­nen, sich in Christo für mich befindet! Bedarf ich der Ver­gebung der Sünden? Sein Blut reinigt von aller Sünde (1. Joh. 1, 7). Bedarf ich des Lebens? „In ihm war das Leben" (Joh. 1, 4). ,,Gott hat uns das ewige Leben gegeben, und dieses Leben ist in seinem Sohne (1. Joh. 5, 1I). Bedarf ich der Gerechtigkeit? „Jesus Christus ist uns Gerechtigkeit geworden von Gott" (1. Kor. 1, 30). Dies ist auch von jeder andern Vollkom­menheit zu sagen.

 „Alles was vor Gott vortrefflich und köstlich ist, findet sich in ihm; und der Gläubige ist angenommen in dem Geliebten ". So findet der Glaube den Frieden, „die unaussprechliche Freude voller Herrlichkeit"; denn er er­greift den unendlichen Wert des Blutes Jesu, die unbe­grenzten Vorzüge von Jesus selbst, und eignet sich alles an. Denn es ist zu bemerken, dass der Glaube Jesum und Sein Blut nicht als etwas für sich gleichgültiges, anteilloses betrachtet, wie z. B. jemand die Reichtümer eines andern ansehen würde; nein, der Glaube sieht alle Reichtümer und alle Vorzüge Christi als die seinigen an; und also finden wir den Frieden und die Freude durch den Glauben. In der Betrachtung Christi und Seiner Reichtümer in der Herrlichkeit würde ich niemals Frieden finden, wenn ich nicht zusetzen dürfte: Alles ist mein; im Gegenteil würde es mir eine beständige Qual sein. 

Aber der Glaube eignet sich Christum immer an, und so betrachtet Ihn der Gläubige. — Man wird fragen; Welches Recht hat er dazu, und wie kann er es tun? Ich antworte: Durch die Be­vollmächtigung Gottes selbst, denn Gott stellt Christum einer Seele niemals zu einem andern Zweck dar, als zu dem: dass diese Seele sich Christum selbst zu eigen machen könne durch den Glauben. Die Absicht Gottes, wenn Jesus gepredigt wird, ist also nicht, die Seelen zu quälen durch die Darstellung eines Gutes, zu dessen Besitz sie nicht kommen können, sondern ihnen diese „frohe Kunde" zu offen­baren: dass Christus mit aller Seiner Vollkommenheit und Seiner bewunderungswürdigen Herrlichkeit jeder Seele, die an Ihn glaubt, angehört. 

So lasst uns denn sorgsam über das un­gläubige Herz wachen, welches nach der Einflüsterung Satans spricht: „Ich glaube wohl an Jesum Christum, so wie Gott es im Evangelium angekündigt hat, aber ist er mein"? Bekla­genswerte Ungläubigkeit! Sie ist nur eine Lüge des Feindes, weil Gott erklärt hat: „dass in ihm ein Jeder, der da glaubt, von Allem gerechtfertigt wird". Hier stellt uns Gott den Glau­ben an Jesum und unsere Rechtfertigung als ein und dasselbe dar. Was aber Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht trennen!

Noch ist zu beachten: Dass, obwohl der Glaube sich immer mit Jesu, als der Grundlage des Friedens beschäftigt, er Ihn auch, als den Weg, der zu Gott führt, kennt. „Wir haben Frie­den mit Gott, durch unsern Herrn Jesum Christum". Wir sollen nie vergessen, dass Gott, indem er Seinen Sohn gab, uns zu Sich führen wollte. Christus ist gestorben, Er, der Gerechte für die Ungerechten, um uns zu Gott zu führen. Diese Wahr­heit zu entdecken, und das zu genießen, was daraus entspringt, ist die große Freude des Glaubens.

 Es ist eine sehr unvoll­kommene Kenntnis dessen, was Jesus selbst ist, bei Ihm, als der Grundlage des Friedens, stehen zu bleiben, ohne Ihn als das Mittel, das uns zu Gott führen soll, zu ergreifen. In der Gegenwart Gottes ist es, wo wir zu lernen haben, was die Glückseligkeit Christi ist, und dort ist es auch, wo wir sie genießen sollen. Gott selbst, als Gott, ist die höchste Ruhe des Glaubens. „Auf dass euer Glaube und eure Hoffnung auf Gott sei" (1. Petrus 1, 21). Da ruht die Seele aus, denn sie hat die Quelle selbst und die Fülle jeglicher Seligkeit erreicht. Da ruht Jesus Selbst aus; in Gott mit allen, die durch Ihn zu Gott ge­führt wurden.

 O, welch' eine Wohnung ist dies! welch ein Zu­fluchtsort! welch heilige Ruhestätte! Es bedurfte nichts weniger, als dass Gott die ganze Vortrefflichkeit Christi auf uns legte, um uns für jene Wohnung zuzubereiten. — Hierdurch haben wir nun den Frieden, „den Frieden mit Gott". Des Glaubens Teil ist der Wert Christi; und so ist jeder Gläubige wie Christus selber, für die Gegenwart und den Schoß Gottes geeignet. „Ihr gehört Christo an und Christus Gott" (1. Kor. 3, 23). Wer an Jesum Christum glaubt, wie es im Evangelium ver­kündet ist, besitzt den ganzen Wert dessen, an den er geglaubt hat. Was sein Glaube ergriffen hat, gehört ihm auf ewig a n ; und in der Hinsicht kann er niemals mehr empfangen, als er in dem Augenblicke erhielt, wo sein Glaube Jesum umfasste.

Wahr ist's, er soll fortschreiten in der Erkennt­nis dessen, was er empfangen hat; aber den Wert einer Gabe kennen lernen oder dieselbe empfange n, sind zwei sehr verschiedene Dinge. Wenn eine Seele an Jesum glaubt, so gehört Jesus ihr a n. Gott hat sie Ihm ge­geben, und Ihn ihr. Indessen wird sie immer mehr den unaus­sprechlichen Wert dieser wundervollen Gabe kennen lernen; aber welch' ein Unterschied, in der Erkenntnis Jesu zu wachsen, wissend, dass Er mein ist, oder hierin noch im Ungewissen zu sein, wie elend ist dieser letzte Zustand, wie selig der Erstere! Ein vor Hunger Sterbender, der durch ein Gitter ein Gastmahl sieht, an welchem er sich nicht sättigen kann, wie unglücklich ist ein solcher. Oder, wie qualvoll sieht ein von Kleidern ganz entblößter Mensch eine Menge Gewänder an, die ihm nicht gehören, und nicht für ihn sind. Aber, o der Wonne, an jener Tafel zu sitzen, aller ihrer Gerichte teilhaftig zu sein und das schöne Gewebe, den ewigen Stoff des Rockes bewundern zu dürfen, mit welchem die Liebe ihn schon be­kleidet hat! Dies ist's, was das Herz mit Dank, den Mund mit Lob erfüllt, die friedliche Freude des Glaubens. Nur die, welche bestimmt wissen, dass Gott sie gesegnet und reich gemacht hat, können Gott danken (siehe 1. Petrus 1, 3-9).

 Satan weiß dies wohl, und bemüht sich deshalb, die Gläubigen in Zweifel zu führen, um sie des Friedens zu berauben, damit sie gehindert seien, Gott zu loben und Jesum zu preisen. Aber während er dies tut, so ist ein Größerer als er da, welcher die Seele stets zum vollkommenen Frieden zu leiten sucht. Der Selige Geist Gottes „nimmt von dem was Jesus ist und verkündet es uns" (Joh. 16, 14). Er leitet deshalb immer zu Christo, und durch dies einzige Mittel führt Er zum Frieden. Zu diesem Endziel ist der Heilige Geist dem Gläubigen gegeben. Sein gesegnetes Werk ist es, dem Gläubigen zu bezeugen, was Jesus ist und was Er f ü r i h n ist (Joh. 4). Der Gläubige hat also sogar Gott selbst, den Heiligen Geist, der stets bereit ist, seinen Glauben zur Quelle und zum Behälter aller Segnungen zu lenken; und in diesem Werke ist der Geist nicht nur der, welcher dieselben der Seele offenbart, sondern er ist auch für die, welche sie erblickten, der Zeuge, dass Alle s, ja Alles ihnen ist (Röm. 8, 16; Eph. 1, 13. 14). 

Der Unglaube wendet das Haupt, trägt seine Blicke ins Innere und spricht: „Lasst uns auf uns sehen". So wendet er sich weg von der Fülle der Segnungen, die in Christo ist, wo der Geist hinführen will, um sein eigenes Elend und seine Armut zu betrachten. Soll man da erstaunt sein, wenn von Allen, die also handeln, nicht Einer den Frieden findet; Sie können den Frieden nicht haben, denn Gott hat erklärt, dass der Friede durch den Glauben an Jesum kommt. Wenn wir nun unsere Blicke, um ihn zu haben, auf uns richten, so werden wir ihn nie finden. — Ich sagte, dass Jesus, im Glauben ergriffen, F r i e d e, Freud e, Vertrauen und Lob erwecke; aber noch mehr: Er gibt die Macht, in der Heiligkeit zu wandeln, der S ü n d e, Satan, dem Fleisch und der Welt zu widerstehen. Erinnern wir uns, dass wir niemals eine Macht wahrhaft aus Gott erhalten werden, um dem Übel zu widerstehen und das Gute zu tun, es sei denn durch den Glauben, der selbst durch den Heiligen Geist gelenkt wird. Nur solche, die einen vollen, vollkommenen Frieden durch den Glauben an Christum haben, werden wahrhaft heilig sein in ihrem ganzen Wandel.

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Jerusalem und der Mensch der Sünde

Bibelstelle:

Botschafter des Heils in Christo 1853, S. 55ff

Nachdem der König (Jesus) und das Königreich verworfen wurden von dem irdischen Volke, den Juden, bildete sich Gott ein himmlisches (Tit. 2, 14; Epheser. 2, 10; 1. Petr. 2, 9. 10) Volk, um daraus den Leib und die Braut Christi zu machen, ohne allen Unterschied von Juden und Heiden. Seit der Unter­brechung des Reiches wurde die Scheidewand gebrochen, und der Lauf der jüdischen und irdischen Beschlüsse wurde durch die Wahl eines Volkes des Auferstandenen als Erstlinge ersetzt; vorherbestimmt, dem zweiten Adam gleich zu werden, um die zukünftige bewohnbare Erde zu richten und zu regieren. Jesus, der Erlöser der Kirche * ist auch ihr Haupt und Bräutigam, aber nirgends steht in der Schifft, dass Er der König der Kirche sei, wie Er der König zu Zion, oder der König der Völker, oder der König der Könige ist. Die Kirche ist Seine Gefährtin, Bein von Seinem Bein, und Fleisch von Seinem Fleisch; sie ist teil­haftig des Königs, der Regierung und des Königtums.

Nichts ist irdisch in der Berufung der Kirche. Der Lauf der Gedanken, der Neigungen und der Hoffnungen jedes einsichts­vollen Getreuen in der gegenwärtigen Haushaltung wird in diesen drei Worten zusammengefasst: Einung, Gemeinschaft und Vereinigung, mit dem Sohne Gottes. Als Jesus auferstanden war, ging er durch die Himmel hinein ins Heiligtum, welches nicht von Händen gemacht ist. Dort oben ist der v e r her r­l i c h t e Mensch, weicher uns in die Gegenwart des Vaters geführt hat. Unsere eigene Menschheit wohnt ohne Sünde in Ihm, tätig und lebendig in dem himmlischen Hause Gottes. Jesus hat uns mit Ihm selber geeint, und hat uns Seines un­sterblichen Lebens und der göttlichen Natur teilhaftig gemacht. Die Folge dieser gesegneten Einung ist die jetzige Gemein­schaft, die schon hinieden mit dem Vater und dem Sohne in einem Geiste stattfindet. Und dann, wenn das letzte Glied des Leibes eingegangen ist, werden wir in der Vereinigung mit diesem teuren Heilande den köstlichsten Preis unseres Glaubens einernten; den Preis, den wir jetzt nur in Hoffnung haben (vergl. 1. Kor. 13, 13, mit 10).

Das ist in kurzem das Evangelium der Gnade und die über­aus glückliche Stellung, die der Kirche, während der „gegenwärtigen bösen Welt" zukommt. Diese Welt, die zur Zeit der ersten Ankunft Christi schon war, ist noch nicht geendet, dieweil wir, die da glauben, aus derselben herausgerissen und aus­erlesen worden sind durch die Gnade Gottes für Ihn. Das Evangelium der Gnade hat an dem Gange der Welt nichts ge­ändert; es sei denn dass Gott die Gerichte, die das Ende der­selben herbeiführen werden, verzögert, bis Er alle Erlösten mit Christo vereinigt hat. Dadurch, dass man diese Welt reformieren will, um daraus ein Reich Gottes zu machen, betrügt man die Welt. Es handelt sich nicht darum, sie zu verbessern, sondern aus ihr auszugehen, gegen sie zu zeugen, und tätig zu sein, die Seelen durch die Predigt der ganzen Wahrheit daraus zu reißen.

Die Kirche soll dem lebendigen und wahren Gott dienen, welcher will, dass alle Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Deswegen haben wir die Sendung erhalten, die geistig Toten herbei zu rufen, den Ruf wiederholend: „Siehe, der Herr kommt, geht aus ihm entgegen!" um den Gerichten zu entgehen, welche auf die Wegnahme der Kirche folgen; um mit dem König zu sein, wenn er noch einmal die Himmel und die Erde be­wegen wird. Demjenigen, „der hört", ist es nicht erlaubt zu warten, bis die Kirche weg sein wird, um dann zu sagen: „Komm!" Die Offenbarung Johannes ist das Buch Dessen, Der kommt, und dieses Buch ist offen, denn die Zeit ist nahe. Ernste Worte sind diejenigen, die der Herr darin ausspricht, für den, der nicht hört, was der Geist den Gemeinen sagt: „Wer Unrecht tut, tue noch Unrecht: und wer unrein ist, verun­reinige sich noch"; fürchterliches Gericht für diejenigen, deren Herz sich vor dem Rufe verschließt: „Und wer es härt, spreche: Komm!"

Der Herr Jesus sagt: „So jemand dürstet, der komme zu mir, und trinke". So sagt auch die Kirche, auf dieser Erde, durch den Geist Jesu: „Wer dürstet, der komme und nehme Wasser des Lebens umsonst!" (Joh. 7, 37; Offenb. 22, 17).

Der Geist ruft in der Braut mit unaussprechlichen Seufzern: „Komm, Herr Jesu! Komm!" Diese Worte sind da augenschein­lich ein Ruf, welchen Gott in den Mund der Heiligen legt, damit, wer es höre, spreche: Komm! Wenn unser Ruf: Komm, Herr 'Jesu! aus dem Herzen kommt, so wird er in die Herzen derer gelangen, welche dürsten, aber das Wasser, das in's ewige Leben fließt, noch nicht gefunden haben; dann werden auch sie rufen: „Komm, Herr Jesu!"

Teure Brüder! Wohl geht im Allgemeinen in unseren letzten Zeiten inmitten einer stumpfen, verdorbenen Welt der wiederholte Ruf wirkungslos vorüber; dennoch aber kann die Stimme des Geistes und der Braut mehr noch als ein Herz durchdringen unter denen, welche gerettet werden sollen.

Der, welcher diese Zeilen schrieb, erfuhr die heilige und mächtige Kraft dieses Wortes, und gewiss ist er hierin nicht der Einzige, und wird vielleicht auch nicht als der Letzte aufge­fordert sein, sich mit der Braut zu vereinen, um zu sagen: „Ja, komm' Herr Jesu!"

Die Geschichte des ersten Kommens des Herrn gibt uns einige Beispiele über die gesegneten Früchte, welche das einsichtsvolle Harren bei den Heiligen jener Zeit, welche Ihn in Einfalt des Glaubens erwarten, hervorbrachte.

In Seiner Treue gegen Israel, welches, obgleich halsstarrig, seiner Väter wegen immer von Ihm geliebt wurde, wählte Gott arme und einfache Hirten, um ihnen den Frieden und das Heil, welches Jesus auf Erden zu verkünden kam, sowie die Befreiung Israels anzuzeigen. Nach dem Gedanken Gottes sollte dieses dem Volke ein Gegenstand großer Freude sein. Diese Männer gingen eilend nach Bethlehem, und fanden dort Maria und Joseph und den Erlöser der Welt, in der Krippe liegend. Bei diesen einfachen und vorurteilsfreien Menschen sehen wir nicht das geringste Zaudern, den Worten der Engel zu glauben; auch wurde ihr Eifer im Gehorsam nicht beschämt. „Und die Hirten kehrten zurück, indem sie Gott priesen und lobten über alles, was sie gehört und gesehen, so wie ihnen gesagt worden".

Die Weisen, welche nachher an die Krippe des Sohnes kamen, weil sie entschieden dem Lichte und Worte des Herrn folgten, stellten die Nationen vor. Sie besaßen mehr Weisheit als die Weisen, die Mächtigen und die Gelehrten, welche das Volk Gottes sich zu Führern und Leitern erwählt hatte.

In der Folge' der Ereignisse sehen wir Simeon und Anna dem Zeugnisse Zacharias nachfolgen. Auch hier sehen wir, wie Gott sich in Seiner Treue verherrlicht, indem er einen kleinen Überrest der Juden aussondert, die den Trost erwarten, und dem Geist der Offenbarung folgend ihr Herz in Gemeinschaft mit Gott erhielten.

Der Glaube Hanna's und Simeon's beruhte weder auf den Überlieferungen der Schriftgelehrten, noch auf dem Unterricht der Leviten, der Priester und des Hohenpriesters; noch auf der Meinung des Königs Herodes und seines Hofes, sondern sie war auf Moses und die Propheten und auf das, was der Geist der Schrift gemäß dem Überrest sagte, gegründet. Indessen, wie klein und verachtet war dieser treue Überrest! Wie sehr wurde dieses Zeugnis von den religiösen Leuten jener Zeit verkleinert und verschrieen! Wie gesegnet war indessen für die Getreuen das Ergebnis ihrer Unterwerfung an Gott allein! Simeon singt den Lobgesang der Auferstehung und geht nach der Verheißung Seines Gottes hin im Frieden; Hanna ihrerseits spricht von Jesus zu allen denen in Jerusalem, die die Erlösung erwarteten.

Für das Fleisch ist die Weissagung Wermut, weil sie jede Hoffnung vernichtet und jegliche Anhänglichkeit an die Dinge dieser Welt zu Schanden macht; aber wie Honig ist sie im Munde desjenigen, dessen Nahrung sie ist, und der geschmeckt hat, wie freundlich, treu und mächtig der Herr ist. Umsonst begeistert man sich mit „guten Vorsätzen" zur Verleugnung und zum Aus­tritt aus der Welt; denn diese Neigungen sollen aus dem Herzen kommen, Vorsätze können dieselben nicht erzeugen; und ohne eine bessere Hoffnung, eine lebendigere Hoffnung ist Kein Austritt möglich. „Wir sind Pilger und Fremdlinge auf Erden"; Gott hat uns für eine kleine Zeit hierher gesetzt, damit wir Ihn hier verherrlichen. Wir müssen daher durch die Kraft Seines Wortes in den Stand gesetzt werden, jeden neuen Tag mit der Hoffnung anzutreten, an demselben in den Himmel einzugehen; und mit Fleiß alles vermeiden, was uns das Ziel verrücken könnte.

Die Freude und die Vereinigung der Kinder Gottes in einer gemeinschaftlichen Hoffnung hienieden waren stets die köst­lichsten Früchte der Erwartung des Herrn. Der Apostel Johan­nes konnte den Gläubigen nichts dringender anempfehlen: als in einem heiligen, reinen Leben zu wandeln, von der Welt ge­trennt, in enger Einigkeit hienieden, und in der Hoffnung, bald in der Herrlichkeit vereint zu sein. „Und nun, Kinder, bleibt bei ihm, auf dass, wenn er erscheinen wird, wir Freudigkeit haben und nicht beschämt werden vor ihm in seiner Gegen­wart" (1. Joh. 2, 28).

 Wir können sterben, das wissen wir; aber wir wissen auch, dass wenn der Herr will, wir bleiben, bis Er kommt, nicht den Tod, sondern die Verwandlung erwartend, nicht den folgenden Tag, sondern den Herrn; „und jeder, der diese Hoffnung hat zu ihm, reinigt sich, wie er rein ist" (I. Joh. 3). Vergleicht man Kol. 3, 4, mit 1. Joh. 3, 2. 3, so muss uns die Über­einstimmung der Sprache von Paulus und Johannes auffallen. Ihre Herzen waren in demselben Sinn und in derselben Hoff­nung des Herrschens und herrlicher Seligkeit. Ist es mit uns ebenso, geliebte Brüder? Ach wie viele Erlöste gibt es, welche sprechen oder handeln, als ob sie sprächen: „Was bekümmert mich alles andere, wenn ich nur gerettet werde!" Ist dieses nicht eine schändliche Rede gegen die Gnade Gottes, welcher uns alle Seine Liebesabsichten geoffenbart hat!

Indem Paulus dringend seine Ermahnung wiederholte: „Seid allezeit fröhlich"; „sorget nichts"; „freuet euch im Herrn allezeit!" „abermals sage ich's, freuet euch!" zeigte er zugleich auch den Grund, die Ursache und das Mark (wenn ich so reden darf) seiner Freude an: „Seid allezeit fröhlich, der Herr ist naher Ja der Herr, der Bräutigam ist nahe, und wir, wir arme Verbannte auf einer feindseligen Erde, wir, die wir Brüder und Mitbürger des Herrn sind, sollten wir uns nicht vereinen, uns auf unsere Abreise vorzubereiten? Wir, die wir miteinander in unser Vaterland zurückkehren, werden wir nicht zusammen dem Hafen

zugehen, den wir vielleicht heute noch unter Anführung unseres Hauptes erreichen werden?

In der Absicht, auf das Wohl der Kirche einzuwirken, stell­ten die Apostel immer die Lehre der ersten Auferstehung und der Vereinigung der Heiligen in der Herrlichkeit voran, um die Herzen der Erkauften durch die lebendige Hoffnung mit Freude zu erfüllen, bald Teil nehmen zu können an der Vollkommen­heit unserer Annahme und eines göttlichen Lebens ohne Sünde in der Gegenwart Gottes unsers Vaters.

Hier folgen noch einige Stellen, welche verbunden mit den vorhergehenden uns zeigen, dass die tägliche Erwartung des Herrn und unserer Herrschaft mit Ihm, in der Schrift immer als die Quelle aller Heiligung, aller Kraft, aller Zuversicht und aller Freude dargestellt ist: 1.Thess. 1. 3. Die Standhaftigkeit in der Hoffnung unseres Herrn Jesus Christus vor Gott. 1.Thess. 2,12; 3,13; 5, 23; 4, 3. 4. 7. 18; 2, 19; Jak. 5, 8; 2. Tim. 2, 6. 11. 12; 1. Thess. 4, 13; Röm. 12. 12; 1. Tess. 5, 6; Röm. 5, 17, „lebendig" „in Kraft des Lebens" (Offenb. 15, 10).

Der Glaube hat uns gerettet, und die Kraft Gottes bewahrt uns im Glauben an Jesum Christum; die Hoffnung aber beför­dert unser Wachstum, und richtet unsern Wandel aufwärts und vorwärts. Während die Welt dem Gericht entgegenläuft und ver­gängliche Dinge sucht, geht die Kirche der Herrlichkeit ent­gegen. Daher müssen wir uns mit jedem Tag um so fester an himmlische und unvergängliche Dinge schließen, welche wir nur in Jesu finden, der lebendig wieder kommen wird, um uns in die Wohnungen einzuführen, welche er uns bereitet hat. Behalten wir dieses Ziel nun vor Augen, so wandeln wir als Vollkommene, wie die Schrift es nennt; und unser Wandel hienieden wird um so mehr ein der Kinder Gottes würdiger Wandel sein, je größer die Festigkeit unserer Erwartung des Herrn ist. 

Die Folge unserer Rechtfertigung und unserer An­nahme ist also die Hoffnung der Herrlichkeit; daher muss diese lebendig und gegründet sein auf das Wort Gottes, damit unser Zeugnis ein der Erben Gottes und der Miterben Christi an­ständiges sei. Der Geist Gottes, oder „Christus in uns, die Hoffnung der Herrlichkeit" ist zu gleicher Zeit das Siegel der Erlösung, die Salbung, die uns das Zeugnis und den Genuss davon gibt, und das Pfand der Herrlichkeit und der Erbschaft selbst. Der Geist als Pfand der Herrschaft ist für die Braut des Herrn ein wirklicher Vorbote der Erbschaft. Sobald der Geist in den Erlösten wirkt, prägt er ihren Gedanken, ihren Neigungen und ihrem Leben den himmlischen Charakter auf, welcher die Losreißung aller irdischen Dinge in ihnen bewirkt. Das Auge, welches gewöhnt ist, die Sonne zu schauen, findet nur Finsternis, wenn es sich weg zur Erde wendet.

Wenn unser Herz in dieser beständigen Erwartung lebt f e c h t u n g e n kommen; denn unsere Hoffnung wird uns nicht trügen, weil sie auf das Wort unseres Gottes und Vaters gegründet ist, welcher sich in denjenigen erfreut, zu weichen Er sagen kann: „Unablässig eingedenk eures Tuns im Glauben und eurer Liebe in. der Mühe und eurer Standhaftigkeit in der Hoffnung unsers Herrn Jesu Christi vor Gott, unserm Vater" (1. Thess. 1, 3). Die Kraft, die Freude, die Wirksamkeit, der Trost der Gemeinde, ihre Erlösung, ihre ganze Hoffnung, das Süße ihrer Pilgerschaft auf der Erde ist die Erwartung unseres Herrn Jesu Christi selbst.

Unsere wahre Stellung vor Gott entsteht aus der Stand­haftigkeit, mit welcher wir die Gegenwart und die Ankunft unseres Bräutigams selbst erwarten. So war es mit dem Glau­ben, welcher in Maria wirkte; diese Heilige wollte nicht beim G r ab e des Herrn verweilen; ihr Glaube sehnte sich nach dem lebendigen Herrn; I h n wollte sie wiedersehen, I h n anbeten; sie wollte Ihn besitzen, I h n hören. Dies ist der lebendige Glaube, den Gott an der Gemeine gerne sieht. Die Wahrheit vor Gott in der Stellung Simeons und Hanna's be­stand nicht in der Erwartung eines Trostes ohne Jesum, sondern in der Erwartung der Person Jesu, des Trostes Israels.

Geliebte des Herrn! Es hieße mit unsern Herzen nach Ägypten zurückkehren, wenn wir etwas anderes, als den Herrn, in Person erwarteten; ist aber unser Herz im Himmel, dann wird unser Zeugnis lebendig und unser Wirken einsichtsvoll sein, weil unsere Hoffnung auf der Wahrheit beruht, die von Gott ist (Joh. 17, 15-20). Möge uns der Herr, der uns für Jesum bei Seite gesetzt hat, je mehr und mehr begreiflich machen, was die Heiligkeit Seiner Gnade sei.

„Es kommt die Nacht, da niemand wirken kann" (Joh. 9, 4). „Ihr aber, Brüder, seid nicht in der Finsternis, dass euch der Tag wie ein Dieb überrasche" (1. Thess. 5, 4).

Die große Wahrheit, die Moses, alle Propheten, Jesus selbst und die Apostel mit festem Glauben predigten, ist das Heran- eilen des zukünftigen Tages des Herrn — des Tages, an welchem die Kirche verklärt, mit ihrem himmlischen Bräutigam in Herrlichkeit regieren wird, an dem die Söhne Israels auf Erden friedlich in ihrem Lande wohnen, und alle Völker im Lichte der Gerechtigkeit wandeln werden, und die Schöpfung, die jetzt seufzet, befreit sein wird; (Röm. 8, 19-29) — des Tages, da unter der Regierung des Königs des Friedens und der Gerechtigkeit kein Krieg (Jes. 2, 4), keine Einwirkung des Satans (Offenbarung 20, 3), und kein Frevel mehr sein wird; da der Glaube zum Schauen, das Leiden zur Freude, die jetzt Verachteten, Verborgenen, Nichtgekannten offenbar geworden, angesichts des Weltalls den Namen Ihres Vaters auf ihren Stirnen tragend — des Tages, an dessen Morgenröte die Tenne gefegt wird, und Jesus vom Himmel herab erscheint auf den Wolken des Himmels und alle Heiligen mit Ihm; an dessen Abend „die Himmel mit Krachen vergehen, und die Erde und ihre Werke auf ihr verbrannt werden" (2. Petri 3, 10) — des tausendjährigen Reiches.

Vor diesem Tage aber kommt die Nacht, d. h. die Zeit der gänzlichen Finsternis, der Fülle der Sünde und der Empörung, die letzte Woche Daniels. „Lasst euch nicht sogleich außer Fassung und in Furcht setzen, . . . . als ob der Tag des Herrn nahe bevorstehe, , . . . denn es muss zuvor der Abfall kommen, und sich offenbaren der Mensch der Sünde" (2. Thess. 2). Der Herr sprach: „Es kommt die Nacht". So lange Er auf Erden war, leuchtete Er als Licht der Welt; nach Seinem Heimgang kam die Kirche als Abglanz dieser Sonne, und leuchtete in dieser Welt, zuerst voll und klar, nach und nach schwächer und un­deutlicher; wenn sie weggenommen wird, „dem Herrn entgegen in die Luft", so folgt die stockfinstere Nacht, in welcher der Drache alles "Zeugnis des Lichtes und der Wahrheit siegreich überwindet (Offenbarung 11, 7. 8; 13, 7).

O, wie vernichtet wird diese schauerliche Finsternis der Sünde vor dem weichen, was die Schrift „das Licht", „die Herrlichkeit Jehovas", „den Morgenstern" nennt (Jes. 60, 1; 2. Petr. 1, 19)!

Wir fühlen sehr, wie schwach und unwissend wir noch sind, indem wir die Ereignisse der 70. Woche, in welcher die Frucht der Bosheit zur Reife gelangt, für das Gericht, und alles sich vorbereitet zur Wiederkunft Christi, zu betrachten wünschen. Und dennoch ist so viel davon erwähnt in der Schrift.

Wir haben oben schon gesehen, wie durch die Bildung der Kirche der Lauf der Wege Gottes gegen die Erde unter­brochen wurde. Durch die erste Auferstehung und die Ver­wandlung der übrigen Lebenden wird dieselbe von der Erde weggenommen und in die Wohnungen des Vaterhauses gebracht werden. Der Herr Jesus als Bräutigam kommt ihr dann ent­gegen, wie Isaak der Rebekka auf dem Felde entgegenkam, sie darauf zu sich nahm, und ins Zelt Saras führte. So sehen wir auch in der Offenbarung Johannes, ehe von den Gerichten oder dem Zustande der Erde die Rede ist, eine Schar im Himmel, die ein neues Lied singt, und spricht: „ . . Und erkauftest uns Gott, mit deinem Blute aus allen Geschlechtern und Zungen und Völkern und Nationen" (5, 9). — Während des ganzen Vorganges der Ereignisse der letzten Woche, die uns die Offenbarung be­sonders zeigt, sind diese im Himmel verborgen "). Dort bereiten dann folglich vorher mit Ihm vereinigt worden; dies konnte aber nur durch die Auferstehung geschehen;

zweitens, andere Gläubige, Auserwählte auf Erden sein wer­den, wenn Er kommt! solche, die nicht mit Ihm kommen, son­dern auf Ihn harren hienieden (Matth. 24);

drittens, geschrieben ist, die Kirche gehe Ihm entgegen, treffe Ihn in den Wolken an, und gehe mit Ihm: hinein. Dies „hinein" ist aber nicht die Erde, auf welcher Jesus bleiben und regieren wird, wenn Er kommt, sondern der Himmel, wo Hochzeit ist. Man lese aufmerksam Matth. 25, 10; Joh. 14, 2. 3; 1. Thess. 4, 17;

viertens, die Hochzeit vor Seinem Erscheinen stattfindet, und sicherlich die Braut auch dazu gehört (Lukas 12, 36; Offenbarung 19, 7. 11).

Es sei erlaubt, hier das Bruchstück aus dem Briefe eines erleuchteten Christen vorzulegen. Er sagt:

Hinsichtlich der Wegnahme der Gemeine ist die nächste Frage die: Was ist die Gemeine? Denn die meisten wissen nicht, was es ist. Und so ist die Forschung ohne Frucht und. Möglichkeit der Lösung. Ebenso war es hinsichtlich des Verfalls der Kirche. Ich fand manchem guten Bruder, der davon durch­aus nichts verstand; sobald er aber begriffen hatte, was die Kirche ist, sobald war auch jede Schwierigkeit weg. 

Die Kirche, als Leib Christi, geeint ihrem Haupte im Himmel und gebildet in Einheit durch den Heiligen Geist, der sie Ihm einigt, kann ebenso wenig von dieser Welt sein, als Christus zur Rechten des Vaters es ist. Ihre Hinwegnahme tut nichts weiter, als sie in Tat und Wirklichkeit dahin versetzen, wo sie von Rechts wegen hingehört. Es ist unmöglich, dass sie ins Gericht komme, denn sie ist mit Christo so vereinigt, dass sie selber die Welt und die Engel richten wird, und wenn Er erscheinen wird (und vorher wird Er nicht richten), so wird sie mit Ihm in Herrlichkeit er- Scheinen. Sie kann wohl jedes Gericht des Vaters, wenigstens ihre Glieder), als Züchtigung erfahren zum Guten; aber die Ge­richte, die der Herr üben wird, dem das Gericht gehört, sind nicht für sie, die mit Ihm sein wird, wenn Er sie ausüben wird. Er wird die Welt richten; sie ist nicht von der Welt, wie Er nicht von der Welt war. Seine Interessen, Seine Stellung, Sein Zweck bleiben durchaus die Seinen. Sollte Er der Gegenstand Seines eigenen Gerichtes sein? Er? Sie sehen, wie die schriftgemäße Idee von der Kirche die Frage von selbst auflöst.

Es gibt eine Frage, die vielleicht schwieriger zu lösen ist: ob sie die Trübsalsstunde durchzumachen hat, die den Gerichten des Herrn Jesu vorangehen. Auch hier muss man die Kirche von allem anderen unterscheiden. Wie weiß ich, dass ein solcher Augenblick kommen wird? Untersuchen wir die sich darauf be­ziehenden Stellen der Schrift, denn oft verbindet man Ereignisse, nicht mit dem, was die Schrift davon sagt, sondern mit dem, was die Gedanken hinsichtlich seiner selbst erfüllt. Man liebt, Alles sich zuzuschreiben, und oft ist dies ein Beweis von ver­feinertem Egoismus. Nehmen wir z. B. die Psalmen. Welches ist dort die den Getreuen gewünschte und gewährte Befreiung? 

Es ist eine Befreiung, die durch die Zerstörung der Feinde statt hat, welche dieselben bedrücken. Sie waschen sich die Füße im Blute der Gottlosen. Wir wissen aber, dass sich dies nicht auf die Kirche bezieht, denn zu welcher Zeit es auch sei, dass dies ge­schehe, ihre Erlösung geschieht durch ganz andere Mittel. Sie wird hinweggenommen aus der Mitte der Gottlosen, und diese werden später zerstört, sodass alles, was ähnliches in den Psal­men und Propheten geschrieben ist, sich durchaus nicht auf die Kirche bezieht; die Art ihrer Befreiung ist ganz anders; dies zeigt mir nun auch, dass es eine andere Körperschaft der Gläu­bigen gibt, die befreit werden sollen: ein sehr wichtiges Element in unseren Untersuchungen. (Und es ist wichtiger zu wissen, was das Wort lehrt, als zu sehen, was es entscheidet). Wir haben also schon zwei Punkte im Reinen: die Kirche wird weggenom­men vor dem Gericht; und es gibt eine andere Körperschaft von Gläubigen, die die Trübsal durchwandern, und durch ein anderes Mittel befreit werden, als dasjenige, durch welches die Kirche aus dem Übel hinweggenommen wird. Wenn ich nun Matth. 14 nehme, so ist klar, dass es sich auf eine jüdische Kör­perschaft in Jerusalem bezieht, welche die Hoffnung der Kirche nicht hat, denn sie erwartet Christum hier unten zur Befreiung. „Er ist hier; er ist dort, in der Kammer, in der Wüste". — 

Dies geht mich nicht an; denn wenn Er in der Wüste wäre, so hätte ich ihn in der Luft schon angetroffen. — Die andern Beweise fehlen nicht in der Stelle, wo ich nun weiß, dass diese andere Körper­schaft von Gläubigen besonders der Gegenstand der Gedanken Jesu ist, wenn er die Umstände der grollen Trübsal bezeichnet. Schon wäre es schwer zu glauben, dass die Kirche und eine andere anerkannte, gewarnte Körperschaft von Getreuen zu gleicher Zeit auf der Erde seien. Dies ist doch nur eine Ab­leitung. Ich nehme nun die Gemeine von Philadelphia, zu wel­cher der Herr sagt: „Ich komme bald". Dort finde ich eine Ver­heißung den Getreuen, die das Wort der Standhaftigkeit werden behalten haben, (in welcher Er selbst auf das' Reich harrt), dass sie bewahrt sein werden vor der Stunde der Versuchung, die über die ganze Welt kommen wird, zu erproben die Bewohner der Erde.

 Ich nehme nun 2. Thessalonicher. 2, das mich auf die Hinweg- nehme als auf eine bekannte Sache hinweist, welche der Beweis ist, dass der Tag Christi noch nicht da war. Die Vereinigung des Christen mit Christo macht es zur Unmöglichkeit, dass der Tag Christi da sein kann, während derselbe noch auf Erden ist (Kap. I). Der Geist Gottes stellt die Hinwegnahme, die Ruhe der Kirche dar als Zeit der Linderung hinsichtlich der Leiden dieser Zeit. Dies könnte nicht sein, wenn die große Trübsal ihrer noch harrte als besonderes Leiden. In Offenbarung 12 finde ich ein System von Ereignissen in seinen Grundsätzen zusammengestellt. Ein Teil wird zuerst weggenommen; ein anderer bleibt zur Verfol­geng. Weicher? Wenn ich nun lese, was hiervon gesagt ist, so zweifle ich gar nicht, dass das Weib (auf der Erde) die Juden sind; und den Knabe Christus und die Kirche als Eins in Ihm.

 Denn wer soll die Heiden mit dem eisernen Szepter regieren? Christus sicherlich! Und die' Kirche ist Ihm, in eben dieser Sache, beigesellt. Sehen sie die Verheißung Thyatiras. Fahre ich nun im Kapitel fort, so finde ich, dass im Anfang der 1260 Tage, während welcher das Weib verfolgt wird, man den Triumph der Himmels-Bewohner singt, und von den Brüdern, die dort sind, ist es gesagt: „Sie haben ihn besiegt". Sonderbar wäre es, wenn dies sagen wollte, dass es der Anfang der Kämpfe sei, aus welchen die Auserwählten, (Auserwählte, die übrigens, wie wir wissen, andere sind als die Kirche) kaum entrinnen werden. Für denjenigen, der die Verhältnisse zwischen Christo und der Kirche, seiner himmlischen Miterbin und zwischen den auf der Erde gelassenen Gläubigen verfolgt hat, ist dies Kapitel von großer Kraft. Sie werden die Form der Offenbarung selbst schon bemerkt haben, wo die, welche uns die Kirche dar­stellen, von Anfang an Oben gesehen werden, während eine andere Kategorie von Heiligen auf Erden ist. Es gibt noch einen andern Beweis, der ist, dass die letzte auf der Erde noch zu­künftige Woche von Daniel sich auf sein Volk bezieht, d. h. auf die Juden. Die Hochzeit des Lammes findet statt, bevor der König aller Könige herniedersteigt, und die, die mit Ihm sind, sind Aus­erwählte, Berufene und Gläubige." sie sich als die Braut zum Hochzeitsmahl, das im Himmel statt­findet, am Ende der 7 Jahre unmittelbar vor der Erscheinung Christi in Herrlichkeit.

Man lese das 19. Kapitel, so wird man sehen, dass die Hoch­zeit im Himmel ist (V. 1), dass sie am Ende der Woche, ist, denn sie findet erst nach dem Falle Babels statt (V. 6), und dass sogleich nachher Christus offenbar vor der Welt mit allen Heiligen erscheint zum Völkergericht (V. 11). Darum heißt es auch, dass, wenn Christus wieder kommt, Er von der Hochzeit komme (Lukas 12, 36).

Während die Kirche im Himmel verborgen ist, finden schauerliche Ereignisse auf Erden statt. Das römische d. h. das vierte) Reich steht dann wieder da, und zwar unter der Form von 10 Reichen oder unter 10 Königen. Die Heilige Schrift zeigt uns dies mit folgenden Worten an: „Und ich sah aus dem Meere*) ein Tier aufsteigen, das hatte zehn Hörner". „Das Tier, das du sahst, war und ist nicht und wird aufsteigen aus dem Abgrund" (Offenbarung 13, 17). D. h., das vierte Reich, das unterbrochen und durch das Papsttum ersetzt wurde, soll wieder erscheinen, von „seiner tödlichen Wunde heil werden", und dann „werden sich die Bewohner der Erde verwundern, deren Namen nicht ge­schrieben sind im Buche des Lebens seit Gründung der Welt, wenn sie das Tier sehen, dass es war und nicht ist und da sein wird"; denn „die Todeswunde war heil, und bewundernd folgte die ganze Erde dem Tiere nach"

. „Und die Hörner, die du sahst sind 10 Könige". Der Prophet Daniel, der aus Gründen, die wir oben gesehen haben, die Unterbrechung nicht ahnte, die in den Wegen des Herrn gegen Israel und die Welt kommen sollte, übergeht die Todeswunde, und erklärt die 10 Hörner also: „Aus selbigem Reiche werden 10 Könige aufstehen". Dass diese 10 Könige in den letzten Zeiten sein werden, erhellt auch daraus, dass die letzte Form des Bildes Nebukadnezars 10 Zehen sind, auf welche der ohne Hände losgerissene Stein fällt und sie samt der ganzen Heidenheit zertrümmert.

Neben diesem vierten, wiederhergestellten Reiche haben dann die Juden wieder eine Existenz als Volk unter einem Haupt. Sie haben den Tempel und die Stadt hergestellt. (In Sacharja. 14, 2 und 2. Thess. 2, 4 sieht man Stadt und Tempel). Aber sie sind im Unglauben, und gehen so weit, einen Gesandten des Satans als Messias anzuerkennen. Nur ein kleiner Überrest Getreuer wird der allgemeinen Empörung entgegen stehen.

Die Stellung dieser Gläubigen ist von großer Wichtigkeit. Nach Matthäus 24 werden sie einen jüdischen Charakter haben. Sie werden Zeugnis ablegen von dem Herannahen des Gerichts und des Reiches und von den Rechten Christi, die Erde zu besitzen und den Thron Davids einzunehmen. Wie Noah werden sie einer zum Gericht reifen Welt predigen. Denn da zu den Zeiten Noah's die Bosheit der Menschen ihren Gipfel erreicht hatte, machte Gott aus diesem heiligen Patriarchen einen „Prediger der Gerechtigkeit" (2. Petr. 2, 5), die schrecklichen Ge­richte zu verkündigen, die auf die aufrührerische und verdorbene Welt kommen sollten. Aber Noah's Stimme und Beispiel ver­hallten fruchtlos in der Wüste jener Welt; die Familie dieses Zeugen allein wurde gerettet.

 „Also wird es sein bei der An­kunft des Menschensohnes". Gottes Stimme wird vermittelst der Zeugen, die Er selbst dazu ausersehen haben wird, der ganzen Erde zurufen: „Fürchtet Gott, und gebt ihm die Ehre, denn die Stunde des Gerichtes ist gekommen". „Siehe der große Tag des Zornes des Lammes hat sich genaht! Wehe! Wehe! der Tag Jehovas kommt brennend wie ein Ofen, ein Tag der Finsternis und des Dunkels!" Und was wird die Folge dieser Predigt sein? Es heißt: „Aber die Übrigen der Menschen . .. . bekehrten sich nicht. . . Und die Menschen lästerten Gott" (Offenbarung 9, 20. 14, 21). Der größte Teil der Psalmen wird dann im Munde dieser Zeugen seine wahre Anwendung finden. In Matthäus 24 sieht man, wie sie die unterbrochene Predigt der Jünger, die Jesus unterwies, wieder aufnehmen und fortführen. Dies Kapitel nennt sie die Auser­wählten.

In diesen Verhältnissen nun erscheint der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens (2.Thess.2). Johan­nes beschreibt dies Erscheinen mit folgenden Worten: Und ich sah ein anderes Tier aufsteigen aus der Erde,*) und es hatte zwei Hörner gleich einem Lamme, und redete wie ein Drache" (13, 11). In Daniel 11, 31. 32 sieht man, wie er die ungläubigen Juden verführt, und sich in ihre religiösen Handlungen mischt als König; und in Offenbarung 19, 20 ist er als falscher Prophet be­zeichnet.

Schon lange hat Satan eine Empörung des Menschen gegen seinen Schöpfer vorbereitet, und ein Werkzeug, das dazu dienen wird, dieselbe förmlich und unmittelbar zu bereiten, wenn er die Freiheit bekommen wird, es auszuführen. Das Geschöpf dahin zu treiben, den Vater und den Sohn zu leugnen (Joh. 2, 22) oder wie Pharao sprechen: „Wer ist de r Her r, dass ich seiner Stimme gehorche?" (2.Mose 5,2) und im Besonderen das alte Bundesvolk durch Sendung eines fal­schen Messias von dem Gott, dem ihre Väter Anbetung und Dienst erwiesen, zu entfernen, ist eine dessen würdige Absicht, dessen Stolz nur mit Ungeduld das Joch des Herrn trägt, und der keine größere Freude hätte, als das Werk des Herrn zu vernichten, und Ihn von Seinem Throne zu stürzen, um sich selbst darauf zu setzen. 

Aber wie denkt er ein solch verfluchtes Vorhaben auszuführen? Auf dem nämlichen Wege, den Jehova verfolgt, um ein ihm gehorsames Volk zu bilden. Gott hat den von Ihm erwählten Menschen auf Seinen Thron erhoben: „ E r hat seinen Sohn Jesum verherrlicht, und ihn zum Fürsten und Heiland erhöht zu seiner Rechten, um Israel Buße und Sündenver­gebung zu verleihen" (Apgsch. 3, 13. 5, 31).

Satan wird also auch in den letzten Zeiten einen Menschen seiner Wahl verherrlichen; er wird ihn mit all' seiner Macht bekleiden; er wird ihn mit allen Gaben und mit allem Reiz erfüllen, welche die Menge an eine Person zu locken und zu fesseln vermag, und wird alles in ihm vereinigen, was mit der meisten Kraft die Begierden und Lüste erregen kann, damit die Welt von Bewunderung ergriffen diesem Frevler Lob und Ehre erweise, und in ihm Satan von allen Erdenbewohnern verherrlicht werde.

Und der Herr des Himmels wird den Teufel gewähren lassen; denn mit diesem letzteren wird es sich wie mit dem Menschen verhalten, „dessen Herz sich vor dem Sterze stolz erhebt" (Spr. 18, 12).

") Dass man hier unter Kirche nicht eine Religionsgesell­schaft, die aus einer Mischung von Gläubigen und offenbar Ungläubigen zusammengesetzt ist, versteht, sondern die Ge­meinschaft der Gläubigen gemeint ist, die durch den Geist nach der im Worte vorge­schriebenen Kirchenordnung verbunden sind, bedarf wohl keiner näheren Erörterung.

*) Es ist sonderbar, dass Viele dies nicht begreifen können. Man glaubt allgemein, dass Jesus erst bei Seinem Erscheinen vor der Welt 1. Thess. 4, 13-17 und 1. Kor. 15, 51. 52 erfüllen und alle Gläubigen wegnehmen werde. Man bedenkt aber nicht, dass, erstens, der Herr mit den Heiligen kommt (Kol. 3, 4); dass sie

*) Siehe (Offenbarung 17, 15) die Wasser, das Meer ist die Menge der Völker.

*) Das M e er stellt eine ungeordnete Menge Völker dar. Wenn sie geordnet ist, so heißt es Erde.

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Denn es ist kein Unterschied

Bibelstelle: Römer 3,22 und 23

Botschafter des Heils in Christo 1853, S. 67ff

[Eingesandt]

Der klarste Beweis, dass wir allzumal Sünder sind, ist der, dass wir alle sterben; der Tod ist der Sünde Sold, und ist durch alle Menschen hindurchgedrungen, dieweil sie alle gesündigt haben. Wir ermangeln des Ruhms vor Gott, denn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf; wir sind alle abgewichen und allesamt untüchtig ge­worden ; da ist nicht der Gutes tue, auch nicht Eine r.

Wenn wir die Geschichte des menschlichen Herzens nach dem Worte Gottes (das Buch untrüglicher Wahrheit) studieren, werden wir die klarsten Beweise für seine Unverbesserlichkeit in der Erfahrung der Jahrtausende finden, wodurch also obige Wahrheiten zur Genüge belegt sind. Der heilige und gerechte Gott hat in einem Übermaß von Geduld und Langmut den Menschen bis auf den Grund erprobt: „Dass er nicht zu verbessern sei".

Von Adam bis auf Noah gab es gleichsam kein Regime, kein Gesetz, als das mahnende Zeugnis Henochs, der 7. von Adam: „Siehe der Herr kommt mit vielen Tausenden Heiligen, Gericht zu halten über Alle; und zu strafen alle Gottlosen, und alle Werke ihres gottlosen Wandels usw. usw. (Jud. 14, 15). — Wir sehen aber die gänzliche Verderbtheit des Menschenge­schlechts sich immer mehr offenbaren, bis am Ende Gott sich Seiner gerechten Rache nicht mehr erwehrt. 1. Mose 6, 5. 6. 7. 12. 13 lesen wir: „Und Jehova sah, dass die Bosheit der Menschen groß war auf der Erde, und alles Dichten und Trachten ihres Herzens nur böse allezeit". „Und Jehova bereute, dass er den Menschen gemacht und sprach: Ich will sie vertilgen von der Erde usw.". „Und Gott sprach: Das Ende alles Fleisches ist gekommen; denn voll ist die Erde vom Frevel von ihnen".

Mit Noah richtet Gott einen Bund auf, gibt den Regenbogen zum Zeichen und das Regiment über Leben und Tod in seine Hand (1. Mose 9, 6). Aber Noah vergeht sich, und aus seiner Sünde folgt die Verfluchung Kanaans.

Von Noah bis auf Abraham verfällt der Mensch wiederum so sehr, dass Gott beschließt, durch den Samen des Erzvaters (Abraham wurde von den Götzendienern genommen) die Völker wegen ihrer furchtbaren Gräuel, besonders der der Abgötterei auszurotten, und machte zugleich mit dem Volke Israel ganz besondere Pläne. Neben den Bündnissen der Verheißungen mit den Vätern, die nur auf der freien Gnade und Treue Gottes beruhen, hat Er nicht abgelassen, versuchsweise vorteilhafte Bündnisse, aber gegründet auf das Tun und die Treue des Menschen mit den Nachkommen Adams einzugehen, damit offenbar würde, was in unsern Herzen ist; denn die Geschichte des Volkes Israels ist die Geschichte des menschlichen Her­zens.

Mehrere Gesetzes-Bündnisse schließt Jehova nacheinander mit dem Volke ab. Erstens auf Sinai. 2. Mose 20, 1-17 lesen wir die zehn Gebote, und in Kapitel 24, 3 heißt es: „Nachdem Gott nun das Gebot vollendet, kam Mose und erzählte dem Volke alle Worte Jehovas und alle die Gesetze; und das Volk ant­wortete mit Einer Stimme: Alle Worte, welche Jehova geredet, wollen wir tun.

Ein anderer Bund wurde auf der moabitischen Ebene ge­schlossen, 5. Mose 29; und ein dritter Jos. 24, 1-25, wo das Volk wiederholt Vers 18. 21 und 24 beteuert: Wir wollen dem Herrn unserm Gott dienen, und Seiner Stimme gehorchen. Das Volk hätte wissen sollen, was Josua Vers 19 sagt: „Ihr könnt dem Jehova nicht dienen, denn Er ist ein heiliger Gott, ein eifernder Gott ist Er; Er wird eure Vergehungen, eure Versündigungen nicht vergeben." Das Volk hätte, anstatt Gott Gehorsam und Treue zu versprechen, seine Schwäche anerkennen, wie sie durch lange Erfahrungen es zur Genüge gelehrt, und sich Gottes Gnade anvertrauen sollen; aber wir sind so verfallen in die Sünde Adams, nämlich des Selbsterhebens und der eigenen Würdigung, dass der Heilige Geist sich gleichsam in seinem Evangelium abmühen muss, um den Menschen über seinen Abfall und Ohnmacht zu belehren.

Das Volk Israel war und blieb ein halsstarriges Volk, sodass der Prophet ausrufen muss: „Habt ihr vom Hause Israel mir je in der Wüste Opfer gebracht? Ihr dientet dem Kalbe und dem Himmelsheer". Außer den vielen Stellen sei nur 5. Mose 9 an­geführt, wo Jehova seine überschwänglichen Wohltaten und des Volkes schändlichen Abfall schildert. Lieber Leser, lass uns nicht vergessen, dass die Geschichte des Volkes Israels die Ge­schichte unseres Herzens ist!! Denn das Alles ist zu unserer Belehrung geschrieben, zum Vorbilde, damit wir ein Exempel daran nehmen sollen (1. Kor. 10).

Gottes unendliche Geduld und Langmut wartet noch, das schreckliche Gericht, was über die Erde beschlossen ist, zu voll­ziehen; da Er Geduld hat, und „nicht will, dass Jemand ver­loren gehe, sondern sich Jedermann zur Buße kehre"; ja mit Geduld trägt Er noch die Gefäße. des Zornes, die da zugerichtet sind zur Verdammnis; darum: „Heute, so ihr seine Stimme hört, verstockt eure Herzen nicht"; und: „Wache auf, der du schläfst und stehe auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten". — 

So wie ein Tropfen aus einer bitteren Quelle bitter ist, so bist du auch als ein Mensch aus dem Menschengeschlechte ein verdammungswürdiger Sünder; denn: „verflucht ist Jedermann, der nicht bleibt in Allem, das geschrieben ist, in dem Buche des Gesetzes, dass er es tue". Wo ist der Sterbliche, der ruhig auf seine Vergangenheit zurück sehen kann? Woher die Mühselig­keiten und Widerwärtigkeiten des Lebens, woher Streit und Krieg unter uns? Kommt es nicht von den Lüsten und Begier­den her, die in unserer Seele regieren? Nun lieber Leser, es wird dir wohl nicht schwer, einzugestehen: Vor Gott habe ich große Schuld; und du möchtest wohl gern verbessert werden.

Die Menschen machen große Anstrengungen zur Veredlung und Verbesserung des Menschengeschlechtes; aber, o Jammer! wo Kultur und Bildung blüht, wo die Kräfte des menschlichen Geistes sich recht entfalten, da eben ist der Sitz der geheimen Sünden. Glatt und schön geziert unterwühlen wie giftige Schlangen die verbotenen Laster den Boden, und der Sturz in die ewige Verdammnis ist um so unvermeidlicher; während beim ungebildeten Volke die Sünde sich plump offenbart.

Gott hat nun, wie wir gesehen haben, das Fleisch 4000 Jahre hindurch auf allerlei Weise als unverbesserlich erprobt. Es fand Seine anbetungswürdige Liebe und Weisheit dennoch einen Weg zur Errettung des' Sünders. Es handelt sich um nichts weniger, als den Sünder von seiner Schuld zu befreien, oder den Unge­rechten zu rechtfertigen, und nicht nur das, sondern ihn auch heilig darzustellen, und ihn so eines ewigen Lebens aus Gott teilhaftig zu machen, um ihn dadurch in die herrliche und selige Gemeinschaft des großen Gottes zu versetzen. Wie aber solch Wunderbares bewerkstelligt worden, kannst du in dem herr­lichen Evangelium des Heilandes Jesus Christus erfahren.

Dieser Jesus ist der zweite Adam, ewiger Gottessohn und Mensch zugleich, und erscheint hier als der Stammvater eines göttlichen Geschlechts, eines himmlischen Volkes. Das Fleisch schuldet, das Fleisch muss bezahlen; Christus wird Fleisch, um als unfehlbares und fleckenloses Lamm dem Menschen zur Sühne, zum Schuldopfer vor Gott zu gelten, denn alle unsere Sünden warf Gott auf Ihn, auf dass wir Frieden hätten und durch Seine Wunden sind wir geheilt. Er war für uns zur Sünde gemacht, auf dass wir würden in Ihm die Gerechtigkeit zum Fluch am Holze des Kreuzes, damit für uns keine Beschul­digung, keine Verdammnis sei. Er nahm den Sold der Sünde, den Tod, auf sich, damit Er dem Tode die Gewalt nähme, und unser alter Mensch mit Ihm gekreuzigt würde, und sterbe; denn wenn Einer für Alle starb, so sind sie Alle gestorben.

 Also ist das erste Leben vor Gott beseitigt, weggewischt, und unserer Sünden und Übertretungen wird nicht mehr gedacht. Und das Alles mit einem Opfer in Ewigkeit, so dass wir los sind vom bösen Gewissen, kein Bewusstsein von unserer Sünde mehr haben; sonst müsste Christus oftmals leiden. Er für u n s das ist das Geheimnis. Doch noch mehr. Christus ist Gott, der Heilige, und konnte die Verwesung nicht sehen; Er ist durch die Herrlichkeit des Vaters auferweckt, und hat da­durch den Geist aus Gott uns wesentlich mitgeteilt, dass es nun Christus in uns heißt. Wir sind als Mitgestorbene auch mit auferweckt, und mit in den Himmel versetzt, denn es handelt sich nun immer um die Person Jesu Christi, in dem unser Leben verborgen ist. Unser ganzes Sein ist ganz außer Betracht ge­kommen, wenn wir glauben. Christus Jesus stand in allen Dingen an unserer Statt, so hat Er auch das Gesetz, das wir erfüllen sollten, vollkommen erfüllt, denn es ist kein Betrug in Seinem Munde erfunden. Somit ist auch in dieser Beziehung Alles in Ordnung gebracht, denn weil das Gesetz in Christo seine Erfüllung fand, so fand es auch seine Vollendung, und wir leben jetzt durch und in Christo also — dass selbst auch die Gerechtigkeit des Gesetzes in uns erfüllt ist (Röm. 8, 4).

Wer nun an Christum Jesum glaubt, der h a t das ewige Leben, denn nun „hat er uns versöhnt in dem Leibe seines Fleisches, durch den Tod, auf dass er uns darstellte heilig und unsträflich und ohne Tadel vor ihm selbst, so wir anders im Glauben gegründet und fest, und unbeweglich an der Hoffnung des Evangeliums bleiben" (Kol. 1, 22. 23).

So wie wir ehedem Teil hatten an der sündigen Natur und Knechtschaft des ersten Adams, so haben wir jetzt Teil an der göttlichen Natur, des zweiten Adams (2. Petr. 1, 4). Es handelt sich darum, Alles zu verlassen und in Christo Jesu zu sein.. Ist aber Jemand in Christo, so ist er eine neue Kreatur, das Alte ist vergangen, siehe es ist A I l e neu geworden. Einen neuen Sinn, ein neues Herz, einen neuen Geist, einen neuen Beruf, einen neuen Namen, eine neue Behausung. Befreit von der Knechtschaft der Sünde, versetzt aus dem Reiche der Finsternis in das Reich des Lichts bringen wir jetzt Gott Früchte der Gerechtigkeit. Der Satan ist nicht mehr unser Herr, unser Tyrann, dem wir gehorchen müssen, vielmehr kann er uns in Christo Jesu nicht a n t a s t e n (Joh. 5, I8). Und das ist unsere Freudigkeit, dass wir Gottes Gebote halten, und Seine Gebote sind nicht schwer.

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Gott der beweglich Bittende

Bibelstelle:

Botschafter des Heils in Christo 1853, S. 71ff

Welch eine Stellung für den großen Gott, Ihn als den be­weglich Bittenden zu erblicken! Den lebendigen, den allgewal­tigen, den ewigen Gott — nicht befehlend, wie Ihm zukommt — nein, beweglich bittend, erblicken wir Ihn. — Was ist das? — Und wen bittet Er also? Sünder, rebellische Sünder bittet Er sich mit Ihm versöhnen zu lassen. Keine Feindschaft ist in Seinem Herzen, auch nicht gegen Seine, Ihm feindseligen rebel­lischen Verbrecher. Nichts als Mitleid, Erbarmen und Liebe ist in Ihm. Sehr beweglich sogar bittet Er solche, mit Ihm sich versöhnen zu lassen. Wahrlich, zum Verwundern groß ist die Gnade, in welcher Er Jesum sandte, dass Er suche und selig mache, was verloren war. Äußerst bewundernswürdig groß war Seine Gnade, dass Er unsere Sünde auf das makellose Opferlamm Jesus legte, und das Gericht des höchsten Rechtes für unsere Vergehungen über Ihn, Seinen Geliebten, ergehen ließ. Höchst bewunderungswürdige Gnade war es, dass unser hochgelobter Herr Sich selbst zum vollgültigen Sühnopfer für unsere Sünde hingab und also Sein kostbares Blut vergoss. Aber diese erstaunens-, höchst bewunderns- und anbetungs­würdige Gnade — noch höher steigt sie; nachdem Gott Jesum von den Toten auferweckt hat, zum Beweis dafür, dass durch Sein Blut eine völlige Sühne für die Sünde geschehen, sendet Er jetzt auch noch Seine Reichsbeamten an Seine Rebellen mit einer solchen Gnadenbotschaft, wie: „Vergebung der Sünden durch Jesum", oder: „Glaube an den Herrn Jesum Christum, so wirst du selig". 

Fürwahr, eine Gnade ist das, höchster Be­wunderung und tiefster Anbetung würdig; eine Gnade, die alle Begriffe der höchsten Geister weit übersteigt! Aber auch hier sind noch ihre Grenzen nicht; Seine Liebestriebe gehen noch weiter hinaus, noch höher steigt Seine Gnadengröße. Damit es ja an keinem fehle, wodurch uns das unbegrenzte Mitleid und Erbarmen erkennen wird, das Er für uns schnöde Sünder in Seinem Herzen trägt, lässt Gott Sich auch über alle dem, was Er getan, noch zur Stellung eines Bittenden herab. Als ein Solcher wendet der Höchste, der Allgewaltige, sich an Seine ihm abgeneigten, feindseligen Missetäter und bittet sie gar be­weglich, sich mit Ihm versöhnen zu lassen. — Solches sagt uns Sein Wort: „Gott war in Christo und versöhnte die Welt mit ihm selber und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu und hat uns anbefohlen das Wort der Versöhnung. So sind wir nun Botschafter an Christi Statt, so dass Gott durch uns sehr beweg­lich bittet (2. Kor. 5, 19.20), nach dem Grundtext: so bitten wir eindringlich an Christi Statt: „Lasset euch versöhnen mit Gott".

Siehst Du nun mein Freund, dass Gott keinen Gefallen hat an Deinem Tode, keinen Gefallen hat an dem Tode der Gott­losen. — Das ist Seine Gesinnung, Sein Verhalten gegen Dich, und das selbst bei der größten Abneigung, die du gegen Gott hegen magst, und die in Deiner Selbstsucht sich tausendfach kundgetan hat. „Darum preiset Gott Seine Liebe gegen uns, dass Christus für uns gestorben ist, da wir noch Sünder waren, so wir Gott versöhnt sind durch den Tod Seines Sohnes, da wir noch Feinde waren." Feindselige Sünder, Gott versöhnt! — und das durch einen so teuren Preis, durch den Tod Seines Sohnes, des Geliebten! Und das Wort der Versöhnung, das Dir in diesem Augenblicke verkündet wird, ergeht an Dich, o Sünder, von Christus wegen, der vom Throne Seiner Herrlichkeit im Himmel her Dir zusieht.

 Von Seinetwegen ergeht sie an Dich, als die Reichsbotschaft des Herrn des Weltalls. Ja, durch die Botschaftsträger dieses Herrn tritt Gott selbst dir an's Herz mit der beweglichen Bitte, die wir dir zurufen: ,,Lasse dich versöhnen mit Gott!" — Und dabei sehen die Bewohner des ganzen Himmels aufmerksam zu, darauf achtend, ob du der Bitte ihres Herrn und Gottes Gehör gibst; und wenn ja, o freut sich der ganze Himmel, dass ein Sünder für ewig gerettet ist. Welch eine Liebe, welch eine Gnade!

O, Sünder, armer betörter Sünder, welch einen Gott der Güte hast du nicht vernachlässigt, geringgeschätzt, außer Acht gelassen und Ihm widerstrebt! — Kannst du, o, kannst du dem mächtigen Gnadendrange eines solchen Gottes dich noch länger widersetzen, eines Gottes, der, wiewohl er der Allge­waltige ist, nach solchen Proben der Liebe und Gnade gegen dich, noch so beweglich dich bittet, dich, den ihm wohl be­kannten Sünder, bittet: „Lass dich versöhnen mit Gott!"


Jonathans Glaube

Bibelstelle: 1. Samuel 14

Botschafter des Heils in Christo 1853, S. 72ff

Betrachten wir die Früchte von Jonathans Glauben. Mit Recht sagt das Volk: „Er hat mit Gott gewirkt" (V. 45). Dies eben ist's, was der Glaube tut. Wandelt man mit Ihm, dann wirkt man mit Gott, dann ist man glücklich, zufrieden, der Weg ist einfach, und was man unternimmt, das gelingt. In dieser Stellung genießt man großen Trost, den größten, denn die Seele ist in Ruhe.

Welcher Unterschied zwischen diesem Zustand und dem Sauls. — Bei ihm war das Volk, die Bundeslade, die Priester; und dennoch hatte er weder Kraft noch Sicherheit, und Gott wirkte nicht mit ihm. Jonathan, im Glauben wandelnd, han­delte mit Gewissheit, und daher im Frieden. Für Saul aber gab es keinen Frieden, sondern nur die Ungewissheit des Un­glaubens.

Die Umstände waren, dem Scheine nach, Jonathans Ab­sichten nicht günstig. Das Volk war wie ein Sklave der Philister, welche ihm weder Freiheit noch Waffen ließen. Saul und Jona­than allein hatten zwei Schwerter (1. Sam. 13, 19-23), also war dies für Israel kein günstiger Augenblick zum Kriege. Ferner fehlte den Israeliten, wie auch den Philistern, eine sehr wichtige Sache, weder diese noch jene vertrauten auf Gott. Die Philister kannten Ihn nicht, und Saul stützte sich mehr auf die streit­baren Männer, die er in Dienst genommen hatte, als auf den Herrn. Wir sehen also einerseits die Philister alle Mittel gegen Israel anwenden und andererseits die Israeliten unterdrückt und den Philistern so unterwürfig, dass sie von ihnen abhingen, sogar um ihr Pflugeisen usw. zu schärfen. 

Da erweckte Gott in Jonathan einen Mann voll Glauben in den meisten Sachen, die er tat, besonders aber in den Umständen, welche dieses Kapitel erwähnt. Wir sehen in ihm einen Menschen, welcher mit Gott bei den ungünstigsten Umständen handelt, und es sind gerade diese Umstände, welche den Glauben üben, und Gott verherr­lichen, denn der Sieg kann dann nicht der Kraft des Fleisches, sondern der Macht Gottes zugeschrieben werden. So war es in vielen anderen Fällen, besonders aber bei Gideon (Richter 7,2). Jehova sprach: „Des Volks ist zuviel, das mit dir ist, als dass ich sollte Midian in ihre Hände geben, damit Israel sich nicht rühme wider mich, und spreche: Meine Hand hat mich erlöst." —

Derjenige, dem der Glaube fehlt, vergleicht die Schwierig­keiten mit seinen menschlichen Hilfsmitteln, und dann ist er schwach, und hat keine Sicherheit zum Handeln; während der Glaubens-Mensch die Mittel niemals mit dem Feinde vergleicht, welchen er zu bekämpfen hat: aber er betrachtet Gott gegen seine Feinde; er steilt Gott in Eins mit dem Interesse seines Volks. Gideon z. B. stellt Gott in Eins mit Israel, so wie er sich selbst mit dem Volke eins betrachtet. Denn als der Herr zu ihm sagte: „Jehova mit Dir, Du streitbarer Held!" — ant­wortete Gideon: „Ist es möglich, dass der Herr mit uns sei" (Richter 6, 12. 13). Gerade so ist es mit Jonathan. Er geht fort ohne Wissen des Volkes; dies schon ist das Werk des Glaubens, denn dieser berät sich weder mit Fleisch noch mit Blut; er fragt nur Gott, und sieht in dem Hindernis nur eine Gelegen­heit, die Kraft des Herrn zu offenbaren. 

Kein Hochmut ist's, dass der Glaube sich nicht mit dem Fleische berät, und den Schwierigkeiten entgegen zu treten sich nicht fürchtet; er ist zu nahe bei Gott, um hochmütig zu sein, auch rühmt er sich seiner Siege nicht. — So, als David den Bären und den Löwen besiegt hatte, sprach er davon erst lange Zeit hernach, und zwar nur deshalb, weil er so zu sagen dazu gezwungen war, um das Vertrauen zu begründen, mit welchem er gegen Goliath auftrat (1. Sam. 17). Der Glaube berät sieh nur mit Gott, und dies ist wichtig, denn sonst verwickelt man sich mit dem Klein­glauben anderer, und mit den Schwierigkeiten, welche sie dem entgegenhalten, welchen Gott gebrauchen will. Erinnern wir uns daher, dass, wenn der Herr uns ein Werk aufträgt, wir uns nicht der Meinung derjenigen unterziehen sollen, welchen Gott nicht den nötigen Glauben zu diesem Werke gab, sonst werden wir uns durch ihren Glaubens-Mangel nur verwirren lassen.

Jonathan sagt also nichts zu Saul, denn wenn er seinen Vater zu Rat gezogen hätte, so würde ihn dieser durch allerlei Arten fleischlicher Gründe zurückzuhalten gesucht haben; er hätte das Vorhaben Jonathans unverständig gefunden, denn der Glaube hat in den Augen des Fleisches niemals Recht. Daher nützt der weiseste Verstand nichts, wenn der Glaube da ist; denn jener rechnet auf sichtbare Mittel, während dieser nur auf Gott rechnet. Gott ist mit mir, sagt der Glaube, und jegliche Vernunft-Gründe sind umgestürzt. Welche Freude wurde Jona­than zuteil, weil er seinen Vater nicht beraten hatte.

Jonathan sagte zu demjenigen, welcher seine Waffen trug: „Komm, lass uns hinüber gehen zu dem Lager dieser U n b e­s c h n i t t e n e n ". Der Glaube unterscheidet den Unbeschnitte­nen. Er weiß sehr wohl, dass in Gottes Augen das Fleisch un­beschnitten, und dass Gott nicht mit den Philistern ist, sondern, dass sie seine Feinde sind. — Wenn das Fleisch im Christen handelt, ist es auch Feindschaft gegen Gott in ihm. Der Glaube handelt gegen das Fleisch, denn dieses ist unbeschnitten vor Gott, und dies ist der Beweggrund des Glaubens und seine Kraft zum Streite. Jonathan allein mit dem Knaben, aber ein­fach Gott vertrauend, kann sich dem Feind entgegenstellen. Nicht aus Hochmut zeigte er sich so dem Feinde, aber weil er dachte: „Es ist dem Herrn nicht schwer, durch viel oder durch wenig zu helfen". Es war kein törichtes Vertrauen, welches ihn vorwärts trieb; es war die Kühnheit, die der Glaube gibt, wäh­rend er in der Demut verharrt. Jonathan trachtete nicht nach dem Ruhm für sich selbst: er begehrte niemals König zu sein.

Jonathan sagt: „Lass uns hinübergehen zu diesen Leuten; werden sie dann sagen: Steigt zu uns hinauf; so wollen wir zu ihnen hinaufsteigen, so hat sie der Herr in unserer Hände ge­geben. Und das soll uns zum Zeichen sein" (V.10). Jonathans Glaube nimmt daher als Zeichen die falsche Zuversicht und den Übermut des Fleisches, welches sagt; Steig hinauf: Dies eben ist das ruhige Vertrauen, welches, das falsche Vertrauen des Fleisches durchschauend, wohl versteht, dass Gott gegen dieses streitet. Welcher Unterschied zwischen der falschen Zuversicht des Fleisches, welches sich rühmt, wenn sie die Gefahr nicht sieht, wie bei Petrus, der, weil alles ruhig war, zu Jesus sagte: „Ich werde mein Leben für dich lassen", und zwischen dem Glauben, welcher dieses törichte Vertrauen anhört, um nachher zu handeln.

Jonathan zeigte sich, und die Philister sagten: Da sind diese armen Hebräer. Sie sagten nicht: diese Israeliten, denn dieser Name war ein Glaubens-Namen, während der Name Hebräer der des Stammes war. Sie verachteten also Israel; aber gerade, weil die Welt die Gottesangehörenden verachtet, wegen ihrer scheinbaren Schwäche, befreit sie Gott und ver­herrlicht Sich in ihnen. Als das Volk stark war, und David es zählen wollte, gab es Plagen (2. Sam. 24). Aber da es schwach war und Jonathan allein mit seinem Waffenträger, war Segen und Triumpf über die Feinde. —

Die Philister sagen: Komm herauf zu uns! und Jonathan sagt zu seinem Knaben: Steige mir nach, denn der Herr hat sie in die Hände Israels gegeben (V. 12). Er sagte nicht in unsere Hände; denn, wie wir es schon bemerkt haben, be­wirkte der Glaube, dass er sich nicht mit dem Volke in Eins stellte, denn dem Volke waren die Verheißungen gegeben. Wenn der Glaube handelt, so tut er es, weil er auf die Ver­heißungen rechnet, welche dem ganzen Volke gegeben sind, und dann erfüllt Gott die Verheißungen, die er diesem gab. Und so handelt derjenige immer, welcher wahrhaftig demütig ist, er vergisst sich selbst, und stellt Gott und sein Volk voran.

„Und Jonathan kletterte mit Händen und Füßen hinauf" (V. 13). — Der erste Feind, so scheint es, hätte ihn umstürzen können. Aber nein, die Wache war es, die vor ihm niederfiel und sein Waffenträger tötete sie hinter ihm nach." Gott wirkt dann, wenn der Glaube den Feinden gegenüber steht; denn es ist eine Sache der Treue Gottes, die Torheit des Fleisches zu Schanden zu machen. Es entstand also ein großer Schrecken im Lager der Feinde, auf dem Felde und unter dem ganzen Volke; das Land war verwirrt, denn es ward zu einem Schrecken Gottes (V. 15). Eigentlich war Jonathan für nichts zu rechnen hierin, Gott war Alles, und durch Ihn setzte ein einziger Mann das ganze Land in Schrecken. Da bemerkt Saul die Verwirrung der Feinde, und ohne gekämpft zu haben, will er an dem Triumpf des Sieges teilhaben. — 

Es gibt noch mehr Leute, welche die Wirkung des Glaubens anderer benutzen, ohne ihn selbst zu besitzen. Aber auch hier sehen wir die Ungewissheit Sauls. Bevor er die Feinde schlägt, will er Muste­rung halten, und die Lade Gottes herausbringen lassen (V. 1, 18) Während aber Saul noch ungewiss ist über das was er tun will, werden die Wirkungen des Sieges so augenscheinlich, dass Saul zu dem Priester sagt: „Ziehe deine Hand ab" (V. 19). Es war für ihn nicht mehr nötig den Herrn zu fragen. —

Nichts ist einem Kinde Gottes beschwerlicher, als Ungewissheit über das, was zu tun ist. Jonathans Glaube weiß, was er zu tun hat. — Saul und sein Volk kamen also zum Streite hin. Es war nicht nötig, dass sie dahin kamen; die Philister töteten sich untereinander, und ein Teil floh. Es ist leicht zum Kampfe zu kommen, wenn die Feinde fliehen.

Saul beschwor das Volk und sprach (V. 24): „Verflucht sei jedermann, der etwas isst bis zum Abend, dass ich mich an meinen Feinden räche." Dies ist die Vermessenheit und die Selbstsucht des Fleisches, weiche alles verderben. Um sich über seine Feinde zu rächen, tut Saul ein Gelübde, welches gerade die völlige Niederlage der Philister verhindert. Denn, wie Jonathan im 30. Vers sagt: Wie viel mehr, wenn das Volk heute gegessen hätte, wäre die Niederlage der Philister größer geworden? Der Glaube sagt: Der Herr wird die Feinde in unsere Hände geben; aber Saul sagt: Dass ich mich an meinen Feinden räche; es war nicht der Glaube, der ihn zum Han­deln trieb, aber er wollte den Glauben Jonathans sich selbst zu Nutzen ziehen.

Gott hatte dem Volke eine Erfrischung zugedacht, denn Gott kann uns Honig auch mitten im Kampfe geben; aber das Volk macht keinen Gebrauch davon, weil es fürchtete, das Gelübde Sauls zu verletzen, obgleich es später sich nicht fürch­tete, den Befehl Gottes zu übertreten, indem es Blut aß (V. 32). So trugen die Juden kein Bedenken, das Blut Jesu zu kaufen, wohl aber den Preis dieses Blutes in den Tempel zu tun. Was dem Willen keine Überwindung kostet, ist nicht schwer zu halten. — Der Glaube befreit uns von den Hindernissen, die der Unglaube in unseren Weg legt. So hatte Jonathan die Freiheit, von dem Honig zu essen, er kannte den Eid Sauls nicht, und er genoss das, was Gott ihm bereitet hatte. Er hielt sich nicht auf, um es zu nehmen; so sollen auch wir, so zu sagen, nur im Vorbeigehen die Freuden genießen, durch welche Gott uns er­frischen will. —

Es war nicht durch einen Beweggrund des Glaubens, dass das Volk sich enthielt, von dem Honig zu essen; es war ein Geist der Knechtschaft; und da es von der Erfrischung, welche Gott ihm als zuträglich bereitet hatte, keinen Gebrauch machte, fehlt ihm auch die Kraft gegen die Feinde. Saul offenbarte seinen falschen Eifer gegen Gott, indem er Jonathan töten wollte; das Volk aber befreite diesen. (V. 3'7). Saul fragte Gott: Soll ich hinab ziehen, den Phili­stern nach? Aber er erhält keine Antwort. Die Torheit des Fleisches raubt uns die Gemeinschaft Gottes, in welcher allein wir Gewissheit bekommen über das, was wir zu tun haben. Die Feinde fliehen, und Saul weiß nicht, ob er sie verfolgen soll. Er führt den Sieg nicht fort, weil das Fleisch ihn verwirrt. Er entlehnt wohl die Sprache des Glaubens und sagt zu Gott: Wirst Du sie in meine Hände geben; aber er erhält keine Ant­wort, und wird unwillig: Da ist er von neuem ungewiss.— Lasst uns daher acht geben, auf dass nicht das Fleisch sich in Dinge menge, bei welchen der Glaube allein uns leiten soll, denn da wüssten wir uns nicht zu raten, und von Gott würden wir keine Ant­wort erhalten.


Wachet stehet im Glauben, seid männlich und seid stark

Bibelstelle: 1. Korinther 16,10

Botschafter des Heils in Christo 1853, S. 77ff

Liebe Brüder! Es ist nicht zu verkennen, wir leben in einer sehr ernsten Zeit, in einer Zeit, die für den einzelnen Christen wie für die Gemeine des Herrn auf dem Erdkreis, das ernste Wort an ihrer Stirn trägt: Wachet, der Herr ist nahe! Eine herrliche Zukunft ist uns verheißen; nicht hienieden, wo die Gemeine nur ein Pilgrim und Fremdling ist, sondern zur Rechten des Sohnes Gottes auf Seinem herrlichen Throne. Unsre himmlische Berufung muss stets unsre Hoffnung beleben; der köstliche Siegespreis unserm Blicke vorschweben, wenn wir nicht ermatten und weich werden wollen. Sind wir doch die Braut Jesu Christi, das himmlische Volk, die Miterbin Seiner Herrlichkeit. Schon jetzt ist uns in Ihm geschenkt Seine Ge­sinnung und Sein Geist in uns rufet: Abba, lieber Vater; schon jetzt wissen wir, dass Sein Opfer uns in Ewigkeit vollendet, dass wir in Ihm vor dem Vater gereinigt und unsträflich dargestellt sind, und dass Dessen Liebe völlig auf uns ruhet. In diesem gläubigen Bewusstsein beharren wir und wandeln vor Ihm nach Seinem Wohlgefallen. Verlieren wir dieses Bewusst­sein, dass wir durch das Blut Jesu gewaschen sind, so ist unser Wandel unrein, und unser Gottesdienst eitel.

 Lasset uns mit Geduld laufen in dem Kampf, der uns verordnet ist und aufsehen auf Jesum, den Anfänger und Vollender unseres Glaubens; die Wartezeit naht ihrem Ende, die mit Sehnsucht harrende Braut wird bald von ihrem himmlischen Bräutigam heimgeführt; nicht lange mehr währt die Zeit unserer Erlösung und dann werden wir ewiglich zu Seiner Rechten sitzen und mit Ihm richten und regieren. Wer überwindet, dem will ich geben mit mir auf meinem Stuhl zu sitzen usw. (Offenb. 3, 21). Wer da überwindet und hält meine Werke bis an das Ende, dem will ich Macht geben über die Nationen. Und er soll sie weiden mit einer eisernen Rute, und wie eines Töpfers Gefäß soll er sie zerschmeissen (Offenb. 2, 26, 27).

 Wisset ihr nicht, dass die Heiligen die Welt" richten werden? (1. Kor. 6, 2. 3). Selig ist der und heilig, der teil hat an der ersten Auferstehung; über solche hat der andere Tod keine Macht, sondern sie werden Priester Gottes und Christi sein, und mit ihm regieren tausend Jahre (Offenb. 20, 6). Da fangen wir an zu verstehen, was Johannes in seinem 1. Briefe schreibt; Kap. 3, 2: „Meine Lieben, wir sind nun Kinder Gottes, und ist noch nicht erschienen was wir sein werden. Wir wissen aber, wenn es erscheinen wird, dass wir Ihm gleich sein werden, denn wir werden Ihn sehen, wie Er ist."

Nicht wahr, liebe Brüder, der Gedanke, dass wir so teuer erkauft sind und einen so hohen, köstlichen Beruf aus Gnaden erlangt haben, erfüllt unsere Herzen mit tiefstem Ernst, mit beseligender Freude und mit Lob und Preis und Anbetung? Dieser Gedanke bringt uns auch hienieden schon in unsre rechte Stellung. Es sind der Feinde viel, angetan mit List und Macht, die uns dieses herrliche Ziel verrücken und unserer leben­digen Hoffnung berauben wollen. Darum ist unser Leben in unserer Fremdlingschaft ein Leben fortwährenden Kampfes. Gelingt es dem Feinde, uns den hohen Siegespreis aus unserem Blick zu entrücken oder ihn wertlos zu machen, so ermatten und erliegen wir.

 Darum bedarf es der ganzen Waffenrüstung Gottes und nicht umsonst ruft uns hier der Apostel zu: „Wachet, stehet im Glauben, seid männlich und seid stark." Nur der einfältig Glaubende, der sich stets seiner eigenen Schwäche und Ohnmacht bewusst bleibt, wird das Kleinod erringen. Lasst uns nicht vergessen, dass wir in Ihm alles haben, was zum Leben und göttlichen Wandel gehört (2.Petr. 1, 3). Seine Hingabe an Gott rechtfertigt allein den Gläubigen und die Kraft Seiner Auferstehung gibt dem, der glaubt, Kraft und Sieg. Nirgends sonst haben wir etwas zu suchen, oder werden wir etwas finden, als in Ihm. Es ist in keinem andern das Heil; Gott sieht nur den in Ihm Glaubenden an, als das geliebte, teure Kind. 

Einst kämpfte das Haupt, jetzt die Glieder; einst der Bräutigam, jetzt die Braut, aber das Leben, der Geist des Hauptes ist die Gemeine, die in Ihm erkauft und erlöst ist, und nun kein Bewusstsein der Sünde mehr hat. Geliebte Brüder, lasset uns doch nie außer Christo uns ansehen, wohin uns Satan so gerne haben will, es macht mutlos und verzagt. Wir sind in einem Opfer vollendet in Ewigkeit; es fehlt nichts mehr, in Christo Jesu sind wir voll­kommen dem Vater schon dargestellt, heilig, gerecht und un­sträflich, los vom bösen Gewissen. Lasset uns doch dies ein­fältig und kindlich glauben; lasset uns doch mit Ernst kämpfen in der Kraft und in der Stärke des Herrn, so werden wir auch gewisslich in der Gerechtigkeit wandeln.

Die Gemeine des Herrn ist durch den Geist ermahnet, in all ihren Gliedern dem zu leben, der sie erkauft hat, reich zu sein an guten Werken, zu verleugnen das ungöttliche Wesen und die weltlichen Lüste und züchtig, gerecht und gottselig zu leben in dieser Welt (Tit. 2, 12; I. Joh. 2, 3. 6; - 3. 7; - Eph. 2,10; Röm. 6, 11). Ist es doch auch die Freude der Braut, wenn sie wahrhaft ihren himmlischen Bräutigam liebt und Ihn immerdar mit Sehnsucht erwartet, keusch und züchtig zu leben und, nicht mit der Sünde und der Welt zu buhlen, sondern sich unbefleckt zu erhalten. Hat doch der Sohn Gottes die Kirche durch Sich und zu Sich selbst herrlich gemacht, und sie durch den ihr mit­geteilten Geist angetan mit dem köstlichen Schmuck der gött­lichen Tugenden. Wird sie in diesem Schmuck noch Buhlerei treiben, dann vergisst sie, wie teuer sie erkauft, und vergisst ihren himmlischen Beruf zur Herrlichkeit Gottes; da verkennt sie den Wert der göttlichen Gnade, den unerforschlichen Reich­tum der Liebe Jesu Christi. 

Und doch geliebte Brüder, lasset uns wahrhaftig sein; sehen wir uns nun unter den zerstreuten Gliedern der Versammlung Gottes um, so finden wir die meisten, die doch zur Freiheit berufen sind, wie die Gefange­nen; und die da so teuer Erlösten, wie die Sklaven, und deren Ruhort nur im Himmel ist, als wäre er auf dieser Erde? Die Buhlerei ist schrecklich groß und dazu sucht man sie durch jahrelanges Beharren darin, was viele christliche Erfahrung nennen, zu rechtfertigen. Die teuer erworbenen Heilsgüter in Christo Jesu sucht man zu einem Gemeingut, nicht allein der Kinder Gottes, sondern der Kinder dieser Welt, die unter dem Zorne stehen, herabzuwürdigen. Diese werden sogar aufge­fordert mitzuarbeiten im Weinberge des Herrn, zu dienen, ob­gleich sie nichts im Glauben und zur Ehre Gottes tun können. Es soll die Gerechtigkeit Gemeinschaft haben mit der Unge­rechtigkeit, der Glaube mit dem Unglauben. An die Stelle der einfachen lauteren Wahrheit des Evangelium sind bei manchem selbstgemachte Systeme der Gottlosigkeit getreten, wobei die Kraft verleugnet wird. 

Die Nüchternheit des göttlichen Wortes, die kindliche Einfalt in Christo Jesu, wird nicht selten durch gelehrte Spitzfindigkeit verwässert und untergraben, ja das Christentum ist so sehr verflacht, dass selbst alle Lauterkeit und Entschiedenheit, sogar von solchen, wo man es am wenigsten erwarten sollte, als Schwärmerei und Hochmut bezeichnet wird. Etliche scheinen sogar ihre Aufgabe darin zu finden, die Kirche des Herrn, die berufenen Heiligen mit der Welt zu vermengen, die doch dem Gerichte anheimfällt, um diese wie sie meinen mit der Wahrheit zu durchsäuern, während doch nur die Kinder Gottes in solcher Gemeinschaft von dem Sauerteige der Weit durchsäuert werden. 

Das beweist die Geschichte der Kirche von Anfang bis auf unsere Tage; und dennoch sucht man sogar das Wort Gottes zu dieser traurigen Arbeit zu missbrauchen. Der Betrug ist so groß, liebe Brüder; wir bedürfen der Er­mahnung: „Wachet, stehet im Glauben, seid männlich und seid stark." Je weiter der Zeiger auf der Weltenuhr vorgerückt ist, desto größer wird die Verführung. Wir bedürfen der ganzen Waffenrüstung Gottes; und weiche der Geist Gottes treibt, die sind Kinder Gottes. Lasset uns gleich sein den Knechten, die auf ihren Herrn warten; wie die klugen Jungfrauen; die aufgewacht vom Schlaf, ihre mit Öl gefüllten Lampen schmückten und dem Bräutigam entgegen gingen.

Solange wir hier pilgern, dürfen wir nicht vergessen, dass der Herzog unserer Errettung durch Leiden vollendet worden ist. Er kam in Sein Eigentum und die Seinen nahmen Ihn nicht auf; selbst als Ihm, dem Gerechten der Mörder Barabbas zur Seite gesteilt ward, wurde letzterer erwählet und Jesus getötet. Die Welt hat das Ihre Heb und hasset das Licht, und diese Gesinnung hat sie heute noch. Sobald die Gemeine es kund wer­den lässt, dass sie nicht von dieser Welt ist, wie auch Er nicht von dieser Welt war, sobald wir uns als gehorsame Kinder des Geistes Jesu Christi offenbaren, uns allein von Ihm leiten und regieren lassen, wird auch die Welt beweisen, dass sie eine Feindin Jesu Christi und Seiner Kirche ist.

 Je mehr uns aber der Geist der Welt beseelt, je weniger wir uns als von ihr Ausgesonderte im Wort und Wandel beweisen, desto weniger wird sie uns hassen; denn sie hat das Ihre lieb, und selbst wenn sie es in der Kirche des Herrn findet. Aber alle, die gottselig leben wollen, müssen Verfolgung leiden. Mag die Welt in ihrer Weisheit noch so große Fortschritte gemacht haben, die Weisheit Gottes bleibt ihr eine Torheit. Die Bildung der Menschen schützt uns nicht vor Verfolgung, ja gerade das Mundchristentum wird seinen tiefen Hass am meisten unter den Kindern Gottes offenbaren, wenn diese nur Dem leben, Der Sich selbst für sie geopfert hat. Die Kirche Jesu Christi wird aber in der Schule der Leiden, im Ofen der Trübsal geläutert und vollendet. Lasst uns, geliebte Brüder, alles um des Herrn Willen ertragen, denn alle Leiden um des Namen Jesu willen sind eine Gnade Gottes und beweisen, dass wir schon hier Seinem verherrlichten Sohne gleich sind. 

Wir werden ja nur gehasst, weil wir Seine Gesinnung durch den Glauben in uns haben und Sein Geist in uns wohnt. Widerfährt uns Unrecht, so ]aßt uns hinsehen auf Jesum, der ein solch Widersprechen von Sündern wider Sich erduldete und nicht widerschalt, da Er gescholten ward und nicht drohte, da Er litt, sondern es Dem anheimstellte, Der da recht richtet (1. Petr. 2, 23). Er hat uns ein Vorbild gelassen, dass wir sollen nachfolgen Seinen Fuß­tapfen. Wir sollen uns der Welt gegenüber verhalten, wie Er selbst; nicht Böses mit Bösem vergelten, nicht unser Recht be­haupten, sondern ihr nichts als Liebe, Freundlichkeit und Ge­duld erweisen; segnen wo sie uns flucht, für sie bitten, wenn sie uns verfolgt. Lasst uns stets hinschauen auf den herrlichen Kampfpreis, auf dass wir nicht ermüden noch ermatten; wir sind ein himmlisches Volk und haben nur zu kämpfen, dass uns die großen Gnadengüter, die himmlischen Vorrechte nicht geschmä­lert werden. Wer aber sein Leben und seine Güter in dieser Welt hat und nicht Alles, der überschwänglichen Hoffnung wegen, für Dreck und Unrat achtet, ist nicht geschickt zu ver­leugnen, zu dulden und zu leiden. Die Leiden dieser Zeit sind aber nicht von Wert gegenüber der Herrlichkeit, die an uns soll geoffenbart w e r d e n (Röm. 8, 18). 

So konnte der Apostel zu uns reden, der die Herrlichkeit des Herrn geschaut hatte, der entrückt ward in das Paradies und unaussprechliche Worte hörte, welche kein Mensch sagen kann. Zu dieser Herrlichkeit sind wir be­rufen, liebe Brüder, als Erbe Gottes und Miterben Jesu Christi, die wir schon das Unterpfand, den Geist haben. Der Weg aber zu diesem ewigen unverwelklichen Erbe geht durch Kampf und Leiden. Wir sind ein Schauspiel der Menschen und Engel, ein Fegopfer aller Leute, und sind geächtet wie die Schlachtschafe. Aber getrost meine Brüder, es währt nicht lange; unser Bürge hat überwunden, und wir überwinden mit Ihm; und dann wer­den wir sein, wo Er ist.

 Wachet, stehet im Glauben, seid männlich und seid stark. Ihr seid teuer erkauft; der Siegespreis ist köstlich, o, werdet nicht der Menschen Knechte. Unsere Trübsal, die zeitlich und leicht ist, bewirkt uns ein über die Maßen über­schwängliches Gewicht von Herrlichkeit (2. Kor. 4, 17). Geht es um des Namens Jesu, um der Wahr­heit willen, durch Trübsal und Verfolgung, durch viele Drang­sale aller Art, so lasst uns fröhlich sein, denn wir sind Nach­folger des Herrn Jesu und Seiner heiligen Apostel. So werfet nun euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat. Beharrung euch not, auf dass ihr den Willen Gottes tut und die Verheißung empfanget. Denn noch über eine gar kleine Weile, so wird kommen, der da kommen soll und nicht verziehen (Hebr. 10, 36. 37).

Unser Werk im Glauben, unsere Bemühung in der Liebe, unsere Ausdauer in der Hoffnung und die Geduld in der Trübsal soll nur zur Verherrlichung unseres Gottes und Seines Gesalbten dienen. Es tut not, darauf zu achten, wenn wir anders in der Gesinnung Jesu Christi einhergehen wollen. Er Selbst suchte hienieden nicht Seine Ehre, Er hielt es nicht für einen Raub Gott gleich zu sein, .und als Seine große Leidensstunde begann und Seine Seele sehr betrübt war, betete Er nicht: Vater errette mich aus dieser Stunde? sondern: „Vater, ver­herrliche deinen Namen!" Darum hat Ihn nun auch Gott er­höhet und hat Ihm einen Namen gegeben, der über alle Namen ist.

 Die Kirche wandelt hier in den Fußstapfen Ihres Hauptes und freut sich, wenn der Name Gottes und Christo Jesu in all ihren Gliedern, durch Wort und Wandel, durch Tun und Lassen, durch Leiden und Freuden verherrlicht wird. Auch ihr Gebet ist: „Vater, verherrliche deinen Namen!" Und die Antwort, die Jesus auf seine Bitte erhielt, gilt auch der Kirche: „Ich habe ihn verherrlicht, und werde ihn wieder verherrlichen" (Joh. 12, 27). Er will an uns, die wir an Seinen Namen glauben, Sich offenbaren, in dem Reichtum Seiner Gnade und Liebe, Seiner Weisheit und Treue, Seiner Kraft und Herrlichkeit; Er will Sich in Seiner ganzen Fülle offenbaren als Vater an denen, die ab­getreten sind von aller Ungerechtigkeit und vor Ihm wandeln in kindlicher Furcht. Hat Er uns doch so unaussprechlich geliebt, da wir noch Feinde waren und hat uns geschenkt Seinen geliebten Sohn, wie viel mehr wird Er uns Seine Liebe jetzt beweisen, da wir durch den Glauben Kinder geworden sind. Woher kommt es, dass sich Gott und der Vater in Christo Jesu heutzutage so wenig offenbart und verherrlicht, unter denen, die sich zu den Gläubigen halten? 

Die Antwort ist nicht schwer, aber betrübend. Wohlleben, Gemächlichkeit, Ehre und Ansehen bei den Leuten, Sorge für dieses Leben, Hass, Neid, Zank, Wort­kriege, Menschenwitz, und Weisheit dieser Welt zieht sich wie ein festes Gewebe fast durch das ganze heutige Christentum. Wie kann. sich Gott in einer Seele in der Fülle und dem Reich­tum Seiner Gnade offenbaren, wo ein solches Widerstreben des göttlichen Geistes ist? Doch Er wird Sich an einem Jeglichen, der in diesem Widerstreben beharrt dennoch offenbaren, in Seinen Gerichten. Im Herrn geliebte Brüder, sehet welch eine Liebe hat uns Gott erzeiget, dass wir sollen Seine Kinder heißen! Der uns aber mit seinem teuren Blute erkaufet hat, w a r nicht von dieser Welt, wie auch wir nicht von dieser Welt s in d.. 

Wer in diesem Leben irgendwie sich zu verherrlichen, wer sich hier wie Kain, der von dem Argen war wohnlich einzurichten sucht, hat sich das Ziel verrücken lassen. Unser Ruhplatz, der Ort unserer Verherrlichung, ist nicht hie­nieden, sondern nur zur Rechten des Sohnes Gottes, wohin wir jetzt schon durch den Glauben versetzt sind. Dass Gott, der Va­ter, und Jesus Christus verherrlicht werde, soll und darf nur der leitende Gedanke aller unserer Handlungen sein, der kleinen, wie der großen, der geheimen wie der offenbaren. Wir selbst treten dabei ganz in den Hintergrund zurück und Jesus Christus tritt überall auf den Plan durch Seinen Geist. Darum wachet, stehet im Glauben, seid männlich und seid stark!

Vor allen Dingen bedürfen wir des anhaltenden Gebetes. Um nicht im Glaubenskampf zu erliegen, um nicht in der Arbeit der Liebe zu ermüden und in der Geduld unter den Trübsalen zu ermatten, bedürfen wir immerdar der Stärkung von oben. Womit: redet das Kind aber auch lieber, als mit dem so treuen Vater, die Braut lieber als mit ihrem sie so zärtlich liebenden Bräutigam? Wie treibt es uns zum Gebet, wenn wir die Liebe Gottes erkannt haben, dass doch durch uns und all Seine Kin­der, Sein köstlicher Name möge gepriesen werden; wie gerne beugen wir unsere Kniee fürbittend für unsere Brüder und Schwestern, dass sie möchten mit uns wachsen in aller Erkennt­nis und Weisheit Gottes und wandeln vor Ihm in der Liebe, wenn wir anders wirklich ein Herz für die Brüder haben; wie flehen wir einzeln und vereint, wenn eins oder mehrere Glieder leiden, und loben mit, wenn sie im Glauben, in der Liebe und in der Hoffnung beharren. 

Das wahre Kind Gottes denkt ja nicht nur an sich; es weiß, dass es das Glied einer großen Fa­milie und dass das Wohl und Wehe dieser Familie auch sein Wohl und Wehe ist; es denket. nur bei sich und anderen daran, dass Gott, und Jesum Christum verherrlicht werde. Geliebte Brüder! Wie steht es unter euch und in eurer Gemeinschaft? Wird Gott gepriesen und verherrlicht und Sein Name durch euch kund und offenbar? Wandelt ihr vor Ihm untadelig und unsträflich in der Liebe und wartet ihr immerdar auf Seine herrliche Zukunft? Wachet, stehet im Glauben, seid männlich und sei d stark! Lasset uns recht aufwachen und nüchtern sein. Mit einem Opfer hat Jesus vollendet, Alle, die geheiligt werden. Darum lasset uns hinzutreten zum Gna­denstuhl mit aller Freudigkeit, mit aufrichtigem Herzen und völligem Glauben, besprengt durch Sein Blut und los vorn bösen Gewissen. 

Wer wollte noch zaudern, da wir ein solches Opfer haben? Wer wollte noch dem Willen Seines Fleisches unterliegen, da der Reichtum Seiner Gnade und Liebe und die Kraft Seiner Auferstehung so unaussprechlich groß ist! Wer wollte noch das Irdische suchen und lieben, da uns ein ewiges, unvergängliches und unbeflecktes Erbe, die überschwängliche Herrlichkeit des Sohnes Gottes aufbewahrt wird im Himmel! Lasset Euch doch ermahnen um Jesu willen, um des überaus köstlichen Geheimnisses Seiner Liebe willen, die Er Seiner Kirche geoffenbart hat! Er kommt bald und wir mit I h m! Darum noch einmal meine Brüder: „Wachet, stehet im Glauben, seid männlich und seid stark!"


Der Vater und die Wiederaufnahme des verlorenen Sohnes

Bibelstelle: Lukas 15

Botschafter des Heils in Christo 1853, S. 84ff

Es ist etwas überaus Herrliches, dass uns Gott durch unsern Herrn Jesum Christum so deutlich geoffenbart wird nicht nur in Seinen Worten, sondern auch in Seinen Werken und Seiner ganzen Verfahrungsweise.

Wir müssen alle Sünde im Lichte der göttlichen Gerechtig­keit betrachten, was sehr wichtig ist; Gott aber wirkt erhaben über alles Böse und macht Sein Recht geltend, uns zu zeigen, wer und was Er ist. Und wohl uns, dass Gott Gott sein will, ungeachtet unserer Sünde. Gott ist die Liebe und wenn Er Gott sein will, so musste Er die Liebe sein, ungeachtet aller Vernunft­schlüsse und alles Murrens des menschlichen Herzens wider Ihn. Gott wird, um mich so auszudrücken, nach den Gefühlen Seines Herzens handeln und Er wird diese Gefühle ihren Eingang in die Herzen der Menschen finden lassen. 

Daher kommt es auch, dass in gewissen Stellen des göttlichen Wortes! eine so eigentüm­liche Frische uns anweht, wenn wir auch noch so oft zu diesen Stellen zurückkehren. Der Grund liegt darin, dass Gott Sich in diesen Steilen ganz besonders offenbart. Gott fehlt nie; im Augenblick wo Er redet und Sich offenbart, haben wir immer den vollen Segen Seines Wesens. Er selbst ist es, welcher mit solcher Macht über unsere Herzen gekommen ist — Gott sei gepriesen! Er wird Seinen Charakter nicht von Menschen neh­men. Er hat es mit der Sünde zu tun, zu zeigen, was die Sünde ist und wie Er sie hinweg genommen hat, aber nichts­destoweniger wird Er, erhaben über Alles, und durch Alles hindurch Sich selbst offenbaren. Hier gerade finden unsere Herzen ihre Ruhe. Wir haben das Vorrecht, im Hause und im Schoße Gottes, von uns selbst verlassen, zu sein.

Der Mensch würde die Offenbarung Gottes in dem Glanz Seiner Herrlichkeit nicht ertragen haben, daher hat Er in Seiner Gnade sie in dem Menschensohne verborgen. Er umkleidete sich in Fleisch; aber das Ergebnis der schlechten und leichtfertigen Vernunftsschlüsse des verdorbenen menschlichen Urteils war der Art, dass Er sich nur als Messias, als Menschensohn, als Erfüller des Gesetzes und alles dessen, was damit zusammen­hing, offenbarte, so war dies nicht die ganze Fülle Gottes. Der Mensch verwarf immer; er beklagte sich unaufhörlich, indem er über gewisse Dinge aburteilte, welchen er nicht seinen Bei­fall geben konnte. Während er also gegen Christum sich stemmte, machte er Dessen Macht sich zu offenbaren, offenbarer, indem er das, was Dieser wirklich war, zum Erscheinen und Wiederschein brachte.

In den Kapiteln, welche dieses zeigen, wird die Seele ge­fesselt und befindet sich in einer Gewissheit, welche keinem Be­denken Raum lässt, in der Gegenwart Gottes selbst, in der Ge­genwart der Liebe. Hier finden wir Ruhe und Frieden.

Ebenso in dem vorliegenden Kapitel. Er war genötigt die ganze Wahrheit zu sagen: dass Gott Gott sein muss. Wenn es etwas gab, was Gott freudig und fröhlich machen konnte, wie dies in diesem Gleichnis ausgedrückt ist (und dies war der Fall bei dieser Bewillkommnung des armen verschwenderischen Sohnes), so wollte Er Seine eigene Freude haben, ungeachtet der Einwendungen der Menschen. Was aber die Menschen da­gegen einwenden ist dies: Sie leugnen nicht, dass Gott die Menschen richten wird (ich rede hier nicht von denen, die sich als Ungläubige bekennen); auch lassen sie den allgemeinen Grundsatz gelten, dass Gott gerecht sei, weil ihr Stolz sie glauben macht, dass sie auf diesem Grund (die Gerechtigkeit Gottes) hin, sich vor Gericht stellen und bestehen könnten. 

Aber sobald Gott Seine eigene und volle Freude haben, und das, was die Freude des Himmels ist, zum Vorschein bringen will, fängt der Mensch an, Einwendungen zu machen. „Es darf nicht alles Gnadensache sein; es darf nicht sein, dass Gott so handelt mit Zöllnern und Sündern!" Und weshalb nicht? Weil etwas von der Gerechtigkeit des Menschen kommt? Die Gnade kennt gar- nichts von der Gerechtigkeit der Menschen. Es gibt hier keinen Unterschied, denn alle haben gesündigt und die Herrlichkeit Gottes verfehlt. Christus hat dies bewiesen, indem Er das Licht offenbarte und der Mensch hasste das Licht. Was den morali­schen Standpunkt der Menschen zunichte macht, und dafür dem Sünder Gnade bringt, das kann der Mensch nicht ertragen, denn es erhebt das, was Gott ist, und erniedrigt den Menschen.

Was der Mensch immer zu tun sucht ist dies: er sucht einen Unterschied zwischen der Gerechtigkeit des einen und des an­dern Menschen zu machen, damit er seinen eigenen Charakter vor den Menschen aufrecht erhalte. In Joh. 8 lesen wir, dass ein Weib vor Christus geführt ward, welches dem Gesetze nach die Strafe der Steinigung verwirkt hatte. Unstreitig war sie schuldig. Man wollte Jesum nötigen, ihr entweder Barmherzig­keit oder Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Die Pharisäer und Schriftgelehrten gedachten den Herrn hier in eine schwie­rige Klemme zu bringen. 

Sprach Er sie los, so brach Er das Gesetz Moses; sprach Er: „Sie soll gesteinigt werden", so sagt Er nicht mehr als auch Moses. Was tat Er? Er ließ dem Gesetz und der Gerechtigkeit freien Lauf; aber — „wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie!" Das Gewissen begann bei den Pharisäern und Schriftgelehrten zu wirken, zwar nicht in der Ordnung, wie es sollte, das ist wahr; ihr Charakter war es, weshalb sie in Unruhe gerieten; nichtsdestoweniger wollte ihr Gewissen reden, und sie entfernten sich aus der Gegenwart des Lichts, weil das Licht offenbar machte, wer sie waren; es zeigte, dass sie Sünder waren; Alle, vom Ältesten bis zum Jüngsten, gingen sie hinaus. 

Wer unter ihnen den längst begründeten guten Ruf bei den Menschen hatte, der war jetzt froh, der Erste zu sein, sich dem Auge zu entziehen, welches das Innere durch­drang und entschleierte, und sie ließen Jesum mit der Sünderin allein. Er wollte das Gesetz nicht vollziehen, denn Er war nicht gekommen, um zu richten; „So verdamme ich dich auch nicht; gehe hin und sündige nicht wieder ". Was uns hier gezeigt wird, ist die Liebe. „Es kamen damals alle Zöllner und Sünder zu Ihm, um Ihn zu hören. Und es murrten die Pharisäer und Schriftgelehrten und sprachen: „Dieser nimmt die Sünder auf und isset mit ihnen".

Manchen könnte es allerdings befremden, dass Gott, als Er auf diese Erde herabkam, der Gerechtigkeit des Menschen gar keines Blickes würdigte, sondern sich in der Gesell­schaft der Zöllner und Sünder befand. Ach freilich! das musste ja alle die schönen moralischen und ehrbaren Gedanken der Menschen zu Boden werfen. Ja, so muss es Gott gerade machen, weil alle jene Gedanken im Unrecht begründet sind.

Diese Gleichnisse werden zeigen, gegen welche Art des Geistes der Gnade man Einwendungen macht. Wir finden in ihnen den großen und glückseligen Gedanken: — den geoffen­barten Gott.

„Ich will", sagt Er, einen Menschen als Beispiel anführen, von welchem angenommen werden soll, dass er sich in dem schlimmsten und schmutzigsten Zustande befinde, den man sich nur denken kann, ja der soweit herabgekommen ist, dass er mit den Schweinen zusammen ißt, und dennoch — trotz alledem gibt es hinter allem diesem noch etwas was Ich hervortreten lassen will; etwas, was eure natürlichen Herzen verkennen müssen, nämlich: die Freude eines Vaters, der ein Kind wieder aufnimmt, das zu Ihm zurückkehrt Was auch der Zustand eines solchen Kindes sein mag — das Herz des Vaters wird es recht­fertigen in Seinen Gefühlen der Güte.

Nach einer Ermüdung des Herzens in der Welt — nachdem Jesus durch die Welt gegangen war und keinen Platz gefunden hatte, wo ein wirklich gebrochenes Herz hätte ausruhen können — kam Er um zu zeigen, dass das was zu finden war, nirgendwo anders als in Gott gefunden werden konnte. Glückselige Ge­wissheit, dass endlich doch das arme, auf seinen Wegen ermüdete Herz eine Ruhe finden kann, in dem segensvollen Schoße des Vaters! Glückselige Gewissheit, dass das Herz hier tun konnte, was es sonst nirgendwo konnte, — sich ausschütten vor Ihm! Jetzt, wo es Gott gefunden hat, kann es dies.

 Und es kann es auch in Aufrichtigkeit, wie wir im 32. Psalm lesen: „Wohl dem, dem die Übertretungen vergeben sind, dem die Sünde bedecket ist. Glücklich ist der Mensch, dem Gott die Missetat nicht zu­rechnet, und in dessen Geist kein Falsch ist." Solange ich mich fürchte, getadelt zu werden, gibt es noch etwas Falsches in meinem Herzen, im Augenblicke aber, wo ich weiß, dass Alles vergeben ist, dass ich mir durch das Bekennntnis nichts als die Liebe zuziehe, kann ich Gott alles offen darlegen. D a s Einzige, was im Innern des Menschen Wahrheit hervorbringt, ist die nichts anrechnende Gnade. Dies ist das Geheimnis der Macht Gottes, indem Er die Herzen mit Sich selbst in Übereinstimmung bringt.

Hier besteht der Unterschied zwischen einem Menschen, welcher vor Gott flieht, wegen seines Gewissens, und einem solchen, welcher in Gott das findet, wodurch ein vollständig überzeugtes Gewissen wieder aufgerichtet und geheilt wird. Es bleibt aber wahr, — wir können in unserem natürlichen Zustande, wenn wir unter dem Gesetz sind und die Gerechtig­keit anerkennen, nicht selbst darüber verfügen. Wenn ich mich des Gesetzes bediene, um dir einen Schlag zu geben, so muss ich mich auch selbst töten. Das Gesetz ist zu scharf, als dass man es ohne Gefahr für sich selbst handhaben könnte. Der Mensch, welcher das ehebrecherische Weib steinigen wollte, musste sein eigenes Haupt dem Gerichte des Steinwurfs aus­setzen. Ich elender Mensch! (Röm. 7). Als Mensch bin ich ver­loren.

Im vorliegenden Kapitel werden uns drei Gleichnisse vor Augen gestellt; die Quelle von Allem, welchem wir hier be­gegnen, ist die Liebe. Es wird uns vorgestellt:

1. Der Hirt, welcher das Schaf sucht, das verloren war;

2. die Frau, die das Geldstück sucht, das verloren war;

3. der Vater, der den verschwenderischen Sohn wieder auf­nimmt.

Der letztere Fall betrifft nicht das Suchen, sondern die Art der Wiederaufnahme des Sohnes, als er auf der Rückkehr war. Es gibt manche Herzen, welche wieder umzukehren verlangen, welche aber nicht wissen, was für eine Aufnahme sie erfahren werden. Der Herr Jesus sagt: Die Gnade und Liebe Gottes hat sich zuerst im Suchen und sodann in der Wiederaufnahme (des verlorenen Sohnes) gezeigt. In den ersten GIeichnissen sehen wir das Suchen, im dritten die Wiederaufnahme durch den Vater. Ein Gedanke aber zieht sich durch alle diese drei Gleich­nisse hindurch, nämlich: die Freude Gottes den Sünder zu suchen und wieder aufzunehmen. Er handelt gemäß Seinem eigenen Charakter. Ohne Zweifel ist es für den Sünder eine Freude, wieder aufgenommen zu- werden; Go t t e s F r e u d e aber ist es, den Sünder wieder 'aufzunehmen. Es ziemte sich nicht allein für das Kind, dass es froh war, wieder zu Hause zu sein, sondern es geziemte sich, dass wir freudig und fröhlich sein sollen.

Seht hier, meine geliebten Freunde, eine glückselige Wahr­heit! Dies ist die Melodie, welche Gott angestimmt hat, und worin ein jedes Herz in den Himmeln einstimmt. Dies ist die Saite, welche Gott selbst berührt, und die Himmel geben das Echo davon wieder, und so tut auch jedes Herz, welches mit der Gnade im Einklang ist. Welchen Missklang dagegen muss hier die Selbstgerechtigkeit hervorbringen. Jesus verkündigt die Freude und Gnade Gottes, der da so verfährt, und stellt dies in den Gegensatz gegen die Empfindungen des älteren Sohnes, d. h. eines jeden Selbstgerechten — obgleich die Beschreibung des älteren Sohnes sich hier auf die Juden bezieht.

Dies ist der Ton, welcher vom Himmel herabklang in der Liebe, welche wir im Herzen Jesu hier unten finden, und ach! wie süß ist diese Liebe! In einem gewissen Sinne ist es noch süßer, sie hier zu haben, als droben. Hier unten auf der Erde ist diese Liebe Gottes so erstaunenerregend; (und so muss es auch sein, wenn man dem Menschen beikommen will) im Him­mel ist es etwas natürliches. Hier auf der Er d e, u n t er uns, hat Gott geoffenbaret, wer und was Er ist: — dass es Seine Freude ist, verlorene Sünder zu retten, und selig zu machen, etwas, was die Engel gründlich zu sehen begehren.

Der Hirt nimmt das Schaf auf seine Schultern und trägt es mit Freuden mit sich heim. „Habe ich nicht recht", (sagt er), „die verlorenen Sünder zu suchen? Ist es nicht recht, dass Gott unter die Zöllner und Sünder kommt?". — Dies schickt sich vielleicht nicht für einen moralischen Menschen, aber es schickt sich für Gott. Sein Vorrecht ist es, mitten zwischen die Sünde zu treten, den ruinierten Sündern nahe zu treten, weil Er sie von der Sünde befreien kann. Der Hirt hat das Schaf auf seinen Schultern und freut sich; er beladet sich damit, und übernimmt alle Arbeit und Mühe dafür. Es war sein eigenes Interesse dies zu tun, denn er schützte das Schaf; es gehörte ihm zu und er trägt es nach Hause. So stellt Jesus den Hirten dar. Und so verhält es sich auch mit „dem großen Hirte n de r S c ha f e ".

 Er stellt es uns als Sein Interesse dar, „zu suchen und selig zu machen, was verloren ist". — Er macht es selbst zu Seinem Interesse, im Sinne der Liebe, und trägt wirk­lich mit Freuden die Schafe mit Sich heim. (Dies ist die Kraft und Macht des Heils). Aber wie fängt Er Sein Verfahren an? Wir pflegen wohl die Leute zu ermahnen, dass sie Christum suchen. Wohl! in einem Sinne ist dies gut, denn es ist durchaus wahr, dass der, welcher sucht, findet. Aber Jesus sagte nie: „Kommet zu mir", als bis er zuerst zu den Menschen gekommen war, — „gekommen, um zu suchen und selig zu machen, sie, welche verloren waren". 

Er sagte dies nicht vom Himmel herab, weil der arme Sünder dorthin nicht gehen konnte, sondern weil der arme Sünder nicht zum Himmel gehen konnte, um Christum zu suchen; so kam Christus auf die Erde, um ihn zu suchen. Er sagt nicht zu den armen Aussätzigen: Komme, du zum Himmel! sondern Er kam hernieder und sagte: „Sei geheilt!" Hätte jemand anders seine Hand auf den Aussätzigen gelegt, so würde ihn dieser ebenso unrein gemacht haben, wie er selbst war; Christus aber konnte die Macht des 'Übels in dem Aus­sätzigen berühren, und, anstatt von der Ungerechtigkeit ange­steckt zu werden, sie vielmehr heilen. Er sagt: „Kommet zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken". Hienieden ist ebensowenig Erquickung und Ruhe zu finden, als für die Taube mitten in der Sündflut. Ich habe die Welt von allen Seiten geprüft; sie ist ein uferloser Ozean des Bösen; kommet zu Mir, und ihr werdet Ruhe finden. Wer anders hätte wohl so sagen können, als Er?

Wohl denn! es gibt noch etwas anderes in diesem zweiten Gleichnis: nämlich die Mühe, welche diese Liebe sich gibt, indem sie das sucht, was verloren war. Hier ist es nicht ein Schaf, sondern ein verlorenes Geldstück in einem Hause, was gesucht wird. Alles wird getan, um das Geld wieder zum Vor­schein zu bringen. Die Frau zündet das Licht an; sie kehrt das Haus; sie kann nicht aufhören mit diesem Geschäft der Liebe, — der fleißigen tätigen Liebe, bis sie das Geldstück gefunden hat. Ihre Sache und ihr Interesse war es, danach zu suchen. Und wir sehen, welche Freude sie hat, als sie wieder in den Besitz des Geldstückes gelangt; sie stimmt gegen ihre Umgebung den Ton der Freude an; andere werden herbeigerufen, um Teil daran zu nehmen: „Freuet euch mit mir, denn ich habe das Geldstück gefunden, was ich verloren hatte". Dies ist die Stimme des Herrn. 

So finden wir denn in diesem Gleichnis denselben großen Grundsatz der Liebe, wie im vorhergehenden. Wir finden hier die geduldige Tätigkeit der Liebe, bis der Erfolg erlangt ist. In beiden Gleichnissen sehen wir diesen großen, gemeinsamen Grundsatz — die Freude der Frau und die Freude des Hirten. In dem andern Gleichnisse sehen wir die wirksame Macht und Tätigkeit dieser Gnade ebensowohl als den guten völlige Untätigkeit. Der Hirt und die Frau taten alles.

Es ist aber zugleich wahr, dass es ein bedeutendes Werk, eine Wirkung gibt, welche im Herzen derjenigen hervorgebracht wird, welcher sich verirrt hat und noch zurückgeführt wird. In diesem Gleichnis werden uns die Gefühle des Verirrten, und ferner die Art seiner Wiederaufnahme gezeigt. Der Herr setzt hier einen Fall, um den Einwendungen der Pharisäer gegen die den Zöllnern und Sündern gewährte Aufnahme zu begegnen. Er sagt gleichsam: Ich will den Fall annehmen, ein Mensch sei in jeder Art der Erniedrigung so vollständig herunterge­kommen, dass er mit den Schweinen zusammen sich nährt. Ich will annehmen, er sei so schlecht, so unwürdig, wie ihr wollt, und nun — will ich euch zeigen, was die Gnade, was Gott ist.

Mögen wir in Laster leben oder nicht — wir alle haben Gott den Rücken gewandt. Der junge Mensch war ein ebenso großer Sünder, da er noch die Schwelle seines Vaters über­schritt, als da er in der Fremde sich mit den Schweinen nährte. Er hatte es vorgezogen unabhängig vor Gott zu handeln, und dies war die Sünde. Er erntete ohne Zweifel die Früchte davon, aber hiervon ist nicht die Rede. In einem gewissen Sinne war Erbarmen die Folge seiner Sünde, weil es ihm zeigte, was seine Sünde war.

Es gibt hier noch einen andern Punkt. Der Mensch macht eine Unterscheidung zwischen den Sündern. Deshalb stellt der Herr einen Fall vor Augen, wo der Sünder selbst in dem Urteil der Menschen, zu der tiefsten Stufe des Bösen herabgekommen ist, und zeigt, dass die Gnade Gottes selbst bis hier hinabreicht, — ein Fall, welcher in vortrefflicher Weise die Wahrheit an's Licht stellt, dass, — „wenn die Sünde mächtiger worden, die Gnade noch viel mächtiger worden ist! (Röm. 5. 20). Der junge Mensch hier im Gleichnis geht in die Welt hinaus, um seinen eigenen Willen zu tun. Hier haben wir das Gleichnis aller unserer Sünde. Unser Kind sündigt wider uns, — wir fühlen es; wir sündigen wider Gott, — und wir fühlen es nicht. Wir sind alle große Kinder.

„Und hier brachte er sein Vermögen durch, indem er aus­schweifend lebte". Jeder, welcher mehr ausgibt als seine Ein­nahme beträgt, hat den Schein reich zu sein. So geht es auch mit dem Sünder. Er scheint glücklich zu sein, während er seine Seele ruiniert.

',Und nachdem er alles verzehrt hatte, kam eine Hungersnot in demselben Lande und er fing an zu darben. Und er ging hin und hing sich an einen Bürger des Landes, der schickt ihn auf die Felder um die Schweine zu hüten. Und er begehrte seinen Bauch zu füllen, mit Trebern, die die Schweine fraßen, und niemand gab sie ihm". Eine freie Gabe, ein Geschenk gibt es in diesem Lande nicht. Satan verkauft alles — und er verkauft teuer! — Die Seelen der Menschen sind der Preis. Wenn du dich dem Teufel ver­kaufst, so bekommst du nichts dafür, als die Treber der Schweine. Er wird dir nie etwas geben. Willst du ein Geschenk haben, so musst du zum Vater kommen. Das Herz findet in der Welt nicht sein Genüge; man überlasse nur einen Menschen einige Stunden lang sich selbst, und er wird anfangen zu dar­ben.

 „Er fing an zu darben", aber sein Wille 'war noch nicht berührt. Es gibt wenig Herzen, welche, wenn sie bis zu einer bestimmten Lebensweise gekommen sind, nicht zu darben an­fangen. Sie wenden sich den Vergnügungen oder dem Laster zu, und suchen hier etwas, um das Gefühl ihres Mangels, ihrer inneren Leere zu stillen. Das Allerletzte, woran die Welt denkt, ist Gott. Die Menschen tun dies nicht eher, als bis sie zu der Überzeugung gekommen sind, dass es nichts anderes gibt, woran man sich halten kann. Sie denken nicht an ein Vaterhaus, denn sie kennen es nicht. Wenn sie an Gott denken, so denken sie nur an ein Gericht, nicht an G n a d e. Ebenso ging es auch dem verlorenen Sohn:

„Da ging er in sich und sprach: Wie viel Tagelöhner meines Vaters haben Brot im Überfluss, und ich, ich vergehe vor Hunger! Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Him­mel und vor deinem Angesicht; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen; mache mich wie einen deiner Tagelöhner".

Er hatte noch nicht eingesehen, wie er aufgenommen werden konnte; er sah wohl ein, dass es im Hause seines Vaters Liebe gab; — die Tagelöhner dort hatten ja Brot im Überfluss! — und er sah auch wohl ein, nicht nur, dass er Hunger hatte, sondern auch, dass er vor Hunger verging. Im Hause seines Vaters war alles glücklich; selbst die Dienstboten waren glücklich. So war es mit ihm nicht in der Fremde, wo er jetzt war. Die Bedürf­nisse seiner jetzigen Lage — alles zeigte ihm, dass er zurück­kehren musste. „Ich will mich aufmachen usw.".

Jede Seele, welche zu Gott zurückkommt, wird zu solchen Gedanken vor der in Gott befindlichen Güte gebracht.

Ganz dasselbe sehen wir bei Petrus. Er geht und wirft sich Jesu zu Füßen und sagt: „Herr, gehe von mir, denn ich bin ein sündiger Mensch". Welcher Widerspruch! Er wirft sich Jesu zu Füßen und nichtsdestoweniger bittet er Ihn, dass er Sich ent­ferne. Und man findet oft diesen offenbaren Widerspruch da, wo es ein Werk gibt, welches auf das Gewissen und die Neigungen starken Einfluss ausübt. Gott wird uns notwendig, und nichts destoweniger sagt das Gewissen: „Du bist ein zu großer Sün­der". Petrus fühlte seine Unwürdigkeit; er fühlte, dass Jesus zu heilig, zu gerecht war, um mit einem solchen als er (Petrus) umzugehen. Nichts destoweniger konnte er nichts anders tun, als sich Ihm ergeben.

Der verlorene Sohn kehrt zurück und sagt: „Vater ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor deinem Angesicht, ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen". Er begreift noch nicht das Wesen seines Vaters, und was das Herz eines Vaters ist. Er würde froh sein im Hause seines Vaters zu sein, aber er wollte noch sagen: „Mache mich, wie einen deiner Tagelöhner". Er maß die Liebe seines Vaters nach dem, was er selbst gewesen war, nach dem Bösen,. in dessen Mitte er gelebt hatte. Er ge­dachte die Stelle eines Tagelöhners einzunehmen. Es gibt viele Herzen, welche sich in diesem Zustande befinden, indem sie das Maß dessen, was der Vater tun muss, ihren Verdiensten anpassen.

 Sie haben noch einen Rest von Gesetzlichkeit in sich, und möchten noch als Tagelöhner im Hause angestellt werden. „Mache mich zu einem deiner Tagelöhner". Aber dies genügte dem Vater nicht, wenn es auch dem Sohne genügte. Das Herz des Vaters würde sich beständig elend fühlen, einen Sohn als Tagelöhner im Hause zu haben, und der Sohn würde unter solchen Umständen für die Diener des Hauses nicht mehr ein Zeugnis der Liebe des Vaters gewesen sein. Der Vater kann die Söhne nicht als Tagelöhner im Hause haben, und wenn seine grenzenlose Gnade sie wieder zum Vaterhaus zurückführt, so muss er auch zeigen, dass die Art und Weise der Aufnahme der Liebe eines Vaters würdig ist. Der verlorene Sohn war noch nicht zu einer vollständigen Gebeugtheit gebracht, um zu fühlen, dass es die Gnade sein muss, sonst nichts.

Der Vater lässt dem Sohne nicht Zeit zu sagen: „Mache mich wie einen deiner Tagelöhner". — Er gibt ihm wohl Zeit zu sagen: „Ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor deinem Angesicht, und ich bin nicht mehr wert dein Sohn zu heißen"; — mehr lässt er ihn nicht sagen. Er ist an seinem Halse und umarmt ihn. Wie konnte sein Sohn zu ihm sagen: „mache mich zu einem Tagelöhner", wenn er an seinem Halse war und der Vater ihn fühlen ließ, dass er ein Sohn war?

Das Urteil des Sohnes hinsichtlich des Vaters muss nunmehr durch das bestimmt werden, was der Vater hinsichtlich seiner (des Sohnes) ist, und nicht durch abstrakte Verstandesfolgerungen. Der Eine war und blieb immer Vater, wenn der andere auch nicht wie ein Sohn war. Und in dieser Ordnung sollen wir auch die Gnade Gottes annehmen. Es ist nicht Sache der Tätigkeit des menschlichen Geistes, daran zu denken, was er von Gott ist, sondern durch den Heiligen Geist geschieht die Offenbarung dessen, was der Vater ist; und wie Er Vater ist, so bin ich Sohn.

Ich weiß wohl, es gibt allerdings Seelen, welche nicht völlig den Geist der Kindschaft empfangen haben, welche weder erkennen, dass sie Söhne im Hause des Vaters sind, noch ihre Ruhe in der Ruhe des Vaters finden.

Betrachten wir hier noch die Art der Wiederaufnahme des verlorenen Sohnes. Sein Geist ist erneuert; er sagt: „ich will mich aufmachen" usw., aber bevor er noch Zeit gehabt hat, im Hause des Vaters anzulangen, und alles dies zu sagen, — „während er noch fern ist", — lesen wir, „der Vater sieht ihn und hat Mit­leid mit ihm". Die Liebe des Vaters nimmt jetzt dem Sohne den Weg ab. Der Vater läuft seinem Sohne entgegen, fällt ihm um den Hals und umarmt ihn. In dem Sohne gibt es nichts, als das Bekenntnis der Unwürdigkeit. Es wird uns, sozusagen, überlassen, durch unsere Kenntnis dessen, was der Vater war, zu ermessen, was die Gedanken des Sohnes waren.

Nun eben von dieser Art ist auch die Schätzung unseres Heils. Wir haben zu erkennen, was und von welchem Werte wir in der Liebe des Vaters sind. Der Vater hält sich nicht damit auf dem Sohne erst Fragen zu stellen. Der Sohn weiß ja, dass er Böses getan hat; er kann dies wohl sehen. Es ist hier gar keine Rede von einer Tüchtigkeit in dem Sohne. Der Vater handelt für Sich selbst — Seiner selbst würdig — selbst als Vater. Er ist am Halse Seines Sohnes, weil der Vater dort gerne ist.

Aber er tut noch mehr. Die Diener werden herausgerufen, um den Sohn auf eine Weise, welche sich für seinen Stand ge­ziemt, in das Haus einzuführen, und um ihn froh und guten Mutes zu machen. Die Erkenntnis der Liebe des Vaters ist es, welche mich fühlen lässt, was ich bin. Aber ich weiß, dass meine Sünden vergeben sind, und dass der Vater an meinem Halse ist und mich umarmt. Je mehr ich also meine Sünden kenne, wäh­rend ich die Liebe des Vaters erkenne, desto glücklicher bin ich.

Nehmen wir an, ein Geschäftsmann habe Schulden, von denen er weiß, dass er sie nicht bezahlen kann. Er wird sich scheuen, seine Rechnungsbücher durchzusehen. Wenn aber seine Schulden berichtigt würden, und wenn er, nachdem alles bezahlt ist, noch obendrein die Gewissheit eines großen baren Über­schusses hätte — (z.B. wenn ein Freund dies alles für ihn ge­tan hätte) — da würde er gewiß sich nicht mehr scheuen, seine Rechnungsbücher nachzuschlagen, und die Entdeckung der Aus­dehnung seiner Schulden würde nur dazu beitragen, das Gefühl der Liebe gegen einen solchen Freund zu erhöhen, und ihn die Größe der Liebe seines Freundes vor Augen stellen zu lassen. Und wenn er nun seine Rechnungsbücher durchsieht, und die Entdeckung macht, dass seine Schuld anstatt tausend Taler, zehn­tausend Taler betrug, ja, wenn er zuletzt gar gewahr wird, dass er hunderttausend Taler schuldig war, was wird er da wohl sagen? „Ach", wird er ausrufen, „gab es wohl jemals einen sol­chen Freund, wie diesen?"

Die Gnade hat alles beseitigt, und die Entdeckung der Sünde, wenn wir die Vergebung derselben erkennen, bewirkt nur die Erhöhung der Liebe und Freude. Wenn der' Vater mich umarmt, so gibt das innerliche Bewusstsein, dass er dies tut, während ich noch in meinen Lumpen bin, mir den Beweis, was für eine Art von Verzeihung die ist, welche ich empfange. Es gibt niemand in der ganzen Welt, der nicht an meine Lumpen gedacht haben würde, bevor er sich an meinem Halse befunden hätte.

Der Vater aber sprach zu seinen Knechten: „Bringet das beste Kleid hervor und ziehet es ihm an und gebet ihm einen Ring an seine Hand und Schuhe an seine Füße, und bringet das gemästete Kalb herbei, und schlachtet es."

Gott zeigt Seine Liebe zu uns elenden Sündern, und be­kleidet uns mit Christo. Er bringt uns in das Haus, wo die Diener sind, mit nicht weniger als aller Ehre, welche Er uns nur beilegen kann. Seine Liebe gewährt uns eine Aufnahme, wäh­rend wir noch in unseren Lumpen sind, und jetzt beginnt diese Liebe. noch in anderer Art sich zu betätigen.

Der Vater führt uns so in das Haus, wie Er will, dass wir dort sein sollten, zugleich mit der Kundgebung des Wertes, wel­chen ein Sohn in Seinen Augen hatte. Wir lesen hier die Be­schreibung der Mahlzeit, des besten Kleides, des Ringes und des Festes. Das Gefühl des Vaters war dies: dass Sein Sohn, welcher Sein Sohn war, dieses Kleid wert war,_ und dass es Seiner, des Vaters, würdig war, es dem Sohne zu geben. Wie würde es eines gnädig verfahrenden Vaters würdig gewesen sein, den Sohn als Diener im Hause zu behalten. Vielleicht würden einige es für eine Erniedrigung halten, ein Tagelöhner im Hause zu sein. Sie müssen einsehen, wie sehr sie Unrecht haben, es verrät dies nur Unkenntnis des Gefühles des Vaters. 

Wir lesen, dass Gottes Ver­fahren den Zweck hat, in den kommenden Zeiten darzutun die überschwänglichen Reichtümer seiner Gnade in seiner Güte gegen uns durch Jesum Christum." (Eph. 2, 7.) Wenn wir nun das Ziel, welches man erreichen muss, einzusehen beginnen, — d. h. den Gedanken des Vaters und Seiner Gnade — würde es da wohl Seiner würdig gewesen sein, wenn Er uns mit einem fort­währenden Gedenkzeichen unserer Sünde und Schande, unserer vergangenen Unehre und Herabsetzung in Sein Haus genommen hätte? Wenn hier noch irgend ein Gefühl der Schande, wenn auch nur die geringsten Spuren von dem fremden, Lande ge­blieben wären — wäre dies wohl des Vaters würdig gewesen? Nein. „Der Anbeter, einmal gereinigt, hat kein Gefühl der Sünde mehr" (sagt der Heilige Geist). Die Stellung, welche man im Hause Gottes findet, muss Gottes würdig sein. Vielleicht sagen hier unsere elenden und ungläubigen Herzen: „Ja, dies mag wahr sein, wenn wir einmal dort sind — wenn wir wirklich im Hause des Vaters sind." —

Aber lasset mich fragen: was ist denn der Glaube? Der Glaube urteilt so wie Gott urteilt. Ich sehe die Sünde im Lichte der Heiligkeit Gottes. Ich beurteile sie am wahrsten, wenn ich sehe, wie die Sünde im Widerstreit gegen Ihn ist und wie sie Ihn entehrt. Ich lerne auch die Gnade im Herzen meines Vaters kennen. Wer da glaubt, der hat es be­siegelt, dass Gott wahr ist. Der Glaubet ist das Einzige, was Ge­wissheit gibt, durch Verstandesschlüsse erlangt man sie nie. Ver­standesschlüsse passen ganz für die Dinge der Welt; redet aber Gott von einer Sache, so glaubt der Glaube. Der Glaube be­siegelt — nicht dass es wahr sein kann — sondern dass Gott wahr ist. Habe ich also den Glauben, so bin ich auch gewiss, dass das eben gesagte wahr ist; ich bin dessen so gewiss,, als wenn ich in diesem Augenblick droben im Himmel wäre. „Abraham glaubte Gott" — nicht a n Gott (obgleich dies gewiss der Fall war), sondern er glaubte Gott. Er glaubte, dass das, was Gott sagte, wahr war. Dies ist es, was auch wir tun müssen. Das Erste, worauf es ankommt, ist dies: dass wir Gott glauben. Und was sagt Gott mir, wenn ich an Seinen Sohn glaube? Er sagt mir, dass meiner Übertretungen nicht mehr gedacht wird, und ich glaube es; und ich glaube, dass ich das ewige Leben habe.

 Es ist eine Sünde, daran zu zweifeln. Wenn ich) das nicht glaube, was mir Gott versichert, so begehe ich ein Unrecht an Gott. Es ist eine Sünde nicht zu glauben, dass ich ein Sohn bin, dass ich durch das Blut des Lammes ohne irgend einen Flecken bin. Der Glaube glaubt dies. Wäre es nur meine eigene Gerechtigkeit, so müsste sie in Fetzen zerrissen werden; aber es ist das Blut des Lammes; und was hat dieses Blut getan? Hat es etwa nur die Hälfte meiner Sünden getilgt? Die Frage ist die: Wie hoch schätzt Gott den Wert dieses Blutes? Glaubst du, Gott setze der Wirksamkeit des Blutes Jesu Grenzen? Nein! Er sagt: „es reinigt von aller Sünde". Und sehen wir weiter nach im Worte Gottes, so finden wir: „Welcher unsere Sünde an seinem eigenen Leibe getragen hat am Holze". Heißt das: Er hat einige meiner Sünden getragen?

Nein! Er hat meine Sünden getragen. Wenn meine Seele einerseits den Wert, welchen das Blut des Lammes vor Gott hat, erkennt, so erkenne ich andererseits dies als ein Ergebnis der Liebe des Vaters. Es würde eine schlimme Sache sein, an dieser Liebe zu zweifeln, so wie es bei dem verlorenen Sohne, eine schlimme Sache gewesen sein würde, wenn er, wäh­rend der Vater ihn umarmte, gesagt hätte: „ich trage noch die Lumpen aus der Fremde an mir". Dachte der Sohn in diesem Augenblick als er in den Armen des Vaters lag an seine Lumpen, als einen Grund, weshalb dieser Ausdruck der Liebe, weiche im Herzen des Vaters war, nicht stattfinden durfte?

Wenn ich also den Charakter dessen, was Gott gegen mich, als einen Sünder ist, erkenne, (und Jesus war durch die Selbstgerechtigkeit der Pharisäer genötigt, diesen Charakter zu offen­baren), so werden die Zweifel des menschlichen Herzens zum Schweigen gebracht vor einer solchen Gnade.

Sollte sich aber einer finden, der da sagte: Die Gnade Gottes gibt der Sünde eine Genehmigung, so möge ein solcher sein Urteil lesen in dem Geiste des älteren Sohnes in diesem Gleich­nis. Möge er hier sehen, wie die Gnade zu diesem Sohn redet.

„Der Vater nun ging heraus und er suchte ihn". — Der Unglückliche! nicht der verlorene Sohn — sondern dieser Un­glückliche, der da kein Teil an der allgemeinen Freude nahm. Selbst die Diener im Hause sind froh. Sie sagen zu dem älteren Sohne: „Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater hat das fette Kalb geschlachtet, weil er ihn gesund wieder hat". —.Alle stimmen in den Ton der Freude ein, — Einen ausgenommen. Und wer war dieser Eine? Der Mensch, welcher an sich selbst und seine eigene Gerechtigkeit dachte. Deshalb kommt der Vater heraus und bittet ihn inständig.

Nehmt euch ein Beispiel hieran, und hütet euch, aus Furcht, dass eure Herzen die Liebe und die Gnade, welche Gott einem Mitsünder erzeigt, nicht in Bitterkeit verkehren!

Der ältere Sohn wollte nicht einkehren. Der Vater sagt zu ihm: „Ein Festmahl mussten wir einrichten und fröhlich sein, denn dieser dein Bruder war tot und ist wieder lebendig ge­worden, er war verloren und ist wieder gefunden". Aber er blieb draußen, und hatte kein Glück und keine Freude, sondern zeigte eine Widersetzlichkeit des Herzens gegen die Reichtümer der Gnade seines Vaters.

Kennst du Gott auch? Du wirst auch dich selbst erkennen wollen. Sei es so; aber ziehe deshalb nicht das Herz Gottes in Zweifel. Wie kann ich das Herz Gottes erkennen? Dadurch, dass ich mein Herz betrachte. Nein, sondern ich erkenne es durch die Gabe Seines Sohnes. Der Gott, mit welchem wir zu tun haben, ist der Gott, welcher Seinen Sohn für die Sünder dahin gegeben hat, und wissen wir dies nicht, so erkennen wir gar nichts. Sage nicht zu Gott: „Mache mich zu einem deiner Tagelöhner". Der Dienst muss die Folge der Erkenntnis Gottes selbst sein. Messet die Güte Gottes mit dem Maße eurer eigenen Herzen. 

Unsere Herzen haben ein solches Streben, sich zum Gesetzestum zurückzuwenden und in einer selbstgemachten Scheindemütigung sich zu erniedrigen. Die einzige wahre Nied­rigkeit und Kraft und Segen besteht darin, in der Gegenwart und Segnung Gottes sich selbst zu vergessen. Es kann sein, dass wir mittelst sehr demütigender Wege hierzu gebracht werden; aber nicht dadurch allein, dass wir schlecht von uns selbst denken, werden wir wahrhaftig demütig. Wir haben das Vorrecht, uns selbst zu vergessen in der Offenbarung der Liebe Gottes und unseres Vaters, welcher für uns die Liebe ist.

Möge der Herr durch Jesum Christum euch geben, als arme Sünder, den so in Liebe geoffenbarten Gott zu erkennen!


Brief einer gläubigen Schwester

Bibelstelle:

Botschafter des Heils in Christo 1853, S. 97ff

G. .5. 2. 1853

Im Auftrage des Bruders ...., der uns manches von euch er­zählt, schreibe ich euch; dem Leibe nach zwar unbekannt, aber in Christo Jesu nahe verbunden, als Glieder eines Leibes, wovon Christus das Haupt ist. Er ist der Weinstock, wir die Reben; lasst uns denn an Ihm bleiben, damit wir viel Frucht bringen. Es ist gewiss nötig, dass wir uns oft zurufen: Bleibet in Ihm; wie haben wir es doch so gut, wenn wir in unserem Heilande bleiben. In Ihm sind wir wohl geborgen. Der Teufel wagt sich an keine Seele, die in Gott verborgen ist; er weiß, wenn sie in Gott bleibt, ist sie ihm entrissen. Lasst uns denn nachjagen, stets in Gott erfunden zu werden, so werden wir auch immer von dem Herrn singen können.

 Es ist nun einmal eine ewige Wahrheit, dass der Herr Jesu Sünde, Satan, Tod und Hölle überwunden hat, und wir in Ihm, so wir es nur glauben. Nicht wahr, liebe Brüder und Schwestern, wir wollen nun auch recht gläubig auf den Herrn Jesu sehen? Er hat alles für uns getan; wir sollen nur nehmen und genießen. Es ist dem Herrn Jesu die größte Freude, wenn wir nur zugreifen, und an uns reißen. Wir können Ihm ja nichts bringen und können auch nichts wieder gut machen; das brauchen wir aber auch nicht; unser lieber Heiland hat den letzten Heller bezahlt und wir sind ver­söhnt. Gott sieht uns nun in Seinem Sohne an, und von Ihm heißt es: „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe". So sieht nun der Vater auch mit Wohlgefallen auf uns herab. Wir wollen uns nun auch wie recht gehorsame Kinder betragen, nicht in knechtischer, sondern in kindlicher Furcht vor Ihm wandeln. Immer unserm Herrn nach den Augen sehen, und stets unseren Willen dran geben, nur wollen was Gott will, damit wir uns auf Seine Wiederkunft freuen können. Wer immer denkt: mein Heiland kommt bald, der wird sich gewiss nicht mit der Sünde einlassen; nun wollen wir stets sein Er­scheinen erwarten, dann bleiben wir recht nüchtern. 

Wer Jesu keusche Braut sein will, darf keine Lust auf Erden haben. Bei jeder Anfechtung wollen wir dem Teufel vorhalten: mein Hei­land hat die Welt überwunden und ich in Ihm. Die Sünde wird nicht herrschen können, sintemal wir nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade sind. Nein, die. Sünde herrscht gewiss nicht in uns, der Herr Jesus hat das Regiment; halten wir uns dafür, dass wir der Sünde gestorben seien. Kinder haltet euch nur dafür, möchtet ihr auch den Leib der Sünde fühlen oder nicht. Haltet euch dafür, dass ihr der Sünde gestorben seid und lebet Gott in Christo Jesu unserem Herrn.

Wir leben uns nicht mehr selbst, wir sind durchs Gesetz dem Gesetz gestorben, und bringen Gott Frucht zum ewigen Leben. Nun lasst uns aber auch unserm Heiland Dank opfern, dass Er uns das gottselige Geheimnis von der freien Gnade in Christo Jesu geoffenbart bat. Wie viele zerplagen sich noch mit dem Gesetz und müssen dienstbar sein; sie können nicht mit Freimütigkeit zum Gnaden­throne kommen. Uns hingegen ist Sein Gesetz in unser Herz geschrieben; wir tun alles aus Liebe und richten das Gesetz wieder auf. O, der unaussprechlichen Gnade! Der Herr hat Großes an uns getan, des sind wir fröhlich.

Lasset uns aber auch nicht müde werden, Allen das süße Evangelium zu verkünden, und durch Wort und Wandel be­weisen, dass es kräftig ist unter uns. Er will unsere sterblichen Leiber lebendig machen, um deswillen, dass Sein Geist in uns wohnt. Es sollen Ströme des lebendigen Wassers von unserem Leibe fließen. Bleiben wir nur im Glauben, so wird sich schon jede Verheißung an uns erfüllen. Wir sollen nicht sorgen, der Herr Jesu sorgt auch für unseren Wandel. Ich will solche Leute aus euch machen, die in Meinen Geboten wandeln. Wir sind stille vor Ihm und glauben nur Seiner Verheißung. Sein Wort ist Ja und Amen. Gott ist nicht ein Gott, dass er lüge, noch ein Menschenkind, dass Ihn etwas gereue; sollte Er etwas sagen und nicht tun, sollte Er etwas reden und nicht halten? Wir glauben Seinem Worte und stehen uns gut dabei. Wir wissen, dass, so unser irdisches Haus, diese Hütte zerbrochen wird, dass wir einen Bau haben von Gott erbaut. Brüder getrost! Bald kommt der Herr, und wir werden uns freuen mit unaussprech­licher Freude!

In der Hoffnung, dass ihr diese Zeilen in Liebe annehmen werdet, grüße ich euch herzlich und verbleibe

Eure im Herrn verbundene Schwester J. A.


Brief einer gläubigen Schwester

Bibelstelle:

Botschafter des Heils in Christo 1853, S. 97ff

G. .5. 2. 1853

Im Auftrage des Bruders ...., der uns manches von euch er­zählt, schreibe ich euch; dem Leibe nach zwar unbekannt, aber in Christo Jesu nahe verbunden, als Glieder eines Leibes, wovon Christus das Haupt ist. Er ist der Weinstock, wir die Reben; lasst uns denn an Ihm bleiben, damit wir viel Frucht bringen. Es ist gewiss nötig, dass wir uns oft zurufen: Bleibet in Ihm; wie haben wir es doch so gut, wenn wir in unserem Heilande bleiben. In Ihm sind wir wohl geborgen. Der Teufel wagt sich an keine Seele, die in Gott verborgen ist; er weiß, wenn sie in Gott bleibt, ist sie ihm entrissen. Lasst uns denn nachjagen, stets in Gott erfunden zu werden, so werden wir auch immer von dem Herrn singen können. Es ist nun einmal eine ewige Wahrheit, dass der Herr Jesu Sünde, Satan, Tod und Hölle überwunden hat, und wir in Ihm, so wir es nur glauben. Nicht wahr, liebe Brüder und Schwestern, wir wollen nun auch recht gläubig auf den Herrn Jesu sehen? Er hat alles für uns getan; wir sollen nur nehmen und genießen. 

Es ist dem Herrn Jesu die größte Freude, wenn wir nur zugreifen, und an uns reißen. Wir können Ihm ja nichts bringen und können auch nichts wieder gut machen; das brauchen wir aber auch nicht; unser lieber Heiland hat den letzten Heller bezahlt und wir sind ver­söhnt. Gott sieht uns nun in Seinem Sohne an, und von Ihm heißt es: „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe". So sieht nun der Vater auch mit Wohlgefallen auf uns herab. Wir wollen uns nun auch wie recht gehorsame Kinder betragen, nicht in knechtischer, sondern in kindlicher Furcht vor Ihm wandeln. Immer unserm Herrn nach den Augen sehen, und stets unseren Willen dran geben, nur wollen was Gott will, damit wir uns auf Seine Wiederkunft freuen können. Wer immer denkt: mein Heiland kommt bald, der wird sich gewiss nicht mit der Sünde einlassen; nun wollen wir stets sein Er­scheinen erwarten, dann bleiben wir recht nüchtern. Wer Jesu keusche Braut sein will, darf keine Lust auf Erden haben.

Bei jeder Anfechtung wollen wir dem Teufel vorhalten: mein Hei­land hat die Welt überwunden und ich in Ihm. Die Sünde wird nicht herrschen können, sintemal wir nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade sind. Nein, die. Sünde herrscht gewiss nicht in uns, der Herr Jesus hat das Regiment; halten wir uns dafür, dass wir der Sünde gestorben seien. Kinder haltet euch nur dafür, möchtet ihr auch den Leib der Sünde fühlen oder nicht. Haltet euch dafür, dass ihr der Sünde gestorben seid und lebet Gott in Christo Jesu unserem Herrn. Wir leben uns nicht mehr selbst, wir sind durchs Gesetz dem Gesetz gestorben, und bringen Gott Frucht zum ewigen Leben. Nun lasst uns aber auch unserm Heiland Dank opfern, dass Er uns das gottselige Geheimnis von der freien Gnade in Christo Jesu geoffenbart bat. Wie viele zerplagen sich noch mit dem Gesetz und müssen dienstbar sein; sie können nicht mit Freimütigkeit zum Gnaden­throne kommen. Uns hingegen ist Sein Gesetz in unser Herz geschrieben; wir tun alles aus Liebe und richten das Gesetz wieder auf. O, der unaussprechlichen Gnade! Der Herr hat Großes an uns getan, des sind wir fröhlich.

Lasset uns aber auch nicht müde werden, Allen das süße Evangelium zu verkünden, und durch Wort und Wandel be­weisen, dass es kräftig ist unter uns. Er will unsere sterblichen Leiber lebendig machen, um deswillen, dass Sein Geist in uns wohnt. Es sollen Ströme des lebendigen Wassers von unserem Leibe fließen. Bleiben wir nur im Glauben, so wird sich schon jede Verheißung an uns erfüllen. Wir sollen nicht sorgen, der Herr Jesu sorgt auch für unseren Wandel. Ich will solche Leute aus euch machen, die in Meinen Geboten wandeln. Wir sind stille vor Ihm und glauben nur Seiner Verheißung. Sein Wort ist Ja und Amen. Gott ist nicht ein Gott, dass er lüge, noch ein Menschenkind, dass Ihn etwas gereue; sollte Er etwas sagen und nicht tun, sollte Er etwas reden und nicht halten? Wir glauben Seinem Worte und stehen uns gut dabei. Wir wissen, dass, so unser irdisches Haus, diese Hütte zerbrochen wird, dass wir einen Bau haben von Gott erbaut. Brüder getrost! Bald kommt der Herr, und wir werden uns freuen mit unaussprech­licher Freude!

In der Hoffnung, dass ihr diese Zeilen in Liebe annehmen werdet, grüße ich euch herzlich und verbleibe

Eure im Herrn verbundene Schwester J. A.


Das Ziel Gotte

Bibelstelle:

Botschafter des Heils in Christo 1853, S. 98ff

Was ist das? Damit ich Ihm nachstreben möge; denn in Ihm leben, weben und sind wir. Hast du erkannt, wie weit wir von Seinem Ziel zurück sind? — wie weit wir abgeirrt sind von dem Wege, der diesem Ziele zuführt? — erkannt, wie Alles, was in uns ist, weit weit von Gott entfernt ist? — Sind wir aber von Gott abgeirrt, so kommt es hauptsächlich daher, dass wir nur geneigt waren, unsere eigenen Wege einzuschlagen und nicht die Seinigen. Genug war es uns die Bahn zu betreten, die wir uns selbst vorgezeichnet hatten, ohne zu fragen, ob dieselbe von Gott anerkannt sei. Wenn dein Weg nur dir selbst und anderen Menschen gefiel und gut deuchte, dann warst du mit deinem Wege wohl zufrieden, ohne darum besorgt zu sein, ob er auch von Gott verordnet sei. Und doch kannst du Gottes Ziel nur auf Seinem Wege erreichen. Darum: „Heute, so ihr hören werdet seine Stimme, verstocket eure Herzen nicht".

Aber meine Sünden? sprichst du. Worauf wartest du denn bezüglich deiner Sünden? Weißt du es denn nicht? — Die lagen ja auf Jesu! Diese wegzuräumen ist nicht das Ziel, nicht der Endzweck Gottes. Nein das ist der Anfang Seines Tuns. Sein Endzweck ist, Kinder zu haben, die als Miterben Christi Anteil an Seiner Herrlichkeit haben mögen. Und um dieses Ziel zu erreichen, fängt Er an mit dem Vergeben der Sünden. Darum rufen wir, — ja, auch heute rufen wir: „Lasset euch versöhnen mit Gott". Und das tun wir nach dem Drange Seiner Liebe. Sei denn versichert, dass deine Sünden auf Jesu lagen. Ebenso­wenig als du an Gottes Liebe und an Seinem Worte zweifeln kannst, ebensowenig bezweifle dieses, damit du hinfort der Untertan Dessen sein mögest, der Sich für dich dahingegeben, und Dem du bisher noch nicht gehorchtest.

Auf denn!. — und dem Wege Gottes nach! — denn er rechnet dir deine Sünden nicht zu (2. Kor. 5. 19). Und wer je an Jesum geglaubt, dem ist das Wort völlig gemacht: „Liebe Kindlein, eure Sünden sind euch vergeben" (1. Joh. 2. 12).

Wünschest du dem Endzwecke Gottes zu entsprechen? — Schaue Jesum an. Einmal. in Ihm vergeben, ist auf immer ver­geben. Der Endzweck Gottes aber geht weiter, als der Anfang Seines Tuns. Siehe Jesum an, als in welchem alle deine Sünden getilgt und vergeben sind, und erkenne Ihn als deinen Erretter und Herrn, so wird Sein Geist über dich kommen; Sein Wort, Seine Verordnungen werden nicht höchste Regel bloß, sondern größte Lust dir sein. Und in dem zunehmenden Erkennen und Liebhaben des dir geschenkten Heiles wird die Gnade und Liebe und die ganze Wahrheit, wie sie in Jesu ist, täglich in dir zunehmen, dass du Seinem Bilde ähnlich wirst; so dass du täg­lich aufstehst, Ihm zu dienen, dich niederlegst, Ihm zu dienen, und stets nur lebst, Ihm zu Gebote zu stehen. Seine Langmut kommt dir zu gut. Wer an Jesum, der im Himmel ist, glaubt, ist auch himmlisch gesinnt. Jesus ist nicht tot, sondern auf­erstanden, darum kann er jetzt erretten vor dem kommenden Zorn, und errettet alle, die zu Ihm kommen. O, eile denn, zu Ihm! Lass dich Ihm, als dem Auferstandenen Haupte Seiner Ihm ergebenen Kirche, einverleiben und bleib in Ihm, dem Ge­storbenen, Auferstandenen und Kommenden, und froh wirst du erkennen Gottes Ziel.


Der Glaube ist eine Gnade des Heilandes

Botschafter des Heils in Christo 1853, S. 100ff

Aus den Reden von Zinzendorf

Denen, die Ihn aufnehmen, gibt er Macht, Gottes Kinder zu werden, die an Seinen Namen glauben (Joh. 1). Die Tür. der Weg, der Zustand, wie man aus der Armut zu den Schätzen Gottes kommt, wie man Gnade erlangt, ist in den Worten zu finden: Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden (Matth. 5). Wenn ein •Mensch sich so arm und elend sieht, und denkt: Mein Gott! ich weiß nicht selig zu werden, es soll so ein einfältiger Weg sein; der Glaube an den Herrn Jesum, wie kriege ich den Glauben? Wann wird mir der Tod und die Auferstehung Jesu offenbar werden? Wann werde ich mit Überzeugung meines Herzens glauben können? So macht das freilich Traurigkeit, wahrhaftige Leiden und Schmer­zen. Das leugnet man nicht. Ohne Traurigkeit, Tränen, Ver­zagen an sich selbst, ohne Sehnen nach Gnade kommt man nicht dazu. Es sind zwei Wege, auf denen man nach den ersten Zügen Gnade erlangt. Der ordentliche ist, wenn man Gnade sucht. Der außerordentliche, wenn sie einem der Heiland unge­sucht entgegenbringt. Die gewöhnliche Empfindung bei beiden ist, dass man Angst fühlt, ehe man Gnade kriegt.

Zwei große Exempel haben wir in der Schrift von dem letzten Fall. Eins an einem Verfolger, das andere an einem Lästerer, die von der Gnade über dem Sündigen angetroffen, und mitgenommen werden.

Paulus schnaubte und wütete wider das kleine Häuflein der Gläubigen, und reiste deswegen nach Damaskus, seinen Eifer recht zu beweisen, Auf dem Wege umleuchtete ihn schnell der Blitz, und der Heiland sprach zu ihm: Saul, Saul, was verfolgst du mich? Paulus erschrak, und sagte: Herr, was willst Du, dass ich tun soll? Und indem er das sagte, hatte er Gnade. Er ging hin, wurde dem Ananias schon als ein Begnadigter ange­zeigt, brachte aber drei Tage zu, ehe er sich recht besann, ehe er wusste, wie hoch er von. Gott begnadigt sei. Der Mörder am Kreuz war ein Mensch ohne Gefühl, er war traurig und es war. ihm nicht wohl, weil er gekreuzigt ward. Aber es fehlte ihm die göttliche Traurigkeit. Er half dem, der mitgekreuzigt war, Jesum lästern. „Es lästern ihn auch, die mit ihm gekreuzigt waren".

Indem fängt die Gnade an, ihn aufzuwecken, er sieht die Dinge, die mit Jesu vorgehen. Es fängt an, ihm bange zu wer­den. Es fällt ihm ein, dass er den Menschen gelästert, der doch unschuldig ist. Er entschuldigt sich nicht lange, er bittet nicht ab, er bricht gleich irr die zuversichtlichen Worte aus: Herr ge­denke an mich, wenn Du in Dein Reich kommst.

Es mag ihm wohl mancher Gedanke durchs Gemüt ge­fahren sein; es kann sein, er hat große Traurigkeit gehabt; aber wir hören nichts, als dass sein Herz überzeugt war, dass er seinen Mitgenossen ermahnte, dass er sich in die Gnade des Herrn empfiehlt. „Herr gedenke an mich", das war sein Eingang zur Gnade, oder vielmehr zur Bekanntmachung, der Gnade, die ihm geschenkt war. Sonst heißt es: Dir sind deine Sünden vergeben. Da hieß es: „Heute sollst du mit mir im Paradiese sein".

Von der Stunde der Gnade an, vermag man Alles durch Den, Der uns mächtig gemacht, Christum (Phil. 4, 13).

Christus ist des Gesetzes Ende

Bibelstelle: Römer 10,4

Botschafter des Heils in Christo 1853, S. 101ff

Gewiss wird Niemand zu fest und zu bald gläubig an den Herrn Jesum; ja es wäre sehr weise, mit dem fröhlichsten und zuversichtlichsten Vertrauen zu Ihm alsbald den Anfang zu machen. Es heißt: Glaube an den Herrn Jesum, so wirst du selig. Was sollen aber die Umstände und Weitläufigkeiten be­deuten, die man macht, dies Gebot in wirkliche und tätige Aus­übung zu bringen? Was denken wir ohne Jesum auszurichten, und wie viel meinen wir ohne Ihn zu können? Was sind all die Bedenklichkeiten und Zweifel, die du dir selbst machst, an­ders, als Spinngewebe, hinter denen du deinen Unglauben zu verbergen suchst? Du gibst vor, du wollest wohl glauben, wenn nur dies nicht und das nicht wäre.

 Ach, wenn es nur daran liegt, dass du nicht glaubst, so lass dich doch das nicht hindern, sondern fahre zu, und besprich dich nicht weiter mit Fleisch und Blut; Lazarus mag schlafen oder tot sein, oder schon vier Tage liegen. So du nur glauben könntest, so würdest du die Herrlich­keit Gottes sehen. Glaube nur, altes übrige wird Jesus tun. Ob es die Versetzung eines Maulbeerbaumes oder Berges betrifft, das macht keinen Unterschied. So redet das Evangelium. — GesetzIich aber ist es, wenn man denkt, wärest du fröm­mer, wärest du demütiger, hättest du mehr Liebe, mehr Ernst, mehr Eifer und dergleichen, dann wolltest du glauben, das hieße die Ordnung der Dinge umkehren. Glaube! so wirst du dies Alles und noch mehr werden.

Der Glaube ergreifet Jesum Christ,

Sein Kreuz, Verdienst und Sterben,

Dadurch die Sünd gebüßet ist;

Wir könnens nicht erwerben.

G. D. Krummacher, Tägl. Manna


Der Weg zum Gericht

Bibelstelle:

Botschafter des Heils in Christo 1853, S. 102ff

Es ist ein saurer Weg, selbst dann, wenn es nur zum welt­lichen Gerichte geht, wo Menschen die Richter sind. Das Herz klopft heftiger während des peinlichen Verhörs, wenn das Ge­wissen schon zum Voraus sein stetes: „Du bist schuldig!" dem Angeklagten entgegenruft. Hier fühlt er etwas, was er nicht fühlte, als er, dem Willen und der Lust seines Fleisches folgend, seine Taten vollführte und die Mahnstimme seines Gewissens unterdrückte.

Die ganze Welt hat einen Tag des Gerichts zu erwarten. Sie muss vor dem Richterstuhl Dessen erscheinen, der Augen hat wie Feuerflammen, der den Rat der Herzen offenbaren kann und ein gerechtes Gericht richten wird. Nicht lange mehr, und die Völker werden das eiserne Szepter Dessen fühlen, von Dem es noch heißt, dass Er gekommen sei, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist. Es ist Christus Jesus, Der von der Welt verworfen ist, Der aber zur Rechten Gottes sitzt und wartet bis alle Feinde liegen zum Schemel Seiner Füße. Welch ein Schrecken und welche Angst wird dann die Herten der Menschenkinder ergreifen, wenn alle Entschuldigungen zunichte werden und das Gewissen sein: „Du bist schuldig!" und der allmächtige Richter sein: „Weichet von mir, ihr Übeltäter!" einem Jeglichen entgegen ruft! Doch jetzt will die Welt nichts von diesem Tage wissen; im Taumel ihrer Fleischlichkeit erstickt, sie jede Mahnstimme. — Auch du mein Freund, der du noch nicht von Herzen bekehret bist, gehörst zu ihr und hast bis jetzt nichts anderes, als einen solchen Tag des Schreckens zu erwarten. Willst du nicht einen Augenblick dich besinnen, ehe du weiter eilst? — 

Es steht geschrieben: „ Du sollst Gott lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüte und von allen deinen Kräften und deinen Nächsten als dich selbst". — Jetzt sieh dein ganzes Leben an und überall wird dir dein Gewissen zurufen: „Du bist schuldig!" Der Hang zur Welt, zu ihrer Lust und ihren Freuden, das Rennen und Laufen nach Hab und Gut beweist, dass du Gott nicht liebst; die Sorgen der Nahrung, die oft in deinem Herzen regieren, bestätigen, dass du Gott nicht traust, Der dich auf die Vögel unter dem Himmel und die Lilien auf dem Felde hinweist, die Er so reichlich nährt und kleidet. Du gehst unstet.und flüchtig einher, suchst vergebens nach Glück und Frieden; aber die unaussprechliche Gnade, die dir in Christo Jesu so reichlich und umsonst ange­boten wird, und Alles geben kann, hast du bis jetzt nicht gewollt. Mit deiner äußeren Ehrbarkeit und Frömmigkeit dienst du nicht Gott, sondern dir selbst; du suchst Ansehen und Ehre bei den Menschen, und willst dir den Himmel verdienen. Der Neid, Zorn, Hass, Zank, Habgier, Betrug usw. in deinem Herzen, verkündet dir laut, dass du deinen Nächsten nicht liebst, als dich selbst. Willst du es nun dennoch wagen, mit deinen Sünden und Übertretungen dem Gerichtstage entgegen zu gehen?

 Willst du nicht einmal mit Ernst fragen: Was soll ich tun, dass ich selig werde? Auch dir gilt dann das Wort: Glaube nur, so wirst du selig. Noch heißt es: „Gott hat Seinen Sohn nicht gesandt, in die Welt, dass Er die Welt richte, sondern dass die Welt durch Ihn selig werde (Joh. 3, 17). Und wer sich selbst richtet, der wird nicht gerichtet". Jetzt ist also noch die Zeit, wo dem Sünder volle Gnade angeboten, wo die gute Botschaft von der Versöhnung durch Jesum Christum den Übertretern nahe ge­bracht wird. Dies Evangelium gilt auch dir, mein Freund, wenn du in Wahrheit deine Sünde erkennst und bekennst; auch dir gehört Jesus, wenn du verloren bist. So kehre doch um, erfahre und bewundere den Reichtum der Gnade und Liebe Gottes, die Fülle Seiner Herrlichkeit und die Kraft der Auferstehung Jesu Christi. Die Engel Gottes freuen sich über einen Sünder, der sich bekehrt; o, möchten sie sich auch jetzt über dich freuen! Gott bietet sich dir noch in Seiner ganzen Größe des Erbarmens an; komm nur, wie du bist; zögere nicht länger! —


Über die Leiden Christi

Bibelstelle: Markus 14,14-50

Botschafter des Heils in Christo 1853, S. 103ff

Die Leiden des Herrn Jesu waren zweierlei. Zunächst die Leiden, die Er von Seiten der Menschen duldete, als Er auf Erden wandelte, und dann die, welche Er erfuhr, da Er die Last des Zornes Gott es trug. Er trank den Kelch, den Ihm der Vater gab (Joh. 18, 11). Wir sehen hier so recht die Größe des menschlichen Verderbens. Der Mensch widersetzt sich Jesum in Allem und verwirft Ihm er ist ein Feind Gottes. Besonders groß erscheint uns dies Verderben, wenn wir das Leiden Jesu anschauen, als Er für uns den Kelch des Vaters trank. Dies war für Ihn keine leichte Sache: „ E r f i n g an, zu bangen und sich zu ängstigen, und sagte zu ihnen: Meine Seele ist tief betrübt bis zum Tode" (V. 33). Er rief am Kreuze: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?!" (Mark. 15, 34).

Es mögen wohl noch manche unter den Lesern sein, welche noch nie sehr betrübt über ihre Sünde waren. Sie be­weisen damit ihren großen Leichtsinn und die Torheit und Verstocktheit des menschlichen Herzens. Wir haben durch unsere Sünde den Kelch, welchen Jesus nahm, so bitter und schrecklich gemacht. Es mögen Viele wohl die Sünde als etwas Unrichtiges vor Gottes Augen ansehen; Jesus hat aber emp­funden, wie schrecklich sie ist. Wenn unsere Herzen, so elend sie sind, dennoch die Sünde nicht fühlen, so hat Jesus sie gefühlt, als Er für uns den Kelch ausleerte und für uns die Sünde trug. Solange ich die Bürde und den Ernst der Sünde nicht fühle und verstehe (wenn auch nicht in dem Maße, wie Jesus), solange bin ich auch nicht in die Gedanken Jesu ein­gegangen. Ich meine hier nicht das bloße Verstehen; das Herz muss davon ergriffen sein. Wer da weiß, wie schwer die Sünde ist und wie viel sie Jesum gekostet hat, und doch davon kein ergriffenes Herz hat, ist ärger, als wenn er gar nichts davon verstände. Der Zustand des Herzens ist in diesem Falle viel schlechter als in dem andern.

Nun wollen wir sehen, zwar sehr schwach, was die Leiden Jesu waren. Ach, niemand kann ganz ergründen, was sie ge­wesen sind. Jeden Tag denkt, sprecht und tut ihr Dinge, dieserhalb Jesus den Kelch trinken und den Zorn Gottes tragen musste. Dessen ungeachtet glaubt ihr vielleicht, nicht so böse zu sein. Wenn ihr euch aber vorstellt, dass Christus für eure Sünden gelitten hat, so werdet ihr doch finden, dass sie Ihm schwer geworden sind. Ihm ward Angst davor und bangte Ihm. Christus bereitete Sich im Garten Gethsemane für uns vor, Seinem Gott nach der Heiligkeit Seines Gerichts entgegen zu gehen. Seine Seele war tief betrübt bis zum Tode (IVIatth.26, 38). Wenn ihr euch vorbereitet, euch dem Heiligen Gott zu nahen, habt ihr auch diese Angst und Schrecken? Werfet nur einen Blick auf Christum und Gethsemane und seht wie Er für eure Sünden so bedrängt und erschrocken war.

 Habt ihr das noch nicht getan, so beweist ihr dadurch, dass ihr Seine große Liebe und das Werk Seiner Gnade für euch nicht achtet. Es ist wichtig und nötig, dass unser Gewissen von dem Gedanken ergriffen ist, dass Christus f ü r uns gelitten und unser e Sünde getragen hat. Kommt meine Seele nicht zu dieser Erkenntnis, so werde ich selbst den Zorn und die Gerechtigkeit Gottes tragen müssen. Jesus war der Sohn Gottes, der Ge­liebte; Er hatte keine Sünde getan, aber Er wurde für uns zur Sünde gemacht. Wenn nun die Gerechtigkeit und Heiligkeit Gottes, Jesum, den Geliebten, nicht verschonen konnte, wie wollt ihr entrinnen, wenn ihr dem Angesicht Gottes begegnet. Und, wenn ich Christus betrachte, wie Er den Zorn und Fluch trägt, kann ich annehmen, meine Sünden seien etwas Geringes? Nein! das Böse, das ich getan, war in Gottes Augen groß genug, um auf Jesum Todesangst und die ganze Last des Zornes Gottes zu bringen. Und warum hat Christus am Kreuze den Zorn Gottes getragen? Darum, weil ihr diesen Zorn und die ewige Verdammnis verdient habt.

Oft gehen Seelen, ohne es zu wissen, mit ihren Sünden be­laden, Gott entgegen. Viele Seelen sind in dieser Stellung und merken es selbst nicht. Oder ist's für Viele von euch nicht wahr, dass ihr, ohne euch zu fürchten, in diesem Leben Gott und Seinem Gerichte entgegen geht? Wenn ihr aber so gemächlich dem Gerichte Gottes entgegen wandelt, so beweist ihr dadurch, dass eure Gewissen nicht geweckt oder dass sie gar v e r s t o c k t sind. Ihr versteht nichts von der Todesangst und dem Leiden Jesu und erkennt nichts von dem Kelch, den Er leerte.

O wie erhaben ist's, Jesum inmitten Seiner Leiden und Seiner Angst zu betrachten! Vollkommen ruhig sehen wir Ihn, und mit Ruhe die Schwere des Kelches erwägend, den Er trinken wollte. Und unter welchen Umständen? Alles, was Ihn umgab, war geeignet, die Liebe Seines Herzens zu verwunden und zu zermalmen: Je mehr die Welt uns verwirft und ver­achtet, desto mehr bedürfen wir der Liebe. Jesus war voller Liebe und Zärtlichkeit für Seine Jünger. Er hatte sie immer geliebt und getragen, und wie geht es Ihm dessen ungeachtet? Was fand Er unter ihnen, als der Menschen Bosheit zügellos auf Ihn einstürmte?

 Er fand, dass selbst unter denen, die Er liebte, die mit Ihm als Freunde und Gefährten am gleichen Tische aßen, (V.18.) einer war, von dem Er sagen musste: „Wahrlich, ich sage euch, einer von euch wird mich verraten." Ja, einer aus euch, die ihr mit mir gewesen seid, als meine Gefährten! Sein Herz ist tief. verwundet. — Und da sie betrübt waren, und an­fingen zu fragen, einer nach dem andern: Ich doch nicht? ant­wortete Jesus, um zu zeigen, wie. Sein Herz im Schmerz war: „Einer von den Zwölfen, der mit mir in die Schüssel tauchet." Einer von euch, die ihr Mich gekannt und gesehen habt, und in Meinem vertrauten Umgang waret. Und doch war Jesus voll­kommen ruhig.

V. 22-26. Er sollte bald gekreuzigt werden. An wen denkt Er? An S ei ne Jünger. Sein Leib sollte in den Tod gegeben und Sein Blut vergossen werden; bald sollte Gottes Zorn über Ihn kommen und mit Ruhe erklärt Er ihnen den Wert dessen, was Er jetzt für sie tun wollte. Er überschreitet im Geiste die Jahrhunderte, in welchen wir nun leben, und versetzt sich in jene Zeit, in welcher „frei vom Ungemach seiner Seele, er sich satt schauen" (Jes. 53, 1'7.), und „vom Gewächs des Weinstocks erneut trinken wird im Reiche Gottes." (V.25.) Wie schön ist es, den Herrn Jesum zu sehen, wie Er durch Seine Blicke also die Zeiten durchdringt! Mitten unter den schauerlichsten Umständen, in denen Er sich befand, ist Seine Seele ruhig; in Ruhe denkt Er an die durch Seine Leiden errungene ewige Seligkeit Seiner Jünger und an die Freude, die Er dann empfinden wird, wenn Er sie in Seiner Herrlichkeit wieder sehen wird. Ohne sich durch den Gedanken an Seine nahen Leiden irre machen zu lassen, ohne Aufregung, ohne Schrecken betrachtet Er im Frieden den Wert Seines Opfers und das Glück, Seine Jünger wieder zu finden. Der Verrat des Judas, die Verleugnung durch Petrus, das Entrinnen Seiner Jünger, Seine Verwerfung von der Welt, der Hass und die Feindschaft Satans, nichts stört Ihn: sie sangen den Lobgesang! — (V.26).

V. 27. 28. „Und Jesus sagt zu ihnen: ihr werdet mir alle ab­trünnig werden in dieser Nacht". — Wir schämen uns Seiner, wir Elende! Doch wie erhebt selbst dieses die unaussprechliche Liebe Jesu! Er sagt Seinen Schafen, die nun bald zerstreut werden sollen, dass Er in Kurzem wieder bei ihnen sein werde; Er sagt, dass Er ihnen nach Galiläa vorausgehen wolle, sobald das ganze Werk vollendet sei, das Werk, wodurch die Seinen erlöst, wodurch der vollkommene Gehorsam Jesu und leider! auch die Schwäche ihres Fleisches enthüllt werden sollte.

V. 29-30. Petrus hat das falsche Vertrauen auf das Fleisch gesetzt. Aber wirft ihm Jesus dies vor? Im Gegenteil, was er­zeugte dieser Dünkel des Petrus in Seinem Herzen? Er warnt Petrus und betet für ihn. Seine feste, unbewegliche Liebe gibt nie nach. Sein Herz ist nicht entmutigt; aber Er, der alle Mühe tragen sollte, Er ermutigt Seine Jünger und tröstet sie.

V. 31. Es mag noch Vielen gehen, wie es dem Petrus erging, nämlich zu sagen: „Wenn ich mit dir sterben müsste, so will ich dich nicht verleugnen"; denn „gleicherweise sagten auch die übrigen alle". — Da wo Christus geehrt und anerkannt ist, in der Mitte der Seinen, da erkennt man Ihn auch gern an, da will man auch den von Menschen verworfenen Christum haben; aber in anderer Gesellschaft, in Mitte derer, die Ihn verachten und verwerfen, da ist das Herz bereitwillig und hastig zu verbergen, dass es Ihn kenne. 

Und wenn ihr es schlecht findet, dass Petrus Ihn also verleugnete, ist es weniger schlecht, wenn ihr es tut? Oder wenn wir in der Lage sind, um Seines Namens willen Schmach zu tragen, und es nicht lieben, Ihn zu bekennen, ver­leugnen wir Ihn denn nicht eben so arg, wie Petrus? Dies tut man, weil das Gewissen nicht geweckt und ergriffen ist darüber, dass Jesus der Sünde wegen gelitten hat. Das Gewissen soll dazu kommen, den Ernst der Sünde zu fühlen, die Jesum ins Leiden führte; und diese Sünde ist die eure. Es soll von der Liebe Jesu gerührt und von Dessen Liebesmacht ergriffen wer­den, weiche diese unermeßliche Last der Sünde auf sich lud, da Er verwundet ward ob unsern Sünden und zerschlagen ob un­seren Missetaten" (Jes. 53, 5).

V. 32-39. Jesus sagte zu Seinen Jüngern, dass sie beten soll­ten (V. 38). Schon ist es nicht mehr Zeit für Ihn, die Seinen zu trösten; nun soll Er für sie dem Zorne Gottes entgegen gehen. Er bedenkt vor Gott in Seinem Geiste, was Er durch das Trinken der Zornschale Gottes leiden musste. Jesus, der heilig, und immer in der Liebe des Vaters geblieben war, konnte allein die Heiligkeit Gottes und den Wert Seiner Liebe begreifen. Darum war auch Er allein desto fähiger, zu verstehen, wie abscheulich die Sünde und wie schauderhaft der Zorn Gottes ist. Nur solche, die mitten in der Sünde leben und die Heiligkeit Gottes nicht kennen, die von Gott entfremdet sind und Seine Liebe nicht gekostet haben, können gleichgültig gegen die Sünde sein. Es ist traurig zu sehen, wie wir ruhig, sorglos und zufrieden mit uns selbst sein können, wenn man die Todesangst des Herrn Jesu weiß und warum Ihm also angst und bange ward.

Jesus litt das Widersprechen der Sünder, ohne sich weg zu wenden und nie hat Er gebeten, dass dieser Kelch von Ihm genommen würde. Warum aber nun jener? weil es nicht bloss derjenige der Verbrechen der Menschen oder der Bosheit Satans war, sondern der Kelch des Zornes Gottes. In allem, was Er von Seiten der Menschen litt, blieb Ihm die Freude, den Willen Seines Vaters zu erfüllen; aber in dem Kelch des göttlichen Zorns war kein Tropfen Süßigkeit. Da bat Jesus: „Abba, Vater, ist es möglich, so lass diesen Kelch an mir vorüber gehen!" Warum war es denn unmöglich? Darum: E ist unmöglich, dass Gott die Sünde dulde und selbst cl.a. Jesus für uns zur Sünde wird, hat Gottes Zorn gegen die Sünde seinen Gang.

Teure Leser! Seht, wie es um euch steht. Wenn Jesus eure Sünde nicht trug, so ist es unmöglich, dass ihr dem Gerichte Gottes entgeht. Dies Gericht ist über die Sünde ausgesprochen. Wie ernst ist dieser Gedanke! Erwägt dieses Wort Jesu: „Ist es möglich" Gewiss, wenn es möglich gewesen wäre, so hätte ja Gott Jesum sicherlich erhört, und Seinem lieben Sohne diese Leiden ohne Zahl und Gleichen erspart. Warum sagt Jesus: „Ist es möglich"? Weil Er, der wusste, was Gottes Liebe ist, auch allein im Stande war, die Schrecklichkeit Seines Zornes zu wissen.

Und was war alsdann der Zustand der Jünger? Sie schliefen (V. 37). Es war in ihnen nicht einmal so viel Liebe, dass sie eine Stunde mit Ihm wachten. Petrus, der dem Kerker und dem Tode trotzen wollte, konnte nicht eine Stunde wachen. Er hatte auch auf dem Berge während der Verklärung geschlafen (Luk. 9, 32) und so schläft er in Gethsemane. Dies beweist, dass in unseren Herzen wohl die Selbstliebe steckt, aber keine Neigung, welche uns in die Leiden wie in die Herrlichkeit Jesu einführt.

V. 40-43. War die Liebe Jesu durch dies Alles erkaltet oder müde geworden? Nein, Er sollte und wollte Seinen Vater ver­herrlichen und die Seinen erlösen, und bei keiner Schwierigkeit steht Er still. Da es unmöglich war, dass wir gerettet würden, ohne dass Er diesen Kelch nahm, so nahm Er ihn. Seine Liebe war stärker als der Tod. Er stellt Gott Alles vor; aber vom Augenblicke an, wo Er fand, dass dieser Kelch unmöglich vorüber gehen konnte, kehrt die Ruhe in Seine Seele zurück und Er nimmt ihn. O Liebe! o Heiligkeit! welcher Gehorsam!

V. 44-50. Gibt es etwas Böses, dessen das menschliche Herz nicht fähig wäre? Gott erlaubte, dass die Falschheit des Herzens offenbar und Jesus durch ein en Kuss verraten wurde. Keine Angst, keine Prüfung mangelte, um Sein Herz zu er­proben. Sonst hätte am Kelche etwas gefehlt, den Er trinken sollte. Die Prüfung des Herrn wäre nicht vollständig gewesen, und der Prozess über die Sündhaftigkeit des Menschen wäre nicht entschieden worden in Gegenwart des Gerichtes Gottes. Aber Jesus verherrlichte Gott den Vater vollkommen, inmitten aller Ungerechtigkeit der Menschen und der Bosheit Satans. Alles was verwunden und zerknirschen konnte: Zorn Gottes, Hass und Satans Tücke, Bosheit der Menschen — Alles brach Sein Herz und Alles bewirkte, dass Seine unendliche Vortreff­lichkeit vor Gott in Klarheit strahlte. Jesu Herz wurde bis auf den Grund erprobt. '

Welches ist nun nach all dem die Stellung der Sünder. Es bleibt nichts als der Preis und Wert Jesu für sie und in Gottes Augen hat der, welcher glaubt, den ganzen Wert Jesu. Er kann sich zu Gott nahen, als von Gott also geliebt, dass Er Seinen Sohn für ihn hingab; er trägt nun den Wert aller Leiden Christi an sich.

Nun wird euch Christus also angeboten und ihr seid ent­weder schuldig Seiner Leiden, wenn ihr sie verachtet, oder ihr habt den unendlichen Wert derselben, wenn ihr durch die Gnade Denselben g l ä u bi g ergreift. Verachtet ihr sie, so werdet ihr auch als Verächter behandelt werden. Sind aber durch die Gnade eure Augen geöffnet und ihr versteht, was Jesus getan hat, so wird die ganze Wirkung Seines Werkes euch zugeteilt, und ihr genießt die Liebe Gottes.

So ihr bekennt, dass es e u r e Sünden sind, die Jesum ins Leiden brachten, so glaubt ihr wahrhaftig, dass Er sie trug. Wenn ihr sprecht: Ich bin schuld, dass Christus also leiden musste, so sprecht ihr auch: Und i c h werde nie also leiden. Hat Jesus meine Sünden getragen, und deren Folge an Sich erduldet, so werde i c h es nicht mehr erfahren und bin erlöst und befreit von der Verdammnis.

Möge Gott durch die Liebe Jesu eure Herzen ergreifen. Er lasse euch erkennen, welch ein unermesslicher Wert für euch darin liegt, dass Jesus selbst sich darstellte, den Zorn Gottes zu tragen. — O wie tröstlich ist Seine Liebe!

(Nach einem Traktat).


Ihr seid gestorben

Bibelstelle: Kolosser 3,3

Botschafter des Heils in Christo 1853, S. 109ff

Der Tod ist der Sünde Sold und darum ist auch der Tod zu allen Menschen durchgedrungen, weil sie alle gesündigt haben. Gott aber ist gerecht und somit musste Er dem Gesetze freien Lauf lassen. Dies Gesetz nun hat einem jeglichen Sünder Fluch und Tod zugesprochen und Ihm muss Sein Recht werden. So überaus reich die göttliche Gnade ist, so ist Gott dennoch nicht gnädig auf Kosten Seiner Gerechtigkeit. Ist Seine Gerechtigkeit nicht zufriedengestellt, so ist keine Gnade zu erwarten. Manche sprechen zwar in ihrer Blindheit und in ihrem schrecklichen Leichtsinn: Gott wird am Ende wohl gnädig sein. Aber sie täuschen sich, weil sie nicht die Gerechtigkeit Gottes zufrieden gestellt wissen.

Gott sei Dank, dass uns das Geheimnis des Evangeliums ge­offenbart ist, dass wir wissen, dass die Gerechtigkeit Gottes zu­friedengestellt ist und wir in dem Reichtum Seiner Gnade leben. Unaussprechlich groß ist das Geheimnis: „Gott geoffenbart im Fleische". „Das Wort ward Fleisch"; in unser Fleisch und Blut hüllte Er sich, und nahm Knechtsgestalt an. So spricht der Glaube, der nur auf Gottes Wort sich gründet. Wie alle Menschen von Adam herstammen und in ihm vereinigt waren, so sind alle, die da glauben, in Jesu dargestellt und aus Gott geboren. Es ist sehr wichtig, dass wir uns stets in Christo vereinigt wissen, weil wir nur in Ihm Teil an der Erlösung und Teil an all den Verheißungen haben. Eine Rebe, vom Weinstock getrennt, verdorrt und wird ins Feuer geworfen.

Jesus war ohne Sünde; wir dagegen sind von Natur durch und durch Sünde und Verderben. Weil wir nun in Ihm darge­stellt sind, so ward alle unser e Sünde auf Ihn geworfen. Er starb; Er litt für uns der Sünde Sold; Er hing am Fluchholz und trug unsern Fluch. „Er wurde für uns zur Sünde gemacht und um unserer Sünde willen dahingegeben" „Was er gestorben ist, das ist er ein für allemal der Sünde gestorben" (Röm. 6, 10). „Wir halten aber dafür, dass, so Einer für Alle gestorben ist, so sind Alle gestorben" (2. Kor. 5, 14). Wir waren in Ihm darge­stellt, in Ihm vereinigt; unser Fleisch und Blut hatte Er ange­zogen. Gott sah uns in Ihm an und ließ dem Gesetze und der Gerechtigkeit freien Lauf und beiden ist volles Recht wider­fahren. So machten wir in Ihm den ganzen Prozess des göttlichen Gerichts mit durch; wir wurden in Ihm als Gotteslästerer, als solche, die sein wollten, wie Gott, verurteilt und verworfen; am Fluchholz gekreuzigt, von Gott verlassen und getötet. Der Leib der Sünde wurde am Kreuze ganz abgetan und vernichtet; die Gerechtigkeit Gottes war zufrieden gestellt, dem Gesetz sein Recht geschehen und der Sünde Sold getragen. „Wir wissen, dass unser alter Mensch gekreuzigt ist, auf dass der sündliche Leib aufhöre und wir hinfort der Sünde nicht dienen" (Röm. 6, 6). „Ich elender Mensch, wer wird mich erlösen vorn Leibe dieses Todes?

 Ich danke Gott durch Jesum Christum, unsern Herrn" (Röm. 7, 24.25). Hat der sündliche Leib aufgehört, so ist er durch den Tod hinweggetan und zwar dadurch, dass Gesetz und Sünde ihr Recht geltend machten, so haben beide nichts mehr zu fordern. Sie sind be­friedigt durch den Tod des sündlichen Leibes am Fluchholz. Als Christus starb, traf den Leib der Sünde die volle Gerechtigkeit; er wurde durch den Tod um der Sünde willen beseitigt. So ermahnt nun der Apostel: „Also auch ihr, haltet euch dafür, dass ihr der Sünde gestorben seid" (Röm. 6, 11). „Also auch ihr, meine Brüder, seid getötet dem Gesetz durch den Leib Christi" (Röm. 7, 4). „Ich bin aber durchs Gesetz dem Gesetz gestorben" (Gal. 2, 19).

 So haben denn Gesetz und Sünde an dem Glau­benden ihre Ansprüche und ihre Macht verloren, weil Er in Christo Jesu den Fluch und den Tod getragen hat und der sündliche Leib ganz abgeschafft ist. Er spricht mit Recht zum Gesetz und zur Sünde: Am Kreuze habt ihr mich in Jesu ge­troffen und getötet; geht jetzt zu den Lebenden, die noch nicht durch den Glauben mit Jesu gestorben sind? Siehe da, die gött­liche Macht und Weisheit, die dem natürlichen Menschen Schwachheit und Ohnmacht dünkt! Es ist aber überaus köst­lich für den Glauben, zu wissen, dass die Gerechtigkeit Gottes befriedigt ist und Sünde und Gesetz durchaus kein Recht und keine Forderungen mehr haben. „Denn wer gestorben ist, der ist gerechtfertigt von der Sünde" (Röm. 6, 7). „Wer will die Auserwählten Gottes beschuldigen? Gott ist hier, der sie' recht­fertiget" (Röm. 8, 33).

Es ist aber nicht allein von großer Wichtigkeit, sondern auch durchaus nötig, dass wir immerdar an dem Bekenntnis im Glau­ben festhalten: Als Christus am Fluchholze starb, da starb ich mit; als Sein Leib für mich den Tod als Sünder trug da wurde mein Sündenleib hinweggetan. Gott sieht uns nur in Christo an, da nur in Ihm Seine Gerechtigkeit befriedigt ist; Sein Wort spricht nur davon, was in Christo Jesu mit uns geschehen ist, wenn es vom Ablegen des alten Menschen, vom Kreuzigen unseres Fleisches und Blutes samt den Lüsten und Begierden und vom Töten der Glieder usw. spricht. Sehen wir es nicht also durch den Glauben an, so können wir leicht in allerlei Ver­kehrtheiten und Irrtümer geraten. Der eine wird sagen: „Ich bin noch nicht gestorben, weil ich ja sehe, dass sich noch Sünde in mir regt; der andere wird sich für gestorben halten wollen, trotzdem er in der Sünde lebt und ihr dient; und der dritte wird in eine fleischliche selbstgemachte Heiligung verfallen und ein Raub des Hochmuts werden. Darum müssen die Glieder stets am Haupte bleiben.

Es fordert aber Kampf, ja beharrlichen Kampf, sich immer­dar durch den Glauben in und mit Christo als der Sünde ge­storben anzusehen, stets dafür zu halten, dass der sündliche Leib aufgehört habe, dass er vor Gott nicht mehr existiere; und darum ihn als nicht mehr da, als gestorben und begraben zu betrachten; es fordert beharrlichen Kampf, fort und fort zu glauben, dass die Gerechtigkeit Gottes befriedigt ist, dass Gesetz und Sünde ihr Recht durch unsern Tod mit Christo am Fluch- holze gefunden und ihre Forderungen aufgehört haben. Dieser Glaube versetzt uns unter die Gnade und stehen wir wahrlich in Ihm, so erfahren wir, dass die Herrschaft und Macht des Ge­setzes und der Sünde ganz zunichte worden ist; wir werden es in unserm ganzen Wandel beweisen. „Denn die Sünde wird nicht herrschen können über euch, weil ihr nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade seid" (Röm. 6,14). Weil nun Christus für uns im Fleische gelitten hat, so hält sich der Gläubige mit eben demselben Bewusstsein gewappnet: dass der, der am Fleische gelitten, Ruhe hat von der Sünde (1. Petr. 4, 1), „Darum haltet euch dafür, dass ihr der Sünde gestorben seid".

Euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott

Bibelstelle: Kolosser 3,3

Botschafter des Heils in Christo 1853, S. 111ff

Die Gerechtigkeit Gottes war durch den Tod am Kreuze zufriedengestellt; Gesetz und Sünde hatten ihr Recht geltend gemacht und ihre Ansprüche durch dasselbe verloren. Jesus wurde nun aus dem Gericht genommen; Er wurde auferweckt durch die Kraft und Herrlichkeit des Vaters und zu Seiner Rechten gesetzt; der Tod hatte keine Macht mehr über Ihn. Wir sind aber in und mit Ihm gestorben, darum sind wir auch mit Ihm aus dem Gericht genommen, sind mit Ihm auferweckt und in den Himmel versetzt. Unser Leben ist mit Ihm in Gott verborgen. Hier offenbart sich die mannigfaltige Weisheit und der Reichtum der Gnade Gottes; die Engel gelüstete hinein­zuschauen; die Fürstentümer und Herrschaften in den Himmeln wissen es nicht genugsam zu bewundern und zu preisen.

 In Ihm ist die Versammlung Gott dargestellt heilig, gerecht, unsträflich und ohne Tadel (Eph. 5. 27). Selbst Heiden, die keine Ver­heißungen und Bündnisse, kein Gesetz und Gottesdienst usw. hatten, sind dieser Gnade teilhaftig geworden. In Christo gilt weder Beschneidung noch Vorhaut etwas, sondern nur der Glaube, der in der Liebe tätig ist. Dies große Geheimnis, dass auch Heiden mit einverleibt, dass auch sie Miterben Christi sein sollten, war bis auf die Zeiten der Apostel und Propheten im neuen Bunde, in Gott verborgen. Es ist uns aber durch diese geoffenbart worden, zum Lobe Seiner reichen Gnade und Herr­lichkeit.

Auch hier sehen wir, dass alles Machwerk des Menschen nichts ist, seine eigene Gerechtigkeit fällt in den Staub, und all sein Verdienst ist eitel. Nur in Christo, wird er von Gott er­kannt, ist er angenehm und geliebt; nur in Ihm ist er geborgen vor der List und Bosheit aller Feinde; nur in Ihm ist er Miterbe einer unaussprechlichen Herrlichkeit. Wie töricht ist ein Mensch, der selbst an seiner Gerechtigkeit arbeitet, der sich misst mit eigenen Augen; ein solcher hat keine Kraft und keine lebendige Hoffnung. Vor Gott gilt der Mensch nichts; er ist in Christo Jesu getötet und vor Gott weggetan, darum dürfen wir ihn nicht wieder vor Gott bringen. Auf Jesu allein ruht das Wohlge­fallen des Vaters, und wer in Jesu ist, ruht in diesem Wohl­gefallen. Darum hat der Glaube nichts als Jesum, die Hoffnung der Herrlichkeit.

 Mag er Ihn erst heute ergreifen, oder schon Jahre lang in Ihm gewandelt sein, er hat Jesum, und somit hat er Alles. Aber je länger wir dieses unermeßliche Gut erkannt und erprobt haben, desto köstlicher ist es, desto gewisser und fester wandeln wir in Ihm, und desto seliger sind wir. In dem einen Opfer sind Alle vollendet dargestellt, die geheiligt werden. Wer da meint, durch ein längeres Bleiben und Wandeln in Ihm erst gerecht, heilig, unsträflich und angenehm zu werden, der sieht wieder von diesem einen Opfer ab, worin alle Glauben­den schon vollkommen dargestellt sind, und beschaut sich wie­der außer Christo. Ein solcher hat das Werk der Erlösung noch nicht recht erkannt und weiß nicht, was uns in Jesu ge­schenkt ist.

„Wir wissen, so unser irdisches Hüttenhaus zerbrochen wird, dass wir einen Bau haben von Gott, ein Haus, nicht mit Händen gemacht, das ewig ist, im Himmel. Und über demselbigen seufzen wir und sehnen uns, mit unserer Behausung, die vom Himmel ist, überkleidet zu werden, wenn wir anders bekleidet und nicht nackt erfunden werden" (2. Kor. 5, 1-3). Unser Leben ist mit Christo in Gott verborgen. Lasset es uns festiglich glauben. Wir sind schon durch den Glauben in das ewige Leben eingegangen, und werden es nicht erst tun. „Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben". Unser leiblicher Tod ist nur ein Ablegen der irdischen Hülle, in weicher wir unseren Schatz hienieden tragen. 

In ihr sind wir beschwert und darum sehnen wir uns nach dem verklärten Leibe, nach einer Behausung, von Gott erbaut. Sind wir in Christo schon mit in den Himmel ver­setzt, so wissen wir, dass wir Teil haben an dem Siege über Sünde, Tod und Teufel, denn wir sind in Christo siegend hervorgegangen. Darum bekennen wir auch jetzt: Der Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat (1.Joh.5,7). — Unser Leben ist verborgen mit Christo in Gott. Der Geist des Vaters und des Sohnes ruht auf uns, die wir glauben. Derselbige kindliche Geist, der in Christo rief: Mein Vater! ruft auch in uns das „Abba, Vater!" Er versichert uns dadurch der Kindschaft, Er leitet uns, dass wir wandeln in der Gesinnung, worin auch Jesus Christus einherging. Er ist das Siegel der Verheißung und das Pfand unseres Erbteils. O, seliges Bewusst­sein, sich also mit Christo vereint zu wissen, in der Liebe eines seligen Vaters zu ruhen.

Solange wir aber hienieden wallen, fordert es Kampf, in diesem Bewusstsein zu beharren. Unzählige Feinde voll List und Bosheit, wollen uns diesen Glauben schwächen oder gar rauben. Sie sind Feinde Gottes und wollen uns verführen, Seine uner­meßliche Liebe, den Reichtum Seiner Gnade und die Fülle Seiner Herrlichkeit nicht recht zu erkennen, damit wir Ihm nicht Ruhm, Preis und Anbetung von ganzem Herzen bringen sollen.

Wir sollen uns unseres Sieges über sie nicht recht bewusst werden, auf dass sie uns unter ihrer Herrschaft behalten und wir Knechte bleiben. Liebe Freunde! Lasset euch das Ziel nicht verrücken; haltet fest, was wir in Jesu sind und haben; sehet nichtmehr auf das Sichtbare, sondern allein auf das Unsichtbare.

Gott hat den Menschen erprobt bis auf den tiefsten Grund und ihn als Sünder erfunden; selbst der Jünger, der 3 Jahre mit Jesu das Brot aß, wurde Sein Verräter. So suchet auch ihr bei euch selbst nichts anderes, als Sünde, Ohnmacht und Ver­derben. Was uns fehlt, ist nur in Jesu; „in ihm wohnet die Fülle der Gottheit" und wir wissen, dass Er sich uns ganz geschenkt hat. So lasset uns Gott erproben, wie Er uns erprobet hat. Was Jesus- bei uns gefunden, davon redet laut Sein Tod am Fluch- holze! lasset auch uns in unserm ganzen Leben und Wandel be­weisen, was wir in Ihm finden — Früchte der Gerechtigkeit.

 Jesus hat für uns im Gerichte beharret, bis alle Schuld getilget, bis alles Verderben gesühnt war; halten auch wir bei Ihm aus im Glauben, selbst wenn wir nichts sehen. Wir werden erfahren, dass Er Gott ist. Der Vater wird sich uns in allen Lagen des Lebens, in allen Drangsalen als Vater beweisen; bekennen wir uns nur zu Ihm, Er wird immerdar, auch selbst im Tode, sich zu uns bekennen. Wir werden finden, was wir bedürfen, wir werden empfangen, um was wir bitten. ,,Ihr Lieben, so uns unser Herz nicht verdammet, so haben wir eine Freudigkeit zu Gott, und was wir bitten, werden wir von ihm nehmen, denn wir halten seine Gebote und tun, was vor ihm gefällig ist" (1. Joh. 3, 21.22). So lasset uns kämpfen den guten Kampf und im Glauben beharren!


Wenn aber Christus unser Leben sich offenbaren wird

Bibelstelle: Kolosser 3,4

Botschafter des Heils in Christo 1853, S. 114ff

Jesus Christus sitzet zur rechten Hand Gottes bis alle Feinde liegen zum Schemel Seiner Füße. Während Er dort sitzet, ist Seine Gemeine noch kämpferisch und wartend auf der Erde. Sie ist selig, aber nur in Hoffnung, sie weiß, dass sie durch Christo Jesu tüchtig gemacht ist zum Erbteil der Heiligen im Licht; sie weiß, dass sie den Geist als Erstlingsgabe hat, aber dennoch sehnet sie sich nach der Kindschaft, das ist des Leibes Erlösung (Röm. 8, 23). Sie erkennt ihre hohe Berufung, die nicht hier auf Erden, sondern im Himmel, zur Rechten des Hauptes, ihr Ziel hat. Ein ewiges, unverwelkliches und unbeflecktes Erbe, wartet im Himmel. Christus wird wiederkommen; Er wird sich mit Seiner Braut, der Versammlung der Erdgeborenen, vereinigen; sie wird ihn sehen, wie Er ist und wird Ihm gleich sein.

 Das ist es, was ihre Hoffnung so belebt und ihr Herz so erfüllt. Schon hier erkennt sie den Reichtum der göttlichen Gnade und Liebe in Christo Jesu, zwar nicht völlig, aber doch erfährt sie, dass er überschwänglich ist, und so überschwänglich wird auch der Reichtum der Herrlichkeit sein. „Was kein Auge gesehen und was kein Ohr gehört hat, und was in keines Menschen Herz gekommen ist, das hat Gott bereitet denen, die ihn lieben." Auf dem Berge der Verklärung Jesu, als die drei Jünger einen Blick in diese Herrlichkeit tun durften, ruft Petrus aus: „Herr, hier ist gut sein, hier wollen wir Hütten bauen!" Ja, unsere Hütten sind in der Herrlichkeit des Vaters, darum lasset uns keine mehr auf dieser Erde bauen; d. h. lasset uns das Herz nicht mit den irdischen Dingen erfüllen.

So verborgen auch Christus ist, ebenso verborgen ist jetzt unser Leben. Wie Er, das Haupt, in Seiner Niedrigkeit verachtet und verworfen wurde, ebenso Seine Glieder, wenn sie in Seiner Gesinnung wandeln. Wie bei Ihm, als Er hienieden war, äußer­lichlich nur ein armer Nazarener sich offenbarte, der weder Ge­stalt noch Schöne hatte, und dessen verborgene Herrlichkeit nicht erkannt, dessen genugsam durch Gott bestätigte Macht und Kraft, Liebe und Gnade für nichts geachtet wurde, ebenso ver­borgen ist noch die Herrlichkeit und Schönheit Seiner Gemeine, dessen Gesinnung die Welt nicht versteht. Narren und Toren gleichgeachtet, geht das Häuflein wie unbekannt, arm und ver­lassen einher und wartet auf die Offenbarung Jesu Christi.

Wenn Er sich offenbaren wird, werden wir mit Ihm offenbar werden in Herrlichkeit, wenn Er sich der Welt zeigen wird in vollem Glanz und in großer Macht, zu richten den Kreis des Erdbodens, und zu regieren Sein Volk mit Gerechtigkeit, dann werden auch wir, Seine Kirche, Seine Braut, mit Ihm erscheinen, um an Seinem Glanz und Seiner Herrlichkeit teilzunehmen. Wenn Er sich mit den Seinigen vereint hat, und mit all Seinen Heiligen erscheinen wird, dann wird die Welt erkennen, wer Er ist, und wie Er die Seinigen geliebt hat; dann werden wir erst recht verstehen, wie hoch wir in Ihm Beliebet sind und was es heißt, dass wir Miterben Jesu Christi geworden. Gott hat Ihn hoch gestellt über Alles, was genannt mag werden, im Himmel und auf Erden. (Eph. 1, 21-23), und Seine Braut nimmt an all Seiner Herrlichkeit teil. 

Darum sehnt sich die Kirche nach der Vereinigung mit Jesu und harrt Seiner mit Sehnsucht und Ge­duld. Diese Erwartung hält sie immerdar wach, damit sie nicht überrascht und beschämt werde, sondern Freudigkeit habe, wenn Er kommt (1. Joh. 2, 28). Sie richtet ihren Blick unver­rückt auf Den, den ihre Seele liebt, Dessen Gerechtigkeit ihr Schmuck und Dessen Liebe ihre Seligkeit ist. Sie freut sich der Leiden und Trübsal um Seines Namens will, denn sie sieht, wie sie Ihm jetzt schon gleichgeachtet ist und dass sie es auch dort sein wird (Röm. 8, 17).

 Täglich erfährt sie Seine Gnade und Seine unsichtbare Macht, und durch den Glauben merkt sie, dass alle Feinde schon überwunden sind. Schon jetzt ruft der kindliche Geist in Ihr mit Freimütigkeit: Abba, lieber Vater! und naht sich in freudiger Zuversicht zum Gnadenthrone, da Ihr Geliebter, Ihr Erlöser und Fürsprecher immerdar zur Rechten des Vaters sitzt und sie vertritt; sie naht sich, los vom bösen Gewissen, besprengt mit dem Blute Jesu, und gewaschen mit reinem Wasser. O selige Gewissheit und herrliche Erwar­tung! „Bald wird kommen, der kommen soll, und nicht ver­ziehen" (Hebr. 16, 37). Darum macht euch auf, geliebte Brüder, und seid nicht lässig in dem Werke des Herrn, sondern nehmt immerdar zu an Erkenntnis Gottes und Christi Jesu. In Ihm ist uns alles geschenkt, was zum Leben und göttlichen. Wandel dient. Darum seid wacker allezeit und steht fest in der Hoffnung der Herrlichkeit.


Der Gefangene Paulus vor dem König Agrippa

Bibelstelle: Apostelgeschichte 26,29

Botschafter des Heils in Christo 1853, S. 115ff

„Ich wünschte zu Gott, dass über kurz oder lang nicht allein du, sondern auch alle, die mich heute hören, solche würden, wie ich bin, ausgenommen diese Bande” (Apostelgeschichte 26, 29) (Aus dem Französischen)

Es ist viel, teure Freunde, also reden zu können. Der Apostel Paulus sprach diese Worte aus dem Innersten seines Herzens, zu dem König Agrippa und allen denen, welche ihn umgaben, dass sie solche würden,, wie er, ausgenommen die Bande. Er hätte dem Agrippa, der zu ihm gesagt hatte: „Es fehlet wenig, du überredest mich, dass ich ein Christ würde", — auch antworten können: Wollte Gott, du würdest es! Diese Antwort wäre gut gewesen und der Liebe gemäß; aber sie würde uns nicht so die innere Herzensstellung des Apostels enthüllt haben, wie die, welche er gab. Sein Herz fließt über in seliger Freude, als er diesen liebevollen Wunsch ausspricht, einen Wunsch, der dem Glückseligen so natürlich ist.

Der Apostel war gleich bereit, das mitzuteilen, was er selbst besaß; er war bereit zu offenbaren, was eine Seele genießt, die in Gott ruht. Diese Glückseligkeit war so überfließend in ihm, dass er auch für andere wünschte, was ihm zu Teil geworden war. Wie gesagt, lässt der ausgesprochene Wunsch uns einen tiefen Blick in die Herzensstellung des Apostels tun. Trotz seiner misslichen Lage nach außen, trotz seiner Gefangenschaft, welche schon über zwei Jahre dauerte, war sein Herz vollkom­men fröhlich in Gott. Dieses Fröhlichsein hatte einen sicheren festen Grund, und so war auch das Höchste, war er allen, die ihn umgaben, selbst dem Könige Agrippa wünschen konnte, — dass sie würden, wie er. 

Diese außerordentliche Freude bewirkt das Christentum nur bei einem Menschen, der völlig in den Heilsweg Gottes eingegangen ist. Es ist eine Seligkeit, die nichts zu wünschen übrig lässt; sie ist immer begleitet von dieser Tatkraft der Liebe, wie sie sich bei dem Apostel in dem herzlichen Wunsche kundgab, dass andere sein möchten, wie er selbst. Noch mehr, es ist eine Seligkeit, welche die äußeren Verhältnisse nicht antasten können, ein Freudenbrunn, der in dem Innersten der Seele entquillt. Die ganze Lage des Apostels war sonst wenig geeignet, Freude zu erwecken; frei­lich wusste er schon lange, dass Bande und Trübsale seiner warteten, und in freudiger Hingabe an den Herrn sagte er: „Ich achte deren keins, halte mein Leben auch für mich selbst nicht teuer, auf dass ich vollende meinen Lauf mit Freuden" (Apost. 20, 24).

Paulus war, um dem Hass des jüdischen Volkes zu ent­gehen, gefangen genommen und auf eine Festung gebracht worden. Geschleppt von Richterstuhl zu Richterstuhl hatte er schon zwei Jahre im Gefängnis geschmachtet und war genötigt worden, sich auf den Kaiser zu berufen. Mit einem Worte, alle Umstände waren der Art, dass man erwarten konnte, er würde ermattet sein, indem er von allen Seiten durch alles angefochten wurde, was das Herz brechen und den Mut lähmen konnte. Doch nichts von alledem; er spricht vor dem Richter­stuhl über das, was ihn veranlasst hätte, nach Jerusalem zu kommen und nicht von seinen Leiden. 

Er suchte in allen diesen Dingen, wie er selbst sagte, vor Gott und Menschen ein unverletzt Gewissen zu haben. Alle diese schwierigen Ver­hältnisse, durch welche er ging, waren für ihn eine Kleinigkeit und erreichten sein Herz nicht (2. Kor. 4, 17). Er war in seiner Seele glücklich, und hatte nur das innige Verlangen, dass auch andere mit ihm diese Seligkeit teilten. Das ist sicherlich eine außerordentliche Glückseligkeit, die uns vollkommen zufrieden macht. Wohl war er in Ketten gebunden, aber das Eisen seiner Bande berührte sein Herz nicht; man kann den Befreiten Gottes nicht mit Ketten binden, und weder für sich noch für andere, wünscht er nichts weniger als diese vollkommene Be­freiung; ja es war sein sehnlichster Wunsch, dass alle solche würden, wie er war, ausgenommen diese Bande.

Wir wollen untersuchen, wodurch eine solche Seligkeit, eine solche Ruhe, die nichts zu wünschen übrig lässt, bewirkt wird. Man wird wohl Freude haben bis zu einem gewissen Grad, aber nicht den Frieden, solange noch etwas zu wünschen übrig bleibt. In Paulus wohnte eine völlige Glückseligkeit, eine freie und brennende Liebe. Freilich, wie er selbst sagt, war er noch nicht zur Vollendung noch nicht zum Ziel gekommen: „Ich schätze mich selbst noch nicht, dass ich es ergriffen habe"; aber er besaß eine Glückseligkeit und Liebe, so überfließend, dass er vor König und Statthalter, angesichts ihrer großen Pracht, den dringenden Wunsch aussprach, dass sie würden, wie er, und sein Zeugnis war so kräftig, dass Agrippa zu ihm sagte: „Es fehlet wenig, du überredest mich, dass ich ein Christ würde!"

Es können Leute in schwierige Verhältnisse kommen, wo sie von einer großen Beklemmung des Herzens überfallen werden. Wir sehen hier den Apostel Paulus in einer Lage, wo er der „Elendeste" hätte sein können; nicht allein musste er leiden, es war auch sein Werk unterbrochen; er konnte nicht für die teure Herde des Herrn sorgen. Alle Quellen der Freude, die er in seiner so reich gesegneten Tätigkeit hätte haben können, waren verstopft und trotz dem Allen, dass er, menschlich gesprochen, mit vollem Recht hätte klagen können, steht er da als ein Muster der Glückseligkeit. Diese war unabhängig von allen äußeren Verhältnissen, denn diese waren es nicht, weiche ihn glücklich machten. Es gibt Leute, die sich einbilden, erst dann glücklich zu sein, wenn diese oder jene äußeren Verhältnisse eintreffen. Das war es aber nicht, was dem Paulus d i e Seligkeit hätte bringen können, die er besaß; Gott war allein die Quelle, woraus er schöpfte. Man kann mancherlei TrübsaIe haben, aber die Seligkeit, wovon wir ge­sprochen, kann dadurch nicht getrübt werden. Wir bedürfen aber auch die völlige Gewissheit dieser Seligkeit, denn wenn wir die Verhältnisse des Lebens, sei es bei Reichen oder Armen, kennen, so wissen wir auch, dass es an Trübsalen nicht fehlen wird. Doch lasst uns wieder auf das Verhältnis der Seele zu Gott zurückkommen, so werden wir die Quelle sehen, woraus Paulus seine Seligkeit schöpfte.

Vor seiner Bekehrung besaß er diese Glückseligkeit nicht; seine Vorzüge als Jude konnten sie ihm nicht geben. Wohl hatte er als Mensch ein gutes Gewissen; aber es war nicht erleuchtet; er tat Dinge gegen Jesus, die er glaubte tun zu müssen. Das Gewissen kommt oft durch die Erziehung in eine falsche Richtung, (und das war hier der Fall); dieser. folgte Paulus und tat, was das Gewissen ihm vorsagte, nämlich sich mit aller Kraft dem Herrn Jesu zu widersetzen. Er tat die größte Un­gerechtigkeit gewissenhaft. übrigens war er sehr unterrichtet nach der Religion seiner Väter, nach der strengsten Sekte als Pharisäer, sehr tätig und durch seinen rastlosen Eifer überall wohlbekannt. Zu den Füßen Gamaliels erzogen, war er jetzt, zu der Zeit durch die Hohenpriester geleitet, im offenen Kriege mit dem Herrn Jesu. Man kann mit seinem Gewissen, mit seiner Religion, seinem Unterricht und guten Zeugnissen von vorge­setzten Behörden im offenen Kriege mit Christo sein.

Mit dem Genuss aller dieser Vorteile müssen wir vor Gott Bankerott machen, und es ist sehr peinlich zu erfahren, dass die Dinge, die man geschätzt hat, nicht allein uns nicht helfen, sondern auch als Werkzeuge der Blindheit unserer Seele erfun­den werden. Obgleich der Apostel vor Menschen ein gutes Ge­wissen' hatte, obgleich er fromm war und geleitet durch die Hohenpriester, so hatten alle diese Vorteile endlich doch keinen anderen Zweck gehabt, als ihn in offenen Krieg mit Gott zu bringen. Man rühmt sich, man ist stolz darauf, wenn uns niemand etwas vorwerfen kann, und doch muss man endlich entdecken, dass das Ganze uns nur dahin gebracht hat, gegen den Herrn zu streiten.

Das Fleisch hat seine Religion, wie seine Lüste; aber es tut alles mögliche, um zu verhindern, dass das Gewissen Gott be­gegnet. Als Paulus im Fleische (fleischlich) wirkte, war er mit sich selbst zufrieden, und mit Hilfe der guten Werke, die er zu tun meinte, glaubte er fertig zu sein. Die Religion, welche das Fleisch gebraucht, wird in die Waagschale gelegt, gegenüber dem Gewissen, welches da bezeugt, dass wir nicht gewesen sind, wie wir es sein sollten; es werden noch gewisse Formen, ge­wisse Zermonien, welche das Fleisch gut vollbringen kann, hinzugelegt, und dann ist man fertig und beruhigt sich. Glaube ist dies nicht, denn der Glaube naht sich Gott. Vor diesen lebendigen Gott bringt man seine Religion nicht; man hat ein Gewissen, von Sünde überzeugt, und ist zu sehr mit dem Urteil. Gottes darüber beschäftigt, als dass man dabei noch an seine Religion denken könnte; vielmehr weiß man dann von keiner. Es gibt sicher niemand unter uns, der, würde er vor dem An­gesicht Gottes stehen, noch an seine Religion, an seinen selbst­gewählten Gottesdienst denken könnte. Die Frömmigkeit der Welt gilt nur da, wo man sie nicht nötig hat; da wo man sie nötig hat, sei es angesichts der Gerechtigkeit Gottes, sei es, weil das Herz zerbrochen ist, ist sie Null. Sie hat nur dazu gedient, uns zurückzuhalten, um dem Gefühl unserer inneren Bedürfnisse als Sünder zu folgen.

Was hat Paulus glückselig gemacht? Nichts, als die Wahr­heit, aber nicht auf den ersten Augenblick, denn er befand sich, als er ihr begegnete, auf dem Wege nach Damaskus, im offenen Kriege mit seinem Gott. Bis dahin war er mit sich zufrieden gewesen; doch jetzt hatte diese Zufriedenheit ihr Ende erreicht, denn der Herr Jesus offenbarte Sich ihm in Seiner Herrlichkeit und überzeugte ihn von seiner großen Sünde. Durch die Be­gegnung mit dem Herrn niedergeworfen, blieb er drei Tage ohne Essen und Trinken und konnte nichts sehen; zu der Zeit war er noch nicht im Stande zu sagen: „ich wünschte, dass du und alle solche sein würden, wie ich bin". Der Herr schickte ihn nach Damaskus, um dort das Wort der Wahrheit zu hören, und nach drei Leidenstagen, verursacht durch die Überzeugung, dass Jesus, gegen den er mit solcher Wut gekämpft hatte, der Herr war. Derselbe Herr schickte den Ananias zu ihm und man sieht dann, dass seine Bekehrung vollständig ist. 

Von einem Feinde wird er ein Freund Jesu und der Apostel der Gnade. Gott machte aus einem Saulus, dem Verfolger, einen Paulus, den mächtigen Zeugen der Liebe Jesu. Paulus war gewissenhaft und sehr eifrig gewesen für die Religion seiner Väter und bei all seinem Gewissen und seiner Religion doch ein Feind Gottes; er war der böseste und wie er selbst von sich sagt, „der vor­nehmste der Sünder" und dennoch wurde er in drei Tagen der vornehmste Apostel der Gnade. Wie geschah dies? Ganz ein­fach, er hatte Bekanntschaft mit Jesu gemacht. Nicht im ersten Augenblicke konnte er offenbaren, was er sein sollte, denn er war niedergedrückt worden, als er den Zustand des Todes gewahrte, worin er sich befand; aber in seinem Herzen hatte er die Stimme vernommen: Sei man Jude oder Heide, es bleibt sich gleich, solange die Seele nicht von ihrer eigenen Gerechtig­keit entblößt und das Gewissen von der Sünde überzeugt ist, solange man nicht verstanden hat, dass seine ganze Religion nur Feindschaft wider Gott ist. Dies Sündenbewusstsein kommt nicht bei allen auf dieselbe Weise; es gibt verschiedene Wege, — aber immer muss die Seele ausgekleidet worden sein und Christus muss ihr sein Verhältnis mit den Seinigen offenbaren. 

Es gibt Christen, die arm sind, verschmäht von solchen, die im Ansehen stehen und bezeichnet durch allerlei Spottnamen; nun, in solchen verachteten Leuten, die ihres Glaubens wegen offenbar ge­worden sind, offenbaret der Herr selbst auf eine deutliche Weise Sein Verhältnis zu ihnen. Jesus überzeugt den Paulus, dass sie eins mit Ihm sind; er sagt ihm, diese Menschen alle, welche du verfolgst — b i n Ich. Paulus sieht die Herrlichkeit; seine Schritte werden gehemmt und es ist ihm kein Zweifel, dass es der Herr ist, und dieser Herr ist Jesus, der ihm zeigt, dass er Ihn verfolgt, indem er die Christen verfolgt. Ich bin es selbst, sagt Jesus, den du verfolgst. Es gab unter den Christen jener Zeit Verschiedenheit im Glauben, in der Geduld und Frömmigkeit; Jesus trägt sie aber alle auf dem Herzen; er sagt von allen: 

Ich bin's! und da gibt Es eine vollständige Revo­lution in Paulus, in diesem gelehrten und frommen Verfolger der Christen. Je mehr von dieser fleischlichen Religion vor­handen ist, desto feindlicher sind wir gegen Jesum; je mehr Glanz das Äußere hat, je mehr ich von mir halte, dass ich ehren­haft, brav und gerecht sei, desto mehr bin ich ein Feind Gottes, desto mehr werde ich der Gnade Jesu widerstreben.

Unter denen, welche glauben, gibt es gewiss verschiedene Grade des Geistlichgesinntseins, aber ich kann doch von diesen Letzteren allen sagen, dass sie mit dem Herrn Jesu eins sind. Offenbar wird diese einfache Wahrheit alles ändern, in Betreff des inneren Seelenzustandes, nämlich eins zu sein mit Dem, der in der Herrlichkeit ist. Als er auf dem Wege nach Damaskus aufgehalten wurde, hatte er noch viele Fortschritte zu machen; denn er selbst glaubte sich verloren,. bis Ananias ihm erklärt und begreiflich gemacht hatte, was Jesus mit ihm wollte, indem er sagte: „Der Gott unserer Väter hat dich verordnet, dass du seinen Willen erkennen solltest und sehen den Gerechten und hören die Stimme aus seinem Munde. Denn du wirst sein Zeuge sein an allen Menschen dessen, das du gesehen und ge­höret hast". Und von dem Augenblicke an, wo er wirklich den Herrn Jesum anerkannt hat, ist er eins mit Ihm gewesen, und er wusste es.

Wie nun auch die Lage des Apostels gewesen sein mag, sei es in Jerusalem oder in Cäsarea, sei es vor Festus oder vor dem Kaiser, — nun konnte -er sagen: „ich wünsche, dass ihr alle würdet, wie ich, ausgenommen diese Bande"; denn er wusste, was er in Christo besaß. Es handelte sich um die große Wahr­heit, mit Christo eins zu sein und wenn er auch noch viel von dem Herrn zu erlernen hatte, so wusste er doch, dass er eins mit Ihm war. Er hatte verstanden, dass, wenn er die Christen verfolgte, die Geliebten Jesu, so verfolgte er Jesum selbst. Warum verfolgst du mich? Je näher wir bei dem Herrn Jesu sind, desto besser verstehen wir, dass der, welcher Seine Brüder antastet, den Augapfel Gottes antastet.

Lassen wir nun noch einige Auseinandersetzungen folgen über das, was wir in Jesu sind. In uns Allen war nur Feind­schaft gegen Gott, unsere Religion, unser Werk, unser ganzer Wandel, — sodass wir in diesem Zustande Ihm gar nicht ge­fallen konnten. Es ist traurig, aber wahr; dies erkannte auch Paulus, darum schätzte er nicht mehr, was er sonst für Gewinn hielt; im Gegenteil, er sieht's an als Kot, er versteht aber, dass wir durch den Glauben alle. eins mit Christo sind. Der Glaube lässt Ihn eine Stelle mitten unter ihnen einnehmen.

Alles in der Welt war Sünde; es gab kein Mittel mehr, mit Gott in Berührung zu kommen. Um diese Verbindung wieder herzustellen, musste Jesus in die Welt kommen, um den Willen Gottes zu vollbringen, um den Sündern das tiefe Interesse zu offenbaren, was Gott für sie nimmt; aber in dem Falle habe ich nur zu erwägen, was Christus für mich ist und das ist meine ganze Sache. Ich finde in Ihm alles, das jedes Misstrauen von mir wegnimmt, weil Er mich bis auf den Grund kennt. Er kennt mein Verderben besser, als ich selbst; indem ich zu Ihm gehe wird das Herz weit und frei, weil, Er alles weiß und weil Er gerade dafür, gekommen ist. In Ihm finde ich alle Freiheit, alle Gnade und alle Liebe; dazu weiß ich, dass Er Gott ist, mein Heiland, und was für eine Veränderung entsteht in einer Seele, die da weiß, dass sie es zu tun hat mit dem Gott, der nie lügt und welcher die Liebe ist. 

Nicht nur ist Er gekommen, um mir die Last erleichtern zu helfen, auch um mich zu erretten, und sehr köstlich ist zu wissen, dass, wo der Mensch Jesus mir begegnet, dass mir Gott selbst begegnet ist. Ich bin eins mit Ihm; nicht am Kreuz, (da hat Er meine Stelle eingenommen), sondern in all Seinen Vorrechten. Er hat Sich für mich in den Riss gestellt als Sünder und hat Sich zum Sühnopfer darge­geben. Gott kann nicht mehr mein Heil in Frage stellen, da ich eins mit Ihm bin droben im Himmel, und wenn ich mich quäle, so ist's allein mit mir selbst, denn von Gottes Seite kann ich nicht die geringste Furcht haben. Satan hat Alles getan, was er konnte, das diente aber nur dazu, um zu offenbaren, dass seine Macht für immer zerstört wäre. Es bleibt nichts mehr, was mich vor Gott beunruhigen könnte; Jesus hat Alles, um die Quelle des Lebens und der Freude zu sein; in Ihm, worin die Fülle der Gottheit wahrhaftig wohnt, finde ich Alles; ich finde alle Gnade in Ihm für meine Bedürfnisse, meine Kraft und meine Gerechtigkeit.

Eine andere Gerechtigkeit hat die Steile der menschlichen Gerechtigkeit eingenommen, nämlich die Gerechtigkeit Gottes. Christus ist das Haupt aller Dinge geworden und die ganze Herrlichkeit ist in Ihm geoffenbart zur Rechten Gottes, in Folge der Versöhnung, welche für meine Sünde geschehen ist. Also ist die ganze Fülle geoffenbart und als Jesus schon verherrlicht war, sagte Er, dass Er eins mit uns sei und durch Seinen Geist, den Er gesandt, hat Er uns die Erkenntnis darüber gegeben. Christus hat von uns gesagt: „Ich bin es." Also brauche ich nur zu sehen, was Christus ist, um mich zu freuen, weil Er von den Seinen gesagt hat: „Ich bin's."

Der Heilige Geist ist gegeben, in den Herzen dieser Elenden vor der Welt, das Siegel und Unterpfand des Erbes zu sein. Wird man sich hier aber, wenn man den Heiligen Geist hat, nichtmehr darum kümmern, ob man sündigt? Im Gegenteil, denn dann ist man eins mit Christo, der uns betrachtet als Seinen Leib und der uns pflegt. Vielleicht muss Er uns wohl noch manchmal verwunden, weil Er uns nicht vernachlässigen kann, die wir Sein Leib sind, und der Heilige Geist gibt uns ein zartes Gewissen, das nicht zu tun, was Jesus nicht gefällt, denn wir sind eins mit Ihm, sind Sein Leib und je näher wir bei Ihm sind, desto zarter wird unser Gewissen. Außer der Tatsache, dass wir eins mit Christo sind, muss der Heil. Geist nicht betrübt werden, wenn wir dies Vorrecht vollkommen ge­nießen wollen, wenn das Herz in der Freude überfließend sein soll, in der Freude, Ihn zu besitzen. Wenn das Herz Pauli nicht weit gewesen wäre, hätte er, obschon das Einssein mit Christo blieb, nicht sagen können, ich wünschte, dass ihr würdet wie ich. Seine Vernunft würde vielleicht diese Wahrheit er­kannt haben, aber sein Herz hätte es nicht durch den Heil. Geist sagen können. 

Derselbige aber wird nicht unterdrückt weder durch Gefängnis, noch durch Trübsale aller Art, — nichts hindert Paulus, die Gnade Jesu zu genießen. Er konnte sieh unter allen Umständen glücklich schätzen, und zu denen sagen, welche ihn hörten: ich wünschte, ihr würdet, wie ich. Agrippa sagte zu Paulus: „Es fehlt wenig, so überredest du mich, dass ich ein Christ würde." Wäre die Frage an uns gerichtet worden, wie würde dann die Antwort gewesen sein? Vielleicht würden wir geantwortet haben: Wollte Gott, du seiest es. Aber hätten wir auch sagen können: ich wollte, du würdest so, wie ich? Dies zeigt uns die innere Seligkeit, welche der Apostel besaß. O, wie glückselig ist der Mensch, der das sagen kann! Und Alle können es sagen in Christo, denn Christus hat von Allen gesagt: Ich bin's! Aber sind wir nicht nahe bei Christo in der Lage eines Paulus, so werden wir nicht freudig sein.

Es kann manches in dem Leben eines Christen geben, das Christus nötigt, ihn zu züchtigen; es gibt verschiedene Offen­barungen der Liebe. Das ändert aber diese Wahrheit nicht, dass Er eins mit ihm ist. Der Christ sieht in Gott die ganze Güte für ihn (den Sünder) und als Sünder nur Gnade. In Christo ist die Gerechtigkeit, die Liebe und die Herrlichkeit Gottes; Er erklärt mit der Gemeine eins zu sein, indem Er sagt — Ich bins. In den Christen wohnt der Heil. Geist, der sie über das Alles belehrt und ihnen den Genuss davon gibt und damit sie durch dieses Unterpfand wissen, dass die Gemein­schaft und die Seligkeit Gottes ihnen für immer angehöre. Ist es dann zu verwundern, dass der Apostel den liebevollen Wunsch ausspricht: Wollte Gott, ihr würdet, wie ich. Wenn wir vor Gott stehen, so wird alles zerstört, was das Gewissen hindert, zart zu sein. 

Mit all unserer Religion sind wir vor dem Gott entblößt, vor dem alle Schleier reißen; Alles, was wir tun, um uns vor Gott zu verbergen, alle Sorgen, alle Vergnügungen, kurz Alles wird uns zum Ekel, wenn das Gewissen erwacht ist. Seid ihr darüber zufrieden, dass euer Gewissen vor Gott ent­blößt ist, dann seid ihr selig, denn dann kann Christus euch sagen: ihr seid eins mit Mir. Gott ist mit uns be­schäftigt, wie mit Jesu selbst, indem wir ja eins sind mit Ihm, als solche, wovon Er sagt: Ich bin's, den du verfolgst.

Möge Gott uns die Gnade geben, diese, für unsere Seele so kräftige und gesegnete Wahrheit, zu verstehen.

Wer aus Gott geboren ist, der sündigt nicht BdH 1853

02/18/2024
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Wer aus Gott geboren ist, sündigt nicht

Botschafter des Heils in Christo 1853, 

Diese Worte werden sehr leicht und vielfach missverstanden und doch sind sie so einfach. Es bedarf nur des einfältig kind­lichen Glaubens, um sie recht zu verstehen und zu gebrauchen. Der Apostel will uns hier ebenso wenig zu einer fleischlichen Heiligung auffordern, als uns für die feinen subtilen Sünden blind machen; vielmehr will er unserem Glauben einen sicheren festen Halt und unserem Glaubenskampfe ein freudiges Auf­sehen geben. Darum ist es eine gute Botschaft, ein liebliches Evangelium, und hält uns recht wacker und nüchtern. Jagen wir einer falschen Heiligung nach, meine Freunde, so können uns diese und ähnliche Worte nur mutlos machen; nehmen wir es leicht mit der Sünde, so werden wir dadurch sicher. So ent­schieden sie nun aller fleischlichen Heiligung und Sicherheit entgegentreten, ebenso entschieden und freudig bekennt der Christ: „Wer aus Gott geboren ist, der sündigt nicht; er kann nicht sündigen." Lasset uns nun in den Sinn dieser Worte etwas näher eingehen.


„Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns" (Joh. 1, 14). „Wer nun glaubt, dass Jesus sei der Christ, der ist von Gott ge­boren" (1. Joh. 5, 1). Es ist etwas überaus Köstliches für ein Herz, das unter der Last der Sünde seufzt, wenn ihm das Ge­heimnis der Gottseligkeit kund wird, wenn es in Wahrheit in das Bekenntnis einstimmt: „Gott ist geoffenbart im Fleische; gerechtfertigt im Geiste" (1. Tim. 3, 16); „Jesus Christus ist in das Fleisch gekommen" (1. Joh. 4, 2). Dies Kommen galt unserer Erlösung. Es sollte die göttliche Gerechtigkeit befriedigt und der Reichtum der Gnade an uns in Christo Jesu geoffenbart werden. Es ist nun vollbracht zum Preise unseres Gottes; aber nur der Glaube erfasst es und betet an. Für den Unglauben bleibt das Wort vom Kreuze die alberne Predigt; ihn dünket die Weis­heit und Kraft Gottes, nur Torheit und Schwachheit zu sein.

Der Mensch war Sünde und Ohnmacht, er stand unter dem Fluch und Zorn Gottes und sein Ende war Tod und ewige Ver­dammnis. Das war sein Los als Nachkommen des ersten Adams, in welchem durch Ungehorsam das Ebenbild Gottes verloren ward. Da erschien der zweite Adam, Jesus Christus; Er hüllte sich in Fleisch und Blut, weil auch wir gemeinsam dasselbe an uns tragen (Hebr. 2, 14); in diesem ist Er hingegangen und hat unsere Sünde an Seinem Leibe an das Fluchholz hinaufgetragen (1. Petrus 2, 24). Auf diesem Wege ist die Sünde, die uns von Gott trennte, beseitigt worden. An dieses Opfer allein hält sich der Glaube, der nichts Eigenes mehr zu bringen vermag. 

Er spricht ebenso zuversichtlich, dass alle Sünden getilgt seien, als ob er nie eine Sünde begangen hätte. Der Gläubige naht sich Gott mit Freimütigkeit; nicht mit einem von Sünde be­schwerten, sondern mit einem befreiten Gewissen, weil er Jesum ergriffen hat. Noch weiter geht der Glaube in seinem Bekennt­nis; da er ja nicht mehr auf das Sichtbare sieht, sondern unbe­dingt und mit völliger Gewissheit dem Worte Gottes traut. In Christo Jesu sieht sich der Gläubige vertreten und dargestellt. Jesus Christus ging mit uns, die wir durch den Glauben in Ihm sind, mit allen unseren Sünden Gott entgegen. Auf Ihn ward all unsere Schuld und Missetat gelegt. Die göttliche Gerechtig­keit aber traf den also Beladenen, und uns in Ihm, auf Golgatha. — „Verflucht ist, wer nicht hält alle Worte des Gesetzes, dass er darnach tue; und: „Welche Seele sündigt, die soll des Todes sterben." 

Das war genug, und die Gerechtigkeit Gottes musste sich auch völlig als Gerechtigkeit erweisen. Dies ist geschehen am Fluchholz, als Christus den Tod der Missetäter starb und wir in Ihm. „Er ward für uns zur Sünde gemacht." Der Leib also, der dem Gesetz der Sünde unterworfen war, wurde am Kreuze, in Jesu, vom Tode getroffen und ist dadurch ganz be­seitigt worden. Die Sünde, bei allen, die durch den Glauben in Jesu sind, hinweggetan. Die Sünde kann ihre Kraft und Herrschaft nur in denen ausüben, die nicht im Glauben stehen, bei den Glaubenden hat sie nichts mehr zu richten, noch zu fordern, weil das geschehen ist. Die Gerechtigkeit Gottes hat sodann auch ihr Genüge an den Glaubenden: Gott selbst war in Christo und hat Sich völlig zufriedengestellt durch Sich selbst.

Der Tod konnte den nicht halten, der Gott vertraut hatte und das Leben selber war. Das Gericht war beendigt und alles beseitigt worden, was sich irgendwie zwischen Gott und uns stellen konnte. Jetzt offenbarte sich an uns, den Glaubenden, der Reichtum Seiner Gnade und Liebe. Hielt uns keine Sünde mehr gefangen, konnte kein Gesetz mehr einen Fluch über uns aussprechen, weil der Tod beiden volles Recht hatte zuteil wer­den lassen, so konnte uns auch mit Jesu, unserm Leben, das Grab nicht behalten. Wie Er durch die Herrlichkeit des Vaters auferweckt wurde, also auch wir. Ein neuer Mensch entstieg dem Grabe, an dem die Gerechtigkeit Gottes nichts mehr fand. Er war gerecht, heilig und ohne Tadel und darum setzte Ihn auch Gott zu Seiner Rechten. Er hatte Sich selbst erniedrigt und ward völlig gehorsam, darum hat Ihn auch Gott erhöht und Ihn hoch über alles gesetzt, was im Himmel und auf Erden ist; als Kind und Erbe ist Ihm vom Vater im Himmel ein ewiges, un­verwelkliches Erbteil, eine unaussprechliche Herrlichkeit ge­worden.

 Der Glaube sieht sich nur, in Jesu; wo Dieser ist, da bleibt auch Er. BIS zur Rechten Gottes, bis zur Herrlichkeit des Vaters folgt Er und betet an. Er erfüllt das Herz mit Lob und Preis, dass es laut rühmend mit dem Apostel spricht: 0, welch eine Tiefe des Reichtums, beides der Weisheit und der Erkennt­nis Gottes" (Röm. 11, 33). Der Gläubige richtet unverwandt sein Auge auf Jesum und erblickt in Ihm die ganze Fülle der Gnade und Liebe. Nur er versteht die Worte: „So ist nun nichts Ver­dammliches an denen, die in Christo Jesu sind" (Röm. 8, 1.). Ist jemand in Christo, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden" (2. Kor. 5, 17). Der Gläubige sieht sich mit den Augen Gottes an und da sieht und bekennt er, dass er in Jesu versöhnt, gerechtfertigt und geheiligt dargestellt und dem Vater lieb und wert ist. Er hat Jesum im Glauben angezogen und darum hat er das ewige Leben und ist hienieden schon, in dasselbige eingegangen.

Der Sündenleib ist getötet und die Knechtschaft der Sünde aufgehoben. Es ist alles neu geworden; wir sind aus Gott ge­boren, sind in Christo auferstanden und in den Himmel versetzt. Sollen wir nun wieder einen neuen Sündendienst aufrichten?

Dann wäre Christus ja ein Sündendiener. Wisset ihr nicht, dass eure Leiber Glieder Christi sind? Soll ich nun die Glieder Christi nehmen und sie zu Gliedern der Sünde machen? Das sei ferne. Vielmehr halten wir gläubig fest, dass wir der früheren Herrschaft und Gemeinschaft ganz entstorben sind, dass alles neu geworden ist, dass der ganze Dienst, ja unser ganzes Verhältnis ein anderes geworden ist. Eine solche Sprache des Glaubens führt der Apostel Johannes fast durchgängig in seinem ersten Briefe. Er spricht von den Christen, als spräche er von Christo selbst; auf die ungläubigen Einwendungen des menschlichen Herzens nimmt er gar keine Rücksicht. Er redet von den Chri­sten, als solchen, die in Christo der Sünde gestorben und nun mit Ihm auferstanden und in den Himmel versetzt sind. 

Er führt nur die Sprache des Glaubens, der die Dinge besitzt, die er glaubt. Nur einige Steilen will ich hier anführen: „So wir im Lichte wandeln, so haben wir Gemeinschaft untereinander" (Kap. 1. 7). „Und dann merken wir, dass wir ihn erkannt haben, so wir seine Gebote halten. Wer da sagt: Ich kenne ihn und hält seine Gebote nicht, der ist ein Lügner und in solchem ist die Wahrheit nicht" (Kap. 2, 3. 4). „Wer in ihm bleibet, der sün­digt nicht; wer da sündigt, der hat ihn nicht gesehen, noch er­kannt". „Wer da Sünde tut, der ist ein Teufel". „Ein jeglicher, der aus Gott geboren ist, der tut nicht Sünde, denn sein Same bleibt bei ihm, und kann nicht sündigen, denn er ist aus Gott geboren". 

„Und was wir bitten, werden wir von ihm nehmen, denn wir halten seine Gebote und tun was vor ihm wohlgefällig ist" (Kap. 3, 6. 8. 9. 22). „Daran erkennen wir, dass wir Gottes Kinder lieben, wenn wir Gott lieben und seine Gebote halten, und seine Gebote sind nicht schwer. Denn alles, was von Gott geboren ist, überwindet die Welt, und unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat". „Wir wissen, dass, wer von Gott geboren ist, der sündigt nicht; sondern wer von Gott geboren, der bewahrt sich, und der Arge wird ihn nicht antasten" (Kap. 5, 2, 3. 18).

Es wird uns hier nicht schwer zu erkennen, dass der Apostel von solchen redet, die in Christo Jesu vollkommen dargestellt sind, „welche nicht von dem Geblüt, noch von dem Willen des Fleisches, noch von dem Willen eines Mannes, sondern aus Gott geboren sind." Von dem Leib der Sünde, der am Kreuz in Christo Jesu getötet ist, wird keine Notiz genommen; der Glaube hält ihn für völlig vernichtet. Die frühere Macht und Herr­schaft, welcher wir unterworfen waren, ist in Jesu gebrochen, und in Ihm kann uns nichts schaden. Es ist aber dies nur ein Werk des Glaubens und nicht des Schauens. In der Wirklichkeit sehen wir den Leib, worin das Gesetz der Sünde sein Werk hatte, noch an uns und das macht manche irre. Der Glaube aber hat dieselbe Kraft, die. Dinge, die er glaubt, auch in der Wirk­lichkeit zu haben. Er ist es, der uns allein in Christo Jesu hält und uns untadelig wandeln läßt; doch bleibt er fortdauernden Anfechtungen unterworfen. In meinem Fleische finde ich noch alle Anknüpfungspunkte für das, was fleischlich ist, und nur, wenn ich im Glauben stehe, hat nichts Macht über mich. Ohne Glauben, mag ich auch noch so viele Jahre ein Christ gewesen sein, komme ich wieder unter die Herrschaft der Sünde und des Todes. Unzählige Feinde sind beschäftigt, mir meinen Glauben zu rauben, und darum bleibt in diesem Leben ein steter Kampf. 

Ohne Kampf bin ich schnell eine Beute des Unglaubens, und der Sündenleib, den der Glaube in Jesu als getötet ansah, wird, wenn ich so sagen darf, wieder aus dem Grabe hervorgezogen und tritt unter den Dienst der Sünde. In diesem Dienste bleibe ich, solange der Unglaube währt; nur der Glaube allein versetzt mich aus demselben in Jesum. In diesem Sinne spricht auch der Apostel, uns zu trösten, nachdem er vorher ermahnt hat: „Meine Kindlein solches schreibe ich euch, auf dass ihr nicht sündigt. Und wenn jemand gesündigt hat, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesum Chri­stum, den Gerechte n" (1. Joh. 2, I). Es soll keiner, der mutlos geworden, der den Glauben verlassen, den Sündenleib wieder angesehen, und nicht im Kampf beharrte, in seinem Un­glauben bleiben, sondern sofort zu Jesu seine Zuflucht nehmen, in Ihm ist die Versöhnung, in Ihm sind wir gerecht.

So tröstlich es nun einerseits für uns ist, zu finden, dass wir nicht Ursache zum Verzagen haben, ebenso entschieden fordert uns auch andererseits die Geduld und Güte Gottes auf, nicht zu sündigen. Es ist sehr betrübend, diese Trostworte aus dem Munde solcher zu hören, die da leichtsinnig wandeln. Sie wollen darin eine. Unmöglichkeit sehen, der Sünde nicht zu dienen. Finden sie bei sich so oft Glauben und Unglauben wechseln; fin­den sie, wie sie in Gedanken, Worten oder Werken immer wie­der der Sünde dienen, so soll dies der Maßstab eines Christen sein. Ihr eigenes Gewissen aber, wenn sie nur darauf achten wollten, sagt ihnen, dass sie in dem rechten christlichen Ernst nicht einhergehen, und ihren hohen himmlischen Beruf wenig kennen und beachten. „Lasset uns von aller Befleckung des Geistes und des Fleisches reinigen" (2. Kor. 7, 1). „Es trete ab von aller Ungerechtigkeit, wer den Namen Christi nennt" (2. Tim. 2, 19). „Darum Brüder, tut desto mehr Fleiß, euern Be­ruf und Erwählung fest zu machen. Denn wenn ihr solches tut, so werdet ihr nicht straucheln" (2. Petri 1, 10). 

Das sind Er­mahnungen, die kraftlos an solchen leichtfertigen Herzen vor­über gehen; auch suchen sie den Ernst derselben durch allerlei Spitzfindigkeiten zu schwächen. Bei vielen mangelt es auch an der richtigen Erkenntnis; sie verstehen nicht das Wesen des Glaubens und Unglaubens. Leider wird dies aber von einigen unter ihnen anerkannt; und viel lieber beharren sie in einem mangelhaften Wandel; aber sie- beweisen damit einen großen Undank gegen den Reichtum der uns in Christo geschenkten Gnade und Herrlichkeit. Nicht wenige gibt es auch, die den alten und neuen Menschen in der Weise trennen, dass sie meinen, der alte sei auf der Erde und lebe fleischlich, während der neue im Himmel sei und Gott diene. Es wird dabei in dem Wollen des Guten, (die Anerkennung, dass das Gesetz gut ist) und dem Tun des Bösen, (der Erfahrung, dass wir Fleisch sind), der neue und alte Mensch erkannt. 

Aus dem oben gesagten ist aber zur Genüge bewiesen, und der Apostel Johannes uns deutlich sagt, dass der aus Gott geborene eine neue Kreatur sel, der nicht nur das Gute wolle, sondern auch tue, und der nicht sündige. Der alte und der neue Mensch können nie zusammen leben und regieren. Der neue Mensch geht aus dem Tode des alten hervor; beides vermittelst des Glaubens. Durch denselben können wir uns nur dann als auferstanden und mit Jesu in den Himmel versetzt sehen, wenn wir dafür halten, dass wir in Ihm gestorben sind und dies durch Wort und Wandel vor Gott und Menschen bezeugen.

Als aus Gott Geborene,. als mit Christo Auferstandene kön­nen wir der Sünde nicht dienen, es ist unmöglich. Aber solange ich hienieden des Glaubens lebe, und ich nur alles vermittelst des Glaubens habe, der noch dazu mancherlei Prüfungen unter­worfen ist, solange ist es möglich, dass ich ermatte und für eine Zeitlang in den Unglauben zurücksinke. Wenn dies geschehen, so bin ich wieder unter der Macht der Sünde und in ihren Dienst getreten. Es ist also, wenn ich anders mit Geduld in dem verordneten Kampf laufe, das Sündigen nicht etwas Gewöhn­liches, sondern etwas Außerordentliches; nicht etwas, was eben nicht anders sein kann, oder also sein muß, sondern etwas, was nur dann geschieht, wenn wir nicht im Aufsehen harrten. Lasset uns aber unseren hohen Beruf nicht aus den Augen verlieren, meine Brüder, und im Kampf des Glaubens nicht ermatten.

 Es ist etwas Herrliches zu wissen, dass uns in Jesu nichts schaden kann, dass wir in Ihm vor aller List und Bosheit der Feinde gesichert sind. Es ist etwas Herrliches, in dem Bewusstsein ein­hergehen zu können, dass die Sünde alle Macht und Herrschaft an uns verloren hat, dass wir nicht sündigen können, wenn wir anders in Ihm bleiben. Das Bewusstsein macht unsern Gang gewiss und gibt Mut im Kampfe. Darum lasset uns in all unserm Wandel unsern Dank für Sein großes Opfer beweisen. Dringen auch Versuchungen aller Art auf uns heran, sehet unverrückt auf Jesum und lasst euch mit nichts ein. Bald haben wir auch den Siegespreis errungen und dann werden wir uns freuen mit unaussprechlicher Freude.

Möge der Heilige Geist immer tiefer in die Erkenntnis Gottes und Christo Jesu dringen, und unseren Herzen den Reich­tum Seiner Gnade und Herrlichkeit, die wir in Christo haben, immer besser verstehen und schätzen lassen.